V11: Gruppenprozesse II Flashcards
Was sind Entscheidungen in „hidden profiles“ und welche Probleme haben sie?
Definition: Eine Entscheidungssituation, bei der Gruppenmitglieder einen Teil der Informationen teilen (geteilte Informationen) und einen Teil der Informationen exklusiv besitzen (ungeteilte Informationen).
- Gruppenmitlgieder haben eine anfängliche Meinung wie vorgeganen soll
- Beispiel: Ärzte in einer Fallbesprechung oder Lehrerkonferenzen zu schwierigen Schülern.
Problem:
- Mitglieder neigen dazu, geteilte Informationen bevorzugt einzubringen, während ungeteilte Informationen weniger diskutiert werden.
- Präferenz für das Einbringen von präferenzkonsistenten vs. präferenzinkonsistenten Informationen
Konsequenz: Suboptimale Entscheidungen, da nicht alle relevanten Informationen eingebracht werden.
Welche Befunde gibt es zu Entscheidungen in „hidden profiles“?
Welche Maßnahmen verbessern den Informationsfluss
Studie von Stasser & Titus (1985): VP’s müssen richtigen Kanditat wählen
- Bei geteilten Informationen: 83% der Gruppen treffen die richtige Entscheidung.
- Bei ungeteilten Informationen: Nur 18% treffen die richtige Entscheidung, da wichtige Informationen nicht ausgetauscht werden.
Maßnahmen:
- Zeit: Ausreichend Zeit für den Austausch von Informationen.
- Aktives Nachfragen: Nach ungeteilten und präferenzinkonsistenten Informationen gezielt fragen.
- Strukturierung: Gezieltes Initiieren von Dissens, Moderation, advocatus diaboli.
- Trennung: Trennung von Informationssammlung und Entscheidung.
Was ist Gruppendenken und seine Bedingungen?
Gruppendenken (Groupthink): Ein Denkprozess, bei dem der Erhalt der Gruppenkohäsion wichtiger ist als die realistische Betrachtung der Fakten.
- Historisches Beispiel: Invasion in die Schweinebucht (1961) – Gruppe entschied sich trotz offensichtlicher Risiken für die Invasion, um die Kohäsion zu wahren.
Bedingungen:
- Hohe Kohäsion: Mitglieder mögen und schätzen sich gegenseitig.
- Direktive Führung: Eine starke Führungsfigur drängt die Gruppe in eine bestimmte Richtung.
- Isolation: Die Gruppe ist von externen Meinungen und Informationen abgeschottet.
- Mangelnde Erfahrung: Besonders bei neuen oder ungeübten Entscheidungen.
Welche Folgen hat Gruppendenken für den Entscheidungsprozess?
Mangelnde Informationssuche: Wichtige Informationen werden nicht gesammelt oder ignoriert.
Unvollständige Sichtung der Alternativen: Nur eine begrenzte Anzahl von Optionen wird ernsthaft in Betracht gezogen.
Mangelhafte Risikoanalyse: Die Risiken der gewählten Option werden nicht ausreichend bewertet.
Fehlende Krisenpläne: Es wird kein Plan für den Fall entwickelt, dass die Entscheidung scheitert.
Wie kann man Gruppendenken verhindern?
Unparteiische Führung: Die Führungsperson sollte ihre Präferenzen nicht direkt äußern.
Einflüsse von außen: Externe Meinungen und Experten sollten aktiv eingebunden werden.
Bildung von Untergruppen: Verschiedene Untergruppen sollten unabhängige Einschätzungen vornehmen.
Advocatus Diaboli: Jemand sollte gezielt die Rolle des Kritikers einnehmen, um Alternativen zu prüfen.
Anonyme Abstimmungen: Um Druck und Einflussnahme zu minimieren.
Was ist Gruppenpolarisation?
Gruppenpolarisation: Eine Tendenz, dass die Entscheidungen einer Gruppe extremer in Richtung der ursprünglichen Neigung der Mitglieder ausfallen.
- Beispiel: Risikofreudige Personen treffen in der Gruppe risikoreichere Entscheidungen, konservative Personen treffen in der Gruppe konservativere Entscheidungen.
Welche Erklärungsmodelle gibt es für Gruppenpolarisation?
Modell der persuasiven Argumente:
- In der Gruppendiskussion werden neue, bislang unbedachte Argumente eingebracht, die die eigene Meinung bestätigen und weiter verstärken.
- Dies führt dazu, dass die Entscheidung der Gruppe in Richtung der ursprünglichen Präferenz polarisiert.
Modell des normativen sozialen Einflusses:
- Mitglieder möchten von der Gruppe gemocht werden und passen sich der dominanten Meinung an.
- Um als besonders engagiert oder gruppenorientiert wahrgenommen zu werden, werden oft extremere Positionen eingenommen.
Was ist Deindividuation?
Deindividuation: Ein psychologischer Zustand, in dem Menschen ihre persönliche Identität und Selbstwahrnehmung verlieren, wenn sie sich in einer Gruppe befinden.
Folgen: Individuen verhalten sich impulsiver und normabweichender, da soziale Hemmungen und Verantwortungsgefühl abnehmen.
- Beispiele: Hooliganismus, Ku-Klux-Klan, Internet-Trolling („Flaming“), aggressive Massenbewegungen.
Welche Theorien erklären Deindividuation?
Zimbardos Interpretation (1973) - Standford Prison Experiment:
- Deindividuation führt zu einem Verlust von Selbstkontrolle und normabweichendem Verhalten, wie im Stanford Prison Experiment gezeigt.
Alternative Erklärung (Reicher & Haslam, 2010):
- Deindividuation führt nicht zwangsläufig zu negativen Handlungen.
- Verhalten hängt von der Identifikation mit der Gruppe und den Normen der Gruppe ab.
- Sie kann auch zu positiven Verhaltensweisen führen (z.B. Euphorie bei Festivals).
Was ist kooperatives Lernen?
Kooperatives Lernen: Eine Lernmethode, bei der Schüler oder Studierende zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Lernziel zu erreichen.
Definition: Gemeinsames Arbeiten und wechselseitiger Austausch von Kenntnissen und Fertigkeiten innerhalb einer Gruppe.
Ziel: Förderung von Interaktion, sozialem Lernen und besseren Lernleistungen.
Was zeigen empirische Befunde zum kooperativen Lernen?
Meta-Analysen (z.B. Johnson & Johnson, 2000; Rohrbeck et al., 2003):
- Positive Effekte auf die akademische Leistung: Mittlere bis große Effektstärken (z.B. d = .33 bis d = .64 für akademische Leistungen).
- Sekundäre Gewinne: Verbesserte soziale Kompetenzen, selbstrelevante Kompetenzen und Verhaltensfertigkeiten.
- Effekte: Kooperatives Lernen führt zu besseren Lernergebnissen und fördert die soziale Integration.
Wichtige Merkmale:
- Positive, wechselseitige Interpendenz
- Individuelle Verantwortlichkeit
- Autonomie
- Ipsative Evaluationsprozeduren (vergleich mit sich selber)
Was ist die Jigsaw-Methode?
Jigsaw-Methode: Eine kooperative Lernmethode, bei der Schüler/Studierende in Gruppen arbeiten und jeweils einen Teil des Lernmaterials erhalten.
- Jeder Teilnehmer lernt einen spezifischen Teil und bringt diesen anschließend den anderen Gruppenmitgliedern bei.
- Ziel: Gegenseitige Abhängigkeit, da jedes Mitglied für das Verständnis des Gesamtmaterials beiträgt.
Vorteile:
- Soziale Vorteile: Reduktion von Stereotypen und Vorurteilen, Förderung der Perspektivenübernahme, stärkere Integration ethnischer Gruppen.
- Kognitive Vorteile: Höhere Lernmotivation und oft bessere Lernergebnisse.