12. Reduktion von Intergruppenkonflikten Flashcards

1
Q

Informationsvermittlung als Mittel gegen Stereotype

A

• Grundannahme: Informationen, die ein (negatives) Stereotyp widerlegen verbessern Einstellungen gegenüber der stereotypisierten Gruppe
– Buchführungsmodell
• Stereotyp wird abgebaut durch kontinuierliche Ansammlung von Informationen, die Stereotyp widersprechen
– Konversionsmodell
• Stereotyp wird plötzlich abgebaut durch eine einzelne besonders bemerkenswerte Information, die Stereotyp widerspricht
– Subtypisierungsmodell
• Informationen, die Stereotyp widersprechen, sorgen dafür, dass Subtypen gebildet werden und das Stereotyp komplexer wird
– Subtypisierung kann aber auch dazu führen, dass einzelne Subtypen nicht als repräsentativ für die Gesamtgruppe gesehen werden

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2
Q

Interventionsprogramme auf Basis von Counter-Stereotypes

A

• Vorstellung von oder Konfrontation mit Counter-Stereotypes (starke Frauen, Schwarzer CEO, schwuler Soldat, weibliche Mechanikerin…) reduziert Vorurteile

• Studie von Gocłowska & Crisp (2013)
– Fragestellung: Wirken sich Counter-Stereotypes auch auf divergentes Denken aus?
– Methode:
• UV1: Salienz eines stereotyp-konsistenten vs. stereotyp-inkonsistenten Stereotyps („Beschreiben Sie eine weibliche Mechanikerin/einen männlichen Mechaniker.“)
• UV2: Personal Need for Structure
• AV: Divergentes Denken (Alternative use task)

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3
Q

Förderung von Empathie und Perspektivübernahme

A

• Grundannahme: Sich in die eine Person aus einer anderen Gruppe zu versetzen, reduziert Vorurteile gegenüber dieser Gruppe

• Galinsky & Moskowitz (2000, Studie 1)
– Methode
• UV: Kontroll- vs. Unterdrückungs- vs. Perspektivübernahme-Bedingung
• AV: LTD-Reaktionszeit auf alters-stereotyp-konsistente (z.B. einsam, abhängig) und stereotyp-irrelevante (sprunghaft, betrügerisch) Begriffe

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4
Q

3 Arten der kognitiven Repräsentation von Gruppen

A
  • Theoretische Grundlage: Social Identity und Self-Categorization Theory
  • Ursprünglich im Zuge von Kontaktinterventionen postuliert, aber umfassender anwendbar

Decategorization model
„Wir sollten Gruppen auflösen. Sehen wir uns doch einfach alle als Individuen.“

Recategorization
„Wir sitzen doch alle im gleichen Boot und sind Mitglieder einer gemeinsamen Gruppe.“

Mutual intergroup differentiation model
„Wir gehören zwar unterschiedlichen Gruppen an, sind aber Mitglieder einer gemeinsamen übergeordneten Gruppe.“

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5
Q

Decategorization Model (Brewer & Miller, 1984)

A

• Aufmerksamkeit liegt auf idiosynkratischen und nicht auf kategoriebasierten Informationen
– Intra-individuelle Unterschiede statt intergruppaler Unterschiede im Fokus
• Kontakt: Interaktion als Individuen und nicht als Repräsentanten einer Gruppe
• Kritik
– Ansatz realistisch? – Generalisierung?

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6
Q

Recategorization Model (Gaertner et al., 1989)

A

• Salienz von In- und Outgroup wird ersetzt durch gemeinsame Ingroup auf übergeordnetem Niveau
– Frühere In- und Outgroup-Mitglieder werden Mitglieder einer neuen Ingroup
– Variationen: Neue übergeordnete Gruppe oder Salienz einer bestehenden Gruppe
• Kontakt: Kooperation in einer Arbeitsgruppe
• Kritik
– Ansatz realistisch?

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7
Q

Mutual Intergroup Differentiation Model (Brown & Hewstone, 2005)

A

• Keine Verringerung der Salienz von In- und Outgroup
• Zusätzlich: Schaffen einer gemeinsamen übergeordneten Gruppe
– „Crossed-Categorization“
– Transformation der Interdependenz (= kooperative Beziehung)
• Kontakt: Salienz von Gruppenzugehörigkeiten beibehalten, Zuweisung von ergänzenden Rollen zu Subgruppen
• Kritik
– Generalisierung wahrscheinlich! – Stereotypisierung?

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8
Q

Eigengruppenprojektionsmodell (Wenzel et al., 2007)

A
  1. Projektion der Merkmale der Gruppe auf die übergeordnete Gruppe
    (D projiziert Eigenschaften auf EU)
  2. Abgleich der Prototypikalität der Gruppen
    (Welches Land hat Eigenschaften wie EU?)
  3. Abwertung der Gruppe mit niedriger Prototypikalität (D ist wie EU, aber ITA nicht → ITA ist weniger wert)
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9
Q

Eigengruppenprojektion (z.B. Wenzel et al., 2007)

A

• Niedrige relative Prototypikalität einer Gruppe führt zur Abwertung dieser Gruppe
• Voraussetzungen
– Übergeordnete Gruppe ist positiv besetzt
– Prototyp der übergeordneten Gruppe ist eindeutig
– Prototyp der übergeordneten Gruppe ist einheitlich (nicht komplex)

Unity (vs. Diversity) of Europe -> + -> Relative Protoypikalität D vs. Polen -> + -> Abwertung von Polen

Unity (vs. Diversity) of Europe -> + -> Abwertung von Polen

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10
Q

Social Identity Complexity (Roccas & Brewer, 2002)

A
  • Individuen gehören unterschiedlichen Gruppen an
  • Interindividuelle Unterschiede in Bezug auf die Bewertung der Ingroups als ähnlich und überlappend

hohe Social Identity Complexity:
Mitgliedschaft in verschiedenen Gruppen, die sich nicht vollständig überlappen in Bezug auf…
• ihre Mitglieder
• ihre Eigenschaften

niedrige Social Identity Complexity:
Mitgliedschaft in verschiedenen Gruppen, die sich vollständig überlappen in Bezug auf…
• ihre Mitglieder
• ihre Eigenschaften

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11
Q

Diversität, Social Identity Complexity und Ingroup-Bias (Schmid et al., 2014)

A

• Methode
– n = 1381 Deutsche aus k = 50 Wohnvierteln
– Maße
• Diversität: objektive Diversität in Wohnviertel
• Social Identity Complexity: „Deutsch zu sein bedeutet das Gleiche wie Christ zu sein.“
• Ingroup-Bias: Wärme-Einschätzung Deutsche vs. Wärme-Einschätzung Migant*innen

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12
Q

Diversity-Training von Ehrke et al. (2014, Studie 1)

A
  • Intervention mit neuen Studierenden an der Uni Jena (n = 50)
  • Zwei Messzeitpunkte: unmittelbar vor dem Training und einen Monat später
  • 2 Bedingungen: Diversity vs. Control Bedingung
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13
Q

Metaanalyse von Pettigrew & Tropp (2006)

A

• Kontakt reduziert Vorurteile
• Auch wenn Allports Bedingungen nicht realisiert
→ Erleichternde statt notwendige
Bedingungen

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14
Q

Wie wirkt Kontakt? (Pettigrew & Tropp, 2008)

A

• Besonders bedeutsam: positive und negative affektive Veränderungen
– Reduzierte Intergruppenangst
– Erhöhte Empathie
• Kognitiver Faktor weniger relevant (aber noch signifikant)
– Wissenserwerb

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15
Q

Kontakt-Formen

A

Direkter Kontakt
(Face-to-face Kontakt) -> Intergruppenkontakt -> Indirekter Kontakt

Indirekter Kontakt:
 -> Extended Contact
(Wissen darüber, dass andere Mitglieder der Ingroup direkten Kontakt haben)
Vicarious Contact
(Beobachtung, wie ein anderes Ingroup-Mitglied
direkten Kontakt hat)
-> 
Imagined Contact
(Imaginieren direkten Kontakts)
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16
Q

Prädiktoren von Kontakt (Kauff et al., 2020)

A

Kontakt-Möglichkeiten, Gesellschaftliche Normen, …
Makro-Level (Gesellschaft)

Kategorisierung, historische Konflikte, Intragruppenprozesse (gruppale Selbstwirksamkeit), …
Meso-Level (Gruppe)

Bisheriger Kontakt, Einstellungen (RWA, SDO) und Vorurteile, Persönlichkeit (Offenheit, Extraversion),
Motive (Selbst-Erweiterung), Emotionen (Angst, Empathie), Bedrohung, …
Micro-Level (Individuum)

17
Q

Sedative Effekte von Intergruppenkontakt (z.B. Dixon et al., 2010)

A

• Theoretischer Individualismus der Kontaktforschung: Fokus aufs Individuum (und seine Vorurteile)
• Vorurteilsreduktion ≠ Sozialer Wandel
– Kontakt könnte Ungleichheit stabilisieren
– Sedative Effekte
• Schwarze Süd-Afrikaner*innen mit Weißen Freunden zeigen weniger Unterstützung für Anti-Rassismus-Maßnahmen (Dixon et al., 2007; siehe auch Reimer & Sengupta, 2021)
– Lösung: Ungleichheit in der Kontaktsituation thematisieren? (Becker et al., 2013)

18
Q

Negativer Kontakt

A

• Negativer Kontakt kommt vor
– Vermutlich aber seltener als positiver (Graf et al., 2014)
• Negativer Kontakt hat negativere Konsequenzen als positiver Kontakt positive hat
– Bessere, schnellere Verarbeitung negativer Informationen (Schäfer, 2019)
– Erhöhte Salienz von Gruppen (Paolini et al., 2010)

19
Q

Direkte Kontaktintervention im Irak (Mousa, 2020)

A

• N = 138-459 christliche Iraker (je nach AV)
• Intervention: Zuweisung der Vpn zu christlichen vs. muslimisch-christlichen Freizeit- Fußballmannschaften
– Optimale Bedingungen für effektiven Intergruppenkontakt im Fußball: Kooperation, gemeinsame Ziele, gleicher Status, Support von Autoritäten
• AVs:
1. Train with muslims: Training mit muslimischen Spielern (6 Monate n. I.)
2. Vote Muslim award: Muslimischen Spieler für Fairnesspreis gewählt (0,5-6 Monate n.I.)
3. Mixed team sign-up: Registrierung für gemischtes Team in neuer Saison (0,5 - Monate n.I.)
4. Visit Mosul: Besuch eines muslimischen Restaurants (1-4 Monate n.I.)
5. Attend mixed event: Teilnahme an gemeinsamen Essen (1-5 Monate n.I.)
6. Donate mixed NGO: Spende für teilweise muslimische NGO (0,5 - Monate n.I.)
7. Diverse Einstellungsmaße

20
Q

Indirekte Kontaktintervention in Ruanda (Paluck, 2009)

A

• Kontext: Konflikt Hutsu und Tutsi in Ruanda
• Intervention: New Dawn
– Radio Daily Soap
– Fiktive Geschichte zweier ethnischer Gruppen
– Charaktere leiden unter den typischen Alltagsproblemen aus Ruanda
– Darstellung von indirektem Kontakt
• Charaktere aus beiden ethnischen Gruppen arbeiten zusammen
• Enge Beziehungen über Gruppengrenzen hinweg

• Evaluation
– 1 Jahr lang
– Treatment-Gruppe: New Dawn, Kontroll-Gruppe: Gesundheits-Programm
– U.a. verhaltensnahe AVs
– Ergebnisse:
• Deutliche Effekte auf die Wahrnehmung sozialer Normen und Verhalten in Bezug auf Vertrauen, Empathie, Kooperation, Intermarriage
• Wenig Effekte auf persönliche Einstellungen

21
Q

Metaanalyse zu Kontaktinterventionen (Lemmer & Wagner, 2015)

A
  • Wie effektiv sind direkte und indirekte Kontaktinterventionen?
  • Ergeben sich Unterschiede in der Effektivität von Kontaktinterventionen zwischen ethnischen Majoritäts- und Minoritätsangehörigen?
  • Statistisch signifikanter Unterschied zwischen Majorität vs. Minorität
  • Nicht signifikant: Direkt vs. Indirekt
  • Effektivität auch in extremen Konflikten (z.B. Nah-Ost-Konflikt)