11.) Mentalisierung (Reflexive Kompetenz) Flashcards

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1
Q

👀 Überblick

A

▫️ Definition und Charakteristika von Mentalisierung

▫️ Entwicklung von Mentalisierung

▫️ Denkmodi

▫️ Dimensionen der Mentalisierung

▫️ Praxis und klinische Theorie

▫️ Quiz

▫️ Take-Home-Message

▫️ Lernfragen

▫️(weiterführende) Literatur

.

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Q

Organisatorisches: Prüfungsstoff

A

📧 „Die Kohortensprecher der Psychologiekohorten […] wollten sich gerne mit einem Anliegen bezüglich des Lernstoffs an Sie wenden. Viele Studenten fühlen sich – wahrscheinlich auch gerade wegen der aktuellen Corona Lage – mit der großen Anzahl von Inhalten die gelernt werden sollen überfordert. Wäre es möglich hierfür eine Lösung zu finden? […]“

☝️ Der Umfang des Prüfungsstoff ist sorgfältig geplant (und nicht veränderbar)

📖 Vorlesung beinhaltet viele didaktische Elemente (insbesondere Videos)
↪️ die nicht prüfungsrelevant sind sowie viele Inhalte
↪️ die zur Prüfungsliteratur in Gumz/Hörz-Sagstetter redundant sind

❗️ab diesem Termin erhöhte Redundanz von VL + Prüfungsliteratur

.

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3
Q

⁉️ Fragen an die heutige Vorlesung

A

⁉️ Was versteht man unter Mentalisierung?

⁉️ Welche Dimensionen und Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden?

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus?

.

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4
Q

⁉️ Was ist Mentalisierung?

Hintergrund des Mentalisierungskonzepts

A

▫️ entwickelt von Gruppe um Peter Fonagy und Mary Target
↪️ beginnend in 1990ern

▫️ empirisch begründete Weiterentwicklung d. Psychoanalyse

▫️ psychodynamischer Ansatz mit Bezügen zu... 
– Entwicklungspsychologie
– Bindungstheorie
– Neurobiologie
 – Philosophie

.

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5
Q

⁉️ Was ist Mentalisierung?

Definition Mentalisierung

A

🔺 Mentalisierung

▫️ Fähigkeit

↪️ eigenem Verhalten
↪️ + Verhalten anderer

➡️ dadurch einen Sinn zuzuschreiben
➡️ dass mentale Zustände unterstellt werden
➡️ die dem Verhalten zugrunde liegen

⚪️ wie Emotionen, Wünsche, Überzeugungen, Gedanken

(Taubner, 2018, S. 110, basierend auf Fonagy et al., 2002)

▫️ Entwicklungserrungenschaft

↪️ die allg
↪️ /od. in spezif Kontexten eingeschränkt sein kann

➡️ misslingende frühe Interaktionen
➡️ u./od. traumatische Erfahrungen

▫️ dynamische Fähigkeit
↪️ welche von momentaner Emotionalität
↪️ Situation
↪️ + Interaktionspartner(n) bedingt wird (➡️Prozess)

(Fonagy et al., 2011)

.

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6
Q

⁉️ Was ist Mentalisierung?

Beispiel: Das Ei (Loriot) 🥚

A

📺 VIDEO

( nicht in Folie vorhanden)

.

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7
Q

⁉️ Was ist Mentalisierung?

(Psychoanalytische) Ideengeschichte

A

👴🏻 Marty (1991)

▫️ psychosomatische Pn
▫️ Mentalisierung als Transformation von körpernahen in mentale Zustände
▫️ abwesende Mentalisierung: pensée operatoire

👴🏻 Bion (siehe VL #5)

▫️ unerträgliche Zustände (🔺Beta-Elemente)
↪️ die durch Containtment
➡️ zu erträgl, denkbaren Inhalten werden (🔺Alpha-Elemente)

👴🏻 Winnicott (1965)

▫️‚Good enough mother‘
▫️ Spiegelfkt d. Bezugsperson (➡️ falsches Selbst)

.

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8
Q

⁉️ Was ist Mentalisierung?

Begriffliche Überlappungen und Abgrenzungen

A

🔺 Mentalisierung

▫️ umfasst sowohl

↪️ die Erkenntnis d. Selbst (Achtsamkeit, Introspektion)
↪️ + des anderen (Empathie)

➡️ integriert Kognition + Affekt (Affektbewusstsein)

☝️ + beinhaltet Dimension expliziter + impliziter Interpretation“

(Taubner, 2018, S. 111; Choi-Kain + Gunderson, 2008)

—> Abb.

  • das Ganze kann man auch grafisch darstellen

rechts

  • > das Gegegenüber = “other”
  • hier spielt Empathie eine große Rolle

links

  • > Mindfulness
  • in gewisser Weise eine Introspektion

oberer Bereich

-> Aspekte, die implizit + explizit ablaufen können

unterer Bereich

-> Prozesse, die rein explizit ablaufen

Mitte

  • > Mentalisierung
  • aus “Mindfulness”, “Empathy”, “Affect Consciousness”, “Psychological Mindedness”

-> Mindfulness verbindet viele versch Aspekte mitein

=> Wie unterscheidet es sich also von anderen Aspekten?

🙅‍♀️ Abgrenzung zu Theory of Mind (Premack + Woodruff, 1978), bei Mentalisierung:

↪️ Fokus auf affektiven + interpersonellen Kontext
↪️ qualitative + quantitative Differenzierung zw Individuen
↪️ Berücksichtigung von Störbarkeit der Entwicklung (Taubner, 2015)

  • hier gehts bei der Mentalisierung mehr um Affekte, Emotionen, Zw.menschlichkeit mehr als bei d. Theory of Mind
  • prämaterialisiernd
  • Störbarkeit + Beeinflussbarkeit in Entw
  • > ALSO in den Modellen + Konzepten d. Mentalisierung steckt auch drin, was dabei schief gehen + ungünstig verlaufen kann
  • > bei Theroy of Mind weniger im Vordergrund

🙅‍♀️ Abgrenzung zu Sympathie: Empfinden für andere (prosoziales Mitgefühl)

  • mit Mentalisierung ist das nicht gemeint
  • > natürl kann M diese Sympathie besser gestalten + ausführbar machen
  • > ABER die Konzepte untersch sich sehr

🙅‍♀️ Abgrenzung zu Empathie: Empfinden wie andere (motivationsfrei)

  • Mentalisierung bedeutet viel, viel mehr als nur ein Empfinden wie andere (Empathie)

.

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9
Q

⁉️ Welche Dimensionen von Mentalisierung werden unterschieden? — Entwicklung von Mentalisierung

Wie entwickelt sich die Fähigkeit zur Mentalisierung?

A

-> da gibt’s 2 Pfeiler der Entwicklung

👶 frühe Affektregulation in der Dyade von Fürsorgeperson + Kind

↪️ soziales Biofeedback

(Gergely + Watson, 1996)

👧 Entwicklung der Subjektivität

↪️ Entw d. psych Realität
↪️ + des agentischen Selbst als Urheber

☝️ wichtig: Moderation des Spiels

.

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10
Q

⁉️ Welche Dimensionen von Mentalisierung werden unterschieden? — Entwicklung von Mentalisierung

Markiertes Spiegeln

A

—> Abb.

🍼 Säugling erlebt körpernahe Affekte ohne sich derer bew zu sein

  • frustrierte Hungrigkeit, ohne sich dessen bew zu sein
  • > will sich natürl weiterentw

😫 Säugling signalisiert erlebte körpernahe Affekte mimisch + durch Lautäußerungen

👩‍🍼 resonante Fürsorgeperson wird von neg Affekten nicht überwältigt
↪️ sondern verarbeitet diese

  • Reim draus machen, was gerade mit dem Kind ühaupt los ist
  • > d.h. Bezugsperson würde eine kogn Repräsentation 💡🧠 d. affektiven Zustände d. Säuglings 😫👶 aufbauen
  • > ist sehr nahe am Container-Contained Modell von Bion (?)
  • >
    • auch nahe am Spiegeln 🪞 (Winnicott) (?)

-> wenn das klappt, dann …

🪞 markierte + kongruente Spieglung d. negativen Affekts

*kongruent = Repräsentationen d. Mutter/Bezugsperson passen auch wirklich zum Zustand d. Kindes

  • markiert = BP drückt Repräsentation d. Affekts auf Art + Weise aus, die es 👶 ermöglicht zu checken, dass ist jetzt nicht das Gefühl von meiner Mama/Person, die es dort sieht
  • > sondern Ausdruck d. eigenen Gefühls
  • > wenn das fkt … also sekundäre + primäre Repräsentationen im 👶 verbunden werden können
  • > dann kommt’s zur Art d. Affektbewusstseins
  • diese kog Repräsentationen 💡🧠 d. eigenen körpernahen Affektzustände
  • > sind Vorläufer/Bausteine sozusagen d. späteren Mentalisierung

=> diese entstehen eben in dieser Dyade von Fürsorgeperson + Säugling

=> ist auch wichtig für intrapsych Affektregulation
- ALSO dass Menschen als Kinder i mehr idL sind, ihre Affekte selber zu regulieren + nicht mehr auf Bezugsperson angewiesen

😊 Säugling baut Repräsentation auf + wird beruhigt

.

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11
Q

⁉️ Welche Dimensionen von Mentalisierung werden unterschieden? — Entwicklung von Mentalisierung

Markiertes Spiegeln

A

🔺 Spiegeln 🪞

– „Was erblickt das Kind, das der Mutter ins Gesicht schaut? …
– … Es sieht sich selbst, denn die Art, wie die Mutter schaut, hängt davon ab, was sie selbst erblickt.“ (Happach)

🔺 Markierung ✅

▫️ Fürsorgeperson überzeichnet Affekt
▫️ + macht deutlich
↪️ dass sie jetzt nicht selbst ihre eigenen Gefühle zum Ausdruck bringt
↪️ sondern dass es hier jetzt um etw geht, das d. Ggüber betrifft

↪️ Referentielle Entkopplung: erlaubt es Kind Ausdruck vom Träger zu entkoppeln

↪️ Referentielle Verankerung: Ausdruck im spiegelnden Gesicht mit eigenen Zuständen in Verbindung bringen

.

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12
Q

⁉️ Welche Dimensionen von Mentalisierung werden unterschieden? — Entwicklung von Mentalisierung

Markiertes Spiegeln: Probleme ❌

A

▫️ bei inkongruenter Spiegelung

↪️ Repräsentation innerer Zustände, die nicht d. äußeren Realität entspr

❌ „falsche Verknüpfung“
❌ ➡️ fremdes Selbst

▫️ bei nicht-markierter Spiegelung

↪️ Zuschreibung vom Affekt zur Bezugsperson, die den Affekt d. Kindes verstärkt

❌ langfristig Defizite in Affektkontrolle + Selbstwahrnehmung

.

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13
Q

⁉️ Welche Dimensionen von Mentalisierung werden unterschieden? — Entwicklung von Mentalisierung

Entwicklung der Subjektivität (Fonagy et al., 2002)

A

➡️ selbst als UrheberIn

▫️ sich selbst als MacherIn von Dingen + DenkerIn von Gedanken zu erleben

❌ ist nicht angeboren
✅ sondern muss erworben werden

➡️ Erwerb hängt von Bezugsperson ab

🤔 Mutter denkt mich als denkend, also bin ich 💡

☝️ Bindungsperson „entdeckt“ die Psyche 👶
↪️ also die Subjektivität, des Säuglings

➡️ Die urheberschaftliche, mentalisierende, psychologische Vorstellung von sich selbst wurzelt in der Zuschreibung von mentalen Zuständen
– Vorstellung entsteht durch kontigente Spiegelung

.

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14
Q

⁉️ Welche Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden? — Denkmodi

Vorstufen reifer Mentalisierung

A

☝️ prämentalisierende Denkmodi als Entwicklungsstufen

➡️ Teleologischer Modus
➡️ Psychischer Äquivalenzmodus
➡️ Modus des Als-Ob

☝️ jeder Modus bedingt systematische Verzerrungen d. Verstehensprozesses

❌ Stufen werden nicht als sich ablösend verstanden
✅ sondern als sich überlagernd

🤪 Modi können mit best. Psychopathologien bei Erwachsenen in Verbindung gebracht werden

.

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15
Q

⁉️ Welche Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden? — Denkmodi

➡️ Teleologischer Modus

A

🔺 Teleologischer Modus

☝️ auch: zielgerichteter Modus

❌ Individuen attribuieren KEINE Intentionen
✅ können ABER Verhaltensweisen als Mittel fürs Erreichen eines Ziels erkennen

✔️ Handlungen sind rein auf Veränderungen d. äußeren Realität bezogen
↪️ diese wird entspr überbetont

🤪 pathologische Entwicklung bei Erwachsenen

🤪 nur Vorgänge mit körperl Wirkung scheinen geeignet, innere Zustände bei sich + anderen verändern zu können

  • Medikamente, Operationen, Übungen bei denen man sich bewegen muss usw.

🤪 Handlungen werden als Beweis abverlangt (⚪️ für Zuneigung)

  • ALSO hier ist schon mal die Idee ein Verhalten soll eine Wirkung entfalten, das ist schon mal repräsentatierbar
  • Verhalten bringt keine Intention im eigentlichen Sinne mit sich
  • wenn Kind bspw 🐸 sehen würde
  • > der schwimmt nach links/rechts, um nach oben zu gelangen
    anders: wenn ich dieses mache, geschieht das.

.

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16
Q

⁉️ Welche Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden? — Denkmodi

➡️ Modus der psychischen Äquivalenz

A

🔺 Modus der psychischen Äquivalenz

☝️ realitätsorientiert, ABER Überbetonung der inneren Realität

💭 „So wie ich mir das vorstelle, so ist die Welt auch“
💭 gleichsetzung innere Welt mit äußeren Welt (➡️ Äquivalenz)

👧 Kind erlebt Gedanken als wären sie Realität (+ Effekt haben wie Ereignisse)

👨 Eltern reagieren
↪️ indem sie Erleben d. Kindes akzeptieren
↪️ + gleichzeitig klarstellen, dass sie nicht dasselbe erleben

👧 Kind lernt, seine/ihre Gedanken als NUR eine ➡️ Einstellung zur Realität zu erkennen

🤪 pathologische Entwicklung

⚪️ von ängstigenden Gedanken überwältigt werden, sie als
ganz real erleben (➡️ eigenes Erleben wird furchterregend)

⚪️ Altern. Sichtweisen undenkbar („Ich weiß es genau so: es ist so“)

.

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17
Q

⁉️ Welche Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden? — Denkmodi

➡️ Modus des Als-Ob (‚pretend mode‘)

A

🔺 Modus des Als-Ob (‚pretend mode‘)

▫️ mentale Befindlichkeiten sind repräsentational

❌ d.h. nicht identisch MIT der Welt
✅ aber im Spiel nicht realitätsbezogen

↪️ Modus d. Spiels + d. Imagination

↪️ Gefühl d. Kontrolle ü d. Situation: aktive Modifikation

↪️ elterliche Resonanz auf symbolisches Spiel im Als-Ob-Modus ersetzt frühe Affektspiegelung

↪️ Erleben wird nicht als mentaler Zustand begriffen: Mädchen spielt Polizistin nicht nur, es ist Polizistin (Nachfragen verdirbt Spiel!)

🤪 pathologische Entwicklung

🤪 Zustände von Leere, Bedeutungslosigkeit.

🤪 Widersprüchliche Ansichten werden simultan vertreten
↪️ Innere Welt von der äußeren entkoppelt

.

18
Q

⁉️ Welche Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden? — Denkmodi

Reflexiver Modus

A

🔺 Reflexiver Modus

✔️ Integration d. Modus d. Als-ob + d. Modus d. psych Äquivalenz

✔️ Repräsentation intentionaler mentaler Zustände + mentaler Verursachung

✔️ Kind kann nunmehr seine eigenen + fremden Überzeugungen als repräsentational verstehen

➡️ Es weiß darum, dass Überzeugungen falsch sein können
➡️ Falsche-Überzeugung-Test

⚪️ Jens aus Milchtüte trinken lassen, in der aber Cola drinnen ist

  • man würde anderes Kind (Anton) hinzu holen + Jens fragen, was wohl Anton denkt, was da drin ist
  • wenn Jens das repräsentieren kann würde er mit “Milch” antworten
  • wenn er noch nicht in dem Entwicklungsstadium ist, würde er “Cola” sagen

.

19
Q

⁉️ Welche Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden? — Denkmodi

Entwicklungsschritte der Mentalisierungsfähigkeit

(Brockmann + Kirsch, 2010, S. 280)

A

—> Abb. Tabelle: Entwicklungsschritte der Mentalisierungsfähigkeit

  • Weiteres siehe Tabelle (falls wichtig)
  • hier sieht man in welchem Lebensalter die v.a. Rolle spielen
  • einzelne Modi in kindl Gedanken- u. Wahrnehmungswelt
  • Modius d. Psych Äquivalenz + Als-ob Modus spielen
  • > gleichzeitig / zur selben Zeitspanne
  • > aber wechselnd eine Rolle

=> also das Kind kann im Als-Ob-Modus spielen + wenn Spiel dann zu Ende ist, kann’s in Modus d. Psych Äquivalenz wechseln

Grafisch dargestellt:

Teleologischer Modus bildet Grundlage für

↪️ Modus der psychischen Äquivalenz
↪️ Als-Ob-Modus

Diese beiden Modi entw sich dann integrativ zum ➡️ Reflexiver Modus

.

20
Q

⁉️ Welche Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden? — Denkmodi

Epistemisches Vertrauen

A

🔺 epistemisches Vertrauen

▫️ unbew Bereitschaft d. Individuums

➡️ in diesem Fall des Kindes, von einer anderen Person gesendete Signale + Infos als

↪️ vertrauenswürdig,
↪️ generalisierbar
↪️ + relevant für sich selbst einzustufen

(Taubner, 2018, S. 113; Wilson + Sperber, 2012)

🔺 epistemisches Vertrauen
▫️ als ein Bindeglied von sicherer Bindung + Entw von Mentalisierung

🔺 epistemischem Misstrauen
▫️ erschwert Lernen aus soz. Beziehungen

.

21
Q

⁉️ Welche Dimensionen und Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden? — Dimensionen der Mentalisierung

Dimensionen des Mentalisierungsprozesses

A

🔺 Mentalisieren

▫️ als Prozess
▫️ der auf mehreren Dimensionen verortet werden kann

▪️ vier zentrale Dimensionen mit jeweils zwei Polen

1.) automatisch-implizite Verhaltensinterpretation vs. kontrolliert-explizites Mentalisieren

  1. ) Berücksichtigung externer Hinweisreize (Gesten, Mimik) vs. interner Hinweisreize (z.B. Gefühle)
    - was jmd sieht vs. was er fühlt
  2. ) Fokussierung aufs Verständnis vom Selbst vs vom Gegenüber
  3. ) Einnahme eines eher kognitiven versus eher affektiven Fokus

❌⚖️ immer wenn Ungleichgewicht besteht -> ist dies ungünstig

.

22
Q

⁉️ Welche Dimensionen und Denkmodi von Mentalisierung werden unterschieden? — Dimensionen der Mentalisierung

Vertiefung: Automatisch-implizite Verhaltensinterpretation versus kontrolliert-explizites Mentalisieren

A

🔺Stressabhängiges Schaltmodell

☝️ in Abhängigkeit vom bindungsbezogenen Stress
↪️ schaltet das Mentalisieren von explizit zu implizit um (➡️ Schutzfunktion)

– Fonagy, basierend auf Luyten et al., 2009:

—> Abb.

  • bei best Ausmaß von bindungsbezogenem Stress (auf x-Achse dargestellt)
  • > kommt’s dazu, dass es einen Schalter gibt

=> eine Art Umschalten zw einem im präfrontalen Cortex angesiedeltem, kontrollierten, explizitem Mentalisieren

=> hin, zu einem in d. limbischen, subkortikalen Strukturen, implementierten, automatisch implizierten Verhaltens interpretieren

-> je nachdem, wie stark dieser Stress ist + wie das Individuum beischaffen ist
=> würde dieser Switch Point an einer anderen Stelle liegen

☝️ für Therapie sehr wichtig zu antizipieren, dass ab einem best Stresslevel die Mentalisierung vom kontrollierten Pol ➡️ in den automatischen Pol wandert

📝 dann wäre es die Aufg d. T, diesen Affekt wieder zu regulieren

💡 aber auch ein zu wenig an Arrousal/Stress führt dazu, dass Mentalisierung gar nicht notwendig ist
🙅‍♀️ das wäre therapeutisch gesehen nicht sinnvoll

.

23
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

Fremdes Selbst (alien self)

A

—> Abb.

  • hier sieht man, dass die Bindungsperson (auf linker Seite hier)
  • > best mentale Zustände d. Gegenübers ühaupt nicht repräsentiert hat
  • wenn dann Kind Zustand erlebt (⚪️ Ärger)
  • > den Bezugsperson gar nicht selbst repräsentiert hat
  • > würde es dazu führt, dass d. Spiegeln scheitert 🪞❌

=> dieses dann “inkongruente Spiegeln” würde dann dazu führen

  • > dass innerhalb dieses entstehenden Selbst d. Kindes
  • > ein “fremdes Selbst” etabliert wird

( also sehr nahe am Begriff d. Falschen Selbst von Winnicott )

=> fremdes Selbst würde entstehen aus einer sich immer wiederholenden Erfahrung

  • die auch üwiegt ggü anderen Erfahrungen
  • dass Fürsorgeperson von neg Affekten d. Kindes üwältigt wird
  • >
    • deswegen Kind fehlerhaftes, verzerrtes soziales Feedback bekommt
  • Kind würde dieses Feedback aber trzd verarbeiten
    -> + dann fremde, nicht-kongruente Version d. Selbst etablieren
    => „Ich bin nicht erträglich/hässlich/… “

( hier im Kasten dargestellt )

  • diese Repräsentationen bleiben fremd
  • > weil keine Verbindung mit d. körperl Selbst herstellen
  • > sie sozusagen nicht zum eig primären Körper passt
  • man kann’s sozusagen so sehen, dass
  • > die Nähe zur Bezugsperson aufrechterhalten wird
  • > auf Kosten der Reflexionsfähigkeit

.

24
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

A
  • weiterer Aspekt der Mentalisierung
  • weitere Theorie

🔺 Mentalisierungsfähigkeit
⚪️ kann z.B. durch starken Affekt einbrechen

↪️ 🔺Dyade: dann geht jeder nur noch von seiner eigenen Welt aus

🔺 konkreter + psych aquivalenter Denkmodus

↪️ Unverständnis dafür, dass + welche Emotionen ein Verhalten bedingt haben
↪️ Überbetonung d. äußeren physischen Umstände

🔺 Pseudomentalisierender Denkmodus

▫️ Entw psychologischer Theorien (über Selbst + andere)
↪️ mit starker Verallgemeinerung + ungerechtfertigt hoher Überzeugung

☝️ (Achtung: Pseudo-/Hypermentalisieren kann auch über aktives inakkurates Mentalisieren bedeuten)

.

25
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

Mentalisierungsbasierte Therapie: Haltung

A

☝️ Wiederherstellung der Mentalisierungsfähigkeit hat höhere Priorität als Einsicht

🤩 Haltung des Nicht-Wissens mit forschender Neugier

▫️ sich für innere Welt d. P interessieren

▫️ „Ich möchte da mehr darüber erfahren“

💡 P. erlebt in uns als T
↪️ dass wir uns mentalisierend auf P einstellen
↪️ + kann das immer leichter auf sich selbst anwenden

🥰 sichere Umgebung schaffen, die die Affektregulation unterstützt

🤨 Einstellen auf momentane Fähigkeiten d. P
💬 „Oh, gerade habe ich das Gefühl, wir haben uns missverstanden…“

.

26
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

Beispiel: Der wütende Patient (Brakemeier, 2019)

A

📺 VIDEO

  • Mentalisierungsfähigkeit dieses P, die eh nicht so vorhanden ist
  • > ist eingebrochen, aufgr d. psychosozialen Stressors (Freundin hat sich getrennt)

👩‍⚕️ geht nicht auf deutende Art+Weise mit P um

  • also nicht bspw Situation zum Vater einbringt, um das therapeutisch zu nutzen
  • > sondern erstmal darauf bedacht ist: Mentalisierungsfähigkeit dieses P wiederherzustellen

☝️ deutlich wurde auch, dass

  • T es nicht persönlich genommen hat
  • war nur kurz irritiert, aber hat dann durchaus wieder Kontakt zu P aufgenommen
  • > als T die Stimme auch erhoben hat + in gleicher Lautstärke geredet hat wie P

.

27
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

Beispiel für mentalisierende Haltung

(aus Brockmann + Kirsch, 2010, S. 285)

A

➡️ Ein Patient drückt in der Stunde seinen Ärger aus.

🥼 Therapeut
🤪 Patient

🥼„Was macht Sie jetzt ärgerlich?“

🤪 „Sie waren letzte Stunde von mir gelangweilt!“

🥼„Das muss Sie stark gekränkt haben. Was hatten Sie wahrgenommen?“

🤪 „Sie waren völlig unkonzentriert.“

🥼„Ja, das kann sein. Dafür muss ich mich entschuldigen. Sie haben mein Verhalten auf sich bezogen. Ist es so?“

🤪„Fragen Sie doch nicht so blöd!“

🥼 „Was ist es, was Sie jetzt ärgerlich macht?“

🤪 „Das klang nach einer therapeutischen Floskel.“

🥼 „Das kann sein, wie hätte ich es aus Ihrer Sicht besser machen sollen?“

🤪 „Na ja, einfach ist das nicht, mit mir darüber zu reden, das weiß ich schon…“

  • forschende, neugierige Haltung des Nicht-Wissens kommt hier sehr schön zum Vorschein
  • auch hier wird Mentalisierungsfähigkeit d. P wieder hergestellt + auf Seiten d. T geschützt/beschützt (?)

.

28
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

Mentalisierungsbasierte Therapie: Vorgehen

A

➡️ Psychoedukation + Aufklärung sowie gemeinsame Fokusformulierung

➡️ aktives Fragen mit Haltung d. Nicht-Wissens

▫️ Unterbrechungen möglich („Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, aber das habe ich noch nicht verstanden…“)

⛳️ Ziel: P + sich selbst zurückbringen in gemeinsames Erkunden
(Worum geht es hier gerade zwischen uns vielleicht auch?)

➡️ Asymmetrie d. klassischen analytischen Haltung nicht einnehmen

➡️ vermeiden nicht-mentalisierender Techniken

.

29
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

Mentalisierungsbasierte Therapie: Veränderung

A

⛳️ Ziel

▫️ Fähigkeit stärken

↪️ sichere Beziehungen einzugehen
↪️ + dort neue Erfahrungen zu machen

❌ nicht Inhalt d. Therapie
✅ sondern Prozess d. Behandlung ist entscheidend ☝️

✅ Mentalisierung im Bereich d. Fokus etablieren
✔️ + damit „Puffer“ zw Affekt + Verhalten ermöglichen

⚪️ weniger Impulsivität

.

30
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

A

✅ Do’s

✅ Interventionen an aktuelle Mentalisierungsfähigkeit d. P anpassen

✅ emotionales + bindungsbezogene Arousal auf niedrigem Level halten

✅ bei Schwierigkeiten zunächst eigene Mentalisierungsfähigkeit zurückgewinnen, bevor therapeutische Arbeit weitergeht

✅ Zurückspulen ⏪ zum Pkt, an dem Mentalisierung aufgehört hat

✅ immer mit empathischen Position beginnen, d.h. auf Seite d. P stellen + dessen Perspektive einnehmen

❌ Don’ts

❌ P auffordern, andere zu mentalisieren, wenn dieser sich selbst nicht mentalisieren kann

❌ für P mentalisieren

❌ komplizierte Deutungen geben

❌ Inhalte psych Äquivalenz diskutieren

❌ P für Missverständnisse/Konflikte innerhalb d. therapeutischen Bez verantw machen

❌ schnelle Verbesserungen d. Mentalisierungsfähigkeit erwarten

.

31
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

🧐 Kritik am Mentalisierungskonzept

(Brockmann + Kirsch, 2010, basierend auf Diamond + Kernberg, 2008)

A

🧐 Inhalt + Prozess

☝️ Fokus zu wenig auf inhaltl Aspekte von Themen + Affekten

🧐

☝️ Unterschätzung d. Symbolisierungsfähigkeit (bei Borderline-PS)

🧐 empirische Forschung

☝️ Kritik an Operationalisierung (RF-Skala)

☝️ Interpretation von korrelativen Befunden im Sinne kausaler Zsmhänge (bei Bindungstheorie)

(Gergely + Unoka, 2008)

.

32
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

📐 Diagnostik

A

▪️ Operationalisierung von Mentalisierung: reflective functioning

▪️ Goldstandard: Reflective-Functioning-Scale (Fonagy et al., 1998)
↪️ Datenbasis: Attachment Interviews

▪️ Alternative: RF-Questionnaire Fonagy et al. (2016)

  1. ) Ich finde die Gedanken anderer verwirrend.
  2. ) Ich weiß nicht immer, warum ich tue, was ich tue.
  3. ) Wenn ich wütend werde, sage ich Dinge, ohne wirklich zu wissen, warum ich sie sage.
  4. ) Wenn ich wütend werde, sage ich Dinge, die mir später leidtun.
  5. ) Wenn ich mich unsicher fühle, verhalte ich mich auf eine Weise, die andere irritieren kann.
  6. ) Manchmal tue ich Dinge, ohne wirklich zu wissen warum.
  7. ) Ich weiß immer, was ich fühle.
  8. ) Starke Gefühle machen es mir oft schwer, klare Gedanken zu fassen.
  • hier ein paar Ausschnitte
  • man kann sich ja mal Gedanken darüber machen, wie P aus Video vorhin dies ausgefüllt hätte

( sonst nichts weiter zu gesagt )

.

33
Q

⁉️ Wie sieht die therapeutische Praxis der Mentalisierungs-basierten Therapie aus? — Praxis und klinische Theorie

Evidenzlage

(Volkert, Hauschild + Taubner, 2019)

A

▪️ Review auf Basis von 14 Trials aus Jahren 2015-2018 mit MBT

↪️ für Menschen mit Persönlichkeitsstörung

▫️ v.a. effectiveness trials
▫️ v.a. erwachsene Populationen (n=11)

✏️ Ergebnisse

💡 Hinweise darauf, dass MBT 
▫️ effektiv 
▫️ + kontrollierten 
▫️ + Praxis- Bedingungen 
▫️ + TAU überlegen

↪️ insb bei Borderline-PS (auch mit komorbiden Diagnosen)

🧐 methodische Kritik (u.a.)

🧐 lleine Stichproben
🧐 sehr heterogene/keine Vergleichsgruppen

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34
Q

🧩 Quiz

A

🧩 Ist es mögl, dass Kinder lernen d. Als-Ob- + d. Äquivalenz-Modus zu integrieren? Falls ja, was passiert dann?

💡 Ja, das geht. Entstehung des reflexiven Modus

🧩 Was versteht man unter epistemischen Vertrauen?

💡 Bereitschaft, Botschaften d. Umwelt aufzunehmen + von ihnen zu lernen

🧩 Wann ‚kippt‘ kontrolliert-explizites Mentalisieren in automatisch-implizite Verhaltensinterpretation?

💡 hängt ab von Individuum + momentanen bindungsbezogenen Stress

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35
Q

💌 Take-Home-Messages

A

💌 Mentalisierung ist die Fähigkeit, sich selbst (Achtsamkeit, Introspektion) und andere (Empathie) dadurch zu verstehen, dass das eigene und das Verhalten anderer im Hinblick auf zugrundeliegende Emotionen, Wünsche, Überzeugungen und Gedanken sinnhaft erklärt werden kann

💌 Die Mentalisierungsfähigkeit entwickelt sich durch prämentalisierende Denkmodi, die auch in der Psychopathologie von Erwachsenen einen Niederschlag finden können

💌 Mentalisierungsbasierte Therapie beinhaltet aktives Fragen mit einer Haltung des Nicht-Wissens und fokussiert vor allem auf den Prozess, weniger den Inhalt

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36
Q

📖 Lernfragen

A

📖 Wie ist Mentalisierung definiert und welche verwandten Konzepte können davon abgegrenzt werden?

📖 Wie entwickelt sich die reflexive Modus über die Zeit und was ist für die Entwicklung wesentlich?

📖 Mit welcher Haltung behandeln TherapeutInnen, die MBT anwenden, Ihre PatientInnen?

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37
Q

📖 Wie ist Mentalisierung definiert und welche verwandten Konzepte können davon abgegrenzt werden?

A

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38
Q

📖 Wie entwickelt sich die reflexive Modus über die Zeit und was ist für die Entwicklung wesentlich?

A

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39
Q

📖 Mit welcher Haltung behandeln TherapeutInnen, die MBT anwenden, Ihre PatientInnen?

A

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40
Q

📖 (weiterführende) Literatur

A

❗️ 📖 Gumz, A. & Hörz-Sagstetter, S. (2018). Psychodynamische Psychotherapie in der Praxis. Weinheim: Beltz. [insb Kapitel 7] ❗️

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