V8: Vorurteile Flashcards
Was sind Stereotype?
Stereotype sind kognitive Strukturen, die sich auf Mitglieder einer sozialen Gruppe beziehen.
- Sie beinhalten Wissen, Überzeugungen und Erwartungen gegenüber der Gruppe.
Kognitive Generalisierung:
- Allen Mitgliedern einer Gruppe werden identische Eigenschaften zugeschrieben, ohne individuelle Unterschiede zu berücksichtigen.
Funktion:
- Stereotypisierung ermöglicht eine kognitive Komplexitätsreduktion in einer komplexen sozialen Umwelt.
- Gesetz der geringsten Anstrengung
Was besagt das Zwei-Stufen-Modell der Stereotypaktivierung?
Automatischer Prozess: Stereotypaktivierung erfolgt unbewusst und schnell.
Kontrollierter Prozess: Erfordert bewusste Unterdrückung stereotyper Gedanken durch Werte, Normen oder Ziele (z.B. Fairness).
Studie von Devine (1989): Subliminales Priming von stereotypen Inhalten beeinflusst die Bewertung von Verhaltensweisen unabhängig von der eigenen Einstellung zur Gruppe.
Wie werden Stereotype aufrechterhalten?
Illusory Correlations (Hamilton und Gifford): Neigung, Korrelationen zwischen Ereignissen zu sehen, die in Wirklichkeit nicht zusammenhängen
- z.B. Double Distinctiveness: Minderheiten und negatives Verhalten
Beispiel: Nach einem Vorfall mit einem psychisch erkrankten Piloten wird fälschlicherweise die Annahme aufgestellt, dass psychisch Kranke generell gefährlich sind.
Was ist Bedrohung durch Stereotype (Stereotype Threat)?
Die Sorge von Gruppenmitgliedern, dass ihr Verhalten ein bestehendes Stereotyp über ihre Gruppe bestätigen könnte.
Studie von Steele & Aronson (1995):
- Schwarze Studierende schnitten in einem Leistungstest schlechter ab, wenn sie vorher darauf hingewiesen wurden, dass der Test ihre intellektuellen Fähigkeiten messen soll.
Gegenmaßnahmen:
- Erinnerung an Fähigkeiten und Kompetenz der Betroffenen oder Information über stereotype Bedrohung.
Was sind Vorurteile und die affektive Komponente?
Vorurteil:
- Eine positive oder negative affektive Bewertung eines Menschen aufgrund von Persönlichkeitsmerkmalen oder Gruppenmitgliedschaften.
Vorurteile sind die affektive Komponente einer Einstellung gegenüber anderen Gruppen.
- Beispiel: Experimente zeigen, dass Kinder und Erwachsene Vorurteile in Bezug auf Rasse und Geschlecht hegen
- Weiße Puppe lieber als Schwarze, Männliche Autor besser als weibliche
Wie kann man Vorurteile nachweisen?
Experiment von Fazio et al. (1995): Paradigma zur Messung der automatischen Verarbeitung von Vorurteilen:
- Präsentation von Gesichtern (kaukasische und afroamerikanische) vor der Kategorisierung von Wörtern nach positiver oder negativer Valenz.
- Untersuchung des Einflusses der Gesichtspräsentation auf die Reaktionszeit.
Ergebnisse: Drei Gruppen von Reaktionsweisen:
- Keine automatische negative Reaktion.
- Zulassen der automatischen negativen Reaktion.
- Unterdrückung der automatischen negativen Reaktion durch bewusste Kontrolle.
Was ist Diskriminierung und wie äußert sie sich als Verhaltenskomponente?
Diskriminierung: Ungerechtfertigte negative oder schädliche Handlung gegenüber Personen aufgrund ihrer Gruppenmitgliedschaft.
Kann sich auf verschiedene Bereiche beziehen, z.B. ethnische Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung.
Beispiele:
- Studie von Hebel et al. (2002): Bewerber, die ihre Homosexualität offenlegten, erfuhren interpersonelle Diskriminierung (kürzeres Bewerbungsgespräch, weniger Blickkontakt) trotz formaler Gleichbehandlung.
- Studie von Bond, DiCandia & McKennon (1988): Schwarze Patienten in einer psychiatrischen Klinik wurden mit extremeren Behandlungsmethoden konfrontiert als weiße Patienten.
Was ist die sich selbsterfüllende Prophezeiung im Kontext von Diskriminierung?
Selbsterfüllende Prophezeiung:
- Eine Erwartung über eine Person beeinflusst das Verhalten zu dieser Person, was dazu führt, dass sich die Person im Einklang mit dieser Erwartung verhält.
Experiment von Word, Zanna & Cooper (1974):
- Weiße Interviewer zeigten gegenüber schwarzen Bewerbern mehr Distanz und Unsicherheit.
- In einer zweiten Studie wurden weiße Bewerber wie schwarze Bewerber behandelt und schnitten ebenfalls schlechter ab, was die negative Beurteilung bestätigte.
Was bedeutet “blaming the victims” und wie zeigt es sich?
Blaming the Victims: Die Tendenz, Individuen die Schuld für ihre Opferrolle zu geben (dispositionale Attributionen).
Motiviert durch den Glauben an eine gerechte Welt: Die Vorstellung, dass nur schlechten Menschen Schlechtes widerfährt und guten Menschen Gutes.
Beispiele:
-
Studie von Janoff-Bulman et al. (1985):
* UV: Verabredung endet in netten Abend oder Vergewaltigung (nur der letze Satz anders) * AV: Bewertung des Verhaltens der Frau * Ergebnis: Vpn schrieben Frau in der Vergewaltigungsbedingung Fehlverhalten zu
- Alltag: Aussagen wie “Wenn die Juden immer wieder Ziel antisemitischer Handlungen sind, sind sie nicht unschuldig.”
Was ist der ultimative Attributionsfehler?
Enstehung von Vorurteilen
Ultimativer Attributionsfehler: Die Tendenz, dispositionale Attributionen über eine gesamte Gruppe zu machen.
- Bezieht negative Verhaltensweisen einer Einzelperson auf die Gruppe als Ganzes.
Beispiel: „Juden sind geldgierig“ (Verallgemeinerung individueller Verhaltensweisen auf eine ganze Gruppe).
Studie von Bodenhausen & Wyer (1985):
- Stereotypkonsistente Informationen (z.B. „weißer Amerikaner mit Betrugsdelikt“) führten zu geringerer Bereitschaft, relevante Informationen zu berücksichtigen.
- In vergleich zu Stereotypinkonsistene Information (z.B. “weißer Amerikaner mit Überfallsdelikt”)
Welche Rolle spielt die Evolutionspsychologie bei der Entstehung von Vorurteilen?
Enstehung von Vorurteilen
Vorurteile, Stereotype und Diskriminierung entwickelten sich als Überlebensmechanismen.
Begründung: Tiere zeigen Angst und Abscheu gegenüber genetisch andersartigen Lebewesen, während sie genetisch ähnliche bevorzugen.
- Verwandtenselektion kann die indirekte Fitness steigern.
Wie beeinflusst Sozialisation Vorurteile?
Enstehung von Vorurteilen
Sozialisation: Menschen erwerben Stereotype und Vorurteile durch Erziehung, kulturelle Normen und institutionalisierte Vorurteile.
System Justification Theory: Stereotype dienen zur Rechtfertigung bestehender sozialer Ungleichheiten.
Studien: Karlins et al. (1969) zeigten, dass stereotype Inhalte über Jahre hinweg konstant blieben, aber das Unbehagen der Äußerung zunahm.
Wie tragen Normen und institutionalisierte Vorurteile zur Entstehung von Vorurteilen bei?
Enstehung von Vorurteilen
Normen: Soziale Gruppen definieren gewünschte und unerwünschte Verhaltensweisen.
Normative Konformität: Anpassung an Gruppenstandards, um Anerkennung zu erlangen.
Institutionalisierter Rassismus/Sexismus: Geteilte Einstellungen, die Stereotype und Diskriminierung zu sozialen Normen machen.
Implizite Vorurteile (Moderner Rassismus): Vorurteile, die nach außen nicht gezeigt, aber innerlich beibehalten werden (“prejudices gone underground”).
Was ist mere categorization?
Enstehung von Vorurteilen
Mere Categorization: Der erste Schritt zur Entstehung von Vorurteilen, indem Menschen aufgrund von Merkmalen in Gruppen kategorisiert werden.
Führt zu:
- Aufwertung der eigenen Gruppe.
- Abwertung der Fremdgruppe (Diskriminierung).
Studien: Minimalgruppen-Paradigma zeigte, dass Menschen ihre Eigengruppe bevorzugen, selbst wenn die Gruppenzugehörigkeit trivial ist
- z.B. Gruppenzugehörigkeit nach Münzenwurf
Was besagt die Theorie des realistischen Gruppenkonflikts?
Enstehung von Vorurteilen
Theorie: Begrenzte Ressourcen führen zu Konflikten zwischen Gruppen, die zu vermehrten Vorurteilen und Diskriminierung führen.
Feldstudie von Sherif et al. (1961):
- Pfadfinder wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und Konflikte durch Wettbewerb ausgelöst.
- Entfernen des Wettbewerbs allein reduzierte den Konflikt nicht;
- Zusammenarbeit zur Erreichung gemeinsamer Ziele war notwendig, um Vorurteile abzubauen.