Vorlesung 7 Flashcards

1
Q

Wie lautet das Berliner Schulgesetz in Bezug auf Lernerfolgskontrollen?

A

§58 Lernerfolgskontrollen und Zeugnisse, Abschnitt 5

„Die Leistungsbeurteilung der Schülerinnen und Schüler durch ihre Lehrkräfte stützt sich auf die regelmäßige Beobachtung und Feststellung der Lern-, Leistungs- und Kompetenzentwicklung; sie bezieht alle mündlichen, schriftlichen, praktischen und sonstigen Leistungen ein, die die Schülerin oder der Schüler im Zusammenhang mit dem Unterricht erbracht hat. Für die Leistungsbeurteilung maßgebend ist der nach Kriterien des Bildungsgangs festgestellte Entwicklungsstand der Kenntnisse, Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerin oder des Schülers. Die individuelle Lernentwicklung ist zu berücksichtigen.“

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2
Q

Nennen Sie die Grundsätze der Prüfungskonzeption.

A
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3
Q

Beschreiben sie die Konzeption der Prüfung in 9 Schritten.

A
  1. Auswahl der Prüfungsinhalte
  2. Auswahl der Prüfungsform: schriftlich, mündlich, praktisch
  3. Auswahl der Aufgabenformen: geschlossen, halb-offen oder offen
  4. Festsetzung des Anforderungsbereichs
  5. Bestimmen des Aufgaben- und Prüfungsumfangs
  6. Formulierung der Aufgaben: Verständlichkeit, Struktur
  7. Reihung der Aufgaben
  8. Planung der Prüfungssituation: Zeitraum, Zeitpunkt, Hilfsmittel
  9. Ausarbeiten einer Musterlösung: Ungereimtheiten, Missverständnisse, Transparenz von Zielen und Erwartungen
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4
Q

Was muss bei der Prüfungsform beachtet werden?

A
  • auch hinsichtlich der Prüfungsform (mündlich, schriftlich,…) sollten Leistungsüberprüfungen ein proportionales Abbild der Arbeitsformen im vorangegangenen Unterricht sein (Proportionalität)
  • es sollten möglichst vielfältige Prüfungsformen verwendet werden, um verschiedene Begabungstypen anzusprechen (Variabilität)
  • in den meisten Fächern kann auf unterschiedliche Weise geprüft werden!
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5
Q

Nennen Sie Vor- und Nachteile der jeweiligen Prüfungsformen.

A
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6
Q

Nennen Sie die unterschiedlichen Anforderungsbereiche.

A
  1. Reproduktionsleistung umfasst die Wiedergabe von Sachverhalten aus einem begrenzten Gebiet und im gelernten Zusammenhang sowie die Verwendung gelernter und geübter Arbeitstechniken und Methoden
  2. Reorganisations- und Transferleistungen umfasst das selbstständige Bearbeiten, Ordnen und Erklären bekannter Sachverhalte sowie das angemessene Anwenden gelernter Inhalte und Methoden auf andere Sachverhalte
  3. Reflexion und Problemlösung umfasst den reflexiven Umgang mit neuen Problemstellungen sowie das selbstständige Anwenden von Methoden mit dem Ziel, zu Begründungen, Deutungen, Wertungen und Beurteilungen zu gelangen
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7
Q

Erklären Sie das Prinzip der Proportionalität und Variabilität.

A
  • viele kleine, voneinander unabhängige Aufgaben: Breitbandprüfung
  • wenige umfangreiche Aufgaben: Tiefenprüfung
  • kurze Prüfung: großer Messfehler
  • lange Prüfung: u.U. Ermüdungseffekte
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8
Q

Erklären Sie das Reliabilitäts-Validitäts-Dilemma.

A
  • Prüfungen mit vielen kleinen Aufgaben sind reliabler
  • Prüfungen mit komplexen Aufgaben sind (bei gleicher Reliabilität) in der Regel valider, wenn es um die Erfassung anspruchsvoller Kompetenzen und ganzheitlicher Fähigkeiten geht
  • Prüfungen mit vielen kleinen Aufgaben sind in der Regel valider, wenn es um die Erfassung der gesamten Breite eines Kompetenzbereichs geht
  • zu beachten: Stichprobenfehler bei der Aufgabenauswahl
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9
Q

Was ist eine gute Aufgabe?

A
  • eindeutig und verständlich formuliert
  • nicht zu schwer / nicht zu leicht
  • differenziert zwischen leistungsstärkeren und leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern
  • erfasst die Kompetenz, die sie erfassen soll ( Validität bezogen auf die kriteriale Norm)
  • benachteiligt keine spezifischen Personengruppen ( keine differentielle Validität)
  • kognitiv anspruchsvoll (keine reine Reproduktion von trägem Wissen)
  • ermöglicht Aussagen über den Grad der Zielerreichung
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10
Q

Was ist eine gute Aufgabe?

A
  • eindeutig und verständlich formuliert
  • nicht zu schwer / nicht zu leicht
  • differenziert zwischen leistungsstärkeren und leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern
  • erfasst die Kompetenz, die sie erfassen soll (→ Validität bezogen auf die kriteriale Norm)
  • benachteiligt keine spezifischen Personengruppen (→ keine differentielle Validität)
  • kognitiv anspruchsvoll (keine reine Reproduktion von trägem Wissen)
  • ermöglicht Aussagen über den Grad der Zielerreichung
  • Verwendung von gut verständlicher und altersgemäßer Sprache
  • Vermeidung wenig geläufiger Begriffe, die nicht explizit im Unterricht eingeführt worden sind
  • Vermeidung von doppelten Verneinungen, Verallgemeinerungen, Abkürzungen, komplizierten Satzkonstruktionen und mehrdeutigen Aussagen
  • klare Trennung zwischen Informationsteil und Frageteil •der Frageteil sollte eine unmissverständliche Anweisung geben, was die Schülerinnen und Schüler tun sollen
  • Distraktoren von Multiple-Choice-Aufgaben sollten so gestaltet werden, dass sie attraktiv für jene Adressaten sind, die nicht über das abgefragte Wissen/die erfasste Kompetenz verfügen (z.B. Aufgreifen von typischen Fehlvorstellungen, die im Unterricht eigentlich ausgeräumt wurden)
  • keine spitzfindigen Distraktoren
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11
Q

Nennen Sie eine gute Aufgabenreihung.

A
  • Schüler bearbeiten in der Regel die Aufgaben in der Reihenfolge, in der sie in der Prüfung vorgegeben sind
  • Reihenfolge sollte psychologisch und pädagogisch durchdacht sein
  • komplexe und einfachere Aufgaben mischen
  • leichte Aufgaben zu Beginn: „warming up“
  • am Ende der Prüfung werden schwierige und komplexe Aufgaben seltener bearbeitet
  • die schwierigsten Aufgaben tendenziell in der Mitte der Prüfung positionieren
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12
Q

Beschreiben Sie Kriterien für eine gute Prüfungssituation.

A
  • sorgfältige Auswahl des Prüfungszeitpunkts (z.B. möglichst nicht direkt nach dem Sportunterricht, nicht direkt nach dem Klassenausflug etc.)
  • Zulassung von Hilfsmitteln, die auch im Unterricht verwendet worden sind
  • Planung der Eröffnung und des Abschlusses der Prüfung; behutsame Ankündigung des nahenden Endes der Prüfungszeit
  • Planung des aktiven und passiven Verhaltens des Prüfers während der Prüfung (z.B. Umgang mit Zwischenfragen)
  • einheitliche, im Kollegium abgestimmte Verfahren bei Täuschungsversuchen → möglichst transparenter und ritualisierter Ablauf
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13
Q

Musterlösung (inkl. Scoring)

A

= eigene Bearbeitung durch Lehrkraft aus Perspektive des Schülers

  • als Kompensation der in der Regel nicht vorhandenen Möglichkeit, Prüfungen vorab zu erproben
  • die Prüfung sollte möglichst authentisch und aus der Perspektive der Schüler bearbeitet werden (Überprüfung von Formulierung, Anforderungsniveau, geplanter Bearbeitungszeit)
  • möglichst auch bei mündlichen und praktischen Prüfungen Scoring = Zerlegung der Aufgabe in vergleichbare Teillösungen (je Teillösung ein Rohpunkt)
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14
Q

Merkmale mündlicher Prüfungen

A

interaktiv

  • Inhaltsbotschaften: Prüfer gibt Rückmeldung über die erbrachte Leistung
  • Beziehungsbotschaften: auf nonverbaler Ebene in beide Richtungen adaptiv
  • Prüfung kann sich dem Leistungsniveau des Prüflings anpassen
  • Bei beiden Beeinflussung der Durchführungsobjektivität
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15
Q

Probleme mündlicher Prüfungen

A

Hohe Anforderungen an den Prüfer:

  • zuhören und die gebotene Leistung auf Richtigkeit hin beurteilen
  • einschätzen, ob das Anforderungsniveau angemessen ist
  • in Abhängigkeit vom Niveau weitere Fragen überlegen (adaptives Testen)
  • Beziehungsbotschaften registrieren und interpretieren
  • Wirkung eigener Beziehungsbotschaften kontrollieren

Schwierigkeiten der Leistungsbeurteilung:

  • unterschiedliche Maßstäbe: adaptiver Charakter darf nicht zu unterschiedlichen Maßstäben führen

eingeschränkte Vergleichbarkeit:

  • mündliche Prüfungen sind schwer vergleichbar, wenn unterschiedliche Fragen gestellt werden

Flüchtigkeit:

  • mündliche Prüfungen können nicht wiederholt betrachtet werden
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16
Q

Vorgehen bei Leistungsbeurteilungen

A
  • analytisches Vorgehen von Einzelheiten zum Gesamturteil holistisches Vorgehen vom Gesamteindruck zur Prüfung und Differenzierung anhand von Einzelheiten
  • Zählen und Addieren von Einzelleistungen ist häufig problematisch, wenn diese qualitativ unterschiedlich sind (z.B. unterschiedlich gravierende Fehler in einem Aufsatz)
  • gleich zu einem Gesamturteil zu kommen ist ebenfalls problematisch = subjektive „Eindrucksnoten“ (vgl. Urteilsfehler: Perseverationstendenz)
17
Q

Beurteilung ganzheitlicher Leistungen: Vorgehen

A
  • Entwicklung eines differenzierten Kriterien- und Bewertungsrahmens ist zwar anfangs aufwändig, er kann jedoch anschließend in angepasster Form immer wieder angewendet werden.
  • Vorteil eines solchen Rahmens = Transparenz des Vorgehens im Vorfeld (anstelle von Rechtfertigung post hoc)
  • nur Note zurückzumelden wird ganzheitlichen Leistungen nicht gerecht; zumindest auch verbale Beschreibung der Leistungen in Bezug auf die einzelnen Kriterien
18
Q

Objektivität von Aufsatzbeurteilungen

A

Auswertungs- und Interpretationsobjektivität:

  • insgesamt eher gering
  • Stil, Ausdruck, Grammatik und Rechtschreibung lassen sich objektiver beurteilen als Inhalt und Aufbau
  • Verbesserung durch Vergleich mit anderen Beurteilern (Mehrfachbeurteilung)
  • Bewertungsschemata
19
Q

Holistische Bewertung (Aufsatzbewertung)

A
  • Urteiler betrachten den Text (oder ein anderes Produkt) als Ganzes und bewerten die Qualität auf Basis einer einzigen Ratingskala (“general impression marking”)
  • die zu messende Kompetenz wird als eindimensional betrachtet (die Bewertung kann dabei zwar auf mehreren Teildimensionen beruhen, diese werden aber nicht getrennt numerisch beurteilt)

Vorteile

  • sehr ökonomisch (leichter für Mehrfachbewertungen durch verschiedene Urteiler)
  • einfach zu handhaben

Nachteile

  • erfordert erfahrene Urteiler (Training anhand von Beispielen, „Benchmarktexte“)
  • Beschreibungen der Skalenstufen sind zwangsläufig weniger spezifisch und somit mutmaßlich weniger objektiv
  • Rückmeldung beschränkt sich auf einen Einzelwert
20
Q

Analytische Bewertung

A
  • große Zahl dichotomer oder mehrkategorieller Kriterien („kriteriale Bewertung“)
  • explizite Unterscheidung von Teildimensionen der zu messenden Kompetenz
  • Analyse spezifischer Textmerkmale (z.B. sprachliche Richtigkeit, Struktur, Ausdruck, Vorhandensein von Überschriften und Zitaten)
  • manchmal verbunden mit einer zusätzlichen „globalen Bewertung“

Vorteile

  • mutmaßlich höhere Objektivität (die gleichen Kriterien werden gleich gewichtet)
  • sehr ausführliche Beschreibung der Schülerleistung

Nachteile

  • hoher Bewertungsaufwand
  • weniger Trainingsaufwand
  • tatsächlicher Informationswert einer großen Zahl spezifischer Einzelkriterien ist strittig