15. Arzneimitteltherapie beim alten Menschen Flashcards
Wie werden geriatrische Patienten definiert?
- geriatrische Multimorbidität
- höheres Lebensalter (ca. >70)
- klassische geratrische Syndrome: Instabilität, Immobilität, intellektueller Abbau, Inkontinenz + Altersdepression, Mangelernährung, Störungen des Flüssigkeitshaushaltes/Exsikkose (Durstkrankheit/Abnahme des Körperwassers), iatrogene Probleme inkl. Polypharmazie
Was sind Probleme der Pharmakotherapie bei älteren Menschen?
- altersphysiologische Veränderungen (Veränderungen der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik, Auftreten spezifischer Nebenwirkungen)
- Multimorbidität (Exazerbation von Begleiterkrankungen durch Arzneimitteltherapie, Kontraindikationen für Wirkstoffe, Polypharmazie)
- Einnahme des Arzneimittels (reduzierte Adhärenz, reduzierte Selbstständigkeit [motorisch, kognitiv], Betreuung durch unterschiedliche Personengruppen)
- andere Faktoren (eingeschränkte Validierung der Arzneimittel bei älteren Patienten, erhöhtes Risiko einer Hospitalisierung, eingeschränkte Lebenserwartung)
Welche pharmakodynamischen Veränderung gibt es im Alter?
- veränderte Arzneistoff-Rezeptor-Interaktionen
- Funktionsveränderungen des ZNS
- gestörte Gegenregulationsmechanismen, u.a.:
- > orthostatische Hypotension
- > Elektrolytstörungen
- > verminderte Blutzuckerkontrolle
- erhöhte Vulnerabilität für Nebenwirkungen
- mit niedriger Dosis beginnen, langsame Dosissteigerung
- Vereinzeit spezifische Dosisangaben in Fachinformation für ältere Menschen
Woher kommen Verwirrtheitszustände im Alter?
Prädisponierende Faktoren:
- kognitiver Status (Demenz, Depression, Delir in Anamnese)
- Alter > 65
- Medikamente (Polypharmazie, anticholinerge Medikamente)
- Elektrolytstörungen
- Dehydratation
- Hypoxämie
- Komorbiditäten/Multimorbidität - Infektionen, Träume
- Funktioneller Status
Was sind UAW bei NSMRI bei peripheren Muscarin-Rezeptoren?
- Mundtrockenheit
- Akmommodulationsstörungen
- Mydriasis (Glaukomanfall)
- Blasenentleerungsstörung
- Obstipation
- Tachykardie
Was sind UAW bei NSMRI bei peripheren Alpha-Adrenorezeptoren?
- Orthostatische Hypotonie, reflektorische Tachykardie
Was sind UAW bei NSMRI bei zentralen Muscarin-Rezeptoren?
- Delir
Was sind UAW bei NSMRI bei zentralen H1-Rezeptoren?
- Sedierung
- Gewichtszunahme
Was sind UAW bei NSMRI bei zentralen 5-HT2-Rezeptoren?
- Gewichtszunahme
Was sind UAW bei NSMRI bei zentralen NA-Transportern?
- orthostatische Hypotonie, reflektorische Tachykardie
Was kann bei einer Überdosierung von NSMRI auftreten?
- Koma
- Krampfanfälle
- Arrhythmien bis AV-Block
Was für pharmakodynamische Veränderungen kann es beim älteren Menschen geben?
- Arzneistoff-Rezeptor-Interaktionen, Transmittergehalt, Rezeptordichte, Transporterfunktion, gestörte Gegenregulationsmechanismen
Was für pharmakokinetische Veränderungen gibt es im Alter?
- Veränderung des Verteilungsvolumens
- Ältere haben verminderte Kreatinin-Clearance + GFR
- Dosisanpassung über geschätzte Kreatinin-Clearance /geschätzte GFR nötig
Was ist, wenn der Anteil der bioverfügbaren Dosis, der extrarenal eliminiert wird (Q0-Wert), höher oder gleich 0,7 ist?
- überwiegend extrarenale Elimination
- keine Akkumulation bei Niereninsuffizienz
Was ist, wenn der Anteil der bioverfügbaren Dosis, der extrarenal eliminiert wird (Q0-Wert), kleiner oder gleich 0,5 ist?
- überwiegend renale Elimination
- moderate bis starke Akkumulation bei Niereninsuffizienz
Was ist die häufigste Definition von Polypharmazie?
mehr oder gleich 5 Wirkstoffe -> 33% der Versicherten im Alter von 65 oder älter
Was sind die Folgen von Polypharmazie?
Risiko steigt für:
- UAW
- Interaktionen
- Nichtberücksichtigen von Kontraindikationen, Allergien
- Underprescribing - keine/zu wenig/ zu kurze Verschreibung einer eigentlich indizierten Medikation
- Medikationsfehler durch Patienten
Was sind Arzneimittelinteraktionen / Wechselwirkungen?
- wenn durch die gemeinsame Verabreichung von Arzneimitteln die Wirkung und/oder Verträglichkeit/Sicherheit eines Arzneimittels im Vergleich zur Monotherapie eingeschränkt wird
- Folgen: Wirkabschwächung, vermehrt UAW und erhöhte Toxizität
- sowohl auf Pharmakokinetik, als auch auf Pharmakodynamik
Welche Pharmakodynamischen Interaktionen können auftreten?
- bestimmte Kombinationen sind erwünscht (erhöhte Effektivität)
- bestimmte Kombinationen sind relativ oder absolut kontraindiziert (mehr UAWs und erhöhte Toxizität)
- > Kombination kann erfolgen falls:
- > Nutzen/Risiko-Abwägung dies rechtfertigt
- > Risiko kalkulierbar und/oder durch Monitorisierung frühzeitig detektierbar
Welche Probleme können bei der Absorption auftreten?
- Nahrung
- > Milchprodukte: reduzierte Resorption von Bisphophonaten, Fluorchinolonen, Tretracyclinen
- > Proteinreiche Nahrung: reduzierte Resorption von Levodopa
- Absorption an z.B. Chelatbildner wie Metallionen der Antazida, Eisenpräparate -> Einnahme 2-3 h vor anderen Arzneimitteln
- Hemmung der gastrointestinalen Motilität (Anticholinergika, Opioide)
Was hat einen Einfluss auf die CYP-Aktivität?
- andere Arzneistoffe -> Wechselwirkungen/Interaktionen
- Nahrungsmittel
- genetische Variabilität
Was sind mögliche Gründe für Medikationsfehler durch Patienten und reduzierte Adhärenz (Einhaltung der Therapieziele)?
- unzureichende Informiertheit
- Nebenwirkungen
- fehlender Leidensdruck
- komplexe Verordnungen
- Verunsicherung durch Namensunterschiede zwischen verordnetem und abgegebenem Präparat
- funktionelle Beeinträchtigung wie Nachlassen von Merkfähigkeit, Sehkraft, Hörvermögen, Feinmotorik
Was sind potentiell inadäquate Medikationen?
- Arzneistoffe, die bei älteren Patienten ein hohes Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen bergen und für die es besser geeignete Alternativen gibt
- Arzneimittel, die bei älteren Patienten geeignet sind, aber bei bestimmten Erkrankungen vermieden werden sollten
- bestimmte Dosierungen von Arzneimitteln, die im Alter vermieden werden sollten
Was sind Negativlisten?
- fokussieren sich auf ungeeignete Wirkstoffe
- Beispiel: PRISCUS-Liste
- > nennt 83 Arzneistoffe aus 18 Wirkstoffgruppen, die bei älteren Patienten zurückhaltend / nicht verordnet werden sollen
- > nennt Begründung und jeweils günstigere Alternativen
Was sind Positivlisten?
- fokussieren sich auf geeignete Wirkstoffe
- Beispiel: FORTA-Klassifikation
- > gibt für 296 Arzneimittel und Wirkstoffgruppen den Grad der Eignung für ältere Patienten in vier Kategorien an
- > Klassifikation teilweise abhängig von der Indikation