2.4. Kulturkonzepte von Hofstede, Trompenaars und GLOBE Flashcards

(77 cards)

1
Q

Wozu dienen Kulturkonzepte, auch Kulturschemata genannt?

A

Kulturkonzepte, auch Kulturschemata:

sind dazu da, unterschiedliche Kulturen zu charakterisieren, kategorisieren und miteinander zu vergleichen und somit Kultur in gewisser Weise messbar zu machen (Engelen/Tholen 2014, S. 25).

Anhand von Kulturdimensionen können Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Ländern und Kulturen ermittelt werden. Somit erlauben sie systematische Beschreibungen und Vergleiche von Kulturen in Bezug auf verschiedene Themen und Wertvorstellungen.

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2
Q

Auf welche Annahme begründen sich diese Kulturkonzepte?

A

Annahme:
Es gibt Frage-/bzw. Problemstellungen, die Kulturen allgegenwärtig beschäftigen, wobei sie sich in ihren Antworten jedoch unterscheiden (Thomas/Utler 2013).

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3
Q

Welche vier Kulturdimensionen (Probleme) qualifizierten der Soziologe Alex Inkeles und der Psychologe Daniel Levinson 1954 in Studien und Experimenten ?

A

• Beziehung zu Autoritäten
• Selbstkonzept in Bezug auf Individuum und Gesellschaft
• Maskulinität und Feminität
• Konfliktlösungen einschließlich der Aggressionskontrolle und dem Ausdruck von Emotionen

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4
Q

Wer war Geert Hofstede?

A
  • ein niederländischen Organisations- und Sozialpsychologe und ehemaligen Ingenieur * entwickelte in seinem Kulturkonzept 6 Kulturdimensionen
  • begann seine Karriere 1965 bei IBM Europe und untersuchte zwischen 1967 und 1973 Aussagen von mehr als 116.000 Angestellten aus 72 Ländern

quantitative Methoden: standardisierte Fragebögen, Faktorenanalyse

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5
Q

Welches Ziel verfolgte Geert Hofstede bei seiner Studie?

A

Hofstedes Ziel war es, die Anwendbarkeit von Managementstrategien in anderen Ländern und Kulturen zu überprüfen

Erster empirischer Nachweis kultureller Unterschiede in den globalen Regionen der Welt in seinen Studien

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6
Q

Nenne die sechs Kulturdimensionen nach Hofstede.

A
  1. Machtdistanz
  2. Individualismus versus Kollektivismus
  3. Maskulinität vs. Feminität
  4. Unsicherheitsvermeidung
  5. Langfristorientierung
  6. Genuss vs. Zurückhaltung (Indulgence vs. Restraint)
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7
Q

Machtdistanz nach Hofstede

A

Wie sehr wird Ungleichheit von Macht akzeptiert?

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8
Q

Individualismus versus Kollektivismus

A

Wie stark ist die Beziehung zwischen Individuum und Gruppe?

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9
Q

Maskulinität vs. Feminität

A

Wie wichtig sind maskuline Werte ?

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10
Q

Unsicherheitsvermeidung

A

Wie sehr werden Unsicherheit und Ambiguität toleriert?

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11
Q

Langfristorientierung

A

Inwiefern werden traditionelle Werte langfristig betrieben

erst 1991 hinzugefügt

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12
Q

Genuss vs. Zurückhaltung (Indulgence vs. Restraint)

A

Inwiefern werden eigene Bedürfnisse zugelassen und ausgelebt?

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13
Q
  1. Dimension Machtdistanz nach Hofstede im Detail …
A

• Begriff von dem Sozialpsychologen Mauk Mulder (1976) übernommen. Mulder führte in den 1960er-Jahren Studien zu Machtstrukturen durch. Er nimmt an:

—> dass die Ausübung von Macht dem Überlegenen Erfüllung bietet und er aus diesem Grund nach einer Ausdehnung der Machtdistanz strebt.
—> Indessen bemüht sich der Untergebene, eine Verringerung der Machtdistanz zu erreichen

Inwiefern nehmen Individuen ihre Untergebenheit in Bezug auf Macht, Prestige und Wohlstand hin?

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14
Q

2te Dimension: Individualismus versus Kollektivismus:
Was meint Hofstede mit Kollektivismus?

A

Beim Kollektivismus geht es um das Wohl der Gruppe und die Einfindung und Anpassung in die Gesellschaft, wobei die Bedürfnisse des Einzelnen hintenanstehen.

—> Im Unternehmen kann diese Dimension bewirken, dass neue Stellen größtenteils über persönliche Kontakte vergeben werden.

Überwiegt in einer Kultur ein Ich- oder ein Wir-Gefühl?

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15
Q

Was meint Hofstede mit Individualismus in seiner zweiten Kulturdimensionen Kollektivismus versus Individualismus?

A

Beim Individualismus stehen die Selbstverwirklichung, die Selbstbestimmung und die persönliche Entscheidungsfreiheit im Vordergrund.

Überwiegt in einer Kultur ein Ich- oder ein Wir-Gefühl?

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16
Q
  1. Dimension Maskulinität versus Feminität nach Hofstede?
A

Inwieweit halten Kulturen an den traditionellen Rollenverteilungen zwischen Mann und Frau fest?

  • In maskulinen Kulturen, in denen viel Wert auf maskuline Werte wie Geld und Stärke gelegt wird, wird meist ein klassisches Rollenbild von Männern und Frauen erwartet.
  • In Unternehmen besetzen Männer und Frauen häufig unterschiedliche Stellen.
  • In femininen Kulturen, in denen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen viel geringer sind, tritt auch ein niedrigeres Konkurrenzdenken auf
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17
Q
  1. Dimension - Unsicherheitsvermeidung nach Hofstede
A

Untersucht die Wahrnehmung und den Umgang von verschiedenen Kulturen mit unbekannten Ereignissen.

  • In Kulturen mit einem hohen Maß an Unsicherheitsvermeidung wird Unbekanntes als Gefahr eingestuft und Sicherheit geschätzt.
  • In diesen Ländern bleiben Mitarbeiter lange bei einem Unternehmen und legen viel Wert auf Arbeitsplatzsicherheit (ebenda, S. 40f.).

Hofstede hat den Begriff von Cyert und March (1963) übernommen.

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18
Q
  1. Dimension - Langfristorientierung nach Hofstede (wurde erst 1991 hinzugefügt)
A
  • Basiert auf dem von Michael Bond 1985 durchgeführten Chinese Value Survey
  • ist vor allem für asiatische Kulturen von Bedeutung, deren Verhalten auf zukünftigen Erfolg ausgerichtet ist:
    —> Daher sind vor allem Sparsamkeit, Ausdauer und Beharrlichkeit wichtige Eigenschaften.
    —> Im Unternehmen liegt der Fokus nicht auf kurzfristigen Erfolgen, sondern auf langfristigen Ergebnissen und einer dauerhaften Sicherung der Marktposition.
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19
Q
  1. Dimension Genuss vs. Zurückhaltung (Indulgence vs. Restraint) nach Hofstede
A

Entstand auf der Basis des World Values Survey in Zusammenarbeit mit dem bulgarischen Soziologen Michail Minkov:

Kulturen, die hohe Werte in der Dimension Genuss zeigten, tendieren dazu

—> ihre Bedürfnisse und Wünsche relativ frei zuzulassen und auszuleben
—> Spaß zu haben und das Leben zu genießen.

• In der Dimension Zurückhaltung herrscht die Überzeugung, dass diese Bedürfnisse und Wünsche durch strenge soziale Normen eingeschränkt und reguliert werden müssen

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20
Q

Was haben Trompenaars und Hampden-Turner 1993 entwickelt aufgrund welcher Annahme und mit welchem Ziel?

A

Kulturkonzept - Kulturdimensionen nach Trompenaars und Hampden-Turner 1993

—> Ihrer Ansicht nach ist es nicht möglich, fremde Kulturen vollständig zu begreifen.
—> Ziel, interkulturelle Manager zu beraten und interkulturelles Arbeiten dadurch zu erleichtern (Engelen/Tholen 2014, S. 56).

Trompenaars (Management-Berater und Motivationstrainer)
Charles Hampden-Turner betrieb Forschungen an der London Business School, Cambridge und Harvard

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21
Q

Nenne die sieben Kulturdimensionen nach Trompenaars und Hampden-Turner (1993).

A
  1. Universalismus vs. Partikularismus – Sind Regeln oder Beziehungen wichtiger?
  2. Individualismus vs. Kollektivismus – Wie stark sind Individuen in die Gruppe integriert?
  3. Neutralität vs. Affektivität – Zeigt man Emotionen?
  4. Spezifität vs. Diffusität – Wie sind verschiedene Lebensbe-reiche verwoben?
  5. Leistung vs. Herkunft – Ist Status angeboren oder erarbeitet?
  6. Serialität vs. Parallelität – Erledigt man Dinge gleichzeitig oder hintereinander?
  7. interne vs. externe Kontrolle – Ist die Umwelt kontrollierbar?
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22
Q

Was beschreibt die erste Dimension Universalismus vs. Partikularismus nach Tropenaar und Hampden-Turner?

A

• In universalistischen Kulturen ist die Einhaltung von Regeln besonders wichtig
• in partikularistischen Kulturen liegt der Fokus auf Beziehungen.

Footnote##
Beschreibt, wie Verhalten von anderen Menschen bewertet wird.

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23
Q

Wie kann sich diese erste Kulturdimension nach Tropenaars und Hampden-Turner in der Praxis äußern?

A

—> Bsp. Trompenaars und Hampden-Turner (2012): Freund verursacht einen Autoschaden und benötigt eine Zeugenaussage.
* Partikularistische Kulturen: Falschaussage für den Freund, um ihm einen Vorteil zu verschaffen
* universalistische Kulturen: wahrheitsgetreu Aussage; Freundschaft hat keinen Einfluss

—> Im Unternehmen kann es dadurch zu Konflikten kommen, z. B. wenn partikularistische Kulturen Absprachen aufgrund familiärer Verpflichtungen nicht einhalten (Engelen/Tholen 2014, S. 58f.).

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24
Q

Was beschreibt die zweite Kulturdimension Individualismus vs. Kollektivismus nach Tropenaar und Hampden-Turner?

A
  • Individualismus: Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung, persönliche Entscheidungsfreiheit stehen im Vordergrund
  • Kollektivismus: Es geht um das Wohl der Gruppe und die Einfindung und Anpassung in die Gesellschaft, wobei die Bedürfnisse des Einzelnen hintenanstehen.

Analog zu Hofstede

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25
Was beschreibt die dritte Kulturdimension Neutralität vs. Affektivität nach Tropenaars und Hampden-Turner?
Beschreibt inwieweit Gefühle und Emotionen offen gezeigt werden.
26
Was ist der Unterschied zwischen affektiven und neutralen Kulturen?
* In affektiven Kulturen werden Emotionen offen gezeigt, physischer Kontakt und Augenkontakt werden häufig eingesetzt und Stille wird als unangenehm empfunden. * In neutralen Kulturen werden Emotionen kontrolliert und beherrschtes Verhalten bewundert. ## Footnote Im Unternehmen können diese Unterschiede zu Problemen in der Zusammenarbeit und in der Kommunikation führen (Engelen/Tholen 2014, S. 61f.).
27
Was wird in der vierte Kulturdimension Spezifität vs. Diffusität nach Tropenaars und Hapden-Turner erfasst?
Erfasst, wie verschiedene Lebensbereiche miteinander verknüpft sind. * In spezifischen Kulturen sind Lebensbereiche wie Arbeit, Freizeit und Familie deutlich separiert * in diffusen Kulturen werden Lebensbereiche und Beziehungen nicht voneinander getrennt
28
Welche Frage wird verwendet, um zu ermitteln, ob es sich um eine diffuse oder eine spezifische Kultur handelt?
Um Länder anhand dieser Kulturdimension einzuordnen, wird folgende Frage verwendet: „Ist der Angestellte verpflichtet, das Haus seines Vorgesetzten zu streichen?“ Wird die Frage bejaht, kann auf eine diffuse Kultur geschlossen werden, während eine Verneinung auf Spezifität hinweist (ebenda, S. 62f.).
29
Was beschreibt die fünfte Dimension Leistung vs. Herkunft (Tr./H-T)?
Sie unterscheidet, ob Menschen ihren Status durch Leistung oder durch Herkunft erlangen.
30
Was sollte bei der Auswahl von Mitarbeitern in Bezug auf die fünfte Dimension nach Tr./H-T beachtet werden?
In Unternehmen muss beachtet werden, dass die Auswahl von Mitarbeitern für bestimmte Positionen anhand verschiedener Kriterien erfolgen würde, z. B. Leistung und Kompetenz vs. Titel und Seniorität.
31
Womit befasst sich die sechste Dimension Serialität vs. Parallelität nach Tropenaar und Hampen-Turner?
Die sechste Dimension befasst sich mit dem Umgang von Menschen mit der Zeit. • Bei der Parallelität werden mehrere Aktivitäten gleichzeitig ausgeführt, und vor allem die Gegenwart ist von Bedeutung. • Bei der Serialität werden Aktivitäten der Reihe nach durchgeführt werden, und es wird viel Wert auf eine exakte Zeitplanung gelegt (Engelen/Tholen 2014, S. 66f.).
32
Was erfasst die siebte Kulturdimension interne vs. externe Kontrolle ?
Die siebte Dimension erfasst die Fähigkeit, die Umwelt zu kontrollieren. • die interne Kontrolle ist im Stande, die Umwelt zu kontrollieren • bei der externen Kontrolle sind äußere Einflüsse vorhanden, die nicht beeinflusst werden können.
33
Wie kann sich der Unterschied zwischen interner und externer Kontrolle in der Praxis äußern?
Wenn im Unternehmen unerwartete Ereignisse auftreten, versuchen Mitarbeiter, die aus Kulturen kommen, die durch * interne Kontrolle geprägt sind, die Ereignisse zu hinterfragen oder zu beeinflussen. * die durch externe Kontrolle geprägt sind, nehmen die Ereignisse als gegeben hin.
34
GLOBE-Studie steht für …?
GLOBE-Studie • Global • Leadership and • Organizational • Behavior • Effectiveness Research Program
35
Was wurde in der GLOBE-Studie von wem erforscht?
* GLOBE-Studie ist eine umfangreiche quantitative und qualitative Studie zu Kulturdimensionen in 62 Ländern (größte, aktuellste) * Initiiert von Robert House, US-Amerikanischen Professor * durchgeführt mit einem internationalen Team, um Ethnozentrismus zu vermeiden
36
Welches Ziel verfolgte Robert House mit der GLOBE-Studie?
* die Auswirkungen von Kultur auf Führungsverhalten * organisatorische Effektivität * wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von Gesellschaften * und den menschlichen Zustand von Mitgliedern der Gesellschaften zu erforschen und zu verstehen.
37
Was fand House grundsätzlich in der GLOBE-Studie heraus?
In der Studie wurden 9 Dimensionen nationaler Kultur sowie 6 Führungsstile identifizierte (House/Javidan 2004, S. 10ff.).
38
Nenne die 9 Kulturdiemsionen nach House.
1. Machtdistanz - Wie sehr wird Ungleichheit von Macht akzeptiert? 2. Unsicherheitsvermeidung - Wie sehr werden Unsicherheit und Ambiguität toleriert? 3. Gruppenbasierter Kollektivismus - Wie stark ist die Beziehung zwischen Individuum und Gruppe? 4. Institutioneller Kollektivismus - Wie stark fördern Institutionen die Beziehung zwischen Individuum und Gruppe? 5. Geschlechtergleichheit - Inwieweit sind unterschiedliche Geschlechterrollen akzeptiert? 6. Bestimmtheit - In welchem Ausmaß wird bestimmtes Verhalten ausgeübt? 7. Zukunftsorientierung - Inwieweit fördert eine Gemeinschaft zukunftsorientiertes Verhalten? 8. Leistungsorientierung - In welchem Ausmaß werden Innovation, hohe Standards und Leistungsverbesserungen gefördert? 9. Humanorientierung – In welchem Ausmaß werden Individuen für faires und freundliches Verhalten belohnt?
39
Inwieweit überschneiden sich die Kulturdimesionen nach House mit denen, die Hofstede identifiziert hatte?
—> 7. Dimension nach House Zukunftsorientierung ist mit Langfristorientierung (5. nach Hofstede) zu vergleichen. —> Die 1. Dimension Machtdistanz und die 2. Dimension Unsicherheitsvermeidung sind ebenfalls gleich. —> Kollektivismus in zwei Sub-Kulturdimensionen unterteilt: Gruppenbasierter Kollektivismus und institutioneller Kollektivismus —> Dimension Maskulinität vs. Feminität in zwei Kulturdimensionen aufgeteilt: Geschlechtergleichheit und Bestimmtheit
40
Was ist der Unterschied zwischen gruppenbasiertem und institutionellem Kollektivismus?
Bei beiden Dimensionen des Kollektivismus geht es darum zu verstehen, inwieweit das Wohl der Gruppe über dem des Individuums steht. • der institutionelle Kollektivismus fokussiert sich dabei auf die gesamte Gesellschaft, also inwieweit gesellschaftliche Strukturen Kollektivismus fördern • der gruppenbasierte Kollektivismus betrachtet vor allem das Verhalten in sozialen Gruppen, z. B. der Familie
41
Vergleiche die 5. und 6. Dimension Geschlechtergleichheit und Bestimmtheit nach House mit Hofstedes 3. Kulturdimension Maskulinität vs. Feminitätstarke.
• Im Vergleich zu Hofstedes Kulturdimension Maskulinität vs. Feminitätstarke (Ausprägung maskuliner Werte = ungleiche Rollenverteilung; feminine Werte = annähernd gerechte Rollenverteilung) besteht im Rahmen der Dimension Geschlechtergleichheit auch die Möglichkeit einer Dominanz der Frau (Engelen/Tholen 2014, S. 77). • Die maskulinen Werte (z. B. Stärke, Aggressivität, Widerstandsfähigkeit und Dominanz) werden in der Dimension Bestimmtheit erfasst (ebenda, S. 80).
42
Die 7. Kulturdimension nach House ist mit welcher Dimension nach Hofstede zu vergleichen?
Zukunftsorientierung • ist mit Hofstedes Dimension der Langfristorientierung zu vergleichen: • Für Kulturen mit hohen Werten ist die Zukunft von großer Bedeutung, während Kulturen mit niedrigen Werten im Hier und Jetzt leben (ebenda, S. 81f.).
43
8. Kulturdimension nach House …
Leistungsorientierung beschreibt, inwiefern Leistung gefördert und honoriert wird. • In Kulturen mit einer starken Leistungsorientierung werden hohe Leistungen erwartet und gewürdigt —> kann sich im Unternehmen z. B. durch ein hohes Konkurrenzdenken äußern. • Kulturen mit niedrigen Ausprägungen setzten ihren Fokus vermehrt auf menschliche Beziehungen, kooperatives Verhalten und Harmonie innerhalb der Gruppe (ebenda, S. 83f.).
44
Was erfasst die neunte Kulturdimension Humanorientierung nach House?
Die Humanorientierung erfasst, inwieweit Individuen für faires und freundliches Verhalten belohnt werden. • In Kulturen mit einer starken Humanorientierung ist insbesondere das Wohl anderer Menschen wichtig • In Kulturen mit niedriger Humanorientierung werden häufig die eigenen Interessen in den Vordergrund gestellt
45
In was wurden die teilnehmenden Länder in der GLOBE-Studie unterteilt und welche Faktoren aus früheren Studien nutzten die Forscher für diese Unterteilung?
* In der GLOBE-Studie wurde versucht, die teilnehmenden Länder bzw. Kulturen adäquat in Gesellschaftscluster zu unterteilen. * Faktoren wie gemeinsame Sprache, Geografie und Religion sowie historische Beschreibungen. ##Footnote Dabei entstanden 10 geographische Cluster.
46
Nenne die 10 geographischen Gesellschaftscluster aus der GLOBE-Studie.
* Afrika * Lateineuropa * Germanisches Europa *Angelsächsischer Raum * Nordeuropa * Lateinamerika * Südasien * Ostasien * Mittlerer Osten * Osteuropa
47
Womit beschäftigt sich die erste Dimension nach House in Anlehnung an Hofstedes erste Dimension?
Machtdistanz Inwiefern nehmen Individuen ihre Untergebenheit in Bezug auf Macht, Prestige und Wohlstand hin?
48
Nenne 3 Kritikpunkte an den Kulturkozepten.
* Kulturen sind dynamisch, deshalb können Kulturdimensionen nur eine Momentaufnahme einer Kultur darstellen. * Kulturen werden häufig mit Ländern gleichgesetzt —> dadurch wird die Existenz von Subkulturen und Regionen missachtet (z. B. bei Hofstede und Hall) * Herausforderung einer möglichen Verzerrung durch Ethnozentrismus der beteiligten Kulturforscher (z. B. muss gewährleistet sein, dass die Messmodelle bzw. Fragebögen von allen Kulturen gleich verstanden werden).
49
Welche Ungenauigkeit unterlief Hofstede bei der Auswertung seiner Studie?
Da Hofstede seine Studie anhand von Auslandsniederlassungen durchführte, schrieb er jegliche Unterschiede kulturellen Differenzen zu und setzte dadurch eine einheitliche Organisationskultur voraus (Patel 2014, S. 38ff.). ##Footnote Kulturen werden häufig mit Ländern gleichgesetzt —> dadurch wird die Existenz von Subkulturen und Regionen missachtet
50
Warum kann es in der internationalen Zusammenarbeit im Aspekt der Machtdistanz nach Hofstede zu Konflikten kommen?
Gehen Mitglieder unterschiedlicher Kulturen mit unterschiedlicher Wahrnehmung der Machtdistanz in die Zusammenarbeit, so sind Konflikte vorprogrammiert: - durch vermeintlich fehlenden Respekt durch den Mitarbeiter oder - aber durch fehlende Autorität und Weisungen des Vorgesetzten (Hofstede, 2001).
51
Was kann in internationalen Teams aufgrund unterschiedlicher Wahrnehmung der Machtdistanz unter Kollegen auf gleicher Hierarchiestufe passieren?
Missverständnissen unter den Kollegen auf gleicher Hierarchiestufe: —> je nach gewohnter Machtdistanz sind Mitarbeiter viel oder wenig Weisung / Autonomie gewöhnt und entwickeln dementsprechend ein unterschiedliches Ausmaß an Eigenleistung, wenn ihnen freie Hand gelassen wird. ## Footnote Es ist wichtig, Untergebenen wie auch Kollegen genau das Maß an Eigenständigkeit zu geben, das sie aufgrund ihrer Kulturzugehörigkeit benötigen – und denEntscheidungsprozess daran anzupassen.
52
Was bedeutet es, dass die Dimension des Individualismus einen negativen Zusammenhang mit der Dimension der Machtdistanz aufweist (r = ! 0,68)?
Dies bedeutet, dass in Ländern, die stark individualistisch geprägt sind, zumeist eine geringe Machtdistanz herrscht. Kollektivistisch orientierte Länder sind durch eine hohe Machtdistanz gekennzeichnet (Hofstede, 2001).
53
Wie motiviert ein Manager Mitarbeiter in einer individualistischen Kultur?
Durch persönliche Wertschätzung ihrer Leistung durch den Vorgesetzten – sowohl monetär wie auch nicht-monetär. —> transparentes Bonus-System, das Leistungen individuell honoriert (Hofstede, 2001)
54
Wie motiviert ein Manager ein Team in einer kollektivistischen Kultur am klügsten?
Hier empfiehlt es sich, die Gruppe als Ganzes zu entlohnen. Nicht einzelne Mitarbeiter, sondern lediglich die erzielten Leistungen der Gruppe sollten gelobt werden. ##Footnote Würde man hier System der Anspornung aus individualistischen Kulturen anwenden, so würden Mitarbeiter würden Leistung zurückfahren und sich der Leistung des schwächsten Teammitglieds anpassen, um dieses nicht bloßzustellen (Brettel et al., 2008; Engelen, 2010).
55
Wie äußert sich eine niedrige Tendenz zur Unsicherheitsvermeidung nach Hofstede?
In Kulturen mit einer niedrigen Tendenz zur Unsicherheitsvermeidung wird Unsicher- heit größtenteils akzeptiert. Die Menschen sind hier eher bereit, Risiken einzugehen, und sind offen für Neues und Veränderungen.
56
Was fällt bei Unternehmen, die sich in einem Umfeld mit hoher Unsicherheitsvermeidung befinden, auf ?
* starre Strukturen * formalisierte Prozesse * sehr formale Geschäftsbeziehungen * Arbeitsplatzwechsel / Neugründungen von Unternehmen sind wesentlich seltener als in Kulturen mit niedriger Unsicherheitsvermeidung (Hayton et al., 2002).
57
Nenne 5 Kritikpunkte an Hofstedes Kulturdimesionen.
* Gleichstellung von Nation und Kultur - innerhalb einer Nation gibt es nur eine Kultur * fehlende theoretische Fundierung * Daten-Repräsentativität * Ethnozentrismus des Forschers * Veraltete Ländereinordnungen
58
Was fehlt bei der Herleitung der Kulturdimensionen von Hofstede und welche Frage bleibt laut Kritikern offen?
Es fehlt die theoretische Fundierung. Da Hofstede die Kulturdimensionen empirisch aus einer bestehenden Datenbasis hergeleitet hat, bleibt die Frage, ob es noch mehr Kulturdimensionen gibt.
59
Worauf bezieht sich der Kritikpunkt Daten-Repräsentativität bei Hofstedes Kulturdimensionen?
Befragung lediglich innerhalb eines Unternehmens —> damit unterstellt Hofstede, dass sich die Werte und Handlungsweisen der IBM-Mitarbeiter auf die jeweilige Landesbevölkerung übertragen lassen.
60
Problem des Ethnozentrismus bei Hofstedes Kulturdimensionen
Befragung sämtlicher Länder von einem englischen Team um Hofstede herum aufgesetzt —> Fragebogen ist bereits durch westliche Ansichten geprägt. ##Footnote Spätere Untersuchung von Hofstede und Bond demonstrierte diesen Effekt sehr deutlich.
61
Was ist mit dem Kritikpunkt veraltete Ländereinordnung bei Hofstedes Kulturdimensionen gemeint?
Wertesysteme der untersuchten Kulturen haben sich möglicherweise in den letzten 40 Jahren verschoben —> so nicht in Hofstedes Punktwerten wiedergegeben
62
Welche drei Bereiche des gesellschaftlichen Lebens beschreibt das Kulturschema von Trompenaars und Hampden-Turner (2012)?
* Beziehungen zu Menschen (Dimension 1-5) * Beziehungen zur Zeit (Dimension 6) * Beziehungen zur Natur (Dimension 7)
63
Nenne 4 Kritikpunkte an den Kulturdimensionen nach Trompenaars und Hampden-Turner.
* Gleichsetzung von nationalen und kulturellen Grenzen * Daten-Repräsentativität * wahrscheinlich verzerrte Abbildung der Realität * Ethnozentrismus
64
Trompenaars und Hampden-Turner Kritikpunkt Daten-Repräsentativität
Befragung stützt sich auf eine Stichprobe - 75% Führungskräfte 25% Mitarbeiter ##Footnote wahrscheinlich verzerrte Abbildung der Realität, da Stichprobe nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung eines Landes
65
Trompenaars und Hampden-Turner Kritikpunkt Ethnozentrismus
Trompenaars und Hampden-Turner ähnlicher beruflicher / kultureller Hintergrund - kein multinationales Team —> Auswahl und Formulierung der Fragen durch ihre eigenen kulturellen Werte beeinflusst
66
In welchen Bereichen untersucht die GLOBE-Studie von House et al die erste Kulturdimension Machtdistanz?
* in der Gesellschaft * innerhalb einer Organisation
67
Welche Methode wurde bei der GLOBE-Studie angewandt?
Mitarbeiterbefragung zu diversen Themen in den zu untersuchenden Ländern jeweils zum o Ist-Zustand in ihrer Gesellschaft / Unternehmen - reale Wahrnehmung zu bestimmten Situationen o Soll-Zustand in ihrer Gesellschaft / Unternehmen - Wunschvorstellung zu bestimmten Situationen ## Footnote Die Unterteilung zwischen Ist- und Soll-Zustand stellt die Grundidee des Eisberg-Modells dar, das besagt, dass innere Werte (hier: Soll) tatsächliches Verhalten (hier: Ist-) widerspiegeln (Javidan et al., 2006b).
68
Was war bei den Werten zur Machdistanz über alle Länder hinweg auffällig?
Ist-Zustand: relativ hoher Mittelwert (5,17) - Befragungsskala 1 bis 7 Soll-Zustand: niedrigster Mittelwert, im Vergleich aller neun GLOBE-Dimensionen (2,75) ##Footnote D.h. dass in vielen Kulturen eine hohe Machtdistanz wahrgenommen, allerdings in weniger starkem Ausmaß gewünscht wird. In Unternehmen wird dabei ungleiche Machtverteilung eher akzeptiert (ähnliche Werte bei Ist- und Soll-Zustand) als auf gesellschaftlicher Ebene
69
3. Dimension der GLOBE-Studie: Unsicherheitsvermeidung - fokussiert auf die Erhebung auf gesellschaftlicher und organisatorischer Ebene
• Tendenz, unsichere Situationen als Bedrohung zu empfinden und ihnen durch Regeln und Ordnung entgegenzuwirken • Präferenz von Individuen für Ordnung, formalisierte Prozesse und Gesetze, um mögliche Situationen im täglichen Leben zu regeln
70
Auf welche Ebenen wirkt sich die Unsicherheitsvermeidung (GLOBE-Studie) aus?
* auf individueller Ebene: u. a. auf die Kommunikation, Affinität zu Feedback, als Neigung zu Stress und Sorge * In Unternehmen: auf Feedbackprozessen v. a. Planung, der Innovationsgrad eines Unternehmens * auf gesellschaftlicher Ebene: Tendenz kann sich auf die Zeitorientierung der Menschen auswirken (Luque/Javidan, 2004).
71
Was haben neuere Studien bezüglich der Übereinstimmung der Kulturdimension Unsicherheitsvermeidung von Hofstede und House et al. ergeben?
Neuere Studien zeigen, dass die konkrete Definition und insbesondere die tatsächliche Messung bei GLOBE von Hofstede deutlich abweichen (Venaik/Brewer, 2010).
72
In welche Unterkategorien unterteilt House die 3. Dimension Individualismus vs. Kollektivismus ?
• institutioneller Kollektivismus • gruppenbasierte Kollektivismus Für beide Dimensionen des Kollektivismus gilt die gleiche Grundannahme: Kulturen sind dann kollektivistisch ausgerichtet, wenn das Wohl der Gruppe über dem des einzelnen Individuums steht. Diese Tendenz wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus.
73
institutioneller Kollektivismus nach House (GLOBE-Studie)
• misst die Tendenz, mit welcher gesellschaftliche Institutionen kollektivistisches Verhalten fördern und belohnen. • Im Fokus: gesellschaftliche Strukturen und wirtschaftliche Systeme, die das Handeln der Individuen steuern und kollektivistisches bzw. individualistisches Handeln veranlassen.
74
gruppenbasierte Kollektivismus nach House (GLOBE-Studie)
* beschreibt, inwieweit Individuen Stolz, Loyalität und Gruppenzugehörig-keit zu sozialen Gruppen, insbesondere zu Familien, ausdrücken. * Im Fokus: die unmittelbare Gruppe, zu der ein Individuum zählt, und das ist in den meisten Fällen die Familie (Brewer/Venaik, 2011).
75
Wie wird Deutschland nach der GLOBE-Studie eingeordnet?
(Germanischen Europa) • hohe Leistungsorientierung, Bestimmtheit, Zukunftsorientierung und Unsicherheitsvermeidung • niedrige Ausprägung von Humanorientierung und den beiden Kollektivismus-Dimensionen
76
Kritikpunkte zur GLOBE-Studie:
• Gleichsetzung von Nation und Kultur • Datenrepräsentativität - konzentriert auf Führungskräfte aus verschiedenen Industrien nicht repräsentativ für Gesamtbevölkerung • Ethnozentrismus - internationales Team, mehrheitlich mit Management- oder Psychologie-Abschlüsse US-amerikanischer Universitäten —> im Endeffekt doch eine US-amerikanische Prägung. • Unklare Unterteilung von Ist- und Soll-Zustand - Hauptkritikpunkt: empirisch eine hohe negative Korrelation zwischen den beiden Werten aufgedeckt wird (Maseland/Van Hoorn, 2009). Demnach wünscht man sich in einer großen Anzahl von Kulturen einen anderen Soll-Zustand, als er tatsächlich gelebt wird, was fragwürdig erscheint (Hofstede, 2006).
77
Wann wird welches Schema vorzugsweise angewandt?
Hängt wesentlich vom Zweck der Anwendung ab: • Hofstede und GLOBE: eine interkulturelle Fragestellung im organisationalen Kontext soll untersucht werden, da diese in ihren Erhebungen aus dem organisationalen Kontext kommen. • Schwartz: gerne in Konsumentenstudien im Marketing eingesetzt (Steenkamp et al., 1999), da er eher einzelne Individuen ohne konkreten Organisationsbezug befragt hat (Lehrer, Schüler) • Trompenaars und Hampden-Turner: Wenn es um die Einordnung von Top-Managern geht.