13. Massenphänomene und kollektives Handeln, Interkulturelle Sozialpsychologie Flashcards

1
Q

Die Psychologie der Massen (Le Bon, 1882)

A

• Massenverhalten zeichnet sich durch Primitivität und Homogenität aus
• Massenverhalten ist pathologisch, abnormal und stets irrational
• Ursachen
– Anonymität  Verlust persönlicher Verantwortung
– Ideen und Gefühle vermehren sich schnell und unvorhersehbar wie durch Ansteckung
– Freisetzen unbewusster antisozialer Motive („ancestral savagery“)

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2
Q

Der Prozess der Deindividuation (Zimbardo, 1970)

A

• Auslöser
– Anonymität
– Zugehörigkeit zu Gruppen
– Tragen von Kleidung, die mit Rolle assoziiert sind
– Erregung, Reizüberflutung
• Veränderungen in der Person
– Weniger Selbstbeobachtung, weniger Selbstkontrolle
– Weniger Orientierung an Bewertung durch andere
– Entwicklung neuer Verhaltensnormen, die etablierten Normen widersprechen können
– Verringerte Schwelle für Ausdruck von unterdrückten Verhaltensweisen
• Verhaltensweisen
– Impulsives, emotionales Verhalten von hoher Intensität
– Ansteckung durch andere
– Kaum Einfluss externaler Stimuli
– Selbstverstärkung

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3
Q

Kritik am Ansatz der Deindividuation

A

• Emergent Norm Theory (Turner & Killian, 1987)
– Verhalten in Massen ist nicht zufällig
– Bedeutung von neu entstehenden Normen in der Masse  Gemeinsames Verständnis der Situation
• Einfluss von Individuen bleibt bestehen
 Einzelne Individuen machen Vorschläge, die je nach „Stimmung“ der
Masse aufgenommen werden oder nicht
• Normativer Einfluss: Druck auf Konformität
• Social Identity Model of Deindividuation Effects (SIDE; Reicher et al., 1995)
– Deindividuation ≠ Verlust
• Wechsel von personaler zu sozialer Identität
– Deindividuation ≠ negativ
• Anonymität fördert den Einfluss (positiver oder negativer) sozialer Normen

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4
Q

Elaborated Social Identity Model of Crowd Action (Drury et al., 2012)

A

• Kritik an der Idee der enthemmten, unkontrollierten und irrationalen Masse
• Massenphänomene (z.B. Riots) sind Intergruppenphänomene
– und somit erklärbar aus Perspektive des Social Identity Approachs
• Außenwahrnehmung und (illegitimes) Verhalten der Fremdgruppe
– … führt zu Homogenisierung der Eigengruppe
– … verändert den Kontext sowie die Normen und die Verhaltensmöglichkeiten der Eigengruppe (Empowerment)

Heterogene Gruppe (moderat) -> Wahrnehmung als gewalttätig / Erleben von Repressionen -> Homogene Gruppe (radikal) -> Empowerment

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5
Q

Kollektive Aktionen in der SIT

A

-hohe Permeabilität:

Social Mobility Belief -> Individuelle Mobility -> Wechsel in statushohe Gruppe

-niedrige Permeabilität:

Social Change Belief -> Keine kognitiven Alternativen -> Soziale Kreativität -> Neue Dimension, Redefinition von Dimensionen, Vgl. mit anderen Gruppen

Social Change Belief -> Kognitive Alternativen -> Soziale Kompetition -> Collective Action

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6
Q

Was ist interkulturelle Sozialpsychologie?

A

Universalität vs. Kulturgebundenheit von sozialpsychologischen Theorien und Befunden
Migration, Integration, Entstehung ethnischer Vorurteile und Intergruppenkonflikte

Kultur: „Ein soziales System, das durch die geteilten Bedeutungen gekennzeichnet ist, die seine Mitglieder Personen und Ereignissen zuschreiben.“ (Smith, 2014, p. 568)

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7
Q

Kulturdimensionen nach Hofstede (1980)

A

• Individualismus – Kollektivismus
– Bedeutung von Autonomie vs. Bedeutung von sozialen Bindungen
• Machtdistanz
– Erwartungen an Hierarchie und Ehrerbietung
• Vermeidung von Unsicherheit
– Ausmaß der Vermeidung von Risiken • Kulturelle Männlichkeit – Weiblichkeit
– Bedeutung (stereo-)typisch männlicher vs. weiblicher Eigenschaften

• Weiterentwicklung
– Langzeitorientierung – Kurzzeitorientierung
• Zukunftsoffenheit vs. Beständigkeit und Verharren in Traditionen
– Ausgelassenheit – Beherrschtheit
• Nachsichtiger Umgang mit Moral vs. strenge Nomen und starke moralische Richtlinien
• Alternative Ansätze
– Wertvorstellungen nach Schwartz (1994)
• Eingebettetsein vs. Autonomie, Hierarchie vs. Egalitarismus, Umweltbeherrschung vs. Harmonie
– Independenz und Interdependenz (Markus & Kitayama, 1991)
• Konstruktion des Selbst anhand von individuellem Merkmalen vs. anhand von sozialen Rollen und Mitgliedschaften in Gruppen
– Cultural Tightness (Gelfand et al., 2011)
• Kulturelle Enge vs. Offenheit

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8
Q

(Rück-)Übersetzung von Fragebögen

A

Ich schätze die kulturelle Vielfalt in Deutschland, weil sie dem Land einen Nutzen bringt.
->
I value cultural diversity in Germany because it serves the country.
->
I value cultural diversity in Germany because it benefits the country

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9
Q

Sicherstellung psychometrischer Qualität

A

• Reliabilität
• Validität
• Messinvarianz
– Faktorstruktur in allen Ländern gleich?

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10
Q

Weitere methodische Herausforderungen

A
  • Berücksichtigung von Unterschieden in akquieszentem Antwortverhalten
  • Kulturgebundene Subjektivität von Forschenden
  • Fokus auf Befragungen
  • Gefahr der Essentialisierung von Kultur
  • WEIRD-Samples (western, educated, industrialized, rich, and democratic)
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11
Q

Kultur und Kognitionen (Nisbet & Masuda, 2006)

A

• Grundannahme: Stile der kognitiven Verarbeitung unterschieden sich zwischen Kulturen
Individualismus/Independenz
→ Analytischer kognitiver Stil
-Konzentration auf ein Schlüsselelement
-Berücksichtigung von Mustern, abstrakten Regeln und Kategorien,

Kollektivismus/Interdependenz
→ Holistischer kognitiver Stil
-Konzentration auf alle Elemente und deren Beziehung zueinander
-Berücksichtigung von Kontext- und Hintergrundinformationen
-Ganzheitliche Verarbeitung

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12
Q

Kultur und Kognitionen Linien RahmenTest

A

Linien- und Rahmentest (z.B. Kitayama et al., 2003)
– Vpn: US-Amerikanerinnen und Japanerinnen
– Annahme: US-Amerikanerinnen achten mehr auf zentralen
Gegenstand, Japaner
innen mehr auf den Kontext

• Ergebnisse:
• US-Amerikanerinnen können die absolute
Länge der Linie genauer reproduzieren
• Japaner
innen können das Verhältnis der Linie
zum Kasten genauer reproduzieren

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13
Q

Kultur und Kognitionen Selbstpräsentation

A

• Studie zur Selbstpräsentation bei Facebook (Huang & Park, 2013)
– Annahme: Profilbilder unterscheiden sich zwischen Nord-
Amerikanerinnen und Ost-Asiatinnen
• „Gesicht zentral“ vs. „Raum für Hintergrund“

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14
Q

Kultur und Intergruppenprozesse

A

• Meta-Analyse zur Universalität von Ingroup-Bias (Fischer & Derhan, 2016)
(N = 21266 in k = 269 Stichproben aus insgesamt 18 unterschiedlichen Nationen)

• Ingroup-Bias in fast allen Ländern (mittlerer Effekt: b = 0.369; SE = 0.021; CI95% = 0.327, 0.410, p < .0001)
• Ingroup-Bias besonders stark in Ländern mit hoher Vermeidung von Unsicherheit
(γ = 0.004, trobust = 3.12, p = 0.007)

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15
Q

Sozialpsychologische Befunde im Kulturvergleich – Ein Überblick

A

• Konformitätsexperimente von Ash (1951)
– Europa < Nordamerika < Originalstudie < Rest der Welt
• Studien zum Gehorsam von Milgram (1974)
– Universeller Effekt mit (unsystematischer) Variation der Stärke des Effekts
• „Fundamentaler“ Attributionsfehler
– Nicht in kollektivistischen Gesellschaften

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