VL 9: Stichprobenauswahl Flashcards
Was ist eine Grundgesamtheit (Population)?
Die Gesamtmenge von Individuen, Fällen oder Ereignissen, auf die sich die Aussagen der Untersuchung beziehen soll (vgl. Kromrey, 1995, S. 190).
Was ist eine Vollerhebung und Stichprobenerhebung?
Werden alle Objekte einer Population untersucht, spricht man von Vollerhebung (Anzahl der untersuchten Objekte: N).
Wird nur ein Ausschnitt der Population untersucht, spricht man von Stichprobenerhebung (Anzahl der untersuchten Objekte: n)
Wann Stichprobenerhebung?
- Wenn die Population unendlich gross ist (z.B. Tageszeitungen)
- Wenn die Population nur teilweise bekannt ist (z.B. Medikamentenabhängige Frauen)
- Wenn die Art der Untersuchung die Population zu stark beeinträchtigt oder gar zerstört (z.B. Crashtests zur Qualitätskontrolle bei Autos)
- Wenn die Untersuchung der gesamten Population zu aufwendig wäre (z.B. Umfrage allen europäischen Jugendlichen)
Welche Untersuchungsarten gibt es?
• Eine populationsbeschreibende Untersuchung oder
• Eine hypothesentestende Untersuchung
–>Nicht bei allen Untersuchungen muss die Stichprobe unbedingt repräsentativ für die Population sein, über die man Aussagen machen will.
Entsprechend muss man nicht immer all die aufwendigen Bemühungen auf sich nehmen, die mit der Gewinnung einer repräsentativen Stichprobe verbunden sind (s.u.). Stattdessen muss man jedoch auf andere Dinge achten
Was ist die Idee und die zentralen Probleme bei populationsbeschreibenden Arten?
Idee: Eine Population (Grundgesamtheit) soll hinsichtlich der Ausprägung eines oder mehrerer Merkmale beschrieben werden. Grundlage dieser Beschreibung ist in der Regel die Ausprägung der interessierenden Merkmale in einer Stichprobe (Mittelwerte, Häufigkeiten etc.)
Zentrales Problem:
Wie kann ich dafür sorgen, dass die anhand der Stichprobe gewonnenen Werte eine gute Schätzung der Merkmalsausprägungen in der Population darstellen?
(Problem repräsentativer Stichprobe)
Was ist die Idee, Arten und die zentralen Probleme bei hypothesentestenden Arten?
Idee: Identifikation von Ursache-Wirkungs- Beziehungen (Kausalannahmen) Arten: - Zusammenhangshypothese - Unterschiedshypothese - Veränderungshypothese Zentrales Problem: Wie kann ich sicherstellen, dass der aufgetretene Effekt (Wirkung) tatsächlich auf die von mir bestimmte Ursache zurückzuführen ist? (Problem konkurrierender Erklärungen)
Auf was muss man achten wenn man eine Befragung macht, welche populationsbeschreibend ist oder hypothesentestend?
• Bei einer populationsbeschreibenden Befragung, ist sicherzustellen, dass die Stichprobe repräsentativ für die interessierende Population ist.
• Handelt es sich um eine hypothesentestende Befragung, ist die Repräsentativität der Stichprobe meist weniger wichtig. Bedeutsamer ist hier, ob alternative (d. h. nicht in der Theorie vorgesehene) Erklärungen für die gefundenen Zusammenhänge/ Unterschiede ausgeschlossen werden können.
Um sicherzustellen, dass für die vermuteten (und hoffentlich auch gefundenen) Zusammenhänge/Unterschiede keine alternativen Erklärungen zutreffen, erhebt man neben den laut Theorie relevanten Variablen oft auch noch andere potenzielle Einflussgrössen, um deren Auswirkungen auf das Ergebnis später auf statistischen Weg kontrollieren zu können.
Wann ist eine Stichprobe repräsentativ?
Repräsentativität: Die Teilmenge untersuchter Individuen, Fälle oder Ereignisse ist so auszuwählen, dass die Werte (Mittelwerte, Mediane, Wertever-
teilungen etc.) der interessierenden Merkmale (Variablen) sich möglichst wenig von denen der Grundgesamtheit unterscheiden (vgl. Atteslander, 1991, S. 313).
Damit Rückschlüsse von den Werten der Stichprobe auf die entsprechenden Werte der Grundgesamtheit möglich sind, muss diese ein möglichst genaues (verkleinertes) Abbild der Grundgesamtheit darstellen.

Ist eine Stichprobe immer repräsentativ und wieso?
Eine Stichprobe ist (fast) niemals „an und für sich“ repräsentativ!
Sie ist – oder ist nicht – in der Regel repräsentativ in Hinblick auf eine ganz bestimmte, inhaltlich, zeitlich und räumlich definierte Grundgesamtheit (z.B. Wahlberechtigte im Kanton Bern für die nächsten Nationalrats-Wahlen).
Auch im Hinblick auf eine solche „wohldefinierte“ Grundgesamtheit besteht fast niemals vollständige Repräsentativität, d.h. Repräsentativität in Hinblick auf wirklich ALLE Merkmale der Elemente.
Wichtig ist die Repräsentativität in Hinblick auf „relevante“ Merkmale, d.h. solche, die die interessierenden Populationsparameter massgeblich beeinflussen.
Wann ist eine Stichprobe global repräsentativ ?
Eine Stichprobe ist global repräsentativ, wenn ihre Zusammensetzung in
nahezu allen Merkmalen der Populationszusammensetzung entspricht
(unabhängig davon, ob diese korrekt abgebildeten Merkmale nun tatsächlich „relevant“ für die
Fragestellung sind oder nicht).
–> Kennt man die für die Fragestellungen „relevanten“ Merkmale nicht, bietet eine Zufallsstichprobe die besten Chancen auf Erlangung einer global repräsentativen Stichprobe.
steigt die Repräsentativität einer Stichprobe mit wachsender Stichprobengrösse?
- Die Repräsentativität einer Stichprobe steigt nicht automatisch mit wachsender Stichprobengrösse. Bei einer verzerrten Auswahl wiederholt sich der Fehler bei grösserer Fallzahl ebenfalls – nur in grösserem Stil.
- Auf den ersten Blick „nicht-repräsentativ“ erscheinende Studien mit relativ geringen Stichprobenumfängen können genauso ernst- zunehmend, seriös oder aussagekräftig sein wie augenscheinlich „repräsentative“ Studien, die auf sehr grossen Stichproben basieren.
- Ob eine Stichprobe wirklich repräsentativ in Hinblick auf die untersuchte Fragestellung ist (korrekte Abbildung relevanter Merkmale), ist nicht immer einfach feststellbar.
welches sind Auswahlverfahren, die NICHT zu Zufallsstichproben führen?
- Ad-hoc-Stichprobe/Gelegenheitsstichprobe
- Jede Form bewusster Auswahl
Was sind Ad-hoc-Stichproben/Gelegenheitsstichproben?
Ad-hoc-Stichprobe/Gelegenheitsstichprobe:
Untersuchung von Objekten oder Personen, die gerade zur Verfügung stehen oder leicht zugänglich sind (z.B. Passantenbefragung)
Welche Formen von bewusster Auswahl gibt es?
- Auswahl nach subjektiven Kriterien („typischer“ Fälle)
- Auswahl nach objektiven Merkmalsausprägungen ( extreme Fälle)
- Schneeballverfahren
- Quota-Verfahren
Was ist ein Schneeballverfahren?
Aus der Auswahl eines Objekts folgt die Auswahl eines weiteren Objekts (bzw. weiterer Objekte): Ausgangspunkt sind z.B. die eigenen Bekannten, die wiederum ihre Bekannten für die Unter- suchung „rekrutieren“, die wiederum ihre Bekannten …