VL 3 Patientenvariablen Flashcards
Welche Faktoren beeinflussen die Behandlungsaufnahme bei Indikation negativ? (Borhart & Wade, 2013)
(6 Punkte)
- niedriger SES
- ethnic minority status (Migrationsgeschichte, Identität)
- höheres Lebensalter
- männliches Geschlecht
- Stigmatisierungsbefürchtung (assoziiert mit männlichem Geschlecht)
- externalisierende Probleme bei geringer Problemeinsicht
CAVE: Gesundheitssysteme beachten
-> Bsp. Zugänglichkeit von PT in USA vs. DE
Welche Faktoren sind mit einem verfrühten Therapieabbruch/Beendigung/Dropout assoziiert? (Borhart & Wade, 2013)
(5 Punkte; 2 Chunks)
-Diagnose einer Persönlichkeitsstörung (dabei z.B. Schweregrad, niedrige Ich-Stärke)
-Essstörungen (insbesondere Impulsivität, Feindseligkeit, niedriger SW)
-Sexualstraftäter, Psychopathie (insbesondere niedrige Behandlungsmotivation, höherer Widerstand, Beziehungsvariablen)
-Erwartungen/Glauben an Behandlungsrationale
-äußere Faktoren (Anreise, Finanzierung, Terminprobleme, Kinderbetreuung)
(-unklare Evidenz bei sozio-ökonomischen Faktorien wie Alter, Geschlecht, EMS)
CAVE: welches Kriterium wird hier angelegt?
-> sehr heterogene Gruppen (Bsp. non-starter vs. drop-out); werden aber oft in einen Topf als “Abbrecher” geworfen -> verzerrtes Bild!
Welche Faktoren beziehen sich “im weiteren Sinne” auf das Behandlungsergebnis/Outcome der PT? (“äußere” Patientenvariablen)
(7 Punkte)
- Alter
- Gender/Gender Identity
- Ethnie/Ethnische Minderheit
- Religiösität/Spiritualität
- SES
- Schweregrad der Problematik
- Erwartungen
(spezifische Infos im Spotlight)
Äußere Faktoren: Alter?
- keine konsistenten ZSH
- höheres Alter assoziiert mit besserem Outcome bei Sucht
Probleme:
- Trennung des Alters von anderen Faktoren (Chronizität, Verlusterfahrungen, Fragilität)
- PT bei Hochaltrigen noch junges Feld (trotz hoher Prävalenz & Suizidalität)
Äußere Faktoren: Gender Identity?
- bei binären Grundannahmen nur wenige inkonsistente Befunde
- Gender Identity: bisher wenige Studien dazu, aber …
- > Hinweise auf besondere Herausforderung bei Transgender-Menschen und Menschen außerhalb der cis-heteronormativen Identität
- > besondere Bedeutung der Arbeitsbeziehung
Probleme:
- werden diese Konstrukte angemessen erhoben? -> Fokus auf psychologische assoziierte Konstrukte (z.B. Diskriminierungserfahrungen)
- oft mangelhafte Stichprobengröße
Äußere Faktoren: Race”/Ethnie/ethnische Minderheit?
REM (racial ethnic minorities)
- weniger Zugang zu Behandlung
- höhere Abbruchrate
Matching (Passung der Ethnie von Patient & Therapeut)
- Matching wird präferiert und Therapeuten werden subjektiv positiver eingeschätzt
- kein sig. Effekt auf Outcome; Heterogenität der Studien
Kulturadaptierte Behandlungen (CAT) -wirksamer als nicht-adaptierte Behandlungen (d=.35- .50)
Problem: in DE wenig systematische Forschung dazu
- > Historie DE
- > real-existierende Probleme werden politisch ignoriert
Äußere Faktoren: Spiritualität?
-an Spiritualität des Patienten angepasste Behandlung KANN positiven Effekt haben:
- > Studien & Stichprobenauswahl?
- > ABER: in random. Studien waren Behandlungen mit additiven spirituellen Komponenten gleich wirksam in der Reduktion des psychologischen Distress, aber wirksamer in der Entwicklung des spirituellen Wohlbefindens (self-fullfilling prophecy? Kontrollbedingung?)
Äußere Faktoren: SES?
- niedriger SES tendenziell mit schlechterem Outcome assoziiert
- besonders bei Arbeitslosigkeit
- eher in Kohortenstudien als RCTS (in RCTs oft kleinere Effekte -> Selektionseffekt: weniger Personen mit niedrigem SES)
CAVE: Mess- und Definitionsprobleme
-was gehört dazu? wo zieht man die Grenze?
Äußere Faktoren: Schweregrad der Problematik?
- “Functioning” (“Funktionieren” trotz Leidensdruck): negativ
- Chronizität (chronischer Verlauf) negativ mit Outcome assoziiert; langsamere Veränderung
- Schweregrad der Symptombelastung: viele Studien und gemischte Befunde; wahrscheinlich Subgruppen von Patienten mit hohem Schweregrad mit jeweils unterschiedlichem Outcome
- Komorbidität: gemischte Befunde; eher inkonsistent negative Effekte komorbiger PS (außer PT ist auf PS ausgerichtet)
Äußere Faktoren: Erwartungen?
- Erwartung eines Behandlungserfolges: positive Assoziation mit Outcome
- Erwartung an Behandlung (Charakteristika) manchmal mit Effekt
- Glaubwürdigkeit des Behandlungsmodells/-rationals mit kleinem Effekt
- Behandlungspräferenz/Methodenpräferenz: wenn nicht erfüllt, dann höheres Dropout (1,8x mal so häufig) und schlechteres Ergebnis (methodische Herausforderungen; siehe Folien)
Welche intrapsychischen Faktoren sind mit dem Behandlungsergebnis assoziiert?
(“innere” Patientenvariablen)
-> 10 Punkte; 2 Chunks mit jeweils 5
- Locus of control (Kontrollüberzeugung): eher positive Effekte
- Coping-Stile: Personen mit internalisierendem Coping profitieren ggf. eher von einsichtsorientierter Behandlung
- Angstsensitvität (Angst vor Angsterleben/Arousal): negativer ZSH. mit Outcome
- Alexithymie (“Gefühlsblindheit”): negativer ZSH. mit Outcome
- Psychologische Mindedness (sich selbst und andere als psychologische Wesen begreifen): positive Assoziation mit Outcome
- Perfektionismus & Selbstkritik: negativer ZSH. mit Outcome (besonders bei Angst- und Essstörungen)
- Motivation: inkonsistente Befunde & Messprobleme (Biases, Überlappungen mit Erwünschtheit etc.)
- Problembewusstsein/Assimilationslevel/Verarbeitsungstiefe: pos. Effekt
- Einsicht: pos. Effekt (Diskussion: Persönlichkeitsmerkmal vs. variabel?)
- Reaktanz (Widerstand gegen Beeinflussungsdruck): bei hochreaktanten besserer Effekt von non-direktiven Behandlungen
“Weitere Faktoren”, die mit dem Behandlungsergebnis assoziiert sind?
(Faktoren “zwischen innerlich & äußerlich”)
- interpersonelle Probleme: negativer Effekt
- Bindung: je mehr Bindungssicherheit, desto besseres Outcome
- soziale Unterstützung: gemischte Befunde, tendenziell pos.
- emotional expression: tendenziell pos. Effekt
- Widerstand: neg. Effekt
Inwiefern hängt Responsiveness mit Patienten-Variablen zusammen? Schildern Sie dies an einem Beispiel.
Responsiveness= Anpassungsfähigkeit des Therapeuten an Anforderungen der PT, der Umstände oder des Patienten
-> Abweichung von vorgeschriebenen Vorgehensweisen (z.B. in Manualen)
- Responsiveness ist ein systemisches/dyadisches Phänomen -> Interaktion von Patient und Therapeut
- > es gibt Patienten-Variablen, welche die Wahrscheinlichkeit für Responsiveness sowie deren Outcome beeinflussen
- Bsp.: Patient mit PS; Therapeut (PDT) arbeitet mit Deutungen; je nach individuellem Störungsbild des Patienten kann die Frequenz/Ausmaß dieser Deutungen zu einem positiven/negativen Outcome führen