Tut 2.2, Strukturen von Landwirtschaft und Gartenbau Flashcards

1
Q
  1. Definieren Sie die Begriffe Agrarstruktur und Agrarverfassung! Was versteht man unter Agrarstrukturwandel?
A

Agrarstruktur

  1. Bezeichnet zusammenfassend „alle strukturellen Grundlagen…, die Bedingung für eine landwirtschaftliche Produktion und die Vermarktung der Agrarprodukte sind.“
  2. „Das statistisch erfaßbare Verhältnis der technischen, ökonomischen und sozialen Strukturelemente im agraren Bereich.“

Agrarverfassung

  • Teilbereich der Wirtschaftsordnung („Agrarordnung“)
  • Ordnungsrahmen der Landwirtschaft:
  • rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen
  • Sitten und Gewohnheiten

Definition: Agrarstrukturwandel
 Veränderung des Verhältnisses der Strukturelemente, also:
- Verschiebungen in den Proportionen einzelner Komponenten bzw.
- Abweichungen von der gleichmäßigen, homogenen Entwicklung

Einflussfaktoren:

  • historische Ausgangssituation
  • volkswirtschaftliche Entwicklung
  • technische Entwicklung
  • Agrarverfassungspolitik
  • Agrarstrukturpolitik

Agrarstruktur und Agrarverfassung:

  • Agrarstruktur ist Ergebnis des Wirtschaftsprozesses
  • Agrarverfassung bestimmt den institutionellen Rahmen
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2
Q
  1. Beschreiben Sie die Betriebsstruktur in der EU-27.
A

Betriebsstruktur in der EU

„Südeuropäische Modell“:

  • kleine bis sehr kleine Betriebe (Minifundien)
  • überwiegend von älteren Landwirten bewirtschaftet
    (> 55Jahre)
  • Dualismus in der Betriebsstruktur in einigen Regionen
  • typisch für Griechenland, Portugal, Italien und Spanien

„Nordeuropäische Modell“:
- mittlere bis große Betriebe
- z.T. starke Spezialisierung (z. B. Belgien, Niederlande)
- z.T. mit Zu- und Nebenerwerbslandwirtschaft
(Süddeutschland)

Betriebsstruktur in der EU-27

EU-27 im Jahr 2010:
- Insgesamt ca. 12,1 Mio. landwirtschaftliche Betriebe, davon
- ca. 56 % in Osteuropa: Tschechien, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn, Polen, Slowenien, Slowakei,
Bulgarien, Rumänien
- ca. 31 % in Südeuropa: Griechenland, Spanien, Italien, Zypern, Malta, Portugal
- ca. 9 % in Mitteleuropa: Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich
- ca. 4 % in Nordeuropa: Dänemark, Irland, UK, Finnland, Schweden

  • In Rumänien (3,9 Mio. Betriebe), Italien (1,6 Mio. Betriebe) und Polen (1,5 Mio. Betriebe) befinden sich mehr als die Hälfte aller Landwirtschaftsbetriebe der EU.

Durchschnittsgröße der Betriebe in der EU-27
 EU-27 Durchschnitt: 13,5 ha

  • Osteuropa 3 ha (RO) bis 152 ha (CZ)
    (Tschechien, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn, Polen, Slowenien, Slowakei, Bulgarien, Rumänien)
  • Südeuropa 2 ha (M) bis 23 ha (E)
    (Griechenland, Spanien, Italien, Zypern, Malta, Portugal)
  • Mitteleuropa 20 ha (A) bis 60 ha (L)
    (Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich)
  • Nordeuropa 32 ha (IRL) bis 79 ha (UK)
    (Dänemark, Irland, UK, Finnland, Schweden)

Betriebsstruktur EU 27

  • Sehr heterogene Betriebsstruktur in den NMS
  • Bedingt durch die Ausgangssituation und den Transformationsprozess
  • Aktuell EU 27, Rückgang der LW Betriebe (-4,4 %), anstieg der Durchschnittsgröße (+1 %) von 2003 – 2007
  • Tendenziell weniger Wandel in den Ländern mit kleinen Betriebsstrukturen
  • < 5ha= 70 % der Betriebe und 8,4 % der LF
  • > 50ha= 5 % der Betriebe und 63 % der LF
  • Dualismus in der Betriebsstruktur in Spanien, Portugal, Slowakei, Bulgarien und Ungarn
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3
Q
  1. Welche Rechtsformen landwirtschaftlicher Betriebe gibt es in Deutschland? Was ist ein Haupterwerbsbetrieb?
A

Rechtsformen landwirtschaftlicher Betriebe - Systematik (Tabelle)

Erwerbsformen von Einzelunternehmen und Personengesellschaften Bis zum Wirtschaftsjahr 2009/2010:

Landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe
- Betriebe der Rechtsformen Einzelunternehmen und Personengesellschaften mit 16 und mehr EGE und mindestens einer Arbeitskraft (AK).

Klein- und Nebenerwerbsbetriebe
- Betriebe von 8 bis unter 16 EGE oder unter 1 AK.

Ab dem Wirtschaftsjahr 2010/2011:

Landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe
- Betriebe der Rechtsformen Einzelunternehmen und Personengesellschaften ab 50.000 € Standardoutput (SO) und mindestens einer Voll-Arbeitskraft (AK).

Klein- und Nebenerwerbsbetriebe
- Betriebe unter 50.000 € Standardoutput (SO) oder weniger als einer AK.

Erwerbsformen von Einzelunternehmen und Personengesellschaften

Europäische Größeneinheit (EGE)

  • Maßeinheit für die wirtschaftliche Betriebsgröße
  • eine EGE entspricht einem Gesamtstandarddeckungsbeitrag von 1.200 Euro

Standardoutput (SO)
- Geldwerte Bruttomarktleistung landwirtschaftlicher Erzeugnisse (kein Abzug von variablen Kosten mehr)

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4
Q
  1. Erläutern Sie die wesentlichen Unterschiede in der Betriebsstruktur zwischen alten und neuen Bundesländern!
A

Durchschnittsgröße der Betriebe 2010
Betriebsgrößen: (in ha LF/ Betrieb)

  • ABL: zwischen 32 (BW, BY) und 71 ha/ Betrieb (SH)
  • NBL: zwischen 145 (SN) und 288 ha/ Betrieb (MV)
     Einzelunternehmen in den NBL sind ca. doppelt so groß wie in der ABL

Boden- und Pachtmarkt in der Landwirtschaft
Regionale Differenziertheit der Pachtverhältnisse

  • In Deutschland haben ca. 74% der Betriebe Pachtflächen in Bewirtschaftung

Anteil der Pachtflächen an der LN (2010):
(Tabelle)

  • Die Differenziertheit in den Pachtanteilen ist sehr hoch und variiert in den
     ABL von ca. 45% (Bayern) bis zu fast 70% (Saarland) und in den
     NBL von knapp über 70% in MV bis zu über 85% in Thüringen

Pachtpreise

  • Spitzenreiter bei den Pachtpreisen bei Neuabschlüssen sind
  • ABL: Nordrhein-Westfalen  526 €/ha bei Ackerland, bei Grünland 254 €/ha und
  • NBL: Sachsen-Anhalt  256 €/ha bei Ackerland und Thüringen bei Grünland mit 102 €/ha.

Bodenpreise

  • Unterschiede der Bodenpreise in alten und neuen Ländern
  • Deutschland: 11.854 €/ ha
  • ABL: 18.719 €/ ha
  • NBL: 7.405 €/ ha
  • Bodenpreise variieren zwischen den Bundesländern zwischen 6.334 €/ ha (BB) und 28.051 €/ ha (NRW)
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5
Q
  1. Beschreiben Sie die Einkommenssituation der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe im europäischen Vergleich! Auf welcher Datenbasis wird dieser Vergleich durchgeführt?
A

Einkommensvergleich landwirtschaftlicher Haupterwerbsbetriebe in der EU

 Wirtschaftliche Mindestgrößen der INLB-Betriebe (ab 2010):
(ausgedrückt in 1000 € Standardoutput (SO))
(Tabelle)

Einkommensvergleich landwirtschaftlicher Haupterwerbsbetriebe in der EU

Datenbasis:

  • INLB = Informationsnetz landwirtschaftlicher Buchführungen
  • Auswertung der Daten von ca. 80.000 Betrieben (EU-27)
  • Repräsentative Haupterwerbsbetriebe

Definition Haupterwerbsbetrieb in der EU:

  • Betrieb, der groß genug ist, um dem Landwirt eine Hauptbeschäftigung und ein Einkommensniveau zu ermöglichen, das für den Unterhalt der Familien ausreicht.
  • Unterschiedliche wirtschaftliche Mindestgrößen je nach Mitgliedsland

Betriebseinkommen je JAE:

  • Bruttogesamterzeugung minus Vorleistungen und Abschreibungen plus Saldo Betriebsbeihilfen und Steuern (eins. MwSt.) bezogen auf die JAE
  • Basis für die Entlohnung der fixen Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital unabhängig davon, ob es Fremdfaktoren oder familieneigene Faktoren sind

Familienbetriebseinkommen je FJAE (oben dargestellt)

  • Betriebseinkommen
  • Minus: gezahlte Löhne, Pachten und Zinsen (Entlohnung „Fremdproduktionsfaktoren“)
  • Plus: Investitionsbeihilfen und Prämien
  • Basis für die Entlohnung der familieneigenen fixen Produktionsfaktoren Boden, Arbeit, Kapital sowie für das unternehmerische Risiko (Gewinn/Verlust)
  • FJAE = nicht entlohnte Familienarbeitskräfte in Vollzeitäquivalent, Familienjahresarbeitskrafteinheit

Familienbetriebseinkommen in der EU

  • EU 27: 14.140 €/FJAE (2008)
  • Spitzenreiter: UK, I, B, Lu
  • Schlusslicht: Ru, Bu, DK;
  • Große Betriebe haben höheres FJAE als kleinere
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6
Q
  1. Skizzieren Sie den Gartenbausektor in Deutschland.
A

Schwerpunkt der Anbaustruktur im Gartenbau in den Bundesländern

  • Obstbau: Baden-Württemberg und Niedersachsen
  • Gemüse, Spargel, Erdbeeren: NRW und Niedersachsen
  • Baumschulen: Niedersachsen
  • Blumen- und Zierpflanzen: NRW

Produktion

  • Anteil des Gartenbaus am Produktionswert der LW beträgt ca. 12%
  • Der Anteil an den Verkaufserlösen für landwirtschaftliche Erzeugnisse mit ca. 14% etwas höher
  • Nur auf den Produktionswert der pflanzlichen Erzeugnisse bezogen sind es etwa 35 %
  • Der Dienstleistungsbereich erwirtschaftet etwa ebenfalls Leistungen im Wert von ca. 5,7 Mrd. €

Absatzwege

  • Direktabsatz ist die dominierende Absatzform – 1/3 der Betriebe vermarkten so mehr als 75 % ihrer Erzeugung
  • Danach folgt der Gemeinschaftsverkauf den 1/5 der Betriebe vorwiegend nutzen (Erzeugerorganisationen, Versteigerungen, Absatzgenossenschaften, Erzeugergroßmarkt)
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7
Q
  1. Welche strukturellen Besonderheiten kennzeichnen die Erwerbstätigkeit in der Landwirtschaft?
A

Gesamtsituation

  • EU 15 (2009) ca. 5,3 Mio. Personen in der LW (3,1 %)
  • NMS ca. 5,8 Mio. Personen in der LW
  • EU 27 ca. 11,1 Mio. Personen in der LW (5,1 %)

Entwicklung:

  • Arbeitsplätze in der LW gehen weiter zurück
  • Familienarbeitskräfte überwiegen
  • Verschiebung zur Lohnarbeit

Altersstruktur in der EU

  • Zwischen 1% bis 12% der Beschäftigten sind unter 25 Jahren
  • EU27-Durchschnitt von ca. 4%
  • Länder mit einem deutlich höheren Anteil jüngerer Personen: Niederlande und Dänemark
  • Zwischen 1% bis 20% der Beschäftigten sind im Rentenalter
  • EU-27 Durchschnitt von ca. 5%
  • Länder mit einem deutlich höheren Anteil älterer Personen: Portugal, Zypern, Irland, Slowenien und Schweden

Altersstruktur in der EU

Beziehung Einkommensniveau ⇔ Beschäftigungsattraktivität

  • Ursachen für die mangelnde Attraktivität für jüngere Leute:
    - Niedrige Einkommenserwartungen
  • Wenig mechanisierte Tätigkeiten
  • Klein strukturierte Betriebe
  • Hohe Arbeitszeitbelastung
  • Je älter der Betriebsinhaber je geringer die bewirtschaftete Fläche
  • Betriebsinhaber über 55 Jahren bewirtschaften halb so viel Fläche (10,5 ha) wie Betriebsinhaber unter 45 Jahren (21 ha)

Weitere strukturelle Besonderheiten

  • Arbeitszeitbelastung (Folie 97, 98)
  • Nebentätigkeit (Folie 99, 100)
  • Situation in Deutschland (Folie 101)
  • In der LW arbeiten ca. 1,1 Mio. Beschäftigte
  • Von den Familienarbeitskräfte: nur 35% vollbeschäftigt
    Ursachen:
  • betriebliche Struktur zu klein für eine Vollbeschäftigung
  • Einkommen reicht nicht aus
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