VL 6: Sensible Fragen Flashcards

1
Q

Welche drei Bedeutungen von „Sensibilität“ nach Tourangeau et al., 2000 gibt es?

A

• Intrusiveness (Intrusivität, Aufdringlichkeit):
Die Fragen selbst werden (unabhängig von mögl. Antwortinhalten) als zu privat und
unangemessen bewertet. Die Fragen berühren “Tabubereiche”.
• Threat of disclosure (Bedrohung durch Offenlegung):
Wahrnehmung von Risiken bzw. Kosten, wenn Dritte Kenntnis von einer ehrlichen Antwort
erhielten.
• Social desirability (Soziale Erwünschtheit):
Wahrnehmung, dass eine ehrliche Antwort gegen soziale Normen verstossen könnte.
–> Sorgen bezüglich Sozialer Erwünschtheit sind ein Spezialfall der Sorgen einer Bedrohung durch Offenlegung (die spezifische Bedrohung ist hier die Missbilligung aufgrund der Verletzung sozialer Normen)

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2
Q

Welches sind die Folgen des Stellens „sensibler“ Fragen? (3)

A

• Overall bzw. Unit Response Rates:
Mehr Personen verweigern die Beantwortung des gesamten Fragebogens
• Item Nonresponse:
Mehr Personen weigern sich, speziell die „sensiblen“ Fragen zu beantworten
• Response Accuracy (Antwortgenauigkeit):
Weniger Personen beantworten die „sensiblen“ Fragen ehrlich

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3
Q

Welche Faktoren beeinflussen die Antworten auf „sensible“ Fragen? (6)

A
  • Datenerhebungsart: self-administered vs. interviewer-administered
  • Anwesenheit Dritter bei der Beantwortung
  • Unterschiedliche Erhebungssettings
  • Bogus Pipeline [fingierte Leitung (zur Wahrheit)]
  • Zusicherung von Anonymität
  • Vergebende Frage-Formulierungen
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4
Q

Welchen Einfluss hat die self-administered vs. interviewer-administered Datenerhebungsmehtode?

A

Befragte sind eher bereit, überhaupt bzw. ehrlich Auskunft zu sensiblen Bereichen zu geben, wenn sie sich die Fragen selbst darbieten (Mail- oder Web-Fragebogen) als wenn die Fragen von einem Interviewer dargeboten werden (Face-to-Face oder per Telefon)

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5
Q

Welche Varianten von self-administration gibt es?

A

-> Paper-Pencil-FB oder computergestützt
Ob die Fragen in Form von Paper-Pencil-FB oder computergestützt von den Probanden selbst dargeboten werden, scheint keine eindeutigen Unter- schiede in der Antwortbereitschaft hervorzurufen

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6
Q

Welchen Einfluss hat die Anwesenheit Dritter bei der Beantwortung?

A

Der Einfluss hängt gemäss dem „model of bystander effects“ von Aquilino et al. (2000) davon ab, ob diese weitere Person die „wahren“ Antworten schon kennt und ob der Antwortende relevante Reaktionen von der anwesenden Drittperson auf seine Antworten befürchtet.

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7
Q

Unter welchen Anwesenheiten von Personen wird unterschieden?

A
  • Anwesenheit von Lebensgefährten
  • Anwesenheit von Eltern
  • Anwesenheit der eigenen Kinder
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8
Q

Welchen Einfluss hat die Anwesenheit von Lebensgefährten und wieso?

A

Die Anwesenheit von Lebensgefährten scheint keinen einheitlichen Effekt auszuüben, wirkt aber offenbar oft tendenziell eher positiv.
–> Reaktionen von Lebensgefährten sind meist bedeutsam – aber sie kennen die wahren Antworten oft schon. Deshalb findet sich vermutlich oft eher kein oder ein eher wahrheitsfördernder Einfluss

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9
Q

Welchen Einfluss hat die Anwesenheit von Eltern?

A

Die Anwesenheit von Eltern senkt i.d.R. die Bereitschaft signifikant, ehrlich auf sensible Fragen zu antworten (z.B. zum eigenen Drogenkonsum).
(Reaktionen von Eltern sind meist bedeutsam – und sie kennen die wahren Antworten oft nicht.)
–> Threat of disclosure

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10
Q

Welchen Einfluss hat die Anwesenheit von Kindern?

A

Die Anwesenheit der eigenen Kinder scheint umgekehrt auf die Antwortbereit- schaft der Eltern keinen einheitlichen Einfluss auszuüben.
(bislang gibt es aber hierzu recht wenig Studien)
–>jedoch fraglich

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11
Q

Welchen Effekt hat die Datenerhebung im Schulsetting?

A

Bei Datenerhebung in Schulsettings wirkt sich oft positiver auf die Antwortbereitschaft aus als eine Datenerhebung daheim bei den Eltern (daheim grösserer threat of disclosure).
Neuere experimentelle Studien (Brener et al., 2006) zeigen jedoch, dass im Schulsetting z.B. negative Verhaltensweisen (Rauchen, Drogen, Alkoholkonsum) häufiger zugegeben werden,
es dort aber andererseits zu Übertreibungen riskanten Verhaltens kommen kann (wg. sozialer Norm der „coolness“ unter Gleichaltrigen).

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12
Q

Was ist die Bogus Pipeline [fingierte Leitung (zur Wahrheit)]?

A

Die Befragten werden i.d.R. an einen Apparat (vermeintlicher Lügendetektor, EEG etc.) angeschlossen und durch einen Trick überzeugt, dass diese Maschine ohnehin die ehrliche Antwort anzeigen wird.
Die so Befragten antworten dann sehr viel ehrlicher. (aber Achtung: Ethische Bedenken bei diesem Vorgehen!)

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13
Q

Welchen Effekt hat die Zusicherung der Anonymität?

A

Wird glaubhaft Anonymität zugesichert, steigert dies i.d.R. die Antwortbereitschaft auf sensible Fragen.
Unangemessen ausführliche Vertraulichkeitsversicherungen können jedoch auch das Gegenteil bewirken. Singer et al. (1992) konnten zeigen, dass diese sogar bei eigentlich überhaupt nicht sensiblen Themen zu einer verringerten Antwort- bereitschaft führen können.

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14
Q

Was sind vergebende Frageformulierungen und welche Effekte gibt es?

A

In den meisten Standardtexten zur Fragebogenkonstruktion wird empfohlen, sensible Fragen so zu formulieren, dass das erfragte Verhalten oder die erfragte Einstellung «normaler» bzw. «weniger schlimm» erscheint.
Erstaunlicherweise gibt es zur tatsächlichen Wirkung dieses Vorgehens nur wenige Untersuchungen. Diese fanden bislang keine oder inkonsistente Effekte.
bsp.:
Direkt: Haben Sie Ihren letzten/derzeitigen Partner jemals betrogen?
Vergebend: Wissenschaftler haben entdeckt, dass eine wachsende Zahl der Menschen in festen Beziehungen auch Affairen hat. Haben Sie Ihren letzten/derzeitigen Partner jemals betrogen?

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