01_Nicht privilegiertes und privilegiertes Lernen Flashcards
Wie lässt sich “Anthropologie des Lernens” beschreiben?
Zur Fähigkeit und Notwendigkeit, von anderen zu lernen
- privilegiertes und nicht privilegiertes Lernen
Nenne die vier Gegenstandsebenen und Perspektiven allgemeiner Erziehungswissenschaft
- LERNEN
- Erziehen
- päd. Institutionen
- Erziehung und Gesellschaft
- Geschichte des pädagogischen Denkens
- Wissenschaftstheorie
- pädagogische Ethik
- Grundbegriffe
Was ist der Grundbegriff der Erziehungswissenschaft?
Nicht Lernen, sondern Erziehen ist der Grundbegriff der Erziehungswissenschaft
Womit beschäftigt sich Pädagogik?
Pädagogik beschäftigt sich nicht mit dem Lernen generell, sondern mit dem Lernen von anderen.
Anders formuliert: Die Pädagogik fragt nach dem Lernen, insofern es durch Erziehen herausgefordert werden kann und muss.
Erkläre privilegiertes Lernen
“Es gibt Kompetenzen und Inhaltsbereiche, deren Grundlagen bereits angelegt sind - man spricht auch von Start-up Mechanismen - sodass das Lernen in diesen Bereichen privilegiert ist. Sprechen und Laufen gehören dazu, Prozesse der visuellen Mustererkennung, aber auch einfache Formen der Quantifizierung sowie Grundformen der sozialen Interaktion, z.B. Empathie und Aggression” (Stern)
Erkläre nicht-privilegiertes Lernen
Nicht-privilegiertes Lernen kann dagegen auf keine phylogenetisch angelegten Start-up-Mechanismen aufbauen. Beispiele sind Lesen, Schreiben, Mathematik. Auf den Erwerb dieser Fähigkeit sind wir von der Evolution Gattung Mensch nicht vorbereitet.
Wie lässt sich der pädagogische Grundbegriff “Erziehung” definieren?
Erziehung im weitesten Sinne lässt sich als Lernhilfe definieren.
Nicht jedes Lernen ist auf Lernhilfe angewiesen.
Erziehung wird nicht als besondere pädagogische Tätigkeit (neben Unterrichten, Lehren etc.) verstanden, sondern als Oberbegriff für alle Tätigkeiten, die sich unterstützende auf das Lernen anderer beziehen.
Zeichne das triadische Dreieck mit den wichtigen Pfeilen zu dieser Vorlesung
Triadisches Dreieck …
ein Wissen über das Subjekt des Lernens und seine Voraussetzungen und ein Wissen über das Objekt des Unterrichts aufeinander beziehen.
Nenne die drei Beispiele für die Unterscheidung zwischen dem intuitiven Wissen von Kindern und kulturell tradierten Wissen
Beispiel 1: Vom Zählen zur Mathematik
Beispiel 2: Der physikalische Begriff von Gewicht
Beispiel 3: Vom Sprechen zum Spracherwerb
Gehe genauer auf das Beispiel 1: “Vom Zählen zur Mathematik” ein
- Fähigkeit des Zählens beruht wie das Sprechen auf privilegiertem Lernen
- Kindern ist intuitiv einsichtig, dass sich größere Zahlen auf größere Mengen beziehen
- Die im Laufe der kulturellen Entwicklung entstandene Mathematik dagegen ist nicht intuitiv einsichtig. Das wird z.B. bei der Einführung der Bruchrechnung deutlich. Kinder, die gelernt haben, das 8 größer als 7 ist, müssen erst gegen ihre Intuition lernen, dass 1/7 größer ist als 1/8.
Gehe genauer auf das Beispiel 2: “Der physikalische Begriff von Gewicht” ein
- typische Antworten eines Vorschulkindes zur Vorstellung von Gewicht:
Hat ein Sack Reis Gewicht? ja
Hat ein Reiskorn Gewicht) Nein
Hat ein Reiskorn für eine Ameise Gewicht? Ja - Kinder haben intuitive, und zwar körperbezogene, subjektive Auffassung von Gewicht. Ein physikalischer Begriff von Gewicht basiert auf nicht-privilegiertem Lernen.
- (Schulischer) Unterricht, der es überwiegend mit nicht.-privilegiertem Lernen zu tun hat, muss also immer wieder Anlässe zur Umstrukturierung intuitiven Wissens schaffen
Gehe genauer auf das Beispiel 3: “Vom Sprechen zum Schrifterwerb” ein
- Sprechen basiert auf privilegiertem Lernen
- Schriftspracherwerb basiert auf nicht-privilegiertem Lernen
- Die Gliederung in Buchstaben und Wörter ergibt sich daher nicht von selbst. Sie ist Folge gezielter Anstrengungen nicht-privilegiertem Lernens beim Schrifterwerb.
Nenne zwei wichtige Autoren/Pädagogen bei denen die Unterscheidung von privilegiertem und nicht-privilegiertem Lernen relevant ist
- John Dewey (1859-1952)
- Lev Wygotski (1896-1934)
Was sagt Lev Wygotski über die “Zone der nächsten Entwicklung” und das Lernen vom anderen
“Stets kann ein Kind mit der Hilfe anderer mehr leisten und schwierigere Aufgaben lösen als selbständig … Dieser Unterschied im geistigen Alter oder aktuellen Entwicklungsniveau, das durch selbstständig gelöste Aufgaben bestimmt wird, und dem Niveau, das das Kind beim Lösen von Aufgaben zwar nicht selbstständig, aber in Zusammenarbeit erreicht, bestimmt die Zone der nächsten Entwicklung”
Was ist Wygotskis Rat an Erzieher und Psychologen?
Sie müssen sich für die Möglichkeiten des Kindes interessieren, nicht nur für den tatsächlichen Stand ihrer Leistungsfähigkeit. Leistungstests sagen noch nichts darüber aus, was für ein einzelnes Kind in der Zone seiner nächsten Entwicklung liegt.