VL 4: Ratingskalen Flashcards
Welche Arten zur Erfassung von Urteilen und Entscheiden gibt es?
Es gibt die verschiedensten Varianten zur Erfassung der Urteile der Befragten in Fragebögen.
• Hierzu gehört u.a. die Auswahl einer oder mehrerer kategorialer Antwortalternativen (forced-choice),
• Und der Paarvergleich (selten)
• Ratingskalen (häufigsten)
Ratingskalen geben (durch Zahlen, verbale Beschreibungen, Beispiele o.Ä.) als
gleich-gross zu bewertende Abschnitte eines Merkmalskontinuums vor.
Die Urteilenden kreuzen diejenige Stufe der vorgegebenen Skala an, die ihrem subjektiven Empfinden entspricht.
Die Daten können (bei korrekter Skalenkonstruktion) als intervallskaliert interpretiert werden.
Werden die vorgegebenen Abschnitte z.B. als ungleich gross empfunden, liegt z.B. „nur“
Ordinalskalenniveau vor.
Welche Varianten von Ratingskalen gibt es?
- numerische Marken (uni- oder bipolar)
- Verbale Marken – nur für die Endpole (uni- oder bipolar)
- verbale Marken für alle Abstufungen (uni- oder bipolar)
- verbale und numerische Marken für alle Abstufungen
(uni- oder bipolar) - symbolische Merkmale – meist für alle Abstufungen (uni- oder bipolar)
- verbale Marken für die Endpole (uni- oder bipolar) und grafisches Rating
Welche Merkmalsausprägungen werden bei Ratingskalen erfasst?
Die Ratingskalen erfassen oftmals die folgenden Merkmalsausprägungen:
(a) Häufigkeit,
(b) Intensität,
(c) Wahrscheinlichkeit oder
(d) Bewertung
- > Es ist wichtig, dass eventuelle verbale Marken möglichst als äquidistant aufgefasst werden (vgl. Rohrmann, 1978)
Welches sind die Vorteile verbaler Markierungen?
Vorteile verbaler Markierungen:
- Die Benennung aller Abstufungen erhöht in der Regel die Reliabilität und Validität (vgl. Krosnick, 1999).
- Sie ist jedoch nicht immer einfach durchzuführen (Äquidistanz der Begriffe)
- Probleme bereitet insbes. die Benennung einer mittleren Abstufung in bipolaren Skalen
Bedeutung der Skalenmitte: „weiss nicht“; „ist für mich irrelevant“; „neutrale Bewertung“; „ambivalente Bewertung (sowohl positiv als auch negativ)“ ….?
Auf was sollte man bei der Symmetrie zwischen verbalen und numerischen Markierungen achten?
(wenn beides vorhanden ist)
Wenn sowohl verbale als auch numerische Marken vorgegeben werden, sollte auf Übereinstimmung geachtet werden:
- Wenn die verbalen Marken bipolar sind (z. B. starke Ablehnung bis starke Zustimmung), sollten dies möglichst auch die entsprechenden numerischen Marken sein (z. B. -3 bis +3).
- Bei bipolaren Skalen sollten negative Begriffe (z. B. Ablehnung) möglichst mit negativen Zahlwerten und positive Begriffe (z. B. Zustimmung) mit positiven Zahlwerten verbunden sein.
- Falls möglich, sollten bei bipolaren Skalen die negativen Begriffe/Zahlen bzw. bei unipolaren Skalen die die geringsten Ausprägungen symbolisierenden Begriffe und Zahlen links auf der Antwortskala stehen, jene, die die höchsten bzw. positivsten Ausprägungen symbolisieren hingegen rechts (entsprechend dem „Zahlenstrang“)
Anzahl der Abstufungen:
- Geradzahlig vs. ungeradzahlig?
–>Problematisch ist diese Frage insbes. bei bipolaren Skalen.
• Probleme können bei der Benennung mittlerer Kategorien in bipolaren ungeradzahligen Skalen bestehen
• Der Einbezug einer mittleren neutralen (numerischer Marker = 0; verbaler Marker z.B. „neutral“ oder „weder Zustimmung noch Ablehnung“ etc.) Kategorie scheint jedoch bei bipolaren Skalen in der Regel die Reliabilität und Validität zu erhöhen (vgl. Krosnick et al., 2005).
• Der positive Effekt einer neutralen Mittelkategorie bei bipolaren Skalen als Möglichkeit „tatsächliche“ neutrale Einstellungen anzugeben wirkt offenbar schwerer als der (unerwünschte) Anreiz, den diese Mittelkategorie auf Personen mit „satisfycing“ Antwortverhalten ausübt.
• Bei geradzahligen bipolaren Skalen „zwingt“ man die Urteiler hingegen zu einer (zumindest tendenziellen) Urteilsrichtung, was unter Umständen ein „gewünschter“ Effekt sein kann, die Skalen aber evtl. etwas weniger reliabel und valide macht.
Anzahl der Abstufungen:
- Wie viele Abstufungen?
- Zu geringe Abstufungen verringern evtl. die Varianz und geben den Urteilenden zu wenig Möglichkeiten der Differenzierung.
- Zu viele Abstufungen verlangen evtl. zu differenzierte Urteile und überfordern die Urteilenden.
- Gemäss neuerer Untersuchungen liefern bei unipolaren Skalen in der Regel 5 Abstufungen die reliabelsten und validesten Ergebnisse, bei bipolaren Skalen hingegen 7 Abstufungen (vgl. Krosnick et al., 2005; Krosnick & Tahk, 2008; Malhotra et al., 2009) .
- Hierbei sind jedoch immer auch Besonderheiten der untersuchten Stichproben (Interesse am Befragungsgegenstand, Differenziertheit des Urteilsvermögens etc.) zu beachten.