2.2. Kultur und Psychologie Flashcards
Linguistische Herkunft des Kulturbegriffs
Herleitung von dem lateinischen Wort colere, das einerseits „vorbereiten“ und „entwickeln“, andererseits „kultivieren“ und „wachsen“ bedeuten kann (Engelen/Tholen 2014, S. 17; Wibbeke/McArthur 2014, S. 31).
»cultura« = Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Leistungen, Begriff aus dem 17. Jahrhundert. Kultur bezeichnet grundlegend »die Gesamtheit der Lebensäußerungen eines Volkes, insbesondere die Gesamtheit der Bestrebungen nach Verfeinerung der menschlichen Persönlichkeit unter Zurückdrängung ihrer Triebnatur« (Köbler, 1995).
Allgemeine Definition von Kultur
Im Allgemeinen wird unter dem Begriff Kultur „eine unbestimmte Anzahl expliziter Normen und Werte sowie impliziter Grundannahmen von Gesellschaften, Teilgesellschaften oder sozialen Gruppen verstanden, durch die diese sich nach außen abgrenzen und nach innen integrieren“ (Koch 2012, S. 54).
Was ist das Hauptproblem bei der Definition des Kulturbegriffs?
Der Begriff lässt sich wissenschaftlich nicht eindeutig zuordnen.
In welchen Bereichen wird der Kulturbegriff verwendet?
- Anthropologie
- Soziologie
- Psychologie
- Wirtschaftswissenschaften
Der Kulturbegriff ist ein interdisziplinäres Phänomen.
Ist der Kulturbegriff ein einheitlicher Begriff in der Literatur?
Nein, der Kulturbegriff hat keine einheitliche Definition.
Verschiedene Disziplinen interpretieren ihn unterschiedlich.
Der Kulturbegriff wird als _______ Phänomen bezeichnet.
[interdisziplinäres]
Dies bedeutet, dass er in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen Anwendung findet.
Definition des Kulturbegriffs nach Kroeber/Kluckhohn (1952)
Sammlung von:
- Annahmen
- Werten
- Verhaltensweisen
- Gewohnheiten und
- Einstellungen,
die Menschen einer Gesellschaft von einer anderen unterscheiden.
Definition des Kulturbegriffs nach Schein (1984)
- Muster grundlegender Annahmen,
- die eine bestimmte Gruppe von Menschen im Ergebnis gemeinsamer Erfahrungen,
- bei der Lösung von Problemen,
- der Anpassung an ihre externe Umwelt und
- der internen Integration entwickelt hat.
Definition des Kulturbegriffs nach Thomas (1993)
- Universelles, für die Gesellschaft, Organisation und Gruppe sehr typisches Orientierungssystem,
- dass aus spezifischen Symbolen gebildet und
- in der jeweiligen Gesellschaft tradiert wird und
- das Wahrnehmen, Denken und Handeln aller Mitglieder beeinflusst.
Definition des Kulturbegriffs nach Hofstede (1991)
- Kollektive Programmierung des Bewusstseins,
- durch das sich Mitglieder einer Gruppe von Menschen von einer anderen unterscheidet.
Definition des Kulturbegriffs nach Trompenaars & Hampden-Turner (1993)
Art und Weise, wie eine Gruppe Probleme löst oder Dilemma schlichtet.
Kulturbegriff nach House et al. (2004)
Geteilte
- Motive
- Werte
- Annahmen
- Identitäten und
- Interpretationen / Bedeutungen von wichtigen Ereignissen, die auf gemeinsame Erfahrungen von Gruppenmitgliedern beruhen
- und über Generationen weitergegeben werden.
Was fällt beim Vergleich der verschiedenen Definitionen des Kulturbegriffs auf (fehlende Eindeutigkeit) ?
Auch wenn Überschneidungen zu finden sind, lässt die fehlende Eindeutigkeit der Definitionen erkennen, dass Kultur ein komplexer Begriff ist, der aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden muss und nicht von jedem gleich aufgefasst wird.
Nenne 3 Merkmale von Kultur.
- Es gibt keine „Container“-Gesellschaften mit identischen kulturellen Merkmalen, die klar voneinander abgegrenzt werden können.
• zwischen verschiedenen Kulturen finden sich Gemeinsamkeiten und Überschneidungen, die z. B. globalisierungsbedingt von Menschen aus anderen Kulturen eingebracht werden —>
• Das zeigt, Kulturen sind nicht statisch, sondern unterliegen einem dynamischen Veränderungsprozess (Koch 2012, S. 54f.).
Wodurch wird der dynamische Veränderungsprozess, dem Kulturen unterliegen, angetrieben?
Veränderung der Kultur wird durch kontinuierliche Umweltveränderungen / Einflüsse aus anderen Kulturen angetrieben (Engelen/Tholen, S. 18; Emrich, S. 24).
Je mehr Kontakt Kulturen mit anderen haben, desto mehr neigen sie dazu, diesen Veränderungen zu unterliegen, wobei einige zentrale kulturelle Grundmuster diese äußeren Einflüsse scheinbar überdauern (Koch 2012, S. 54f.).
Welcher Begriff bezeichnet den Lern- und Sozialisierungsprozess im Herkunftsland (Erwerb von Kultur)?
Enkulturation:
• Kulturelle Normen und Werte werden in den ersten Lebensjahren durch die Zugehörigkeit in einer Kultur gelernt, z. B. durch die Beobachtung unserer Familie und das Aufwachsen in einer sozialen Gruppe.
• ist etwa bis zum 15. Lebensjahr abgeschlossen
Kultur ist nicht angeboren oder wird biologisch vererbt (Engelen/Tholen 2014, S. 18; Steers et al. 2013, S. 75; Bannys 2012, S. 39).
Akkulturation
Akkulturation = das Anpassen und Adaptieren an eine dem Herkunftsland fremde Kultur (Helfrich 2013, S. 22).
Nenne vier Akkulturationsstrategien nach Bannys 2012, S. 49f; Chaney/Martin 2014, S. 9).
- Integration
- Separation
- Assimilation
- Marginalisation
Akkulturationsstrategie Integration
Integration: Individuen passen sich der neuen Kultur an, ohne die eigene kulturelle Identität zu verlieren.
Akkulturationsstrategie Separation
Separation: Individuen passen sich der neuen Kultur nicht an, sondern behalten die eigene kulturelle Identität.
Akkulturationsstrategie Assimilation
Assimilation: Individuen passen sich der neuen Kultur an und distanzieren sind von ihrer eigenen kulturellen Identität.
Akkulturationsstrategie Marginalisation
Marginalisation: Individuen passen sich nicht an die neue Kultur an und distanzieren sich von ihrer eigenen kulturellen Identität.
„frontstage culture“ vs. „backstage culture“
„frontstage culture“: Kulturelle Informationen, die wir mit fremden Kulturen teilen möchten
„backstage culture“: kulturelle Informationen, die wir versuchen vor fremden Kulturen zu verbergen (Chaney/Martin 2014, S. 8).
Voraussetzung für erfolgreiches interkulturelles Management
Kenntnis des eigenen kulturellen Orientierungssystems sowie das der anderen Menschen