4. Vorlesung (Psychotherapeutische Verfahren II) Flashcards

1
Q

Welches allgemeine Krankheitsmodell liegt der Verhaltenstherapie zu Grunde?

A

Krankheitsmodell:
• Psychische Störungen entstehen durch erlerntes Fehlverhalten im Umgang mit
Belastungssituationen
• Da Lernvorgänge reversibel sind, können „falsch“ gelernte Verhaltensweisen umgelernt
werden

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Q

Grenzen Sie die erste und die zweite „Welle der Verhaltenstherapie“ voneinander ab.

A
  1. Welle:
    - Therapie die Lernprinzipien anwendet um unerwünschte Verhaltensweisen zu löschen
    (bsp. Klassische Konditionierung: Alkohol mit Medikament kombinieren das für Übelkeit sorgt, hat die Wirkung das Alkohol mit Übelkeit, also etwas schlechtem assoziiert wird)
  2. Welle:
    - kognitive Wende bzw. die kognitive Therapie, lehrt die Patient*innen neue, besser an die Realität
    angepasste Denkweisen
    - Beruht auf der Annahme, dass
    zwischen Ereignissen und
    emotionalen Reaktionen
    Gedanken vermittelnd Einfluss
    nehmen
    (Bsp. Kündigung —> Chef ist scheiße, Ich verdiene besseres —> keine Depression)
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3
Q

Was genau ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT)? Wichtig!

A

Kognitive Verhaltenstherapie:
• verbreitete integrative Therapie, bei der die Techniken der kognitiven Therapie
(Veränderung der selbstabwertenden Gedankenmuster) mit den Techniken der
Verhaltenstherapie (Verhaltensänderung) kombiniert werden

Ziel:
• Die (K)VT befasst sich mit den auslösenden und Aufrechterhaltenden Faktoren einer
Störung und ist ziel- und handlungsorientiert
• Die aktive Ausbildung und Förderung menschlicher und sozialer Handlungsfähigkeit
steht hier im Fokus (Nicht das „Warum?“)

Setting:
• Face-to-Face-Arrangement
• zwischen 12 und 80 Sitzungen, 1-2 Sitzungen in 14 Tagen

Grundlage:
• Stützt sich insbesondere auf die Erkenntnisse aus
• Lernforschung
• Experimentalpsychologischen Untersuchungen

Indikation (KVT):
§ Sehr hohe Erfolgsquoten in der Symptomreduktion insbesondere bei Patientinnen
mit
§ Phobien
§ Angst- und Panikstörungen § Zwangsstörungen
§ Essstörungen
§ Depressive Erkrankungen
• Voraussetzung ist ein abgrenzbares Problemverhalten der Patient
innen und
Bereitschaft zur Kooperation/Compliance („Hausaufgaben“, „Tagebücher“, etc.)

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4
Q

Was sind die allgemeinen Therapiephasen der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT)? Wichtig!

A

Ablauf Therapie
Therapiephasen nach Kanfer (1990)
1. Eingangsphase, Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen
2. Aufbau von Änderungsmotivation, vorläufige Auswahl von Änderungsbereichen
3. Verhaltensanalyse und funktionales Bedingungsmodell (= Ätiologie)
4. Vereinbaren therapeutischer Ziele
5. Planung, Auswahl und Durchführung spezieller Methoden
6. Evaluation therapeutischer Fortschritte
7. Endphase, Erfolgsoptimierung und Abschluss der Therapie
(8.Follow-up/Katamnese)

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5
Q

Was ist bei der „2. Änderungsmotivation“ zu beachten?

A
  • Es ist wichtig die Vor- und Nachteile des Therapieziels der jeweiligen Störung zu erarbeiten

• außerdem, genaue Beschreibung des SOLL-Zustands mit Patient*innen erarbeiten zur Ziel und
Werteklärung
• Z.B.
– Sorgenpaket
– Gute Fee
– 3-Jahre in die Zukunft

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6
Q

Was genau ist das SORKC- Modell?

A

• Dient der Erläuterung des menschlichen Verhaltens (vorausgehende, begleitende und
nachfolgende Bedingungen) und ist für die Diagnostik und aktuelle Verhaltensanalyse
grundlegend
• S —> Situation, die dem problematischen Verhalten vorausgeht
• O —> Organismusvariablen (körperliche Erkrankungen, Grundüberzeugungen, etc.)
• R —> Reaktion; Beschreibung der Reaktion
• K —> Kontingenz; Beschreibung des Verstärkungsmusters auf das jeweilige Verhalten
• C —> Consequences

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7
Q

Was ist bei der „3. Verhaltensanalyse zu beachten und Bezug auf Selbstbeobachtungs - und Symptomkontrolle?

A

Selbstbeobachtungsprotokolle, Symptomprotokolle ( Zu 3. Verhaltensanalyse)
• Ziele:
• Verhalten, Gefühle, Einstellungen werden bewusster und sichtbar
• Variabilität des problematischen Verhaltens identifizieren
• Auslösebedingungen und Konsequenzen identifizieren

Grundlage für funktionales Bedingungsmodell und Verhaltensanalyse
• Weitere Funktionen
– Symptom wird sein automatischer Charakter genommen
– Übernahme von
Selbstverantwortung
– Erfolgskontrolle
– Strukturaufbau

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8
Q

Wie sieht die allgemeine ABC-Theorie aus und ein Beispiel einer Verhaltensanalyse anhand dieses Modells?

A

Eigenes Beispiel:
Activating Event (A):
Ich bekomme eine schlechte Note in einem wichtigen Test.

Belief (Über A):
Person 1: “Ich bin ein Versager und werde nie erfolgreich sein.”
Person 2: “Das war ein schwieriger Test, aber ich kann meine Strategien verbessern und beim nächsten Mal besser abschneiden.”

Consequences (Konsequenzen):
Person 1: Fühlt sich entmutigt und verliert das Selbstvertrauen. Beginnt, sich als Versager zu sehen und vermeidet weitere Herausforderungen.
Person 2: Nimmt die Situation als Lerngelegenheit wahr und fühlt sich motiviert, härter zu arbeiten. Sucht nach Möglichkeiten, seine Studiengewohnheiten zu verbessern und erfolgreicher zu sein.

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9
Q

Was sind die kognitiven Denkfehler nach Beck? (3 muss ich wissen)

A

Kognitive Denkfehler nach Beck + Beispiel:
• Willkürliches Schließen: Schlussfolgerung ohne Evidenz
„Ich habe in der Klausur versagt, ich kriege einfach nichts auf die Reihe“ (Es wird nicht
beachtet, dass die Klausur sehr schwer war und mehr Teilnehmer*innen als sonst nicht
bestanden haben)
• Selektive Abstraktion: Bezug auf ein Detail nehmen, ohne Berücksichtigung des
Kontextes
„Dass mein Mann mir nur einen Kuss auf die Stirn gegeben hat, zeigt mal wieder, wie
wenig er mich liebt“ (Obwohl der Mann am selben Abend Essen kochte, Wäsche faltete
und ihr den Nacken massierte“)
• Übergeneralisierung: Wenn es in einem Fall stimmt, stimmt es in jedem ähnlichen Fall
auch
„Dass mein Mann ausgezogen ist und mich mit allen zurücklässt, beweist mal wieder, wie
Männer so sind“
• Personalisierung: Bezug von negativen Ereignissen auf sich selbst, auch wenn es keine
hinreichenden Belege gibt
„Dass meine Frau jetzt eine Affäre mit diesem Koch hat, hängt damit zusammen, dass ich
nicht kochen kann.“
• Emotionale Beweisführung: Gefühl wird als Beweis für die Richtigkeit der Gedanken
genommen
„Ich fühle mich ungeliebt, also liebst du mich nicht“

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10
Q

Wie sieht der Prozess der kognitiven Umstrukturierung nach Beck aus? (Wichtig!)

A

Prozess der kognitiven Umstrukturierung (nach Beck):
• Aufdeckung (automatischer) dysfunktionaler Kognitionen
• Erkennen des Zshg. zw. den Kognitionen einerseits und den Situationen, Gefühlen,
körperlichen Reaktionen und Verhaltensweisen andererseits
• Prüfung der Evidenz der verzerrten Gedanken und die gegen sie sprechende Evidenz
• Ersetzen der fehlerhaften Kognitionen durch mehr realitätsorientierte Interpretationen
• Lernen, dysfunktionale Annahmen selbständig zu identifizieren und zu ändern

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11
Q

Verschiedene Expositionstherapien und deren Prinzipien + Abläufe (wichtig)

A

Techniken der Stimuluskontrolle/Angstbewältigung
• Angstsituation löst Angstreaktion mit Vermeidungsverhalten aus
• Dies führt zu einer negativen Verstärkung und somit zur Stabilisierung der Angstreaktion
= Teufelskreis
• Durch Löschung konditionierter Angstreaktionen und Gegenkonditionierung von
Entspannung mit angstauslösender Situation wird dieser durchbrochen
• Wichtig hierzu ist das Prinzip der reziproken Hemmung
• körperliche Entspannung und Angst können nicht
gleichzeitig bestehen

—> Expositionstherapie: Allgemeine Definition
• Technik der Verhaltensmodifikation, die Ängste bekämpft, indem Menschen in der
Vorstellung (in sensu) oder in der Realität (in vivo) mit den Dingen konfrontiert werden,
vor denen sie Angst haben und die sie vermeiden

—> Flooding (Expositionstherapie)
• Patientin wird (nach ausführlicher Vorbereitung) dem
maximal angstauslösenden Reiz ausgesetzt
• Unter Anwesenheit von Therapeut
in, soll Patientin die Situation so lange aushalten,
bis die Angst nachlässt
• Patient
in lernt, dass die erwarteten Katastrophen nicht eintreten und Ängste (z.B.
durch Entspannung) wieder abklingen
• = Löschung der konditionierten Angstreaktion

—> Systematische Desensibilisierung. (Expositionstherapie):
• Ein angenehm entspannter Zustand wird mit allmählich immer
stärker angstauslösenden Reizen koppelt
• Angsthierarchie: Einstufung des Bedrohlichkeitsgrades
• Erlernen eines Entspannungsverfahrens
• Desensibilisierung in Sensu: Patient*in soll sich im entspannten Zustand die
angstauslösende Situation vorstellen
• Wenn Angstniveau immer geringer eingestuft wird, dann Desensibilisierung in Vivo:
Angstauslösende Situation wird in der Realität aufgesucht und mit
Entspannungserleben verknüpft

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12
Q

Wie unterscheiden sich (K)VT und TP/PA in Ihren Ansichten zur normalen
menschlichen Entwicklung und zur Rolle der unbewussten Vorgängen?

A

Normale menschliche Entwicklung:
• (K)VT
– adaptive Verhaltens- und Erlebnisweisen werden durch Erfahrung (vor allem in der
Interaktion mit der Umwelt) erworben und verändert
• TP/PA
– Wachstum geschieht durch Konfliktlösung während auf- einanderfolgender
Entwicklungsphasen
– Durch Identifikation und Internalisierung entwickeln sich reifere Ich-Kontrollen und
Charakterstrukturen

Rolle unbewusster Vorgänge:
• (K)VT
– bedeutsam im Rahmen von (automatischer) Informations- verarbeitung;
– im frühen Behaviorismus als bedeutungslos bzw. unwissen- schaftlich abgelehnt
(Betonung von Verhalten im Vergleich zu Erleben)
• TP/PA
– große konzeptuelle Bedeutung (v.a. bei klassischer PA)

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13
Q

Was gesagt besagt das Krankheitsmodell der Systemischen Therapie und was genau sind die Ziele?

A

Krankheitsmodell:
• Patient*in wird immer als Teil eines Beziehungssystems verstanden (meist Familie)
• Die Ursache einer psychischen Störung beruht nicht vorrangig auf intrapsychischem
Konflikt, sondern wird durch die Familie als System mit bedingt und aufrechterhalten

Ziel:
• Die Umdeutung („Reframing“) in Bezug auf die Symptome
von Indexpatientin („Symptomträgerin“)
• Erkrankung soll als Ausdruck einer Störung innerhalb des
Systems verstanden werden
• Nicht nur Symptomträger*in, sondern das System selbst wird behandelt
• Ziel ist das Aufdecken und Verstehen des unbewussten Zusammenspiels der
Familienmitglieder
• Intrapsychische Konflikte stehen in Wechselwirkung mit der Familien- bzw.
Systemdynamik

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14
Q

Was genau sind Indikationen und Kontraindikationen im Rahmen der Systemischen Therapie?

A

Indikation:
• Absolute Voraussetzung ist die Motivation der Familienangehörigen
• Bei Existentiellen Problemen eines Familienmitglieds
• Generationenkonflikt
• Sucht- und Abhängigkeitsproblematik

Kontraindikationen:
• Wenn intrapsychische Konflikte deutlich überwiegen
—> Einzeltherapie
• Bestimmte Störungsbilder wie narzisstische Persönlichkeitsstörung oder antisoziale
Persönlichkeitsstörung, da Patient*innen die Ursache ihrer Problematik ausschließlich
in ihrem Umfeld sehen
– Sie könnten hierdurch in dieser Ansicht bestärkt, statt zum Reflektieren angeregt
werden

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15
Q

Was meint Ressourcenorientierung und Lösungsorientierung im Rahmen der Systemischen Therapie?

A

Ressourcenorientierung:
• Fähigkeit zur Lösung liegt zu 100% bei Klient*innen
• Alle Eigenschaften, Symptome, Verhaltensweisen sind
Fähigkeiten
• Vermeidung von Pathologisierung

Lösungsorientierung:
• Lösungen sind oft unabhängig vom Problem
• Probleme sind wichtige Informationen bzgl. Kontext und
Wertesysteme
• Symptome = Lösungen
• Achtung vor der Selbstorganisation des Systems

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16
Q

Nenne und beschreibe spezifische Interventionen der systemischen
Therapie.

A

Interventionen und Methoden:
• Nichtwissende Haltung und Neugier
„Schlau sein“ für Fragen, „dumm sein“ für Antworten
• Allparteilichkeit
Fähigkeit, für alle Familienmitglieder gleichermaßen Partei ergreifen zu können
• Skalierungsfragen
zu Beginn und Ende eines Prozesses als Möglichkeit, subjektive Wirklichkeit zu
objektivieren, vergleichbar zu machen und Veränderungen abbilden zu können
- Auf einer Skala von 1 (minimal vorstellbare Ausprägung) -10 (maximal vorstellbare
Ausprägung) ist das Problem wie groß?
• Genogramm
Grafische Darstellung der Familienstruktur eines Indexpatienten (mit Konflikten, Allianzen
etc.)
Interventionen und Methoden
• Zirkuläres Fragen
- Familienmitglieder werden aufgefordert, in Anwesenheit der Familie, Verhaltensweisen
und Beziehungen untereinander zu kommentieren
- Soll das Eingebunden sein einer Verhaltensweise in einen sozialen Kreislauf
verdeutlichen
- Therapeutin fragt nicht „Sigmund, warum schweigst du?“, sondern „Sigmund, was
glaubst du, was es für deine Frau Martha bedeutet, dass du schweigst?“
- Zirkuläre Frage mit triangulärer Struktur: „Anna, was denkst du, was es bei deiner
Mutter auslöst, wenn dein Vater Sigmund schweigt?“
• Paradoxe Interventionen:
Kreative Interventionsstrategien, die gegen die Erwartungen von Patient
innen verstoßen,
indem sie die oft paradox-unlogische Eigendynamik von Symptomen verdeutlichen
- Bringt Überraschungspotential und die Möglichkeit einer neuen Sichtweise auf Probleme
• Reframing(Umdeutung): Änderung des begrifflichen und gefühlsmäßigen Rahmens
(„Scherben bringen Glück“)
• Symptomverschreibung: Auftrag, das Symptom beizubehalten, zu übertreiben und
willentlich herbeizuführen