V7: Einstellung und Einstellungsänderung Flashcards
Was sind Einstellungen?
Einstellungen sind zusammenfassende Bewertungen (positiv/negativ) von Einstellungsobjekten (Personen, Dingen, Gruppen), die in kognitiven, affektiven und behavioralen Reaktionen zum Ausdruck kommen.
Was sind die Funktion von Einstellungen?
Einschätzungsfunktion: Orientierung im Alltag, indem sie das Verhalten (mehr oder weniger) steuern.
Utilitaristische Funktion: Annäherung von Belohnung oder der Vermeidung von Bestrafung
Wertausdrucksfunktion: Ausdruck von Werten
- z.B. Fack AFD
Soziale Anpassungsfunktion: Gruppenzugehörigkeiten
Ich-Verteidigungsfunktion: Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls
- z.B. Ablehung/Abwertung andere Gruppen (Meine Gruppe ist gut)
Was ist das Multikomponentmodell?
Einstellungen als zusammenfassende Bewertungen eines Gegenstandes, bestehend aus drei Komponenten:
- Affektive Komponente: Gefühle und Emotionen (“Magst du BMW”)
- Kognitive Komponente: Wissen, Gedanken und Überzeugungen (“Was weißt du über BMW”)
- Konative Komponente: Verhaltenskomponente (“Hast du schon mal ein BMW benutzt, würdest du ein BMW fahren”)
Unterscheidung der EInstellungen:
- Einstellungsobjekt
- Konstanz und Veränderung
- Bewusstheit der Einstellung
- Stärke der Einstellung
- Entstehung der Einstellung
Wie funktionieren Konstanz und Veränderungen zusammen als Merkmal von “Einstellung”?
Konstanz: Einsparung von Zeit und gedanklicher Arbeit = Verhaltens-Ökonomie.
- Kurzfristig.
Veränderung: Lernprozess, z.B. zur Korrektur ‚falscher‘ Annahmen oder zur Vermeidung von ,Fehlern‘ = Verhaltens Anpassung
- mittel-, langfristig
Wie spielt der Unterschiede der Stärke der Einstellung eine Rolle?
Einstellungsstärke hängt von der Stärke der gelernten Assoziation zwischen Bewertung und Einstellungsobjekt ab
- schwache Assoziation = niedrige Einstellungsstärke
- starke Assoziation = hohe Einstellungsstärke
Die Zugänglichkeit einer Einstellung ist abhängig davon, wie oft sich eine Person mit dem Einstellungsobjekt kognitiv beschäftigt hat.
- niedrige Zugänglichkeit = lange Reaktionszeit
- hohe Zugänglichkeit = kurze Reaktionszeit
z.B. Unterschrift auf einer Liste -> schnell unterschreiben -> hohe Zugänglichkeit -> starke Assoziation -> starke positive/negative Einstellung
Wie entstehen Einstellungen?
Einstellungen können kognitiv, affektiv oder verhaltensbasiert entstehen:
Kognitiv:
- Durch systematische Abwägung von Informationen, z.B. Lesen von Wahlprogrammen oder Testberichten.
Affektiv:
- Durch Gefühle und Wertvorstellungen, oft durch Lernprozesse
- Klassische Konditionierung: bsp. Oma und Mottenkugel -> Gute Gefühle, Mottenkugeln -> Gute Gefühle
- Operante Konditionierung: bsp. mit anderes ethnisches Kind spielen -> Eltern finden gut / schlecht -> Einstellung über ethnische Gruppen
Verhaltensbasiert:
- Durch Beobachtung des eigenen Verhaltens gegenüber einem Objekt (Selbstwahrnehmungstheorie).
Was ist der Mere-Exposure-Effekt
Der Mere-Exposure-Effekt beschreibt die positivere Bewertung eines Objekts durch bloße Wiederholung.
Wie ist der Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten?
Einstellungen werden gemessen, um Verhalten vorherzusagen (z.B. Wahlverhalten, Konsumentenverhalten).
Häufig nur ein geringer Zusammenhang zwischen Einstellung und beobachtetem Verhalten.
- Korrelation beträgt etwa r ≈ 0,30.
Der Zusammenhang hängt ab von:
- Reliabilität und Validität der Messungen.
- Innerer Konsistenz der Einstellung.
- Zugänglichkeit und Stärke der Einstellung.
Was ist das Aggregationsprinzip?
Globale Einstellungsmaße sagen Verhalten besser vorher, wenn die erhobenen Maße eine Vielzahl von Situationen und/oder Verhaltensweisen umfassen.
- Mehrfache Messung über verscheidene Situation -> genaure Einschätzung
- Beispiel: Umweltschutzverhalten wird besser vorhergesagt, wenn verschiedene Aspekte (z.B. Unterschriften, Recycling) gemessen werden.
Was besagt das Korrespondenzprinzip?
Ein hoher Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten ist nur zu erwarten, wenn beide Maße in Grad der Spezifikation (Bezugspunkt, Handlung, Kontext, Zeit) übereinstimmen.
- Beispiel: Einstellung zur „Verwendung der Pille (r=0,53)“ zeigt eine stärkere Korrelation mit tatsächlichem Verhalten als die allgemeine Einstellung zur „Verhütung“ (r = 0.08).
Was besagt die Theorie des geplanten Verhaltens?
Bester Prädiktor für geplantes, überlegtes Verhalten ist die Intention.
Die Intention wird beeinflusst durch:
- Einstellungen gegenüber den spezifischen Verhaltensweisen.
- Subjektive Normen (wahrgenommener sozialer Druck).
- Wahrgenommene Verhaltenskontrolle (Einschätzung der eigenen Fähigkeit, das Verhalten auszuführen).
Welche theoretischen Ansätze erklären die Einstellungsänderung?
Selbstinduzierte Einstellungsänderung:
- Dissonanztheorie (Festinger): Menschen ändern ihre Einstellungen, um kognitive Dissonanz (Widerspruch zwischen Überzeugungen und Verhalten) zu reduzieren.
- Selbstwahrnehmungstheorie (Bem): Personen ziehen Rückschlüsse auf ihre Einstellungen, indem sie ihr eigenes Verhalten beobachten, besonders wenn die ursprüngliche Einstellung schwach ist.
Fremdinduzierte Einstellungsänderung: Resultiert oft aus der Anwendung bestimmter Methoden, z.B.:
- Rechtfertigung von Anstrengung (justification of effort).
- Persuasive Kommunikation (Yale Attitude Change Approach).
- Elaboration-Likelihood-Modell (Petty & Cacioppo, 1986).
Wovon hängt die Effektivität persuasiver Kommunikation ab (Yale Attitude Change Approach)?
Quelle der Botschaft: Glaubwürdigkeit, Sachkenntnis, Attraktivität des Sprechers.
Merkmale der Botschaft:
- Sollte nicht als offensichtlicher Beeinflussungsversuch erscheinen.
- Einseitige vs. zweiseitige Argumentation.
- Primacy vs. Recency-Effekte.
Merkmale der Rezipienten:
- Ablenkung (je mehr, desto höher die Beeinflussung).
- Intelligenz (niedrigeres Niveau begünstigt Einstellungsänderung).
- Alter (jüngere Menschen sind beeinflussbarer).
Was ist das Elaboration-Likelihood-Modell (ELM)?
Zwei Routen der Informationsverarbeitung:
Zentrale Route:
- Hohe Motivation und Fähigkeit zur Verarbeitung der Botschaft.
- Sorgfältige Auseinandersetzung mit Argumenten.
- Argumentstärke bestimmt die Einstellungsänderung.
Periphere Route:
- Geringe Motivation oder Fähigkeit zur Verarbeitung.
- Oberflächliche Verarbeitung, z.B. durch periphere Hinweisreize (z.B. Attraktivität des Sprechers).
Experiment von Petty et al. (1981): Persönliche Relevanz, Glaubwürdigkeit des Sprechers und Argumentstärke beeinflussen die Wahl der Route.
Wie beeinflussen Emotionen die Einstellungsänderung?
Stimmung: Menschen in guter Stimmung sind eher geneigt, periphere Hinweisreize zu nutzen (aber geringe Einstellungsänderung) und trauige Stimmung eher Zentrale.
Experiment von Bless et al. (1990):
- UV1: Stimmung (traurig vs. glücklich).
- UV2: Argumentstärke (schwach vs. stark).
- AV: Einstellungsänderung.
Einsatz im Alltag: Emotionen werden systematisch genutzt, um Einstellungsänderungen zu bewirken.