VL 7: Should we trust web-based studies? Flashcards
Vorurteil 1:
An Internet-Befragungen nehmen nur sehr bestimmte Personengruppen teil (junge intelligente männliche Technik-Freaks …). Dementsprechend weisen die im Internet gewonnenen Stichproben eine sehr eingeschränkte Vielfalt (Varianz) im Hinblick auf wichtige soziodemographische Merkmale auf.
-> welche empirischen Befunde dazu gibt es?
Empirische Befunde (gemischt):
Internet-Stichproben geben kein unverzerrtes Abbild der Bevölkerung, sind aber im Hinblick auf viele Merkmale (Geschlecht, sozioökonomischer Status, geografische Region) oft weniger „verzerrt“ als die meisten traditionell gewonnenen Stichproben.
Eine gewisse „Altersverzerrung“ besteht (noch), ist aber insbesondere verglichen mit den vorherrschenden „studentischen Stichproben“ minimal.
Vorurteil 2:
Das Internet ist eine Spielwiese für sozial und seelisch gestörte Personen und darum weisen Stichproben aus Internet- Befragungen einen deutlich höheren Anteil „gestörter“ Personen auf
-> welche empirischen Befunde dazu gibt es?
Empirische Befunde (Mythos): Internet-Stichproben weisen im Hinblick auf Depression, Neurotizismus, Introversion oder soziale Isolation keine systematischen Unterschiede zu traditionell gewonnenen Stichproben auf.
Vorurteil 3:
Je nach Vorlieben der Programmierer, von VPn genutzter Soft- (Web- Browser) und Hard-Ware (PC, MAC etc.) sehen Web-Fragebögen oft sehr unterschiedlich aus. Befunde aus einer Internet-Befragung werden von der Art der Präsentation massgeblich beeinflusst.
–> welche empirischen Befunde dazu gibt es?
Empirische Befunde (Mythos):
Die Art der Präsentation hat bei Internet-Befragungen – ebenso wie bei
traditionellen Paper-Pencil-Befragungen – oft einen Einfluss.
Diese Effekte sind bei Befragungen (im Gegensatz zu manchen Wahrnehmungsexperimenten) jedoch in der Regel nicht so gross, dass sie die Qualität der Daten massgeblich beeinträchtigen.
Vorurteil 4:
Teilnehmer an Internet-Befragung sind nicht „ernsthaft“ motiviert und die gegebenen Antworten sind daher häufiger unehrlich, bedeutungslos oder absichtlich verfälscht als in traditionellen Studien.
–> welche empirischen Befunde dazu gibt es?
Empirische Befunde (Mythos):
Die Daten aus Internet-Befragungen weisen nicht mehr unehrliche oder verfälschte Antworten auf (Ankreuzen von „Mustern“ oder rein zufälliges Ankreuzen; Versuche der Selbst-Erhöhung etc.).
Es gibt Hinweise darauf, dass in Web-Befragungen die Tendenz eher geringer ist, sozial erwünschte Antworten zu geben.
Web-Befragungen bieten zudem die prinzipielle Möglichkeit eines schnellen individuellen Feedbacks, was die Motivation ehrliche Antworten zu geben erhöht (Wunsch nach validen Informationen über sich selbst).
Vorurteil 5:
Die Qualität der Daten aus Internet-Befragung ist durch die Anonymität der Teilnahme gefährdet.
–> welche empirischen Befunde dazu gibt es?
Empirische Befunde (teilweise kein Vorurteil): Zumindest im Vergleich zu Studien, bei denen die Teilnehmer im Labor erscheinen und dort ihre Fragebögen ausfüllen, sind Web-Befragungen sehr viel anonymer und die Befragungssituation ist deutlich weniger kontrollierbar (wer füllt unter welchen Bedingungen aus?). Ein wesentliches Problem hierbei ist das Mehrfach-Ausfüllen, welches jedoch durch Kontrolle der IP-Adresse (Internet-Protokoll-Adresse) minimiert werden kann. Insgesamt hat die höhere Anonymität jedoch insbes. bei „sensiblen“ Themen auch deutliche Vorteile (ehrlichere Antworten).
Vorurteil 6:
Die Ergebnisse aus Internet-Befragungen stimmen nicht mit denen aus traditionellen Befragungen überein.
–> welche empirischen Befunde dazu gibt es?
Empirische Befunde (Mythos?): Bisherige Ergebnisse deutet darauf hin, dass die Ergebnisse in vielen Bereichen (Persönlichkeit, Selbstwert etc.) durchaus vergleichbar sind. Weitere Untersuchungen zu Unterschieden und Übereinstimmungen sind jedoch notwendig. Abweichungen besagen jedoch nicht per se, dass immer speziell den Web- Befragungen misstraut werden sollte.