3. Vorlesung (Psychotherapeutische VerfahrenI) Flashcards
Was ist die Definition einer Psychotherapie?
„Psychotherapie ist jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist.“
Was ist KEINE Psychotherapie?
Alles, was nicht auf die professionelle Behandlung von psychischen Problemen durch ausgebildete Psychotherapeuten basiert, ist keine Psychotherapie. Das können Selbsthilfegruppen, Lebensberatung, Coaching oder persönliche Ratschläge von Nicht-Experten sein.
„Zur Ausübung von Psychotherapie gehören nicht psychologische Tätigkeiten, die die Aufarbeitung und Überwindung sozialer Konflikte oder sonstige Zwecke außerhalb der Heilkunde zum Gegenstand haben“
Allgemeine Kennzeichen der Psychotherapie, welche sind wissenschaftlich anerkannt? (Richtlinien-Therapieverfahren)
- Analytische Psychotherapie
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- Verhaltenstherapie
- Systemische Therapie
- Gesprächspaychotherapie
Was sind Wirkfaktoren von Psychotherapie?
- Motivationale Klärung
- Problemaktualisierung
- Aktive Hilfe zur Problembewältigung
- Ressourcenaktivierung
- Therapeutische Beziehung
Was genau ist die „Motivationale Klärung“ und was bewirkt sie?
- Ist ein Wirkfaktor der Psychotherapie
- Förderung eines Bewusstseins der Patienten, welche Determinanten ihr problematisches Erleben und Verhalten bedingen
- Entwicklung eines individuellen Störungsmodell
- Exploration der Vor- und Nachteile des Verhaltens kurzfristig vs. langfristig
- Entwicklung von Therapiezielen
Was genau ist die „Problemaktualisierung“ und was bewirkt sie?
- ist ein Wirkfaktor der Psychtherapie
- Probleme des Patienten werden im Rahmen der Therapie unmittelbar erfahrbar gemacht
- Psychodynamische Verfahren, Beziehungserfahrung zwischen Therapeut und Patient
- (kognitive) Verhaltenstherapie:
—> Abbau von Vermeidungsverhalten
—> Aufsuchen von realen Orten
—> Einbindung von Personen die in Konflikte eingebunden sind
Was genau ist die „Ressourcenaktivierung“ und was bewirkt sie?
- ist ein Wirkfaktor der Psychotherapie
- explizite und implizite Nutzung der Stärken, Fähigkeiten, Potenziale, Möglichkeiten, Ziele, positive Stimmungen etc. zur Erreichung der Ziele von Patienten
- Funktionale Definition, d.h. alles kann als Ressource gesehen werden, solange es genutzt werden kann, um wichtige Ziele zu erreichen
- Nutzen, Sich-Bewusst-Machen und Erschließen von vorhandenen Ressourcen, nicht kompletter Neuaufbau von Ressourcen
(—> eher Faktor Problembewältigung)
Was genau ist die „Aktive Hilfe zur Problembewältigung“ und was bewirkt sie?
- ist ein Wirkfaktor der Psychotherapie
- Im Rahmen der Therapie werden einzelne Probleme durch bewährte problemspezifische Maßnahmen angegangen
- z.B Konfrontationstechniken, Rollenspiele, Imaginationsübungen, Problemlösetechniken etc.
- so werden Patienten aktiv darin bestärkt, positive Bewältigungserfahrungen mit ihren Problemen zu machen
Beispiele für Fragen einer Ressourcenaktivierung?
Beispielfragen:
• Was läuft gut bei Ihnen? Wie haben Sie das geschafft?
• Was kann vorerst so bleiben, wie es ist?
• Wo liegen Ihre Stärken?
• Worauf sind Sie stolz?
• Welche Fähigkeiten können Ihnen helfen, dieses Problem zu lösen?
• Wie haben Sie ähnliche Probleme in anderen Situationen schon einmal gelöst?
• Wer gehört zu Ihrem sozialen Netz?
• Freizeitaktivitäten, Sport, Entspannung?
Was genau ist die „Therapeutische Beziehung“ und was bewirkt sie?
- ist ein Wirkfaktor der Psychoanalyse
- therapeutische Beziehung ist signifikant mit dem Therapieerfolg assoziiert, Störungsbilder- und Therapieschulen- übergreifend
- Mögliche Ursachen des Zusammenhangs:
—> stabiler positiver sozialer Kontakt übt für sich genommen heilende Wirkung bei manchen Störungsbildern aus
—> Gute Beziehung ist wichtig, um Patienten zu motivieren , effektive Verfahren einzusetzen
Was zeichnet eine effektive therapeutische Beziehung aus? eher unwichtig
„Effektive Therapeuten zeichnen sich dadurch aus, dass sie …
- spezifische Methoden anwenden,
- tragfähige Beziehungen anbieten und sowohl unterschiedliche Methoden als auch Beziehungsangebote differenziert an der individuellen Person und am jeweiligen Rahmen ausrichten” (dt. Übers. aus Norcross, 2002, S. 13)
→ Zirkulärer Zusammenhang:
- gute Therapiebeziehung kann die Anwendung therapeutischer Techniken positiv beeinflussen
- gelungene Umsetzung therapeutischer Techniken kann eine gute therapeutische Beziehung festigen
Nenne und beschreibe verschiedene Abwehrmechanismen.
- Verdrängung (Unbeabsichtigter Ausschluss von Gedanken und Gefühlen aus dem Bewusstsein)
• Spaltung (Undifferenziertes „nur gut” vs. „nur böse”
, Idealisierung und Entwertung) - Wendung gegen das Selbst (Aggressionen, die einer anderen Person gelten, werden stattdessen gegen sich selbst gerichtet)
- Reaktionsbildung (Statt eines ursprünglichen nicht akzeptablen Impulses, Gefühls oder Gedankens wird genau das entgegengesetzte Denken, Fühlen oder Handeln gezeigt)
- Rationalisierung (Flucht aus der Welt der Emotionen in die Welt der Zweckrationalität)
- Intellektualisierung (Flucht vor Emotionen durch fachlich qualitative Benennung dieser)
- Affektisolierung (angemessener Affekt zum gesagten Inhalt fehlt)
- Projektion (Eigener unbewusster Affekt wird auf jemand anderen projiziert)
- Somatisierung (Innere Konflikte werden nicht wahrgenommen, sondern unbewusst auf den Körper verschoben)
Was besagt das Krankheitsmodel nach Sigmund Freud (Psychoanalyse)
Grundmodell:
- Entwicklung der menschlichen Grundbedürfnisse in mehreren Entwicklungsphasen, die jeder Mensch durchläuft
- Traumatisierung in den einzelnen Phasen führen zu psychischen Störungen
1. orale Phase (1. Lj)
2. anale Phase (2-3. Lj)
3. phallisch-ödipale Phase (4-5. Lj)
4. Latenzphase (6-12. Lj)
5. Pubertät (12-16. Lj)
- Psychische Störungen entstehen durch die Reaktivierung ungelöster frühkindlicher
Konflikte, die unbewusst und verdrängt sind - Symptome entsprechen Lösungsversuchen bzw. misslungenen
Verarbeitungsversuchen dieser Konflikte
Die Psychoanalyse ..
- Strebt Konfliktbearbeitung durch Konfliktbewältigung an und führt so zu einer Nachreifung der Persönlichkeit, die mit einer strukturellen und dauerhaften Umstrukturierung der Persönlichkeit verbunden ist
• Nicht nur die Symptome, sondern die Störung selbst wird behandelt
• Couch-Sessel-Arrangement (Analytikerin sitzt außerhalb des Blickfeldes der Patientinnen), bis zu 300 Stunden und 1-3 Sitzungen in der Woche
• Stützt sich insbesondere auf die Erkenntnisse aus - Säuglingsforschung - Bindungstheorie
- Neurowissenschaften
Strukturmodell der Seele nach Sigmund Freud
Es: beinhaltet Triebimpulse
Ich: Entscheidungsinstanz nach dem Realitätsprinzip
Über-Ich: moralische und elterliche Instanz
Wichtige Konzepte
Widerstand:
• Alle Phänomene im Therapieprozess, die sich dem Erreichen des Therapieziels entgegensetzen und das Bearbeiten eines aktuellen Konflikts behindern
• Widerstände blockieren eine effektive therapeutische Arbeit, sofern sie nicht aufgedeckt und geklärt werden
- Bsp.: Abschweifen, sich unklar ausdrücken, in Klischees oder Fachwörtern ausdrücken, ständiges zu spät kommen
Abwehr
• Ein unbewusst durchgeführtes, selbsttäuschendes Verhalten mit dem Ziel der Unlustvermeidung und des Schutzes des Selbstbildes
• Abwehrmechanismen bzw. Schutzmechanismen: Mechanismen denen sich der Abwehrvorgang bedient
Was sind die 5 Allg. Interventionsformen der Psychoanalyse?
- Konfrontation: Aufzeigen bestimmten Verhaltens.
Beispiel: “Sie haben den Traum erzählt, aber dann schnell das Thema gewechselt, als ob Sie etwas vermeiden wollten.” - Klärung: Genaueres Verständnis durch Nachfragen.
Beispiel: “Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie den Traum erzählt haben? Gab es bestimmte Empfindungen?” - Deutung: Herstellen von Bezügen zum Unbewussten.
Beispiel: “Das Wechseln des Themas nach dem Traum könnte bedeuten, dass Sie Unangenehmes fürchten.”
—> Abwehrdeutung
—> Inhaltsdeutung
—> Übertragungsdeutung - Durcharbeiten: Wiederholtes Bearbeiten eines Themas.
Beispiel: “Lassen Sie uns den Traum noch einmal betrachten, vielleicht gibt es noch mehr zu entdecken.” - Konstruktion: Biographische Rekonstruktion zur Sinngebung.
Beispiel: “Können wir Ihre Vergangenheit betrachten, um zu verstehen, wie Ihre Erfahrungen Ihren Traum beeinflusst haben könnten?”