Trainingslehre Schnelligkeit Flashcards
Definition der Schnelligkeit
Schnelligkeit ist die Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, motorische Aktionen
in einem unter den gegebenen Bedingungen minimalen Zeitabschnitt zu vollziehen
Biologische Grundlagen
- Grundvoraussetzung für schnelle Bewegungen –> schnelle Kontraktionsfähigkeit der
Muskulatur - Alle Faktoren, welche Kontraktionsgeschwindigkeit beeinflussen, sind
leistungsbestimmend
Leistungsbestimmende Faktoren der Schnelligkeit
- Reaktionsgeschwindigkeit (Zeit vom Auftreten eines Reizes bis zur ersten Kontraktion der Muskulatur/ 0,17-0,20/ bei FT-Fasern höher als bei ST)
- Körpertemperatur (optimal 38,5 - 39)
- Muskelfaserstruktur (Verhältnis genetisch festgelegt)
- Intramuskuläre Koordination
- Intermuskuläre Koordination
- Muskelquerschnitt (Größerer Muskelquerschnitt bewirkt mit einer Verbesserung der intra- und
intermuskulären Koordination eine Zunahme von Maximalkraft- und
Schnellkraft) - Gute Dehnfähigkeit der Muskulatur –> verringert Widerstand für Agonisten & ermöglicht größere Bewegungsschnelligkeit
- Vorspannung des Muskels (Vorspannung begünstigt schnelle & hohe Spannungsentwicklung (DVZ))
- Anaerob-alaktazide Energiegewinnung
- Anaerob-laktazide Energiegewinnung und Pufferkapazität
- Anthropometrische Merkmale (Angeborene körperliche Eigenschaften, z.B. Beinlänge..)
Schnelligkeitsfähigkeiten (S. 91/ Tab. 6.2)
- Reaktionsschnelligkeit
- Azyklische Aktionsschnelligkeit
- Zyklische Aktionsschnelligkeit
- Schnelligkeitsausdauer
Reaktionsschnelligkeit
Reaktionsschnelligkeit ist die Fähigkeit, auf einen Reiz in kürzester Zeit zu
reagieren.
- Reaktionsschnelligkeit ist unabhängig von Kraft und Ausdauerfähigkeiten
- Wird fast ausschließlich von Reaktionsgeschwindigkeit & Körpertemperatur bestimmt
Einfachreaktion: Wahrnehmung des Signals ist stark von der Konzentration abhängig
Wahrnehmungsschnelligkeit
z.B. Akustischer Reiz bei Starts
Auswahlreaktion:
Antizipationsschnelligkeit (zu jeder Situation muss eine passende Aktion erfolgen)
z.B. Abwehraktionen in Ballspielen, Torwartreaktionen
Azyklische Aktionsschnelligkeit
Azyklische Aktionsschnelligkeit ist die motorische Ablaufschnelligkeit bei
azyklischen Bewegungen bis zu einer Belastungsdauer von 7 Sekunden.
- Azyklische Bewegungen sind entweder Einzelbewegungen des ganzen Körpers oder
einzelner Körperteile - Einzelbewegungen werden oft ohne Pause aneinadergereiht, z.B. Boxen, Fechten,
Angriffs- und Abwehrhandlungen in Ballspielen - Anaerob-alaktazide Energiebereitstellung (ATP/KP-Speicher)
Leistungsbestimmende Faktoren der azyklischen Aktionsschnelligkeit
Geringer Widerstand:
- Bedeutende leistungsbestimmende Faktoren, die unabhängig von Krafthöhe die
Kontraktionsgeschwindigkeit beeinflussen (Bewegungsschnelligkeit)
- z.B. Ballwürfe, Speerwurf, Schmetterschläge
Hoher Widerstand:
- Leistungsbestimmende Faktoren der Maximal- und Schnellkraft, Muskelquerschnitt &
Muskelfaserstruktur (Zahl der FT-Fasern), intra- und intermuskuläre Koordination,
Körpertemperatur & anaerob-alaktazide Energiegewinnung sind von Bedeutung
- Bei hohen Widerständen wird azyklische Aktionsschnelligkeit überwiegend von
Schnellkraft bestimmt (Kraftschnelligkeit)
- z.B. Absprünge, Kugelstoßen, Angriffs- und Abwehrhandlungen in Ballspielen
Zyklische Aktionsschnelligkeit
Zyklische Aktionsschnelligkeit ist die motorische Ablaufschnelligkeit bei
zyklischen Bewegungen bis zu einer Belastungsdauer von 7 Sekunden.
- Bei zyklischen Bewegungen werden gleiche Bewegungen aneinandergereiht (z.B.
Sprinten, Radfahren)
Leistungsbestimmende Faktoren der zyklischen Aktionsschnelligkeit
Geringer Widerstand:
- Ganz entscheidend: Fähigkeit in einer bestimmten Zeit möglichst viele zyklische
Bewegungen aneinanderzureihen (Frequenzschnelligkeit)
- z.B. Schrittfrequenz, Tretfrequenz, Schlagfrequenz, Armzug- u. Beinschlagfrequenz
- Voraussetzung für Frequenzschnelligkeit: schnelle Wechsel von Anspannung u.
Entspannung der Muskulatur - nur möglich, wenn man bei der Bewegung locker bleibt
(z.B.: Skippings, fliegende Sprints)
Hoher Widerstand:
- Schnellkraft hat grundlegende Bedeutung
- Antrittsschnelligkeit
- z.B. Beschleunigungsphase nach Starts & bei Antritten in Ballspielen
Schnelligkeitsausdauer
Schnelligkeitsausdauer bezeichnet die Widerstandsfähigkeit gegen
Geschwindigkeitsabfall bei zyklischen Schnelligkeitsleistungen zwischen 7 s
und 2 min (Stehvermögen) mit überwiegend anaerob-laktazider
Energiegewinnung.
- Leistungsbestimmend sind zunächst alle Faktoren der zyklischen
Aktionsschnelligkeit - Um Schnelligkeitsleistungen aufrecht erhalten zu können, sind die anaerob-laktazide
Energiegewinnung und Pufferkapazität von großer Bedeutung
Training der Schnelligkeit
Allgemeine Trainingsgrundsätze
Erwärmung:
- Gründliche Aufwärmphase vor Schnelligkeitstraining
Dehnung:
- Gedehnte Muskulatur ermöglicht größere Bewegungsamplitude und bereitet
Organismus auf Belastungen vor
- Vor Schnelligkeitsbelastungen nur dynamisches Dehnen
Belastunphase:
- Abbruch des Schnelligkeitstraining, sobald Geschwindigkeit nicht mehr aufrechterhalten
werden kann bzw. wenn sich die Technik des Bewegungsablaufs verschlechtert
Pausengestaltung:
- Belastungen können nur in nahezu vollständig erholtem Zustand durchgeführt werden,
da Intensität immer hoch sein muss (submaximal bis supramaximal)
Training der Reaktionsschnelligkeit
- Verbesserung der Reaktionsschnelligkeit wird vorwiegend durch Stabilisierung der
aktuellen Reaktionsfähigkeit u. Optimierung der Bewegungstechnik erreicht - Training der Reaktionsschnelligkeit erfolgt durch Training von Einfachreaktionen und Auswahlreaktionen
Training von Einfachreaktionen
= Wiederholtes Reagieren unter gleichen Bedingungen.
- Einfachreaktionen (Starts) = festgelegte Bewegungsantworten auf ein Signal
- Training: Schulung einzelner Teilbewegungen (z.B. Druckbein, Schwungbein,
Armbewegungen zuerst beim Hochstart u. beim Tiefstart)
Training von Auswahlreaktionen S. 93
= Wiederholtes Reagieren unter variablen Bedingungen.
- Auswahlreaktionen werden durch technisches u. taktisches Training in
Übungsformen u. Spielsituationen eingeübt
- Fähigkeit, Aktionen des Gegners oder des Mitspielers vorauszusehen (Antizipation),
um Zeit für eigene Aktionen zu gewinnen, wird mittrainiert (z.B. Block im
Volleyballspiel)
Tabelle 6.3