V13: Aggressives Verhalten Flashcards
Wie wird Aggression definiert?
Definition nach Baron (1977): Aggression ist jegliches Verhalten, das das Ziel hat, einem anderen Lebewesen Schaden zuzufügen oder es zu verletzen, wobei das Opfer motiviert ist, eine solche Behandlung zu vermeiden.
Feindselige Aggression: Aggression, die aus Emotionen wie Wut oder Ärger resultiert.
- Ziel: Zufügen von Schmerz oder Schaden.
- Beispiel: Eine Person schlägt jemanden im Streit, weil sie wütend ist.
Instrumentelle Aggression: Aggressives Verhalten, um ein anderes Ziel zu erreichen, nicht um Schmerz zuzufügen.
- Ziel: Das Verhalten dient der Erreichung eines anderen Ziels, z.B. im Sport oder Krieg.
- Beispiel: Ein Footballspieler tackelt seinen Gegner, um das Spiel zu gewinnen.
Welche Dimensionen von Aggression gibt es nach Buss (1961)?
Physisch vs. verbal: Aggression kann körperlich oder verbal ausgeführt werden.
Aktiv vs. passiv: Aggression kann durch direkte Handlung oder durch Unterlassung geschehen.
Direkt vs. indirekt: Aggression kann direkt an das Opfer gerichtet oder indirekt über andere Mittel erfolgen (z.B. durch Gerüchte).
Was besagt die Lerntheorie des aggressiven Verhaltens?
Lerntheorie (Bandura, 1973): Aggressives Verhalten wird erlernt, nicht angeboren.
- Menschen lernen durch Beobachtung und Nachahmung von Modellen (z.B. Eltern, Medienfiguren).
- Bandura & Walters (1961): Kinder, die ein Video sahen, in dem ein Erwachsener eine „Bobo-Doll“ schlug, zeigten anschließend ebenfalls aggressives Verhalten.
Wie beeinflusst Gewalt in den Medien aggressives Verhalten (Studien)?
Statistik: 58% der TV-Serien enthalten Gewalt, 78% der Gewaltszenen zeigen keine Konsequenzen für die Täter.
Studien: Kinder, die Gewalt in Medien konsumieren, zeigen häufiger aggressives Verhalten.+
Eron (2001): Kinder in den USA haben bis zum Ende der Grundschule im Durchschnitt 8.000 Morde und über 100.000 Gewalttaten im Fernsehen gesehen.
Probleme korrleativer Studien:
- Ursache-Wirkungs-Problem: Es ist unklar, ob gewalttätige Medien Aggressionen fördern oder ob aggressive Menschen eher gewalttätige Inhalte konsumieren.
- Drittvariablen: Faktoren wie elterliche Vernachlässigung oder Impulsivität könnten sowohl den Konsum von Gewaltmedien als auch aggressives Verhalten beeinflussen.
Was ist das Fazit zur Wirkung von Gewalt in den Medien?
Fazit: Konsum von Gewalt in den Medien ist mit einer Zunahme aggressiven Verhaltens assoziiert, insbesondere bei Kindern mit bereits vorhandenen aggressiven Tendenzen.
- Wichtig: Effektstärke ist zwar klein, aber konsistent nachweisbar.
- Aggressive Hinweisreize und Desensibilisierung spielen eine zentrale Rolle in der Verstärkung aggressiven Verhaltens.
Was besagen Instinkttheorien des aggressiven Verhaltens?
Instinkttheorien: Aggression ist ein angeborener, biologisch sinnvoller Instinkt, der evolutionär vorteilhaft ist.
Katharsis-Hypothese (Freud, Lorenz): Aggressive Energie muss „abgelassen“ (z.B. Sport -> sozial aktzeptiert) werden, sonst führt sie zu gefährlichen Ausbrüchen.
- Empirische Studien widerlegen die Katharsis-Hypothese.
- Aggression wird durch aggressive Handlungen eher verstärkt als reduziert.
Was besagt die Frustrations-Aggressions-Hypothese?
Frustrations-Aggressions-Hypothese (Dollard et al., 1939): Frustration, das Blockieren eines Ziels, führt unweigerlich zu Aggression.
Grundannahmen:
- Frustration entsteht, wenn das Erreichen eines Ziels verhindert wird.
- Aggression ist immer eine Folge von Frustration.
- Aggression richtet sich gegen die Quelle der Frustration.
Welche empirischen Belege gibt es zur Frustrations-Aggressions-Hypothese?
Barker, Dembo & Lewin (1941): Kinder, die von ihren Spielsachen durch ein Gitter ferngehalten wurden, zeigten nach der Freigabe der Spielsachen aggressiveres Verhalten.
Harris (1974): Größere Frustration (z.B. bei Zielnähe) führte zu intensiverer Aggression (Studie in Warteschlangen).
Kulik & Brown (1979): Unerwartete Frustration (z.B. bei Spendenakquisition) erhöhte die Aggression gegenüber den Frustrierenden.
Fazit:
- Assoziations zwischen Frustration und Aggression nicht so stark wie vermutet
- Menschen nehmen Ursachenbeschreibungen vor -> kontrolliertes Verhalten
- Aggression kann von vielen Sachen folgen
Wie wurde die ursprüngliche Frustrations-Aggressions-Hypothese erweitert?
Erweiterung: Frustration allein führt nicht immer zu Aggression; es bedarf zusätzlicher Faktoren wie Ärger oder aggressive Hinweisreize.
- Weitere aversive Stimuli (z.B. Hitze, Schmerzen) können ebenfalls Aggression auslösen oder verstärken.
Waffeneffekt: Anwesenheit von Waffen in einer frustrierenden Situation erhöhte die Wahrscheinlichkeit aggressiver Reaktionen.
Was besagen biologische Ansätze zur Erklärung von Aggression?
Biologische Ansätze: Aggressives Verhalten wird durch neurochemische und hormonelle Faktoren beeinflusst.
- Serotonin: Niedriger Serotoninspiegel ist mit erhöhtem aggressiven Verhalten assoziiert.
- Testosteron: Höhere Testosteronspiegel sind mit erhöhter Aggressivität verbunden, insbesondere bei Gewalttätern.
Was zeigen Studien zu Serotonin, Testosteron und Aggression?
Serotonin (Davidson et al., 2000): Gewalttäter haben niedrigere Serotoninspiegel als Nicht-Gewalttäter.
- Serotonin wirkt hemmend auf aggressives Verhalten.
- Personen mit niedrigen Serotoninspiegeln neigen stärker zu impulsivem und aggressivem Verhalten.
Testosteron:
- Gewalttäter: Haben höhere Testosteronspiegel als Nicht-Gewalttäter.
- Van Gozen, Frijda & de Poll (1994): Transsexuelle (Frau-zu-Mann), die Testosteron erhielten, zeigten nach der Behandlung höhere Aggressivitätswerte.
- Geschlechtsunterschiede: Männer zeigen häufiger physisch-aktive Aggression, Frauen eher verbal-passiv, jedoch keine globalen Geschlechtsunterschiede in der Aggressivität.
Welche Wege gibt es zur Reduzierung von aggressivem Verhalten?
Kurz innehalten: Tiefes Atmen und Innehalten können helfen, impulsives aggressives Verhalten zu verhindern.
Ablenkung: Sich auf angenehme Aktivitäten konzentrieren, um Wut abzubauen.
Attributionstraining: Fragen stellen wie „War das Verhalten des anderen absichtlich?“ hilft, den fundamentalen Attributionsfehler zu vermeiden.
Empathie-Training: Übungen, bei denen Personen sich in die Lage anderer hineinversetzen.
Was beinhaltet Kommunikationstraining zur Reduzierung von Aggression?
Psychoedukation: Verständnis vermitteln, dass Wut normal ist, aber der Ausdruck von Wut in aggressiven Handlungen problematisch ist.
Konstruktive Kritik: Training, um Wut und Kritik in sozial angemessener Weise zu äußern.
Studie von Davitz (1952): Kinder, die in konstruktivem Verhalten trainiert wurden, zeigten nach einer Frustrationssituation weniger aggressives Verhalten.
Wirkt Bestrafung auf die Reduktion von aggressivem Verhalten?
Milde Strafen: Können durch erzeugte kognitive Dissonanz (z.B. „forbidden toy“-Studie) effektiv sein.
Harte Strafen: Funktionieren oft nicht, da sie das Modell für aggressives Verhalten liefern.
Effektive Strafe: Muss schnell, unausweichlich und zuverlässig sein, um aggressives Verhalten zu verringern (Bower & Hilgard, 1981).
Was zeigen Präventionsprogramme zur Reduktion von Aggression?
Olweus Präventionsprogramm (Norwegen):
- Maßnahmen: Aufklärung von Eltern, Lehrern und Schülern, Klassendiskussionen, intensivere Beaufsichtigung von Gewaltbereichen (z.B. Pausenhöfe).
- Ergebnisse: Gewalt an Schulen konnte durch das Programm um die Hälfte reduziert werden.
- Fazit: Erwachsene müssen aktiv gegen Gewalt vorgehen, um diese effektiv zu reduzieren.