3.) Übertragung und Gegenübertragung Flashcards
Die therapeutische Beziehung
▫️ zentraler „Ort“ der
↪️ Problemaktualisierung,
↪️ -klärung
↪️ u. -bewältigung
➡️ unbewusster Dynamik in psychodyn Psychotherapien
❌ Problem
🙅♀️ „man kann […] sich [das Unbewusste] vorstellen, aber nicht wahrnehmen“
(Sandler + Sandler, 1988, S. 145)
▫️ als psychodyn T können wir in d. Dynamik, die PatientInnen ‚mitbringen‘
↪️ verwickelt werden
☝️ in d. Psychodynamik haben sich daher Konzepte + Begriffe zur Komplexitätsreduktion entw
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- Übertragung als Hindernis
🔺 Definition Übertragung
💬
🔺 Übertragung
▫️ vergangene Beziehungserfahrungen
▫️ werden in ggwärtigen Beziehungen aktualisiert
↪️ d.h., dass sie aktuelle Beziehungen prägen
(Gumz + Hörz-Sagstetter, 2018, S. 28)
- v.a. aus Erfahrungen aus der Kindheit
- auch in anderen Beziehungen mögl
—> Abb.
man kann sich das in etwa so vorstellen, dass
- innerhalb d. therapeutischen Interaktion das Beziehungsmuster in die Bez wandert von T + P
- > sozusagen in die Gegenwart ütragen wird von der früheren Bez/deren Repräsentation
- Freud hat zum ersten Mal den Namen „Ütragung“ im Zsmhang mit Hysterie verwendet + hat sich mit den Jahren verändert
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- Übertragung als Hindernis
▫️ von Freud zuerst als Hindernis angesehen
➡️ „Falsche Verknüpfung“
💡 Übertragung wurde als Widerstand gg das Erinnern verstanden
- sozusagen um von etw Verdrängtem zu etw Erinnertem zu kommen
- soll dann bearbeitet + verstanden werden
- Freud dachte zunächst, dass P ütragen, um nicht erinnern zu müssen + aus diesem Verständnis heraus ist es verständlich, dass Freud Ütragung zuerst als Hindernis sah
—> Abb.
- linke Seite soll Psyche d. P symbolisieren
- Pfeile: es soll zum Austausch kommen zw Bewusstem + Unbewussten, zu einer Wechselwirkung
- aufsteigender Pfeil: kann zB verstanden werden als Aufsteigen von Triebimpulsen
- absteigender Pfeil: als eine Art von Abwehr (wie in letzter VL kennengelernt)
- ursprüngliche Idee/Modell von Freud war: dass TherapeutIn zum Bewussten d. P Zugang hat, auch Aussparungen sieht (wie zB Assoziationswiderstand)
- > zB wenn Traum geschildert wird, verarbeitet T das + gibt P Deutung (dh T macht sich selbst einen Reim auf das Material, dass P T geliefert hat + gibt es an P zurück => damit sich der Austausch vom Unbewussten + Bewusstem verändern kann in eine pos Richtung
⚡️ dieser Prozess sozusagen, diese Wechselwirkung wurden in Freuds erster Anschauung wie bei einer Art Kurzschluss durch die Übertragung gestört
kurze Wiederholung:
- Freud nahm dann an, dass diese Übertragung von alten, unbewussten Beziehungsmustern auf T dazu führt -> dass Weg übers Bewusstsein gar nicht mehr gegangen wird -> sodass es weniger Möglichkeiten/Material gibt fürs Durcharbeiten für Deutung etc.
⚡️💡🙅♀️
- diese Idee von Übertragung als Hindernis wurde von Freud dann relativ schnell relativiert
-> stattdessen: Übertragung als Informationsquelle ℹ️
= „mächtiges Hilfsmittel“
.
- Übertragung als Informationsquelle
↪️ Übertragung als „mächtiges Hilfsmittel“
💬
❌ Psychoanalyse schafft [Übertragung] nicht
✅ sie deckt sie bloß dem Bewusstsein auf
✅ + bemächtigt sich ihrer
↪️ um die psych Vorgänge nach erwünschtem Ziel zu lenken
👴🏻 (Freud, 1910, S. 55)
- hier sieht man, dass das, was Freud zunächst als eine Störung dargestellt hat, näml die Übertragung zu etw wurde, was man auch dem Bewusstsein zuführen kann + therapeutisch nutzen, „bemächtigen“ kann
▫️ Vorgang der Übertragung beinhaltet im Kern
❌ die Annahme, dass P nicht vorgefundene objektive Wirklichkeit erkennt
✅ sondern, dass P in wesentl Punkte seine eigene Innenwelt wahrnimmt
👴🏻 (Bettighofer, 2016, S. 43)
- aus einer modernen Perspektive rückwirkend kann Übertragung so verstanden werden, dass P nicht die vorgefundene obj Wirklichkeit d. Bez erkennt…
- > im Grunde genommen sich selbst wahrnimmt
- diese Übertragung von unbew Bezmustern auf T stellt sozusagen Art „Umweg d. Bewusstwerdung“ dar
-> also dadurch, dass P eigene Bezmuster auf T üträgt + diese Info ü sich kommuniziert in diesem Prozess
=> kann T diese Ütragung interpretieren + deuten + P wieder zurückgeben
=> sodass P auch hier zu einer Bewusstwerdung von vorher unbew Material gelangt
▫️ T als Projektionsfläche für Übertragungen
↪️ Position von unbeteiligten, ‚objektiven‘ Beobachtenden
- in diesem Modell
.
Formen der Übertragung
🔺 neg Übertragung
(hier werden feindselige + aggressive Regungen vom P auf T ütragen, bspw wird T so wahrgen )
🔺 pos Übertragung
(heißt nicht immer gut, sondern schließt insg ein, dass es libidinöse, also auch erotische Impulse geben kann, also dass ein P T ggü pos besetzte Phantasien haben kann, diese können sein:)
➡️ unanstößig
(bewusstseinsfähig: freundliche Komplimente, „affektive Bez“ = BOND-Bez, sehr nützlich in Therapie um gemeinsam mitein arbeiten zu wollen + zurecht zu kommen)
➡️ anstößig (nicht bewusstseinsfähige Wünsche + Ütragungen, führt bspw dazu, dass P T idealisiert + dass kann problematisch sein in einer Bez)
🔺 Widerstand
(- neg + anstößige pos Ütragung können beide als Widerstand durch Ütragung wahrg werden)
▫️ weitere Ausarbeitungen
– z.B. ‚🔺traumatisierende Übertragung‘ (👴🏻Bettighofer, 2016)
-> passive Haltung d. Leidenden kann zum Leidzufügenden werden
-> P behandelt T dann so + traumatisiert T damit
🔺 ‚klassische‘ vs. latente Übertragung
- T wird als so oder so wahrg
- latent: Reinszenierung von etw, ohne dass bewusst ist
.
technische Implikationen
▫️Übertragung als „Lockmittel“, um Problem auf „eig“ Ursachen zurückzuführen
↪️ behandlungstechnisches Vorgehen bestand gemäß dieser Logik darin
▫️P Unangemessenheit seiner Reaktion aufzuzeigen
▫️sie ü gen Deutungen auf urspr kindl Erfahrungen zurückzuführen
▫️+ sie auf dieser Ebene weiter zu bearbeiten
(👴🏻 Bettighofer, 2016, S. 19)
-> gen = zurückgeführt werden auf frühere Kindheitserfahrungen
➡️ förderliche Rahmenbedingungen – TherapeutIn als weiße Leinwand
-> auf die P früheren Erlebnisse projizieren kann wie bei einem Projektor
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TherapeutIn als Projektionsfläche
▪️ Motivation für Lehranalyse
💬
▫️ jeder, der gründlich analysiert wurde
▫️ + seine unvermeidlichen Schwächen + Charaktereigenheiten voll zu erkennen + beherrschen gelernt hat
↪️ wird bei Beachtung + Behandlung desselben psych Untersuchungsobjekts
↪️ unvermeidlich zu denselben obj Feststellungen gelangen
↪️ + logischerw dieselben taktischen + technischen Maßnahmen ergreifen
(👴🏻Ferenczi, 1928, S. 328)
▫️ Abstinenz
▫️ Neutralität (zu allen Elementen den gleichen Abstand haben)
▫️ gleichschwebende Aufmerksamkeit (offen für das, was P sagt -> nicht auf eine Sache fokussieren/agieren)
💡
- dass man sich so gut kennenlernt, dass man so Projektionsfläche bietet, die nicht verschmutzt werden kann + nicht hinderlich ist
- Abstinenz = nicht im Handeln antw, jegliche Art von Befriedigung (Anerkennung, sexuelle Bez, etc) nicht annehmen
- P somit nicht beeinflussen
Couch 🛋
- soll Regression + damit Ütragung fördern
- Gesichtsausdrücke werden nicht gesehen -> sorgt für mehr Spielraum
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Umgang mit Übertragung
- ein Beispiel ⚪️
▫️ „Frau H. kommt nach einer von mir verursachten einwöchigen Unterbrechung … zur Stunde und knüpft an das in der letzten Stunde vor der Unterbrechung Besprochene an, indem sie mir indirekte Erinnerungshilfen gibt; ich merke, sie behandelt mich dabei, als ob sie annehme, ich hätte das Besprochene vergessen, ich hätte sie ‚verloren‘.
▫️ Ich sage nun nicht korrigierend, dass ich mich sehr wohl erinnere; vielmehr spreche ich an, dass sie wie selbstverständlich davon auszugehen scheint, dass ich mich nicht erinnere. Sie lacht daraufhin und merkt an, dass sie eigentlich immer davon ausgehe, nicht so wichtig zu sein. Sie fühlt sich als ‚Gast‘, den man freundlich behandelt, aber nicht so wichtig nimmt.
▫️ Nachdem ihre Prozessfantasie, die den Kontext ihrer Äußerungen bestimmt hat, zum Inhalt geworden ist, kann der Inhalt selbst in eine Bearbeitung gelangen: Nachdem sie einjährig ihre Mutter infolge von Vertreibungen und Flucht durch deren Tod verloren hat, war sie stets Gast in fremden Familien gewesen; die Prozessfantasie, der Andere könne sich nicht erinnern, sie dürfe nicht so wichtig sein, die sie handelnd am Therapeuten reinszeniert, entpuppt sich als Abwehr immenser Beziehungswünsche“ (Bettighofer, 2016, S. 58)
- T befriedigt nicht direkt ihr Bedürfnis als wichtig wahrg zu werden
- > dh er beruhigt sie nicht gleich
- > dadurch würde er seine Abstinzenz brechen
- Prozessfantasie (=Rahmen, der im Kontext d. Ütragung entstanden ist) wurde vom Hintergrund in Vordergrund geschoben/geholt
- > P hat das zugelassen + mitgemacht, wodurch Hintergrund = das Vermeintliche + Selbstverständliche zu etw gemacht werden, ü das sich die beiden unterhalten haben + danach konnte es wieder um den eig Inhalt gehen, der hier lautet (letzter Abstand)
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🔺 Übertragungswiderstand
▫️ Widerstand gg (Bewusstwerdung der) Übertragung
⚪️ bspw sprechen Pn ü andere Personen
↪️ wobei es Grund zur Annahme gibt, dass eig v.a. AnalytikerIn gemeint ist
🔺 Übertragung als Widerstand
▫️ eine Übertragung wehrt eine andere ab
▫️ Widerstand gg „Auflösen” d. Übertragung
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Gegenübertragung als ‚Störfaktor‘
—> Abb.
—> Abb.
- aus Unbewusstem heraus findet Ütragung statt auf T
- T nicht als Person gemeint, sondern als eine Beziehungsfigur aus der Vergangenheit
- Ütragung bleiben an Oberfläche d. T = Leinwand
- aus Ich heraus kann T schauen, was auf Leinwand stattfindet + das nutzen
=> das wurde von Freud auch als Spiegel bezeichnet = „Spiegel-Metapher“
( dass man selber als Pers gar nicht in Erscheinung tritt, sondern P das zeigt, analysiert etc)
- als Deutung gibt das Bewusstsein d. T dem Bewusstsein d. P Wissen ü die Ütragung zurück
- > sodass es zu einer Verschiebung, einer Veränderung d. Dynamik im Intrapsychischen d. P kommen kann
- allerdings hat auch T unbew Prozesse in Ütragung
-> wenn dann die unbew Prozesse von P das von T anregt + das Bewusstsein von T in unguter Art + Weise verändern + verzerren kann
=> spricht man von GEGENÜBERTRAGUNG - dh wenn T sich allzusehr von solchen Ütragungsphantasien erreichen lässt, kann das in Richtung Gegenübertragung kommen + das ist das, was Freud als eine Art Störfaktor in Bezug auf die Gegenübertragung verstanden hat
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Gegenübertragung
▫️ „Wir verstehen unter Gegenübertragung die emotionale Antwort des Therapeuten auf die Übertragung des Patienten. Diese Antwort enthält Aspekte der inneren Welt des Patienten.
All das, was der Therapeut als Wiederholung seiner früheren Beziehungserfahrungen u. aktuellen Lebenslage unweigerlich in die Therapie hineinbringt, bezeichnen wir als Eigenübertragung des Therapeuten.“
(Gumz + Hörz-Sagstetter, 2018, S. 47)
▫️ Gegenübertragung wurde anfangs – ebenso wie die Übertragung – als Störfaktor angesehen
– Ausdruck neurotischer Reste
– Abstinenz auch als Mittel zur „Niederhaltung der Gegenübertragung“
Zsmfassung:
- wenn T nicht mehr nur ein Spiegel ist, sondern innerlich iwie reagiert auf die Ütragung von P, sich also darin innerlich verwickeln lässt + da Gefühle + Handlungsimpulse entstehen
- > dann nach früherer Sichtweise: zuerst als Hindernis = Störfaktor gesehen
- > allerdings in den 1950ern geändert, sodass auch Gegenübertragung zu einer Art Infoquelle geworden + somit zu einem diagn Instrument geworden ist ℹ️
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- Gegenübertragung als Informationsquelle
Gegenübertragung als diagnostisches Instrument
▫️ Gegenübertragung als diagnostisches Instrument für die unbewussten Prozesse der PatientInnen
↪️ GÜ wurde ursprünglich als „reine Schöpfung des Patienten“ im Therapeuten bezeichnet (Paula Heimann)
↪️ Hilfsmittel zum Zugang zu (unbewussten) Beziehungserfahrungen von PatientInnen (Abgewehrtes ‚verkosten‘)
▫️ technische Implikationen
↪️ Bereitschaft zur Rollenübernahme (Sandler, 1976)
↪️ weiterhin Abstinenz ➡️ Gegenübertragungsimpulse u. -gefühle werden nicht ausgelebt (nicht ‚agiert‘)
- man sollte sich dafür selber sehr gut kennen
- aber auch dann hat man keine Kontrolle darüber, dass es nicht passiert
- man sollte es als solches annehmen + analysieren + damit umgehen …
⚪️ Beispiele für Gegenübertragungsgefühle
(Gumz + Hörz-Sagstetter, 2018, 50)
—> Abb.
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Beispiel (Gegen-)Übertragung (Gumz + Hörz-Sagstetter, 2018)
- Video über Mutterübertragung
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Formen der Gegenübertragung (nach Heinrich Racker)
🔺 komplementäre Gegenübertragung
▫️ = Identifikation mit den Objekten von Pn
- > dh man würde sich so fühlen wie sich ein Obj d. P früher gefühlt hat
- > das Muster wird auf die therapeutische Bez ütragen
- > T wird mit Teilen d. Obj identifiziert zB wird zum Zurückstoßendem
🔺konkordante Gegenübertragung
▫️ = Identifikation mit (unbewussten) Selbstanteilen von Pn
-> T spürt meist unbew Anteile von P
—> Abb.
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Beispiel für komplementäre Gegenübertragung
▫️ „Eine Kollegin berichtete von einem Patienten, dessen Angstsymptomatik die Angst vor Objektlosigkeit zugrunde lag.
(ALSO vor Alleingelassenwerden)
▫️ In der therapeutischen Beziehung suchte er die dringend ersehnte Nähe zu seiner idealisierten Therapeutin auf eine für sie sehr distanzlos und grenzüberschreitend wirkende Weise, indem er z.B., wenn er die erste Stunde hatte, nicht im Wartezimmer der Arztpraxis, sondern vor der Praxistür oder auf der Straße auf sie wartete oder vor Beginn seiner Stunde schon dicht vor der Tür des Behandlungszimmers stand.
-> sehr stark grenzüberschreitend
▫️ Die Kollegin reagierte mit heftigen Gefühlen des Bedrängtseins, der Angst und sogar des Ekels vor ihm und mit dem Impuls, ihn wegzudrängen u. loszuwerden – letztlich in die Objektlosigkeit und Einsamkeit, aus der er herkam.“
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