V10: Gruppenprozesse I Flashcards

1
Q

Wie wird eine Gruppe aus amerikanischer Perspektive definiert?

A

Amerikanische Perspektive:

  • Zwei oder mehr Menschen, die miteinander interagieren und interdependent sind, sodass ihre Bedürfnisse und Ziele eine gegenseitige Beeinflussung bewirken.

Zentrale Merkmale:

  • Zwei oder mehr Personen.
  • Unmittelbare Interaktion zwischen den Mitgliedern.
  • Interdependenz (gegenseitige Abhängigkeit).
  • Gemeinsame Ziele oder Bedürfnisse.
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2
Q

Wie wird eine Gruppe aus europäischer Perspektive definiert?

A

Europäische Perspektive:

  • Zwei oder mehr Individuen, die eine gemeinsame soziale Identifikation teilen oder sich als Mitglieder derselben sozialen Kategorie wahrnehmen

Zentrale Merkmale:

  • Zwei oder mehr Menschen.
  • Individuelle Identität: Selbstdefinition als einzigartiges Individuum („ich“ vs. „du“).
  • Kollektive Identität: Selbstdefinition als Gruppenmitglied („wir“ vs. „die Anderen“).
  • Soziale Kategorisierung: Zusammenfassung von Personen zu Gruppen, die hinsichtlich bestimmter Aspekte als ähnlich betrachtet werden.
  • Selbstkategorisierung: Bereitschaft, eine kollektive Identität anzunehmen, die in einem sozialen Kontext passt.
  • Depersonalisierung: Wechsel von der individuellen zur kollektiven Identität (nicht zu verwechseln mit De-Individuation).
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3
Q

Welche Funktionen erfüllt die Gruppenzugehörigkeit?

A

Zugehörigkeit: Gefühl der Eingebundenheit und Wissen über den eigenen Platz in der sozialen Welt.

Distinktheit: Bedürfnis nach Unterschiedlichkeit und Abgrenzung von anderen Gruppen.

Selbstwert: Steigerung des Selbstwertgefühls durch Gruppenzugehörigkeit.

Verständnis: Einsicht und Erkenntnis über die Struktur der sozialen Welt („geteilte Sicht und soziale Validierung“).

Wirksamkeit: Soziale Unterstützung und Solidarität („Gemeinsam sind wir stark!“).

Normenbildung: Aufstellen von Regeln und Normen für „richtiges“ Verhalten in der sozialen Umwelt.

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4
Q

Welche Effekte hat die bloße Anwesenheit anderer auf die Leistung?

A

Soziale Erleichterung: Die Anwesenheit anderer Personen führt zu einer Zunahme dominanter Reaktionen (gut gelernte oder instinktive Reaktionen).

  • Beispiel: Experiment von Triplett (1898) – Kinder rollten eine Angelschnur schneller auf, wenn andere Kinder anwesend waren.

Soziale Hemmung: Die Anwesenheit anderer Personen führt zu einer Abnahme nicht-dominanter Reaktionen (neuartige oder komplizierte Aufgaben).

  • Beispiel: Experiment von Pessin (1933) – Lernleistung beim Lernen von Silbenlisten war schlechter in Anwesenheit von Zuschauern.

Erklärung: Die Anwesenheit anderer erhöht Erregung, Aufmerksamkeit und Bewertungsangst, was entweder zu sozialer Erleichterung oder Hemmung führt, abhängig von der Schwierigkeit der Aufgabe.

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5
Q

Was sind Prozessverluste bei Gruppenarbeit?

A

Prozessverluste: Leistungsreduktion, die bei interagierenden Gruppen im Vergleich zu Nominalgruppen oder individueller Leistung der Mitglieder auftritt.

  • Nominal: Mitglieder interagieren nicht
  • Interagierende: Mitglieder interagieren

Entstehen durch (Dysfunktionale Gruppenprozesse)

  • Ringelmannn-Effekt: Reduktion von Anstregung mit zunehmender Gruppengröße
  • Koordinationsverluste: Schwierigkeiten bei der Abstimmung der Handlungen der Gruppenmitglieder.
  • Motivationsverluste: Verringerung der Anstrengungsbereitschaft der Mitglieder
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6
Q

Welche Typen von Motivationsverlusten und Korordinationsverlusten gibt es in Gruppen?

A

Motivationsverlust:

  • Soziales Faulenzen (Social Loafing): Reduzierte Anstrengung, weil der persönliche Beitrag nicht identifizierbar ist.
  • Trittbrettfahren (Free Riding): Reduzierte Anstrengung, weil der eigene Beitrag als unwichtig für das Gruppenergebnis wahrgenommen wird.
  • Gimpel-Effekt (Sucker Effect): Reduzierte Anstrengung, um sich nicht ausgenutzt zu fühlen, wenn andere weniger beitragen.

Koordinationsverluste:

  • Produktionsblockierung bei brainstorming Aufgaben (production blocking): Mitgleider behindern sich gegenseitig beim Erbringen von Ideen
  • Bevorzugtes Einbringen von geteilten Informationen bei Entscheidungen (hidden profile tasks): Obwohl Mitlglieder alle Infos haben -> müssen sich nur Austauschen -> man teilt nur Infos die ihre Präferenz unterstützten.
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7
Q

Was besagt Steiners Formel für Gruppenproduktivität?

A

Formel: Gruppenleistung = Gruppenpotenzial – Prozessverluste (Motivations- + Koordinationsverluste).

Kernidee: Die Gruppenleistung hängt vom Potenzial und den auftretenden Verlusten ab, die durch dysfunktionale Prozesse verursacht werden.

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8
Q

Was zeigt die Forschung zu Motivationsverlusten in Gruppen (Karau und Williams)?

A

Meta-Analyse (Karau & Williams, 1993):

  • Soziales Faulenzen ist stabil über verschiedene Aufgaben und soziale Gruppen hinweg.

Moderatoren: Stärke der Motivationsverluste wird beeinflusst durch:

  • Identifizierbarkeit der eigenen Leistung (geringe Identifizierbarkeit erhöht Faulenzen).
  • Geschlecht (Männer neigen eher zu sozialem Faulenzen).
  • Kulturelle Zugehörigkeit (häufiger in westlichen Kulturen).
  • Bedeutsamkeit der Aufgabe und der Gruppe.
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9
Q

Was sind funktionale Gruppenprozesse und Prozessgewinne?

A

Funktionale Gruppenprozesse: Positive Effekte der Gruppenarbeit, die zu einer Leistungssteigerung führen.

Prozessgewinne: Leistungszuwachs, der in interagierenden Gruppen im Vergleich zu Nominalgruppen auftritt, durch:

  • Motivationsgewinne: Steigerung der Anstrengungsbereitschaft durch die Arbeit in einer Gruppe.
  • Koordinationsgewinne: Erfolgreiche Abstimmung der Handlungen der Gruppenmitglieder.
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10
Q

Welche Typen von Motivationsgewinnen gibt es in Gruppen?

A

Soziale Kompensation: Starke Mitglieder gleichen die Leistung schwächerer Mitglieder aus, wenn die Gruppenziele wichtig sind.

Sozialer Wettbewerb: Vergleich mit anderen Mitgliedern spornt an, besonders bei gleichstarken Gruppenmitgliedern und niedriger Aufgabeninterdependenz.

Köhler-Effekt: Schwächere Mitglieder steigern ihre Leistung, um die Gruppe nicht im Stich zu lassen.

Soziale Unterstützung: Mitglieder steigern ihre Anstrengung durch Unterstützung anderer Gruppenmitglieder.

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11
Q

Was ist der theoretische Rahmen des Erwartung x Wert-Modells?

A

Modell: Individuelle Motivation hängt ab von:

  • Erwartung: Wahrgenommenes Ausmaß, zu dem individuelle Anstrengung mit individueller Leistung assoziiert ist.
  • Instrumentalität: Wahrnehmung, wie sehr eine hochwertige Leistung zu einem Handlungsergebnis führt.
  • Valenz: Wichtigkeit und Relevanz des Handlungsergebnisses für das Individuum.
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12
Q

Was besagt das Collective Effort Model (CEM) in Bezug auf Teamarbeit?

A

Motivation eines Teammitglieds hängt ab von:

  • Erwartung: Wahrgenommenes Ausmaß, zu dem die eigene Anstrengung zu einer Teamleistung beiträgt.
  • Instrumentalität: Wahrnehmung, dass eine hochwertige Teamleistung zu einem positiven Handlungsergebnis führt.
  • Valenz: Wichtigkeit und Relevanz des Handlungsergebnisses für das Teammitglied.

Instrumentalität besteht aus drei sachen:

  • Wahrgenommene Relation zwischen der individuellen und der Teamleistung (mache ich mehr als die anderen?)
  • Wahrgenommene Relation zwischen der Teamleistung und dem resultierenden Handlungsergebnis des Teams (wenn wir gut sind bekommen wir dann den Sieg?)
  • Wahrgenommene Relation zwischen dem resultierenden Handlungsergebnis für das Team und dem resultierenden Handlungsergebnis für das individuelle Mitglied (Wenn wir gewinnen, bekomme ich auch was oder nur das Team?
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13
Q

Was sind die zentralen Ergebnisse der Studien von Hüffmeier et al.?

A

Studie 1: Schwächere Mitglieder steigern ihre Anstrengung, insbesondere in späteren Staffelpositionen, wenn hohe Medaillenchancen bestehen.

Studie 2: Zeigt ähnliche Ergebnisse bei hoher Medaillenchance; Motivation der Teammitglieder steigt mit späterer Staffelposition.

Studie 3: Belegt abnehmende Motivationsverluste über die Staffel hinweg; größte Verluste an Position 1, keine Verluste an Position 4.

Studie 4: Bestätigt diese Ergebnisse in 4x400-Meter-Leichtathletikstaffeln.

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14
Q

Was ist das Fazit zur beobachtbaren Gruppenleistung?

A

Keine übermäßige Pessimismus gegenüber Gruppenarbeit notwendig.

Forschung zeigt vielfältige Formen von Motivationsgewinnen.

Prozessgewinne oder -verluste hängen von den Randbedingungen ab (z.B. CEM).

Motivationsverluste sind im Labor stärker ausgeprägt als in Feldstudien.

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