Übungsfragen Flashcards

1
Q

Was versteht man unter den Begriffe Kriminalität und Dissozialität?

A

Dissozialität: „Verhaltensweisen, die gegen altersgemäße soziale Erwartungen, Regeln und formelle sowie informelle Normen verstoßen.“
Kriminalität (=Verbrechen): “Alle Handlungen, die durch ein Gesetz mit Strafe bedroht sind; bzw. jegliches sozialschädliches Verhalten.”

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2
Q

Wie stehen Kriminalität und Dissozialität zu einander in Beziehung?

A

Dissozialität schließt Kriminalität mit ein.

Zu Dissozialität gehören außerdem Alkohol-/ Drogenmissbrauch, familiäre Gewalt, Verkehrsdelikte

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3
Q

Was ist mit dem Begriff heterotypische Kontinuität von Dissozialität gemeint? Veranschaulichen Sie Ihre Erläuterung anhand von Beispiele für Verhaltensweisen.

A

Entwicklungswissenschaftliche Perspektive: Dissozialität ist relativ stabile Personeneigenschaft (hat mittlere/ hohe Stabilität, wer zw. 10-15 verurteilt wurde, wird dies zu 67% nochmal) = persistent, die sich im Entwicklungsverlauft auf unterschiedliche Weise manifestiert = heterotypische Kontinuität.

  • Kindheit: Lügen, Stehlen,
  • Jugendalter: Substanzmissbrauch
  • Jugend und Erwachsenenalter: Eigentums- und Gewaltkriminalität
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4
Q

Nennen Sie drei Aspekte, hinsichtlich derer sich aggressive Handlungen zwischen Jungen und Mädchen häufig unterscheiden

A

Die typischen Ausformungen von Aggression unterscheiden sich nach Alter und Geschlecht. Jungs sind physisch und direkt aggressiv - Mädchen eher relational, verbal und indirekt.
Aspekte:
1. Art der Schädigung: physisch vs psychisch
2. Ausführungsmodalität: physisch vs verbal
3. Unmittelbarkeit: direkt vs indirekt

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5
Q

Erläutern Sie den Unterschied zwischen feindseliger und instrumenteller Aggression und nennen Sie für beide Arten jeweils ein Beispiel.

A

Der Unterschied liegt in der Motivation der Aggression: feindselige (affektive Aggression) ist z.B. physische Gewalt in einem Streit - instrumentelle Aggression dient dazu, ein Ziel bestimmtes Ziel zu erreichen (z.B. seinen Status zu erhöhen oder sich zu bereichern)

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6
Q

Veränderungen der Delikthäufigkeit im polizeilichen Hellfeld gehen nicht nur auf tatsächliche Veränderungen der Kriminalität zurück. Nennen Sie 4 weitere Faktoren, die die Befunde des polizeilichen Hellfeldes beeinflussen können.

A
  1. Anzeigeverhalten
  2. Änderung der demographischen Struktur
  3. Änderung des Strafrechts
  4. Polizeiliche Kontrolldichte
  5. Echte Kriminalitätsänderung
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7
Q

Nennen Sie 4 Einflussgrößen für das Anzeigeverhalten und jeweils ihre Einflussrichtung.

A
  1. Erwartung bzgl Nutzen der Anzeige
  2. Bekanntheitsgrad mit Täter
  3. Alter des Opfers und des Täters
  4. Geschlecht des Täters (m>w)
  5. Divergenz: juristische Konzepte und Alltagskonzepte
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8
Q

Studien zum Anzeigeverhalten haben gezeigt, dass junge Menschen seltener angezeigt werden als Erwachsene. Erläutern Sie zwei mögliche Ursachen für diesen Befund.

A
  1. Ki und Ju begehen eher Bagatelldelikte (Graffiti, Sachbeschädigung, Drogen).
  2. Ki und Ju führen Starftaten i.d.R. weniger schwerwiegend aus als Erwachsene.
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9
Q

Stellen Sie sich vor, sie sollten überprüfen, inwiefern sich die Eigentumsdelinquenz von Jugendlichen, in den nächsten 10 Jahren verändert. Beschreiben sie kurz welche Untersuchungsmethode sie anwenden würden und auf welche Untersuchungsgruppe sie abzielen würden und begründen Sie diese Wahl jeweils kurz.

A

Querschnittsstudien: Sich wiederholende standardisierte Interviews mit repräsentativen, alle Milieus umfassenden Jugendlichen.
» QS: weil LS kein Sinn macht
» logischerweise müssen alle Milieus abgedeckt werden
» standardisiert, damit Ergebnisse jährlich reliabel
» Interview, damit unabhängig von Rasterstudien der Justiz/Polizei usw. Außerdem wird so Dunkelfeld-Delinquenz erfasst.

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10
Q

Wie lässt sich das typische Nord-Süd-Gefälle der Kriminalität in Deutschland erklären? Erläutern Sie eine mögliche Ursache.

A
  1. Im Norden wird häufiger angezeigt

2. Im Süden eher informelle Konfliktlösungen

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11
Q

Beschreiben Sie, inwiefern sich die Schwere krimineller Handlungen von der Kindheit über das mittlere Erwachsenenalter bis ins hohe Alter üblicherweise verändert.

A

Kriminalität folgt einer typischen Altersverlaufskurve mit einem Anstieg während der Adoleszenz und einem Rückgang über das Erwachsenenalter.

  • im Kindesalter werden überwiegend Bagatelldelikte begangen (- Ladendiebstahl, Graffiti, ..).
  • im mittleren Alter nehmen Deliktschwere und Versatilität.
  • im fortgeschrittenen Alter wieder Bagatelldelikte
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12
Q

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Geschlechterverhältnis der jungen Tatverdächtigen insbesondere im Bereich der Gewaltdelikte zunehmend angeglichen. In Dunkelfelduntersuchungen findet man diesen Entwicklung meist nicht. Nennen Sie zwei mögliche Erklärungen für diese diskrepanten Entwicklungen.

A

Bis zum 21. LJ werden 25% der Männer und 10% der Frauen als Tatverdächtige erfasst. (Hellfeld 1:3; Dunkelfeld 1:2.) Das Geschlechterverhältnis gleicht sich zunehmend an.
Gründe:
„Frauendisziplinen“ wie „leichte Gewalt“ werden häufiger angezeigt
Veränderung der Geschlechterrolle führt zu Anzeigebereitschaft gegenüber Frauen

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13
Q

Die Kulturkonflikttheorie ist ein migrationsspezifischer Erklärungsansatz für die Entstehung von Delinquenz. Nennen Sie zwei weitere Erklärungsmodelle, welche für Menschen mit Migrationshintergrund eine besondere Relevanz aufweisen und erläutern Sie diese jeweils kurz.

A
  • Theorie der sozialstrukturellen Benachteiligung 
» weniger legitime Mittel zur Erreichung gesellschaftlicher Ziele; Wohnsituation mit delinquenten Kontakten, ..
  • Etikettierungs- bzw. Labelingtheorie 
» negative Zuschreibung führt zu Verringerung von Zugangschancen und delinquentem Selbstbild)
  • Kulturkonflikttheorie 
» äußerer Kulturkonflikt = Differenz zwischen Normen des Heimat- und Gastlandes; innerer Kulturkonflikt = widersprüchliche Werte führen zu Orientierungslosigkeit
  • Ausgrenzung 
» führt zu Rückzug und Übernahme traditioneller Rollenmuster und Normen
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14
Q

Die Pyramide des sozialen Normlernens beschreibt die Hierarchie verschiedener normvermittelnder Instanzen hinsichtlich ihres Einflusses auf die Aneignung von Normen. Welche beiden Bedingungen lassen sich aus dem Modell ableiten, unter denen Normlernen besonders effektiv ist? Nennen Sie diese.

A

Die Pyramide des sozialen Normlernens zeigt, dass Normlernen effektiver ist, wenn

  1. es früh erfolgt
  2. der Personenbezug intensiv ist.
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15
Q

Die konkreten Aufnahmekriterien für sogenannte Mehrfach- und Intensivtäter in polizeiliche Interventionsprogramme sind in den Bundesländern verschiedenen. Anhand welcher Merkmale wird die Gruppe der sogenannten „Mehrfach- und Intensivtäter“ jedoch üblicherweise definiert?

A
Die Arbeitsdefinition von Mehrfach- und Intensivtäter (MIT) umfasst 3 Bereiche.
1 qualitativ ("besonders kriminelle Energie)
2 quantitativ ("wiederholt Straftaten begangen ..“)
3 Negativprognose
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16
Q

Nennen Sie vier Merkmale dissozialen Verhaltens, welche sich als bedeutsame Prädiktoren für die Prognose persistenter Verläufe erwiesen haben.

A
  • je häufiger das Verhalten auftritt
  • je vielfältiger das Verhalten ist
  • je verschiedener die Kontexte, in denen das Verhalten gezeigt wird
  • je früher das Verhalten gezeigt wird
    (> für individual-prognostische Zwecke allerdings nicht ausreichend)
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17
Q

Die Zahl und Art der Trajektorien, welche man in der kriminologischen Verlaufsforschung findet, ist abhängig von methodischen Faktoren. In Studien, welche sich auf die Allgemeinbevölkerung beziehen, findet man neben den non-offenders bzw. low-leveI-offenders häufig drei weitere typische Verlaufsformen. Nennen und beschreiben Sie diese.

A
  1. chronic/ persistent offenders: persistente Delinquenz von der Jugend bis ins frühe Erwachsenalter und zum Teil darüber hinaus
  2. adult desisters, adolescence limited offenders: delinquentes Verhalten in Jugendzeit, welches zum frühen Erwachsenenalter eingestellt wird
  3. late starters/ bloomers, adult/late onset offenders: Unauffälligkeit in Kindheit und Jugend, Entwicklung von Delinquenz erst zum Erwachsenenalter
    (4. non-offenders, low-level-offenders: sowohl in Adoleszenz, als auch im Erwachsenenalter kaum/ gar keine Delinquenz)
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18
Q

Für die Auftretenshäufigkeit von Kriminalität zeigt sich im Allgemeinen ein typischer Altersverlauf, die sogenannte age-crime-curve. Erklären Sie dieses Phänomen anhand der Anomietheorie nach Merton.

A

ANOMIE

Schwächung der allgemeinen geteilten moralischen Überzeugungen und Handlungsmaxime.
ENTSTEHUNG
Entfernung der kulturellen Ziele (z.B. Anerkennung) und der sozialstrukturell bestimmten legitimen Mittel, die Ziele zu erreichen (z.B. Geld).

ERKLÄRUNG der AGECRIMEKURVE mit MATURITY GAP
Man hat als jugendlicher zwar schon soziale Ziele, aber keine legitimen Mittel. Eine mögliche Anpassung der Jugendlichen ist, die Ziele durch illegale zu erreichen (“innovativer Anpassungstyp”). (Die Diskrepanz ändert sich mit Eintritt in das Berufsleben.)

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19
Q

Aus der Anomietheorie nach Merton lassen sich sozial- und gesellschaftspolitische Veränderungspotenziale zur Reduzierung der Kriminalität in einer Gesellschaft ableiten. Nennen sie jeweils ein Beispiel für eine solche Veränderung hinsichtlich der kulturellen und hinsichtlich der sozialen Struktur.

A

kulturelle Struktur: 
normative Werte und Ziele, die von Mitgliedern einer Gesellschaft getragen werden
» Integration und Akzeptanz anderer kultureller Werte zur Reduktion von Diskrimination (z.B. diskriminierendes Anzeigeverhalten, Labeling)

soziale Struktur: 
soziale Beziehungen, in die die Mitglieder einer Gesellschaft eingebunden sind und Mittel, die zur Verfügung stehen
» Förderung bildungsferner Schichten

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20
Q

Der Labeling-Approach erklärt die Verfestigung delinquenter Karrieren. Erläutern Sie welche Konstrukte im Rahmen dieses Stabilisierungsprozesses miteinander in Wechselwirkung stehen.

A

Was ist Labeling?

Ursache für abweichendes Verhalten ist die soziale Reaktion der Umwelt auf den Normbruch (abhängig vom sozialen Status des Delinquenten).

primäre und sekundäre Devianz: 
auf die primäre Devianz erfolgen Sanktionen der Umwelt, dies führt zu Einschränkungen des Aktionsfeldes (z.B. schulisch) und Labeling, was wiederum abweichendes Verhalten verstärkt = sekundäre Devianz

Self-fullfilling prophecy:
 langfristig wird die (zugewiesene) abweichende Rolle akzeptiert und es entsteht ein deviantes Selbstbild = self-fulfilling prophecy

21
Q

Erläutern sie, warum ungünstige Prognosen im Rahmen des Labeling Approach zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung führen können.

A

Negative Zuschreibung führt zu verschlechterten Zugangschancen und abweichendem Sebstbild. Langfristig wird (zugewiesene) abweichende Rolle akzeptiert und es entsteht ein deviantes Selbstbild.

22
Q

Als Neutralisierungstechniken im Sinne von Sykes und Matza werden unter anderen die Ablehnung der Verantwortung und die Metapher des Hauptbuches genannt. Erläutern Sie beide anhand eines Beispiels und nennen Sie vier weitere dieser Techniken.

A

Delinquente Personen haben die gesellschaftlichen Normen zwar auch internalisiert, sie haben aber gelernt, die aus den Normbrüchen resultierenden Affekte zu neutralisieren/rationalisieren. 

TECHNIKEN
1 Ablehnung der Verantwortung („Ich bin das Opfer“)
» nach Ladendiebstahl: nur weil mir die Ausländer Arbeitsplätze wegnehmen, habe ich kein Geld und muss stehlen
2 Verneinung des Unrechts (Schaden wird verneint)
3 Abwertung des Opfers („Der hat es nicht anders verdient“)
4 Verdammung den Verdammenden („Du bist nicht besser“)
5 Berufung auf höhere Instanz („Das war notwendig für das größere Wohl“)
6 Verteidigung der Notwendigkeit („Das war der einzige Ausweg“)
7 Metapher des Hauptbuches (“deviante Handlung wird als erlaubte Ausnahme in einer Reihe von normgerechten Taten deklariert”)
» der Uli ist ein Gutbürger, der wirklich viel spendet - deshalb darf ein bisschen Steuerhinterziehung sein :o)

23
Q

Bewerten Sie den Erklärungsansatz der Neutralisierungstechniken von Sykes und Matza, indem Sie zwei Vorteile und zwei Nachteile nennen.

A
  • Techniken lassen sich nur schwer voneinander trennen
  • unklar, wie stark die NT sein muss, um internalisierte Norm zu neutralisieren
    + lässt sich auf nahezu alle dissozialen Handlungen anwenden
    + das Modell liefert gute Ansätze für Prävention und Intervention
24
Q

Erläutern Sie, was Gottfredson und Hirschi unter dem Konzept der Selbstkontrolle verstehen und nennen Sie 5 typische Eigenschaften von Personen mit niedriger Selbstkontrolle.

A

Fähigkeit, auf unmittelbare aufwandlose Befriedigung verzichten zu können, wenn sie langfristig negative Effekte bringt.
(> Bei niedriger Selbstkontrolle werden Kurzzeitfolgen hoch bewertet und Langzeitkosten bagatellisiert)
Personen mit geringer Selbstkontrolle:
- sind auch bei nichtkriminellen Handlungen auffällig (Rauchen, Trinken, Drogen, Glücksspiel)
- risikoreichere Lebensführung (häufiger in Unfälle verwickelt)
- häufig eine fehlende Ausdauer (z.B. in Ausbildung/ Beruf)
- höhere Ich-Zentrierung und geringe Empathiefähigkeit
- unbeständige, schnell wechselnde Gemütszustände
- geringe Frustrationstoleranz und hohe Impulsivität
- neigen bei Konfliktlösungen zu körperlichen Mitteln

25
Q

Wie lässt sich anhand des Konzeptes der Selbstkontrolle nach Gottfredson und Hirschi der deutliche Geschlechterunterschied hinsichtlich des Gesamtausmaßes an Delinquenz erklären?

A
  1. Jungen bringen genetisch mehr Faktoren mit, die dem Konzept der Selbstkontrolle widersprechen, bspw. höhere Impulsivität, geringere Frustrationstoleranz (zeigt sich beispielsweise auch im Geschlechterverhältnis von ADHS).
  2. Hinzukommt, dass Mädchen eine stärker beaufsichtigende Erziehung genießen (laut Gofffredson& Hirschi ebenfalls ein zentraler Punkt für die Entwicklung von SK),
  3. während Jungs häufiger Opfer zu harscher Erziehungspraktiken sind.
26
Q

Die Erkenntnisse zur behavioristischen Lerntheorie stammen überwiegend aus Untersuchungen an Tieren. Erläutern Sie, weshalb die Übertragung dieser Befunde auf Menschen mit deutlichen Einschränkungen verbunden ist.

A
  • Tiere lernen implizit, Menschen explizit, (wie z.B. Info-Vermittlung im Voraus durch Sprache, bewusstes Abrufen/ Abwägen von Infos in Entscheidungsprozessen)
  • Menschen bilden mentale Repräsentationen von Konsequenzen und können damit operieren
  • Menschen entwicklen subjektive Bewertungen/Erwartungen hinsichtlich Konsequenzen
    > menschliches Verhalten nicht ausschließlich von äußeren Reizen abhängig, sondern durch komplexe kognitve Prozesse gesteuert
    (außerdem: Komplexität der Wirklichkeit in experimenteller Operationalisierung oft verloren hinsichtlich Strafreize bspw., zeitlicher Abstand zw. Verhalten und Reaktion viel kleiner im Labor)
27
Q

Albert Bandura nahm an, dass die Entwicklung von Aggressivität in drei Phasen stattfindet. Erläutern Sie diese Phasen jeweils kurz.

A
  1. Prozesse und Bedingungen, die die individuelle Gewaltbereitschaft bestimmen und durch die aggressive Verhaltensmuster erworben werden.
  2. Faktoren, die in konkreter Situation Aggression auslösen oder die Bereitschaft dazu bestimmen
  3. Prozesse, die das ausgelöste aggressive Verhalten aufrechterhalten oder es stabilisieren
28
Q

Stellen Sie sich vor, Sie wären Schulpsychologe/in und sollten Maßnahmen entwickeln, um aggressives Verhalten unter Schülern zu verringern. Beschreiben Sie zwei konkrete Maßnahmen, die Sie aus dem Aggressionsmodell von Albert Bandura ableiten, um eine Stabilisierung des aggressiven Verhaltens zu verhindern.

A
  1. Verhinderung externer Bekräftigung: Vorteil/ Gewinn durch aggressives Verhalten -> sofort wieder entziehen: entrissenen Besitz an Opfer zurückgeben, Peer-Group dazu anhalten, keine Anerkennung zu zeigen
  2. negative Verstärkung verhindern: Ausbleiben von Konsequenzen nicht akzeptieren; nicht durch Zwangsinteraktion negativ verstärken (Lehrer dahingehend schulen!)
29
Q

Ein zentrales Element des Allgemeinen Aggressionsmodells von Anderson und Bushman sind die Wissensstrukturen des Individuums. Erläutern Sie, was mit diesem Begriff gemeint ist und welche Einflüsse die Wissensstrukturen auf das Erleben und Verhalten haben können.

A

(abweichende) Wissensstrukturen sind in Netzwerken als assoziativ miteinander verbundene Knotenpunkte organisiert

sie beeinflussen:

1. Wahrnehmung
2. Interpretation
3. welche Situation die Person zukünftig aufsucht

30
Q

Crick und Dodge beschreiben das Durchlaufen sozialer Interaktionen in ihrem Modell als einen zyklischen Prozess, welcher aus sechs Stufen besteht. Nennen sie diese Stufen und erläutern Sie die Stufen 3 und 4 kurz. Welche Besonderheiten lassen sich für aggressive Kinder und Jugendliche hinsichtlich dieser beiden Stufen finden?

A

> > aggressive Kinder zeigen ..

die 6 Stufen des SIP
1 Wahrnehmung von Hinweisreizen
» hostile perception bias

2 Interpretation der Hinweisreize
» hostile attribution bias, geringe Fähigkeit zum Perspektivwechsel

3 Zielfestlegung
» antisoziale und egozentrische Ziele

4 Auswahl von Handlungsalternativen
» weniger kompetente lösungen, mehr aggressive Reaktionsmuster

5 Abwägen der Konsequenzen
» kurzsichtige Folgenabschätzung

6 Verhalten
» deutlich geringere soziale Verhaltenskompetenzen

31
Q

Bio-psycho-soziales Risikomodell
Erläutern Sie, was mit den Begriffen distale und proximale Wirkungsweise von Risikofaktoren gemeint ist und nennen Sie jeweils einen entsprechenden Risikofaktor als Beispiel.

A

proximal: direkte Wirkung
» kein Geld
distal: Wirkung über Mediator
» geringe intellektuelle Kompetenz (» Schulversagen&raquo_space; Absentismus&raquo_space; delinquente Peers)

32
Q

Erläutern sie was mit den Begriffen Äquifinalität und Multifinalität im Rahmen multifaktorieller Erklärungsmodelle von Dissozialität gemeint ist. Veranschaulichen Sie diese Prinzipien jeweils anhand eines konkreten Beispiels.

A

Aquifinalität
: unterschiedliche Ausgangsbedingungen können zum gleichen Zustand führen
» verzerrte Infoverarbeitung/ ADHS führen beide zu Schulproblemen

Multifinalität: 
konkrete Konstellationen von Risiken können unterschiedliche Folgen haben
» Aufwachsen in sozialem Brennpunkt führt zu normalen Verhalten/abweichendem Verhalten

33
Q

Erläutern Sie die Kernaussage des bidirektionalen Modells der Anlage-Umwelt-Relation.

A

Biologische RF stehen in komplexen Wechselwirkungen mit Verhalten und sozialer Umwelt.
(GEN A&raquo_space; neuronaler Hemmung&raquo_space; ADHS&raquo_space; familiärer Stress&raquo_space; Misshandlung&raquo_space; ..)

34
Q

Der Anschluss an deviante Peers stellt insbesondere in der Adoleszenz einen bedeutsamen Risikofaktor für die Verfestigung von Dissozialität dar. Erläutern Sie zwei Wirkungsweisen dieses Merkmals.

A
  1. gegenseitige Bekräftigung dV (gleiche (abweichende) Normen, soziale Anerkennung)
  2. Peers als Modell für dV
35
Q

Nennen Sie fünf Beispiele für familiäre Schutzfaktoren und drei positive Folgen, welche die negativen Zusammenhänge zwischen familiären Schutzfaktoren und der Entwicklung von persistenter Dissozialität mediieren.

A

familiäre Schutzfaktoren:
1. angemessene Beaufsichtigung (monitoring)
2. autoritativer Erziehungsstil
3. keine physischen Disziplinierungsmaßnahmen
4. emotionale Bindung an zuverlässive Bezugsperson
5. Kohäsion in Familie
6. zeitliche, emotionale, finanzielle Ressourcen
7. harmonische Partnerschaft
positive Folgen, welche dV verringern:
1. soziale Kompetenzen
2. Bindungsfähigkeit
3. Selbstvertrauen
4. Autonomie
5. positive Freundschaften

36
Q

Beschreiben Sie, inwiefern sich die Bedeutsamkeit von familiären zu sozialen Risiko- und Schutzfaktoren der Delinquenzentwicklung von der Kindheit zur Jugend verändert. Worauf ist diese Veränderung zurückzuführen?

A

Familiäre SF/RF treten in den Hintergrund, während soziale SF/RF (auf die Delinquenzentwicklung) an Bedeutung gewinnen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass Peers die Familie als Erziehungskontext in Jugend/ Adoleszenz ablösen. Kinder und Jugendliche erschließen ihr soziales Umfeld immer eigenständiger, bis ins hohe Erwachsenenalter kommt es zum zunehmenden Ausbau der selbstgesteuerten Entwicklungsregulation (Einfluss des gesamten sozialen Umfeldes sinkt).

37
Q

Erläutern Sie, wie die Belastungshypothese und die Schwellenwerthypothese die Geschlechterunterschiede im Delinquenzaufkommen erklären.

A

Belastungshypothese: Frauen sind weniger mit Risikofaktoren belastet und / oder verfügen in stärkerem Maße über Schutzfaktoren, sodass neg. Entwicklung weniger wahrscheinlich ist
Schwellenwerthypothese: Frauen können höheren Risikobelastungen besser standhalten (höhere Schwelle, “Schmerzgrenze”), bevor es zu negativen Entwicklungen kommt

38
Q

Nennen Sie jeweils drei Risikofaktoren für die Delinquenzentwicklung, welche beim weiblichen Geschlecht seltener und welche beim weiblichen Geschlecht häufiger vorliegen als beim männlichen Geschlecht.

A

bei Frauen seltener: ADHS, geringes elterliches Monitoring, delinquente Peers
bei Frauen häufiger: Selbstwertprobleme, psychische Erkrankungen (MD), Misshandlungen

39
Q

Erläutern Sie die Begrifflichkeiten primäre Prävention, sekundäre Prävention und tertiäre Prävention und nennen Sie jeweils ein Beispiel für eine entsprechende Maßnahme.

A

primäre: soll die Auftretenswahrscheinlichkeit von dV (vor dessen Auftreten) senken durch die Reduktion von Risikofaktoren und Vermittlung von Schutzfaktoren
Bsp: soziale Trainings in Risikopopulationen

sekundäre: frühe Behandlungsmaßnahmen zur Reduktion von Dauer oder Manifestation einer (bereits aufgetretenen) Verhaltensauffälligkeit oder Viktimisierung
Bsp: Jugend- und Familienhilfe

tertiäre: Verringerung / Vermeidung von Folgeschäden oder Rückfällen eines (bereits aufgetretenen) antisozialen Verhaltens / Vermeidung von
Bsp: Straftätertherapie

40
Q

Die wissenschaftliche Fundierung von Präventionsmaßnahmen bzgl. dissozialen Verhaltens ist an verschiedene theoretische und empirische Voraussetzungen gebunden. Nennen Sie diese.

A

1 empirische Legitimation und normative Begründung von Zielen
2 Entwicklungstheoretische Begründung der Programmtheorie (Was?)
3 Begründete Konzeption der Interventionsdurchführung (Wie?)
4 Systematische Evaluierung hinsichtlich efficacy, effectiveness und dissemination
ENTWICKLUNGSORIENTIERTE PRÄVENTION DISSOZIALEN VERHALTENS

41
Q

Nennen Sie zwei Eigenschaften von Elterntrainings zur Reduktion von Dissozialität bei Kindern, welche sich in Meta-Analysen als förderlich für die Wirksamkeit erwiesen haben.

A

wenn Programm gut strukturiert

wenn neben Informationen auf konkrete Verhaltenskompetenzen vermittelt werden

42
Q

Familienbezogene Frühpräventionskonzepte stellen eine wichtige Gruppe präventiver Ansätze dar. Beschreiben sie knapp deren Ziele und die Wirksamkeitsbefunde. Nennen Sie drei typische Hilfsangebote dieser Ansätze.

A

Diese Konzepte sollen die Entwicklungsbedingungen der Kinder in belasteten oder benachteiligten Familien oder bei entwicklungsgefährdeten Kindern verbessern, um so das Dissozialitätspotential zu verringern.

Wirksamkeit:

  • positive Effekte besonders bei proximalen Kriterien (tw. aber auch langfristige positive Effekt auf Gesundheit, kognitive Entwicklung, Delinquenz, Misshandlung)
  • meist geringere Effekte bei distalen Kriterien (Kriminalität und andere Formen von Delinquenz)

Typische Hilfsangebote:

  1. Hilfe bei der Kindespflege (zB durch Hebammen)
  2. Tagesbetreuung
  3. Erziehungstraining
43
Q

Erläutern Sie einen Grund, weshalb es schwierig ist, die Rückfallraten nach juristischen Sanktionen, wie z.B. Freiheitsstrafe, Arrest oder Diversion miteinander zu vergleichen und somit auf Unterschiede hinsichtlich der rückfallreduzierenden Wirksamkeit der Sanktionen zu schließen.

A

Das Ausmaß der Sanktion ist als Variable konfundiert mit der Variable “Tatschwere” bzw. Art der Straftat. Harte Sanktionen wie zB Freiheitsstrafen sind somit häufig mit schwereren Tatbeständen assoziiert. Täter mit solchen schwerwiegenden Handlungsmustern sind evtl. ohnehin (dispositionell o.ä.) eher rückfallgefährdet, sodass man nicht sicher von einer Auswirkung der Sanktion auf das Rückfallrisiko ausgehen kann (zB, was den Befund der sogar rückfallsteigernden Wirkung von Freiheitsstrafen angeht).

44
Q

Kognitiv-verhaltenstherapeutische Programme haben sich in der Straftäterbehandlung grundsätzlich als wirksam erwiesen. Nennen Sie 2 Arten von ätiologischen Theorien, auf denen diese Programme oft basieren, und nennen Sie 4 Zielkonstrukte, an denen diese Programme typischerweise ansetzen.

A

ätiologische Theorien:

  1. Theorien des sozialen Lernens
  2. Theorien der sozialen Informationsverarbeitung
  3. Theorien des moralischen Denkens
  4. Handlungstheorien

Zielkonstrukte:

  1. Selbstkontrolle
  2. Wutregulation
  3. soziale Fertigkeiten
  4. Perspektivübernahme
  5. prosoziale Einstellungen / Kooperation
  6. Konfliktlösekompetenzen
45
Q

Neben den Prinzipien des RNR-Modells konnte man eine Reihe weiterer relevanter Merkmale für die erfolgreiche Behandlung von Straftätern identifizieren. Nennen Sie 5 solcher Merkmale.

A
  • evidenzbasiertes theoretisches Veränderungsmodell
  • sorgfältige Diagnostik der Straftäter (zur Klärung von Risiko und dynamischen RFn)
  • effektive Methoden mit Einüben von Fertigkeiten (KVT)
  • angemessene Intensität / Dauer / Abfolge (zB 1x pro Woche)
  • Förderung von Änderungsmotivation / commitment
  • Kontinuität der Betreuung (Nachsorge etc.)
  • hohe Qualität der Durchführung
  • Kontinuierliche Prozess- und Wirkungsevaluation
46
Q

Lösel hat die verschiedenen Einflussgrößen auf Effekte bei der Evaluation von Straftäterbehandlung in einer systematischen Übersicht zusammengetragen. Nennen Sie 3 täterbezogene Merkmale, welche Auswirkungen auf die zu findenden Effekte haben können.

A
Risikograd
Alter
Persönlichkeitsmerkmale
Behandlungsmotivation
Behandlungsabbruch
47
Q

Nenne Sie sechs Kriterien, anhand welcher sich die Güte wissenschaftlicher Theorien bewerten lässt.

A
  1. logische Konsistenz/ Widerspruchsfreiheit
  2. Klarheit/ Prägnanz
  3. semantische Eniheitlichkeit der Begriffe
  4. Sparsamkeit
  5. Breite des Aussagebereichs
  6. Verallgemeinerbarkeit der theoretischen Aussagen
  7. empirische Prüfbarkeit und tatsächliche Befundlage
  8. praktische Leistungsfähigkeit
  9. Erklärungswert
48
Q

Personale Schutzfaktoren

A

Positive selbstbezogene Kognitionen : Selbstwirksamkeit, Kontrollüberzeugungen
Kognitive Kompetenzen: Planungs- und Entscheidungsverhalten
Soziale Kompetenzen : Empathie