Unternehmensethik Flashcards
Unternehmensethik generell
Unternehmensethik Europa
- Verantwortlich für ethisches Verhalten: Soziale Kontrolle durch Gesellschaft
- Hauptakteur für wirtschaftsethisches Verhalten: Regierung, Gewerkschaften, Unternehmensverbände
- Hauptrichtlinien für ethisches Verhalten: Ausgehandeltes Rechtssystem
- Schlüsselthemen der Wirtschaftsethik: Soziale Belange bei Festlegung unternehmerischer Rahmenbedingungen
- Dominierender Management Ansatz: Multipler Stakeholder Ansatz
Deskriptiv: Wie verhalten sich Unternehmen in Realität in ethischen Fragen und warum? Normativ: Wie sollten Unternehmen sich verhalten? → Moralische Frage
Compliance
Compliance ist die Bezeichnung für die Regeltreue (bzw. Regelkonformität)
von Unternehmen, also die Einhaltung von Gesetzen, aber auch anderer Richtlinien und eigenen freiwilligen Codizes.
Mögliche Anforderungen an Unternehmen
Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen in vier Ebenen:
1. Ökonomische Verantwortung: Ein Unternehmen muss mindestens kostendeckend wirtschaften.
2. Gesetzliche Verantwortung: Unternehmen darf keinen illegalen Tätigkeiten nachgehen darf und muss die gesetzlichen Bestimmungen befolgen.
3. Ethische Verantwortung: Anforderung an das Unternehmen, fair und ethisch über die bestehenden Gesetze hinaus zu handeln.
4. Philanthropische Verantwortung der Unternehmen: Kreatives gesellschaftliches Engagement über die gesellschaftlichen Erwartungen hinaus.
(nach Archie B. Carroll)
CSR umfasst mindestens die ersten drei, im Idealfall alle vier Ebenen.
Corporate Social Responsibility
CSR ist ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren.
Umsetzung CSR
Freiwillige Selbstbegrenzung, Selbstverpflichtun gund Erfassung der Werte in einem Unternehmen durch Ethikkodizes/Grundwertekataloge („codes of ethics“) oder allgemeinen Verhaltenskodizes/Unternehmensleitlinien („codes of conduct“).
Verhaltenskodizes => Einordnung: deontologisch und/oder tugendethisch
Spendenethik
- Ausrichtung des unternehmerischen Handelns an der Gewinnmaximierung
- Erzielung möglichst hoher Gewinne, um so „Gutes“ zu tun.
Beispiele:
• Bill and Melinda Gates Foundation (Schwerpunkt humanitäre Projekte)
• Siemens Stiftung (v.a. Bildung, Kulturförderung)
Kritik:
• Die Art der Gewinnerzielung im Wertschöpfungsprozess des Unternehmens ist nicht Gegenstand moralischer Betrachtung.
• Unternehmen übernehmen Aufgaben des Staates (da Staatsversagen), z.B. Ausstattung von Schulen. Die Form der Spende liegt aber allein im Ermessen des Unternehmens und ist nicht demokratisch legitimiert und => Zunahme der Unternehmensmacht .
• Große PR-Effekte => Echte moralische Motivation?
Das Stakeholder-Modell
Der Begriff Stakeholder beschreibt Personen mit gesellschaftlichen Ansprüchen an Unternehmen.
Begriff Stake: Anteil, Einfluss, Beteiligung, Stütze (vielfältige Bedeutungen)
Anspruchsgruppenorientiertes Management in Zeiten der Globalisierung, IKT, Liberalisierung,
Demokratisierung => stärkere Außenorientierung von Unternehmen.
Der Stakeholder-Ansatz kann sein: eine deskriptive Theorie und/oder eine normative Theorie und/oder ein instrumenteller Ansatz (Strategie).
Offene Fragen im Stakeholder Modell
• Wie können die faktischen Stakeholder einer Unternehmung angesichts der potentiell endlosen Stakeholderliste identifiziert werden?
• Sollen die Stakeholder nur in Schach gehalten werden oder sieht das Unternehmen den Ansatz auch als Chance für das Schaffen neuer Handlungsmöglichkeiten? (Was ist das Motiv des Unternehmens?)
• Mit welchen Maßstäben wird beurteilt, ob Individuen und Institutionenberechtigte Interessen haben?
• Wer beurteilt den Berechtigungsgrad der Interessen?
• Wie werden Entscheidungen getroffen? Hierarchisch oder diskursiv? Sollen die Normen der
Diskursethik Anwendung finden?
• Implizite Kritik an Gewinnmaximierung? (Denn diese kann nicht legitim sein, weil sie nicht alle Ansprüche der Stakeholder angemessen berücksichtigen kann).
Kritik an CSR
CSR hat vor allem positive Marketingeffekte ohne nennenswerten gesamtwirtschaftlichen Nutzen.
=> Es geht nicht primär um Moral, sondern darum, ein gutes Bild in der Öffentlichkeit darzustellen.
• maskiert die negativen Auswirkungen vieler multinationaler Konzerne => „Greenwashing“.
• Kritiker sagen: 95% Rhetorik,
5% tatsächliche Umsetzung
=> Irreführung der Öffentlichkeit.
• CSR verhindert sogar die Etablierung gesetzlicher Standards (z.B. Umweltauflagen, Mindestlöhne).
- Indirekte Enteignung der Shareholder durch Umverteilung von Shareholdern zu Stakeholdern
- Einmischung in unsichtbare Hand des Marktes → Fehlallokationen
- Markteintrittsbarrieren (Benachteiligung kleiner/mittlerer Unternehmen, die sich CSR nicht leisten können) - Implizite Form zunehmender Regulierung - Schränkt unternehmerische Freiheit ein
Aufbau eines Unternehmens auf einem moralischen Fundament
Unternehmen sollen nur solche Unternehmenszwecke und Handlungen verfolgen, die moralisch legitim und verantwortbar sind.
DAS und nicht Gewinnmaximierung sollte oberstes unternehmerisches Prinzip sein.
Die Frage der Unternehmensziele - die SINNFRAGE UND LEGITIMITÄTSFRAGE - wird neu gestellt.
Was sollen/können moralische Unternehmensziele sein? Beispiele:
- Humanes Teilen der Lebenszeit
- Gute, sinnvolle, nützliche, ökologische, haltbare, transparente Produkte für andere Menschen herstellen
- Zufriedenheit in der Arbeit und im Konsum - Gerechtigkeit im Konsum weltweit
Aufbau eines Unternehmens auf einem moralischen Fundament -> Konsequenzen für die Rechtsform und Finanzierung von Unternehmen
=> keine Aktiengesellschaften => z.B. Genossenschaften
=> z.B. gemeinnützige GMBHs => z.B. Vereine oder Stiftungen
Beispiele für Aufbau eines Unternehmens auf einem moralischen Fundament
Purpose Economy: Arbeitnehmer verfolgen gemeinsam in der Arbeit ein höhere gesellschaftliche Ziel. Verantwortungseigentum (steward ownership) (verpflichtung zu zwei Prinzipien: Grundsatz I: Gewinn = Mittel zum Zweck, kein Selbstzweck; Grundsatz II: Unternehmerschaft = Eigentümerschaft)
Favi - das Unternehmen: Zwei zentrale moralische Werte: 1. Der Mensch ist gut
2. Das Beste für den Kunden