Vorlesung 11 Flashcards
Die Nemorale Zone: 9. Sommergrüner Laubwald
Beschreiben Sie kurz die Nemorale Zone und deren Klimamerkmale.
- Eigenständigste und vielseitigste der 4 temperierten Zonen.
- Enthält reichhaltige, rein holarktische Flora.
- Große klimatische Vielfalt (thermische Variabilität in keiner anderen Zonegrößer).
- Thermische Klimatypen:
- T1: Sommer sehr warm; Julimittel 24 bis 28 °C,
- T2: Sommer mäßig warm; Julimittel 16 bis 22 °C,
- T3: Winter mild, absolute Minima meist nicht unter -15 °C,
- T4: Winter sehr kalt, absolute Minima unter -30 °C,
- T5: Sommer kurz, höchstens 5 Monate mit Mittelwerten über +10 °C.
- Abgrenzung gegen
- Meridionale Zone: Winterminima,
- Boreale Zone: Sommerlänge.
- Mitteltemperatur des wärmsten Monats wichtig für die innere Differenzierung, beeinflusst maßgeblich die floristische Reichhaltigkeit
- Hygrische Variabilität im üblichen Rahmen:
- Niederschlagsmenge kann von 0 bis > 3000 (ausnahmsweise bis
6000) mm betragen. - Tatsächlicher Humiditätswert von übrigen Klimamerkmalen abhängig (Übereinstimmung thermischer und hygrischer Jahreszeiten).
- Niederschlagsmenge kann von 0 bis > 3000 (ausnahmsweise bis
- Weiteres Klimamerkmal kommt hinzu:
- Auftreten einer bleibenden geschlossenen Schneedecke (gehört im Norden der Zone zum normalen Wechsel der Jahreszeiten, nach Süden wird ihr Erscheinen unregelmäßiger bis episodisch).
- Bedeutung: Schutz des Bodens vor starken Frösten und Austrocknung (wichtig für Nicht-Phanerophyten).
Die Nemorale Zone: 9. Sommergrüner Laubwald
Nennen Sie Grundbedingungen für das Auftreten des Sommergrünen Laubwaldes.
- Regelmäßige Fröste unter -10 °C schließen immergrünen Lorbeerwald aus.
- (Kalter Winter ist Zeit absoluter Vegetationsruhe.)
- sobald vier humide Monate mit über +10 °C sind sommergrüne Lebensformen den immergrünen borealen Koniferen konkurrenzüberlegen.
- (Sommer genügend lang und warm, für die Photosynthese gut nutzbar.)
- Innerhalb dieses Rahmens können Klimatypen T1 bis T5 auftreten
Die Nemorale Zone: 9. Sommergrüner Laubwald
Nennen Sie die hygrischen Bedingungen für das Auftreten des Sommergrünen Laubwaldes.
- Hygrische Bedingungen humid oder semihumid mit Regenzeit im
Sommerhalbjahr (Niederschlagsmengen zwischen > 3000 und 400 mm). - Brände treten zumindest in der humiden Variante kaum auf.
Hygrische Klimatypen:
- H1: ganzjährig humid,
- H2: semihumid mit hoher Regenmenge im Hochsommer und Trockenheit im Winter,
- H3: semihumid mit Regenmaximum im Frühling bis Frühsommer, Trockenheit im Sommer (oft zweites Regenmaximum im Herbst),
- H4: geringe Niederschläge (marginaler Klimatyp an der hygrischen
Waldgrenze).

Die Nemorale Zone: 9. Sommergrüner Laubwald
Beschreiben Sie den Sippenbestand des Sommerwaldes.
- Flora des Sommerwaldes in der gesamten Domäne sehr einheitlich auf Gattungsniveau (zeigt langen räumlichen Zusammenhang der gemäßigtpolaren Zone der Kreidezeit).
- Überall vertreten:
- Quercus, Fagus, Acer, Betula, Prunus, Tilia
- In der europäischen Region fehlen zahlreiche Sippen bzw. sind auf
den Südosten beschränkt, Ursachen:- heutige ungünstigere Klimaverhältnisse → kein potentielles Areal mehr (Bsp. Liriodendron [1], Liquidambar [2] - benötigen T1.H1),
- Eiszeitfolgen; Sippen mit geringer Wandergeschwindigkeit (Bsp. Aesculus [3] mit schwer transportierbaren Diasporen).
- Familien meist von weiter Verbreitung (Kosmopoliten, extratropische Waldelemente).
- Einzelne Vertreter aus weittropischen Familien konnten die sommergrüne Lebensform entwickeln.
- Gattungszahlen in Ostasien und Ostnordamerika viel höher als in
Europa. - Artenzahlen in Ostnordamerika wesentlich niedriger.
- Ursache: Europa und Ostasien viel stärker geomorphologischklimatisch differenziert → starke Artneubildung (neoendemische Arten mit oft kleinen Arealen).
- Sippenzahl in Einzelbeständen variiert. Bei optimalen Bedingungen
(T1.H1) kann Baumschicht aus 10-20 Arten bestehen, unter
ungünstigeren Umständen evtl. nur aus 1 Art.
Die Nemorale Zone: 9. Sommergrüner Laubwald
Beschreiben Sie die Bestandesstruktur.
- Optimalvariante (T1.H1) 35-40 (-60) m hoch, dicht. Unter dem
- Kronendach Stockwerke mit kleineren Bäumen.
- Kühlere Gebiete mit T2: nur 1 Baumschicht („Hallenwald“).
- (Für untere Schichten, deren Produktion durch Lichtmangel eingeschränkt ist, ist längere Vegetationsperiode nötig.)
Die Nemorale Zone: 9. Sommergrüner Laubwald
Beschreiben Sie die Lebensformen und Aspekte des Sommerwaldes.
- Gehölze: Normalbäume. Bei Sträuchern auch Bambusform (Ostasien).
- Anpassungen an Winterkälte:
- dicke Borke,
- Schutz der Knospen durch Knospenschuppen,
- Herbstfärbung (Abbau und Abtransport von wichtigen Substanzen),
- Laubabwurf (induziert durch Verkürzung der Tageslänge).
- Blütezeit der Bäume meist im Frühjahr (oft vor dem Austreiben).
- Anemophile Blüten unscheinbar, auch zoophile oft nicht sehr auffällig
- Schönblütige Sträucher häufig: Hydrangea aspera, Rosa canina
- Periodizität des Lichtklimas im Bestand unterscheidet Sommerwald
grundlegend von immergrünen Waldtypen.- Frühling (März bis Mai): am Waldboden tritt kurzzeitig günstige Jahreszeit auf (hoher Lichtgenuss + schon relativ hohe Temperatur) → ermöglicht stark entwickelte, spezifisch angepasste Krautschicht, vor allem Frühlings-Geophyten
Die Nemorale Zone: 9. Sommergrüner Laubwald
Was unterscheidet den Sommerwald grundlegen vom immergrünen Waldtypen?
- Periodizität des Lichtklimas im Bestand unterscheidet Sommerwald
grundlegend von immergrünen Waldtypen. - Frühling (März bis Mai): am Waldboden tritt kurzzeitig günstige Jahreszeit
auf (hoher Lichtgenuss + schon relativ hohe Temperatur)- ermöglicht stark entwickelte, spezifisch angepasste Krautschicht, vor allem Frühlings-Geophyten.
- Charakteristische Abfolge von Aspekten (“Phänophasen”)
Die Nemorale Zone: 9. Sommergrüner Laubwald
Beschreiben Sie die Standörtliche Gliederung des Sommerwaldes.
- Semihumider Bereich:
- Quercus neigt zur Dominanz, viele Kleinbäume und Sträucher aus den Rosaceae (Malus, Crataegus, Prunus).
- Auwälder: Weichholzaue aus Salix und Populus, Hartholzaue aus Acer, Ulmus, Fraxinus, Quercus, Juglandaceae u. a.
- Bruchwälder: meist von Alnus und Betula beherrscht, daneben Koniferen (Pinus, Thuja, Picea).
- Arme, trockene Standortstypen: Quercus-Arten konkurrieren mit Koniferen (Pinus).
- Sonstige Koniferen der nemoralen Zone bilden teils Bestandteile des Kronendachs (Tsuga, Pinus sect. Strobus) oder niedrigerer Schichten (Taxus), neigen auf Spezialstandorten (flachgründig, felsig, sandig) zur Entmischung.
Die Nemorale Zone: 9. Sommergrüner Laubwald
Ausbreitung des Sommergrünen Laubwaldes
Ost-Nordamerikanische Region:
- Eichentulpenmischwälder, Eichen-Kastanien-Mischwälder, Eichen-Kiefern-Wälder, Buchen-Zuckerahorn-Mischwälder
- Carnivore:
- Carnivore auf Feuchtstandorten: Sarracenia (8 Arten)
- S. oreophila
- S. flava
- Carnivore auf Feuchtstandorten: Drosera capillaris, Dionaea muscipula
- Carnivore auf Feuchtstandorten: Sarracenia (8 Arten)
Europäische Region
- Umfasst nicht nur größten Teil Europas, reicht nach Südosten weit über
geogr. Grenzen hinaus bis in die nord- und südiranischen Kettengebirge. - An der Südgrenze überlagert sie als Nemorale Höhenstufe das mediterrane Hartlaubgebiet.
- Optimalvariante T1.H1 fehlt völlig.
Überall, wo Julimittel 22 °C übersteigen, ist Klima semihumid. - Klimavariante T2.H1, nimmt in Mitteleuropa große Flächen ein, aber
Bedingungen ungünstig (T im unteren Bereich von T2, Niederschlag mit 600-800 mm ziemlich niedrig) - Wälder von wenigen Arten gebildet, Hauptbaumart ist Fagus sylvatica.
Besonderheit europäischer Buchenwälder:
- Entwicklungsgeschichtlich jung, postglaziales Phänomen, ausbreitungsoffensiv;
- dominierende Rolle innerhalb der europäischen Laubwaldregion;
- extreme standörtliche Amplitude (mäßig feucht bis mäßig trocken, saure bis kalkreiche Böden);
- extreme Vielfalt standörtlich bedingter Typen;
- Ausbreitung in Ko-Evolution mit europäischer Siedlungsgeschichte.
- Für die Buche zu trockene, zu feuchte oder zu arme Standorte werden von Eichen (Quercus robur, Qu. petraea) beherrscht.
Sinojapanische Region
- Klimatisches Hauptmerkmal: Monsuneinfluss.
- Aus extrem kaltem Ostsibirien kommender Wintermonsun (trockene kontinentale Luftmassen) sorgt für winterliche Depression von Temperatur und Niederschlag.
- Hier auch die Relikt-Vorkommen von Ginkgo biloba.
- Endemische Konifere: Metasequoia glyptostroboides