07 Hernien Flashcards

1
Q

Definieren Sie bitte den Begriff „Hernie“. Was ist der Unterschied zwischen einer Hernie und einem Prolaps?

A

Das Wort „Hernie“ leitet sich ab aus dem griechischen Wort hernos. Übersetzt ins Deutsche bedeutet es Spross, Knospe, Vorwölbung. Unter einer Hernie wird das Austreten intraabdomineller Organe oder Organteile in eine abnorme Ausstülpung oder die Verlagerung in Lücken oder Nischen des Abdomens verstanden. Eine Hernie besteht aus einer Bruchpforte, einem Bruchsack und dem Bruchinhalt. Bei einem Prolaps handelt es sich um einen Vorfall von Eingeweiden durch eine Lücke des Peritoneums. Er ist nicht vom Peritoneum bedeckt.

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2
Q

Beschreiben Sie mögliche Symptome einer Inguinalhernie.

A

Anamnestisch beschreiben die Patienten meist eine Schwellung oder eine Vorwölbung der Leiste, die manchmal von einem Druckgefühl, Ziehen oder Schmerzen begleitet ist. Verstärkt werden die Beschwerden durch Niesen, Pressen, Anstrengung oder das Heben schwerer Lasten. Bei ausgedehnten Befunden oder bei sehr schlanken Patienten kann man den Bruch durch die Bauchwand tasten. Stuhlunregelmäßigkeiten und peranaler Blutabgang sind bei einer unkomplizierten Leistenhernie eher selten. Das Ausmaß der Beschwerden korreliert nicht unbedingt mit der Größe der Hernie.

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3
Q

Wie untersuchen Sie einen Patienten, bei dem Sie den Verdacht auf eine Inguinalhernie haben?

A

Nur in sehr ausgeprägten Fällen ist eine Vorwölbung des Bruchsacks im Bereich der Leiste schon inspektorisch erkennbar. Die Untersuchung erfolgt im Stehen durch Austasten der Bruchpforte und des Leistenkanals mit dem Zeige- oder Kleinfinger (Palpation). Beim Mann wird dies durch den Hodensack hindurch (transskrotal), bei der Frau durch die Haut der Leiste durchgeführt. Durch Husten oder Pressen bei der manuellen Palpation lassen sich in der Regel auch nicht direkt erkennbare Hernien finden (inzipiente Hernien). Findet sich ein weiter innerer Leistenring und eine schlaffe Hinterwand (Transversalisfaszie), liegt eine „weiche“ Leiste vor. Die Palpation der Bruchpforte sollte beidseitig erfolgen, um einen Seitenvergleich vornehmen zu können. Beidseitige Hernien sind keine Seltenheit. Unter den bildgebenden Verfahren eignet sich besonders die Sonografie oder auch die CT zur Darstellung einer Leistenhernie.

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4
Q

Leistenhernien werden in zwei Typen unterteilt. Auf welche Einteilung möchte ich hinaus?

A

Man unterscheidet direkte und indirekte Hernien (› Tab. 7.1, Abb. 7.1):
Tab. 7.1 Einteilung der Leistenhernien
Häufigkeit, Ursache, Bruchpforte, Austrittspforte
Indirekte Hernien
→ ca. 65 % aller Leistenhernien
→ • angeboren: fehlender Verschluss des Processus vaginalis
• erworben: Erweiterung des inneren Leistenrings
→ innerer Leistenring (lateral der epigastrischen Gefäße)
→ äußerer Leistenring

Direkte Hernien
→ ca. 35 % aller Leistenhernien
→ immer erworben
→ Bauchdecke direkt („Hesselbach-Dreieck“ = Locus minoris resistentiae) medial der epigastrischen Gefäße in der Fossa inguinalis medialis
→ äußerer Leistenring
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5
Q

Wie therapieren Sie einen Leistenbruch?

A

Jede Leistenhernie sollte operativ saniert werden, da sie inkarzerieren kann, was bedeutet, dass der Bruchinhalt in der Bruchpforte einklemmt. Die meisten Leistenhernien werden langfristig symptomatisch durch Schmerzen und Beschwerden vor allem bei körperlicher Anstrengung. Da man die operative Sanierung zum Teil sogar in Lokalanästhesie durchführen kann, sind selbst hohes Alter, ein reduzierter Allgemeinzustand oder schwere kardiopulmonale Erkrankungen keine Gründe, von einer Operation abzusehen. Das früher noch vielfach gebräuchliche Bruchband hat somit höchstens noch antiquarischen Stellenwert. Gefürchtete Komplikationen einer Inguinalhernie sind:
• Inkarzeration
• Ileus
• Entzündungen und Blutungen

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6
Q

Welche OP-Verfahren kommen in Frage?

A

Es gibt verschiedene OP-Methoden zur Leistenkanalrevision und -rekonstruktion. Ziel aller OP-Verfahren ist das Reponieren des Bruchsacks mitsamt Inhalt und eine Verstärkung der Hinterwand des Leistenkanals, um einem erneuten Bruch vorzubeugen. Zurzeit kommen offene und minimalinvasive Verfahren zum Einsatz. Bei den offenen Verfahren führt man meist eine OP nach Lichtenstein, seltener (bei jungen Männern und Kindern) nach Shouldice (alternativ auch nach Bassini oder Kirschner) durch. Die minimalinvasiven Verfahren eignen sich besonders für Rezidiv- oder beidseitige Leistenhernien. Hier gibt es zwei Verfahren: die transabdominale präperitoneale Netzimplantation (TAPP) oder die total-extraperitoneale Netzimplantation (TEP).

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7
Q

Können Sie kurz das Vorgehen bei den offenen Operationen beschreiben?

A

Ziel der OP nach Shouldice ist eine Wiederherstellung der normalen anatomischen Verhältnisse. Die tiefste tragende Bauchwandschicht wird fortlaufend doppelt vernäht. Nach Spaltung der Fascia transversalis wird der Samenstrang aus den Fasern des M. cremaster gelöst und der M. cremaster reseziert. Der Bruchsack wird ebenfalls reseziert. Die Transver- susaponeurose wird inzidiert, ggf. teilweise reseziert und durch eine zweireihige fortlaufende, nicht resorbierbare Naht gedoppelt. Nach der Fasziennaht erfolgt die abschließende Hautnaht. Die Verschieblichkeit der einzelnen Schichten der Bauchdecke bleibt erhalten.
Bei der Leistenhernienreparation nach Lichtenstein wird die Bruchpforte spannungsfrei verschlossen. Der M. cremaster wird nicht reseziert, sondern intraoperativ mit dem Samenstrang auf die Seite gezogen. Danach wird über der Bruchpforte ein Kunststoffnetz mit der obersten Muskelschicht des Leistenkanals vernäht. Der innere Leistenring wird auf diesem Weg verstärkt. Nach Verschluss der Faszie erfolgt die Hautnaht.

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8
Q

Welchem Verfahren würden Sie den Vorzug geben?

A

Das Verfahren nach Shouldice ist zurzeit noch die Methode der Wahl beim jungen Patienten mit kleiner primärer Hernie. Bei jungen Patienten mit großer primärer Hernie, bei über 35-Jährigen und vor allem bei Rezidivhernien jeder Herniengröße wird zunehmend das Verfahren nach Lichtenstein oder ein minimalinvasives Verfahren gewählt, da die Tendenz zur geringeren Invasivität, früheren Belastungsmöglichkeit und größeren Rezidivsicherheit geht.

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9
Q

Welche OP-Risiken müssen Sie einkalkulieren?

A

Bei allen OP-Methoden kann der Samenstrang mitsamt Hodengefäßen verletzt werden. Auch postoperative Orchitiden sind nicht ungewöhnlich. Eine Verletzung oder Entzündung des Samenstrangs bzw. der Ho- den kann zur Hodenatrophie bzw. sogar zum Hodenverlust führen. Weitere typische Komplikationen sind:
• Verletzung des Ductus deferens ( Infertilität)
• Nervenschädigung oder -einklemmung (besonders gefährdet: N. ilioinguinalis und N. genitofemoralis) mit der Folge neuropathischer Schmerzen
im Bereich der Leiste und Skrotum
• Stenosierung der V. femoralis durch OP-Nähte (Beinvenenstauung)
• Nachblutungen, Hämatome und Abszessbildung
Vor allem bei operativen Verfahren, bei denen körperfremdes Material zum Einsatz kommt (Vicrylnetz), besteht ein höheres Infektionsrisiko. Prophylaktisch erfolgt eine einmalige Antibiose kurz vor Operationsbeginn.

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10
Q

Kennen Sie auch das OP-Verfahren nach Bassini?

A

Das Verfahren nach Bassini wird immer seltener angewandt. Zudem existieren verschiedene OP-Variationen. Die Rekonstruktion der Leistenhinterwand ist bei allen Verfahren gleich. Am Rand des M. transversus abdominis wird eine Naht gelegt, die den M. obliquus internus, beide Ränder der gespaltenen Fascia transversalis, das Lig. reflexorum und mit dem ersten Stich auch das Schambeinperiost umfasst. Die Vorderwand wird variabel rekonstruiert nach den Verfahren:
• Bassini-Kirschner: Der Samenstrang wird über die Externus aponeurose verlegt.
• Girard: Die Externusaponeurose wird vor dem Samenstrang gedoppelt.
• Bassini-Hackenbruch: Der Samenstrang wird innerhalb der Blätter der gedoppelten Externusaponeurose verlegt.

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11
Q

Können Sie mir auch noch etwas zu den minimalinvasiven Verfahren sagen?

A

Die minimalinvasiven Verfahren eignen sich besonders bei beidseitigen Leistenhernien und bei Rezidivhernien. Zudem können vorbestehende Adhäsionen gelöst werden. Die Operation wird in Allgemeinanästhesie durchgeführt, da ein Pneumoperitoneum angelegt wird. Die minimalinvasiven Verfahren zeichnen sich aus durch eine kurze Hospitalisationszeit, geringe postoperative Schmerzen und seltenere Irritationen des N. ilioinguinalis oder N. genitofemoralis.
Von Nachteil ist jedoch vor allem bei der TAPP (transabdominale präperitoneale Netzimplantation), dass die Operation in die Bauchhöhle verlegt wird, wo es theoretisch zu einer Verletzung von Organen wie Harnblase, Darm und größeren Gefäßen kommen kann. Bei der TEP (totale extraperitoneale Netzimplantation) wird das Peritoneum nicht eröffnet. Das Operationsgebiet liegt in der Bauchdecke. Daher ist eine Verletzung intraabdomineller Organe eher die Ausnahme. Zwischen dem hinteren Blatt der Rektusscheide und dem M. rectus abdominis wird mittels Gas (CO2) ein Arbeitsraum (Druckgradient 12 mmHg) erzeugt. Der Bruchsack wird freipräpariert und alle umgebenden Strukturen werden dargestellt. Danach wird das Netz locker der Fascia transversalis angelegt und mit einigen Clips fixiert. Der Patient darf sich postoperativ schon nach 1 Woche wieder mehr oder weniger voll belasten.

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12
Q

Wann würden Sie welche Operationsmethode einsetzen?

A

Bei sehr jungen Patienten mit kräftigen Bauchdecken und bei sehr kleinen Hernien würde ich eine Rekonstruktion des Leistenkanals z. B. nach Shouldice durchführen. Bei großen Hernien, adipösen und älteren Patienten und schwachen Bauchdecken sollten eher die Verfahren nach Lichtenstein oder ein minimalinvasives Verfahren gewählt werden. Bei Rezidivhernien und beidseitigen Hernien eignen sich am besten minimalinvasive Operationen wie TEP und TAPP.

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13
Q

Was ist eine Schenkelhernie?

A

Bei der Schenkelhernie liegt die Bruchpforte zwischen Leistenband und Beckenknochen in der Lacuna vasorum. Die Durchtrittsstelle der Hernie aus dem Peritonealraum durch das Septum femorale, das sich zwischen Lig. inguinale, Lig. lacunare und dem Schambein ausspannt, liegt typischerweise medial der Vasa femoralia. Betroffen sind vor allem Frauen ab dem 50. Lebensjahr. Bei Männern tritt eine Schenkelhernie manchmal als Spätfolge einer Leistenrekonstruktion nach Shouldice auf. Schenkelhernien verursachen oft mehr Schmerzen als unkomplizierte Inguinalhernien und neigen zur Inkarzeration. Dabei klemmen selten Anteile des Darms ein, dafür jedoch das Omentum majus oder bei Frauen sehr mobile Ovarien (selten). Zudem sind sie meist nicht reponierbar. Bei jeder Schwellung in der Leistenregion sollte man eine Schenkelhernie ausschließen. Die Therapieoptionen sind ähnlich denen der Inguinalhernie.

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14
Q

Welche Symptome erwarten Sie bei einer epigastrischen Hernie?

A

Epigastrische Hernien entstehen infolge von Lücken oder Schwachstellen im Bereich der Linea alba. Die Klinik ist o uncharakteristisch und kann von absoluter Beschwerdefreiheit bis zu erheblichen, meist bewegungsabhängigen Oberbauchbeschwerden reichen, die zu Fehldiagnosen wie Ulcus ventriculi oder duodeni, symptomatische Cholezystolithiasis oder Pankreatitis führen können. Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit passen zu einer epigastrischen Hernie, aber auch zu den differenzialdiagnostischen Erkrankungen. Bei schlanken Patienten kann der Bruch von außen tastbar oder sogar sichtbar sein. Bei adipösen Patienten gestaltet sich der Nachweis epigastrischer Hernien schwieriger. Die Diagnose wird mithilfe von Sonografie und CT gestellt.
Mittlerweile werden die meisten epigastrischen Hernien minimalinvasiv operiert. Der Bruchinhalt wird reponiert, die Bauchwand mit einem Vicrylnetz verstärkt und vernäht (Mesh-Sublay). Bei ausgedehnten Adhäsionen, intraoperativen Komplikationen oder bei sehr ausgedehnten Befunden kann es passieren, dass eine Laparotomie notwendig wird. Eine geplante Laparotomie ist nur noch Ausnahmefällen vorbehalten. Bei sehr kleinen Defekten (< 2 cm) und kräftiger Faszie, wird o eine primär offene Fasziennaht angelegt. Bei größeren Defekten und schwachen Faszien wird die Bauchwand mit einem Netz (Mesh-Sublay) verstärkt.

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15
Q

Ein 53-jähriger, adipöser Patient klagt seit 3 Wochen über ziehende Schmerzen im linken Unterbauch. Abends sind sie besonders stark. Die Beschwerden treten bevorzugt nach Anstrengungen auf. Manchmal könne er eine kleine „Beule“ an der schmerzenden Stelle spüren. Der Hausarzt hat den Darm schon komplett endoskopisch untersucht. Der Leistenkanal erscheint palpatorisch unauffällig, ist jedoch aufgrund der Adipositas nicht sicher beurteilbar. Eine Sonografie des Abdomens führt nicht zur Diagnose, erst die CT liefert die Diagnose.
Was glauben Sie, hat der Radiologe in der CT entdeckt?

A

Da die körperliche Untersuchung nicht unbedingt auf eine Inguinalhernie hindeutete, könnte es sich um eine Spieghel-Hernie handeln. Die Bruchpforte liegt dabei an der vorderen Bauchwand im Bereich der Linea semilunaris vor dem Außenrand der Rektusscheide in der Aponeurose der Mm. transversus abdominis und obliquus internus. Als interstitielle Hernie breitet sie sich unter der Externusaponeurose aus und ist somit sehr schwierig zu diagnostizieren. Sonografie und CT des Abdomens führen zur Diagnose.

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16
Q

Wie häufig treten Narbenhernien nach Laparotomien auf? Nennen Sie einige Risikofaktoren.

A
Narbenhernien treten nach Laparotomien in 2–10 % der Fälle meist innerhalb des 1. postoperativen Jahres auf. Das Auseinanderweichen der Faszien ermöglicht ein Vorwölben der Bauchorgane bei intaktem parietalem Peritoneum. Prädisponierende Faktoren sind:
• Adipositas
• postoperative Wundheilungsstörungen
• ungünstige Schnittführung bei der Operation und große Laparotomienarben
• postoperative intraabdominelle Druckerhöhungen (Husten, Pressen) 
• anlagebedingte dünne Faszien
• chronische Obstipation
• Diabetes mellitus
• hohes Lebensalter
• postoperative Wundinfektionen
• Hypoproteinämie
• Anämie
• Nervenverletzungen
17
Q

Wie lange sollte man mit der Revision eines Narbenbruchs warten?

A

Die Revision eines Narbenbruchs sollte, wenn möglich, frühestens 1⁄2 Jahr nach einer Laparotomie erfolgen. Die Wartezeit erhöht die Stabilität der Faszien- und Wundränder. Zudem kann durch Optimierung der Operationsvorbereitungen einem Rezidiv vorgebeugt werden, indem Risikofaktoren, wie z. B. eine Adipositas permagna, nach Möglichkeit reduziert werden. Bei kräftiger Bauchdecke und bei kleinen Defekten (< 2 cm) kann eine Fasziennaht ausreichend sein. Bei schwächeren Bauchdecken und bei sehr großen Narbenhernien muss ein Mesh-Sublay (Einlage eines Vicrylnetzes) erfolgen. Das Rezidivrisiko liegt zwischen 5 und 10 %.

18
Q

Was versteht man unter einer Richter-Littré-Hernie?

A

Es handelt sich um eine Bauchwandhernie, bei der sich nicht das gesamte Darmlumen, sondern lediglich Anteile des Darms durch die Bruchpforte vorwölben. Diese ist meist klein. Das Risiko zur Inkarzeration mit der Gefahr partieller Darmnekrosen ist hoch.

19
Q

Was versteht man unter einer inneren Hernie?

A
Unter einer inneren Hernie versteht man eine Protrusion von Eingeweiden in angeborene oder erworbene Lücken der Bauchhöhle. Man unterscheidet zwischen echten inneren Hernien, die einen Peritonealüberzug besitzen und falschen inneren Hernien, die postoperativ auftreten und keinen Überzug von Peritoneum haben. Innere Hernien treten im Gegensatz zu äußeren Hernien äußerlich nicht in Erscheinung. Prädilektionsorte für das Auftreten innerer Hernien sind
• paraduodenal (50–55%)
• ileozökal (10–15%)
• Foramen epiploicum (Winslowii)
• Mesosigma (ca.5%)
• Mesenterium (ca.8%)
• Lig. latum (ca. 8 %)
• supravesikal (ca.7%)
• postoperativ (ca.5%)
Innere Hernien machen ca. 1 % aller Hernien aus und sind in fast 5 % für einen mechanischen Ileus verantwortlich. Zudem besitzen sie bei Komplikationen wie Ileus und Inkarzeration eine Mortalität von bis zu 80 %.
20
Q

Sagt Ihnen der Begriff Treitz-Hernie etwas?

A

Bei dieser inneren Hernie sind Darmanteile im engen Recessus duodenalis superior hinter dem Treitz-Band (Lig. suspensorium duodeni) eingeklemmt. Dieses zieht von der Aorta abdominalis im Bereich des Truncus coeliacus zum Übergang des Duodenums zum Jejunum. Das Treitz-Band gilt als Grenze zwischen oberem und mittlerem Gastrointestinaltrakt und kann, da es glatte Muskulatur enthält, den Übergang zwischen Duodenum und Jejunum im Sinne eines Schließmuskels verengen.

21
Q

Was ist eine Gleithernie?

A

Eine Gleithernie ist eine Sonderform der Hernie. Das prolabierte Organ bildet selbst einen Teil des Bruchsacks. Die Organe (z. B. Zökum, Sigma oder Harnblase) sind dabei nur zum Teil von Peritoneum überzogen. Ein peritonealer Bruchsack fehlt. Am häufigsten findet man den Begriff „Gleithernie“ bei der Hiatushernie des Magens.

22
Q

Was habe ich mir unter einer Hiatushernie vorzustellen?

A

Der Hiatus oesophageus ist die Durchtrittspforte des Ösophagus durch das Zwerchfell zum Magen. Hernien in diesem Bereich unterteilt man in Gleithernien, paraösophageale Hernien und Mischformen (› Abb. 7.2).
Axiale Gleithernien stellen mit 85 % aller Hiatushernien den größten Anteil dar. Dabei bildet der Ösophagus selbst die Hernienachse. Lage- und belastungsabhängig gleitet die Kardia vom Abdomen in den Thorax und zurück.
Bei einer paraösophagealen Hiatushernie liegt ein Teil des Magens permanent neben dem Ösophagus im Thorax. Die Kardia liegt dabei intraabdominal. Die Maximalvariante der paraösophagealen Hernie stellt der Upside-down-Magen dar, wobei der gesamte Magen nach intrathorakal disloziert ist.
Kombinationen aus Gleit- und paraösophagealen Hernien bezeichnet man als Mischhernien.

23
Q

Welche Symptome erwarten Sie bei einer Hiatushernie?

A

Eine Hiatushernie kann Ursache einer Re uxkrankheit sein. Dementsprechend finden sich Symptome wie:
• häufiges Sodbrennen vor allem nach größeren Mahlzeiten und im Liegen
• saures Aufstoßen und Mundgeruch
• unspezifische Oberbauchbeschwerden (u. a. epigastrische Schmerzen beim Essen)
• Schluckbeschwerden
• Erbrechen
• Reflux (vor allem nachts und nach größeren Mahlzeiten)

24
Q

Was könnte die Ursache für das Entstehen einer Zwerchfellhernie sein?

A

Man unterscheidet traumatische von nicht traumatischen Zwerchfellhernien.
• Traumatische Hernien sind Folge einer Verletzung des Zwerchfells. Bei Zerreißung des parietalen Peritoneums handelt es sich im eigentlichen Sinne um einen Prolaps.
• Nichttraumatische Hernien bezeichnen einen angeborenen oder erworbenen Defekt bzw. eine Aplasie. Bruchpforten bilden dabei muskuläre Schwachstellen oder erweiterte anatomische Lücken wie der Hiatus oesophageus, das Trigonum sternocostale dextrum und sinistrum (das linke wird auch Larrey-Spalte genannt), die Bochdalek-Dreiecke, das Foramen venae cavae oder der Hiatus aorticus.

25
Q

Wie behandeln Sie eine Hiatushernie?

A

Jede eingeklemmte oder inkarzerierte Hernie muss sofort operiert werden. Die Gefahr der Einklemmung ist vor allem bei paraösophagealen Hernien gegeben. Dort ist auch bei fehlender Symptomatik eine Operation empfehlenswert. Bei kleineren asymptomatischen Hiatushernien kann auf eine Operation verzichtet werden.

26
Q

Eine 42-jährige Frau wird in einen Verkehrsunfall verwickelt. Ihr Auto prallte mit großer Geschwindigkeit gegen ein parkendes Auto. Beim Eintreffen in der Klinik ist die Patientin wach und ansprechbar. Sie gibt Schmerzen im Brustkorb und Luftnot an. Sie ist hypoton und tachykard, die Sauerstoffsättigung beträgt 70 %. Auf der linken Thoraxseite können Sie kein Atemgeräusch auskultieren. Stattdessen hören Sie glucksende Geräusche.
An welche recht seltene Traumafolge müssen Sie außer einem Pneumothorax oder einer Verletzung großer intrathorakaler Gefäße noch denken?

A

Nach schweren Bauch- oder Thoraxtraumen, wie sie infolge von Verkehrsunfällen, Stürzen aus großer Höhe oder durch penetrierende Verletzungen auftreten können, kann es zu einer Zwerchfellruptur kommen. Durch den Zwerchfellriss können Magen, Kolon, Dünndarm, Omentum, Milz, Niere, Pankreas oder Leber in den Thorax prolabieren. Der Patient kann je nach Ausmaß des Prolapses zunächst beschwerdefrei sein. Symptome können auch noch verspätet auftreten, wenn das ursächliche Trauma schon lange in Vergessenheit geraten ist. Typische akute Symptome für einen Pro- laps von Eingeweiden in den Thorax sind:
• Schock
• eingefallenes Abdomen (gelegentlich paradoxe Atmung)
• Begleitverletzungen (Leber- und Milzruptur)
Komplizierend kann sich ein Strangulationsileus entwickeln. Eine besondere Schwachstelle des Zwerchfells (Locus minoris resistentiae) stellt das dünne Centrum tendineum dar.

27
Q

Wie können Sie Ihre Verdachtsdiagnose sichern?

A

Zur Diagnose führen die körperliche Untersuchung, Röntgenaufnahmen und Sonografie von Thorax und Abdomen. Vor allem bei einem großen Prolaps können Darmgeräusche bei der Auskultation der Lunge zu hören sein. Meist wird zur Komplettierung der Diagnostik eine CT des Thorax und des Abdomens durchgeführt.

28
Q

Wie behandelt man eine traumatische Zwerchfellruptur?

A

Aufgrund der Prolapsgefahr intraabdomineller Organe in die Thoraxhöhle muss der Defekt operativ gedeckt werden. Der operative Zugang erfolgt meist über eine Oberbauchlaparotomie, seltener über eine Thorakotomie. Prolabierte Eingeweide werden reponiert. Der Zwerchfelldefekt wird übernäht. Bei ausgedehnten Defekten muss ein Netz eingelegt werden. Am Ende der Operation wird eine Pleuradrainage platziert. Wird präoperativ eine Thoraxdrainage benötigt, wird der Punktionsort höher gewählt als gewöhnlich, um Verletzungen evtl. prolabierter intraabdomineller Organe zu vermeiden.

29
Q

Welche Krankheitsbilder fasst man unter dem Begriff Saint-Trias zusammen?

A

Wie schon der Name sagt, fasst man drei Krankheiten unter dem Begriff Saint-Trias zusammen: Hiatushernie, Cholezystolithiasis und eine Sigmadivertikulose.

30
Q

Was versteht man unter einem Roemheld-Syndrom?

A

Bei einem Roemheld-Syndrom handelt es sich um einen gastrokardialen Symptomkomplex im Rahmen einer paraösophagealen Hiatushernie. Postprandial kommt es zu einer Volumenvergrößerung des Bruchinhalts. Hierdurch entsteht ein permanenter Druck auf das Mediastinum, der folgende Beschwerden auslösen kann:
• Tachykardie
• Extrasystolen
• Angina pectoris
• Dyspnoe
Gleichzeitig besteht meist eine Dysphagie, die infolge der Stenosierung des Ösophagus durch den interponierten Magen verursacht wird.