11. Vorlesung (Schizophrenie) Flashcards

1
Q

Wie grenzen sich die Begriffe „Psychose“ und „Schizophrenie“ voneinander ab?

A

Psychose (einmalig):
• Betroffener verliert Kontakt zur Realität
• Denken, Wahrnehmen, Fühlen und Handeln greifen in der akuten Psychose nicht mehr kongruent und funktional ineinander.
Der Bezug zu und die Interaktion mit Realität und sozialer Umgebung sind eingeschränkt
– „Die Fähigkeit, Umweltreize wahrzunehmen, zu verarbeiten und auf sie zu reagieren ist so gestört, dass nicht einmal ein Mindestmaß an Anpassung und Rollenerfüllung geleistet werden kann.“ (Comer, R. J., 2001)

Schizophrenie (mehrmalig):
• Bezeichnung Schizophrenie geht auf den Schweizer Psychiater Eugen Bleuler
(1857–1939) zurück
• Wörtliche Bedeutung: „gespaltene Seele“ (griechisch; schizo = (ge-)spalten;
phrenos = Geist, Seele)
- spezifische Art von Psychose
- Symptome wie Halluzinationen, Wahnvorstellungen und gestörtes Denken
– Störung ist häufig durch die fehlende Koordination der emotionalen, kognitiven
und Willensprozesse gekennzeichnet
– CAVE: meint nicht multiple Seelen oder Persönlichkeiten

Psychose vs. Schizophrenie (Unterschiede):
• Häufige synonyme Verwendung ist nicht korrekt
• Psychose:
– Überbegriff
– umfasst auch die organischen und affektiven Psychosen sowie einzelne psychotische
Episoden, die nicht chronifizieren
• Schizophrenie:
– chronische Form der psychotischen Störung
– umfasst immer eine starke soziale Beeinträchtigung

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2
Q

Was unterscheidet Positivsymptome der Schizophrenie von Negativsymptomen? (Negativ Symptome nennen und beschreiben können)

A

Positivsymptome:
Positivsymptome sind hinzugefügte oder abnormale Erfahrungen oder Verhaltensweisen, die bei Schizophrenie auftreten können. Diese Symptome sind oft offensichtlich und werden als zusätzlich zu normalen Erfahrungen wahrgenommen.

  1. Wahnvorstellungen
    – „Feste, unverrückbare Überzeugungen, die trotz unbestreitbarer Beweise für das
    Gegenteil aufrechterhalten werden“ (Wittchen & Hoyer, 2011)
    – „Falsche Überzeugungen, die gewöhnlich mit einer Fehldeutung von Wahrnehmungen
    und Erfahrungen einhergehen (DSM-IV)
    • Treten bei 80-90% der Patient*innen im Verlauf einer Schizophrenie auf
    • Erhebliche Variation hinsichtlich des Themas und der Überzeugungssträke
    – Typisch: religiöse, politische Inhalte mit Bezug zur eigenen Person, Sexualität, Körper- oder Krankheitsbezug
    Beispiele:
    – Herr Z. ist überzeugt, die chinesische Geheimpolizei bespitzele ihn. Daher verbrennt er alle schriftlichen Dokumente, die er besitzt.
  2. Zerfahrenes (gestörtes) Denken und Sprechen
    • Desorganisierte Sprache und Denkmuster
    • Eigentümlichkeiten des verbalen Ausdrucks, wie …
    – Gelockerte Assoziationen,
    – Neologismen
    – Perseverationen (wiederholen von Wörtern oder Sätzen)
    - Alliterationen und Reime
    • O-Ton: „Das Problem sind die Insekten. Mein Bruder hat immer Insekten gesammelt.
    Er ist jetzt ein Mann von fünf Fuß und zehn Zoll. Wissen Sie, zehn ist meine
    Lieblingszahl. Ich tanze, zeichne und sehe auch gern fern.“
  3. Halluzinationen
    • Sinneswahrnehmungen ohne adäquate Stimulation der entsprechenden sensorischen
    Kanäle
    • Treten bei 60% der Patient*innen in der akuten Phase einer Schizophrenie auf
    • Können in jeder Sinnesmodalität auftreten, am häufigsten sind akustische Halluzinationen, z.B.
    – Abwertende Kommentare („Looser“, „Du bist nutzlos“)
    – Kommandierende Stimmen („Mach es“, „Schlag zu“, „Du musst dich jetzt
    schneiden“)
    – Fragende Stimmen („Bist du sicher, dass du es bist?“)
  4. Ich-Störung
    • Störungen der Ich-Umwelt-Grenze im Sinne einer Störung des personalen Einheitserlebens
    • Patient*in fühlt sich von sich selbst entfremdet oder hat einer fehlenden Fähigkeit, das eigene Ich als von der Umwelt abgegrenzt wahrzunehmen
    • eigenen Erlebnisinhalte und Handlungen (v.a. im Denken) werden als von außen manipuliert wahrgenommen (Fremdbeeinflussungserleben)
    Beispiele für Fremdbeeinflussungserleben:
    – Gedankeneingebung: Erleben der eigenen Gedanken als von anderen aufgezwungen
    – Gedankenausbreitung: Vorstellung, andere könnten die eigenen Gedanken “abhören”
    oder “mitlesen”
    – Gedankenentzug: Verlustgefühl, dass andere die eigenen Gedanken stehlen oder
    abschneiden
    – Fremdsteuerung: Gefühl, von anderen wie ein ferngelenkter Roboter gesteuert zu
    werden

Negativsymptome:
Negativsymptome hingegen beziehen sich auf verminderte oder verlorene Fähigkeiten oder Erfahrungen, die normalerweise vorhanden sind.
Diese Symptome können subtiler sein und können dazu führen, dass Menschen mit Schizophrenie Schwierigkeiten haben, normale Alltagsfunktionen auszuführen.

  1. Affektverflachung:
    – Wut, Trauer, Freude oder andere Gefühle werden weniger geäußert, als bei anderen
    Menschen
    – Manchmal können Patient*innen keine Emotionen erleben
  2. Alogie (Sprachverarmung):
    – verringerte Flüssigkeit und Produktivität der Sprache
    – Kurze, inhaltsleere Antworten
    – Manchmal Redefluss ohne sinnvolle Inhalte
  3. Apathie, Antriebsverlust:
    – Fehlen von Energie und Interessen an normalen Zielen
    – Unfähigkeit Entscheidungen zu treffen, eine Aktivität zu beginnen oder zu beenden
    – Minderung des Antriebs; Unfähigkeit, etwas aus eigenem Antrieb zu tun
  4. Anhedonie:
    – Unfähigkeit, Freude und Lust zu empfinden
    – Fehlen von Vergnügen in Situationen, die normalerweise Vergnügen bereiten
  5. Asozialität (sozialer Rückzug):
    – Emotionaler und sozialer Rückzug von der Umgebung
    – Eigene Ideen und Fantasien sind im Zentrum des Geschehens
    – Die Folge: Zusammenbruch sozialer Fähigkeiten sowie dem Erkennen von Gefühlen
    und Bedürfnissen anderer Menschen
  6. Aufmerksamkeitsstörungen:
    – Unvermögen, das Bewusstsein flexibel auf situativ relevante Bewusstseinsinhalte (z.B.
    eine Wahrnehmung oder Tätigkeit) zu fokussieren
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3
Q

Wie lassen sich die Störungsbilder „paranoide Schizophrenie“ und „hebephrene Schizophrenie“ voneinander abgrenzen?

A

F20.0 Paranoide Schizophrenie:
A. Die allgemeinen Kriterien für Schizophrenie (G1, G2) müssen erfüllt sein.
B. Wahnphänomene oder Halluzinationen müssen vorherrschen.
C. Ein verflachter oder inadäquater Affekt, katatone Symptome oder Zerfahrenheit dominieren das klinische Bild nicht. Diese Phänomene können jedoch in leichter Form
vorhanden sein.

F20.1 Hebephrene Schizophrenie:
A) Allgemeinen Kriterien für Schizophrenie (G1, G2) müssen erfüllt sein.
B) Kriterium 1. oder 2. muss erfüllt sein:
1. eindeutige und anhaltende Verflachung oder Oberflächlichkeit des Affekts.
2. eindeutige und anhaltende Inadäquatheit oder Unangebrachtheit des Affekts.
C) Kriterium 1. oder 2. muss erfüllt sein:
1. zielloses und unzusammenhängendes Verhalten, statt Zielstrebigkeit,
2. eindeutige Denkstörungen, die sich als unzusammenhängende, weitschweifige oder zerfahrenen Sprache äußern.
D) Halluzinationen oder Wahnphänomene bestimmen das klinische Bild nicht, können jedoch in leichterer Form vorhanden sein.

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4
Q

Welche Phasen können im Verlauf einer psychotischen Episode
unterschieden werden? (GANZ WICHTIG)

A

Verlauf (GANZ WICHTIG)
• Verschiedene Phasen können im Verlauf unterschieden werden:

  1. Prodomalphase:
    -Unspezifische Symptome die auf eine bevorstehende psychotische Episode hinweisen können
    - Schlafstörungen, sozialer Rückzug, Konzentrationsprobleme, Interessenverlust, Reizbarkeit, Rückzug, Nachlassen der Leistungsfähigkeit; v.a. bei jungen Menschen und leichte Wahrnehmungsveränderungen
  2. Floride Phase (Akutphase):
    - Manifeste Symptome der Schizophrenie
    - Symptome der Psychose am ausgeprägtesten
    - Es können Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Desorganisation des Denkens und Verhaltens sowie starke emotionale Veränderungen auftreten
    - Betroffenen können den Kontakt zur Realität verlieren und möglicherweise eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellen
  3. Residualphase:
    - Akute Symptomatik tritt zurück, allgemein beeinträchtigter Zustand
    bleibt
    - oft bleiben Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder andere psychotische Symptome bestehen
    - Residualphase kann Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern und erfordert eine langfristige Behandlung und Unterstützung
    —> Diagnose eines schizophrenen Residuums (F20.5), wenn seit 12 Monaten keine Positivsymptomatik, aber chronisch negative Symptomatik besteht
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5
Q

Was sind zentrale Merkmale des Frühverlaufs der Schizophrenie?

A

Zentrale Merkmale des Frühverlaufs:
• 3⁄4 aller Schizophrenien beginnen mit einer präpsychotischen Prodomalphase …
– Zunächst negative und unspezifische Symptome, die einen kontinuierlich
ansteigenden Verlauf aufweisen
• Mit Verzögerung setzt die Positiv symptomatik ein …
– Hier ist ein sehr viel steilerer
Verlauf zu beobachten
• Das Abklingen der Symptomklassen erfolgt spiegelbildlich …
– In den Phasen zwischen den psychotischen Episoden bleiben häufig negative Residualsymptomatik erhalten
• Je länger der Frühverlauf der Schizophrenie unbehandelt bleibt, desto ungünstiger ist die Prognose für den weiteren Krankheitsverlauf

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6
Q

Was beschreibt die Dopaminhypothese zur Entstehung der Schizophrenie? Wichtig!

A

Dopaminhypothese:
• Entstehung der Wahnsymptomatik durch eine Störung der mesolimbischen Bahn
– Durch zu viele postsynaptische dopaminerge Rezeptoren kommt es zu einer Überaktivierung dieser Bahn
• Klassische Neuroleptika blockieren Dopaminrezeptoren im Striatum
– Mögliche Folge: Parkinson-Syndrom, Spätdyskinesien
• Heute werden Dysbalancen innerhalb und zwischen verschiedenen weiteren
Transmittersystemen vermutet (z.B. Serotonin)

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7
Q

Wie sieht das Vulnerabilitäts-Stress-Modell zur Entstehung der
Schizophrenie aus, was besagt es?

A

Vulnerabilitäts-Stress-Modell:
• Menschen mit vorhandener Krankheitsbereitschaft (Vulnerabilität) zeigen unter Belastung (Stress)
spezifische kognitive Dysfunktionen, die in eine schizophrene Erkrankung übergehen können
- Interaktion zwischen biologischen und Umweltfaktoren
- Die genetische Veranlagung schafft eine Anfälligkeit für die Störung, während Stressoren wie Traumata, Drogenkonsum oder belastende Lebensereignisse diese Veranlagung auslösen oder verstärken können.
• Vulnerabilität: genetische Disposition, früh erworbene Hirnfunktionsstörungen, Effekte
psychotroper Substanzen, frühe Traumatisierungen, Störungen der psychosozialen Entwicklung
• Stress: unterschiedliche Faktoren
• Spezifische kognitive Dysfunktionen:
– Tendenz zu voreiligen Schlüssen
• Betroffene treffen Entscheidungen mit Hilfe von weniger Informationen als Kontrollpersonen
—> erhöht Auftretenswahrscheinlichkeit von falschen Schlüssen
– Tendenz zu externalen Attributionen
• Ursachenzuschreibung für negative Erfahrungen an Andere begünstigt das Auftreten von Verfolgungsideen oder Beeinträchtigungserleben
– Defizite in der Mentalisierungsfähigkeit
• Betroffene haben Schwierigkeiten, mentale Zustände anderer Personen zu repräsentieren und ihre Handlungsintentionen korrekt einzuschätzen

Beispiel für spezifische kognitive Dysfunktionen:
—> Entstehung paranoider Ideen
– Herr L. fühlt sich aufgrund von Leistungsdefiziten ohnehin schon unwohl in seiner Schulklasse.
Dann nimmt er wahr, dass Mitschüler wiederholt zu ihm hinsehen, während sie miteinander sprechen. Aufgrund
der bestehenden Unsicherheit neigt er zur Interpretation, dass sie über ihn lästern würden. In der Folge ist seine Wahrnehmung selektiv auf solche vermeintlich kritischen Situationen gerichtet. So wird die Befürchtung, seine Mitschüler hätten etwas gegen ihn, immer wieder bestätigt.
Herr L. zieht sich daraufhin stärker zurück, wodurch positive Erfahrungen, die seine Befürchtung abschwächen könnten, ausbleiben.

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8
Q

Welche therapeutischen Maßnahmen werden bei der Behandlung der
Schizophrenie unterschieden?

A

Die therapeutischen Maßnahmen zur Behandlung von Schizophrenie umfassen verschiedene Ansätze:

  1. Medikamentöse Behandlung:
    - Antipsychotische Medikamente werden verwendet, um akute psychotische Symptome zu reduzieren und Rückfälle zu verhindern
    - können jedoch bei einigen Patienten nicht zufriedenstellend wirken und haben oft Nebenwirkungen
  2. Psychotherapie:
    - Verschiedene psychotherapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) werden angewendet, um den Umgang mit der Erkrankung zu erleichtern und die soziale Anpassung zu verbessern
    - Dies kann Psychoedukation, Problemlösetraining und soziales Kompetenztraining umfassen
  3. Psychodynamische Verfahren:
    - Diese zielen darauf ab, die Selbstwahrnehmung des Patienten in Beziehungen zu verbessern und auf strukturelle Entdifferenzierung einzugehen, die in psychotischem Erleben auftreten kann
  4. Psychoedukation:
    - Therapeut vermittelt Wissen über die Erkrankung, ihre Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
    - Ziel ist es, das Krankheitsverständnis zu verbessern, Symptome frühzeitig zu erkennen und eine angemessene Bewältigung zu ermöglichen
  5. Angehörigenarbeit:
    - Angehörige werden unterstützt und entlastet, um ihnen zu helfen, mit der Erkrankung des Patienten umzugehen
    - Dies kann Krisenbegleitung, Sensibilisierung und Stärkung der eigenen Position umfassen
  6. Soziotherapeutische Verfahren:
    - Diese zielen darauf ab, die Sozialisations- und Handlungsfähigkeit des Patienten zu verbessern und die Wiedereingliederung in Familie und Beruf zu erleichtern
    - Beispiele sind Arbeitstherapie, berufliche Rehabilitation und Wohnsituationen, die ein eigenständiges Leben ermöglichen

Diese verschiedenen Ansätze werden oft kombiniert, um eine umfassende Behandlung anzubieten, die auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten ist.

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9
Q

Was sind Ziele von Rehabilitation?
o Was ist mit soziale Rehabilitation gemeint?
o Was ist mit berufliche Rehabilitation gemeint?
Wichtig !!!

A

Ziele von Rehabilitation (nach Häfner, 1988):
• die Folgen der Krankheit und eventuelle ungünstige Folgen ihrer Behandlung soweit abzubauen wie möglich
• das Risiko von Krankheitsrückfällen und Wiederaufnahmen zu verringern oder wenigstens zu kontrollieren
• die verbliebenen oder hinzugewonnenen Fähigkeiten so einzuschätzen, dass die psychischen oder ökonomischen Belastungen für Betroffene, Angehörige und die
Gesellschaft möglichst gering bleiben

  • Verbesserung der Lebensqualität.
  • Förderung der sozialen Integration.
  • Wiederherstellung oder Erhaltung von Funktionsfähigkeit.
  • Unterstützung bei der beruflichen Reintegration.

Soziale Rehabilitation: Fördert soziale Teilhabe durch soziale Fähigkeiten und Netzwerkbildung.

Berufliche Rehabilitation: Unterstützt bei der Rückkehr ins Arbeitsleben durch Ausbildung, Umschulung und Arbeitsplatzanpassungen.

Soziale Rehabilitation:
• Überwindung psychosozialer Hindernisse, die sich häufig als Folgen einer Erkrankung eingestellt haben
• Patient*innen sollen (wieder) in die Gesamtheit zwischenmenschlicher Ordnungen und Beziehungen aufgenommen werden
• Bezieht sich auf alle Bereiche des menschlichen Lebens, (z.B. familiären, politischen, sportlichen, kulturellen Bereich)
• Arbeit und Beruf können als Zugang dienen (s. „berufliche Rehabilitation“)

Berufliche Rehabilitation:
• Annahmen
– Beruf und Arbeit sind wichtig für die wirtschaftliche Existenz, das
Persönlichkeitsbild und das Selbstwertgefühl
– Durch eine (Nicht-)Berufstätigkeit wird das Familienleben beeinflusst und das Ansehen der Person sowie ihr Platz in der Gesellschaft bestimmt
• Berufliche Reha notwendig, wenn die Aussichten auf Berufstätigkeit durch
Behinderung oder Erkrankung nicht nur vorübergehend deutlich verschlechtert sind
• Voraussetzungen für die (Wieder-)Eingliederung in die Gesellschaft sind dann gegeben, wenn Patient*innen die Fähigkeiten (wieder-)erlangt haben, die sie brauchen, um sich im Arbeitsleben zurechtzufinden

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10
Q

Wie sieht der mittelfristige als auch langfristige Krankheitsverlauf von Schizophrenie aus?

A

Mittelfristiger Krankheitsverlauf (5-Jahres-Outcome):
• Merkmale, die bei Indexaufnahme eine günstige Prognose für den
5-Jahres-Outcome der Symptomatik erlauben
– weibliches Geschlecht
– Verfügbarkeit einer größeren sozialen Bezugsgruppe
• Merkmale, die bei Indexaufnahme eine ungünstige Prognose für den
5-Jahres-Outcome der Symptomatik erlauben
– Schlechte prämorbide Anpassung
– Vermeidungsorientierter Umgang mit der Erkrankung
– Ausgeprägte Negativsymptomatik

Langfristiger Krankheitsverlauf (auch WICHTIG):
• chronische Verläufe bei 37% der Betroffenen (erfüllen langfristig mind. G1)
• wechselhafte Verläufe bei 43% (mehrere psychotische Episoden, die durch Phasen der stabilen Remission unterbrochen werden)
• stabile Remission bei 19% (nach Abklingen der ersten Episode symptomfrei)
• Besonders zu beachten:
– Suizidalität: Suizid 5-6%, Suizidversuche bei ca. 20%
– Belastende Lebensereignisse: erhöhte Wahrscheinlichkeit für Rückfälle

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11
Q

Was gibt es für Allg. Infos zur Schizophrenie? (Epidemiologie, Genetische Einflüsse)

A

Epidemiologie (Stress der absolute horror für Schizophrenie), Prävalenz:
• Lebenszeitprävalenz: 1%
• Männer und Frauen sind gleichhäufig betroffen
- Männer sind zum Zeitpunkt der Erstmanifestation jünger und erkranken schwer

Genetische Einflüsse:
• starke genetische Komponente (im Zusammenspiel mit bestimmten
Umweltfaktoren)
– mutierte Gene vermutlich auf den Chromosomen 13 und 15 lokalisiert
• Der Großteil des erhöhten familiären Erkrankungsrisikos variiert mit dem Ausmaß des gemeinsamen Genmaterials und nicht mit dem Ausmaß des gemeinsamen Umfeldes
– Höheres Risiko für eineiige Zwillinge und Nachkommen zweier betroffener Eltern als für Verwandte ersten Grades
– Verwandte ersten Grades wiederum haben ein höheres Risiko als Verwandte zweiten Grades usw.

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12
Q

Welche Symptome sollten für die Diagnose einer Schizophrenie vorliegen? (Diagnosenkriterien)

A

Allgemeine Symptome einer Schizophrenie (F20.0-F20.3):
G1) Symptome sollten mindestens einen Monat andauern;
Entweder ein Symptom unter 1. oder mindestens zwei unter 2.
1. Mindestens eines der folgenden Merkmale
• Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug, Gedankenausbreitung;
• Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten, deutlich bezogen auf den
Körper- oder Gliederbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tätigkeiten oder
Empfindungen; Wahnwahrnehmung;
• kommentierende oder dialogische Stimmen, die über das Verhalten des Patienten
reden oder andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen;
• anhaltender kulturell unangemessener, bizarrer und völlig unrealistischer Wahn, wie
der, das Wetter kontrollieren zu können oder mit Außerirdischen in Verbindung zu
stehen.
2. Oder mindestens zwei der folgenden Merkmale
• Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, täglich während mindestens eines
Monats, begleitet von flüchtigen oder undeutlich ausgebildeten Wahngedanken ohne
deutlich affektiven Inhalt oder begleitet von langanhaltenden überwertigen Ideen;
• Neologismen, Gedankenabreissen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was
zu Zerfahrenheit oder Danebenreden führt;
• Katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne
Biegsamkeit, Negativismus, Mutismus und Stupor;
• Negative Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder
inadäquate Affekte

G2) Ausschlussvorbehalt
1.Wenn die Patienten ebenfalls die Kriterien für eine manische Episode oder eine
depressive Episode erfüllen, müssen die unter
G1.1 und G1.2 aufgelisteten Kriterien vor der affektiven Störung aufgetreten sein.
2. Die Störung kann nicht einer organischen Gehirnerkrankung oder einer Alkohol- oder
Substanzintoxikation, einem Abhängigkeitssyndrom oder einem Entzugssyndrom
zugeordnet werden

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