Trainingslehre Kraft Flashcards
Definition der Kraft
Kraft im biologischen Sinne ist die Fähigkeit des Nerv-Muskelsystems, durch
Muskeltätigkeit Widerstände zu überwinden, ihnen entgegenzuwirken bzw. sie zu halten
Bedeutung der Kraft für Gesundheit
- Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Bewegungsapparates
- Jede Kraft und jede Körperhaltung erfordert Kraft
- Ohne Kraftbelastungen kann Funktionsfähigkeit des Bewegungsapparates nicht
erhalten werden - Mangelnde Kraftfähigkeiten - negative Auswirkung auf konditionelle Fähigkeiten, Haltungsschäden
- Gut ausgebildete Muskulatur: Kann hohe Kraftwirkungen auffangen, Schutz des
Bewegungsapparates vor Verletzungen, Vermeidung von degenerativen
Erkrankungen des Halte-und Bewegungsapparates
Kraft als Grundlage sportlicher Leistung
- Nur mit gut ausgebildeter Muskulatur kann man sich schnellkräftig, ausdauernd und
geschickt bewegen - Verschiedene Sportarten & Disziplinen benötigen spezifische Kraftfähigkeiten für optimale Leistung
Aufbau und Funktion der Skelettmuskulatur
- Ein Muskel besteht aus vielen Muskelfaserbündeln
- Muskelfaserbündel bestehen aus vielen parallel liegenden Muskelfasern (kleinste
zelluläre Einheit) - Jede Muskelfaser enthält mehrere tausende Myofibrillen, die sich aus tausenden
Muskelfilamenten (Aktin, Myosin, Titin) zusammensetzen - Aus Myofibrillen lässt sich ein Muster erkennen – stellt einzelnen Sarkomere dar
- Notwendige Kraft für Bewegung wird durch das Zusammenspiel der kontraktilen Eiweißmoleküle Aktin, Myosin & Titin entwickelt
Gleittheorie der Muskelkontraktion
- Während der Kontraktion eines Muskels verkürzen sich die Sarkomere
- Aktinfilament (dünner) werden unter Energieverbrauch (Spaltung von ATP) zwischen
die dicken Myosinfilamente gezogen - Titinfilamente nicht direkt beteiligt – sorgen für Elastizität und Stabilität der
Muskelfasern und zentrieren Myosinfilamente zwischen Z-Scheiben - die elastischen Strukturen von
Bindegewebe und Sehnen übertragen die bei der Kontraktion entwickelten Spannungskräfte auf Knochen – dadurch kommt Bewegung zu Srande
Beugen - Strecken
- Muskel kann durch Kontraktion ein Gelenk entweder beugen oder strecken
- Für die Gegenbewegung ist ein zweiter Muskel notwendig (Beuger & Strecker)
- Verkürzt sich Beugemuskel (Agonist) so wird der erschlaffte Streckmuskel
(Antagonist) passiv gedehnt und umgekehrt - Beugung: Beugemuskel Agonist, Streckmuskel Antagonist
- Streckung: Streckmuskel Agonist, Beugemuskel Antagonist
Das Zusammenspiel der Agonisten und Antagonisten bei gezielten
Bewegungsabläufen bezeichnet man als intermuskuläre Koordination.
Motorische Einheit
Die Gesamtheit der von einer motorischen Nervenzelle innervierten
Muskelfasern bezeichnet man als motorische Einheit.
- Je nach Funktion besteht ein Muskel aus mehr oder weniger solcher Einheiten
- Große Anzahl kleiner motorischer Einheiten ermöglicht eine gute Abstufbarkeit der Muskelkraft (Feinkoordination)
Spannungsentwicklung
Die Koordination zwischen den verschiedenen motorischen Einheiten des gleichen Muskels
bezeichnet man als intramuskuläre Koordination.
- Spannungsentwicklung wird durch motorische Nervensystem gesteuert
Prozesse, durch welche die intramuskuläre Koordination gesteuert wird
- Rekrutierung: Aktivierung einer bestimmten Anzahl motorischer Einheiten
- Frequenzierung: In Abhängigkeit von der Erregungsfrequenz (Impulse/sec)
werden motorische Einheiten mit unterschiedlichen Eigenschaften aktiviert
Dynamische Arbeitsweise der Muskulatur:
Überwindend = positiv-dynamisch (konzentrisch)
- Muskulatur wird kürzer, dicker und härter
- Ablauf der Kontraktion: Spannungszunahme mit Verkürzung
- Innere Kraft (Muskulatur) ist größer als äußere Kraft (Schwerkraft, Muskelkraft eines
Partners,…) - Bsp.: Heben in den Ballenstand
Nachgebend = negativ-dynamisch (exzentrisch)
Ablauf der Kontraktion: Spannungszunahme mit Verlängerung (Dehnung)
- Äußere Kraft ist größer als innere Kraft
- Bsp.: Senken aus dem Ballenstand in den Stand, Amortisationsphase bei Sprüngen
Nachgebend-überwindend (Kombination) = reaktiv
- Ablauf der Kontraktion: Spannungszunahme mit Verlängerung (Dehnung) und
anschließender Verkürzung - Zunächst äußere Kraft größer als innere Kraft, dann innere Kraft größer als äußere
Kraft - Bsp.: Laufen, Absprung auf nachgebenden Unterlagen (z.B. Beachvolleyball)
- Explosiv-reaktiv
- Bsp.: Absprungphase bei Sprüngen (DVZ), Schmetterschläge
Statische Arbeitsweise:
Haltend
- Innere Kraft = äußere Kraft
- Muskeln härter und dicker, aber keine Verkürzung
- Zeitlich begrenzt, da Muskeldurchblutung stark behindert wird durch
Zusammenpressen der Blutkapilaren - Ablauf der Kontraktion: Spannungszunahme ohne Längenänderung
- Bsp.: Kreuzhang, Handstand
Haltend-bewegend
- Bsp.: Handstandabrollen
Definition der Maximalkraft
Maximalkraft ist die größtmögliche Kraft, die willkürlich gegen einen
Widerstand ausgeübt werden kann.
- Verbesserung erfolgt durch Vergrößerung des Muskelquerschnitts und durch die
Verbesserung der intra- und intermuskulären Koordination
- Geschlecht & Alter bestimmen auch die Maximalkraft
Leistungsbestimmende Faktoren der Maximalkraft
- Energiereiche Phosphate (ATP, KP) müssen in ausreichender Menge vorhanden sein
- Muskelquerschnitt: Je größer der Muskelquerschnitt, desto höher die Zahl der
kontraktilen Elemente Aktin und Myosin - Intramuskuläre Koordination: Je mehr motorische Einheiten gleichzeitig aktiviert
werden, desto größer ist die entwickelte Kraft. - Intermuskuläre Koordination: Durch ein gutes Zusammenspiel der an einer
Bewegung beteiligten Muskeln (Agonisten & Antagonisten) kann sich die Kraft der
Agonisten optimal entwickeln. - Motivation: Eine möglichst große Kraftentfaltung durch willkürliche Kontraktion
erfordert hohe Motivation und Willenskraft. - Anthropometrische Merkmale wie z.B. Armlänge, Beinlänge, bestimmen die
Hebelverhältnisse und dadurch das bei jeder Muskelkontraktion entstehende
Maximalkraft und Körpergewicht
Relative Kraft = Maximalkraft : Körpergewicht
- Relative Kraft = Maximalkraft, die ein Sportler im Verhältnis zu seinem Körpergewicht
entwickeln kann
- Steigerung der relativen Kraft erfolgt über Verbesserung der Maximalkraft (intra- und
intermuskuläre Koordination) oder durch Gewichtsabnahme
- Gesundheitsbereich: Relative Kraft als Schutz vor degenerativen Erkrankungen & vor
Verletzungen
- Bedeutend in Sportarten, in denen man sein eigenes Gewicht bewegen/überwinden muss
Schnellkraft
Schnellkraft ist die Fähigkeit, den eigenen Körper oder ein Gerät in der zur
Verfügung stehenden Zeit auf eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu bringen