3. Soziale Wahrnehmung und Attribution Flashcards

1
Q

Soziale Wahrnehmung

A

• Zentrale Fragestellung: Wie bilden wir uns einen Eindruck von anderen Personen?
• Soziale Wahrnehmung = Prozess der Sammlung und Integration von Informationen über eine Person
– Bedeutung der Art und Reihenfolge von Informationen → z.B. Zentrale Persönlichkeitsmerkmale
→ z.B. Primacy-Effekt
– Bedeutung der Wechselseitigkeit sozialer Interaktionen → z.B. Selbsterfüllende Prophezeiungen

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2
Q

Zentrale Persönlichkeitsmerkmale

A

– Dispositionales Merkmal, das bei Betrachter*innen den Eindruck einer Person maßgeblich beeinflusst

intelligent – geschickt – fleißig – warm/kalt – entschlossen – vorsichtig
intelligent – geschickt – fleißig – freundlich/unfreundlich – entschlossen – vorsichtig

Zentrales Persönlichkeitsmerkmal (central trait):
Ein dispositionales Merkmal, das bei Betrachtern den Gesamteindruck von einer Persönlichkeit maßgeblich beeinflusst.

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3
Q

Primacy-Effekt

A

– Früher dargebotene Informationen haben einen stärkeren Einfluss als später dargebotene Informationen

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4
Q

Selbsterfüllende Prophezeiungen

A

– Ursprünglich falsche Erwartung führt zu ihrer eigenen Bestätigung

Annahme einer Beobachterin: „Person ist freundlich.“ -> Freundliches Verhalten der Beobachterin -> Freundliches Verhalten der beobachteten Person

Buch: Sich selbst erfüllende Prophezeiung (self-fulfilling prophecy): Wenn eine ursprünglich falsche Erwar- tung zu ihrer eigenen Bestätigung führt. Die zu Beginn unrichtigen Überzeugungen eines Betrach- ters über eine Zielperson bewirken, dass sie sich so verhält, dass diese Überzeugungen objektiv bestätigt werden.

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5
Q

Attribution

A

• (Kausal)Attribution = Prozess, durch den eine beobachtende Person zu einer Schlussfolgerung über die Ursache des Verhaltes einer handelnden Person kommt.
• Attributionstheorie (Heider, 1958)
– Bedürfnis nach Attribution auf Dispositionen
→ Integration von Informationen zu einem Ganzen → Vorhersage und Kontrolle
1. Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerung
2. Kovariationstheorie
3. Attribution von Leistung

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6
Q

Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerung (Jones & Davis, 1965)

A

• Korrespondierende Schlussfolgerung = Dispositionen werden aus beobachtetem absichtlichem Verhalten erschlossen
– Schlussfolgerung auf Dispositionen, die mit dem Verhalten korrespondieren
– Berücksichtigung aller zur Verfügung stehenden potentiellen
Handlungsmöglichkeiten
– Abgleich der ausgeführten Handlung mit alternativen, nicht-ausgeführten Handlungsmöglichkeiten vor dem Hintergrund der Erwünschtheit der Auswirkungen
→ Was kennzeichnet genau diesen Handlungsverlauf? → Analyse nicht gemeinsamer Auswirkungen

• Analyse nicht gemeinsamer Auswirkungen
Entscheidung für L-Stadt:
• Person möchte unbedingt in einer Großstadt leben
• Person nimmt sogar in Kauf, dass Uni schlechten Ruf hat

Buch: Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerun- gen (correspondent inference theory): Nimmt an, dass Betrachter unter bestimmten Umständen aus einem beobachteten absichtlichen Verhalten auf entsprechende (korrespondierende) Absichten und Dispositionen schließen.
Analyse nicht gemeinsamer Auswirkungen (analysis of non-common effects): Betrachter schließen auf Absichten hinter Handlungen, indem sie die Kon- sequenzen der Verhaltensmöglichkeiten, die dem Handelnden offen standen, miteinander vergleichen und deren unterschiedliche Ergebnisse identifizieren.

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7
Q

Kovariationstheorie (Kelley, 1967)

A

Welche Verhaltensursache kovariiert mit dem Auftreten einer Handlung?
– Wodurch kommt das Verhalten zustande: Person, Entität (Objekt) oder Situation?
– Antwort benötigt Daten über vergleichbare Fälle
→ Ziel der Kovariationstheorie: Durch Beobachtung der Faktoren, die konsistent mit einem Verhalten auftreten, Ursache für Verhalten herausfinden

Buch: Kovariationstheorie (covariation theory): Nimmt
an, dass Beobachter kausale Schlüsse über Verhalten ziehen, indem sie Daten über vergleichbare Fälle sam- meln. Als Verhaltensursache wird vom Beobachter diejenige Person, Entität oder Situation angesehen, die mit dem beobachteten Effekt kovariiert.

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8
Q

(Kovariantstheorie) Berücksichtigung von drei Arten von Informationen bei der Attribution

A

Informationen über…
Distinktheit
Konsistenz
Konsensus

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9
Q

Distinktheit

A

Fragestellung: Gleiches Verhalten in Bezug auf andere Entitäten (Objekte)?

Beispiel für hohe Ausprägung: Hermine äußert sich nur über Attribution, nicht aber über andere Themen, gelangweilt.

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10
Q

Konsistenz

A

Fragestellung: Gleiches Verhalten in anderen Situationen und zu anderen Zeitpunkten?

Beispiel für hohe Ausprägung: Auch in anderen Situationen, z.B. vor anderen Personen, würde Hermine sagen, dass Attribution langweilig ist.

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11
Q

Konsensus

A

Fragestellung: Gleiches Verhalten auch durch andere Personen?

Beispiel für hohe Ausprägung: Alle anderen sagen auch, dass Attribution langweilig ist.

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12
Q

(Kovariantstheorie) Umgang mit unvollständigen Informationen

A

– Abwertungsprinzip:
• Alternative Erklärungen werden ausgeschlossen, weil bekannte andere Faktoren, den beobachteten Effekt erklären können.

(es liegt an dem hang, dass die Frau schnell fährt, nicht an der person)

– Aufwertungsprinzip:
• Aufgrund von bekannten Faktoren, die dem beobachteten Effekt entgegenwirken, wird angenommen, dass ein Kausalfaktor besonders stark ausgeprägt sein muss

(Frau fährt schnell, es liegt an der person, nicht an der Steigung)

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13
Q

Einschränkungen der Kovariationstheorie 1/2

A

• Bedeutung von Vorannahmen
– Mittlerweile allgemein erwiesen, dass Personen nicht immer den kompletten Datenerhebungsprozess durchlaufen
– Stattdessen dienen vorhandene Erwartungen als Bezugspunkt für Attributionen
→ Fokus auf Unterschied zwischen beobachtetem Ereignis und erwartetem Ereignis
• Berücksichtigung kognitiver Skripte

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14
Q

Einschränkungen der Kovariationstheorie 2/2

A

• Kovariation ≠ Kausalität
• Cheng (1997): Menschen verfügen über implizites Vorwissen über die kausale Kraft bestimmter Objekte
– Wahrscheinlichkeit der Attribution durch Abgleich (Häufigkeit Effekt | potentielle Ursache vorhanden)
vs. (Häufigkeit Effekt | potentielle Ursache nicht vorhanden)

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15
Q

Attribution von Leistung (Weiner, 1979)

A

• Klassifikation von subjektiv wahrgenommenen Ursachen von Erfolg und Misserfolg
1. Lokation (intern vs. extern)
2. Stabilität (stabil vs. variabel)
3. Kontrollierbarkeit (kontrollierbar vs. unkontrollierbar)
• Attribution bzgl. eigenen (Miss-)Erfolgs beeinflusst Erwartungen, Motivation und zukünftiges Verhalten
• Reformulierte Theorie der gelernten Hilflosigkeit: Spezielles Attributionsmuster von Misserfolgen geht mit Depression einher
– Global – intern – stabil

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16
Q

Zweikomponententheorie der Emotionen (Schachter, 1964)

A

Physiologische Erregung -> Intensität -> Emotionaler Zustand

Kognitive Einschätzung der Situation -> Qualität -> Emotionaler Zustand

17
Q

Experiment zur Zweikomponententheorie (Schachter & Singer, 1962)

A
  1. Bedingung
    • Injektion eines Placebos
    -> Keine Emotionen (keine Erregung)
  2. Bedingung
    • Injektion von Adrenalin
    • Korrekte Symptominformation
    -> Keine Emotionen (Erregung wird auf Injektion attribuiert)
3. Bedingung
• Injektion von Adrenalin
• Falsche Symptominformation
• Situative Hinweise auf Euphorie
-> Euphorie
(Erregung wird auf Situation attribuiert)
4. Bedingung
• Injektion von Adrenalin
• Falsche Symptominformation
• Situative Hinweise auf Ärger
-> Ärger
(Erregung wird auf Situation attribuiert)
18
Q

Korrespondenzverzerrung

A

• Neigung auf Dispositionen zu schließen, die mit dem Verhalten korrespondieren
– Vernachlässigung des Kontexts
• Tritt auch auf, wenn das Verhalten durch die Situation bestimmt ist (Jones & Harris, 1967)
• Fundamentaler Attributionsfehler?
– Dispositionelle Attribution abhängig von Salienz der Informationen über handelnde Personen
– Kulturelle Unterschiede: Individualismus vs. Kollektivismus

19
Q

Actor-Observer-Difference

A

• Tendenz eigenes Verhalten eher auf situative Faktoren zurückzuführen, während fremdes Verhalten eher mit Dispositionen erklärt wird
• Mögliche Gründe
– Mehr Informationen über eigenes Verhalten als über das Verhalten anderer
– Ausrichtung der Aufmerksamkeit eher auf beobachteten Handler als auf Situation
• Effekt lässt sich durch Manipulation der Perspektive reduzieren (z.B. durch den Einsatz von Videokameras; Storms, 1973)

20
Q

Selbstwertdienliche Attributionsverzerrungen

A
  • Selbstwertsteigender Attributionen: Erfolg wird auf eigene Person attribuiert
  • Selbstwertschützende Attributionen: Misserfolg wird auf Situation attribuiert