Vorlesung 12 Flashcards

1
Q

Krisenerfahrungen des deutschen Schulsystems

A
  1. Third Mathematics and Science Study (TIMSS) der IEA (International Association for the Evaluation of Educational Achievement), Bericht 1997
    • Diskussion überwiegend fokussiert auf Vermutungen über mangelnde Validität der Befunde
  2. Programme for International Student Assessment (PISA) der OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development), Bericht über die erste Erhebung 2001
    • weitgehende Einigkeit darüber, dass Handlungsbedarf besteht
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2
Q

Ergebnisse aus PISA 2000

A
  • mittlere Leistungen im unteren Drittel der OECD Staaten
  • Streuung besonders groß
  • besonders geringe Leistungen im unteren Bereich der Verteilung
  • Disparitäten in Bezug auf -sozialen Hintergrund- Migrationshintergrund besonders ausgeprägt
  • erhebliche Leistungsunterschiede zwischen den Bundesländern
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3
Q

Konsequenzen der KMK aus PISA:

Stärkung der Outputorientierung, Bildungsmonitoring

Inputsteuerung

A

Inputsteuerung

  • Qualitätssicherung durch möglichst genaue Detailregelungen (Lehrpläne und Rahmenrichtlinien, Ausbildungsbestimmungen für Lehrpersonen, Prüfungsrichtlinien, Finanzplanung)
  • Konsequenzen der KMK aus PISA:
    • Stärkung der Outputorientierung,
    • Bildungsmonitoring
    • Input = Struktur, Vorgaben
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4
Q

Konsequenzen der KMK aus PISA:

Stärkung der Outputorientierung, Bildungsmonitoring

Outputsteuerung

A
  • Qualitätssicherung durch Fokussierung auf die Ergebnisse von Bildungsprozessen
  • (Aufbau von Kompetenzen, Wissensstrukturen, Einstellungen, Überzeugungen, Werthaltungen)
  • Output = Lernerträge
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5
Q

Überarbeitung der Gesamtstrategie der KMK (2015)

A
  • Stärkere Betonung der Umsetzung von Bildungsstandards (Implementation)
  • Ergänzung durch Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife und gemeinsame Abiturprüfungspools
  • Vergleichsarbeiten als ein Verfahren (neben anderen) zur Qualitätssicherung auf Ebene der Schulen
  • Betonung des Bedarfs an anwendungsbezogenem Wissen für Bildungspolitik und pädagogische Praxis
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6
Q

Gesamtstrategie der Kultusministerkonferenz zum Bildungsmonitoring

A
  1. Teilnahme an internationalen Schulleistungsstudien (PISA: alle 3 Jahre, IGLU/PIRLS, TIMSS: alle 5 Jahre)
  2. Überprüfung und Umsetzung von Bildungsstandards für die Primarstufe, die Sekundarstufe I und die Allgemeine Hochschulreife
  • Ländervergleiche in der Primarstufe/Sekundarstufe I
  • Entwicklung eines Pools von Abiturprüfungsaufgaben
  1. Verfahren zur Qualitätssicherung auf Ebene der Schulen (u. a. Durchführung von Vergleichsarbeiten)
  2. Bildungsberichterstattung
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7
Q

Ziele der Einführung von Bildungsstandards

A
  • Definition einheitlicher Anforderungen für die schulischen Systeme aller Bundesländer, um die Vergleichbarkeit von Abschlüssen sicherzustellen.
  • Regelmäßige Überprüfung, inwieweit die Bildungsstandards in den Ländern erreicht werden (insgesamt und in verschiedenen Schülergruppen).
  • Stärkung der Kompetenzorientierung im Bildungssystem.
  • Anregung von Prozessen der Qualitätsentwicklung, die auf eine Verbesserung des Unterrichts abzielen.
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8
Q

Bildungsstandards der KMK…

A
  • werden von Arbeitsgruppen bestehend aus Lehrkräften, Fachdidaktikern und Vertretern der Bildungsadministration entwickelt
  • sind primär Leistungsstandards
  • formulieren Ziele für das Lehren und Lernen in der Schule, die für alle 16 Länder verbindlich sind
  • beschreiben fachbezogene Kompetenzen, die Schülerinnen und Schüler in der Regel bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Bildungsganges erreicht haben sollen („abschlussbezogene Regelstandards“)
  • auf Bildungsstandards basierende Kompetenzstufenmodelle spezifizieren auch „Mindeststandards“ (Kompetenzen, die alle Schülerinnen und Schüler erreicht haben sollten), die allerdings i.d.R. nicht vorab inhaltlich definiert, sondern post hoc anhand von empirischen Verteilungen festgelegt wurden
  • basieren auf Kompetenzmodellen, die Bereiche der allgemeinen Bildung im jeweiligen Fach spezifizieren
  • können in einigen Kernbereichen mit Hilfe von Testaufgaben operationalisiert und überprüft werden
  • bilden die zentrale Basis des Bildungsmonitoring in Deutschland
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9
Q

Operationalisierung der Bildungsstandards mit Aufgaben:

Allgemeines Vorgehen

A
  • fachdidaktische und lernpsychologische Präzisierung der Standards
  • Erarbeitung von Richtlinien zur Entwicklung von Testaufgaben/Items
  • Testaufgabenentwicklung durch geschulte Lehrkräfte
  • Begutachtung der Aufgaben durch Fachdidaktiker und Psychometriker
  • Überarbeitung der Aufgaben
  • Pilotstudien zu den psychometrischen Eigenschaften der Aufgaben (ca. 2700 Schülerinnen und Schüler)
  • Normierung der Aufgaben auf der Basis national repräsentativer Stichproben (ca. 4000 Schülerinnen und Schüler)
  • Kontinuierliche Kompetenzskala mit Mittelwert = 500, Standardabweichung = 100
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10
Q

Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells

A
  • reiner Zahlenwert sagt nichts darüber aus, welche inhaltlichen Anforderungen Schülerinnen und Schüler bewältigen
  • Unterteilung der kontinuierlichen Kompetenzskala in Stufen; für jede Stufe wird beschrieben, über welche Kompetenzen Personen, die einen Wert im entsprechenden Punktwertebereich erzielt haben, mit hoher Wahrscheinlichkeit verfügen = Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells
  • Kompetenzstufenmodelle der KMK mit Festlegung einer Kompetenzstufe als Regelstandard
  • zusätzliche Definition von Mindeststandard, Regelstandard Plus, Optimalstandard
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11
Q

Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells:

Vorarbeiten

A
  1. Auswertung (Skalierung) der Normierungsdaten
    • für große Menge an Aufgaben liegen zuverlässige Informationen darüber vor, wie schwierig sie in der Referenzpopulation sind – sog. Itemschwierigkeiten (= relative Lösungshäufigkeiten)
  2. Erstellung eines Aufgabenheftes
    • alle Aufgaben (oder repräsentative Auswahl) werden in einem Dokument zusammengestellt, sortiert nach ihrer Schwierigkeit
  3. Erstellung vorläufiger Kompetenzstufenbeschreibungen
    • durch Fachdidaktiker auf Basis theoretischer Grundlagen und empirischer Vorarbeiten
    • beschreiben Anforderungen, die Personen mit zunehmender Fähigkeit besser bewältigen (Aufgabenschwierigkeiten und Personenfähigkeiten lassen sich auf derselben Skala abbilden!)
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12
Q

Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells

“Standard Setting”

A
  1. Rekrutierung von Expertinnen und Experten
    • aus Fachdidaktik, Schulpraxis, Bildungsforschung, Psychometrie… (Wissenschaftler und Praktiker)
  2. „Standard Setting“ durch Expertenrunde
    • Expertinnen und Experten arbeiten individuell mit Aufgabenheft und vorläufigen Stufenbeschreibungen
    • Durcharbeiten des Aufgabenhefts: ab welcher Stelle passen die folgenden Aufgaben besser zu den Anforderungen der nächsthöheren Stufe? an dieser Stelle wird ein „Lesezeichen“ für die Schwelle gesetzt (sog. Bookmark-Methode)
    • Paneldiskussion: Vergleich der individuell gesetzten Schwellen, Diskussion, Konsensfindung
    • Einigung auf Schwellen (sog. Cut Scores), die den Übergang zwischen Stufen markieren
  3. Festlegung finaler Schwellenwerte, Cut Scores
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13
Q

Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells:

Schritte nach dem „Standard-Setting“

A
  1. Finalisierung der Stufenbeschreibungen
    • nach Festlegung der Stufengrenzen Präzisierung der Stufenbeschreibungen anhand der jeweiligen Aufgaben, die zu einer Stufe gehören
  2. Festlegung von Mindest-, Regel- und Optimalstandards
    • Mischung aus normativen Gesichtspunkten sowie theoretischer und empirischer Fundierung
    • Mischung aus kriterialer und sozialer Bezugsnorm
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14
Q

Entwicklung eines Kompetenzstufenmodells

A

Optimalstandard:

  • Kompetenzen, die bei weitem die Erwartungen der Bildungsstandards übertreffen

Regelstandard Plus:

  • Leistungsbereich, der über den Regelstandards liegt und als Zielperspektive für die Weiterentwicklung von Unterricht angesehen werden kann

Regelstandard:

  • Kompetenzen, die im Durchschnitt von den Schülerinnen und Schülern bis zu einem bestimmten Bildungsabschnitt erreicht werden sollen (vorab inhaltlich festgelegt = kriteriale Norm)

Mindeststandard:

  • Minimum an Kompetenzen, das alle Schülerinnen und Schüler bis zu einem bestimmten Bildungsabschnitt erreicht haben sollten
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15
Q

Ziele zentraler Überprüfungen der Bildungsstandards im Ländervergleich

A
  • Wie auch die internationalen Schulleistungsvergleiche soll die Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards Informationen über Erträge von Bildungsprozessen auf Systemebene zur Verfügung stellen (Bildungsmonitoring).
  • Die IQB-Studien lösten die Ländervergleiche innerhalb der internationalen Vergleichsstudien ab.

Vorteile:

  • Grundlage bilden länderübergreifend verbindliche, von der KMK verabschiedete Kompetenzziele – kriteriale Maßstäbe.
  • Die IQB-Studien beziehen Fächer (z.B. Englisch) und Kompetenzbereiche (z.B. im Fach Deutsch neben Lesen auch Zuhören, Orthografie) ein, die in den internationalen Schulleistungsstudien nicht berücksichtigt werden.
  • Die Daten geben Anhaltspunkte darauf, an welchen Stellen Optimierungsbedarf besteht (z. B. im Jahr 2009: Kompetenzen in Englisch als Herausforderung für die ostdeutschen Länder und allgemein im nichtgymnasialen Bereich).
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16
Q

IQB-Bildungsstrends: Evaluationskriterien

Zentrale Indikatoren für „Excellence“ und „Equity“

A
  • Leistungsniveaus (insb. Verteilung auf Kompetenzstufen, Mittelwerte)
  • Leistungsstreuung (insb. Standardabweichung, Perzentilabstände)
  • Zusammenhang zwischen Leistungen und Hintergrundmerkmalen
    • Geschlecht
    • sozioökonomischer Hintergrund
    • Zuwanderungshintergrund
17
Q

IQB-Bildungsstrends: Evaluationskriterien

Vergleich womit?

A

Bezugsnormen:

  1. Soziale Bezugsnorm: Ländervergleich
  2. Kriteriale Bezugsnorm: Erreichen der Bildungsstandards
  3. Individuelle Bezugsnorm: Trend
  • ​Entscheidend sind letztlich die kriterialen und individuellen Bezugsnormen.
  • Zentrale Frage: Inwieweit werden die selbst gesetzten Ziele aktuell erreicht und im Laufe der Zeit besser erreicht?
  • „IQB-Bildungstrend“
  • Beschreibungswissen auf Länderebene
18
Q

Wichtige Vorbemerkungen zu den Ergebnisdarstellungen der IQB

A
  • Nicht signifikante Unterschiede sind in den Grafiken und Tabellen gekennzeichnet (z.B. durch schraffierte Balken) und sollten nicht interpretiert werden.
  • Rangplatzunterschiede sollten grundsätzlich nicht interpretiert werden.
  • Entscheidend: Erreichen der Bildungsstandards und darauf bezogene Veränderungen innerhalb von Ländern.
19
Q

Fazit zum nationalen Bildungsmonitoring:

Erkenntnispotenzial und Grenzen

A

Mit Beginn des zweiten Zyklus der Studien des IQB kommt das eigentliche Potenzial des nationalen Bildungsmonitorings zum Tragen:

  • Untersuchung von Veränderung in den Bildungserträgen über die Zeit
  • Breites Spektrum an Fächern, Kompetenzbereichen und Disparitäten
  • Kriteriale Bezugsnorm (Erreichen der Bildungsstandards)
  • Differenziertes Beschreibungswissen, das innerhalb der Länder vertiefend ausgewertet und in den Gesamtkontext des jeweiligen Bildungssystems eingeordnet werden muss.
  • Angebots-Nutzungs-Modell (Tenorth).
  • Nutzung scheint sich zwischen Ländern erheblich zu unterscheiden.

Potenzial:

  • Fokussierung von Aufmerksamkeit allgemein (Unterrichtsqualität vs. Schulstruktur)
  • Fokussierung von Aufmerksamkeit innerhalb von Ländern (z.B. Englisch in ostdeutschen Ländern)
  • Transparenz als Wert an sich

​Grenzen:

  • Erklärung von Veränderungen schwierig:
    • keine systematische Dokumentation dessen, was zwischen zwei MZP geschehen ist
    • oft keine Evaluation ergriffener Maßnahmen
  • Systematische Entwicklung und Auswahl von Handlungsalternativen noch schwieriger