Tiefenpsychologische Und Psychoanalytische Interventionen I Flashcards

1
Q

Definiere Ambuguitätstoleranz

A

Fähigkeit, Mehrdeutigkeiten/Wiedersprüchlichkeiten/Doppelsinn zu erdulden und zu ertragen;
Unsicherheitsfaktor und Ungewissenheitstoleranz

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2
Q

Definiere psychoanalytisch begründete Verfahren

A
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3
Q

Definiere tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

A
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4
Q

Definiere analytische Psychotheapie

A
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5
Q

Was bedeutet neurotische Symptomatik?

A

(Syn. Neurose) Neurosen sind psychische Störungen, bei denen keine körperlichen Ursachen vorliegen

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6
Q

Was bedeutet neurotischer Konflikt?

A

Zentraler infantiler Konflikt in der Lebensentwicklung eines Menschen

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7
Q

Ab wann ist etwas pathologisch?

A

Wenn Leidensdruck entsteht oder das Leben eingeschränkt wird

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8
Q

Was ist eine strukturelle Störung?

A

Konkurrierende oder sich widersprechende Systeme die auf einander treffen

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9
Q

Was ist Übertragung im psychoanalytischen Sinne?

A

in der Übertragung werden intensive unbewusste Gefühle, Wünsche, Sinnesempfindungen oder Verhaltensmuster aus wichtigen vergangenen Beziehungen, z. B. zu Eltern oder Geschwistern, in gegenwärtigen Beziehungen aktualisiert (Projektion).

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10
Q

Was ist Gegenübertragung im psychoanalytischen Sinne?

A

die unbewussten Reaktionen des Therapeuten auf den Pat. und dessen Übertragung werden in derPsychoanalyse als G. bez.

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11
Q

Was ist Widerstand im psychoanalytischen Sinne?

A

die unbewussten Kräfte des Pat., die sich im Verlauf einer psychoanalytischen Behandlung gegen die Aufdeckung und Bewusstwerdung des Verdrängten zur Wehr setzen. Die Stärke des Widerstands entspricht der psych. Kraft, die die Verdrängung herbeiführte und aufrechterhält.

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12
Q

Was sind regressive Prozesse?

A

Abwehrmechanismus, der der Angstbewältigung dient. Dabei erfolgt ein zeitweiliger Rückzug auf eine frühere Stufe der Persönlichkeitsentwicklung.

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13
Q

Was sind Indikatoren für Übertragungsmanifestationen?

A
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14
Q

Definiere Tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie

A
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15
Q

Welche Therapieformen umfasst die analytische Psychotherapie

A
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16
Q

Wie fasst Freud die Traumdeutung zusammen?

A

„Der Traum stellt einen gewissen Sachverhalt so dar, wie ich ihn wünschen möchte; sein Inhalt ist eine Wunscherfüllung, sein Motiv ein Wunsch“

„…für uns schiebt sich zwischen den Trauminhalt und die Resultate unserer Betrachtung ein neues psychisches Material ein: der durch unser Verfahren gewonnene latente Trauminhalt oder die Traumgedanken … An uns tritt darum auch als neu eine Aufgabe heran, die es vordem nicht gegeben hat, die Aufgabe, die Beziehungen des manifesten Trauminhalts zu den latenten Traumgedanken zu untersuchen und nachzuspüren, durch welche Vorgänge aus den letzteren der erstere geworden ist.“

(Freud, 1900, S.123)

Verallgemeinerung fraglich
Träume als Art Problembewältigung

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17
Q

Was ist der Traum bei Freud?

A

Der Traum ist ein vollwichtiger psychischer Akt; seine Triebkraft ist alle Male ein zu erfüllender Wunsch;

seine Unkenntlichkeit als Wunsch und seine vielen Sonderbarkeiten und Absurditäten rühren von dem Einfluss der psychischen Zensur her, den er bei der Bildung hat;

Freud geht davon aus, dass der Traum nicht lediglich nutzlose Entladung des Hirns ist

Das der Traum aber oft als absurd empfunden wird und die Wunscherfüllung nicht offensichtlich ist, rührt von einer Zensur her

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18
Q

Was meint Freud mit der Topographie des Psychischen?

A

Konzeption des psychischen Apparats

Drei „Lokalitäten“: Das Unbewusste, das Vorbewusste, das Bewusste

Verdrängungsdynamik

KernstückderpsychoanalytischenTheorie

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19
Q

Beschreibe das Unbewusste nach Freud

A

Das Unbewusste besteht aus Inhalten (Wunschregungen, später Triebrepräsentanzen), die mit dem Bewusstsein unvereinbar und deshalb verdrängt worden sind

Diese abgewehrten Inhalte sind weiterhin wirksam und
„jederzeit bereit, sich Ausdruck zu verschaffen, wenn sich ihnen
Gelegenheit bietet“

„Funktionsweisen“ des Unbewussten:

Verschiebung: Ersetzung einer Vorstellung durch eine andere, die mit ihr assoziativ verknüpft ist

Verdichtung: eine einzige Vorstellung erweist sich als der Knotenpunkt von mehreren Assoziationsketten. Eine Vorstellung deckt mehrere andere ab

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20
Q

Beschreibe das Vorbewusste nach Freud

A

Das Vorbewusste enthält prinzipiell bewusstseinsfähige seelische Inhalte.

Es entwickelt sich erst im Laufe des Kindesalters, in der Auseinandersetzung mit der Realität

An der Grenze des Vbw arbeitet eine psychische Zensur, so dass nur die Inhalte bewusst werden, die den moralischen Ansprüchen der Person entsprechen

Vergleich amtliche Zensur und Journalismus

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21
Q

Was sind Wege des Unbewussten sich im Bewussten „Gehör“ zu verschaffen?

A

„Funktionsweisen“ des Unbewussten:

Verschiebung: Ersetzung einer Vorstellung durch eine andere, die mit ihr assoziativ verknüpft ist

Verdichtung: eine einzige Vorstellung erweist sich als der Knotenpunkt von mehreren Assoziationsketten. Eine Vorstellung deckt mehrere andere ab

Weitere Wege des Ubw sich im Bw Gehör zu verschaffen:

Witz: Durch einen Witz gelingt die partielle Entladung unbewusster Wunschregungen/ Neigungen, die sonst verdrängt sind

Fehlleistungen: Versprechen, Verlesen, Verhören, Verlieren etc. entstehen durch teilweises Versagen der Zensur

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22
Q

Was ist ein latenter Traumgedanke?

A

Unbewusste Regung, die den Anstoß zum Träumen gibt und als verhülltes Motiv im Traum Ausdruck findet. Nach Freud handelt es sich um einen verdrängten infantilen Triebwunsch (nach heutiger Auffassung um ein breites Spektrum unbewusster Motive)

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23
Q

Was ist ein manifester Traumgedanke?

A

das sensorische Erleben während des Schlafes, meistens eine visuell gestaltete Phantasieszene, die häufig nach dem Erwachen erinnert wird und als Traumbericht erzählt werden kann

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24
Q

Was ist eine Traumzensur?

A

der Mechanismus, der die Umwandlung des latenten Traumgedankens in den manifesten Traum bewirkt und das Bewusstsein vor Überflutung aus dem Unbewussten schützt

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25
Q

Was ist Traumarbeit?

A

Die Umwandlungsarbeit der Traumzensur, d.h. die
Umformung des latenten Traumgedankens in den manifesten Traum

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26
Q

Was bezeichnet Freud als Entkopplung?

A

Entkoppelung von Wort- und Sachvorstellungen und Umsetzung der Wortvorstellung in Bilder („Herr Rose“ wird als eine Rose geträumt)

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27
Q

Was bezeichnet Freud als Verdichtung?

A

Verdichtung: Ein Motiv hat mehrere Bedeutungen (Rose verweist auf Herrn Rose und bedeutet zugleich die Verliebtheit in Herrn Rose, was durch eine pralle, duftende Rose dargestellt wird)

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28
Q

Was bezeichnet Freud als Verschiebung, Verkehrung ins Gegenteil?

A

Verschiebung, Verkehrung ins Gegenteil: Die Verliebtheit in Herrn Rose wird durch einen vertrockneten „Rasen“ dargestellt und auf diese Weise verborgen

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29
Q

Was nahm Freud über die Traumdeutung an?

A

Freud nahm an, unbewusste Traumgedanken beinhalteten immer verdrängte kindliche Triebwünsche, die im Traum in Symbolen umgesetzt und halluzinatorisch befriedigt werden -> Symbolträume

Ziel der Traumanalyse: unbewusste infantile Wünsche aufzudecken und so integrieren zu können

Freie Assoziationstechnik: der Analysand soll alles erzählen,was ihm durch den Kopf geht

Therapeut soll sich „völligunparteiisch gegen seine Einfälle verhalten“ (Freud, 1900, S. 115) und versuchen jegliche Kritik seiner Gedankenbildung auszuschalten.

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30
Q

Was ist die Traumdeutung heute?

A

Erfüllung frühkindlicher Triebwünsche ist eine Funktion des
Traumes

Träume verweisen auf unbewusste Konflikte, Affekte, Selbst- und Beziehungsrepräsentanzen, Ich-zustände (Ermann, 2020)

Affekt- und stimmungsregulierende Funktion (Ereignisse, die aufgrund von begleitenden heftigen Affekten nicht in kognitive Funktionen eingebunden werden)

BefriedigungnarzisstischerBedürfnisse(Selbstachtung,Sicherheit, Selbstbehauptung -> narz. restitutive Funktion

Bewältigungs- und Übungsfunktion

Träume die traumatische Erfahrungen zum Ausdruck bringen =
semiotische Funktion

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31
Q

Was ist die Psychoanalyse laut Freud?

A

(1) ein Modell der Motivation (daraus ist heute ein umfassendes und gründliches Modell über die Entwicklung, Zusammensetzung und Funktionsweise der menschlichen Persönlichkeit geworden),

(2) eine Methode zur Erforschung unbewusster Prozesse (die wir heute dem tiefenhermeneutischen Zugang der qualitativen Forschung zurechnen würden), und

(3) eine Technik zur Behandlung von psychischen Erkrankungen (und damit zur historisch ersten und heute im Lichte der Forschungsliteratur langfristig wirksamsten Psychotherapieverfahren).

Was Freud vernachlässigte, von Erich Fromm maßgeblich errungen und erst durch Kritische Theorie und Sexuelle Revolution elaboriert wurde, ist die Psychoanalyse als (4) ein gesellschaftskritischer Ansatz (der nahe am Neo-Marxismus operiert).

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32
Q

Welche Gesichtspunkt der Psychoanalyse wurde durch Freud vernachlässigt und kam erst durch Erich Fromm zur Geltung?

A

Was Freud vernachlässigte, von Erich Fromm maßgeblich errungen und erst durch Kritische Theorie und Sexuelle Revolution elaboriert wurde, ist die Psychoanalyse als (4) ein gesellschaftskritischer Ansatz (der nahe am Neo-Marxismus operiert).

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33
Q

Was ist unter methodischem Zweifel zu verstehen?

A

Der Zweifel an Allem

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34
Q

Was ist Skeptizismus nach Descartes?

A

Skeptizismus ist ein Begriff zur Bezeichnung der philosophischen Richtungen, die das systematische Hinterfragen, nicht den blanken Zweifel, zum Prinzip des Denkens erheben und die Möglichkeit einer Erkenntnis von Wirklichkeit und Wahrheit in Frage stellen oder prinzipiell ausschließen. Die neuzeitliche Wortverwendung bezeichnet jedoch häufig lediglich den Zweifel statt des Untersuchens und Forschens als Ausgang des Denkens.

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35
Q

Was besagt die Sublimierungstheorie?

A

Sigmund Freud bezeichnete mit Sublimierung den Vorgang der Modifikation von Triebenergie in künstlerisch-schöpferische, intellektuelle oder allgemeiner in gesellschaftlich anerkannte Interessen, Tätigkeiten und Produktionen. Es kommt dabei zu einem Wechsel des Zieles (Objekts), auf das sich die Triebenergie ausrichtet:

„Eine gewisse Art von Modifikation des Ziels und Wechsel des Objekts, bei der unsere soziale Wertung in Betracht kommt, zeichnen wir als Sublimierung aus.“

Die Sublimierung verschiebt das Ziel und nutzt die Triebenergie außerhalb des engeren sexuellen Bereichs, so dass der ursprünglich sexuelle Trieb in einer anderen, höher gewerteten Leistung seine Befriedigung findet. Dieses Triebschicksal ermöglicht eine Versöhnung zwischen der triebhaften Natur des Menschen und den kulturellen Anforderungen einer Gesellschaft.

Sublimierung gehört in der Nomenklatur der Psychoanalyse zu den Abwehrmechanismen, nimmt aber als die gelungenste Form eine Sonderstellung ein, weil die Modifikation eine gesellschaftlich anerkannte Triebbefriedigung ermöglicht.

Die Fähigkeit zur Sublimierung kann als eines der Ziele einer psychoanalytischen Behandlung angesehen werden. Zu dieser Leistung bedarf es einer Desexualisierung, die durch die Zwischenstufe eines Rückzugs der Libido von den äußeren Objekten auf das Ich ermöglicht wird.

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36
Q

Was hat Frustration mit unserer Existenz zu tun?

A

Bewusstsein ist an Frustration und die Existenz gebunden
Nur wer frustriert wird beginnt zu denken

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37
Q

Was trägt laut der Psychoanalyse zur Persönlichkeitsentwicklung bei?

A
  1. genetisches Erbe
    1. Prägung und Determinierung durch frühkindliches Umfeld
    2. Etablierung einer „inneren Welt“ (und deren hierarchische Differenzierung) entsteht in der frühen Kindheit
    3. strukturelle Dynamik (hier Affekt Regulation)
    4. Dominanz des Unbewussten
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38
Q

Beschreibe die Psychoanalyse als Methode zur Erforschung unbewusster Prozesse

A

Psychoanalytische Methodik

Einbezug subjektiven Empfindens
unbewusste Resonanz spüren
tiefenhermeneutisch strukturiertes Vorgehen

Das Unbewusste ist immer und überall anwesend
Alles entsteht aus einer Struktur des Selbst heraus welches uns unbewusst ist

Parallelisierung - Symbolisierung
Innenwelt (Psychische Struktur) mit Psychoanalytischen Mitteln beschreiben

Wenn äußere Struktur meines Objekts mit etwas an unbewusster Struktur in unserer Persönlichkeit korrespondiert nennen wir dies Symbolisierung

Um zu verstehen was wir in Bezug auf ein Objekt fühlen müssen wir erkennen können welche latente Struktur in uns dieses Objekt anspricht

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39
Q

Beschreibe die Psychoanalyse als Technik zur Behandlung von Psychischen Störungen

A

Therapietechnik:
„Erbe der Kindheit“: Als erwachsenen nehmen wir die äußere Welt wahr (fühlen Denken reagieren) wird durch die innere Welt unserer Psyche gestaltet diese innere Welt ist geprägt durch überwiegend unbewusste Prozesse die in frühen Erfahrungen und Erlebnissen der Kindheit gelenkt

„innere Welt“ von Wünschen, Ängsten und Verleugnung
	Ängste werde abgewehrt durch Unterwerfung (Kind 		gegenüber Eltern)

Leben in Illusionen

Symptome als Ventil

Wiederholungszwang
	Beziehungen im Erwachsenen leben funktionieren nur 		innerhalb der in der frühen Kindheit erlernten 		Schablonen

Therapie als Sprachfindung

Beziehungs- (und Übertragungs-) Fokus

Ziel der psychoanalytischen Therapie uns mit dem in unser Kindheit erlernten zu versöhnen
Konfrontation mit den Ängsten, die wir versuchen zu verdrängen nötig für „Aussöhnung“ mit Kindheits-Ich
Es gilt die seit frühester Kindheit ausgeklammerten Wünsche und Bedürfnisse aufzudecken

Ein glückliches Leben ist nicht wenn wir vor der Frustration und dem Schmerz davon laufen und an den Illusionen festhalten

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40
Q

Was ist das Ziel einer psychoanalytischen Therapie?

A

Ziel der psychoanalytischen Therapie uns mit dem in unser Kindheit erlernten zu versöhnen
Konfrontation mit den Ängsten, die wir versuchen zu verdrängen nötig für „Aussöhnung“ mit Kindheits-Ich
Es gilt die seit frühester Kindheit ausgeklammerten Wünsche und Bedürfnisse aufzudecken

Ein glückliches Leben ist nicht wenn wir vor der Frustration und dem Schmerz davon laufen und an den Illusionen festhalten

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41
Q

Was meint Winniekott mit dem „Falschen Selbst“?

A

Dem falschen Selbst stellte Winnicott das wahre Selbst gegenüber. Das falsche Selbst ist per se nicht mit Krankheit assoziiert. Es ermöglicht gesunden Menschen ein normangepasstes Verhalten, kann aber Ausprägungen haben, die auf psychische Störung verweisen.

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42
Q

Beschreibe die Psychoanalyse als gesellschaftskritischer Ansatz

A

Nicht von Freud
Hinzugefügt durch Frankfurter Schule

Ideologie: Eine Weltanschauung die nicht aus Wahrheitsgründen aufrecht erhalten wird, sondern aus materiellen und politischen Interessen. (Karl Mannheim, Ideologie und Utopie, 1952)
„Feb. 2018, Florida Parkland Massaker: Trumps Reaktion - zur Vermeidung solcher Vorfälle, sollen Lehrer bewaffnet werden, damit diese Schüler die eine Waffe zücken, direkt neutralisieren können“ Trumps Wahlkampf gesponsert durch Waffen Lobby NRA

Ideologie ein System der unbewussten Rationalisierung auf gesellschaftlicher Ebene. (im Gegensatz zur Propaganda, als ihrem bewussten Pendant) Arnold Hauser (1958)

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43
Q

Wie lässt sich die Frankfurter Schule kurz beschreiben?

A

Frankfurter Schule = Verknüpfung Marxismus und Psychoanalyse

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44
Q

Definiere ontogenetisch

A

Unter der Ontogenese versteht man allgemein die Geschichte des strukturellen Wandels eines Organismus ohne Verlust seiner Organisation.

Unter Ontogenese oder Ontogenie wird die Entwicklung eines Einzelwesens bzw. eines einzelnen Organismus verstanden, in Abgrenzung zur Stammesentwicklung. Der zeitliche Verlauf der Individualentwicklung wird auch Entwicklungsgeschichte genannt.

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45
Q

Definiere Phylogenese

A

Als Phylogenese bezeichnet man die stammesgeschichtliche Entwicklung aller Lebewesen und ihrer Verwandtschaftsgruppen. Der Begriff “Phylogenese” wird auch verwendet, um die Weiterentwicklung einzelner Merkmale im Verlauf der Entwicklungsgeschichte zu charakterisieren.

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46
Q

Was ist posthypnotische Suggestion?

A

posthypnotische Suggestion, eine in der Hypnose gegebene Suggestion, die erst nach der Hypnose wirksam wird, d.h. die Suggestion, der posthypnotische Auftrag, wird erst danach – im posthypnotischen Zustand – in eine Handlung umgesetzt.

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47
Q

Was ist eine Übertragungsneurose?

A

Die Übertragungsneurose ist das „Ergebnis eines Konflikts zwischen dem Ich und der libidinösen Objektbesetzung“. Diese frühkindlichen Konflikte werden in der Behandlung auf den Analytiker übertragen und können dann bearbeitet werden.

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48
Q

Was ist unser evolutionäres Erbe?

A

Wir kommen nicht als „weiße Wand“ auf die Welt sondern mit konstitutioneller Verfassung („tierisches Erbe“)
-> genetische Basis
Solch eine genetische Basis sowohl für biologische als auch psychologische Grundfunktionen

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49
Q

Was sind die Basisemotionen?

A
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50
Q

Beschreibe das ES

A

Das Es in Freuds Strukturmodell hat zwei Aspekte: Es ist vorerst das Insgesamt von allem natürlich Gegebenen wie Konstitution, Vererbung, Geschlechtszugehörigkeit, Triebe und archaische Bilder (bei Jung als Archetypen bezeichnet).

Das Es repräsentiert die grundlegende Bedürfnislagen mit denen wir auf die Welt kommen

Eine »Bedürfnisrepräsentation des Es« setzt sich zusammen aus
(1) einer neurobiologischen, hirn- physiologischen Basis (in spezifischen, multilokal verankerten Hirnregionen),
(2) den unterschiedlich wahrnehmbaren Qualitäten von Versorgtheit oder Mangel (den Affekten) sowie
(3) der Aktivierbarkeit von zunächst einmal recht simplen, automatisierten Bewegungsprogrammen (im Sinne von stereotypisierten Verhaltensimpulsen).

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51
Q

Wie definiert Otto Kernberg Temperament?

A

Temperament ist die genetisch bedingte, konstitutionell gegebene Reaktivität des Organismus in Form von affektiven, kognitiven und verhaltensmäßigen Reaktionen auf Umweltreize

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52
Q

Was beschreibt die Psychanalyse mit Unlust vs. Lust?

A

Ein Mangel an Versorgtheit führt zu einem Anstieg des psychophysiologischen Erregungsniveaus und versetzt den Organismus damit in einen höchst vigilanten Zustand der Alarmiertheit, den wir »Unlust« nennen — ein Zustand also, der aufgrund der (kognitiv wie emotional) gering elaborierten Regulationsfähigkeiten des Säuglings zwangsläufig diffus ausfallen muss (was seine unlustvolle Valenz noch wesentlich verstärkt).

Es erscheint plausibel, dass der Organismus das Bestreben hat, diesen unlustvollen Zustand so schnell wie möglich wieder loszuwerden, und deshalb nach einem Zustand der Befriedigung strebt, der mit einem Abfall der Erregung einhergeht und daher als »Lust« empfunden wird.

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53
Q

Was bezeichnet die Psychoanalyse als Libido?

A

An- und Abstieg von Erregung korrespondieren mit dem Energiehaushalt des Organismus.
Auf repräsentationaler Ebene entspricht dieser Energiehaushalt der »Libido«.

Ohne Libido gibt es weder Motivation noch innerpsychisches Funktionieren: Sämtliche anfangs angeborenen wie auch später unter dem Einfluss von Erfahrung erworbenen Repräsentationsstrukturen (das bedeutet: auch sämtliche psychische Operationen und Funktionen) erfordern energetische Zufuhr und sind daher von Geburt an quasi von der Libido abhängig.

Die Quelle der Libido ist die sexuelle Erregung.
Damit finden die überwiegende Mehrheit an psychischen Funktionen und Phänomenen eine psychische wie auch neurobiologische Basis in der sexuellen Erregungsverwaltung.

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54
Q

Was meint die Psychoanalyse mit der archaischen Spaltung der „inneren Welt“?

A

Säugling besitzt Bereichs zu Beginn eine „innere Welt“ (psychischer Binnenraum)

Angeborene Repräsentation zunächst um genetisch determinierte Bedürfnisse (Hunger / Durst / Schlaf) organisiert - innere Welt weist hier lediglich geringe Differenzierung auf und funktioniert nah an das Körperbaues Erleben von Mangel und Befriedigung gebunden

Da der Säugling am Anfang des Lebens nur eingeschränkte Möglichkeiten besitzt, die Minimierung von Unlust bzw. die Maximierung von Lust sicherzustellen, müssen diese körpernahen Erlebenszustände streng voneinander getrennt werden

Das erfordert auch im Psychischen Binnenraum strikte Spaltung mit der
(1) eine »innere Welt« rund um den Zustand der lustvollen Wohligkeit (des Befriedigtseins) und demgegenüber
(2) eine andere »innere Welt« rund um den Zustand der unlustvollen Alarmiertheit (bei der Frustration von Bedürfnissen) streng außeinandergehalten werden müssen.

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55
Q

Was sind der Psychoanalyse nach Instinkte?

A

Genetisch determinierte, aus dem evolutionären Erbe mitgegebene Verhaltensprogramme, die untrennbar mit der Repräsentation von Bedürfnissen in der »inneren Welt« verknüpft sind.

Diese Verhaltensprogramme haben eine
(1) neurobiologische bzw. hirnphysiologische Basis (mit verschieden lokalisierbaren Gehirnaktivitäten), veranlassen aufgrund ihrer psychischen Repräsentation
(2) eine bestimmte affektive Tönung und initiieren schließlich
(3) stereotypisierte Bewegungsabläufe des Körpers.

Um die Aktivierung und Intensivierung der lustvollen, wohligen »inneren Welt« einerseits sowie andererseits die Vermeidung und Bekämpfung der unlustvollen, alarmierenden »inneren Welt« fundamental umzusetzen, stehen dem Organismus des Säuglings am Beginn des Lebens die »Instinkte« zur Verfügung.

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56
Q

Welche Bedeutung haben frühkindliche Beziehungen der Psychoanalyse zur Folge?

A

der ist Säugling zwingend darauf angewiesen, mit seiner Umwelt (den Erwachsenen) in Beziehung zu treten, um befriedigt zu werden.

Weshalb seine evolutionär gebahnte Konsitution nicht bloß die Verschaltung von biologischen und psychologischen Funktionen zur Regulation des Binnenraums mitbringt, sondern darüber hinaus die zentrale Fähigkeit beinhaltet, die Beziehung zu den Erwachsenen zu gestalten.

Die Repräsentation der »inneren Welt« ist daher stets aufs engste verbunden mit der Bezogenheit auf die »äußere Welt« (wie sie durch das Beziehungsangebot der Eltern vermittelt wird).

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57
Q

Für was ist die elterliche Bezogenheit laut Psychoanalyse von großer Bedeutung?

A

Die Differenzierung von Hirnstrukturen und die Reifung von neurobiologischen Funktionsabläufen ist zwar genetisch fundiert, allerdings hängt das Ausmaß von tatsächlicher Ausgestaltung der psychischen, selbst der physiologischen Entwicklungspotentiale von der Qualität der Bedürfnisbefriedigung im Beziehungsangebot der Erwachsenen ab.

Was aber nicht bloß
(1) die rein technische (»kongruente«) Befriedigung in der Versorgung des kindlichen Organismus bedeutet, sondern vielmehr

(2) das Vermögen der Erwachsenen meint, eine empathische, authentisch liebevolle und spiegelnde Bezogenheit in einer feinfühligen und bestärkenden Beziehungsatmosphäre anzubieten, die zugleich befriedigend wie auch multimodal sinnlich stimulierend ausfällt.

Je qualitativ ansprechender die Bezogenheit, desto differenzierter können sich die angeborenen Reifungspotentiale des Gehirns repräsentational, funktionell und sogar organisch entfalten.

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58
Q

Was meint Winnicott mit „good enough mother“?

A

Laut Winnicott ist die Mutter mit ihrem Neugeborenen zu einer Einheit verschmolzen und stellt all ihre Bedürfnisse hinter dessen Bedürfnisse zurück. Doch je älter das Baby wird, desto stärker löst sich die Mutter aus dieser engen Verbindung, wobei sie sich an der zunehmenden Fähigkeit des Kindes orientiert, mit diesem Lösungsprozess umzugehen. Das Kind lernt so, dass die Mutter seine Bedürfnisse nicht immer erfüllt bzw. erfüllen kann (sie „scheitert“ an dieser Aufgabe), wodurch seine Auseinandersetzung mit der Außenwelt und letztlich seine Anpassung an diese gefördert wird.

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59
Q

Wie gestalten sich die frühkindlichen Entwicklungsphasen?

A
  • Der Organismus des Kindes zeigt in Abhängigkeit von Alter, Entwicklungsstand und körperlicher Verfassung unterschiedliche Bedürfnisse
  • Phasenweise zeigt der Organismus
    o Verschiedenartige hirnphysiologische und neurobiologische Differenzierungsschritte
    o Verschiedenartige emotionale Ansprechbarkeit
    o Reaktiv verschiedenartige Verhaltensprogramme
  • Erwachsene müssen in ihrem Beziehungsangebot flexibel sein
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60
Q

Was sind Objektbeziehungsrepräsentanzen?

A
  • Gelingt es den Eltern eine Flexibilität im Beziehungsangebot, führt die Lernfähigkeit des Gehirns dazu, dass die sich wiederholenden Beziehungserfahrungen von lustvoller Versorgung internalisiert werden (innere Welt)
  • Die Erfahrungen verschalten sich mit den bereits vorhandenen, genetisch determinierten Bedürfnis-Repräsentationen, die nunmehr zu Objektbeziehungsrepräsentanzen ummodelliert werden

o Die Wahrnehmung von Lust oder Unlust hinsichtlich der Versorgung von Bedürfnissen

o Die qualitative Einfärbung dieser Zustände in Form von Affekten

o Zur bezweckten Befriedigung initiierten Verhaltensprogramme werden damit untrennbar an die erlebten Erfahrungen von lustvoller, befriedigender Zugenwandheit
im Rahmen der frühkindlichen Beziehungen gebunden

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61
Q

Wie kommt es zur allmählichen Integration zuvor gespaltener Strukturen im Kindesalter?

A
  • Die Internalisierung von lustvollen Befriedigungserfahrungen führt

Zu einer stärkeren Gewichtung einer insgesamt positiven, lustvollen inneren Welt.
Diese stärkere Gewichtung wird später dazu führen, dass bei der Reifung des Organismus neue Repräsentationsstrukturen entstehen, bei denen die negativen Zustände und Repräsentanzen nicht mehr rigoros von den positiven Zuständen und Repräsentanzen getrennt werden müssen

Sondern integriert werden können. Auf diese Weise entsteht die Objektkonstanz als
Fähigkeit des Kindes, die Wahrnehmung, das Vertrauen und die funktionelle Regulationsfähigkeit einer überwiegend positiven Welt permanent aufrechthalten zu können, selbst wenn diese die gleichzeitige Anwesenheit bestimmter Frustrationen bedeutet

  • Für die Biologie und Operationalität des Gehirns bedeutet dieser gewichtige Entwicklungsschritt eine zunehmende Verschaltung der zuvor ebenfalls noch getrennten Strukturen, Funktionen und Abläufe
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62
Q

Wie kommt es zur Hemmung von Bedürfnissen?

A
  • Zur Plastizität der Hirnstrukturen wie auch der Adaptivität von psychischen Funktionen gehör das Vermögen des Organismus, sich auf das Versagen der elterlichen Versorgung und auf einen Mangeln an sinnlicher Stimulierung einzustellen
  • Der Organismus wird versuchen, um jeden Preis jenen höchst schmerzvollen Zustand der unlustvollen Alarmiertheit zu vermeiden, der sich aus der Repräsentation gerade der frustrierenden frühkindlichen Beziehungen ergäbe
  • Der Organismus internalisiert nicht die Frustration, sondern die Erfahrung, dass sich die die Beziehung zur äußeren Welt aufrechterhalten und ein Mindestmaß an Befriedigung erkaufen lassen, wenn er sich am inkongruenten Angebot der Erwachsenen orientiert

o Das bedeutet: wenn er bestimmte Bedürfnisse nicht verfolgt, bestimmte Affekte nicht fühlt und bestimmte Verhaltensweisen nicht zeigt

  • Für die Biologie und Operationalität des Gehirns kommt so eine Orientierung einer Blockade gleich, die keine Verschaltung von getrennten Strukturen, Funktionen und Abläufen ermöglicht, sondern Spaltungsformationen festigt
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63
Q

Wie bildet sich das Über-Ich?

A
  • Strukturell gesehen werden durch die Hemmung von Bedürfnissen eine Art der der Internalisierung von Beziehungen die genetisch determinierten Bedürfnis-Repräsentationen mit solchen Repräsentationen überschrieben, die dem Säugling vermitteln, wie er zu sein hat, um in der Begegnung mit der äußeren Welt Befriedigung zu erhalten
  • Die so in seiner inneren welt zur Struktur gewordenen Objektbeziehungsrepräsentanzen bilden das Über-Ich
  • Die zentrale psychische Funktion des Über-Ich liegt fortan

o In der Hemmung von denjenigen Prozessen, welche die Wahrnehmung, emotionale Einfärbung und aktionale Verfolgung der ursprünglichen, authentischen Bedürfnisse bahnen

o Und zusätzlich diejenigen Erwartungen und Vorstellungen als vermeintlich eigene Bedürfnisse zu übernehmen, die aus dem vernachlässigenden Beziehungsangebot
der Erwachsenen abgleitet werden können

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64
Q

Warum entsteht nach der Psychoanalyse Verdrängung?

A
  • Im psychischen Binnenraum muss sich ein Mechanismus etablieren, der den Organismus vor dem Kontakt mit derjenigen Unlust bewahrt, die aus der biologischen Blockade, repräsentationalen Überschreibung von Bedürfnissen und psychischen Selbstverleugnung resultiert
  • So ein Mechanismus muss sicherstellen

Dass die originären, jedoch frustrierten Bedürfnisrepräsentationen mit den dazugehörigen Affekten und instinktiven Verhaltensprogrammen blockiert werden

Dass die Frustration im defizitären Beziehungsangebot der Eltern nicht wahrgenommen wird

Dass die Auflehnung oder Distanzierung (reaktive Enttäuschungsaggression) nicht mobilisiert wird, die das Kind nämlich zur Relativierung der Beziehung und damit zur Distanzierung von den Erwachsenen verleiten würde

  • Mit anderen Worten muss alles an Wahrnehmung, Gefühl und Impulsen unterdrückt werden, was den strukturellen Repräsentationen des Über-Ichs widerspricht. Diese Unterdrückungsfunktion nennen wir allgemein Verdrängung
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65
Q

Welche Sicht hat die Psychoanalyse auf den Charakter?

A
  • Mit zunehmender sozialer Interaktion im frühkindlichen Entwicklungsumfeld wächst und differenziert sich die innere Welt des Säuglings
  • Die reifenden Es-Repräsentationen und Strukturen des Über-Ichs erlauben – im gesunden Falle – dank der zentralen Objektkonstanz als vermittelnder Größe einen integrierten, insgesamt lebendigen psychischen Binnenraum, der in der Lage dazu ist, die Spannungen zu regulieren, die sich aus den Hemmungsmechanismen der Verdrängung ergeben
  • Die mehr differenzierte innere Welt der Objektbeziehungsrepräsentanzen wird zum Fundament für die Konstruktionsweise unseres Charakter (Persönlichkeitsstruktur)
  • Die Charakterstrukturen bestimmen, wie das heranwachsende Kind

Die Informationen aus der Umwelt, wahrnimmt, verarbeitet und mental repräsentiert (also wie die Erfahrung mit der äußeren Welt zur inneren Welt in Bezug gesetzt wird)

Und wie diese Bezugnahme affektiv eingefärbt wird (im Hinblick auf die Möglichkeit in der Minimierung von Unlust oder der Maximierung von Lust)

Und wie daraus schließlich unbewusste oder bewusste Strategien für die Befriedigungssuche im Verhalten abgeleitet werden

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66
Q

Wie hängen der Psychoanalyse zur Folge Charakter und das Unbewusste zusammen?

A

Der Charakter wird zum Drehbuch für die Gestaltung unseres gesamten Realitätsbezugs und der Modalitäten, mit denen wir ein Leben lang unsere Beziehungen gestalten

Erwartungshaltung entlang der internalisierten Objektbeziehungsrepräsentanzen mit ihren gespeicherten Selbst- und Objektbildern im Beziehungskontext

Sämtliche Prozesse dieses Drehbuchs sind automatisiert ablaufende Programme jenseits der direkten Beeinflussbarkeit

Da Bewusstsein an sprachliche Repräsentationsstrukturen gebunden ist und der Organismus zu diesem Zeitpunkt noch nicht dazu in der Lage ist sprachliche Repräsentationen einzuschreiben, sind die Objektbeziehungsrepräsentanzen auch plausibler weise dem Bewusstsein nicht zugänglich

  • Dennoch beeinflussen sie uns permanent – und zwar ohne, dass wir darüber bewusste Kontrolle hätten
  • Automatisierte Wahrnehmungs-, Gefühls-, Verhaltens- und Beziehungsprogramme repräsentieren den wesentlichen Teil unseres Unbewussten
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67
Q

Was versteht die Psychoanalyse unter einem (unbewussten) Konflikt?

A
  • Es wird immer wieder und unausweichlich die Situation eintreten, dass verschiedene, sich normalerweise widersprechende Repräsentationsstrukturen bei dem Versuch aktiv werden, Befriedigung anzustreben, um Erregung abzubauen.
  • So werden beispielsweise Aktivitäten aus den Repräsentationen des Es mit denen des Über- Ichs kollidieren und führen einen unbewussten Konflikt herbei
  • Gleichzeitig aktivierte, sich jedoch widersprechende Prozesse der Erregungsabfuhr blockieren sich gegenseitig und provozieren dadurch einen noch stärkeren Anstieg von unlustvoller Erregung
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68
Q

Wie kommt es zu von der Psychoanalyse beschriebenden Ersatzbildungen?

A

Um Konflikte so gut wie möglich zu vermeiden, werden potentiell wideersprüchliche Repräsentationsstrukturen gewissermaßen

  • Einer sorgfältigen Kontrolle unterzogen und die Strategien der
    Erregungsverarbeitung in der inneren Welt so gewichtet, dass bevorzugt Wege in Richtungder Anpassung an die Umwelt gewählt werden. Was strukturell mit der Intensivierung von Verdrängungsvorgängen einhergeht und das Phänomen der Zensur begründet
  • Dort, wo ein konfliktreiches Aufeinanderprallen unvermeidklich ist, wird die sich ansteigende, unlustvolle Erregung abgeschöpft und über die Verschiebung der Erregungsquantitäten entlang anderer psychischer Funktionen entschärft – die Erregung findet sozusagen ein „Ventil“, vorbei an der Zensur-Blockade. Dadurch wird Erregung natürlich niemals vollständig abgeführt – jedoch nimmt der Druck im Organismus ab, was als Spannungsreduktion empfunden wird

Solche Ventile heißen Ersatzbildungen. Sie sind stets Kompromisse: Erregung wird durch die Aktivierung von solchen Verhaltensprogrammen abgeführt, die zu Repräsentationen gehören, die so gut wie möglich an die Beschränkung. Und Erwartungen aus der äußeren Welt angepasst sind (Über-Ich), dabei jedoch gleichzeitig zumindest halbwegs Befriedigung von authentischen Bedürfnissen (Es) erlauben

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69
Q

Definiere das Ich aus psychoanalytischer Sicht

A
  • Diejenige Struktur in unserer inneren Welt, die diese essentielle Kompromissbildung verwaltet, ist das ICH
  • Die zentrale Aufgabe des Ich ist es

Verpönte Es-Repräsentationen, die den Vorstellungen der Über-Ich-
Repräsentationen deutlich zuwiderlaufen, dauerhaft abzuwehren, das bedeutet, sie bestenfalls permanent unbewusst zu halten (also zu verdrängen)

Erregung bleibt jedoch in der inneren Welt wirksam und verursacht Konflikt-Kollisionen. Um unlustvolle Erregungsexpansionen zu vermeiden, stellt das Ich ausreichend Ersatzbildungen parat, über die Erregung auf assoziativen Bahnen kompromisshaft abgebaut werden kann

Die assoziativen Bahnen sind mannigfaltig: Sie reichen von pathologischen Phänomenen über alltägliches Verhalten bis hin zur emotionalen Resonanz auf Kunst, Unterhaltungsindustrie und öffentliche Inszenierungen

  • Technisch gesprochen werden die verdrängten Repräsentationsstrukturen in all diesen Bereichen symbolisiert (d.h. assoziativ angesprochen) und führen zu einer kathartischen Freisetzung von denjenigen Affekten, die mit eigentlich verdrängten Repräsentationen zusammenhängen
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70
Q

Wie sieht die Psychoanalyse das Bewusstsein und den freien Willen?

A
  • Was wir gemeinhin als Bewusstsein bezeichnen, ist genau genommen nichts anderes als eine psychische Funktion, auf die das Ich in seinem adaptiven Versuch zurückgreift, diejenige Erregung abzuschöpfen die sich aus unbewussten Konflikten ergibt
  • Gleichzeitig ist das Ich nicht nur in seinem Gewahrsein über sich selbst (was eine Variante des Denkens darstellt), sondern in seiner gesamten psychischen Wirkung dem dynamischen Kräftespiel aus Es und Über-Ich unterworfen

das bedeutet: von seinem Verarbeitungsvorlauf her unbewusst bestimmt

  • die Vorstellung eines freien Willen ist damit obsolet: Das gesamte Denken, Fühlen und Verhalten des Menschen funktioniert zur überwiegenden Mehrheit unbewusst
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71
Q

Was wir in der Tiefenpsychologie mit Psychodynamik gemeint?

A

In der TP wird unter „Psychodynamik“ das unter dem Druck eines aktuellen Auslösers in Gang gesetzte, dynamische Zusammenspiel zwischen akuten Bewältigungsbemühungen und der aus frühen prägenden Entwicklungsbedingungen entstandenen, dispositionellen Struktur verstanden, an dessen Ende die Symptombildung das System wieder stabilisiert. Anschaulicher gesprochen: Durch den Funken des Auslösers bricht sich das, was im Fundament von früher gärt und schlummert, wieder neu Bahn.

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72
Q

Welche rolle spielt die frühe Biografie in der Psychodynamik?

A
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73
Q

Was ist in der Psychodynamik ein Grundkonflikt/infantiler Konflikt?

A
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74
Q

Welche Rolle spielt die Neurosenstruktur in der Psychodynamik?

A
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75
Q

Welche Rolle spielt Kompensation in der Psychodynamik?

A
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76
Q

Was sind in der Psychodynamik Auslöser?

A
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77
Q

Was bezeichnet die Psychodynamik als aktuell wirksamen unbewussten Konflikt?

A
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78
Q

Was bezeichnet die Psychodynamik als Symptome?

A
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79
Q

Was ist ein neurotischer Konflikt?

A

Entdeckung eines Widerstandes der sich der pathogenen Erinnerung in der Behandlung entgegenstellt

Widerstand dient der intrasubjektiven Abwehr von „unverträglichen“ Vorstellungen

Die Abwehr ist der Hauptmechanismus bei der Entstehung neurotischer Erkrankungen

Das neurotische Symptom ist Produkt eines Kompromisses zwischen zwei Vorstellungsgruppen, die sich als zwei im entgegengesetzten Sinne wirkende Kräfte verhalten

Der unbewusste Konflikt ist immer an infantile Triebregungen bzw. an die Entwicklungsstufen der infantilen Psychosexualität gebunden

Abhängig von den spezifischen Entwicklungsaufgaben der einzelnen Entwicklungsstufen treten spezifische Entwicklungskonflikte auf

Werden diese nicht adäquat gelöst, werden sie verdrängt und bleiben im Unbewussten aktiv bzw. latent

Spätere lebensgeschichtliche Konstellationen-können den unbewussten Konflikt durch Verführung / Versagung aktivieren

Von einem neurotischen (verinnerlichten und unbewussten) Konflikt spricht man erst, wenn alle Versuche der Konfliktbewältigung seitens des/ der Pat. gescheitert sind

Neurotische Konflikte äußern sich in Symptomen (Angst,Hemmung, Zwang, Depression und Körpersymptomen)

Die neurotischen Konflikte manifestieren sich in der Gegenwart als unbewusste Übertragungskonflikte in nahezu allen Beziehungen

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80
Q

Was ist mit der Metapsychologie des Konflikts auch topischer und ökonomisch-dynamischer Ebene gemeint?

A

Topische Ebene – Instanzenkonflikt: Konflikt zwischen Systemen (Ubw-Bw) oder Instanzen (Ich-Es-Über-Ich)

Ökonomisch-dynamische Ebene – Triebkonflikt: Konflikt zwischen verschiedenen Trieben (Selbsterhaltungs- vs. Sexualtriebe; Narzisstische vs. Objektbezogene Triebe; Lebens- vs. Todestriebe)

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81
Q

Was ist Angst im Zusammenhang mit einem neurotischen Konflikt?

A

Konfliktspannung führt zu Angst

Die Angst, weil unerträglich und Unlust erzeugend, wird
abgewehrt

Gesamtheit der Versuche zur Vermeidung von Angst bezeichnen
wir als Abwehr

Abwehrmechanismen

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82
Q

Beschreibe das Konfliktmodell eins neurotischen Konflikts

A
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83
Q

In welcher seine Schriften spricht Freud erstmals von der Funktionsweise des „psychischen Apparats“?

A
  1. Kapitel „Traumdeutung“
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84
Q

Was ist nach Freud der Reflexbogen?

A

Der psychische Apparat hat Freud zufolge die hereditäre Aufgabe, diejenige Erregung abzuführen, die aus der »Wahrnehmung« von

(1) äußeren Informationen (den »Reizen«) wie auch von
(2) inneren Befindlichkeiten (den »Bedürfnissen«) im Organismus ansteigt.

Diese ansteigende Erregung wird als »Unlust« empfunden: als ein unangenehmer, potentiell alarmierender Zustand von diffuser Anspannung, der so schnell wie möglich wieder vertrieben werden soll.

Wobei dem Apparat für die Abfuhr der unlustvollen Spannung zunächst angeborene und deshalb lediglich rudimentäre Mechanismen zur Verfügung stehen, die Freud stets unter Verweis auf den »Reflexbogen« als »Vorbild aller psychischen Leistungen« beschreibt.

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85
Q

Was beschreibt Freud als die Motilität?

A

die willentlichen oder unwillkürlichen Bewegungsprogramme

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86
Q

Was ist nach Freud das Unlustprinzip?

A

inhärenter Drang, die Erregung über die »Motilität« (die willentlichen oder unwillkürlichen Bewegungsprogramme) so unmittelbar, wie auch nur irgendwie zu bewerkstelligen ist, wieder nach Außen abzugeben.

Diesen Drang nennt er vorläufig das »Unlustprinzip«, welches sicherstellt, dass der Organismus in einen Zustand der Entspannung (»Befriedigung«) zurückversetzt wird, der Unlust reduziert.

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87
Q

Wo verortet Freud topisch (örtlich) Wahrnehmung und Motilität im psychischen Apparat?

A

Um die Abfuhr besorgenden Bewegungsprogramme in Gang zu setzen, muss die Erregung offensichtlich einen Weg zurücklegen von der Wahrnehmung hin zur Motilität — sodass Freud diese beiden Modalitäten metaphorisch örtlich (also »topisch«) gesehen als die äußeren Eckpfeiler des von ihm als gegeben vorausgesetzten Apparats definiert.

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88
Q

Wie werden nach Freud im psychischen Apparat Wahrnehmung und Motilität ausgebildet?

A

Nach Darwins Modell Strang evolutionäres Erbe

Keine der beiden Modalitäten in der Lage,auf Basis von Erfahrung ihre Struktur auszubilden

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89
Q

Was sind nach Freuds Modell des psychsischen Apparats die Psystrukturen?

A

Da die Eckpfeiler (Wahrnehmung und Motilität) durch ein evolutionäres Erbe streng automatisiert operieren, seien weder Wahrnehmung noch Motilität in der Verfassung, auf Basis von Erfahrung Strukturen auszubilden.

Demgegenüber sind allerdings — durch Lernen im Kontakt mit »erfahrenen Individuen« in der frühen Kindheit — verschiedene Komponenten zwischen diesen Eckpfeilern herangereift, die Freud technisch »Psi- Strukturen« nennt und die er sich als sehr wohl repräsentational und hierarchisch organisiert vorstellt.

Soll ansteigende Erregung zur Durchringung des Unlustprinzips abgeführt werden, so muss sie ihren Weg durch diese erworbenen Strukturen finden, um zur Motilität zu gelangen.

Das Zurücklegen dieses Weges durch den Apparat nennt Freud den Prozess der »Innervation«.

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90
Q

Was bezeichnet Freud als Innervation?

A

Das Zurücklegen des Weges von Erregung durch den psychischen Apparat, durch die Psy-Strukturen nennt Freud Innervation

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91
Q

In was für Spuren gliedert Freud die Psy-Strukturen?

A

Eine hierarchische, erfahrungsbedingte und Lernen repräsentierende Systematisierung von solchen Strukturen setzt konsequenterweise voraus, dass ihnen eine essentielle Fähigkeit zu Grunde liegt, segmentierte Formen von »Gedächtnis« auszubilden, weshalb Freud die Psi-Strukturen in einzelne »Erinnerungsspuren« gliedert.

Er beschreibt diese Spuren wie die »Linsen« eines »Fernrohrs«: Sie seien »hintereinandergeschaltet« und bilden damit mehrere »Ebenen«, die bei der Innervation durchlaufen werden müssen.

Diese »Linsen« sind also genau genommen so etwas wie ein komplexes Netzwerk an verästelten, unterschiedlich stark ausgeprägten »Routen«, die bei der Innervation genommen werden können.

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92
Q

Wie lassen sich die Erinnerungsspuren in Freuds Psi-Strukturen auch definieren?

A

Erinnerungsspuren sind von ihrem Ursprung her nichts anderes als die gespeicherten und damit zur Struktur gewordenen »archaischen« Erfahrungen von einst halbwegs tatsächlicher Befriedigung.

Modellhaft werden diese als Bahnen für die auch zukünftige Abfuhr von Erregung (die aus ähnlichen Reizen oder Bedürfnissen resultiert) »behalten«.

Wobei dieses »Behalten« genau genommen die »Bindung« von Teilen der Erregung an das System selbst meint

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93
Q

Wie wird die Eskalation durch Anstauung von Unlust im Psychischen Apparat nach Freud vermieden?

A

Modellhaft werden erfolgreiche Erfahrungen der Befriedigiung als Bahnen für die auch zukünftige Abfuhr von Erregung (die aus ähnlichen Reizen oder Bedürfnissen resultiert) »behalten«.

Wobei dieses »Behalten« genau genommen die »Bindung« von Teilen der Erregung an das System selbst meint:
Auf fremde Hilfe durch die erfahrenen Individuen angewiesen, kann die vom Unlustprinzip initiierte, möglichst unmittelbare Befriedigung über die Motilität so gut wie niemals real erwirkt werden, sondern bleibt nicht selten verzögert oder verfehlt, mitunter sogar verwehrt — weshalb sich Erregung unweigerlich aufstaut und alarmierende Unlust einzig expandiert.

Eskalation wird verhindert, indem Erregung direkt in denjenigen Bahnen, die aus der Erfahrung mit den erfahrenen Individuen aufgrund der Fähigkeit zur Lernleistung der Psi-Strukturen erwachsen, »aufbewahrt« (und damit im eigentlichen Sinne »strukturbildend«) wird.

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94
Q

Was ist nach Freuds Modell des psychischen Apparat der Unterschied zwischen „freier“ und „gebundener“ Erregung?

A

Die Strukturbildung des Psychischen Apparats stützt sich auf eine Umwandlung von »freier Erregung« in »gebundene Erregung«.

Durch Lernerfahrung ist es möglich, für die Abfuhr der im Organismus ansteigenden Erregung nicht mehr auf möglichst sofortiges (»instinkthaftes«), impulsives (in den meisten Fällen jedoch wenig zielführendes und daher letztlich auf dysfunktionale Weise Unlust lediglich verstärkendes) Verhalten abzuzielen — sondern die Umsetzung von Befriedigung »aufzuschieben«.

Aufgeschobene Befriedigung erzeugt jedoch früher oder später neuerlich Unlust.

Und dennoch bringt der vom Apparat errungene Befriedigungsaufschub den Organismus in die wesentlich aussichtsreichere Lage, allmählich funktionalere Strategien und Möglichkeiten der selbstständigen, potentiell autonomen, das bedeutet: von den erfahrenen Individuen unabhängigen Unlustregulation zu entwickeln.

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95
Q

Was beschreibt Freud als das Gesetz der Finalität?

A

gebundene Erregung »hängt« zwar durch zeitliche Verzögerung der Befriedigung an den Psi-Strukturen, was das Unlustempfinden zu entschärfen vermag, nur drängt die in Bindung gehaltene Erregung weiterhin nach Abfuhr, drängt also weiterhin in Richtung der Motilität — und zwar umso stärker, je mehr Erregung festgehalten wird.
Freud nennt dieses Prinzip das »Gesetz der Finalität«.

Neu im System ansteigende Erregung, die zum Zwecke ihrer Innervation die bekannten, einst als tauglich erwiesenen Abfuhrbahnen nimmt, führt beim Durchlaufen des psychischen Apparats zu einem Erregungsanstieg entlang betroffener Bahnen und erzwingt dort eine Summation der neuen freien Erregung mit der in der Bahn gebundenen Erregung — was Freud als »Besetzung« bezeichnet.

Durch die Besetzung intensiviert sich der Drang, die Abfuhr von (gebundener wie auch besetzter) Erregung entlang der betroffenen Bahn zu finalisieren — ein »Streben« sozusagen, die besetzte Bahn in Richtung Motilität hin zu öffnen, um sich darüber endlich der aufgeladenen Unlust zu entledigen.

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96
Q

Was beschreibt Freud als Besetzung im psychischen Apparat?

A

Neu im System ansteigende Erregung, die zum Zwecke ihrer Innervation die bekannten, einst als tauglich erwiesenen Abfuhrbahnen nimmt, führt beim Durchlaufen des psychischen Apparats zu einem Erregungsanstieg entlang betroffener Bahnen und erzwingt dort eine Summation der neuen freien Erregung mit der in der Bahn gebundenen Erregung — was Freud als »Besetzung« bezeichnet.

Durch die Besetzung intensiviert sich der Drang, die Abfuhr von (gebundener wie auch besetzter) Erregung entlang der betroffenen Bahn zu finalisieren — ein »Streben« sozusagen, die besetzte Bahn in Richtung Motilität hin zu öffnen, um sich darüber endlich der aufgeladenen Unlust zu entledigen.

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97
Q

Aus welchen Komponenten setzten sich die einzelnen Erinnerungsspuren (die verschiedenen Erregungsbahnen) der Psi-Strukturen im Psychischen Apparat laut Freud zusammen?

A

Entlang der Erregungsbahnen finden sich einzelne Bausteine, die Freud als »Vorstellungen« titulierte.

Vorstellungen entwickeln sich aus der sukzessiven Verschaltung von
(1) archaischen Wahrnehmungen und
(2) infantilen Bedürfnissen mit
(3) den durch Lernerfahrung als zugehörig gespeicherten, wiederholten Befriedigungserlebnissen.

Da der psychische Apparat progredient reift, unterliegt diese Verschaltung zeitlich, topisch und dynamisch gesehen dem Einfluss unterschiedlich verfügbarer und mächtiger Funktionen bzw. Regulationsmechanismen.

Was bedeutet, dass die Vorstellungen ein Spektrum abbilden: Es gibt sie in ihren primitiven Varianten nahe am Eckpfeiler der Wahrnehmung bis hin zu ihren reiferen Abkömmlingen in Richtung der Motilität.

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98
Q

Was beschreibt Freud im psychischen Apparat innerhalb der Psi-Strukturen als Vorstellungen?

A

Entlang der Erregungsbahnen finden sich einzelne Bausteine, die Freud als »Vorstellungen« titulierte.

Vorstellungen entwickeln sich aus der sukzessiven Verschaltung von
(1) archaischen Wahrnehmungen und
(2) infantilen Bedürfnissen mit
(3) den durch Lernerfahrung als zugehörig gespeicherten, wiederholten Befriedigungserlebnissen.

Da der psychische Apparat progredient reift, unterliegt diese Verschaltung zeitlich, topisch und dynamisch gesehen dem Einfluss unterschiedlich verfügbarer und mächtiger Funktionen bzw. Regulationsmechanismen.

Was bedeutet, dass die Vorstellungen ein Spektrum abbilden: Es gibt sie in ihren primitiven Varianten nahe am Eckpfeiler der Wahrnehmung bis hin zu ihren reiferen Abkömmlingen in Richtung der Motilität.

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99
Q

Wie soll laut Freud schnellstmögliche Abfuhr von Unlust im Psychischen Apparat sichergestellt werden?

A

Um die schnellstmögliche Abfuhr sicherzustellen, werden die Informationen aus der Wahrnehmung mit den gespeicherten Erfahrungen von einst geglückter Befriedigung »abgeglichen«.

Noch bevor die Erregung also ihren spezifischen Weg entlang konkreter Abfuhrbahnen findet, sind offensichtlich regulative Vorstellungen darüber notwendig, was überhaupt wie wahrgenommen wird.

Schon im »Entwurf« von 1895 erkannte Freud folgerichtig, dass Wahrnehmung nicht bloß mentales, neuronal kopierendes Abbilden der Umwelt, sondern ein subjektiv erfahrungsbasierter und Erfahrung wiederholend operierender Prozess ist.

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100
Q

Was beschreiben wir basierend auf Freud als Vorstellungen des Wahrnehmungskomplex?

A

Um die schnellstmögliche Abfuhr sicherzustellen, werden die Informationen aus der Wahrnehmung mit den gespeicherten Erfahrungen von einst geglückter Befriedigung »abgeglichen«.

Noch bevor die Erregung also ihren spezifischen Weg entlang konkreter Abfuhrbahnen findet, sind offensichtlich regulative Vorstellungen darüber notwendig, was überhaupt wie wahrgenommen wird.

Schon im »Entwurf« von 1895 erkannte Freud folgerichtig, dass Wahrnehmung nicht bloß mentales, neuronal kopierendes Abbilden der Umwelt, sondern ein subjektiv erfahrungsbasierter und Erfahrung wiederholend operierender Prozess ist.

Diejenigen Vorstellungen, die als früh erworbene Schablonen für den Abgleich von Informationen aus der Wahrnehmung mit den gespeicherten Befriedigungserfahrungen bezogen werden, würden wir ergänzend zur »Traumdeutung« mit Verweis auf den »Entwurf« am schlüssigsten als »Vorstellungen des Wahrnehmungskomplexes« bezeichnen können.

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101
Q

Was beschreibt Freud als Primärprozess/-Vorgang im psychischen Apparat?

A

Primitiver Zustand im psychischen Apparat, der unabänderlich und beständig nach Wiederholung von solchen Wahrnehumgen, die mit den befriedigenden Erfahrungen ident sind und aufgrund dieser Übereinstimmung eine rasche Innervation mit neuerlicher Befriedigung versprechen.

Gewissermaßen nehmen wir also immer das wahr, was wir wahrnehmen wollen. Dieses Phänomen tauft Freud »Wahrnehmungsidentität«.

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102
Q

Was beschreibt Freud als Wahrnehmungsidentität?

A

Durch primitiven Zustand im psychischen Apparat, der unabänderlich und beständig nach Wiederholung von Wahrnehumgen, die mit den befriedigenden Erfahrungen ident sind und aufgrund dieser Übereinstimmung eine rasche Innervation mit neuerlicher Befriedigung versprechen strebt, nehmen wir also gewissermaßen immer das wahr, was wir wahrnehmen wollen. Dieses Phänomen tauft Freud »Wahrnehmungsidentität«.

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103
Q

Was ist die Tragweite der von Freud beschriebenen Wahrnehmungsidentität?

A

Da es sich bei der Wahrnehmungsidentität um den ersten Schritt der Filterung von Erregung handelt, auf dem die weiteren Ebenen der Innervation aufbauen, sind alle anknüpfenden Mechanismen des Apparats (wie z.B. Wünschen und Beabsichtigen, Denken und Sprechen, Verhalten und Motivation) orientiert an der Finalisierung der Befriedigung von frühkindlichen Bedürfnissen.

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104
Q

Wofür sorgt die Wahrnehmungidentität (metaphorisch)?

A

Metaphorisch gesprochen sorgt die Wahrnehmungsidentität dafür, dass einströmende Erregung auf nächster Ebene denjenigen (»wahrnehmungsidentitären«) Innervationspfad nimmt, der sich in der Vergangenheit als priorisierte Bahn für die Unlustreduktion herauskristallisiert hatte.

Wird Erregung auf so einen Weg »geschickt«, werden deshalb zunächst jene dazugehörigen Vorstellungen besetzt, die aus dem »Erinnerungsbild an das befriedigende Objekt« stammen:
Und damit aktivieren sich Repräsentationen vom Akt der Befriedigung, vom Triebobjekt und vom hilfreichen Individuum.

Diese sollen nun — dem Gesetz der Finalität folgend — zur Abfuhr gebracht sein und werden dafür in weiterer Folge potentiell verhaltenssteuernd.

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105
Q

Was ist die halluzinatorische Wunscherfüllung nach Freud?

A

Metaphorisch gesprochen sorgt die Wahrnehmungsidentität dafür, dass einströmende Erregung auf nächster Ebene denjenigen (»wahrnehmungsidentitären«) Innervationspfad nimmt, der sich in der Vergangenheit als priorisierte Bahn für die Unlustreduktion herauskristallisiert hatte.

Wird Erregung auf so einen Weg »geschickt«, werden deshalb zunächst jene dazugehörigen Vorstellungen besetzt, die aus dem »Erinnerungsbild an das befriedigende Objekt« stammen:
Und damit aktivieren sich Repräsentationen vom Akt der Befriedigung, vom Triebobjekt und vom hilfreichen Individuum.

Diese sollen nun — dem Gesetz der Finalität folgend — zur Abfuhr gebracht sein und werden dafür in weiterer Folge potentiell verhaltenssteuernd.

Es ist der Primärvorgang, der hier fast in Reinblüte am Werke ist: Er lässt sich am einfachsten umsetzen, indem sich der Organismus in einen Zustand versetzt, als sei er bereits befriedigt.

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106
Q

Was ist das Problem laut Freud an den halluzinatorischen Wunschbefriedigungen?

A

Die Besetzung jener Vorstellungen, die einer halluzinierten Befriedigung gleichkommen, erlaubt natürlich keine tatsächliche Befriedigung: Auf diesem Innervationsweg lauert zwangsläufig Frustration und damit zusätzliche Unlust.

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107
Q

Was ist nach Freud die Realitätsprüfung im psychischen Apparat?

A

Die Besetzung jener Vorstellungen, die einer halluzinierten Befriedigung gleichkommen, erlaubt natürlich keine tatsächliche Befriedigung: Auf diesem Innervationsweg lauert zwangsläufig Frustration und damit zusätzliche Unlust.

Um entgegenzuwirken, schaltet sich eine Leistung dazwischen, welche die Aktivierung der unmittelbar halluzinierten Befriedigung gerade unterbindet: hier ergänzt Freud, dass die »Einsetzung einer Realitätsprüfung« vom Apparat »als notwendig erkannt« wird.

Der psychische Apparat offensichtlich die Fähigkeit, eine stark besetzte Vorstellung vom bedürfnisbefriedigenden Objekt (also eine Vorstellung, die halluzinatorisch als real anwesend empfunden wird) von der Wahrnehmung des realen Vorhandenseins des Objekts (also einer Vorstellung, die einen Teil der tatsächlichen Umwelt repräsentiert) unterscheiden zu können.

Dafür hatte er die Begrifflichkeiten der imaginativen »Reproduktion« und der realitätsnahen »Rezeption« des Objekts vorgeschlagen.

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108
Q

Wie funktioniert die Realitätsprüfung im psychischen Apparat laut Freud?

A

Die Wirkweise einer Realitätsprüfung setzt selbst eine repräsentationale Struktur voraus.

So einer Struktur obliegt es,
(1) den Abgleich zwischen Vorstellungen der halluzinierten vs. tatsächlichen Anwesenheit von befriedigenden Objekten zu verwalten und darüber hinaus
(2) die Erregungsabfuhr solange »zurückzuhalten«, bis eine (möglichst wahrnehmungs-identitäre) Übereinstimmung zwischen beiden detektiert wird.

Anders gesagt entdeckt Freud, dass die primäre Aufgabe der Realitätsprüfung in der Hemmung von Erregungsabfuhr besteht, die bis zur hergestellten Wahrnehmungsidentität aufrechterhalten werden muss, weil erst dann gewährleistet ist, dass das zur Befriedigung initiierte Bewegungsprogramm einigermaßen funktional verläuft und damit Unlust auch verlässlich reduzierbar ist.

In Opposition zum »Primärvorgang« bezeichnet Freud denjenigen Prozess, der sich um die konträre Hemmung und den Aufschub der unmittelbaren Erregungsabfuhr organisiert: den »Sekundärvorgang«.

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109
Q

Was sind der Primär- und Sekundärvorgang der Realitätsprüfung im psychischen Apparat nach Freud?

A

Freud entdeckt, dass die primäre Aufgabe der Realitätsprüfung in der Hemmung von Erregungsabfuhr besteht, die bis zur hergestellten Wahrnehmungsidentität aufrechterhalten werden muss, weil erst dann gewährleistet ist, dass das zur Befriedigung initiierte Bewegungsprogramm einigermaßen funktional verläuft und damit Unlust auch verlässlich reduzierbar ist.

In Opposition zum »Primärvorgang« bezeichnet Freud denjenigen Prozess, der sich um die konträre Hemmung und den Aufschub der unmittelbaren Erregungsabfuhr organisiert: den »Sekundärvorgang«.

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110
Q

Was beschreibt Freud als einen Wunsch im psychischen Apparat?

A

Aufgrund der intervenierenden, sekundärprozessorischen Realitätsprüfung finden die Vorstellungen aus dem Wahrnehmungskomplex keinen unmittelbaren Weg in die abführende Motilität: Zwar wird ein x Teil der Erregung in der Bindung an die letztendlich blockierten Bahnen der halluzinatorisch bedürfnisbefriedigenden Vorstellungen verbleiben, der Rest der Erregung wird sich jedoch neue Bahnen suchen müssen, über deren Besetzungen er sich zur Aktivierung der Bewegungsprogramme hin fortzupflanzen vermag.

Der Fernrohr-Metapher gemäß durchläuft die Erregung dabei neue Linsen, die erst durch Installierung des ununmgänglichen Sekundärvorgangs aufgezwungen werden.

Dies gelingt, indem die Erregung von den blockierten Vorstellungen zu anderen, weiter entwickelten und auch besser zur Motilität hin lenkenden Vorstellungen »weiterspringt«:
Das sind zunächst solche Vorstellungen, die das befriedigende Objekt zwar aktuell noch nicht als anwesend wähnen, jedoch eine Repräsentanz über einen in Zukunft zu realisierenden Zustand von Befriedigung erzeugen.

Wir nennen so eine Vorstellung: einen »Wunsch«.

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111
Q

Was sind Wortvorstellungen und wofür sind sie wichtig nach Freud?

A

Ein Wunsch ist nichts anderes als die Spezialvariante einer Vorstellung, die ihre Erregung zwar nach wie vor aus den dahinter wirksamen halluzinierten Bedürfnisbefriedigung speist, deren Vorstellungen jedoch mit rudimentär verankerten Sprachstrukturen verknüpft.

Das »Mentale« an der Wunsch-Repräsentation setzt also zwingend eine repräsentationale Grammatik voraus, die erfahrungsbedingt über den Kontakt mit der Sprache von erfahrenen Individuen im Apparat verankert wird.

Die dafür zuständigen Vorstellungen bezeichnet Freud als »Wortvorstellungen«.

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112
Q

Was ist laut Freud an einem Wunsch anders als an einem Bedürfnis?

A

Ein »Bedürfnis« kann halluzinatorisch als »befriedigt« imaginiert werden: Vorstellungen aus dem Wahrnehmungskomplex provozieren bei ihrer Besetzung ein recht körpernahes Empfinden und versetzen den Organismus somit in einen im Grunde diffusen Zustand, bei dem Halluzination nicht von Wirklichkeit unterschieden werden kann.

Anders beim Wunsch: Der Wunsch ist eine Vorstellung, die bereits als, wenn auch primitive, so doch bereits immerhin mentale Repräsentation fungiert. Als solche stiftet sie eine allmähliche Trennung des Imaginativen vom Körpernahen.

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113
Q

Was beschreibt Freud als Denken?

A

Ist von »Wortvorstellungen« und »repräsentationalen grammatikalischen Strukturen« die Rede, so mag das intuitiv nach unmittelbarer Sprachfähigkeit klingen.

Zu sprechen erfordert allerdings einen weiteren Verarbeitungsschritt: das »Denken«.
Das deshalb in der Fernrohr-Metapher eine Ebene weiter rechts in Richtung Motilität angesiedelt ist als die Wortvorstellungen.

Um diese Ebene zu erreichen, müssen Wortvorstellungen mit »Aufmerksamkeit« besetzt werden:
Aufmerksamkeit ist selbst eine Spezialform der Besetzung, durch die zusätzliche, mobil verwaltete freie Erregung temporär zur Aufladung bereitgestellt wird.
Das erleichtert die Vernetzung von Wortvorstellungen, die nunmehr gleichzeitig aktiviert und durch so eine Verschaltung als »Gedankenvorgänge« zum eigenständigen Objekt der Wahrnehmung werden können.

Das Bemerkenswerte an diesem Prozess ist die distinktive Natur, die dem Denken beigemessen wird: Gedankenvorgänge sind Ergebnis des Versuchs, Erregung zu filtern und damit (Trieb-) Befriedigung aufzuschieben!

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114
Q

Was beschreibe Freud als Aufmerksamkeit?

A

Um die Ebene des Denkens zu erreichen, müssen Wortvorstellungen mit »Aufmerksamkeit« besetzt werden:

Aufmerksamkeit ist selbst eine Spezialform der Besetzung, durch die zusätzliche, mobil verwaltete freie Erregung temporär zur Aufladung bereitgestellt wird.

Das erleichtert die Vernetzung von Wortvorstellungen, die nunmehr gleichzeitig aktiviert und durch so eine Verschaltung als »Gedankenvorgänge« zum eigenständigen Objekt der Wahrnehmung werden können.

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115
Q

Was ist Freud zur Folge die Denkidentität?

A

War der Primärvorgang noch dadurch gekennzeichnet, dass Erregung so schnell wie möglich abgeführt und hierfür die (halluzinatorische) Wahrnehmung von vorhandener Befriedigung bezweckt sein soll (was mit der Besetzung der Wahrnehmungsidentität einhergeht), so strebt der Sekundärvorgang demgegenüber nach »Denkidentität«.

Die hier proklamierte »Identität« betrifft das Denken und die ihm zu Grunde liegenden Wünsche.

Weil Wunsch und Wortvorstellung in engster Verknüpfung operieren, ist das Denken als streng und stets wunschdominiert konzipiert: Quasi können wir nur in jenen grammatikalischen Vorstellungsstrukturen denken, die bestmöglich der Befriedigung unserer im Verborgenen wirksamen Wunsch-Vorstellungen dienen.

Die Denkidentität ist eine Fortentwicklung der bloß halluzinierten Wahrnehmung eines angeblich bereits vorhandenen Befriedigungserlebnisses: eine in Aussicht gestellte »Wunscherfüllung«, die nicht mehr impulsiv oder imaginär (und damit letztlich frustrierend) erzwungen sein soll, sondern über den Mittelsweg der mit Aufmerksamkeit besetzten Wortvorstellungen »gedacht« werden kann.

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116
Q

Was ist nach Freud die Wunschbefriedigung und wie kommt es zu dieser?

A

Auf Grundlage des Sekundärprozesses wird Erregung bei ihrer Innervation zwar notgedrungen »verformt« und »umgestaltet«, letztlich erlaubt dies allerdings die kompetentere Initiation der Bewegungsprogramme für eine dadurch ein Stück weit verlässlichere Bedürfnisbefriedigung (inklusive der Reduktion von Unlust).

Bedürfnisse werden nicht mehr drängend körpernah und als bedrohlich im Sinne einer potentiellen Unlusteskalation empfunden, sondern können über das Denken merklich kompetenter »kontrolliert« werden.

Haben Bedürfnisse über den Filterungsweg der Wunsch-Derrivate erst Eingang in die Gedankenvorgänge gefunden, wird der Organismus vom psychischen Apparat in die Lage versetzt, die willkürlich kontrollierbare Motilität mehr oder weniger gezielt einzusetzen, um durch manifest beabsichtigtes Verhalten die einigermaßen zweckdienliche Befriedigung der latent wirksamen Wünsche so effektiv wie möglich zu besorgen.

Ein durch so ein Verhalten erfüllter Wunsch erlangt dadurch seine Unlust reduzierende »Wunschbefriedigung«.

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117
Q

Was beschreibt Freud als das System Bw?

A

„Das Bewusstsein“

Es sollte ersichtlich sein, dass so etwas wie das »Denken«, »willentliches« oder »absichtsvolles« Verhalten das vorläufige Ende eines längeren Filterungsprozesses von Erregung darstellt.

Freud siedelt die Phänomene in seiner Fernrohr-Metapher folgend rechts in unmittelbarer Vorschaltung zur Motilität an.

Freud gibt diesem »Bereich« im psychischen Apparat analog den Namen »Bewusstsein«.

Nur ist das Bewusstsein eben kein »Ort«, sondern ein spezifischer Modus der Innervation. Weshalb er das Bewusstsein auch »System Bw« nennt.

Der Modus des Bewusstseins besteht in der flexiblen Bindung derjenigen Reste von freier Erregung, die vom Durchlaufen der vorherigen Filterungsebenen noch übrig geblieben sind, an die Gedankenvorgänge, um sie dem »bewussten Denken« zuzuführen und der Erregung auf diese Weise den andernfalls unkontrollierten Weg in die Motilität zu verwehren.

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118
Q

Was beschreibt Freud als Bewusstsein und wo verortet er es im psychischen Apparat?

A

Das System Bw

Es sollte ersichtlich sein, dass so etwas wie das »Denken«, »willentliches« oder »absichtsvolles« Verhalten das vorläufige Ende eines längeren Filterungsprozesses von Erregung darstellt.

Freud siedelt die Phänomene in seiner Fernrohr-Metapher folgend rechts in unmittelbarer Vorschaltung zur Motilität an.

Freud gibt diesem »Bereich« im psychischen Apparat analog den Namen »Bewusstsein«.

Nur ist das Bewusstsein eben kein »Ort«, sondern ein spezifischer Modus der Innervation. Weshalb er das Bewusstsein auch »System Bw« nennt.

Der Modus des Bewusstseins besteht in der flexiblen Bindung derjenigen Reste von freier Erregung, die vom Durchlaufen der vorherigen Filterungsebenen noch übrig geblieben sind, an die Gedankenvorgänge, um sie dem »bewussten Denken« zuzuführen und der Erregung auf diese Weise den andernfalls unkontrollierten Weg in die Motilität zu verwehren.

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119
Q

Was beschreibt Freud als das System Vbw?

A

Freuds Logik folgend, muss es im psychischen Apparat einen »Ort« geben, in welchem sich Wortvorstellungen befinden, die zwar durch ihre strukturelle Repräsentation permanent vorhanden und prinzipiell verfügbar sind, jedoch augenscheinlich nur hin und wieder Eingang in die Gedankenvorgänge fnden.

Freud siedelt die Wortvorstellungen weiter links im Fernrohr an und tauft ihren Aufenthaltsort das »Vorbewusste«.

Mit diesem Namen möchte er suggerieren, dass es sich dabei um eine schier unerschöpfliche Welt an gespeicherten Vorstellungen handelt, die »vor« dem Bewusstsein auf Eingang ins Bw drängen.

Das »System Vbw« verwaltet spezielle Modi der Innervation:
Es sind dies neben der
(1) dauerhaften, strukturbildenden Bindung von Erregung an Wortvorstellungen insbesondere
(2) die Lenkung von mobiler Aufmerksamkeitsbesetzung sowie
(3) die dynamische Regulation von Widerstand und Verdrängung durch
(4) entsprechend systematische Gegenbesetzungen.

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120
Q

Was beschreibt Freud als das Vorbewusste und wo verortet er es?

A

System Vbw

Freuds Logik folgend, muss es im psychischen Apparat einen »Ort« geben, in welchem sich Wortvorstellungen befinden, die zwar durch ihre strukturelle Repräsentation permanent vorhanden und prinzipiell verfügbar sind, jedoch augenscheinlich nur hin und wieder Eingang in die Gedankenvorgänge fnden.

Freud siedelt die Wortvorstellungen weiter links im Fernrohr an und tauft ihren Aufenthaltsort das »Vorbewusste«.

Mit diesem Namen möchte er suggerieren, dass es sich dabei um eine schier unerschöpfliche Welt an gespeicherten Vorstellungen handelt, die »vor« dem Bewusstsein auf Eingang ins Bw drängen.

Das »System Vbw« verwaltet spezielle Modi der Innervation:
Es sind dies neben der
(1) dauerhaften, strukturbildenden Bindung von Erregung an Wortvorstellungen insbesondere
(2) die Lenkung von mobiler Aufmerksamkeitsbesetzung sowie
(3) die dynamische Regulation von Widerstand und Verdrängung durch
(4) entsprechend systematische Gegenbesetzungen.

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121
Q

Was versteht Freud unter Widerstand im psychischen Apparat?

A

Dass unser Denken nicht mit der nahezu unerschöpflichen Fülle an in uns gespeicherten und ins Bw drängenden Wortvorstellungen überflutet wird, macht das Vorhandensein einer Art »Schranke« plausibel, die zwischen den Systemen Vbw und Bw liegt und die Freud »Widerstand« nennt.

Allgemein könnten wir unter dem Widerstand sämtliche (inhaltlich filternde) Mechanismen und Vorgänge subsummieren, die vom Vbw eingesetzt werden, um zu verhindern, dass bestimmte (meistens bedrohliche) Vorstellungen Eingang ins Bw finden.

Demgegenüber konzipiert Freud den Widerstand in der »Traumdeutung« jedoch zunächst noch konkret in quantitativem Sinne einer Art »Barriere«, die wie ein »Schutzfilter« fungiert und sich so den Erregungsanstürmen entgegenstellt, welche aus den vielen Erregungsbahnen der zugehörigen vorbewussten Wortvorstellungen heraus zur Entladung ins Bw drängen.

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122
Q

Wie wirkt Aufmerksamkeit laut Freud im System Bw und System Vbw?

A

Gewissermaßen ist die »Mauer« des Widerstands nur zu überwinden, wenn bestimmte Wortvorstellungen stark genug besetzt und auf diese Weise mit ausreichend hoch summierter Erregung ausgestattet sind.

So ein Fall tritt ein, wenn das Vbw zusätzliche Erregung in Form von »Aufmerksamkeit« auf bestimmte Vorstellungen lenkt.

Aufmerksamkeit ist eine mobile Variante der Besetzung, die für die von ihr besetzten Vorstellungen eine zusätzliche Erregungssumme zur Verfügung stellt.

Dadurch werden die entsprechenden Vorstellungen »überbesetzt«: Die an ihnen haftende Erregung wird stark genug, um den Widerstand zu überspringen, sodass sich die Erregungsbahn in Richtung Motilität hinein ins Bw öffnen kann — und dort schließlich von diesem an die Gedankengänge gebunden wird.

Genaugenommen ist die Aufmerksamkeitsbesetzung ein strategisch durchaus günstiger Schutzmechanismus: Da hiermit nämlich nur ausgewählte Vorstellungen ins Bw gelangen und über die willkürlich kontrollierbare Motilität verhaltenssteuernd werden.

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123
Q

Was sind Fehlleistungen im psychischen Apparat?

A

Es gibt Wege, welche die Erregung in die nicht willentliche Motilität finden kann ganz ohne Filterung durch die Aufmerksamkeitsbesetzung.

Sozusagen »erschleicht« sich die Erregung dabei einen geheimen Pfad aus dem Vorbewussten heraus vorbei am Widerstand.

Was phänomenologisch in häufig »impulsiven« Verhaltensweisen resultiert, die wir »nicht beabsichtigen« und von denen wir zu sagen geneigt sind, sie seien »unmotiviert« oder würden uns »unkontrolliert« »einfach so« »passieren«.

Solche häufig bizarren Verhaltensweisen stammen u.a. aus der Riege der »Fehlleistungen« (deren populärster Ableger sicherlich der x »Freud’sche Versprecher« ist).

Dass dieses »Fehlverhalten« kein Zufallsgeschehen ist, sondern einen spezifischen Ursprung im Vbw hat, wird nicht zuletzt daran ersichtlich, dass im anschließenden Nachdenken (also der nachfolgend installierten Aufmerksamkeitsbesetzung) sehr wohl sinnvolle Absichten (oder technisch gesprochen: die hier wirksamen,
sich erfolgreich eingeschummelten Wortvorstellungen) reflektierbar werden.

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124
Q

Welches Phänomen beschreibt Freud als Assoziation?

A

Freud versucht zu erklären, wie Fehlleistungen geheimen Pfade vorbei an der Aufmerksamkeitsbesetzung in die Motilität erschleichen können und stützt sich dabei nicht nur auf seine Erfahrungen durch
(1) die detailiert dokumentierten Fehlleistungen, sondern daneben auch auf
(2) seine eindrücklichen Erfahrungen mit den sonderbaren (Konversions-) Symtpomen seiner hysterischen Patientinnen sowie nicht zuletzt
(3) auf die entschlüsselte Funktionsweise von Träumen und Traumdeutung aus seinem Schlüsselwerk.

In all diesen Bereichen werden bestimmte Wortvorstellungen, die eigentlich mit verstärktem Druck ins Bw drängen (vom quantitativen Widerstand allerdings just davon abgehalten werden), durch andere, ihnen ähnelnde Wortvorstellungen ersetzt und über diese Verbindung den »heimlichen Sprung« in die bewusstseinsnahe, wenn auch nicht gänzlich kontrollierbare unwillkürliche Motilität schaffen.

Das hier beschriebene Phänomen ist die »Assoziation«.

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125
Q

Was beschreibt Freud als assoziierte Vorstellungen?

A

Metapsychologische Grundlage der Assoziation ließe sich für Freud wohl am plausibelsten aus einer besonderen Funktionsweise des psychischen Apparats ableiten, der durch die Wahrnehmung einströmende Erregung nämlich zum Zwecke ihrer Innervation zwar entlang einer »bevorzugten« Bahn schickt, die Erregung jedoch praktisch niemals wirklich nur diese eine, singuläre Bahn nimmt.

Gleichzeitig würde sich Erregung zu bestimmten Teilen stets auch anderer Bahnen bedienen, um Richtung Motilität zu streben.

Was gerade dann unumgänglich wird, wenn der primäre Weg zur Motilität (aus welchen Gründen auch immer) versperrt wird.

Möglichkeiten, eine bevorzugte Bahn zu verlassen und teilweise auf eine andere überzuspringen, bieten »Engstellen« im Netzwerk der Erregungsbahnen, die sich daraus ergeben, dass sich hier mehrere Vorstellungen ähneln, was bedeutet, dass sie sich aufgrund von unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Lernerfahrungen metaphorisch (nicht zwingend strukturell) »benachbart« im Apparat einschreiben.

Darüber würde eine Ähnlichkeitsbeziehung leichter aufrechterhalten: Die Vorstellungen sind fortan »assoziiert«.

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126
Q

Was ist für Freud Verdichtung und Verschiebung?

A

Freud diskutiert das Zustandekommen der Assoziation zunächst über eine Ähnlichkeit aufgrund von »Gleichzeitigkeit des Auftretens« während der Ausbildung des Gedächtnisses, bei der Vorstellungen durch »Konditionierung« miteinander verknüpft werden.

Ergänzend zeigt er sich später immer wieder völlig verblüfft über die Kreativität der von dieser Konditionierung ausgehenden »Maskierungs«-Mechanismen, die er vor allem in zweierlei Ausprägung entdeckt:

(1) Bei der »Verschiebung« wird Erregung von einer Vorstellung abgezogen und auf eine andere, weniger intensiv besetzte Vorstellung umgelenkt.

(2) Die »Verdichtung« zeigt, dass eine einzige Vorstellung für sich alleine mehrere Asssoziaitonsketten
»vertritt«, an deren Kreuzungspunkten sie sich befidet.

Die beiden Prozesse sind unmittelbar bei der Bildung von Träumen, Symptomen und neurotischen Fehlleistungen beteiligt und werden von Freud fortan als »Kernelemente« für die Funktionsweise des Primärvorgangs definiert.

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127
Q

Wie wird laut Freud Verhalten durch Ersatzbildungen im psychischen Apparat determiniert?

A

Das Assoziations-Phänomen legt nahe, dass sich Erregung im Apparat nicht bloß innerhalb ein und derselben Erregungsbahn von Vorstellung zu Vorstellung fortpflanzt, sondern auch eine Absonderung von Erregungsanteilen auf »fremden« Bahnen in Kauf nimmt, die mit der primären Vorstellungskette assoziiert sind.

Diese Ersatzwege — Freud nennt sie auch »Ersatzbildungen« — werden später vielleicht nicht unbedingt bewusst (weil sie keinen letzendlichen Eingang in die Gedankenvorgänge finden), sind jedoch dennoch gleichzeitig im (vorbewussten) Hintergrund aktiv besetzt, beeinflussen daher fundamental die Verschaltungen der Wortvorstellungen hinter dem (bewussten) Denken und wirken deshalb auch selbstverständlich in höchstem Grade determinierend für unser Verhalten.

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128
Q

Was bezeichnet Freud als Zensur?

A

Freud erschließt, dass zwar assoziierte Vorstellungen über Verschiebung und Verdichtung im Bewusstsein Artikulationsvermögen finden können, sich demgegenüber jedoch mitunter gerade die eigentlich primär besetzten Vorstellungen aus den »bevorzugten« Erregungsbahnen vehement und rigide vor dem Eingang in die Gedankengänge regelrecht sträuben.

Der Widerstand allein könne so einen strengen Ausschluss kaum bewerkstelligen

Etwas anderes als der Widerstand müsse hier am Werke sein: Freud entdeckt die »Zensur«.

Und benennt damit jenen virulent im Apparat zwischen Ubw und Vbw waltenden Mechanismus, der nicht mehr rein quantitativ, sondern nunmehr inhaltlich filternd die Besetzung von bestimmten Vorstellungen verhindert

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129
Q

Wie kommt es laut Freud im psychischen Apparat zum Konflikt?

A

Das Phänomen der Zensur wirft die Frage auf, warum es für den psychischen Apparat überhaupt notwendig ist, die an bestimmte Vorstellungen gebundene Erregung an ihrem Durchfluss zur Motilität inhaltlich begründet zu sanktionieren.

Anscheinend gibt es (Wunsch-) Vorstellungen innerhalb der Psi-Strukturen, die bei der Aufmerksamkeitsbesetzung und dem damit eröffneten Weg ins Bw nicht einer gebahnten Reduktion von Unlust dienlich sind, sondern umgekehrt das Unlusterleben massiv verstärken würden.

Das passiert, wenn die Besetzung dieser Vorstellungen »Schmerz« verursacht.

Es gibt keine Wünsche, die per se unlustvoll oder irgendwie »schmerzhaft« wären.

Schmerz und Unlust entstehen, wenn eine spontan besetzte Vorstellung in scharfen Widerspruch zu anderen, eher dauerhaft besetzten Vorstellungen gerät und damit die Erregungsabfuhr »blockiert«: weil mit den widersprüchlichen Vorstellungen auch im Hintergrund widersprüchliche Erregungsbahnen und damit plötzlich auch widersprüchliche Anforderungen an die Motilität aktiv werden.

Anders gesagt verursacht so ein Widerspruch im Apparat ein Phänomen, das bald zum genuinen Sinnbild der psychoanalytischen Theorie avanciert: Es kommt zum »Konflikt«.

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130
Q

Wie entsteht laut Freud Schmerz im psychischen Apparat?

A

Schmerz und Unlust entstehen, wenn eine spontan besetzte Vorstellung in scharfen Widerspruch zu anderen, eher dauerhaft besetzten Vorstellungen gerät und damit die Erregungsabfuhr »blockiert«: weil mit den widersprüchlichen Vorstellungen auch im Hintergrund widersprüchliche Erregungsbahnen und damit plötzlich auch widersprüchliche Anforderungen an die Motilität aktiv werden.

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131
Q

Wann kommt es laut Freud zu einem Konflikt im psychischen Apparat?

A

Metapsychologisch kommt es zu einem Konflikt immer dann, wenn Erregung mit verstärktem Druck einerseits auf (Wunsch-) Vorstellungen trifft, welche dem Primärprozess folgend die Erregung lediglich kurz besetzt zu halten, eigentlich möglichst beweglich weiterzuleiten und bestenfalls unmittelbar über die Motilität abzuführen bestrebt sind — auf ihrem Innervationsweg allerdings gleichzeitig andererseits auf Vorstellungen treffen (oder deren parallele Bahnen durch Assoziation aktivieren), die im Sinne des Sekundärprozesses Erregung immobil zu machen, über die Bindung zu verankern und deren Abfuhr aufzuschieben versuchen.

Es sind also genau genommen Primärprozess und Sekundärprozess, die durch ihr hintergründiges Operieren »in Konflikt« geraten.

Es wird daher zur priorisierten Aufgabe des Vbw, solche potentiell widersprüchlichen, dem Primärprozess unterliegenden (Wunsch-) Vorstellungen (obwohl sie im Grunde lustvoll sind) zu detektieren, als »heikel« zu stigmatisieren und ihre spontane Besetzung um jeden Preis zu verhindern.
Der Primärprozess soll so »in Zaum gehalten« werden.

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132
Q

Was meint Freud mit Gegenbesetzung im psychischen Apparat?

A

Wird die primärprozessorische Abfuhr der als »heikel« deklarierten Vorstellungen gestoppt, staut sich deren Erregung zwangsläufig entlang der betroffenen Bahnen auf.

Erregung könnte sich nun so weit summieren, bis die besetzten Vorstellungen »überbesetzt« werden, irgendwann die Barriere der Zensur aushebeln und womöglich sogar den impulsiven Sprung über die Widerstandsschwelle hinweg ins Bw schaffen — was der Intensivierung des Konfliktgeschehens gleichkäme und just wieder Schmerz-Derrivate, Abfuhrblockaden und Unlustexpansionen provozieren würde.

Der psychische Apparat schützt sich über einen »Trick«: Je stärker sich Erregung an einer heiklen Vorstellung summiert, desto stärker werden konkurrierende und gleichzeitig deutlich tolerablere Vorstellungen »gegenbesetzt«, die nun im Vbw stärkeres (Gegen-) Gewicht gewinnen und damit wesentlich leichter in Aufmerksamkeitsbesetzung kommen.

Quasi beanspruchen die gegenbesetzten Vorstellungen dadurch so viel »Raum« im Bw für sich, dass für die Erregung der heiklen Vorstellungen schlicht »kein Platz mehr frei ist«.

Damit wird es schier unmöglich, den Widerstand zu überwinden (es sei denn über den impulsiven Weg in die unwillkürliche Motilität).

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133
Q

Was beschreibt Freud als Verdrängung im Psychischen Apparat?

A

Für den Effekt des »Fernhaltens« von unliebsamen Vorstellungen aus dem Bewusstsein verwendet Freud die Bezeichnung »Verdrängung«.

Zum Zeitpunkt der »Traumdeutung« von 1899 verwendet Freud »Verdrängung« als »Oberbegriff«, unter den er verschiedene Mechanismen der Gegenbesetzung subsummiert (erst in der weiteren Ausgestaltung des »topischen Modell« im wichtigen Jahr 1915 wird die Beschaffenheit und Funktionsweise der Verdrängung systematisiert).

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134
Q

Was beschreibt Freud als Reaktionsbildung?

A

Bereits früh denkt sich Freud dem psychischen Apparat sind für die bezweckte Gegenbesetzung mehrere Mechanismen verfügbar:

Diese fungieren als Strategien, auf welche die Verdrängung je nach Bedarfsfall und individueller Erfahrung zurückgreifen kann.

Später wird er diese Strategien »Abwehrmechanismen« taufen.

In der »Traumdeutung« widmet er sich exemplarisch und vornehmlich der »Reaktionsbildung«, weil sie für ihn die »offensichtlichste« Variante der Abwehr ist:

Dabei kommt es zu einer dauerhaften Gegenbesetzung von bewusstseinsnahen und -fähigen Vorstellungen, die in gewisser Weise das mehr oder weniger exakte Gegenteil der zu verdrängenden Vorstellung darstellen.

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135
Q

Wie beschreibt Freud in der Traumdeutung das Unbewusste?

A

Für jene heiklen Vorstellungen, die am besten dauerhaft durch Gegenbesetzungen in Schach gehalten, vom System Bw abgeschirmt und auch im System Vbw »ins Abseits« gestellt werden müssen, findet Freud eine spezifische Beheimatung im psychischen Apparat: das »Unbewusste«.

Damit ist kein »Ort« im wörtlichen Sinne gemeint ist: sondern ein Modus der Erregungsabfuhr — was er mit dem Namen »System Ubw« zu verdeutlichen versucht.

Der Modus des Unbewussten ist demnach die bezweckte primärprozessorische Erregungsabfuhr von Vorstellungen, deren Durchmarsch zu Bw und Motilität jedoch durch Gegenbesetzungen rigoros verwehrt wird, sodass diese noch nicht einmal Teil der bewusstseinsfähigen, sekundärprozessorischen Strukturen des Vbw werden können.

Daraus lässt sich ablesen, dass Freud das »Unbewusste« zum Zeitpunkt der »Traumdeutung« — noch etwas oberflächlich — mit dem »Verdrängten« gleichsetzt. Die Funktionsweise des Unbewussten ist daher am plausibelsten in dialektischem Verhältnis zur Gegenbesetzung zu verstehen.

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136
Q

Wie werden nach Freud Ersatzbildungen Intensiviert?

A

Zwar summiert sich Erregung durch die Blockade, die von Gegenbesetzungen in Stand gehalten wird, diese findet allerdings aus der Not heraus »Ersatzwege« für die nach wie vor zu finalisierende Innervation.

Als »Ersatzweg« eignen sich benachbarte Erregungsbahnen, deren Vorstellungen mit jenen der heiklen Vorstellungen durch Assoziation verknüpft sind.

Da diese per definitionem nicht mit den heiklen Vorstellung ident sind, wird gegen sie weniger Gegenbesetzung mobilisiert. Zumindest teilweise lässt sich nun Erregung auf diesen Weg vorbei an der Verdrängung schicken und ins Vbw schleusen.

Die Gegenbesetzung reagiert darauf dynamisch (eben: »dialektisch«) mit neuerlichen Verdrängungs- versuchen — es resultiert ein zweiseitiger Verfremdungsprozess.

Sodass sich die Erregung am Ende lediglich über solche Vorstellungen fortpflanzen kann, die ausreichend »verschobene« oder »verdichtete« oder »symbolbildende« »Ersatzbildungen« parat stellen.

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137
Q

Was umschreib Freud als das Psychische?

A

Die überwiegende Mehrheit an Vorstellungen ist dauerhaft und fast unwiderruflich unbewusst (»verdrängt«).

Nur ein Teil der in uns gespeicherten Vorstellungen würde bei der Aufmerksamkeitsbesetzung keine gefährliche Unlust hervorrufen.

Und mit Aufmerksamkeit kann immerhin nur besetzt werden, was keine Unlust hervorruft (bzw. was gleichzeitig eine Gegenbesetzung erwirkt, die stark genug ist, um die Unlust zu verhindern).

Revolutionäre Erkenntnis: Freud verwehrt sich der für ihn »naiven«, jedoch damals vorherrschenden Meinung, das »Psychische« sei mit dem »Bewussten« (dem »Denken«) gleichbedeutend.

So als würden in unserer Seele vornehmlich bewusste Prozesse ablaufen (was uns schließlich »vom Tier« unterscheiden würde).

Er plädiert für einen groben Richtungswechsel, mit dem er die modernen Neurowissenschaften praktisch vorwegnimmt:

Das Bewusste (wie auch das Vorbewusste) sei nur ein kleiner Ausschnitt der in uns ablaufenden psychischen Vorgänge, wobei sämtliches bewusstes (oder vorbewusstes) psychisches Geschehen zwingend unbewusst determiniert ist.

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138
Q

Was meint Freud mit dem zwingenden Charakter unbewusster Wünsche?

A

Das bei weitem und mehrheitliche Überwiegen des Unbewussten im psychischen Apparat können wir nicht zuletzt daraus schlussfolgern, dass unsere angeblich verhaltens-bestimmenden »bewussten Gedanken« der stringenten Fernrohr-Metapher Freuds folgend einzig das Resultat eines stufenweisen, mehrere Ebenen durchlaufenden Filterungsprozesses sind, der sich in dynamischem Sinne als ein Kräftespiel zwischen Verdrängung bzw. Gegenbesetzungen auf der einen sowie Ersatzbildungen (Verschiebung, Verdichtung, Symbolbildung) auf der anderen Seite entpuppt.

Erregung, die während ihrer Innervation diesem Kräftespiel unausweichlich unterworfen ist, nimmt ihren Ausgangspunkt stets in den rudimentären (Wunsch-) Vorstellungen am unbewussten Pol nahe des Wahrnehmungssystems.

Unbewusste Wünsche, die uns schon allein aufgrund der strukturellen Verankerung der Funktionsweise des psychischen Apparats und seiner Psi-Strukturen niemals bewusst werden können, haben damit laut Freud für sämtliches Denken und Verhalten des Menschen »zwingenden Charakter«.

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139
Q

Wie äußern sich reife (neurotische) Abwehrmechanismen?

A

kommen vorwiegend bei Konfliktpathologien vor; beispielsweise Verdrängung, Isolierung, Reaktionsbildung, Intellektualisierung

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140
Q

Wie äußern sich unreife Abwehrmechanismen?

A

vorwiegend bei Ich-strukturellen Störungen oder regressiven Zuständen: Spaltung, projektive Identifizierung, Entwertung

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141
Q

Wie wird intrapsychische Abwehr realisiert?

A

Ein Patient kann unerträgliche Schuldgefühle mittels intrapsychischer Abwehr abwehren, z.B. durch magisches Ungeschehenmachen im Waschzwang; er kann sie aber auch interpersonell abwehren, indem er sich in seinem Umfeld Personen sucht, die ihn schlecht behandeln oder aber, indem er andere Personen durch Provokation dazu bringt, dass sie ihn schlecht behandeln

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142
Q

Wann soll die Abwehr eines Patienten analysiert werden?

A

Einschätzung der Ich-Stärke des Patienten

Grundsätze:

1) Abwehranalyse ist angezeigt wenn bei Pat. mit Konfliktpathologien und reifen Abwehr unter spezifischen auslösenden Bedingungen eine unbewusste Konfliktproblematik aktiviert wurde und wenn es durch Überforderung der Abwehr zu einer Symptombildung gekommen ist

2) Unreife Abwehrmechanismen bei ich-strukturellen Störungen bewirken eine Schwächung des Ich und haben selbstschädigende interpersonelle Konsequenzen

3) Abwehranalyse ist nicht angezeigt, wenn Pat. bereits unter dem Einfluss überflutender Affekte stehen oder wenn durch Abwehranalyse eine nachhaltige Destabilisierung zu erwarten ist (Dann emphatisch erst einmal stützen und stärken)

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143
Q

Was sind die Grundsätze der Abwehranalyse?

A

1) Abwehranalyse ist angezeigt wenn bei Pat. mit Konfliktpathologien und reifen Abwehr unter spezifischen auslösenden Bedingungen eine unbewusste Konfliktproblematik aktiviert wurde und wenn es durch Überforderung der Abwehr zu einer Symptombildung gekommen ist

2) Unreife Abwehrmechanismen bei ich-strukturellen Störungen bewirken eine Schwächung des Ich und haben selbstschädigende interpersonelle Konsequenzen

3) Abwehranalyse ist nicht angezeigt, wenn Pat. bereits unter dem Einfluss überflutender Affekte stehen oder wenn durch Abwehranalyse eine nachhaltige Destabilisierung zu erwarten ist (Dann emphatisch erst einmal stützen und stärken)

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144
Q

Welche Fragen sollten vorher überlegt sein, bevor eine Abwehranalyse bei Konfliktpathologien durchgeführt wird?

A

Ist es im Moment für den Patienten hilfreich, wenn eine bestimmte Abwehrform unterminiert/zerstört wird?

Ist es eher nützlich oder eher schädlich, dem Patienten die Möglichkeit des Abwehrens zu nehmen?

Wie funktional ist das Nehmen der Abwehr -> Hier wird auch immer das Ich geschwächt

Beispiel: Nützlich, wenn die der Abwehr dienende Symptombildung weitaus belastender ist als die Konfrontation mit dem Abgewehrten

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145
Q

Was sind Depersonalisationserscheinungen?

A

Desynchronisation mit sich selbst, dissoziieren mit sich selbst

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146
Q

Welche Möglichkeiten hat der Therapeut in Bezug auf die Abwehranalyse, wenn ein Patient idealisierend über seine Mutter berichtet, wobei dem Therapeuten immer deutlicher wird, wie problematisch die Mutterbeziehung ist?

A
  1. Idealisierung als stabilisierende Funktion bestehen lassen, da sie dem Patienten ein gutes inneres Objekt erhält

oder

  1. Konfrontation mit dem Abwehrmechanismus, um ihm neue Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen, wenn die Entidealisierung für ihn aushaltbar wäre und er dadurch an der Ambivalenz in der Mutterbeziehung arbeiten könnte
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147
Q

Was ist wichtig bei der Durchführung einer Abwehrdeutung?

A

BeiderAbwehrdeutungstetsbeiderOberflächebeginnen
-> Freud (1933): „man analysiere das Ich vor dem Es“

d.h.: nicht zuerst den unbewussten Wunsch oder Impuls deuten

Abwehr und Abgewehrtes miteinander verknüpfen

Abwehrdeutungen verknüpfen einen Wunsch, Impuls oder einen Affekt mit dem Abwehrvorgang, der dazu beiträgt, die ängstigenden Inhalte vom Bewusstsein fernzuhalten

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148
Q

Wie fasst Freud einen Widerstand kurz zusammen?

A

„ Was immer die Fortsetzung der Arbeit stört, ist ein Widerstand“ (Freud)

Negative Affekte, Konflikte etc. sollen vermieden werden (nicht bewusst werden)

Widerstände sind beziehungsregulierend

Es wird zwischen bewussten und unbewussten Widerstandsphänomenen unterschieden

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149
Q

Was sind Bewusste Widerstandsphänomene?

A

Informationvorenthalten

Die Unwahrheit sagen

Absprachewidriges und mit den Zielen der Therapie unvereinbares Verhalten fortführen (z.B. selbstverletzendes Verhalten, Suchtmittelkonsum)

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150
Q

Was sind Unbewusste Widerstandsphänomene?

A

Unangenehme Themen und Affekte vermeiden

Sich unklar ausdrücken

Abschweifen, Thema wechseln

Schweigen

Sichnichterinnernkönnen

Nüchtern-sachlich sprechen, wo ein Affektausdruck zu erwarten wäre

Endlos sprechen

Sich verspäten; Therapiestunden versäumen;

etc.

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151
Q

Welche 5 Formen des Widerstands unterscheidet Freud?

A
  1. Verdrängungswiderstand
  2. Übertragungswiderstand
  3. Widerstand aus dem sekundären Krankheitsgewinn
  4. Es-Widerstand
  5. Über-Ich-Widerstand
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152
Q

Was meint Freud mit einem Verdrängungswiderstand?

A

richtet sich gegen das Bewusstwerden schmerzlicher od. gefährlicher Triebregungen, Erinnerungen und Gefühle in einer Behandlung

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153
Q

Was meint Freud mit einem Übertragungswiderstand?

A

der Widerstand richtet sich gegen die schmerzhaften Regungen, die als Folge der ÜT des Patienten auftreten

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154
Q

Was meint Freud mit einem Widerstand aus dem sekundären Krankheitsgewinn?

A

Vorteile und Befriedigungen aus einem Symptom sind so groß, dass kein Motiv für Besserung der Symptomatik vorhanden ist

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155
Q

Was meint Freud mit einem Es-Widerstand?

A

Widerstand richtet sich gegen das Aufgeben altvertrauter Gewohnheiten und Verhaltensmuster

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156
Q

Was meint Freud mit einem Über-Ich-Widerstand?

A

der Widerstand entstammt einem unbewussten Schuldgefühl oder Strafbedürfnis

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157
Q

Welche Widerstandsphänomene können durch den Therapeuten ausgelöst werden?

A

Gegenübertragungswiderstand

Behandlungstechnische Fehler (zu frühes oder zu spätes Deuten)

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158
Q

Was ist bei der Konfrontation mit bewussten Widerstandsphänomenen zu beachten?

A

Deutlich konfrontieren

Darauf bestehen, dass der Patient
Die Wahrheit sagt
Suchtmittel unterlässt
Selbstzerstörerisches Verhalten unterlässt bzw. deutlich einschränkt
Absprachen und Vereinbarungen einhält

ggf.Kontrollen durchführen

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159
Q

Was ist bei der Konfrontation mit unbewussten Widerständen zu beachten?

A

Bedürfnis nach Sicherheit und Wohlbefinden anerkennen

Notwendigkeit der Auseinandersetzung vertreten

„Ich habe Verständnis dafür, dass Sie sich mit diesen Gefühlen nicht so gerne auseinander setzten möchten. Aber im Interesse unserer gemeinsamen therapeutischen Arbeit können wir uns die Konfrontation mit ihnen nicht ersparen. Möchten Sie sich der unangenehmen Aufgabe stellen?“

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160
Q

Was ist allgemein für jede Widerstandskonfrontation wichtig?

A

In der Konfrontation des Pat. mit seinen Widerständen ist es wichtig die Schutzfunktion des Widerstandes zum Ausdruck zu bringen

„Mir fällt auf, dass Sie lächeln, wenn Sie darüber sprechen, wie Sie sich von ihrem Mann behandelt gefühlt haben. Mir scheint, als müssten Sie sich vor den Gefühlen schützen, die dann aufkommen könnten.“

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161
Q

Wann kann eine Widerstandsanalyse umso konfrontativer erfolgen?

A

Eine Widerstandsanalyse kann umso konfrontativer erfolgen:

Je ausgeprägter die Behandlungsmotivation ist

Je introspektionsfähiger der Patient ist

Je positiver die äußeren und verinnerlichten Beziehungen sind

Je größer die Ich-Stärke ist

Je leichter der Pat. seine Symptome mit intrapsychischen oder 	interpersonellen Konflikten in Verbindung bringen kann

Je besser der Zugang zur Affektivität ist
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162
Q

Ist das Triebhafte = Bedürfnis?

A

Nein!
Eher „Reiz für das Psychische“

ein »Grenzbegriff zwischen Seelischem umd Somatischem«. Genau genommen definiert er den Trieb als »psychischen Repräsentanten« von körperinneren, Unlust hervorrufenden Bedürfnissen.

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163
Q

Was sind nach Freud Urtriebe?

A

Sexualtrieb

Ich- oder Selbsterhaltungstrieb

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164
Q

Wie kann ein Trieb repräsentiert werden?

A

ein Trieb bereits in der Freud’schen Konzeption eine zwar angeborene Basis hat, gleichzeitig jedoch niemals in seiner körperlichen Direktheit wirken oder erfahren werden kann.

Die Ausführungen der modernen Neurowissenschaften vorwegnehmend steht ein Trieb von Beginn an unter dem Einfluss von repräsentationalen Verarbeitungsprozessen.

Zur Repräsentation eines Triebes müssen sich einzelne Bausteine verschalten, die in weiterer Folge als Schablonen für die Innervation dienen, durch entsprechende Erregungsbahnen strukturell verankert werden und damit gleichsam Syntax für das triebtheoretische Vokabular der Psychoanalyse bilden:

Demnach sei (1) die »Quelle« eines Triebs der somatische Vorgang, »dessen Reiz durch den Trieb repräsentiert« ist und permanent Unlust provoziert.

Das (2) »Triebziel« sei die bezweckte Befriedigung: die »Aufhebung des Reizzustandes an der Triebquelle«.

Weshalb (3) ein »Drang« nach Aktivität resultiere, die nach Durchringung des Triebziels verlange.

Zwar sei das Triebziel immer singulär repräsentiert, aber die Wege zur Erreichung des Ziels können variieren:
Das (4) »Triebobjekt« sei deshalb ein Objekt, durch welches der Trieb sein Ziel zu erreichen versucht.

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165
Q

Was fasst Freud als Quelle eines Triebs zusammen?

A

Demnach sei (1) die »Quelle« eines Triebs der somatische Vorgang, »dessen Reiz durch den Trieb repräsentiert« ist und permanent Unlust provoziert

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166
Q

Was fasst Freud als Triebziel zusammen?

A

Das (2) »Triebziel« sei die bezweckte Befriedigung: die »Aufhebung des Reizzustandes an der Triebquelle«.

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167
Q

Was fasst Freud als Drang zusammen?

A

Das »Triebziel« sei die bezweckte Befriedigung: die »Aufhebung des Reizzustandes an der Triebquelle«. Weshalb (3) ein »Drang« nach Aktivität resultiere, die nach Durchringung des Triebziels verlange.

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168
Q

Was fasst Freud als Triebobjekt zusammen?

A

Zwar sei das Triebziel immer singulär repräsentiert, aber die Wege zur Erreichung des Ziels können variieren:

Das (4) »Triebobjekt« sei deshalb ein Objekt, durch welches der Trieb sein Ziel zu erreichen versucht.

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169
Q

Was bezeichnet Freud als innere Objekte?

A

Als Baustein der Triebrepräsentation fungiert das Triebobjekt gleichsam als Rudiment für die Etablierung von solchen Strukturen, die sich aus der Speicherung von Erfahrungen mit befriedigenden Individuen ergeben. Vormals hatte Freud sie noch »Erregungsbahnen« genannt: Diese werden nun zu einer komplexen repräsentationalen Ordnung umfunktioniert — und bilden ab jetzt die sogenannten »inneren Objekte«.

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170
Q

Wie definiert Freud den Mechanismus der Introjektion?

A

Von seinem Schüler Sandor Ferenczi übernimmt Freud den Mechanismus der »Introjektion« und definiert diesen als einen Vorgang, bei dem ein Objekt aus der Umwelt, das wegen der im Hintergrund wirksamen Repräsentation des Triebobjekts mit Aufmerksamkeit besetzt wird und sich bestenfalls mehrfach als einigermaßen zweckdienlich zur Befriedigung und Unlustminimierung erwiesen hat, als Teil der dauerhaft besetzten (»sekundärprozessorischen«) Struktur in den Apparat aufgenommen (»introjiziert«) wird.

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171
Q

Was beschreibt Freud als Autoerotik?

A

Nichts wäre für Freud plausibler, als dass der psychische Apparat in seiner archaischen Ausstattung zunächst so funktional wie möglich versucht, Lustgewinn in Autonomie und Abschottung von der Umwelt duchzuringen.

Dafür trifft alles, was im Inneren des Apparats zur potentiellen Repräsentation von Unlust entstehen könnte, auf die hartnäckige und existenziell aufgeladene Tendenz, von den Lust versprechenden Strukturen abgeschnitten und aus der Repräsentation von Strukturen ausgestoßen zu werden: Es wird per »Projektion« quasi »nach draußen« verlagert.

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172
Q

Was beschreibt Freud als purifiziertes Lust-Ich?

A

„[…] das purifizierte Lust-Ich bildet sich durch Introjektion von allem, was eine Lustquelle darstellt, und durch Projektion von allem nach außen, was Gelegenheit zur Unlust gibt.“

Es entstehe ein »purifiziertes Lust-Ich«, welches »den Lustcharakter über jeden anderen setzt«, sich also vollends dem Lustprinzip zu verschreiben und sich einer nunmehr als fremd und feindlich entstellten (weil: durch Projektion mit dem bösen Anteilen aufgeladenen) Umwelt zu verteidigen bestrebt ist.

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173
Q

Wie sieht Freud Introjektion und Projektion als Strategien?

A

Introjektion und Projektion stellen technisch gesehen »Strategien« dar, mit denen der psychische Apparat eine zuverlässigere Reduktion von Unlust anstrebt:
indem nämlich diejenige Erregung umgelenkt wird, die sich zu ihrer Innervation ursprünglich entlang von »Trieb«-repräsentierten Vorstellungsstrukturen fortzupflanzen beabsichtigte.

Sozusagen wird die Erregung dazu »gezwungen«, die eigentlich bevorzugte Abfuhrbahn zu verlassen — der Trieb erfährt so sein »Schicksal« des notgedrungenen Besetzungsabzugs.

Die verschiedenen Mechanismen, die der Apparat für diese Umlenkung zur Verfügung hat, fasst Freud unter dem Namen »Triebschicksale« zusammen.

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174
Q

Was fasst Freud mit Triebschickale zusammen?

A

Introjektion und Projektion stellen technisch gesehen »Strategien« dar, mit denen der psychische Apparat eine zuverlässigere Reduktion von Unlust anstrebt:
indem nämlich diejenige Erregung umgelenkt wird, die sich zu ihrer Innervation ursprünglich entlang von »Trieb«-repräsentierten Vorstellungsstrukturen fortzupflanzen beabsichtigte.

Sozusagen wird die Erregung dazu »gezwungen«, die eigentlich bevorzugte Abfuhrbahn zu verlassen — der Trieb erfährt so sein »Schicksal« des notgedrungenen Besetzungsabzugs.

Die verschiedenen Mechanismen, die der Apparat für diese Umlenkung zur Verfügung hat, fasst Freud unter dem Namen »Triebschicksale« zusammen.

Es sind dies im Jahre 1915: die »Verkehrung ins Gegenteil« (d.h. »Wendung vom Aktiven ins Passive« oder umgekehrt), die »Wendung gegen die eigene Person« und die »Sublimierung«. Die ebenfalls darunter subsummierte »Verdrbängung« bleibt ein Spezialfall.

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175
Q

Was sieht Freud als die „Grundmechanismen“ für die rudimentäre Strukturierung des psychischen Apparats?

A

Anders als die später beschriebenen und in der psychoanalytischen Theoriebildung kontinuierlich deklinierten »Abwehrmechanismen« denkt sich Freud die Mechanismen der Triebschicksale (die »Verkehrung ins Gegenteil« (d.h. »Wendung vom Aktiven ins Passive« oder umgekehrt), die »Wendung gegen die eigene Person« und die »Sublimierung«) als fundamental wirkende Operatoren, die in ganz rudimentärem Sinne an der Wirkung und Erregungsbindung von Triebrepräsentanzen beteiligt sind.

Von daher verstehen wir darunter so etwas wie »Grundmechanismen« für die rudimentäre Strukturierung des psychischen Apparats.

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176
Q

Was bedeutet für Freud Ambivalenz?

A

Angesichts beispielsweise der als omnipräsent beschriebenen »Verkehrung ins Gegenteil« argumentiert Freud, dass bei der schicksalhaften Besetzung einer bestimmten Vorstellung gleichzeitig im (vornehmlich unbewussten) Hintergrund ihr entgegengestellter Gegensatz aktiv ist und Erregung kanalisiert. Von seinem Kollegen Bleuler übernimmt Freud hierfür die Bezeichnung »Ambivalenz«.

Deren Wirkweise hatte er bereits in der »Sexualtheorie« von 1905 anhand partial-perverser Regungen wie Sadismus-Masochismus oder Schaulust-Exhibitionismus erörtert. In seinen späteren Schriften (z.B. in »Trauer und Melancholie« von 1917) wird er — durchaus poetisch angehaucht — die Ambivalenz zum »traurigsten« Phänomen menschlicher Gefühlsregungen erklären.

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177
Q

Wie flexibel ist der psychische Apparat?

A

Die Konstruktionsweise des psychischen Apparats legt nahe, dass er durch Lernerfahrung und strukturelle Adaptationen eine mehr oder weniger vorhandene Flexibilität erringt, zur Verfolgung des Lustprinzips gleich verschiedene Triebobjekte zu repräsentieren sowie vielerlei innere Objekte einigermaßen variabel zu besetzen (was angesichts der »Gegenbesetzungen« auch unabdingbar erscheint).

Unter bestimmten Umständen kann es allerdings dazu kommen, dass diese Flexibilität verschwindet: Wird ein bestimmtes inneres Objekt für die Befriedigung auf Kosten der Flexibilität besonders unnachgiebig besetzt (und die Umlenkung von Erregung auf assoziierte Bahnen damit nachhaltig erschwert), spricht Freud von »Fixierung«.

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178
Q

Was beschreibt Freud als Fixierung?

A

Die Konstruktionsweise des psychischen Apparats legt nahe, dass er durch Lernerfahrung und strukturelle Adaptationen eine mehr oder weniger vorhandene Flexibilität erringt, zur Verfolgung des Lustprinzips gleich verschiedene Triebobjekte zu repräsentieren sowie vielerlei innere Objekte einigermaßen variabel zu besetzen (was angesichts der »Gegenbesetzungen« auch unabdingbar erscheint).

Unter bestimmten Umständen kann es allerdings dazu kommen, dass diese Flexibilität verschwindet: Wird ein bestimmtes inneres Objekt für die Befriedigung auf Kosten der Flexibilität besonders unnachgiebig besetzt (und die Umlenkung von Erregung auf assoziierte Bahnen damit nachhaltig erschwert), spricht Freud von »Fixierung«.

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179
Q

Warum ist der mEchanismus der Fixierung für den psychischen Apparat unter Umständen problematisch?

A

Je stärker die Fixierung, desto erschwerter kommen »Ersatzbildungen« zum Zug, auf denen über verschobene, verdichtete oder symbolbildende Bahnen entlastende Erregungsabfuhr gelingt.

In den späteren Schriften wird die Fixierung daher üblicherweise als paradox wirkender Abkömmling von Hemmung oder gar Widerstand (des Ubw) gehandhabt.

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180
Q

Auf welche erste Blokade trifft Erregung im psychischen Apparat auf dem Weg zur Motilität?

A

Diejenige Erregung, die aufgrund der Bedürfnislage des Organismus an den Triebquellen ansteigt, wird zur Reduzierung von Unlust zunächst an die Vorstellungsstrukturen der Triebrepräsentanzen gebunden und streben nun entlang dieser in Richtung Motilität — wo sie bereits sehr früh auf eine erste Blockade trifft:

Gerät die Erregung durch die aktivierten Vorstellungen des Triebes nämlich bei ihrer (»primärprozessorischen«) Fortpflanzung in »Konflikt« mit anderen etablierten (»sekundärprozessorischen«) Vorstellungsstrukturen, wird die Erregung bereits an der Schwelle zum Vbw gestoppt.

Diese primäre und dauerhafte Blockade nennt Freud »Urverdrängung«.

Auf diese Weise erfährt jeder Trieb in seiner rudimentären repräsentationalen Ordnung eine Fixierung im
Ubw und kann daher niemals dem Bewusstsein zugänglich werden.

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181
Q

Was beschreibt Freud als Urverdrängung?

A

Diejenige Erregung, die aufgrund der Bedürfnislage des Organismus an den Triebquellen ansteigt, wird zur Reduzierung von Unlust zunächst an die Vorstellungsstrukturen der Triebrepräsentanzen gebunden und streben nun entlang dieser in Richtung Motilität — wo sie bereits sehr früh auf eine erste Blockade trifft:

Gerät die Erregung durch die aktivierten Vorstellungen des Triebes nämlich bei ihrer (»primärprozessorischen«) Fortpflanzung in »Konflikt« mit anderen etablierten (»sekundärprozessorischen«) Vorstellungsstrukturen, wird die Erregung bereits an der Schwelle zum Vbw gestoppt.

Diese primäre und dauerhafte Blockade nennt Freud »Urverdrängung«.

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182
Q

Was beschreibt Freud als sekundäre Verdrängung (Nachdrängen)?

A

Was wir leichtfertig und häufig ungenau als eigentliche »Verdrängung« bezeichnen, ist also genau genommen »sekundäre« Verdrängung, weshalb Freud auch gerne die Bezeichnung »Nachdrängen« dafür verwendet.

Die entlang der fixierten Triebrepräsentanzen blockierte Erregung wird einen Teil ihrer Quantität auf assoziierte Ersatzbildungen überspringen lassen, die weniger in Konflikt mit den etablierten Vorstellungsstrukturen geraten, die daher sekundärprozessorisch verankert sind und deshalb auch das Weiterleiten der Erregung ins Vbw in Aussicht stellen.

Da bei diesen Ersatzbildungen im Hintergrund allerdings nach wie vor die originären, jedoch primär blockierten Triebrepräsentanzen besetzt sind, müssen nun auch diese assoziierten »psychischen Abkömmlinge« der Triebe im Vorbewussten genau in Schach gehalten werden.

Sie treffen nun — sozusagen ein zweites Mal — auf eine Blockade in Form der uns bekannten »Gegenbesetzungen«.

Um an ihnen vorbei in Bewusstsein und Motilität zu gelangen, ist die Erregung auf weitere Maskierung durch Besetzung abermals assoziierter Vorstellungen gezwungen.

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183
Q

Als was versteht Freud das Emotionale?

A

Metapsychologisch wird das Emotionale als eine Form der Erregungsbindung verstanden, die den einzelnen Systemen des Apparats entsprechend unterschiedlichen Vorgängen von Besetzung unterworfen ist:

So ist es etwa leicht nachvollziehbar, dass Artikulation und Kommunikation eines Affekts als »bewusstes« Geschehen die Besetzung der dazugehörigen Wortvorstellungen erfordert.

Mit den Wegen und Umwegen der Innervation wird ebenfalls plausibel, dass ein artikulierter oder kommunizierter Affekt nicht zwangsläufig der ursprünglich aktivierte Affekt ist.

Folglich muss es eine ganze Reihe von sogenannten »unbewussten Affekten« geben (eine Nomenklatur, die Freud durchaus als »paradox« bezeichnet).

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184
Q

Was bezeichnet Freud als unbewusste Affekte?

A

Metapsychologisch wird das Emotionale als eine Form der Erregungsbindung verstanden, die den einzelnen Systemen des Apparats entsprechend unterschiedlichen Vorgängen von Besetzung unterworfen ist:
So ist es etwa leicht nachvollziehbar, dass Artikulation und Kommunikation eines Affekts als »bewusstes« Geschehen die Besetzung der dazugehörigen Wortvorstellungen erfordert.
Mit den Wegen und Umwegen der Innervation wird ebenfalls plausibel, dass ein artikulierter oder kommunizierter Affekt nicht zwangsläufig der ursprünglich aktivierte Affekt ist. Folglich muss es eine ganze Reihe von sogenannten »unbewussten Affekten« geben (eine Nomenklatur, die Freud durchaus als »paradox« bezeichnet).

Unbewusst sind diese, weil sie an Vorstellungen geknüpft sind, die vom System als »heikel« deklariert und daher in Verdrängung gehalten werden. Sie können sich deshalb lediglich in entstellter, gefilterter Form ins Bewusstsein fortsetzen und so wahrnehmbar werden.

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185
Q

Woraus besteht nach Freud eine Triebrepräsentanz?

A

Eine »Triebrepräsentanz« besteht für ihn aus zwei Komponenten: aus (1) einzelnen Vorstellungen, die sich aus der Repräsentation von Triebquelle, Triebziel und Triebobjekten ergeben und verschalten; sowie aus (2) den dazugehörigen »Affektbeträgen«.

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186
Q

Was ist für Freud ein Affektbetrag?

A

Eine »Triebrepräsentanz« besteht für ihn aus zwei Komponenten:
aus
(1) einzelnen Vorstellungen, die sich aus der Repräsentation von Triebquelle, Triebziel und Triebobjekten ergeben und verschalten; sowie aus
(2) den dazugehörigen »Affektbeträgen«.

Ein Affektbetrag ist nichts anderes als die Quantität des Affekts und stellt als solches die Erregungssumme dar, die auf emotionalen Wegen abgeführt sein soll — während die Qualität eines Affekts erst durch die (lernbasierte) Verknüpfung des Affektbetrags mit entsprechenden (Wort-) Vorstellungen wahrnehmbar wird.

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187
Q

Was bewirken freie Affektbeträge?

A

Wenn Erregung wegen Blockade (durch primäre Urverdrängung) oder Gegenbesetzung (durch Verdrängung als sekundärem Nachdrängen) gezwungen ist, von ursprünglich besetzten Trieb-Vorstellungen auf assoziierte Vorstellungen zu springen, entkoppelt sich auch der Affektbetrag, der keine Abfuhr entlang der Triebstruktur mehr finden kann.

Er wird dadurch »frei«. Solche freien Affektbeträge versetzen den Organismus in einen Zustand höchster Alarmbereitschaft und größter Unlust, den Freud in diesem Stadium seiner Theoriebildung noch realtiv undifferenziert mit körpernah empfundener »Angst« gleichsetzt.

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188
Q

Wie wird Angst durch freie Affektbeträge vermieden?

A

Zur Vermeidung von Angst muss auch der Affektbetrag an assoziierte Vorstellungen gebunden und darüber »in Schach gehalten« werden. Während seine quantitative Kraft unverändert bleibt, kann sich ein Affekt dadurch fortan in qualitativ gänzlich entstellter Qualität bemerkbar machen.

Da aber die Erregung nicht über die originären Vorstellungen entlang der Triebstruktur abgeführt werden kann, schicken die in Verdrängung gehaltenen Vorstellungen kontinuierlich neue Quantitäten an Erregung, welche nun den Affektbetrag an den assoziierten Vorstellungen speist — folglich muss mehr Affektbetrag gehalten werden, weshalb auch die Gefahr des Freiwerdens und der Angstentwicklung steigt.

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189
Q

Was ist ein primär Prozess im Psychischen Apparat?

A

Erregungsweitergabe automatisch und impulsiv -> „Ohne Regeln“ ohne Logik

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190
Q

Wie geschieht die Erregungs Weiterleitung im psychischen Apparat?

A

Wenn im psychischen Apparat Erregung ansteigt, wird der Psychischen Apparat aufgrund der Art und Weise wie er sich entwickelt hat, wie er sich strukturiert und difereziert hat als allererstes die Erregung in die Besetzung des Sytsem UBW geschickt.

Die Strukturen im UBW sind die Triebstrukturen /Triebrepräsentation.

Indem Erregungs als erstes in Triebrespräsentanzen geschickt wird, entsteht unbewusste Besetzung, und dass bildet das sog. System UBW.

Im Psychischen Apparat mehrere Tribrepräsentation = Bahnen für Repräsentationen -> je nach Wahrnemung werden einzelnen Bahnen der Repräsentation gewählt.

Ziel der Wahrnhmungsrepräsentation ist es zu schnell wie möglich Erregungsabfuhr einzuleiten

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191
Q

Was ist die Gegenbesetzung?

A

Die Wahrnehmung von belastenden Vorstellungen oder Regungen ruft entgegengesetzte Vorstellungen und Regungen hervor, die an ihrer Stelle ausgelebt werden.

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192
Q

Was sind die Chicago Holy 7?

A

Chicago Holy 7 -> Psychodynamsich ausgelöste Krankheiten

Bei den Holy Seven handelt es sich um sieben Krankheiten, die 1950 von Franz Alexander, dem Mitbegründer der psychosomatischen Medizin, beschrieben wurden. Er nahm hierbei spezifische Konflikte an, die zur Ausbildung der Erkrankung im Sinne einer Psychosomatose beitragen.

Zu den Holy Seven zählen laut Franz Alexander folgende Erkrankungen:
• Colitis ulcerosa
• Ulcus pepticum
• Asthma bronchiale
• Essentielle Hypertonie
• Neurodermitis
• Hyperthyreose
• Rheumatoide Arthritis

Alexander glaubte, bei jeder dieser Erkrankungen jeweils typische Kennzeichen für einen ganz bestimmten Persönlichkeitstyp gefunden zu haben. Seine Annahmen sind jedoch aufgrund neuer pathogenetischer Erkenntnisse heute (2020) überholt.

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193
Q

Welche Krankheiten gehören zu den Chicago Holy Seven?

A

• Colitis ulcerosa
• Ulcus pepticum
• Asthma bronchiale
• Essentielle Hypertonie
• Neurodermitis
• Hyperthyreose
• Rheumatoide Arthritis

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194
Q

Beschreibe Freuds System UBW.

A

Vorstellungen sind zunächst einmal (1) unbewusst besetzt.

Egal zu welchem Zeitpunkt der Innervation eine Vorstellung aktiviert wird (das bedeutet genauso: egal, ob es sich letzlich um eine »bewusste« oder »vorbewusste« Vorstellung handelt): die auf sie gerichtete Erregung hat einen innervativen Vorlauf, der seinen Ausgangspunkt stets in den primitiveren Strukturen der »Triebrepräsentanzen« nimmt.

Von diesen Strukturen »aufgefangen« wird Erregung an die Bausteine der Triebe gebunden: »Triebquelle«, »Triebziel« und »Triebobjekt« (während sich der »Triebdrang« übrigens aus den Affektbeträgen ableitet).

Resultierend aus archaischen Erfahrungen von elementarer Befriedigung sind diese Komponenten selbst durch einzelne (natürlich »unbewusste«) Vorstellungen repräsentiert. Sie sind »Wunschvorstellungen« oder »(infantile) Wünsche« und bilden strukturell gesehen das »System Ubw«.

Die »unbewusste Besetzung« könnte also zunächst als Besetzung von diesen unbewussten Vorstellungsstrukturen verstanden werden.

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195
Q

Was versteht Freud unter unbewusster Besetzung?

A

Die »unbewusste Besetzung« könnte zunächst als Besetzung von den unbewussten Vorstellungsstrukturen verstanden werden.

Allerdings ist das nur teilweise korrekt.

Der innervative Modus des System Ubw ist der »Primärvorgang« (oder »-prozess«):
Sodass die »unbewusste Besetzung« streng genommen dasjenige Streben ist, Erregung zum Zwecke der schnellstmöglichen Befriedigung und sofortigen Unlustreduktion unmittelbar, ungefiltert und ungehalten weiterzuleiten.

Da der Sekundärvorgang in diesem System kaum Einfluss hat und die Strukturierung der Triebrepräsentanzen höchstens archaisch ausfällt, ist das Ubw für Freud fast »chaotisch« (und dennoch »nicht unorganisiert«)

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196
Q

Ist Freuds System Ubw. Ungeordnet?

A

Da der Sekundärvorgang in diesem System kaum Einfluss hat und die Strukturierung der Triebrepräsentanzen höchstens archaisch ausfällt, ist das Ubw für Freud fast »chaotisch« (und dennoch »nicht unorganisiert«):
Das Ubw kenne »keine Logik«, operiere »zeitlos«, sei frei von »Negation«; widersprüchliche Wünsche sind »gleichzeitig« besetzt und erzeugen dennoch keinen »Widerspruch« (das Ubw »kenne keinen Konflikt«).

Unbewusste Besetzungen würden »keine Rücksicht auf die Realität« nehmen: Realität würde nicht »am Äußeren« bemessen, sondern repräsentiert die »psychische (Wunsch-) Realität«, die dem »Lustprinzip« unterworfen ist.

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197
Q

Wie wirkt derPrimärprozess im System Ubw?

A

Der innervative Modus des System Ubw ist der »Primärvor- gang« (oder »-prozess«) : Sodass die »unbewusste Besetzung« streng genommen dasjenige Streben ist, Erregung zum Zwecke der schnellstmöglichen Befriedigung und sofortigen Unlustreduktion unmittelbar, ungefiltert und ungehalten weiterzuleiten.

Der Primärprozess macht sich im Ubw auch darin bemerkbar, dass Erregung flexibel über die Assoziationsbahnen springt. »Verschiebung« und »Verdichtung« (die in weiterer Folge die »Ersatzbildungen« generieren) sind also vornehmlich Operationen von unbewusster Besetzung.

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198
Q

Was beschreibt Freud als vorbewusste Besetzung?

A

Da die Triebstrukturen Erregung zwar dem Primärprozess gemäß Richtung Motilität leiten, jedoch dabei früh auf die Blockade der Urverdrängung stoßen und deshalb lediglich über die Umwege der »Ersatzbildungen« weitergelangen, ist niemals Befriedigung der unbewussten Wünsche möglich (sie bleiben zu bestimmten Quantitäten »unbewusst fixiert«).

Diejenige Erregungsquantität allerdings, die über Verschiebung und Verdichtung die Blockade umgeht, wird nun durch
(2) »vorbewusste Besetzung« am direkten Weiterfluss in die Motilität verhindert.

Dies gelingt über Besetzung von solchen Vorstellungsstrukturen, die durch Lernerfahrung gebildet wurden und daher dem »Realitätsprinzip« unterliegen: Verschiebungen und Verdichtungen sind im Vbw nicht mehr so flexibel möglich.

Das Primat liegt nun auf der Hemmung der Abfuhr: Als Ausdruck der fortschreitenden Anpassung an die Umwelt soll Erregung innerhalb dieser Strukturen in Besetzung gehalten werden, anstatt sie unmittelbar weiterzuleiten.

Auf diese Weise bildet die sekundärprozessorische Bindung von Erregung an Wortvorstellungen den Kern von vorbewusster Besetzung.

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199
Q

Aus welchen Mechanismen setzt sich die Hemmung der Erregungszufur zusammen?

A

Die Hemmung der Erregungsabfuhr setzt sich aus verschiedenen Mechanismen zusammen, die federführend vom Vbw verwaltet werden.

Da wäre zunächst die »Zensur«, von der die »Urverdrängung« als Blockade gegenüber derjenigen Erregungsquantitäten aufrechterhalten wird, die aus den Triebrepräsentanzen vom Ubw her anströmen.

Sowie die Blockierung des Weiterflusses von Erregung vom Vbw ins Bw als spezifische, inhaltlich filternde Ausprägung der Zensur. Diese »zweite Zensur« zwischen Vbw und Bw erhält sich über die »Gegenbesetzungen«, die Freud gelegentlich noch unter »Verdrängung« zusammenfasst: also über die »Verdrängung« im eigentlichen Sinne sowie ihrer Derrivate in Form von Mechanismen der »Triebschicksale« (die später zu den »Abwehrmechanismen« umgestaltet werden).

Die Gegenbesetzungen dienen dazu, den abwehrbedingten Besetzungsabzug der Erregung von den Triebrepräsentanzen (oder heiklen Vorstellungen des Vbw) zu erzwingen und an alternative, unbedenkliche (Wort-) Vorstellungen der Strukturen des Vbw zu binden — um so zu verhindern, dass sich Triebvorstellungen aufgrund ihres konfliktträchtigen (Schmerz- / Angst-) Potentials in Richtung Bw und Motilität hin entladen.

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200
Q

Wozu dienen die Gegenbesetzungen?

A

Die Gegenbesetzungen dienen dazu, den abwehrbedingten Besetzungsabzug der Erregung von den Triebrepräsentanzen (oder heiklen Vorstellungen des Vbw) zu erzwingen und an alternative, unbedenkliche (Wort-) Vorstellungen der Strukturen des Vbw zu binden — um so zu verhindern, dass sich Triebvorstellungen aufgrund ihres konfliktträchtigen (Schmerz- / Angst-) Potentials in Richtung Bw und Motilität hin entladen.

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201
Q

Als was fungiert die Zensur zwischen Vbw und Bw?

A

Die Zensur zwischen Vbw und Bw fungiert als eine »prinzipielle« Blockade, die erstmal sämtliche Weiterleitung von Erregung unterbindet.

Früher laut Freud: die Weiterleitung gelinge erst, wenn die gegen die Blockade anströmenden Erregungsflüsse durch »Aufmerksamkeitsbesetzung« quasi »verstärkt« würden.

1915 von ihrer Bedeutung her folgenschweren Umformulierung: Erregung, die sich energetisch aus den rudimentär aktiven Trieprepräsentanzen speist, wird sich vor der Zensur zum Bw so lange an bestimmten Wortvorstellungen aufstauen, bis sie durch »Überbesetzung« spontan in die Motilität zu springen droht — weshalb die Besetzung mit Aufmerksamkeit als ein Regulativ dazwischengeschalten wird.
Darüber wird die überbesetzte Quantität »abgezogen«, sozusagen »abgeschöpft«:
Indem sie an die Aufmerksamkeit gebunden wird (und damit der Kontrolle der »Gedankenvorgänge« unterliegt!), findet sie keinen freien, ungefilterten Weiterfluss in die Motilität.

Folgenschwer ist diese Umformulierung, weil damit die Genese und Funktion von Aufmerksamkeit erhellt wird:

Aufmerksamkeit ist kein bewusst ablauender Prozess, sondern ein vom Vbw etablierter Schutzmechanismus.

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202
Q

Wie korrigiert Freud seine Aussage über Aufmerksamkeit:

„Weiterleitung von Vbw in Bw gelinge erst, wenn die gegen die Blockade anströmenden Erregungsflüsse durch »Aufmerksamkeitsbesetzung« quasi »verstärkt« würden“?

A

1915 von ihrer Bedeutung her folgenschweren Umformulierung: Erregung, die sich energetisch aus den rudimentär aktiven Trieprepräsentanzen speist, wird sich vor der Zensur zum Bw so lange an bestimmten Wortvorstellungen aufstauen, bis sie durch »Überbesetzung« spontan in die Motilität zu springen droht — weshalb die Besetzung mit Aufmerksamkeit als ein Regulativ dazwischengeschalten wird.
Darüber wird die überbesetzte Quantität »abgezogen«, sozusagen »abgeschöpft«:
Indem sie an die Aufmerksamkeit gebunden wird (und damit der Kontrolle der »Gedankenvorgänge« unterliegt!), findet sie keinen freien, ungefilterten Weiterfluss in die Motilität.

Folgenschwer ist diese Umformulierung, weil damit die Genese und Funktion von Aufmerksamkeit erhellt wird:

Aufmerksamkeit ist kein bewusst ablauender Prozess, sondern ein vom Vbw etablierter Schutzmechanismus.

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203
Q

Was ist unter bewusster Besetzung zu verstehen?

A

Die kanalisierte Erregungsquantität aus den mit Aufmerksamkeit besetzten Wortvorstellungen werden im nächsten Schritt über die »Wahrnehmung« gebunden.
Auch wenn Freud es leider nicht so explizit und unmissverständlich darlegt, so können wir unter einer »bewussten Besetzung« die vom »System Bw« ausgehende Wahrnehmung begreifen.

Jedoch ist Vorsicht geboten: Wahrnehmung ist an sich ebenfalls kein bewusster Vorgang! Sie ist eine unbewusst initiierte Variante der Bindung von Erregung, um diese an ihrem ungeflilterten Eingang in die Motilität zu hindern.

Das »Bewusste« an dieser Besetzungsart bezieht sich auf das topische Ergebnis: Indem die mit Aufmerksamkeit besetzten Wortvorstellungen zum Objekt der Wahrnehmung werden, lässt sich Erregung über die Besetzung von »Gedankenvorgängen« binden (und bildet somit qualitative Bewusstheit lediglich als »Abfallprodukt« des psychischen Apparats).

Das ermöglicht progrediente Erregungsbindungen zur Abschottung der Motilität: Reflexionsfähigkeit, die Artikulation von inneren Vorgängen, die prokrastinierte Befriedigung über Motivation usw. Letztlich können am Ende sogar gezielte, (lediglich scheinbar) kontrollierbare Handlungsweisen initiiert werden, die eine Befriedigung herstellen, die im Einklang mit den sekundärprozessorischen Strukturen des Apparats steht.

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204
Q

Wie definiert Freud 1915 Objektvorstellungen?

A

Er definiert die Objektvorstellungen als Resultat des Zusammenkommens von verschiedenen Formen der Besetzung (wobei — selbstredend — nur ein Teil dieser Besetzungen bewusst ist); sie würden sich jeweils zusammensetzen aus:
(1) den »Sachvorstellungen«,
(2) den »Wortvorstellungen« und
(3) dem »Affektbetrag«.

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205
Q

Was beschreibt Freud als Sachvorstellungen (als Teil der Objektvorstellung)?

A

Der erste Baustein der Objektvorstellungen stammt aus denjenigen Vorstellungen, die durch ihre Verankerung entlang der archaischen Triebrepräsentanzen dauerhaft mit Erregung aufgeladen sind: die »Sachvorstellungen« (in der »Traumdeutung« von 1900 nannte Freud sie noch »Dingvorstellungen«).
Und möchte damit ausdrücken, dass sie strukturelle »Niederschrift« von elementaren (Lern-) Erfahrungen mit der Umwelt sind. Diese bilden zwar körpernah wirkende »Erinnerungsspuren« (also rudimentäre Spuren von »Gedächtnis«), sind jedoch nicht bewusstseinsfähig.

Da sie allerdings den bewussten Besetzungsvorgängen vorausgehen, bilden die Sachvorstellungen die Struktur unserer psychischen Innenwelt: und liefern damit die eigentliche »Grammatik« unseres Bewusstseins.

Die Besetzung dieser Sachvorstellungen macht unseren psychischen Innenraum »lebendig« (später wird Jacques Lacan die französische Psychoanalyse exakt auf dieser Überlegung begründen und mit sprachphilosophischen Ausführungen untermauern).

Strukturell gesehen sind die Sachvorstellungen reifer als die Triebrepräsentanzen selbst, jedoch nicht so etabliert wie die Wortvorstellungen.

Sie sind demnach an der Grenze zwischen Ubw und Vbw angesiedelt.

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206
Q

Was beschreibt Freud als Wortvorstellungen (als Teil der Objektvorstellung)?

A

Freud beschreibt, wie sich diese unter den Lernerfahrungen mit der sprechenden Umwelt entwickeln: und somit eine »innere Landschaft« etablieren, welche für die Repräsentation der (äußeren, aber auch: inneren) Welt unerlässlich ist.

Weil Sprache immer und unwiderruflich »vom Anderen« übernommen wird, sind Wortvorstellungen Ergebnis der Anpassung an die Umwelt und nehmen über den Sekundärprozess größeren Einfluss auf Vorgänge der Repräsentation und Verwaltung innerer Strukturen als die Sachvorstellungen, die aufgrund ihres archaischen Ursprungs und ihrer körpernahen Wirkweise ein Stück weit mehr am Primärprozess hängen.

Während die Sachvorstellungen die Grammatik für unsere Gedankenvorgänge liefern, stellen die Wortvorstellungen gewissermaßen das Vokabular zur Verfügung: »Denkbare« und »bewusste« Gedankenvorgänge resultieren quasi als ein »Abfallprodukt«, wenn zur Bindung von Erregung sowohl die Besetzung der älteren Sachvorstellungen wie auch der jüngeren Wortvorstellungen zusammenkommen.

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207
Q

Wie definiert Freud den Begriff Libido?

A

Er definiert sie von nun an als diejenige Energie, die als quantitative Besetzungskraft zwischen den Vorstellungen springt und somit die Innenwelt des Apparats lebendig hält.
Ursprung der Libido ist der (Trieb-) Drang aus dem Sexualitätstrieb. Damit ist der Stellenwert des Sexuellen für die Psyche (wie auch für die Psychoanalyse) in Stein gemeißelt.

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208
Q

Vervollständige:
Triebe sind die Strukturen, die…

A

… das Unbewusste strukturieren.

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209
Q

Sind Triebrepräsentation bewusst?

A

Triebrepräsentation sind immer unbewusst

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210
Q

Was ist mit dem Abwehrmechanismus „Verkehrung ins Gegenteil gemeint“?

A

in derPsychoanalyse einer der Abwehrmechanismen des Ich. Mit Verkehrung ins Gegenteil wird die Umkehrung eines Triebbedürfnisses in sein Gegenteil bez., eine Umkehrung, die einmal durch eine Aktiv-Passiv-Umkehr des Triebbedürfnisses (Trieb) selbst und zum anderen durch eine Vertauschung des Triebobjektes durch dasIch (Substitution) bei einem Gleichbleiben des Triebziels gekennzeichnet ist. So wird etwa das Bedürfnis, zu lieben, in das Bedürfnis, geliebt zu werden, das Bedürfnis, zu quälen (Sadismus), in das Bedürfnis, gequält zu werden (Masochismus), oder das Bedürfnis, jemanden zu sehen, in das Bedürfnis, von jemandem gesehen zu werden, verwandelt.

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211
Q

Welche wichtigen Abwehrmechanismen beschreibt Freud?

A
  • Verkehrung ins Gegenteil
  • Wendung vom Aktiven ins Passive
  • Wendung gegen die eigene Person
  • Sublimierung
  • Verdrängung
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212
Q

Was beschreibt Freud als Sublimierung?

A

Abwehrmechanismus, der es ermöglicht, daß primitive, sozial nicht akzeptierte Arten der Befriedigung von Bedürfnissen in sozial akzeptable umgewandelt und somit neutralisiert werden.

Es-Impulse werden von einem – vom Über-Ich nicht akzeptierten – Ziel auf ein sozial akzeptiertes Ziel (Kunst, Caritas) umgelenkt.

Nach Freud ist dies Grundlage für die Entwicklung jeglicher Kultur; z.B. wird das kindliche Spiel mit Matsch und Kot zum kreativen Gestalten des Erwachsenen (Kreativität). Das kindliche Spiel des Auseinander- und wieder Zusammenbauens von Spielzeug wird zur konstruktiven Ingenieurstätigkeit (Abwehrmechanismen).

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213
Q

Wie können innere Objekte aufgebaut werden?

A

Je mehr positive Erfahrungen als Kind um Erregung abzubauen, umso mehr dieser inneren Objekte internalisiert
-> Später umso mehr innere Objekte zur Erregungsabfuhr vorhanden !
-> Erregungsverteilung
-> bessere Befriedigung
-> Besserer Abbau von Erregung

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214
Q

Welche Beobachtungen machte Melanie Klein bei Spieltherapien?

A
  • Spieltherapie - unzensiertes Darstellen innerer Konflikte
  • Phantasiewelt von Kindern unterschätzt!
  • Beobachtete ein hohes Angstniveau, Auseinandersetzung mit destruktiven Kräften, Strafbedürfnisse, Verfolgungsängste, Wiedergutmachungsimpulse (Über-Ich viel früher als Freud annahm)
  • Spieltherapie analog Traumarbeit:
    Verschiebung und Verdichtung ubw Phantasien in bewusstseinsfähige Abläufe:
    Darstellung entsprach keineswegs den realen Objekten, eher Repräsentanten intensiver Affekte, Impulse, Bedürfnisse, Ängste des kindlichen Selbst
  • Partial-/Teil-objekte: ein Motiv, eine Befriedigung, eine Frustration - andere Aspekte treten dabei in den Hintergrund
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215
Q

Welche zwei alternierenden Entwicklungspositionen gibt es nach Klein?

A

(1) Paranoid-schizoide Position
(2) Depressive Position

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216
Q

Was ist gemeint mit der Metapher „gute/böse Brust“?

A
  • „Gute Brust“ = Säugling erlebt die bedürfnisstillende, sättigende, entängstigende, beglückende Erfahrung mit der Mutter als etwas Nur-Gutes
  • „Böse Brust“ = Hunger, die abwesende Mutter, Begegnung mit einem bösen, verfolgenden Objekt, das diesen Zustand verursacht, da es die gute Brust für sich behält (Säugling kann sich nicht alleine beruhigen, ist seinen Zuständen ausgeliefert, sie verfolgen ihn (beißender Hunger, böser Husten, kalte Angst, rasende Wut…))
  • Intrapsychische Objektbeziehung: Spaltung des ganzheitlichen Selbst- und Objekterlebens in ideale und verfolgende Teilaspekte
  • Archaisches Über-Ich und Ich-Ideal
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217
Q

Beschreibe die Theorie, wie Partialobjekte zu ganzheitlichen Objekten werden

A

Einzelerfahrungen werden verinnerlicht, unbewusste Phantasien werden zu Teilobjekten ausgestaltet:
- Z.B. Sättigung im Stillakt -> Teilobjekt der „guten Brust“; Fürsorge, Brust, Hände, Stimme…

  • Anfängliche innere Welt besteht aus Teilobjekten, die erst später zu „ganzen“ Objekten verinnerlicht werden
  • Angelpunkt der Theorie: Übergang von der Welt der Teilobjekte zur Welt der integrierten, ganzheitlichen Objekte= Übergang von der „paranoid-schizoiden“ zur „depressiven“ Position
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218
Q

Beschreibe Spaltung und Spaltungsabwehr nach Melanie Klein

A
  • Spaltung = Erfahrung und zugleich erster Bewältigungs- und Abwehrmodus
  • Spaltung dient dazu, sich der Verfolger – zumindest in der Phantasie – zu entledigen und die guten Objekte bei sich - in sich! - zu behalten
  • Spaltung zielt aber auch darauf, die guten vor den bösen Objekten zu schützen – d.h. auch und vor allem – ohne dass der Säugling dies „weiß“ – vor seiner Wut
  • Diese frühen Prozesse folgenden ersten Körperfunktionen in der Interaktion mit ihrer Umwelt: „Einverleibung wird zur Introjektion, Ausscheidung zur Projektion, das Verschließen der Augen zur Verleugnung“
  • Klein: existenzielle Angst und Versuche, den Todestrieb zu bewältigen- heute: körperlich-affektive Verfassungen, denen es ohne Zutun hilflos ausgeliefert ist – konkrete Objekte im Inneren, die etwas Konkretes bewirken, Vorläufer der Objektrepräsentanzen, denen jene Konkretheit fehlt
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219
Q

Beschreibe Projektion, Introjektion, Spaltung und Projektive Identifikation nach Melanie Klein.

A
  • Projektion (untrennbar von der Introjektion): Entlastungdes Selbst von Zuständen, Affekten, Impulsen, Scham, Schuld u.ä.
  • Spaltung in nur-gut, nur-böse, schwarz-weiß
  • Entlastung der inneren Welt: hohen Preis = Aufladung der äußeren Welt mit hasserfüllten Objekten -> paranoides Szenarien (z.B. „Mobbing“)
  • Projektive Identifikation: Kommunikation ohne Symbole - atmosphärische Veränderungen mit diesen Pat., affektiv, kognitiv, Verhalten - in kein stimmiges Narrativ überführbar (z.B. „Versanden“)
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220
Q

Was beschreibt Klien mit primärem Neid und Destruktivität?

A

Klein hält am Todestrieb fest - genuin menschliche Destruktivität

Mutter besitzt alles, was das Kind begehrt, einen unbegrenzten Strom an Milch und Liebe, welchen sie für sich zurückhält -> Enttäuschung, Hass & Neid

Primärer Neid: richtet sich nicht auf das versagende Objekt, sondern auf das gute Objekt, das angegriffen, seiner guten Inhalte beraubt und zerstört werden soll. Ausgangspunkt ist die Unfähigkeit des Säuglings, Abhängigkeit und Getrenntheit vom guten Objekt zu tolerieren (Omnipotenz und Selbstidealisierung sollen bewahrt werden)

-> Chronisch selbstdestruktive Tendenzen, negative therapeutische Reaktion

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221
Q

Wie beschreibt Melanie Klein die depressive Entwicklungsposition?

A

Kind erkennt: die gute Brust weist auch erhebliche Unzulänglichkeiten auf: „die Brust, die ihn nährt, ist auch die Mutter die ihn warten lässt“ = Verlust des wunderbaren, idealen Objekts, stattdessen Ambivalenz (Wahrnehmung widersprüchlicher Eigenschaften) ->

Erinnerung an die Mutter auch in ihrer Abwesenheit (Objektpermanenz)

Kind erkennt, dass seine aggressiven Impulse nicht nur bösen Objekten, sondern auch den geliebten gelten -> Phantasien über den Verlust/ Beschädigung des guten Objekts -> Sorge um den Anderen, Schuldgefühle, Bedürfnis nach Wiedergutmachung

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222
Q

Wie unterscheiden sich Paranoid-schizoide und depressive Angst nach Melanie Klein?

A

Paranoid-schizoide Position: Angst vor verfolgendem Objekt; Verfolgungsängste entstehen durch archaische Aggressionen, die mittels Spaltung und Projektion abgewehrt werden

Depressive Position: Angst um das gute, vollständige Objekt. Verlustängste durch die Wahrnehmung totaler Abhängigkeit von einem anderen. Abwehr durch Verleugnung der Angriffe auf das abwesende Objekt und Wiedergutmachung

-> Bewältigung dieser Ängste gehört zu jeder normalen Entwicklung dazu, erfordert Einfühlung und Unterstützung durch das Primärobjekt und die Umgebung

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223
Q

Was ist Projektive Identifizierung?

A
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224
Q

Was ist Containment?

A

Vorgang, in dem Psychotherapeuten die Projektionen von Patienten vorerst aufnehmen, ohne die eigenen Emotionen, die durch diese Projektionen ausgelöst werden, zu agieren – also reagierend zu erledigen. In einem zweiten Schritt verwandelt der Psychotherapeut das Aufgenommene, das dem Patienten unerträglich ist, in sich in etwas Erträgliches und gibt es ihm in einem dritten Schritt zurück.

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225
Q

Wie entwickelte Bion die Projektive Identifizierung weiter?

A
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226
Q

Welche zwei wichtigen Gruppen lassen sich bei Symptomen unterscheiden?

A

Ich-synton
Ich-dyston

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227
Q

Wie können sich psychische Störungen nach APA Niederschlagen?

A
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228
Q

Welche zwei Fehler sieht die Tiefenpsychologie in dem allgemeinen Umgang mit Symptomen?

A
  1. Fehler Symptome zu standardisieren zu kategorisieren

Es bedeutet nicht jedes symptom für jeden Patienten das gleiche

Gibt es eine objektive Gesundheit? Laut TP Nein
Kann es nicht geben da Objektivität im wissenschaftlichen Verstöndnis zweifelhaft

Das was wir als gesund / normal „messen“ und definieren ist lediglich Ausdruck der statistischen Normalität
Gesund = das was von der Mehrheit gezeigt
-> Normopathie
Für den Menschen ist es entscheidend wichtig zu einer Allgemeinheit dazuzugehören, daher der Mensch bestrebt nicht sich von den anderen zu unterscheiden -> Angst davor NICHT Normal zu sein

? Wenn nur genug Menschen gestörtes Verhalten zeigen, fällt pathologisches Geschehen als solches nicht auf
Vorstellung von Normalität gestört!!!

Leidensdruck nicht gleich gestört!
Leidensdruck lediglich Aussage dafür das Beschwerden nicht aus dem durchschnittlichen Verhalten der Allgemeinheit entsprechen

  1. Fehler:

Symptom = Problem = Problem ist da um gelöst zu werden -> Symptome müssen auf jeden Fall beseitigt werden!

Symptome sind Kontext abhängig, haben individuelle Bedeutungen für verschiedene Personen

Ein Symptom vielleicht für den einen Problematisch für den anderen in anderen Situationen profitabel

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229
Q

Was wird als Dystone Beschwerden bezeichnet?

A

Was auffällt kann nur das Verhalten sein, was von dem der Allgemeinheit abweicht -> nennen wir Dystone Beschwerden

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230
Q

Was wird als Dystone Symptome bezeichnet?

A

Dystone Symptome sind Symptome die mit Leiden einher gehen
Haben für den Betroffenen einen erkennbaren Leidensdruck

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231
Q

Aus welchem Konflikt entsteht aus Sicht der Tiefenpsychologie Krankheit?

A

Der Mensch der Krank ist der zeigt, das gewisse Dinge bei Ihm noch nicht so angepasst sind, dass sie mit der Kultur in Konflikt kommen und sich dieser Konflikt im Symptom äußert.

Das Symptom ist wie der Schmerz nur das Anzeichen das etwas nicht stimmt! Gut das derjenige Schmerz / Symptom zeigt wenn etwas nicht stimmt!

Menschen die keine Symptome zeigen sind lediglich Instrumente so dass sie keine Symptome mehr empfinden !

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232
Q

Wie entstehen aus Sicht dr Tiefenpsychologie Symptome?

A

Der Mensch der Krank ist der zeigt, das gewisse Dinge bei Ihm noch nicht so angepasst sind, dass sie mit der Kultur in Konflikt kommen und sich dieser Konflikt im Symptom äußert.
Das Symptom ist wie der Schmerz nur das Anzeichen das etwas nicht stimmt! Gut das derjenige Schmerz / Symptom zeigt wenn etwas nicht stimmt!
Menschen die keine Symptome zeigen sind lediglich Instrumente so dass sie keine Symptome mehr empfinden !

Daraus folgt Veranchtung/Unterdrücktung für die Dinge die wir als Bedürfnisse haben aber nicht nach außen tragen dürfen aufgrund der Kultur der Gesellschaft

Symptome sind Anteil der Unterdrückung um Bedürfnisse weiterhin auszuklammern und zu unterdrücken

Jedes Symptom offenbart somit einen Teil der Lebendigkeit die im Inneren noch vorhanden ist und nicht ausgeklammert wird

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233
Q

Welche Gewinne können aus einem Symptom entstehen für den Patienten?

A

Symptome sind aufgrund ihrer psychodynamischen Funktion auch immer im Zusammenhang mit einem Lustgewinn (Krankenheitsgewinn)

Primärer Krankenheitsgewinn = Symptome erlauben bestimmtem Konflikt aus dem weg zu gehen und stellvertretend eine bestimmte Lebendigkeit auszuleben.

Sekundärer Krankheitsgewinn: Patienten hängen an ihren Symptomen, da Patienten Langfristig hierdurch Aufmerksamkeit und Zuwenden generieren und bekommen können

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234
Q

Wie können Symptome mit Freuds Theorie des Psychischen Apparats erklärt werden?

A

Freud: Ersatzbildungen, Primäre Aufgabe des Psychischen Apparats = Erregung abzubauen

Wenn bestimmte Triebwege blockiert sind muss die Erregung abfuhr finden über Ersatzbahnen -> Symptome sind solche Ersatzbahnen,

Symptome sind Ventile, über die Erregung, abgebaut wird, die sich innerlich bei bestimmten Triebstrukturen aufbaut eine Zunahme solcher Erregung, ein Stau wird als Unlust empfunden, als ein diffuser Zustand der Anspannung, den wir so schnell wie möglich vertreiben wollen, weshalb wir auf andere Bahnen zurückgreifen, die je nach innerer Beschaffenheit zur Verfügung stehen um Erregung abzubauen.

Der Dadurch hergestellt Abfall von Erregung wird als lustvoll empfunden -> Symptome führen dazu das wir Erregung die sich aufstaut abbauen können

Wir laufen eigentlich dann stabil durch die Welt wenn es uns gelingt die äußere Welt so zu konstituieren wie es die Schablone die Struktur gewordenen Institutionen in der Inneren Welt nahelegen

In der Kindheit bestimmte beziehungsreichen / Schablonen gelernt - > im Leben so die Welt wahrnehmen wie Schablonen es nahelegen
Symptome sind hier eine Form der Bezihungsgestaltung symbolische Ausgestaltung von inneren Bezihungen

Objektbeziehungstheoretische Neurosenlehre

Jedes psychische Symptom zeigt an, dass im Inneren eine beziehungsgestört ist, das im Inneren etwas nicht stimmt, dass im Inneren etwas ins Ungleichgewicht geraten ist, was mit der Beziehung von sich selbst mit anderen/ zu sich selbst verbunden ist

Ausdruck des Symptoms nicht gleich Das Symptom!

Einzeichnen hat immer 2 Komponenten: Ausdruck und Inhalt
Rote Ampel: Zeichen -> Rotes Licht
Inhalt -> Stehen bleiben!

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235
Q

Wie beschreibt die Objektbeziehungstheoretische Neurosenlehre Symptome?

A

Jedes psychische Symptom zeigt an, dass im Inneren eine beziehungsgestört ist, das im Inneren etwas nicht stimmt, dass im Inneren etwas ins Ungleichgewicht geraten ist, was mit der Bezihung von sich selbst mit anderen/ zu sich selbst verbunden ist

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236
Q

Woraus besteht ein Symptom?

A

Ausdruck des Symptoms nicht gleich Das Symptom!

Einzeichnen hat immer 2 Komponenten: Ausdruck und Inhalt
Rote Ampel: Zeichen -> Rotes Licht
Inhalt -> Stehen bleiben!

Signifikat = was ausgedrückt wird
Signifikant = was die Bedeutung ist

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237
Q

Was ist die 4. große Schule der Psychoanalyse?

A

Das Paradigma der Selbstpsychologie

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238
Q

Womit beschäftigt sich die Selbstpsychologie eher als die Triebtherorie?

A

Beschäftigung mehr mit dem tragischen als mit dem schuldigen Menschen anders als in der Triebtheorie

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239
Q

Charakterisiere die Selbstpsychologie nach Kohut

A

Abrücken von der freudianischen Annahme des Primats der Triebe als motivationale Strebungen, die der kindlichen Entwicklung zugrunde liegen

Stattdessen Annahme, der Erwerb eines kohäsiven Selbstzustandes, der mit einer immer größer werdenden Selbstkohärenz einhergeht, entscheidend für die Entstehung gesunder psychischer Strukturen

Das Vorliegen eines nicht kohärenten Selbst führt zu Krankheit
Nicht länger Widerspruch von Trieb und Selbst führt zu Krankheit

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240
Q

Wie beschreibt Kohut das Selbst als strukturierte Organisation?

A

„ Das Selbst ist damit eine strukturierte Organisation von Erfahrungen, die der Person einen Sinn von sich verleihen. Das Selbst spüren wir, wenn wir „gefasst“ oder „gut beieinander“, aber auch wenn „es uns zerreißt“, wenn wir „kopflos“ und „leer“ sind. Nach einer Störung suchen wir uns „zu sammeln“, oder wir suchen jemanden, der uns „beisammen hält“

Für das Selbst entscheiden: gelungene Kommunikation mit sich selbst und gelungene Regulation?

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241
Q

Was ist nach Kohut ein Selbstobjekt?

A

Ein Objekt, das – oder eine Person, die – von einem Subjekt im Dienste seines Selbst benutzt wird. Ein Selbstobjekt ist konkret definiert als eine Person, die dem Selbst notwendige, aber fehlende Funktionen bereitstellt

Durch Spiegelungen (Empathie und Introjektion) aktiviert das mütterliche Selbstobjekt das angeborene Selbstpotenzial -> Kern-Selbst

Kind -> Mutter
Jugendchor -> Peers
Erwachsene -> z.B.Kultur

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242
Q

Was beschreibt Kohut als Umwandelnde Verinnerlichung?

A

Durch verwandelnde Internalisierungen bzw. umwandelnde Verinnerlichungen der Selbstobjektfunktion erwirbt das Kind nach und nach Fähigkeiten zur Selbstregulation: Etwas das für einen getan wird, wandelt sich in etwas, das man für sich selbst tut

Dies geschieht, wenn im Laufe geglückter Betreuung kleine Versehen in der Abstimmung passieren (Ist normal! Auch eine Mutter kann nicht hellsehen! Je nach ausmaß können sie dann aber traumatisch sein)

Wenn Mängel phasenadäquat und nicht traumatisch sind

So erwirbt das Kind Funktionen, wie sich selbst zu beruhigen, sich selbst zu vergnügen, sich selbst zu füttern etc.

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243
Q

Was wird von Kohut als primärer Narzissmus beschrieben?

A

Stadium, in dem Neugeborene die Welt in erster Linie narzisstisch erleben, d.h. in einem allgemeinen Zustand der autoerotischen Seligkeit und Allmacht ohne eine Unterscheidung von Selbst und anderen

Kern des Selbst entsteht aus der Entwicklung eigenständiger narzisstischer Strebungen, die unabhängig von der Objektliebe zu sehen sind und auch nicht irgendwann in Objektliebe aufgehen

Das Kind benötigt zur Umwandlung primär narzisstischer Prozesse in reife intrapsychische Strukturen die zentrale Funktion der Eltern als Selbstobjekte

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244
Q

Wie gestaltet sich laut Kohut die Entwicklungslinie des Narzismus?

A

Erst die Unfähigkeit der Mutter die narzisstischen Bedürfnisse des Kindes komplett zu befriedigen, zwingt das Kind gewissermaßen dazu, das Stadium des primären Narzissmus aufzugeben und sich mit dem mütterlichen Verhalten zu identifizieren

Bruch des primär narzisstischen Stadiums:
Kind versucht seine eigene Vollkommenheit wiederherzustellen indem es sich zwei Systemen narzisstischer Allmacht bedient:

  1. Größenselbst (narzisstisches/ grandioses Selbst) sucht den Glanz im Auge der Mutter
  2. Idealisierte Elternimago (Idealisierung der Eltern) vermittelt Wohlbefinden durch kindliche Projektion ursprünglicher Vollkommenheit, Macht und Perfektion
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245
Q

Wozu transformieren sich idealisiertes Elternimago sowie Größenselbst nach Kohut?

A

Idealisierte Elternimago transformiert sich zu den eigenen Idealen – Teil des Über-Ich‘s

Größenselbst transformiert sich zu den Ambitionen, Ziele und gesunder Ehrgeiz - Freude an der eigenen Aktivität und dem Selbstgefühl

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246
Q

Wie kann es nach Kohut zu Verdrängung / Abspaltung des Größenselbst kommen?

A

Inadäquate Reaktionen der Eltern auf den primären Narzissmus des Säuglings und später auf das grandiose Selbst und die idealisierte Elternimago -> Entwicklungsarretierung

Verdrängung des Größenselbst: allgemeine Verarmung der Persönlichkeit, fragile Selbstwertgefühl, vage Depressionen, Mangel an Initiative

Abspaltung des Größenselbst: Großspuriges, hochnäsiges, arrogantes, abweisendes Verhalten ohne Realitätsbezug

-> Überempfindlichkeit gegenüber Kritik, defensive Wut / tiefe Scham (jede Beschränkung / Grenze wird als Möglichkeit zur Enttarnung der tiefen Unzulänglichkeit des Selbst erlebt)

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247
Q

Wie äußert sich nach Kohut die Verdrängung des Größenselbst?

A

allgemeine Verarmung der Persönlichkeit, fragile Selbstwertgefühl, vage Depressionen, Mangel an Initiative

-> Überempfindlichkeit gegenüber Kritik, defensive Wut / tiefe Scham (jede Beschränkung / Grenze wird als Möglichkeit zur Enttarnung der tiefen Unzulänglichkeit des Selbst erlebt)

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248
Q

Wie äußert sich nach Kohut die Abspaltung des Größenselbst?

A

Großspuriges,hochnäsiges, arrogantes, abweisendes Verhalten ohne Realitätsbezug

Überempfindlichkeit gegenüber Kritik, defensive Wut / tiefe Scham (jede Beschränkung / Grenze wird als Möglichkeit zur Enttarnung der tiefen Unzulänglichkeit des Selbst erlebt)

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249
Q

Wie kommt es aus selbstpsychologischer Sicht nach Kohut zur Psychopathologie?

A

Folge spezifischer und realer interpersonaler Ereignisse

Unbefriedigt gebliebene Bedürfnisse nach Selbstobjekterfahrungen mit grandiosen und idealisierenden Phantasien bekommen eine defensive/ kompensatorische Funktion

Größenselbst und idealisierte Elternimago können verhärten und das Selbstbild / Beziehungen beeinträchtigen

Intensive Angst spiegelt die Gefährdung der Selbstorganisation, bzw. Selbst-Kohärenz wider: Fragmentierungs-/ Untergangsängste

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250
Q

Welche Selbstobjekt-Übertragungen können nach Kohut festgestellt werden?

A

Folge schwer gestörter empathischer Reaktionen der Eltern, so dass die Selbstkohärenz nicht sicher ausgebildet werden konnte -> mangelnder Schutz gegen Fragmentierung

  1. Spiegelübertragung: Therapeut als Selbstobjekt, das Bestätigung und Anerkennung zuteilwerden lässt, „Glanz im Auge der Mutter“
  2. Idealisierende (Eltern-) Übertragung: Idealisierung des Therapeuten, Teilhabe am Idealobjekt stabilisiert
  3. Zwillingsübertragung (Alter-Ego-Übertragung):
    Übereinstimmung wird gesucht: „ich bin wie Du!“; Ungetrenntheitserleben aufrechtzuerhalten
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251
Q

Welche Übertragungsformen gibt es bei Freud und Kohut?

A
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252
Q

Wie entsteht eine narzisstischer Persönlichkeitsstörung aus selbstpsychologischer Sicht?

A

Entstehen aus selbstpsychologischer Sicht durch folgende Faktoren:

Ausbleiben genügend guter Spiegelungserfahrungen

Mangel an Möglichkeiten zur Idealisierung der Bezugspersonen

Behinderung der Rücknahme von Größenphantasien und Idealisierungen durch unempathische Frustration

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253
Q

Welche Merkmale kennzeichnen eine Narzistische Persönlichkeitsstörung aus selbstpsychologischer Sicht?

A

Keine ausreichende Selbst-Kohärenz, kompensatorische Größenphantasien bleiben bestehen

Andere werden idealisiert und in der Position und Funktion als Selbstobjekt fixiert

Größenselbst und Idealisierungen bleiben in der Psyche enthalten

Realistisches Selbstbild und reife Objektbeziehungen werden dadurch beinträchtigt

Betroffene bleiben auf stützende Funktion des Selbstobjektes angewiesen, damit ihr Selbstgefühl nicht zusammenbricht

Wenn das Selbstobjekt nicht verfügbar ist, breiten sich Ängste vor Selbstverlust aus, Leere, Verzweiflung, Orientierungslosigkeit -> Abwehr

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254
Q

Wie kann das Selbst nach Kohut geheilt werden?

A
  1. Therapeutische Mobilisierung des arretierten Selbst in der Übertragung
  2. Verwendung des Therapeuten als Selbstobjekt
  3. Die umwandelnde Verinnerlichung des neuen Selbstobjekts in psychische Struktur (z.B. getröstet werden -> sich selbst trösten)

„Optimale Responsivität“, sicherer Rahmen, empathische Begleitung durch Beziehungskrisen / Brüche in der therap. Beziehung

Dosierte Frustration, Wärme und Mitgefühl

-> Nachreifung des Selbst, Ziel: autonome Aufrechterhaltung der Kohärenz des Selbst/ reifere Beziehungsfähigkeit

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255
Q

Welche Therapeutischen Implikationen ergeben sich aus selbstpsychologischer Sicht?

A

Defizittheorie

Kein Fokus auf Deutungen des konflikthaften Erlebens / Einsicht wie bei Freud/ Vermeiden von Konfrontation und Deuten der narzisstischen Abwehr, eher Bereitstellung einer Umwelt, die die frühe Deprivation widergutmacht

Entstehung eines empathischen Eingestimmtseins

Therapeut leistet Beruhigung und Spiegelung

Empathie, Introspektion im Mittelpunkt, sowie Wachstum, Selbstheilung, Nachreifung

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256
Q

Welche Kritik wird an der Therapie aus selbstpsychologischer Sicht nach Kohut geübt?

A

„Zuckerguss des Verstehens“ – Bedürfnisbefriedigung nur in Verbindung mit dosierter Frustration therapeutisch wirksam

Triebferne und Konfliktscheue, Vernachlässigung der Arbeit an pathogenen Strukturen

Fehlende Spezifität

Übertriebene Erweiterung der Anwendung der Technik

Verwirrende Konzeptualisierung der Selbstobjekte (intrapsychisch versus äußerlich, real)

Naiver Environmentalismus

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257
Q

Beschreibe die Ätiologie im Narzissmuskonzept nach Kernberg

A

Kernberg fokussiert auf die Entwicklung der intrapsychischen Besetzungen des Selbst und seiner Objekte

Ätiologie:

Basis ist das objektbeziehungstheoretische Entwicklungsmodell: Frühe Entstehung der S- und O-Repräsentanzen aus einer gemeinsamen, noch undifferenzierten Matrix

Kommt es in den Phasen der Separation und Individuation zu schweren Frustrationen -> strukturelle Veränderung bei der weiteren differenzierenden Entwicklung psychischer Repräsentanzen

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258
Q

Wie beschreibt Kernberg das Pathologische Größen-Selbst?

A

Fusion realer und idealer Selbstrepräsentanzen mit idealen Objektrepräsentanzen zu einem pathologischen Größen-Selbst

„Ich brauche ja gar nicht fürchten, abgelehnt zu werden, weil ich meinem Idealbild nicht so entspreche, wie ich es müsste, um von der Idealperson, an deren Liebe mir liegt, überhaupt geliebt werden zu können. Nein, diese ideale Person und mein eigenes Ideal und mein wirkliches Selbst sind ein und dasselbe; ich selbst bin mein Ideal, und damit bin ich viel besser, als diese Idealperson, die mich hätte lieben sollen, und brauche niemanden.“

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259
Q

Beschreibe das Narzissmuskonzept bei Kernberg

A

Keine Integration „nur guter“ und „nur böser“ Selbst- und Objektrepräsentanzen, keine realistischen Vorstellungen vom Selbst und von den Anderen, keine Objektkonstanz -> Tödliche Untergangsangst

Spaltung: alle entwerteten, aggressiv besetzten und angsterregenden Selbst- und Objektrepräsentanzen werden vom Selbst ferngehalten und via Projektion in die Außenwelt verlegt

symptomatisch: stabiles, überhebliches Selbstbild, hinter dem jedoch jederzeit Minderwertigkeitsängste deutlich werden können

Nachlassen der Grandiosität -> Leere, Langeweile, Reizsuche, da kaum verinnerliche Halt gebende innere Objekte zur Verfügung

Kein angemessenes Ich-Ideal, da ja alles schon erreicht ist

Das Über-Ich kann nicht integriert und weiter entwickelt werden und behält seine archaische, existenziell bedrohliche Wucht

Unterstützende Über-Ich-Funktionen („Du hast zwar Fehler gemacht, aber daraus lernt man, in Zukunft wird es Dir besser gelingen“) stehen nicht zur Verfügung

-> NPS: schwerwiegender Mangel an innerseelischer Differenzierung

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260
Q

Beschreibe die Pathologische Formation der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung nach Kernberg

A

Pathologische Selbstliebe: Exzessive Selbstbezogenheit und Selbstzentriertheit, intensive Abhängigkeit von der Bewunderung durch andere; alternierende Zustände zwischen grandioser Überlegenheit und unerträglicher Minderwertigkeit

Pathologische Objektliebe: Unfähigkeit zu reifer Abhängigkeit; unbewusster, alles bestimmender Neid (Entwertung, Verachtung, Ausbeutung und Aneignung des Guten im Anderen)

Über-Ich-Pathologie: Unfähigkeit, „differenzierte, unterschiedliche depressive Zustände (z.B. Gewissensbisse, Traurigkeit, melancholisches Um-sich-selbst-kreisen) zu erleben“; Maligner Narzissmus, Antisoziale Persönlichkeit, Fehlen von Über-Ich-Funktionen (mit Ich-syntoner Aggression, Kriminalität)

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261
Q

Wie unterscheiden sich die Ansichten von Kohut und Kernberg über die narzisstische Persönlichkeitsstörung?

A

Kohut:
dünnhäutige, hypervigilante Narzissten;
60er Jahre: Zeit kultureller Umbrüche und struktureller Destabilisierung familiärer und sozialer Strukturen;
Amerikanische Mittelschicht;
mütterlich- fördernd

Kernberg:
robuste Narzissten, s
chwere strukturelle Störung wird mit Ich-syntoner Aggressivität und manipulativer Kompetenz bis hin zu antisozialem Verhalten abgewehrt;
Psychiatrische Patienten amerikanischer Großstädte;
väterlich-fordernd, konfrontierend

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262
Q

Mit welchen Prämissen begründete Descartes den Skeptizismus?

A

Rene Descartes:

Alles was wir sehen, denken, wahrnehmen kann auch Illusion/Betrug sein
- nicht alles muss wahr sein.

Bei nichts kann man sich sicher sein dass es wirklich real ist.
-> das zweifeln an Allem nennt man den methodischen Zweifel.

Der Zweifel betrifft alle Methoden, Gesetze, Zusammenhänge, Denken, Fühlen etc.

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263
Q

Welche Grundpfeiler hat der Skeptizismus?

A
  1. dass unsere Sinne uns manchmal täuschen.
    Können nie sicher ausschließen dass wir nicht von unseren Sinnen getäuscht werden
  2. Woran machen wir fest, dass wir träumen oder wach sind
  3. Es kann sein dass wir alle ferngesteuert sind (durch z.B. einen Bösen Dämon)
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264
Q

Was bewirkt der Skeptizismus?

A

der Skeptizismus erschwert uns den Alltag. Würden wir ständig an allem zweifeln, könnten wir gar nicht mehr so durchs Leben gehen

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265
Q

Wenn der Skeptizismus lediglich philosophisch ist, welche Konsequenz leitet Descartes daraus ab?

A

Wenn ich getäuscht werde dann gibt es zwar etwas, was von aussen auf mich einwirkt, aber es gibt auch etwas, auf das dieses Äußere einwirkt und das ist das Selbst und dieses Selbst kann sich nur bemerkbar machen, indem es an allem zweifelt. Das bedeutet das Selbst wird gleichgesetzt mit dem Zweifel

-> Daraus entstand der Satz von Descartes: „Ich denke also bin ich“
-> unsere Existenz wird also durch unser Denken bestimmt

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266
Q

Wie begründet Descartes den Realismus?

A

-> auf Grund der Vorstellung dass unser menschliches Bewusstsein gestiftet ist durch unsere Denkfähigkeit gründet Descartes den Rationalismus:
Denken als Beweis für das Bewusstsein.

Das Bewusstsein ist ein Ergebnis der Logik d.h. Denken und damit das Bewusstsein ist logisch veranlasst.
Alles andere wie Geschmack, Subjektivität ,Gefühl, Empfinden etc. ist für ihn Illusion, hat für ihn keine Bedeutung.

Gefühl ist eine Illusion, da es ein Kontrahent der Logik ist.
Das Gefühl ist somit unreif.

Von diesen unreifen Dingen gilt es den Geist zu befreien und den Geist nur mit Verstand zu füllen. Ein reifer Mensch ist für Descartes ein Mensch der rein logisch operiert.

-> Descartes und der Rationalismus wird relevant für die Psychologie, siehe kognitive Psychologie - den Mensch als ein rein rationales logisches Wesen zu verstehen war lange Zeit Teil der Psychologie.

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267
Q

Wie widerspricht die Psychoanalyse Descartes Skeptizismus und Realismus?

A

Freud hat schon gesagt dass wir den Menschen nur über dein Fühlen und nicht nur über sein Denken verstehen können.

In den Letzten Jahren auch ein Schift auch in der Neurowissenschaft etc.:
Ich fühle also bin ich. Ein Mensch wir darüber definiert was er fühlt, das Unbewusste, das Unlogische, das Unreife.
Ein Mensch wird dann Reif wenn er seinen Verstand anreichern kann durch Empfinden, Subjektivität, Leidenschaft etc.

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268
Q

Wann hält Freud die ersten Vorlesungen zur Einführung der Psychoanalyse?

A

1915-17

relativ spät wegen Antisemitimus & Anfeindungen gg Psychoanalyse

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269
Q

Wann Stellt Freud das topische Modell fertig?

A

1915: Vollendung des topischen Modells von Freud: Erregungszustände die aus unseren Bedürfnissen heraus entstehen

-> das topische Modell finden in allen Bereichen der Psychologie anklang, sowohl in der Psychoanalyse als auch in der Neurowissenschaft Das Strukturmodell von Freud (Es-Ich-ÜberIch) ist nur Teil der Psychoanalyse

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270
Q

In welche Bereiche definiert Freud die Psychoanalyse?

A

Definition der Psychoanalyse nach Freud - 3 bzw. 4 Bereiche:

  1. ist eine fundamentale Theorie der Motivation - heute: Theorie der menschlichen Persönlichkeit
  2. Eine Methode zur Erforschung unbewusster Prozesse: worin zeigt sich das Unbewusste? Wie beeinflusst uns das Unbewusste in der Liebe, Kunst, Sexualität etc.?
    (Freud hat eine Methode entwickelt wie man das Unbewusste aufdecken kann)
  3. Mithilfe der Methode unbewusste Prozesse aufdecken zu können, ist die Psychoanalyse auch eine Methode um Menschen von ihren psychischen Erkrankungen zu befreien

Heute kommt ein 4 Punkt dazu: Psychoanalyse ist auch ein gesellschaftskritischer/ kapitalistisch kritischer Ansatz

271
Q

Beschreibe das moderne psychoanalytische Modell über die Funktionsweise, Entwicklung und die Fehlentwicklung der Persönlichkeit.

A

Das moderne psychoanalytische Modell über die Funktionsweise, Entwicklung & die Fehlentwicklung der Persönlichkeit baut im wesentlichen auf der Vorstellung auf, dass es weder psychische Prozesse (also soziale Prozesse) noch biologische Prozesse (genetische) alleine sind, die dafür sorgen dass das Gehirn sich entfalten kann und die Persönlichkeit sich entwickelt

-> es braucht die angeborenen genetischen Prozesse im Gehirn die sich verschränken müssen mit den sozialen, psychischen Prozessen - die sich gegenseitig stimulieren müssen und sich hierarchisch hochentwickeln müssen - damit sich die Persönlichkeit als ein vielschichtiges, komplexes Gebilde entstehen kann.

Das eine geht nicht ohne das andere.

Die Ordnung dafür:
1. Genetische Erbe
2. Prägung und Determinierung durch frühkindliches Umfeld
3. Etablierung einer „inneren Welt“ (und deren hierarchische Differenzierung)
4. Strukturelle Dynamik
5. Dominanz des Unbewussten

272
Q

Wie wird das Genetische Erbe für die Entwicklung, Funktionsweise und Fehlentwicklung der Persönlichkeit angesehen?

A

jeder Mensch kommt mit einem genetischen Erbe auf die Welt (=Temperament) Bsp. Basisemotionen.

Damit sich das angeborene Potenzial entfalten kann, braucht es soziales, stimulierendes Input (z.B. Beziehungsumfeld, sinnliches Umfeld etc.)

273
Q

Wie wird die

  • Prägung und Determinierung durch frühkindliches Umfeld,
  • Etablierung einer „inneren Welt“ (und deren hierarchische Differenzierung) sowie
  • Strukturelle Dynamik

für die Entwicklung, Funktionsweise und Fehlentwicklung der Persönlichkeit angesehen?

A

Psychoanalyse sagt dass Persönlichkeit in erster Linie eine unbewusste Struktur ist (und nicht das was andere an Persönlichkeit wahrnehmen - Big 5).

Wir selber bekommen nur die Spitze des Eisbergs unserer Persönlichkeit mit.

Im Hintergrund laufen Strukturen die festgelegt wurden durch: wie in unserer frühen Kindheit das Erbe auf das soziale Input trifft und wie sich dort in einer Zeit wo sich erst Gehirnstrukturen herausbilden - Repräsentationssysteme ergeben die dann ein Leben lang unveränderter sind und bestimmen wie wir uns verhalten, denken und fühlen.

In der frühen Kindheit ist das ganze erst sehr primitiv: Aufteilung in gut und böse - sinnlicher Input (die Zuneigung durch spiegelnde, emphatische Erwachsene) wird gebraucht damit sich diese innere Welt ausdifferenzieren kann.

Es entstehen immer mehr reifere Strukturen z.B. Affektregulation

Die Strukturen die wir als Kind lernen, bleiben - der psychische Innenraum entsteht in der Kindheit -> in der Psychoanalyse geht man von einer Dominanz der frühen Kindheit aus - jede psychische Krankheit wird ausgelöst/beeinflusst durch bestimmte Prozesse in der frühen Kindheit.

Auch wenn ein Traumata im Erwachsenenalter passiert, geht die Verarbeitung des Traumas wieder zurück auf unsere Fähigkeiten der Regulierung zurück, die wiederum in der Kindheit determiniert wurden.

Die Strukturen der Kindheit verhärten sich dann in der Adoleszent und dann verändert sich nicht mehr viel -> erklärt warum wir welchen Film mögen, warum wir immer wieder Streit über ein Thema mit einem Freund haben, unser Beziehungsverhalten - warum wir was mögen, machen etc. (Grund ist NICHT Konditionierung).

Um verstehen zu können warum wir was machen, was mögen etc. muss man verstehen wie das in unserer inneren Welt zusammensetzt ist.

Unsere Kindheit bestimmt im Hintergrund wie wir uns verhalten, fühlen etc.

274
Q

Wie wird die Dominanz des Unbewussten für die Entwicklung, Funktionsweise und Fehlentwicklung der Persönlichkeit angesehen?

A

In dem ganzen komplexen Zusammenspiel dominieren unbewusste Prozesse (demnach haben wir keinen wirklich freien Willen, da unser Unterbewusstsein im Hintergrund uns immer beeinflusst)

275
Q

Warum würden wir eine paradiesische Welt nicht aushalten?

A

Wir brauchen Frustration um zu denken und zu handeln.

Und Frustration ist schmerzhaft.

Wir brauchen Schmerz damit Bewusstsein entsteht (siehe Erkältung/eine Nase die zu ist)

Wenn wir frustriert sind, sind wir darauf angewiesen zu phantasieren - nach einer schöneren Welt.

Wir brauchen das illusionäre - die Aussicht auf Glück - um uns selbst zu stabilisieren.
Sobald wir das haben was wir uns gewünscht haben, werden wir dadurch nicht glücklicher.

Wir können niemals vollends zufrieden sein - wir brauchen das phantasieren nach einer besseren Welt.

Unbewusste Wünsche sind unsere Triebkraft für unsere Phantasie (um Erregung aus dem Unbewussten abzubauen).

276
Q

Was beschreibt Freud als innere / psychische Struktur?

A

Betriebssystem im Hintergrund aus unserer Kindheit

277
Q

Wie können wir unsere emotionale Resonanz auf äußere Ereignisse (Film schauen) laut der Psychoanalyse begreifen?

A

Die These in der Psychoanalyse lautet: Dass wir unsere emotionale Resonanz (d.h. unsere Reaktion auf die Dinge die in der Welt passieren) nur begreifen können, wenn wir verstehen in welcher inneren Dynamik (=innere Repräsentationenwelt) diese emotionale Resonanz eingebetet ist auf die sie dann zurückführt

278
Q

Was ist der Grundgedanke der Psychoanalyse?

A

-> man braucht eine Methode über die es möglich ist die unbewussten Strukturen der inneren Repräsentationenwelt zu rekonstruieren und das liefert die Psychoanalyse

-> mit Hilfe psychoanalytischen Methodik lassen sich Strukturen aufschließen d.h.: Welchen unbewussten, vorbewussten, bewussten Prozesse spielen sich in der Psyche ab und ergeben daraufhin das was wir fühlen, wahrnehmen, denken.

-> Für die Methode ist relevant, das greifbar zu machen, was sprachlich eigentlich gar nicht wirklich greifbar ist, weil es nicht bewusst ist (und oft entstehen bevor wir sprechen, sind somit nicht unbedingt in der Sprache gespeichert ist)

-> diese innere Struktur lässt sich nur entschlüsseln wenn man sich über Subjektivität, Individualität annähert und dafür braucht man Phantasien, Assoziationen, bestimmte Art des Sprechens und Reflektieren/deuten und andere Personen die einem dabei Helfen auf die Sprünge zu kommen

-> die ganze Methodik ist sehr subjektiv, trotzdem nicht willkürlich

-> Idee ist es mit den bewussten Gedanken über einen Film, andere Person oä. Zu assoziieren d.h. man versucht Zugang zu den bewussten Phantasien zu bekommen und man teilt alles mit was einem in den Sinn kommt ohne es zu zensieren (auch das was als unwichtig erscheint etc.). Je mehr Material gesammelt wird, desto mehr besteht die Chance verborgene Strukturen zu entschlüsseln/zu deuten und einen verborgenen Sinnzusammenhang zu sehen -> dabei hilft AnalytikerIn

= über assoziieren nähert man sich an. Ziel ist es dabei: eine unbewusste Resonanz zu entwickeln (d.h. dass vorbewusste, unbewusste Phantasien hochkommen)

279
Q

Was bedeutet hermeneutisches Verstehen?

A

Hermeneutisches verstehen heißt, man nimmt ein bestimmtes Material (z.B. Film) als Ausgang für die Assoziation und reichert das Material mit eigenen subjektiven Empfinden an.

Aus der persönlichen Resonanz auf das Material lassen sich dann Rückschlüsse über die unbewussten Dinge, die am Material beteiligt sind, ziehen

280
Q

Was erzeugt eine emotionale Resosnaz auf die äußere Welt?

A

Das Unbewusste

281
Q

Wann entsteht emotionale Resonanz?

A

emotionale Resonanz entsteht immer dann wenn es zu einer bestimmten Parallelisierung kommt und diese nennen wir Symbolisierung.

Wir können die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen, die innere Welt, mit Hilfe von psychoanalytischer Kategorien beschreiben - mit Hilfe von Filmen, Roman, eine Begebung etc.

Es kommt immer dann zu einer emotionalen Resonanz, wenn der Film, der Roman etc. Mit irgendetwas aus der unbewussten Struktur der Persönlichkeit korrespondiert.

Dieser Abgleich ist die Symbolisierung.

Wir können nur verstehen warum wir etwas fühlen wenn wir erkennen auf welche innere unbewusste Struktur das äußere Objekt trifft.

282
Q

Wann können wir verstehen was wir fühlen?

A

Wir können nur verstehen warum wir etwas fühlen wenn wir erkennen auf welche innere unbewusste Struktur das äußere Objekt trifft.

283
Q

Was ist die Symbolisierung?

A

emotionale Resonanz entsteht immer dann wenn es zu einer bestimmten Parallelisierung kommt und diese nennen wir Symbolisierung.

Wir können die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen, die innere Welt, mit Hilfe von psychoanalytischer Kategorien beschreiben - mit Hilfe von Filmen, Roman, eine Begebung etc.

Es kommt immer dann zu einer emotionalen Resonanz, wenn der Film, der Roman etc. Mit irgendetwas aus der unbewussten Struktur der Persönlichkeit korrespondiert.

Dieser Abgleich ist die Symbolisierung.

284
Q

Auf welchen 7 theoretischen Überlegungen baut die Psychoanalytische Therapoe von psychischen Strungen aus?

A

Erbe der Kindheit

Innere Welt

Leben in Illusion

Symptome als Ventil

Wiederholungszwang

Therapie als Sprachfindung

Beziehungs- (und Übertragungs-) Fokus

285
Q

Was meint die Psychoanalyse mit Erbe der Kindheit?

A

wir laufen als Erwachsene durch die äußere Welt und wie wir diese
Welt wahrnehmen, fühlen, denken und wie wir uns verhalten wird bestimmt durch die innere Welt unserer Psyche (Schablone, Skripte die uns prägen).

In dieser innere Welt sind überwiegend die Prozesse, die uns prägen, unbewusst und sie ist geprägt durch unsere Kindheit.

Die innere Welt entsteht in der frühen Kindheit.

Wir müssen die innere Welt verstehen um unser Verhalten etc. Im Erwachsenenalter zu verstehen.

Innere Welt setzt sich zusammen aus Bausteine, die wir gruppieren können.

286
Q

Was versteht die Psychoanalyse unter der inneren Welt die wichtig ist für die Behandlung psychischer Störungen?

A

(in allen 3 Bereichen sind unbewusste Phantasien):

• Wunschrepräsentationen (Wünsche - Ich): Psychische Repräsentationen, die unsere Bedürfnisse bestimmen:
wir haben Erfahrungen gespeichert, wie es ist bestimmte Dinge zu brauchen und im besten Falle befriedigt zu werden.
Das bestimmt wie wir damit umgehen bestimmte Dinge haben zu wollen und uns zutrauen das zu bekommen.

• Unheilrepräsentationen (Ängste - Es):
Das betrifft Erfahrungen dass wir schon in der frühen Kindheit gelernt haben, bestimmte Wünsche ausklammern zu müssen, da sie uns in einen Konflikt mit uns selbst oder mit unserem Umfeld (Beziehungen, von denen wir abhängig sind) bringen.
Wir müssen uns dadurch anpassen, verleugnen etc. Um diese Beziehung aufrecht erhalten zu können.
Dadurch entstehen Abwehrrepräsentationen

• Abwehrpräsentationen (Verleugnung - ÜberIch):
Erfahrungen, Schablonen die sich darauf beziehen wie wir zu sein haben, damit wir sicher und stabil in den wichtigen Beziehungen sind.

287
Q

Was versteht die Psychoanalyse unter Leben in Illusion?

A

Große Anzahl an Wünsche verleugnen/verteufeln wir - gehen wir aus dem Weg, weil sie uns in Konflikt bringen würden.
Um das nicht spüren müssen entwicklen wir Abwehrstrukturen.

Konzept „falsches Selbst“: wir übernehmen Wünsche aus dem Umfeld, die gar nicht unsere sind.
Wir laufen diesen Dingen hinterher, weil wir Denken dadurch glücklich zu werden, sie sind aber nur eine Illusion (Ergebnis der Psychodynamik).

288
Q

Was versteht die Psychoanalyse unter Symptomen als Ventil?

A

Durch das leugnen, staut sich Erregung auf.
Wir brauchen dafür Ventile.
In der Störungstheorie der Psychoanalyse wird die Erregung abgebaut durch Symptome einer psychischen Krankheit.
Je mehr wir uns selbst hassen/verleugnen/ nicht im reinen sind mit unseren tatsächlichen Bedürfnissen, desto mehr Symptome sind nötig.
Problem dabei: wir kennen unsere tatsächlichen Bedürfnisse nicht bewusst.

289
Q

Was versteht die Psychoanalyse unter Wiederholungszwang?

A

die Beziehungen die wir als Erwachsene führen, können wir nur führen auf Basis der Schablonen die wir in der frühen Kindheit erworben haben.

Die Schablonen passieren größtenteils auf Selbstverleugnung, das führt dazu dass die Beziehungen auch später Konfliktreich werden = neurotische Wiederholungszwang.

Übertragung= wir nutzen die frühkindlichen Beziehungsschablonen für spätere Beziehungen, sind dadurch verdammt die Beziehungen so zu führen, dass wir frustriert sind, wie früher mit unseren Eltern.

290
Q

Was versteht die Psychoanalyse unter Therapie als Sprachfindung?

A

Ziel der psychoanalytischen Therapie ist es, uns mit dem Erbe unsere Kindheit zu versöhnen.

Wir müssen verstehen, dass wir unsere innere Welt nur sehr schwer verändern können.

Wir müssen diese akzeptieren und trotzdem ein authentisches Glück im Leben versuchen zu finden.

Dafür müssen wir konfrontieren, mit dem was uns Angst macht, was wir an uns selbst verachten und vor dem wir weglaufen. Eigene Wünsche sollen freigelegt werden.

Schmerzhafter Prozess - da wir uns von den Illusionen befreien müssen und erkennen müssen, dass was wir anstreben uns nicht glücklich machen wird.

Wir müssen dabei auch aushalten dass wir viele Wünsche aus der Kindheit mitbringen, die wir nicht befriedigt bekommen.

Ein glückliches Leben ist nur möglich, wenn wir den Schmerz akzeptieren und aushalten können -> so entsteht ein Leben mit mehr Lebendigkeit, Echtheit, Leidenschaft.

Dafür muss innere Repräsentationenwelt aufgedeckt werden und eine Sprache für diese innere Welt zu finden mit Hilfe des TherapeutIn.

291
Q

Was versteht die Psychoanalyse unter Beziehungs- (und Übertragungs-) Fokus?

A

Damit der/die TherapeutIn die innere Welt/ das unbewusste erspüren kann, nutzt er/sie den neurotischen Wiederholungszwang.

Man schaut wie geht der Patient mit mir um, was macht der Patient mit mir.

Es kommt zu Übertragungsneurose.

Daraus können frühkindliche Beziehungen abgeleitet werden und so gelingt ein Einblick in die innere Repräsentationenwelt der Patienten = Übertragungsfokus.

292
Q

Was könnten Beweggründe sein eine Psychoanalyse zu machen?

A

Man lebt seine Illusionen, allerdings hat man das Gefühl von Unechtheit, es fehlt die Lebendigkeit.

Erstgespräch mag sehr ungewohnt sein. TherapeutIn bieten die Wahrheit an ohne Rücksicht, Frustration gehört dazu.

Erst werden erst die Konflikte mit dem TherapeutIn ausgekämpft bevor man fähig ist diese im eigene Leben auszukämpfen.

293
Q

Wie kann die Psychoanalyse auch als Gesellschaftskritischer Ansatz wirken?

A

Durch Psychoanalyse ist es auch möglich zu erkennen, wie auf gesellschaftlicher und politischer Ebene unbewusste Dinge Einfluss nehmen.

Dass es auch hier neurotische Prozesse zu entschlüsseln gilt um dann daraus ab leiten zu können was schief läuft/wo Gefahren sind, sich eine Gesellschaft fehl entwickelt.

Auf Gesellschaftlicher Ebene wird die Entfremdung Ideologie genannt: Ideologie = „eine Weltanschauung, die nicht aus Wahrheitsgründen aufrechterhalten wird, sondern aus materiellen und politischen Interessen“ (Karl Mannheim).

Bsp.: 2018 Massaker in den USA - ein Schüler hat um sich geschossen. Trump ́s Reaktion: Lehrer bewaffnen, damit sowas nicht mehr passiert. Im Hintergrund läuft eine Beeinflussung der Waffenhersteller, die Trump finanzieren.

Im Vordergrund wird Sicherheit „verkauft“ -> ideologisch unterfüttert, so wird entfremdet wie wir Dinge wahrnehmen und argumentieren.

294
Q

Wie kann die Psychoanalyse einen Teil zu den Neurowissenschaften beitragen?

A

Ein Teil der NeurowissenschaftlerInnen ist überzeugt davon, dass die Psychoanalyse einen wichtigen Beitrag zu den Neurowissenschaften abliefern kann:

• Eric Kandel (Neurowissenschaftler): „Die Psychoanalyse ist die meist kohärente und intellektuell befriedigende Vorstellung über die Funktionsweise der Psyche ist“.
Er hatte wichtige Erkenntnisse über die Funktionsweise des Gedächtnisses. Diese konnte er entschlüsseln weil er ein wichtiges Grundlagenmodell von Freud adaptierte und als Voraussetzung nahm für seine empirische Forschung
-> die Psychoanalyse kann also ein Modell bieten, wo man bestimmte Hypothesen über die Funktionsweise der Psyche ableiten kann

• weitere Neurowissenschaftler sagen, dass die Stärke der Psychoanalyse darin liegt, auf repräsentationaler Ebene ein Funktionsmodell darüber zu liefern wie die einzelnen Mechanismen und Funktionen in der Psyche zusammen hängen - aus denen heraus bestimmte Hypothesen ableitbar sind, die dann mit den Methoden der Neurowissenschaften überprüfbar sind.
Und nur so kann ein vollständiges kohärentes Bild über die Funktionsweise der Psyche abgeliefert werden und Theorie der Psychoanalyse auch bestätigt werden.

295
Q

Welche Gemeinsamkeit haben die Neurowissenschaften und die Psychanalyse?

A

Unser gemeinsames Evolutionäres Erbe

Der Mensch kommt mit angeborenen Aspekten zu Welt und die frühkindliche Entwicklung sorgt dafür, dass sich dieses angeborene Potenzial mehr oder weniger entfalten kann.

Und die Art und Weise wie sich dieses angeborene Potenzial entfaltet, bestimmt dann sowas wie die frühkindlich erworbenen Strukturen der Persönlichkeit, die ein Leben lang aktiv bleiben.

Die weitere Entwicklung besteht darin, dass sich biologische und psychologische angeborene Grundfunktionen mit den Erfahrungen aus den frühkindlichen Beziehungs- Umfeld verschalten und aus dieser Verschaltung heraus eine hierarchische immer komplexer werdende Differenzierung der psychischen Funktionen, der repräsentationalen Strukturen, generell der Funktionsweise der Psyche entsteht.

Es gibt also auch einen genetisch determinierten Teil der bestimmt wer wir sind und wie wir funktionieren.

296
Q

Was ist mit unserem gemeinsamen evolutionären Erbe gemeint?

A

Eine Gemeinsamkeit der Neurowissenschaften und Psychoanalyse:

Der Mensch kommt mit angeborenen Aspekten zu Welt und die frühkindliche Entwicklung sorgt dafür, dass sich dieses angeborene Potenzial mehr oder weniger entfalten kann.
Und die Art und Weise wie sich dieses angeborene Potenzial entfaltet, bestimmt dann sowas wie die frühkindlich erworbenen Strukturen der Persönlichkeit, die ein Leben lang aktiv bleiben.

Die weitere Entwicklung besteht darin, dass sich biologische und psychologische angeborene Grundfunktionen mit den Erfahrungen aus den frühkindlichen Beziehungs- Umfeld verschalten und aus dieser Verschaltung heraus eine hierarchische immer komplexer werdende Differenzierung der psychischen Funktionen, der repräsentationalen Strukturen, generell der Funktionsweise der Psyche entsteht.

Es gibt also auch einen genetisch determinierten Teil der bestimmt wer wir sind und wie wir funktionieren.

297
Q

Was ist das „Es“?

A

ES setzt sich zusätzlich aus dem Temperament zusammen. Otto Kernberg definiert

Temperament als „die genetisch determinierte d.h. konstitutionell festgesetzte Reaktivität des Organismus, in den 3 Bereichen: Affektive Reaktivität, kognitive Reaktivität und der verhaltensbezogenen Reaktivität“.

Mit Reaktivität ist in diesem Zusammenhang folgendes gemeint: aus unserem evolutionären Erbe heraus hat sich die Fähigkeit des Säuglings entwickelt schon zum Zeitpunkt der Geburt verschiedene kognitive Verarbeitungsmechanismen, emotionale Bewertungsmechanismen (-> emotional auf die Umwelt reagieren zu können - Basisemotionen) und Verhaltensweisen (Instinkte) vornehmen zu können.

Der Begriff Temperament wird verwendet um diese Verschaltung vom älteren Begriff „ES“ abzugrenzen.

• ES wird fälschlicher Weise mit dem dunklen, perversen Leidenschaften etc. In Verbindung gebracht.

ES ist was Überlebensnotwendiges - das ES repräsentiert unsere innere Welt

• Die Theorie des ES ist auch in andere Bereiche der Psychologie übergegangen:
Basisemotionen, Maslowsche Bedürfnishierarchie etc.

298
Q

Was repräsentiert das ES?

A

ES wird fälschlicher Weise mit dem dunklen, perversen Leidenschaften etc. In Verbindung gebracht.

• Das ES repräsentiert unsere Bedürfnislage mit der wir auf die Welt kommen.

Zu Beginn bezeichnet Freud es auch noch nicht als das ES, sondern er spricht von den angeborenen Bedürfnissen.
Diese angeborenen Bedürfnisse sorgen in unserem Organismus für einen Anstieg von Erregung, wenn es Mangelzustände gibt.

Das evolutionäre Erbe versetzt den Organismus des Säuglings in die Lage auf diesen Mangelzustand zu reagieren.

Der Mangelzustand muss
1. kognitive erfasst werden - darüber hinaus ist es dann nötig zu erfassen um was für einen Art Mangel es sich handelt.
2. Die evolutionäre Antwort darauf wären die Basisemotionen um die Mangelzustände voneinander unterscheiden zu können und
3. muss der Säugling darauf dann reagieren können, das sind die Verhaltensmöglichkeiten, die Instinkte.

• Das ES repräsentiert was wir wirklich brauchen (wir lernen dann als Kind dass wir das verleugnen müssen - das dafür in der Kultur kein Platz ist: bedeutet aber nicht dass die Bedürfnisse „böse“ sind)

• ES ist was Überlebensnotwendiges - das ES repräsentiert unsere innere Welt

299
Q

Was versteht die Psychoanalyse unter Libido?

A

Der sexuelle Begriff entspricht in der Psychoanalyse nicht dem herkömmlichen Verständnis: Libido ist erstmal der Begriff den Freud für die sexuelle Erregung verwendet und er verwendet diesen Begriff um zu vermeiden, dass die herkömmliche Vorstellung von Sexualität sich zu sehr mit psychodynamischen Vorstellungen von Sexualität vermischt.

In seinen Schriften zum topischen Modell formuliert er: wie aufgrund der angeborenen Bedürfnislage (oder modern formuliert: angeborenen Temperament), vor allem aus der kognitiven Reaktivität heraus, die sexuelle Erregung zum Grundbaustein sämtlicher Verarbeitsungsmechanismen wird (Libido als der grundsätzliche Motor hinter jeglicher Aktivität im Gehirn).

300
Q

Was meint sexuelle Erregung in der Psychoanalyse?

A

Innerhalb der psychoanalytischen Szene ist es nicht anstössig zu sagen, dass die sexuelle Erregung die Basis von allem ist.

Das bedeutet nicht, dass der Wunsch Sex zu haben, die Basis von allem ist.

Libido meint Sexuelle Erregung die ihren Ursprung in den angeborenen Verarbeitungsmodalitäten des Gehirns hat. Die These ist also, dass die innere Erregungverarbeitung von Geburt an, an die sexuelle Erregungsverarbeitung gebunden ist.

Erklärung: Der Lustgewinn bzw. die Unlustvermeidung hat zum Ziel den Säugling in die Verfassung zu bringen befriedigt zu sein - das muss sich gut anfühlen.
Der Säugling braucht also ein Informationssystem darüber was sich gut anfühlt und das wäre die sexuelle Erregung, d.h. der Abfall von unangenehmer Erregung fühlt zu einem Anstieg von Wohligkeit, also einem Anstieg von sexueller Libido.

301
Q

Beschreibe das neurowissenschaftliche Verständnis von sexueller Erregung

A

Der Psychoanalyse ähnlich

da wird auch dargelegt, dass die sexuelle Erregung ganz viele Funktionen und Fähigkeiten beeinflusst und daran beteiligt ist, die erstmal nichts sexuelles haben.

• Z.b. die Bindung des Kindes an die Mutter. Diese Bindung ist von Grund auf an die sexuelle Erregung gebunden: das muss auch so sein, weil der Säugling ein Gespür dafür haben muss, dass die Nähe zu Mutter sich gut anfühlt und das System in uns, das sicherstellt, dass sich bestimmt Dinge gut anfühlt ist das sexuelle Erregungssystem.

In der Neurowissenschaft wird das als das Belohnungssystem bezeichnet.

302
Q

Was ist unser psychischer Innenraum?

A

Psychischer Innenraum ist sowas wie eine innere Welt in der wir uns selbst in uns bewegen. Passiert bei uns als Erwachsene relativ bewusst, mit viel Unbewussten Inhalten. Die Frage ist jetzt, wie sieht das bei dem Säugling ohne Bewusstsein aus ?

303
Q

Wie sehen Freud und auch die Naturwissenschaften das Bewusstsein eines Säuglings?

A

gehen davon aus, dass auch schon der Säugling
eine innere Welt/bestimmte Strukturen hat, in der unbewusst bzw. Vor der Entwicklung des Bewusstseins bestimmte Prozesse ablaufen.

Diese Struktur ist orientiert an der Wahrnehmung der Bedürfnisse, die entweder befriedigt werden oder nicht und dementsprechend gibt es nur zwei grundsätzliche Färbungen bei dem Säugling:
(1) Wohlige Färbung: eine befriedigte Welt
(2) Eine Welt in der der Säugling nicht befriedig und frustriert ist.

Diese Spaltung wurde schon von Freud in „Triebe und Triebschicksale“ beschrieben.

304
Q

Was beschreibt Freud als Trieb und Triebschicksal?

A

gehen davon aus, dass auch schon der Säugling
eine innere Welt/bestimmte Strukturen hat, in der unbewusst bzw. Vor der Entwicklung des Bewusstseins bestimmte Prozesse ablaufen.

Diese Struktur ist orientiert an der Wahrnehmung der Bedürfnisse, die entweder befriedigt werden oder nicht und dementsprechend gibt es nur zwei grundsätzliche Färbungen bei dem Säugling:
(1) Wohlige Färbung: eine befriedigte Welt
(2) Eine Welt in der der Säugling nicht befriedig und frustriert ist.

Diese Spaltung wurde schon von Freud in „Triebe und Triebschicksale“ beschrieben.

305
Q

Was bezeichnet Melanie Klein als paranoid schizoide Position?

A

mit schizoid ist gemeint, dass eine gute innere Welt streng getrennt werden muss von der bösen inneren Welt.

Diese Trennung ist notwenig, damit der Säugling in seiner primitiven Verfassung (mit den angeborenen Reaktivitäten) überhaupt in der Lage ist Lust und Unlust zu gestalten und zu regulieren.

Mischformen würden den Säugling in seiner Verfassung überfordern.

Es ist sicherer die gute Welt streng von der bösen Welt zu trennen - damit es gelingt das gute zu verfolgen und mehr davon zu wollen und das böse zu vermeiden/ bekämpfen.

• Neurowissenschaftlich gesehen lässt sich diese Spaltung auch beobachten: gute und böse Welt wird im Hirn komplett getrennt voneinander verarbeitet

306
Q

Was sind Instinkte?

A

Die Instinkte sind das angeborene Verhaltenspotenzial.

Das wurde von Freud auch schon so definiert, dass der psychische Apparat zur Erregungsverarbeitung zu Beginn des Lebens die Instinkte zu verfügung hat = nennt das den Reflexbogen.

• Ganz streng davon getrennt definiert Freud die Triebe. Freud sagt dass Triebe nicht angeboren sind, sie entwickelt sich dann als Versuch den psychischen Innenraum zu strukturieren und um elaborierte Wege zu Erregungsverarbeitung zu entwickeln. ->
diese Trennung wurde auch in den Neurowissenschaften übernommen

• Pribram unterscheidet zwischen 4 Grundinstinkten (4 Fs of Instincts): Fight, Flight; Fead and Sex.

• Jaak Panksepp unterscheidet 7 Instinkte (gebräuchlich und Grundlage der Neurowissenschaft)

307
Q

Welche Grundinstinkte beschreibe Pribam?

A

4 Grundinstinkten (4 Fs of Instincts): Fight, Flight; Fead
and Sex

308
Q

Welche Instinkte Unterscheidet Jaak Panksepp?

A

7 Instinkte (gebräuchlich und Grundlage der
Neurowissenschaft):

(1) Seaking (dient mit der Welt in Kontakt zu treten, entspricht der Libido von Freud. Seaking ist auch der Motor für alles weitere, man braucht immer den Bezug zu Welt).

(2) Lust (wäre das eigentliche System, um sexuelle Partner zu finden - muss getrennt werden von der Lust, wie Freud sie definiert hat).

(3) Fear (stellt sicher das wir vor den Situationen flüchten, die gefährlich für uns sind)

(4) Rage ( stellt sicher dass wir die Dinge zerstören, die uns Angst machen)

(5) Despair (verwaltet die Traurigkeit, d.h. die Gefühle und die Motivationsweisen die entstehen wenn wir Bindungen wieder herstellen wollen).

(6) Nuture (das System bei dem es darum geht, sich um andere zu kümmern).

(7) Play (eine Art spielerisch Autonomie und Durchsetzungsvermögen zu entwickeln).

309
Q

Wie sieht die Psychoanalyse Instinkte?

A

die psychoanalytische entscheidende Idee ist es, das der Mensch
mit Instinkten auf die Welt kommt, die unser Verhalten und unsere innere Welt determiniert.

Diese Idee ist auch in den Neurowissenschaften zu finden.

310
Q

Was wurde dem Säugling bereits evolutionär mitgegeben?

A

Das was evolutionär mitgegeben ist, ist die Fähigkeit des Säuglings zu erkennen wie gehts mir gerade, was brauche ich gerade und in Abhängigkeit was da erkannt wird - bestimmte fundamentale Verhaltensprogramme einzuschalten.

Dieses Einschalten ist eine erste ganz primitive Variante in der Reaktion auf die eigene Frustration aber diese Instinkte reichen nicht aus, um den Säugling tatsächlich zu befriedigen.

Hier kommen die frühkindlichen Beziehungen, den Kontakt mit den Erwachsenen, ins Spiel kommt.

311
Q

Was ist die Funktion von Affekten?

A

Affekte haben die evolutionäre Funktion anderen Individuen mitzuteilen was man haben
möchte. Krause nannte das: die proportionale Funktion von Affekten. Ein Affekt ist niemals nur ein Funktionssystem über den eigene Zustand, sondern ein Affekt reguliert Beziehungen.

• Affekte sind Beziehungsregulierend

• M. Arnold formuliere das als erste ganz grundsätzlich:
es gibt bestimmte Basisemotionen, jede dieser Emotionen vermittelt eine bestimmte Beziehunsgmodalität.

Z.b. Freude reguliert das Bedürfnis Nähe herzustellen.
Wenn man zusammen lacht, hat man das Bedürfnis den anderen anzuschauen oder bei Wut spürt man das Bedürfnis dass das Objekt was man bekämpfen möchte Anwesend ist.

312
Q

Wie hat Freud sich das Gehirn intuitiv erschlossen (später durch Neurowissenschaft bestätigt)?

A

Das Gehirn kommt mit einem bestimmten Reifungsgrad auf die Welt kommt - erst dann müssen sich die wesentlichen Funktionen des Gehirn ausgestalten.

Wie sehr sich das Gehirn wachsen/reifen/verschalten kann, hängt im entscheidenen Masse von der Qualität des Beziehungsumfeldes ab.

Das Gehirn entfaltet sich nicht von alleine, es braucht Input und für dieses Input sind die Erwachsenen zuständig.

Damit der Säugling sich gesund entwickeln kann, braucht es nicht bloss die Mittel zur Versorgung des Organismus, sondern auch ein Beziehungsangebot.

313
Q

Beschreibe Fonagys Mentalisiserungstheorie

A

Ein Kind kann nur so Zugang zu den eigenen Affekten und zu Affektregulation lernen, wie es ihm die Eltern sinnlich, fantasievoll ermöglichen durch eine ausreichende empathische Spiegelung = gilt ebenso für den Selbstwert

314
Q

Beschreibe Winnicotts Konzept der Mutter die gut genug sein muss

A

Damit sich ein Säugling gesund entwickeln kann, braucht es keine perfekte Mutter - ganz im Gegenteil, eine perfekte Mutter wäre entwicklungsschädlich.

Es braucht eine Mutter, die gerade gut genug ist stimulierend ist/ bei der die guten Anteile mehr überwiegen als die vernachlässigten.

Eine gute Mutter bietet eine Stimulation so dass das Gehirn anspringen kann und sich entfalten kann.

->auch hier ein Bezug zu Neurowissenschaften

315
Q

Wie wirkt sich eine ängstliche Mutter in der Frühkindlichen Entwicklung aus?

A

ist in einer frühen Phase ein Segen, in der nächsten in der es um Autonomie geht - ein Hemmnis

316
Q

Was bestimmt die ersten Entwicklungsschritte eines Säuglings?

A

• Der gesunde Säugling kommt mit einem angeborenen Temperament auf die Welt (1. wichtige Etappe)

• Dieses Temperament besitzt einige Aspekte die den Säugling in die fundamentale Lage bringen 2 Dinge auseinander zu halten: das was gut für mich ist soll verfolgt werden (=Welt aus Lust - Gut) und das was gefährlich ist muss vermieden oder bekämpft wer- den (=Welt aus Unlust - Böse) -> Das ist Bezogen auf die Befriedigung oder den Mangel von essentiellen Grundbedürfnissen.

• So ist auch die innere Welt eines Säuglings zunächst einmal radikal gespalten in Gute und Böse innere Welt. Mit dieser Spaltung ist nicht nur eine Trennung in der Repräsen- tationsstruktur gemeint, d.h. es ist nicht nur eine Trennung auf psychologischer Ebene sondern auch eine Trennung im biologischen Funktionieren (Hirnbereiche/ Funktionsabläufe etc. Funktionieren in klar voneinander getrennten Bereichen).

• Unser Genetik gibt zunächst nicht mehr an Differenzierung in unserem Gehirn mit.

• Genetik gibt als weiteres die Affekte, als ein Regulationssystem, mit

• Affekte spiegeln nicht nur die innere Verfassung wieder, ob man befriedigt ist oder was gerade fehlt, sondern Affekte regulieren auch die Beziehung zu den anderen wichtigen Personen, die den Säugling versorgen und von denen der Säugling abhängig ist.

• Teil des Temperaments ist das Potenzial des Gehirns sich zu entfalten (biologisch bezeichnet als die neuronale Plastizität o. Entwicklungspotenziale).

• Das Gehirn kann nur wachsen, wenn es von außen eine feinfühlige/emphatische/ aus reichende Stimulierung gibt.

• Die Schwierigkeit für die Erwachsenen besteht nun darin dem Kind je nach Entwicklungsstand/-phase die passende Stimulation anzubieten, damit sich die Innenwelt und damit insgesamt der Organismus entfalten kann.

317
Q

Was sind Objektbeziehungsrepräsentanzen?

A

• Frühkindliche Beziehungen werden gespeichert als essentielle Lernerfahrungen und zwar zu einem Zeitpunkt wo das Kind noch nicht sprechen kann. Diese gespeicherten Erfahrungen werden zu Grundlage des Funktionierens des Gehirns und der Psyche. Frühkindliche Lernerfahrungen werden ein Teil des prozentualen Gedächtnisses (siehe Allgemeine Psych).

• Freud schrieb in vielen seiner Texte, dass die mütterlichen und väterlichen Objekte in der inneren Repräsentationswelt gespeichert werden. Heute wissen wird, dass nicht ein Objekt gespeichert wird, sondern dass die gesamte Beziehung als Schablone gespeichert wird. Diese Beziehungsschablonen werden Objektbeziehungsrepräsentanzen genannt.

318
Q

Wie beschrieb Jacobsen die Objektbeziehungstheorie?

A

Sie hat als erste beschrieben, dass diese Objektbeziehungsrepräsentanzen sich zusammensetzen aus gespeicherten Erfahrungen über den Zustand des Selbst und gespeicherte Erfahrung über das Verhalten/ Zuwendung des Objekts (wichtigen Andere) bezüglich Fragen über Mangel und Versorgtheit.

Zusammengehalten wird das unter dem dominierenden Affekt unter dem eine entsprechende Erfahrung immer wieder wiederholt in der frühkindlichen Erfahrung gespeichert wird.

Was sich hier Verschaltet sind die Erfahrungen von Befriedigung und Mangel mit den Beziehungen zur Umwelt unter dem Eindruck bestimmter dominierender Affekte.

Diese gespaltenen Beziehungserfahrungen sind zu Beginn noch eingeteilt in Gut und Böse.

Herausforderung ist es, dass diese beiden Seiten integriert werden können, so dass die Spaltung überwunden wird

319
Q

Was ist die Objektkonstanz?

A

-> Wichtiger Entwicklungsschritt: Zuvor war alles noch aufgrund des genetischen Temperaments (Überlebensnotwendig) gespalten. Nun passiert im Gehirn, bei einem feinfühligen/ empathisch spiegelnden Umfeld, einiges:

• Integration von gespaltenen Strukturen (2. wichtige Etappe): für die innere Repräsentationswelt des Säuglings bedeutet das, dass die gute und böse Welt Schritt für Schritt zusammengebracht werden können. Das gelingt nur dann wenn die positive Welt davor in der Spaltung überwiegt.

• Das Ausmaß an Objektkonstanz ist das Merkmal, an dem beurteilt wird ob eine Person primitives archaisches oder eher reifes, elaboriertes Strukturniveau hat.

• Die Überwindung der Spaltung bedeutet strukturelle/funktionelle Veränderung in der repräsentativen Welt und im Gehirns selbst.

• Objektkonstanz heisst für die Wahrnehmung des Säuglings, dass eine Mutter, die Umwelt oder die innere Welt nicht mehr nur gut/positiv oder nur böse/negativ ist - sondern dass allmählich Graustufen entstehen können. Der Säugling nimmt wahr, dass er zwar gerade frustriert ist, aber dass diese Frustration nicht die absolute Katastrophe bedeutet, weil er sich trotzdem im Moment der Frustration in einer insgesamt halbwegs positiven/stabilen Welt befindet.

320
Q

Wie hängen eine Borderline Störung und die Objektkonstanz zusammen?

A

Bei z.B. einer Borderline Störung (Borderline Strukturniveau) haben die Betroffenen in der frühen Kindheit die Erfahrung gemacht, dass die böse Welt überwiegt -> bei einer Integration würde es dazu führen, dass die Gute Welt untergeht.

Somit erhalten Borderline Patienten die Spaltung aufrecht - damit zumindest ein bisschen Hoffnung auf Gute Welt übrig bleibt -> Objektkonstanz wurde nicht entwickelt.

321
Q

Was passiert dann wenn die Eltern kein feinfühliges Umfeld zu Verfügung stellen können, stattdessen Frustration/Vernachlässigung/Enttäuschung erlebt werden?

A

• Eine Möglichkeit des Kindes Frustration zu vermeiden und die Vernachlässigung zu umgehen ist es, sich so optimal wie möglich an die Erwartungen, Wünsche, Bedürfnisse der Eltern anzupassen. Das bedeutet dass man die eigenen Wünsche, Bedürfnisse - die von den Eltern ja nicht erkannt/gespiegelt/ befriedigt werden - ausklammert.

• Ausklammern bedeutet, dass ganz viel Blockade und Hemmung notwendig wird. Das bedeutet dass die Spiegelung die für die Differenzierung der Hirnstrukturen/ die Verschaltung notwenig ist, ausbleibt. Es bleiben tendenziell unintegrierte/ gespaltene Erfahrungen und Repräsentationsstrukturen übrig.

• Arno Gruen: „ Wir werden als Originale geboren, sterben aber als Kopie“ - Wenn wir in einer Atmosphäre groß werden in der wir ständig uns an die Eltern anpassen müssen und unsere eigene Bedürfnisse verleugnen müssen, dann führt das dazu dass wir den Bezug zu unserem Selbst verlieren - wir laufen dann als eine Kopie durchs Leben, weil einem nicht die Möglichkeit gegeben wurde die eigene Originalität auszugestalten und zu differenzieren

• -> vor dieser Situation ist niemand geschützt. Jeder ist mal von seinen Eltern frustriert, deshalb tragen wir alle Strukturteile in uns - die Kopie und nicht Original sind. Gesunde Entwicklung setzt auch voraus, dass wir lernen mit Frustration umzugehen und das er- fordert die Fähigkeit dass wir in uns auch die Repräsentation der Anpassung haben.

• Die Strukturen, die aus der Anpassung und Selbstverleugnung entstehen sind gesund für uns.

322
Q

Erkläre den Satz von Arno Gruen: „ Wir werden als Originale geboren, sterben aber als Kopie“

A

Wenn wir in einer Atmosphäre groß werden in der wir ständig uns an die Eltern anpassen müssen und unsere eigene Bedürfnisse verleugnen müssen, dann führt das dazu dass wir den Bezug zu unserem Selbst verlieren - wir laufen dann als eine Kopie durchs Leben, weil einem nicht die Möglichkeit gegeben wurde die eigene Originalität auszugestalten und zu differenzieren

323
Q

Was ist das Über-Ich?

A

• Das Über-Ich ist eine Regulationsstruktur, die aus gespeicherten Erfahrung der Anpassung entsteht.

• So entstehen in uns Selbstbilder und Objektbilder, die wie Schablonen wirksam sind und uns sagen wie wir zu sein haben damit wir bestimmt Dinge bekommen (z.B. Liebe, Anerkennung).

• Das ganze aber unter dem Dilemma, dass es unter der Anpassung und damit auch aus der Selbstverleugnung heraus passiert.

• Donald Winnicott sagt, dass das Über-Ich das „falsche Selbst“ anstiftet. Wir glauben wir wollen bestimmte Dinge, wir sind davon überzeugt in einer bestimmten Art und Weise sein zu müssen um geliebt zu werden - dabei stimmt das gar nicht. Wir wollen so gar nicht sein.

• Das ES spiegelt unsere authentischen Bedürfnisse wieder. Das Über- Ich spiegelt wieder dass wir auf diese authentischen Bedürfnisse verzichten müssen, wenn wir Liebe und Anerkennung von den Eltern wollen. Vergleich Neurowissenschaften: Es gibt Funktionen/Bereiche die ausschließlich für die Hemmung von Bedürfnissen zuständig sind.

• Neben den Beziehungsschablonen, die uns sagen, wie wir zu sein haben und wie sehr wir uns Verleugnen müssen - gibt es ein System an Mechanismen, das dafür sorgt, dass wir die Frustration ausklammern, die aus der Selbstverleugnung entsteht. Jede Anpas- sung erzeugt Frustration - da Anpassung Unterwerfung bedeutet und das erzeugt (nach unserem genetischen Erbe) Rebellion/ Frustration, die wir auszuklammern müssen. Dafür brauchen wir die Verdrängung.

324
Q

Wie unterscheiden sich die Bedürfnisse des Es und des Über-Ichs?

A

Das ES spiegelt unsere authentischen Bedürfnisse wieder. Das Über- Ich spiegelt wieder dass wir auf diese authentischen Bedürfnisse verzichten müssen, wenn wir Liebe und Anerkennung von den Eltern wollen. Vergleich Neurowissenschaften: Es gibt Funktionen/Bereiche die ausschließlich für die Hemmung von Bedürfnissen zuständig sind.

325
Q

Wofür brauchen wir Verdrängung?

A

Neben den Beziehungsschablonen, die uns sagen, wie wir zu sein haben und wie sehr wir uns Verleugnen müssen - gibt es ein System an Mechanismen, das dafür sorgt, dass wir die Frustration ausklammern, die aus der Selbstverleugnung entsteht. Jede Anpas- sung erzeugt Frustration - da Anpassung Unterwerfung bedeutet und das erzeugt (nach unserem genetischen Erbe) Rebellion/ Frustration, die wir auszuklammern müssen. Dafür brauchen wir die Verdrängung.

326
Q

Was ist Verdrängung?

A

Verdrängung heisst verleugnen von eigenen Bedürfnissen, Impulse etc. Im Dienste der Anpassung an die Umwelt zum Zweck der Stabilität in Beziehungen/Anerkennung/ Liebe usw.

• Das Prinzip der Verdrängung findet sich auch in der Neurowissenschaft wieder und lässt sich empirisch nachweisen.

• Die Verdrängung ist ein Schutzmechanismus den wir verwenden um uns vor der Frustration und dem Schmerz zu schützen, der dann entsteht wenn wir uns aus der Anpassung durch das Über-Ich bewegen.
Das fatale daran ist, dass es eine Selbstverleugnung ist, die wir selbst aufrechterhalten - weil es für uns weniger gefährlich ist uns selbst zu ver- leugnen, als die wichtigen Beziehungen zu relativieren - indem wir erkennen dass bestimmte Bedürfnisse inkohärent mit diesen Beziehungen sind (wir würden dann unsere eigenen Beziehungen in Frage stellen)

327
Q

Was ist der Charakter

A

Mit Charakter (3. wichtige Etappe) ist die innere Welt gemeint, die sich bei uns daraus ergibt dass wir Objektbeziehungsrepräsentanzen speichern.

Das heisst die Summe aller frühkindlichen Objektbeziehungsrepräsentanzen bildet die Charakterstruktur -> hat weitreichende Folgen.

• Freud hat sich dazu überlegt, dass in der frühen Kindheit bestimmte Schablonen und Muster in der Erregungsverarbeitung gespeichert werden, die dann ein Leben lang aktiv bleiben und bestimmen wie wir funktionieren.

• Auch jetzt sagt man: dass die Beziehungsmuster die wir in der frühen Kindheit lernen ein Leben lang bestimmen, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen, wie wir uns ver- halten, wie wir fühlen, auf welche Strategien wir zurückgreifen um uns zu befriedigen und zu regulieren.

• In der Allgemeinen Psych. Spricht man da von kognitiven Schemata. In der Neurowis- senschaft lässt sich das ebenfalls nachvollziehen.

• Je nachdem wie diese Objektbeziehungsrepräsentanzen ausgestaltet sind kann man bestimmte Varianten der Charakterstruktur unterscheiden. Diese orientieren sich nach wie vor an Freuds Phasen der frühkindlichen Entwicklung. Deshalb spricht man heute noch von oraler - analer - phallischer Charakterstruktur. Und jeder Mensch hat eine be- sondere Ausprägung in den einzelnen Charakterstrukturen (spricht z.B. von analer Cha- rakter = anale Fixierung).

328
Q

Wie hat sich bei vielen eine anale Fixierung während Corona gezeigt?

A
  • Die primäre Aufgabe unseres psychischen Apparats (=Abläufe in der Psyche) ist es Erregung abzubauen und das so schnell wie möglich.
  • Das Gehirn greift, bei dem Versuch Erregung abzubauen, immer auf die Strategien zurück, die sich in der frühen Kindheit als effektiv herausgestellt haben.
  • Corona: wir dürfen nicht heraus, eine Autorität schränkt uns ein (Unterwerfung) kombi- niert mit dem Gefühl welches die Autorität uns vermittelt „dreckig“ (=Virus in uns zu tragen) zu sein - obwohl wir uns nicht so fühlen.
  • Wir wollen raus, wir fühlen uns gut und nicht dreckig
  • Das entspricht der analen Phase: das Kind will Freiheit, Autonomie, schmutzig sein - Autonomie möchte aber Sauberkeit und Erziehung. Der Kampf lässt sich gut am Klo gehen lernen erklären: Kinder dürfen nicht einfach wie sie mehr wollen Groß machen, sie müssen an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit -> Machtkämpfe entstehen - Kind speichert in der Phase fundamentale Schablonen, die zu Struktur werden, wie mit Freiheitsliebe, eigenen Willen in Bezug auf Autoritäten umgegangen wird.
  • Während Corona werden wir damit konfrontiert, wir bauen unsere Erregung in der Krise ab mit Schemata die wir aus der Kindheit kennen. Ersatzbilder für den Klo-Machtkampf werden verwendet (weil diese ja verpönt/ verdrängt sind). Der Machtkampf wird ver- schoben auf ein weniger heikles Thema - allerdings muss es verknüpft sein mit dem worum es eig. In dem frühkindlichen Thema ging -> wir kaufen Klopapier „Ich bin autonom wann ich will - ich möchte kacken wann ich will“
329
Q

Was ist das Unbewusste?

A

Freud definierte das Unbewusste als ein dynamisches Unbewusstes, das heisst dass das Unbewusste aus Verdrängungen, aus Abwehrmechanismen etc. Entsteht.

330
Q

Was ist der (unbewusste) Konflikt?

A

Um zu verstehen wie psychische Störungen entstehen, muss man sich mit dem unbewussten Konflikt beschäftigen.

• In der inneren Welt des Säuglings/ Kleinkindes und dann des Erwachsenen gibt es immer ständig und unausweichlich solche Konflikten.

• Was man unter Konflikt hier versteht: Ein Konflikt passiert zunächst einmal unbewusst, deshalb ist der Konflikt für einen selbst nicht einsehbar. Der Konflikt wird dadurch erzeugt, dass beim Versuch des psychischen Apparats Erregung abzubauen es zu Kollisionen kommt. Es kommt zu Kollisionen, weil verschiedene gespeicherte Objektbeziehungsrepräsentanzen mit den verknüpfte Strategien aktiviert werden, damit die Erregung verschwindet (in der kognitiven Psychologie: Kognitive Dissonanz).

• Siegel und Peterson: in dem Text wird das Neurowissenschaftlich erklärt. Wenn es das dynamische Unbewusste gibt, also verschiedene Prozesse, die aktiv sind, um Erregung abzubauen - dann ist der Konflikt ein Kräftespiel zwischen den verschiedenen, sich widersprechenden Prozessen.

331
Q

Was ist eine Ersatzbildung?

A

• Wir alle haben in uns unbewusste Wünsche etc., die umgesetzt werden wollen, die aber niemals ausgelebt werden können und dürfen.

• Die Aufgabe des psychischen Apparates ist es Kompromisse zu finden (=Ersatzbildungen), über die es möglich ist, in symbolischer Weise/ in verschobener Art und Weise (=maskiert) Befriedigung zu suchen und Erregung abzubauen.

• Das bedeutet dass alles was wir Menschen machen unbewusst determiniert ist, weil im Hintergrund unbewusste Objektbeziehungsrepräsentanzen wirksam sind, die wie die Schablonen bestimmen worum es eigentlich geht - auch wenn wir bewusst davon nichts mitbekommen.

• Das Unbewusste ist also allgegenwärtig - alles was wir denken, fühlen, tuen ist unterfüttert von unbewussten Motiven.

• Das Betrachten der verschiedenen Variationen von Ersatzbildern kann darüber Aufschluss geben, was z.b. der eigentliche unbewusste Wunsch dahinter ist

332
Q

Welche Bedeutung haben Ersatzbildungen in der therapeutischen Psychoanalyse?

A

Ein Patient assoziiert frei vor sich hin, er stellt also verschiedene Er- satzvariationen dar und die Aufgabe des Analytikers/in ist es sich das anzuhören und ein intuitives Gespür dafür zu entwicklen, was für eine ganz grundlegende Struktur /unbewusste Bausteine dahinter stecken.

333
Q

Was ist die Aufgabe des Ichs?

A

• Das Ich hat als Aufgabe die Ersatzbildungen zu verwalten und auf diese zu reagieren.

• Die Aufgabe des Ichs ist es mit der Umwelt zu interagieren und in der Umwelt Möglichkeiten zu suchen um Befriedigung zu finden, dh. Um innere Verhaltensprogramme /Impulse auf symbolischen Wege (über Ersatzbildungen) abzuleiten.

• Bei so einer Ableitung wird Druck, Erregung abgebaut und Affekte freigesetzt, die eig. Mit den unbewussten Impulsen (also auch mit den unbewusst gespeicherten Objektbeziehungsrepräsentanzen) zusammenhängen

• Katharsis heisst dass durch die verschobene ersatzbildende Ansprache von solchen inneren Strukturen die Affekte trotzdem freigesetzt werden können Bsp. Über Filme werden Affekte freigesetzt

• Symbolisierung ist der Mechanismus über den ein Abgleich stattfindet: das alles was uns im Äußeren passiert (Filme, Beziehungen) etc., so bewertet und wahrgenommen wird, wie es den inneren Strukturen entspricht.

• Ein Abgleich also zwischen Innen und Außen und je nachdem auf welche inneren Struk- turen die Erfahrung mit der Außenwelt trifft werden dann bestimmte Gefühle/Impulse etc. Aktiviert

• Funktion des Ichs auf Neurobiologischer Ebene: Eine Kompromissbildung zwischen ES und Über-Ich

334
Q

Was ist mit Katharsis gemeint?

A

Die Aufgabe des Ichs ist es mit der Umwelt zu interagieren und in der Umwelt Möglichkeiten zu suchen um Befriedigung zu finden, dh. Um innere Verhaltensprogramme /Impulse auf symbolischen Wege (über Ersatzbildungen) abzuleiten.

• Bei so einer Ableitung wird Druck, Erregung abgebaut und Affekte freigesetzt, die eig. Mit den unbewussten Impulsen (also auch mit den unbewusst gespeicherten Objektbeziehungsrepräsentanzen) zusammenhängen

• Katharsis heisst dass durch die verschobene ersatzbildende Ansprache von solchen inneren Strukturen die Affekte trotzdem freigesetzt werden können Bsp. Über Filme werden Affekte freigesetzt

335
Q

Lassen sich die 3 Instanzen nach Freud auf funktionaler Ebene im Gehirn belegen?

A

alle 3 Instanzen von Freud lassen sich auf funktionaler Ebene im Gehirn mit Hilfe von Bildgebenden Verfahren belegen:

ES (beinhaltet alles was vererbt ist),

ICH (Rolle der Selbstbehauptung - eine Rolle des Ichs ist dann korrekt, wenn sie gleichzeitig den Anforderungen des ES, des Über-Ichs und der Realität genügt - also deren Ansprüche zu versöhnen weiß)

336
Q

Wie nehmen wir unsere Innere Welt wahr?

A

Unsere Innere Welt d.h. die Prozesse die in uns ablaufen: die Objektbeziehungsrepräsentanzen, die Charakterstrukturen, unbewusste Phantasien etc. können nie direkt von uns selbst erfahren werden - da sie sich immer nur in symbolisierter (maskierter) Form in unserem Umfeld äußern.

Und Nichts was wir tuen kommt ohne die Vermittlungsfunktion des Ichs aus.

337
Q

Wie sieht Freud das Bewusstsein?

A

Wir glauben oft, dass die bewussten Prozesses das sind, was uns vom Tier unterscheidet.

• Freud verabschiedet genau diese Idee: Das Bewusstsein ist nur eine Funktion - das Bewusste ist vom Unbewussten gesteuert.

• Frage: Gibt es dann überhaupt den freien Willen ? Freud hat das verneint. Da er für sich herausgefunden hat, dass das was wir als bewusst bezeichnen nur eine Maskierung ist - stattdessen geht es um unbewusste Wünsche.

• Crick: Seine Hypothese lautet, dass es den freien Willen schon alleine deswegen nicht geben kann, weil ja alle Prozesse eine Basis im Gehirn haben und das Gehirn unbewusst funktioniert -> deckt sich mit Freud.

338
Q

Was beschreibt Freud in seinen metapsychologischen Schriften?

A

Damit können Prozesse beschrieben werden wie die Psyche von jedem von uns funktioniert (nicht nur bei klinisch Kranken).
Freud sagt dass man einzelne Phänomene des Gehirns (Wahrnehmung, Denken, Sprechen, Wünschen, Träumen etc.) nur verstehen kann wenn man dreierlei Perspektiven darauf legt, die 3 Perspektiven der Metapsychologie

-> Freud versucht gesunde Prozesse wie Denken, Reden, Träumen auf einer megapsychologischen Ebene einzuordnen, also auf diesen 3 Ebenen zu beschreiben

339
Q

Welche 3 Perspektiven der Metapsychologie beschreibt Freud?

A

Ökonomische Aspekt

Topischer Aspekt

Dynamischer Aspekt

340
Q

Beschreibe Freuds ökonomischen Aspekt der Metapsychologie

A

d.h. einen quantitativen Effekt - Erregungsmenge im psychischen Appa- rat so gering wie möglich halten (Reguliert durch Lust/ Unlust Haushalt)

341
Q

Beschreibe Freuds topischen Aspekt der Metapsychologie

A

d.h. dass der psychische Apparat als ein System aufgefasst wird, welches mehrere Komponenten mit unterschiedlichen Funktionen/ Hintergründe etc. hat. Diese ver- schiedenen Komponenten verarbeiten auf unterschiedliche Art und Weise Erregung (z.B. Sprechen, Träumen, Wünschen etc. Geht auch mit Erregung einher, die im System ansteigt und die dann auf spezifischen Bahnen verarbeitet wird) - ES, Ich und Über-Ich sind solche 3 verschiedenen Komponente, auf denen jeweils auf 3 verschiedene Art und Weisen Erregung verarbeitet wird

342
Q

Beschreibe Freuds dynamischen Aspekt der Metapsychologie

A

d.h. diese verschiedenen Systeme der Erregungsverarbeitung geraten in Konkurrenz miteinander - hemmen, beeinflussen und ergänzen sich gegenseitig. Es gibt Widersprüche vor allem zwischen einer sofortigen Erregungsabfuhr und dem Aufschieben. Aus diesem aufeinander prallen von Möglichkeiten der Erregungsverarbeitung ergeben sich Konflikte -> diese Konflikte erzeugen Erregungstau. Dieser Erregungsstau muss durch Ersatzbildungen abgeschöpft werden.

343
Q

Was ist Unlust?

A

• Wenn wir den wohligen Zustand verlassen, dann entsteht ein Druck (alles angeboren), der dafür sorgt, dass wir alles dafür tuen wieder in den Wohligen Zustand zurück zu gelangen.

• Bei einem äußeren Reiz oder innerlicher Befindlichkeit (z.B. Hunger) weichen wir vom wohligen Zustand ab und so steigt im Organismus Erregung an. Und dieser angestiegene Erregungspegel
wird als Unlust empfunden.

344
Q

Was ist die fundamentale Aufgabe der Psyche?

A

• Die fundamentale Aufgabe der Psyche ist es Unlust/ Erregungsanstieg zu vermeiden. Die Erregung soll über Verhalten abgebaut werden, d.h. die Motilität des Erregungsapparates soll aktiviert werden. Die einfachste Möglichkeit hierfür ist der Reflexbogen.

345
Q

Was ist der Reflexbogen?

A

ist instinkthaft mitgegeben.

Er stellt sicher, dass wir z.B. bei einem blendenden Licht die Augen schließen und wegschauen und somit die Erregung abgebaut wird.

Reflexbogen bedeutet: es passiert etwas, Erregung steigt an, instinktiv wird darauf reagiert (Motilität wird aktiviert) und Erregung fällt wieder ab.

Bei manchen Reizen funktioniert das einwandfrei.
Bei anderen ist es schwer.

Wenn man Hunger hat, kann man nicht instinktiv darauf reagieren.

Somit gibt es ganz viel Erregung ist uns, die sich nicht sofort vertreiben lässt.

Es gibt dauernd Situationen in unserem Alltag, in denen es nicht möglich ist den Reflexbogen zu aktivieren und die Motilität in Gang zu setzen.

346
Q

Beschreibe Freuds Modell vom Psychischen Apparat

A
347
Q

Was sind die Psi-Strukturen?

A

sind die einzelnen Bausteine die im psych. Apparat errichtet werden. Diese dienen dazu aufgestaute Erregung schritt für Schritt so zu minimieren, dass am Ende nur noch ganz wenig Erre- gung übrig bleibt, die in die Motilität umgesetzt werden muss

348
Q

Was besagt das Gesetzt der Finalität?

A

Erregung strebt immer Richtung Motilität

349
Q

Was ist die Innervation?

A

Den Weg, den die Erregung von der Wahrnehmung hin zu Motilität durchlaufen muss wird Innervation genannt.

350
Q

Wie werden Psi Strukturen errichtet?

A

indem Erregung an diese Strukturen gebunden wird (Besetzung).

Psi Strukturen sind Erfahrungen der Befriedigung die wir in der frühen Kindheit gemacht haben und die als modellhafte Schablonen gespeichert wurden. Säugling macht die Erfahrung, dass sich Erregung durch die Beziehung mit seinen Erwachsenen abbauen lässt z.B. Saugen an der Mutterbrust. Dieses Saugen wird zu einer Schablone, wie sich Erregung abbauen lässt. Die Schablonen sind gespeichert im psychischen Apparat.

351
Q

Wie funktionieren die Psi-Strukturen?

A

Psi Strukturen sind Erfahrungen der Befriedigung die wir in der frühen Kindheit gemacht haben und die als modellhafte Schablonen gespeichert wurden. Säugling macht die Erfahrung, dass sich Erregung durch die Beziehung mit seinen Erwachsenen abbauen lässt z.B. Saugen an der Mutterbrust. Dieses Saugen wird zu einer Schablone, wie sich Erregung abbauen lässt. Die Schablonen sind gespeichert im psychischen Apparat.

Wenn jetzt Erregung sich aufstaut, weil die Motilität gehemmt wird, wird diese Erregung an die früheren Erregungsbahnen gebunden (bei denen schon einmal Befriedigung möglich war) und auf diese Bahnen gelenkt (Erinnerungsspuren). Freie Erregung wird umgewandelt in Erregung, die an bestimmte Erinnerungen gebunden ist und dadurch sinkt die Unlust im System.

Das bedeutet von Geburt an wächst der psychische Apparat immer differenzierter, weil immer mehr Psi Strukturen entstehen und sich ausdifferenzieren, so dass der Apparat immer besser dazu in der Lage ist, Motilität zu hemmen - dadurch staut sich zwar immer mehr Erregung auf - aber diese Erregungen werden immer mehr an die Psi Strukturen gebunden (ist möglich, weil sich der Apparat immer mehr ausdifferenziert).

Freud spricht dabei von der Fernrohr Metapher, weil diese Erinnerungsspuren wie kleine Linsen in einem Fernrohr sind, durch das man durch sieht und das was man sieht wird durch jede Linse ein klein bisschen verzerrter abgebildet. Nur ein ganz kleiner Teil der freien Erregung kommt bei Motilität an.

352
Q

Was wird als Wahrnehmungsidentität b eschrieben?

A

Unbewusst werden die Dinge aus dem Alltag so wahrgenommen - dass sie nach den frühkindlichen Erfahrungen entsprechend so schnell wie möglich befriedigt werden können.

Also was wir im Umfeld wahrnehmen, soll in Einklang gebracht werden mit den frühkindlichen Vorstellungen der gelungenen Befriedigung um so schnell wie möglich wieder Erregung abzubauen

-> Diese Bahnen gehören zu Struktur/ zu Hardware unseres Funktionierens

353
Q

Was ist die halluzinatorische Wunscherfüllung?

A

wenn Erregung mehr und mehr die Vorstellung der befriedigenden Mutterbrust besetzt, dann führt das beim Säugling zu einem illusionären Zustand, als sei die Mutterbrust tatsächlich da.

Die halluzinatorische Wunscherfüllung ist ein Versuch die Erregung abzubauen.

Ausdruck der halluzinatorische Wunscherfüllung beim Säugling ist das Nuckeln (=Reflexbogen). Führt aber zum Dilemma, denn die Mutter kommt trotzdem nicht. Führt zu noch mehr Erregung - Unlust expandiert.

Deswegen lernen wir in einem Lernprozess (Reifungsprozess), dass es einen Unterschied macht, ob die Brust real da ist oder nicht.

Es schaltet sich das Realitätsprinzip ein.

354
Q

Was ist das Realitätsprinzip?

A

Ausdruck der halluzinatorische Wunscherfüllung beim Säugling ist das Nuckeln (=Reflexbogen). Führt aber zum Dilemma, denn die Mutter kommt trotzdem nicht. Führt zu noch mehr Erregung - Unlust expandiert. Deswegen lernen wir in einem Lernprozess (Reifungsprozess), dass es einen Unterschied macht, ob die Brust real da ist oder nicht.

Es schaltet sich das Realitätsprinzip ein.

Das bedeutet, dass die halluzinatorische Wunscherfüllung aufgeben wird.

Man ist in der Lage zu erkennen, dass man die Brust zwar braucht, sie aber gerade nicht da ist.

Fähigkeit entsteht den Mangel auszuhalten -> was man braucht muss angestrebt werden.
Das nennt man einen Wunsch.

355
Q

Was bezeichnet Freud als Wunsch?

A

Man ist in der Lage zu erkennen, dass man die Brust zwar braucht, sie aber gerade nicht da ist. Fähigkeit entsteht den Mangel auszuhalten -> was man braucht muss angestrebt werden.
Das nennt man einen Wunsch.

Ein Wunsch kann erst entstehen, wenn man erkennen kann dass etwas fehlt und man sich im Mangel befindet.

Es entsteht so die Fähigkeit, die unmittelbare Befriedigung zu Unlustvermeidung aufzuschieben.

Das nennt man Sekundärprozess, also der Primärprozess (Reflexbo- gen) soll gehemmt werden, Motiliät wird blockiert und Befriedigung wird nach hinten ver- schoben.

Dadurch muss Erregung im System bleiben. Erregung wird jetzt von der halluzinatorische Wunscherfüllung abgezogen und in die Besetzung der Wünsche (archaische Wünsche - nach der Mutterbrust) gesteckt.

356
Q

Was ist der Sekundärprozess im topischen Modell von Freud?

A

Ein Wunsch kann erst entstehen, wenn man erkennen kann dass etwas fehlt und man sich im Mangel befindet.

Es entsteht so die Fähigkeit, die unmittelbare Befriedigung zu Unlustvermeidung aufzuschieben.

Das nennt man Sekundärprozess, also der Primärprozess (Reflexbo- gen) soll gehemmt werden, Motiliät wird blockiert und Befriedigung wird nach hinten ver- schoben.

Dadurch muss Erregung im System bleiben. Erregung wird jetzt von der halluzinatorische Wunscherfüllung abgezogen und in die Besetzung der Wünsche (archaische Wünsche - nach der Mutterbrust) gesteckt.

357
Q

Was hat eine halluzinatorische Wunscherfüllug mit einer PSychose zu tun?

A

Man könnte imaginieren dass der Freund da ist (halluzinatorische Wunscherfüllung). Dann muss keine Unlust verspürt werden. Würde man es imaginieren würde das einer Psychose (Schizophrenie) entsprechen.

Wenn allerdings das Realitätsprinzip integriert ist, erkennt man dass der Freund nicht da ist/ ein Mangel besteht - das muss ausgehalten werden.

Der Wunsch entsteht, dass der Freund da ist. -> von halluzinatorische Wunscherfüllung zum Wunsch ist ein Reifungsschritt.

Wie der psychische Apparat mit der Situation umgeht, entspricht exakt der Schablone des Umgangs des Babys mit der Mutterbrust.

358
Q

Was ist eine Ersatzbildung?

A

Da Freund nicht da ist, muss auf eine Ersatzbildung zurück gegriffen werden, nämlich auf das Rauchen - man saugt nicht an der Mutterbrust sondern an der Zigarette.
Das ist ein oraler Weg der Erregungsverarbeitung -> Motilität die rauskommt ist das Greifen zu Zigarette

359
Q

Was befindet sich in unserem System Unbewusst?

A

In unserem System Unterbewusst befinden sich die Erinnerungsspuren an z.B. körpernahe Empfindungen, die nicht sprachlich greifbar sind (z.B. die Befriedigung durch die Mutterbrust).

Wünsche die sich auf körpernahe Befriedigungserfahrungen beziehen können nicht bewusst werden - dürfen nicht in die Motilität. D.h. diese Erregungsbahnen/ Wünsche die Richtung Motilität wol- len müssen blockiert werden - Erregung staut sich auf.

360
Q

Was geschieht mir der Erregung aus dem System Unbewusst im System Vorbewusst?

A

wird abgeschöpft durch das System Vorbewusst. Die Aufgabe des Systems Vorbewusst ist es: die aufgestaute Erregung aus dem Unbewussten an Wortvorstellungen zu binden.

• Im System Vorbewusst geht es um die gespeicherten Erfahrungen die wir mit Sprache gemacht haben, d.h. wir haben eine hohe Anzahl an Wortvorstellungen, die ab dann die Art und Weise bestimmen wie Erregung weiter Richtung Motilität geschleust wird. Die Wortvorstellungen die wir in uns haben werden kontinuierlich mit Erregung besetzt und bleiben darüber gespeichert.

• Bei der Verschiebung von Erregung aus dem Unterbewussten ins Vorbewusste spielen bereits Maskierungsschritte/ Verarbeitungsschritte eine Rolle - weil die Erregung durch die Verschiebung/Verdichtung assoziativ entstellt ist z.B. in Form der Wortvorstellung „Ich will am Schnuller nuckeln“. Die Erregung, die an die Wortvorstellung gebunden ist, will wieder in Motilität ge- schleust werden. Allerdings ist es nicht möglich alle Wortvorstellungen in Motilität umzusetzen. Deshalb muss es wieder eine Blockade geben. Diese Blockade wird Widerstand genannt.

• Der Widerstand ist eine quantitative Hemmungseinrichtung. Das bedeutet die Erregung aus den Wortvorstellungen wird erstmal prinzipiell gehemmt - Erregung staut sich wieder auf und nur ein Teil der Wortvorstellungen darf ihre Erregung abführen. Das heißt dieser Teil der Erre- gung wird abgeschöpft, indem sich die Erregung an Denkvorgänge bindet und da braucht es Aufmerksamkeitsbesetzung.

361
Q

Was ist der Wiederstand?

A

Der Widerstand ist eine quantitative Hemmungseinrichtung. Das bedeutet die Erregung aus den Wortvorstellungen wird erstmal prinzipiell gehemmt - Erregung staut sich wieder auf und nur ein Teil der Wortvorstellungen darf ihre Erregung abführen. Das heißt dieser Teil der Erregung wird abgeschöpft, indem sich die Erregung an Denkvorgänge bindet und da braucht es Aufmerksamkeitsbesetzung.

Beispiel: erst wenn ich aufgefordert werde meine Aufmerksamkeit auf z.B. Weihnachten letztes Jahr zu richten, dann werden die Wortvorstellungen , die sich auf die gespeicherten Erfahrungen beziehen mit Erregung besetzt und werden dann Teil meiner Gedankenvorgänge - d.h. sie werden dann Teil des System: Bewusstsein

362
Q

Was geschieht mit der Erregung im System Bewusst?

A

Das System Bewusstsein hat die Aufgabe die Erregung die sich im System Vorbewusst aufstaut abzuschöpfen und an die Gedankenvorgänge zu binden. Damit das nicht bei jeder Wortvorstellung passiert, gibt es den Widerstand. Neben dem Widerstand gibt es auch die Zensur.

363
Q

Welche Erregung entsteht in folgendem Beispiel?

Kind sieht Eisladen, Erregung steigt an - will Erregung über Mutterbrust abführen (oraler Wunsch). Das geht aber nicht - so wird über Maskierungsprozesse die Erregung abgeschöpft und wird an die Wortvorstellung gebunden „Ich will ein Eis essen“ und Mutter sagt: Nein.

A

Immer dann wenn wir etwas nicht bekommen was wir haben wollen - wird Erregung an Vorstellung gebunden, dass wir das kaputt machen wollen, was uns im Weg steht (anale Erregungsbahn). Und so werden weitere Wortvorstellungen mit der Erregung besetzt, die Mutter hauen zu wollen, sie zerstören zu wollen.

Diese besetzte Wortvorstellung steht im Konflikt mit der kontinuierlichen Wortbesetzung: Ich liebe meine Mutter, ich muss brav sein - dann hat mich meine Mutter lieb und gibt mir das was ich will -> es entsteht ein neurotische Konflikt zwischen zwei Wortvorstellungen mit unterschiedlich besetzten Erregungen

Keine der beiden Wortvorstellungen kann mehr die Erregung abführen, weil dann die andere gegen interveniert. Beide schalten sich dabei gegenseitig aus. Für den psychischen Apparates des Kindes ist das eine Überforderung und so braucht der Apparat einen Trick, um die Störanfälligkeit beheben zu können. Der Trick ist die Zensur.

364
Q

Was ist die Zensur?

A

Es wird alles zensiert, was gegen die kontinuierlichen Wortvorstellungen läuft, also was dazu führen würde, dass wir eine Bestrafung bekommen. Die Erregung staut sich entlang der zensierten Wortvorstellung auf. Wenn das Aufstauen zu groß wird und die Erregung größer ist als der Widerstand - kann diese doch Eingang in das Denken finden und damit Zugang zu Motilität haben.

365
Q

Was ist die Gegenbesetzung (heute auch Abwehrmechanismus)?

A

Es muss ein Mechanismus geben, der dafür sorgt, dass der Widerstand immer stärker wird um die verpönten Wortvorstellungen in Schach zu halten. Das passiert über Gegenbesetzungen (heute: Abwehrmechanismus).

Funktion der Abwehrmechanismen ist Verdrängung. Verdrängung hat die Funktion Erregung aus Wortvorstellung im Zaum zu halten, also vorbewusst zu halten. Freud nennt das ein Nachdrängen - es muss also der Widerstand intensiviert werden.

Unser bewusstes Denken ist nur eine beschränkte Ressource, wir können nur gleichzeitig an wenig denken. Wenn unser Denken also voll eingenommen ist durch Vorstellungen, die in Ordnung sind - die nicht sanktioniert werden müssen, dann ist für die heikleren Vorstellungen kein Platz mehr.

366
Q

Was sind Ersatzbildungen?

A

Unser bewusstes Denken ist nur eine beschränkte Ressource, wir können nur gleichzeitig an we- nig denken. Wenn unser Denken also voll eingenommen ist durch Vorstellungen, die in Ord- nung sind - die nicht sanktioniert werden müssen, dann ist für die heikleren Vorstellungen kein Platz mehr.

Der psychische Apparat des Kindes wird die blockierte Wortvorstellung: Ich haue meine Mutter in Zaum halten, indem Alternative Wortvorstellungen=Ersatzbildungen mit so viel Aufmerksam- keit besetzt werden, dass die sich in das Denken und die Motilität fortsetzen anstelle der heiklen Wortvorstellungen. Die Zerstörungswut des Kindes richtet sich dann z.B. gegen den Boden oder andere Objekte als die Mutter -> das nennt man Gegenbesetzung/ Abwehrmechanismus in Form von Verschiebung.

367
Q

Welche Vorsetllungen gelangen in unser Bewusstsein?

A

In unser Denken, also das was wir bewusst wahrnehmen gelangen nur die Vorstellungen, die für uns einwandfrei in Ordnung/ nicht sanktionierungswürdig sind.

368
Q

Was ist eine Reaktionsbildung?

A

Reaktionsbildung heißt, man wärt Erregungabfuhr von heiklen Vorstellungen dadurch ab indem man das genaue Gegenteil gegenbesetzt. Somit bleibt kein Platz für die heiklen Vorstellungen.

Es entsteht ein Kreislauf zwischen Wortvorstellungen und Ersatzbildungen. Je mehr sich die Mutter um das Kind kümmert, desto weniger Zeit hat sie für ihr eigenes Leben - desto wütender wird sie auf das Kind und desto stärker muss sie gegenbesetzen indem sie sich um das Kind kümmert.

So ist kein authentisches, glückliches Leben möglich. Ein Ventil muss gefunden werden, um mit der Erregung/ Spannungen (die aus Selbstverleugnung entstehen) zurechtzufinden.
Ein Ventil wäre eine psychische Erkrankung: Es ist vollkommen normal, dass wir die Menschen, die wir am meisten lieben auch am meisten hassen. Problematisch wird es erst wenn das abgewehrt/ ver- drängt wird.

369
Q

Was für Ventile sind Denkbar, wenn durch eine Reaktionsbildung die Erregungsabfuhr blockiert wird?

A

Ein Ventil muss gefunden werden, um mit der Erregung/ Spannungen (die aus Selbstverleugnung entstehen) zurechtzufinden. Ein Ventil wäre eine psychische Erkrankung: Es ist vollkommen normal, dass wir die Menschen, die wir am meisten lieben auch am meisten hassen. Problematisch wird es erst wenn das abgewehrt/ verdrängt wird.

Ein weiteres Ventil wäre die Fehlleistung. Mutter vergisst Polster beim Wickeln hinzulegen, so dass das Kind versehentlich vom Tisch fällt. Bei dieser Fehlleistung schummelt sich der eigentliche Wunsch/ verdrängte Wortvorstellung in die Motilität am Widerstand vorbei. Das passiert ohne bewusste Kontrolle. Je mehr sich die verpönte Wortvorstellung aufstaut, desto anfälliger sind wir für Fehlleistungen.

370
Q

Was ist der Kern des topischen Modells?

A

3 Systeme: Unterbewusste, Vorbewusste und Bewusste (= 3 Varianten von Psi Strukturen). Das sind keine Orte im Gehirn, sondern Wege der Erregungsverarbeitung. Jedes dieser Systeme hat einen anderen Modus darin Erregung zu verarbeiten. Es muss diese Systeme geben, weil die Aufgabe des psychischen Apparates die Erregungsverarbeitung ist.

371
Q

Welche Quellen der Erregungsentstehung gibt es nach Freud?

A

3 Quellen der Erregungsentstehung:

  1. Erregung kommt aus den inneren Bedürfnissen
  2. Erregung kommt aus den Informationen aus der Umwelt - die dazu führen, dass wir einen Bruch mit unseren Erwartungen haben oder das wir aus unserem angenehmen Zustand herausgebracht werden
  3. Erregung entsteht im psychischen Apparat selbst. Bestimmte/ heikle Vorstellungen sind mit Erregung besetzt, die aber nicht abgeführt werden dürfen. Hier staut sich Erregung auf und das führt dazu dass im System selber Unlust entsteht, die permanent in Schach gehal- ten werden muss - durch das System der Gegenbesetzungen
372
Q

Was bedeuten die unbewussten Prozesse für die Funtionsweise unserer PSyche?

A

im Kern stehen die unbewussten Wün- sche, egal was wir denken, ein Gedanke taucht nicht einfach so irgendwo im Gehirn auf, sondern ein Gedanke hat immer einen Vorlauf von Erregungsverarbeitung.

Alles was wir denken/ machen, all unsere bewussten Entscheidungen haben eine Vorlauf an Erregungen, die Erregung geht nicht direkt in das Bewusstsein - sondern sie geht immer erst in das Unbewusste von da in das Vorbewusste und von da aus erst in das Bewusstsein.

Das Unbewusste ist das System was unser Denken, Fühlen und Handeln am meisten determi- niert. Das was am Ende beim Bewusstsein rauskommt, ist nur der Versuch die Erregung abzuschöpfen, die im Unterbewussten blockiert wird, weil wir das was wir uns eigentlich wünschen nicht machen dürfen -> es gibt keinen freien Willen

373
Q

Fasse die Afgaben des Psychischen Apparats zusammen

A

Aufgabe des psychischen Apparats ist es Erregung zu verarbeiten. Diese Erregung ist notwenig, weil irgendwelche Dinge, die passieren für uns neu sind - wir müssen darauf reagieren und um das zu verwalten steigt Erregung an.

Der psychische Apparat ist ein Betriebssystem das die Strategien verwaltet die genutzt werden um mit dieser Erregung umzugehen.

Die Erregung soll minimiert wird um wieder in einen Zustand zurück zu kehren, indem es uns halbwegs gut geht.

Anstieg von Erregung erzeugt Unlust und Abfall Lust.

374
Q

Wodurch steigt Erregung im System an?

A

5 Quellen des Erregungsanstiegs:

  1. Einflüsse aus der Umwelt (z.B. unangenehmes Geräusch):
    Erregung steigt an durch die von außen auf den Organismus einwirkenden Reize
  2. Innere Reize (Bedürfnisse):
    bei Bedürfnismangel steigt Erregung an - bringt uns in einen
    Zustand motiviert zu sein um uns zu befriedigen
  3. Unlust Wahrnehmung von inneren Besetzungen:
    Vorstellungen, die mit Erregung besetzt besetzt sind, deren abführen aber blockiert ist - weil sie tabuisiert sind, Schamgefühle mit
    sich bringen o.ä.
  4. Gedankenwelt / bewusstseinsfähiger Wortvorstellungen:
    bestimmte Gedanken zu denken, kann sehr quälend und mit viel Unlust verbunden sein. Das sind Gedankenvorgänge die im System bewusst mit Erregung/ Aufmerksamkeit besetzt sind und diese Dinge zu denken erzeugt neue Erregung.
  5. Triebe (erfahrungsbasierte Lernerfahrungen - wo Befriedigungsstrategien gespeichert werden)
375
Q

Wie beeinflussen Triebe den Erregungsanstieg im System?

A

Erregung kann durch die Triebe selbst ansteigen.
Das ist aber ein Spezialfall der inneren Vorstellungsstrukturen.

Ein Trieb ist nichts angeborenes.
Als Trieb bezeichnet Freud die früherworbenen Strukturen im Kindesalter.
Bei diesen Strukturen werden Strategien in den psychischen Apparat geschrieben, wie man Erregung abführen kann - auf Basis von den Erfahrungen die das Kleinkind mit den Erwachsenen macht.

Die Frühkindlichen Befriedigungserfahrungen lassen Triebstrukturen entstehen.

Triebe sind nach Freud ein Grenzbegriff zwischen seelischem und somatischem.

Es gibt Bedürfnisse und Reflexhaftes Verhalten die angeboren sind. Bedürfnisse werden aber frustriert und reflexhafte Verhalten gehemmt - körperliche Geschehen werden blockiert - das erzeugt Erregung. Und diese Erregung muss psychisch aufgefangen werden mit Hilfe der Triebe.

Ein Trieb hat immer eine konservative Natur nach Freud (= Aufgabe des Triebes ist es nicht etwas neues zu entdecken, sondern uns so schnell wie möglich in den bekannten wohligen Ausgangszustand zurückzuführen)

376
Q

Was beschreibt Freud mit der konservativen Natur der Triebe?

A

Aufgabe des Triebes ist es nicht etwas neues zu entdecken, sondern uns so schnell wie möglich in den bekannten wohligen Ausgangszustand zurückzuführen

377
Q

Welche zwei Triebstrukturen müssen sich in der frühen Kindheit laut Freud herausbilden?

A
  1. Sexualtrieb:
    die Libido erzeugt Lust bei Befriedigung von Dingen, die für uns existenziell bedeutet sind: Nahrungsaufnahme, Kontrolle über Schließmuskel, später Ge- schlechtsunterschied etc. Das alles wird libidinös eingefärbt, weil das das einzige Ventil ist um diese Erregung zu verarbeiten
  2. Ich- oder Selbsterhaltungstrieb

-> dienen dazu Erregung abzubauen.

Erregung wird in diese Triebstrukturen hineingeschickt, an die Triebstrukturen gebunden.

378
Q

Wie verändern sich die Triebstrukturen vom Kin Dasein zum Erwachsenen hin?

A

Als Erwachsene können wir uns nicht mehr so befriedigen wie als kleines Kind.

Wir mussten Hemmung der Triebe verinnerlichen.

Das bedeutet die Triebstrukturen werden zwar als erstes besetzt um Erregung abzubauen, werden dann aber gleichzeitig blockiert.

Erregung staut sich entlang der Triebstrukturen auf und das erzeugt neue Unlust (= das entspricht der 5. Quelle von neuer Erregung).

379
Q

Beschreibe die Triebrepräsentation

A

Triebrepräsentation (immer unbewusst - weil sie der Sprache nicht zugänglich sind) = Repräsentation meint es ist eine psychische Funktion und keine biologische.

In dem Betriebssystem Psyche gibt es das Programm: den Trieb.

Ein Trieb baut sich zusammen aus einzelnen psychischen und biologischen Funktionen, die im psychischen Apparat gespeichert sind und abrufbar sind, also repräsentiert sind.

Man kann sich also anschauen aus welchen Erfahrungen sich eine Triebrepräsentation zusammensetzt.

380
Q

Beschreibe die Triebquelle

A

körpernahe gespeicherte Erfahrungen des Unbehagens wo die Unlust sich ent- zündet z.B. Schmerz im Bauch bei Hunger. der Säugling macht die Erfahrung dass dieser Schmerz in der Bauchgegend zusammenhängt mit dem Saugen an der Brust und das Saugen hängt zusammen mit der Stimulation der Mundschleimhaut -> führt zu einer Orgasmushaften Befriedigung.

381
Q

Beschreibe das Triebziel

A

Schmerz bei Hunger wird gekoppelt mit dem Wohligen Zustand/ Befriedigung nach der Sättigung

382
Q

Beschreibe das Triebobjekt

A

beinhaltet die gespeicherten Vorstellungen/ Erfahrungen über die Anwesenheit von Dingen die benötigt werden um zum Triebziel zu kommen z.B. Gefühl der Brust an den Lip- pen, die Stimme der Mutter etc. -> ein Bündel von Erfahrungen repräsentieren das Triebobjekt, das was das eig. Ziel herbeiführt

383
Q

Beschreibe die inneren Objekte

A

-> diese Erfahrung im Äußeren (das von außen eine Erwachsene Person kommt und mich befriedigt) introjeziert
-> Aus der fürsorglichen äußeren Mutter wird ein inneres Abbild (innere Repräsentation - Gedächtnisspur) gespeichert, das nennt man innerer Objekte (Objekt der befriedigenden Mutterbrust). Diese inneren Objekte sind zu Beginn sehr gespalten und körpernah und werden dann in den ersten Lebensjahren ausdifferenziert.

384
Q

Beschreibe die Fixierung

A

je mehr man befriedigt wird (verwöhnt wird) oder enttäuscht wird, desto stärker wird das Bestreben über die jeweiligen Triebstrukturen abzubauen. Jede Triebrepräsentation (anal, oral Trieb etc.-> Sexualtriebe) ist fixiert. Somit wird in dieser Zeit der Sexualtrieb fixiert und dann wird ein Leben lang Erregung als erstes an diese Triebrepräsentationen gebunden (Erbe der Kindheit)

385
Q

Beschreibe die Ersatzbildungen und das Triebschicksal

A

die Triebe sind die Strukturen, die das Unbewusste strukturieren, somit geht Erregung zuerst in das Unbewusste in die Triebrepräsentationen.

Sie führen zu dem Drang Erregung so abzubauen wie es die Triebe nahe legen, z.B. über das Saugen an der Mutterbrust - das wird aber durch weitere Entwicklung blockiert (Abwehrsysteme/ Realitätsprinzip etc. - siehe Traumdeutung).

• Erregung staut sich entlang der Triebstrukturen auf, muss abgeschöpft werden, das gelingt über die Ersatzbildungen.

• Über die Ersatzbildungen gelangt Erregung in das Vorbewusste. Ins Bewusste dürfen sie dann nur kommen, wenn sie an der Gegenbesetzung (an den Verdrängungsmechanismen) vorbei kommen.

• Das bedeutet dass es das Schicksal des Triebes ist verfremdet und maskiert zu werden = Triebschicksal.

386
Q

Wie werden Triebe maskiert?

A

Für das maskieren der Triebe gibt es heute um die 20 verschiedenen Abwehrmechanismen. Freud beschreibt erstmal nur: Verkehrung ins Gegenteil, Wendung vom Aktiven ins Passive, Wendung gegen die eigene Person, Sublimierung und Verdrängung

387
Q

Warum sind innere Objekte so wichtig?

A

Die inneren Objekte sind deshalb so wichtig, weil durch die äußeren Erfahrungen die introiziert werden eine innere Landschaft an Vorstellungen besteht durch die Erregung abbaubar ist.

Je mehr befriedigende Erfahrungen gemacht werden, desto mehr positive innere Objekte stehen zu Verfügung um Erregung abzubauen.

Wenn es wenige gibt, liegt viel Erregung auf den weni- gen inneren Objekten die zu Verfügung stehen - desto leichter werden diese fixiert.

388
Q

Was genau heißt Fixierung von Erregung?

A

Fixierung heißt, Erregung kann nur noch sehr beschränkte Bahnen nehmen und Befriedigung zu finden und das hat Auswirkungen wie wir uns regulieren. Fixierung führt dann zu Süchten, Zwängen, Depressionen - neurotischen Verhalten.

389
Q

Was ist der Affektbetrag?

A

ist die Summe von Erregung, die über die Affekte abgeladen wird

390
Q

Was ist die Urverdrängung?

A

Blockade zwischen Unbewussten und Vorbewussten. Urverdrängung fällt mit dem Begriff Realitätsprinzip/ -kontrolle (Traumdeutung) zusammen. Es gehört zu einer gesunden Entwicklung dazu, dass wir die Urverdrängung haben. Die Triebrepräsentanzen werden immer durch die Urverdrängung an der Erregungsabfuhr blockiert

391
Q

Beschreibe den Weg der Erregung

A

• Erregung geht zuerst in Triebrepräsentationen.
Strebt von da aus Richtung Motilität.
Wird aber daran durch die Urverdrängung gehindert.
Dadurch staut sich Erregung auf.
Diese wird abgeschöpft über die Bindung der Erregung an Wortvorstellungen im Vorbewussten.

• Diese Wortvorstellungen sind bereits Ersatzbildungen für die Vorstellungen aus den Triebrepräsentationen.
Das muss so sein, weil die unmittelbare Abfuhr der Triebrepräsentationen zu einem Konflikt führen würde weil es ab bestimmten Alter z.B. verpönt ist, an der Mutterbrust saugen zu wollen.

• Stattdessen wird die Erregung gebunden an das Nuckeln am Daumen (Ersatzbild für das Triebobjekt: Mutterbrust).
Saugen am Daumen führt in weiterer Entwicklung auch zum Konflikt, muss auch abgewehrt werden.

• Die Wortvorstellungen im Vorbewussten dürfen selbst nicht in das Bewusstsein gehen.
2. Zensurschranke: die Verdrängung als Nachdrängen verhindert das.

• In den verpönten Wortvorstellungen sind noch die Triebrepräsentationen aktiv - damit diese nicht in die Motilität gelangen benötigt es diese zweite Zensur.

• Das Nachdrängen funktioniert über das System der Gegenbesetzung.

• Dynamischer Prozess: Die Erregung wird so lange maskiert, bis sie unproblematisch in Motilitätabgeführt werden kann.

• Dabei bleibt der Affektbetrag offen.
Auch wenn ich blockiere, dass ich meine Mutter nicht zerstöre, weil ich kein Eis bekomme und meine Wortvorstellungen verändert kann, bleibt das körpernahe Geschehene der Affekte quantitativ vorhanden.
Erregung müsste eig in Wut abgeführt werden.
Kann da aber nicht hin, weil die dazugehörigen Wortvorstellungen blockiert sind.
Dadurch muss die Erregung aus dem Affektbetrag körpernah sich äußern und sorgt für eine körperliche Unruhe.
Diese Unruhe können wir nicht einordnen, weil uns die dazugehörigen Wortvorstellungen fehlen.
Das führt nach Freud zu Angst.

392
Q

Sind nach Freud einzelne psychische Funktionen

A

Freud geht nicht davon aus, dass einzelne Psychische Funktionen auf einzelne anatomische Hirnbereiche zurückgehen, sondern stattdessen auf eine Verschaltung von verschiedenen Repräsentationsfunktionen. Sie sind mehr als die Summe ihrer Einzelteile.

393
Q

Was ist das Unbewusste, das Vorbewuste und das Bewusste?

A

Unbewusst, Vorbewusst und Bewusst sind keine Orte sondern Besetzungsvorgänge, d.h. Varianten wie mit Erregung im psychischen Apparat umgegangen wird. Diese Erregungsverabeitung nennt Freud ab 1915: Besetzungsvorgänge (hieß davor Bindung = dass Erregung an psychische Strukturen/ Vorstellungen gebunden wird).

Besetzungsvorgänge = Bestimmte innere Objekte/ Triebobjekte oder Triebstrukturen (ganze Erregungsbahnen) werden mit Erregung besetzt. Die Erregung wird gebunden an einzelne Vorstellungen, in der Absicht darüber einen Weg in die Motilität zu finden.

394
Q

Was sind Besetzungsvorgänge?

A

Bestimmte innere Objekte/ Triebobjekte oder Triebstrukturen (ganze Er- regungsbahnen) werden mit Erregung besetzt. Die Erregung wird gebunden an einzelne Vorstel- lungen, in der Absicht darüber einen Weg in die Motilität zu finden.

395
Q

Beschreibe die Erregung im Unbewussten

A

Im psychischen Apparat steigt Erregung an. Diese wird zuerst in die Besetzung des System Un- bewusst geschickt. Die Strukturen des System Unbewusst sind die Triebstrukturen/ Triebreprä- sentanten. Dadurch entstehen unbewusste Besetzung und das bildet das System: Unbewusst.

• Im psychischen Apparat sind mehrere Triebrepräsentationen, d.h. unterschiedliche Bahnen für die Besetzung und je nach Wahrnehmungsidentität werden einzelne Bahnen für die Besetzung bevorzugt.

• Ziel der Wahrnehmungsidentität ist es, so schnell wie möglich Erregungsabfuhr einzuleiten. Deshalb werden die Triebbahnen bevorzugt, die bei einer bestimmten Interpretation der Umwelt, erlauben die Befriedigungserfahrung so schnell wie möglich wieder herzuführen, die es in der frühen Kindheit gab, als sich alles entwickelt hat.
Diese schnellstmögliche Weiterleitung (ohne Rücksicht auf Verluste, Einschränkungen - impulsiv/ automatisch) nennt man auch Primär- vorgang oder Primärprozess.

• Triebstrukturen finden immer eine Abwehr (Urverdrängung) -> Erregung staut sich entlang einzelner Triebrepräsentanzen auf.
Die aufgestaute Erregung findet sehr schnell und flexibel Ersatzbahnen um abgeschöpft zu werden.
Diese Ersatzbahnen werden über Assoziation bereitgestellt.
D.h über die Mechanismen: Verschiebung und Verdichtung (hier gehört dazu: Prozess der Regression, Somatisierung).

• Erregung springt im Unbewussten relativ flexibel von Trieb zu Trieb hin und her. Fixierungsprozesse erschweren die Flexibilität

• Unbewusste Besetzung heißt, dass die Erregung so schnell wie möglich an diese Triebstrukturen gebunden wird.
Es gibt also in der Unbewussten Besetzung selbst keine Hemmungsmechanismen oder Blockaden.

396
Q

Welche zwei Varianten der Verschiebung gibt es?

A

Die Verschiebung gibt es in 2 Varianten:
1.) Verschiebung als Abwehrmechanismus im Vorbewussten (=Tötungswunsch ggüber Mutter, darf man aber nicht in das Bewusstsein lassen, des- wegen initiiert das Vorbewusste eine Gegenbesetzung -> Angst vor Spinnen),
2.) Verschiebung im Unbewussten als Teil der Ersatzbildungen (die Erregung wird von einer Triebhaften Struktur abgeschöpft und umgelenkt auf Ersatzbildungen. Das ist kein Abwehrmechanismus, sondern ein Prozess des Primärprozesses, um das Weiterfließen der Erregung Richtung Motilität zu ermöglichen)

397
Q

Was ist die Aufgabe des System Vorbewusst?

A

Blockaden zu verwalten und z.B. die Abfuhr der Erregung bei der unbewussten Besetzung zu hemmen.

398
Q

Was geschieht mit der Erregung im System Vorbewusst?

A

Die vorbewusste Besetzung hemmt die Weiterleitung der Erregung, die durch die unbewusste Besetzung bewirkt wurde. Die unbewusste Besetzung wird durch die Hemmung versuchen gestaute Erregung auf Ersatzbildungen umzulenken. Und dieser Assoziationsprozess passiert so lange bis durch die Vorbewusste Besetzung genug blockierte Erregung aus den blockierten unbewussten Besetzungen (den Triebstrukturen) abgeschöpft worden ist.

Eine Funktion der vorbewussten Besetzung ist somit die Verwaltung der Urverdrängung und Errichtung des Realtitätsprinzips.

Vorbewusste Besetzung hat das Ziel Befriedigungsaufschub zu leisten, d.h. die Primärprozesse aus dem Unbewussten zu blockieren.

Die aufgestaute Erregung wird an die Wortvorstellungen gebunden. Die Wortvorstellungen sind die Strukturen, die das Vorbewusste bilden.

Die Wortvorstellungen bilden dann das explizite Gedächtnis (kommen aus dem Kontakt mit der Sprache, Erinnerungsspuren). Sie sind somit prinzipiell Bewusstseinsfähig, aber sie sind nicht ständig mit Aufmerksamkeit besetzt (bilden sowas wie das Langzeitgedächtnis).

Ganz viele Wortvorstellungen sind somit mit Erregung besetzt und dabei schöpfen einige Wortvorstellungen direkt die Erregung ab, die aus den Triebstrukturen kommt. D.h. bestimmt Wortvorstellungen sind Ersatzbildungen für verpönte (nicht mit dem Realitätsprinzip konforme) Vorstellungen aus den Triebstrukturen.

Damit diese Wortvorstellungen nicht mit Aufmerksamkeit besetzt werden und dadurch nicht den Weg in das Bewusstsein finden (weil sie zu negativen Konsequenzen führen, uns schuldig fühlen lassen etc.) muss jetzt im Vorbewussten ganz viel Erregung in die Besetzung der Abwehrmechanismen gehen -> Gegenbesetzung

Gegensetzung investieren Erregung, die aus den blockierten Triebstrukturen abgeschöpft wird in die Besetzung solcher Vorstellungen, die Regelkonform sind. Diese Gegenbesetzung sind somit mit Aufmerksamkeit besetzbar.
Ermöglichen die Weiterleitung von Erregung, indem die Bewusste Aufmerksamkeitsbesetzung dazu führt, dass Gedankenvorgänge entstehen.
Aufmerksamkeit klingt nach einem bewussten Prozess ist aber ein Prozess der vom Vorbewussten gesteuert wird, also er liegt außerhalb der bewussten Kontrolle.

Aufmerksamkeitsbesetzung ist ein regulativ, dass dazu dient dass in die Gedanken vor allem die gegenbesetzten Vorstellungen aufgenommen werden, so dass im Bewusstsein kein Platz mehr ist für die verpönten Vorstellungen

Fehlleistung: wenn das Verpönte doch den Sprung in Motilität schafft (z.B. man sagt etwas peinliches)

399
Q

Was geschieht im System Bewusst mit der Erregung?

A

Die Funktion der bewussten Besetzung ist die Bindung von Erregung an Gedankenvorgänge = bewusste Denken

Jeder bewusste Gedanke hat einen Erregungsvorlauf. Alles was wir denken hat eine unbewusste Basis.
Deshalb sagt Freud, die Triebe (gelernten Bahnen der Befriedigungsabfuhr aus der frühen Kindheit) sind an allem beteiligt und die frühe Kindheit determiniert das gesamte Leben.

400
Q

Was sind Objektvorstellungen?

A

Objektvorstellung sind die Dinge die wir bewusst über uns und die Welt denken. Es sind die versprachlichten Vorstellungen von einer Sache die wir denken (der Inhalt unseres Denkens). Also die Inhalte, die unser bewusstes Denken abbilden. Z.b. ich trinke gleich einen Café setzt sich aus Objektvrostelllungen zusammen: Der Café, die Tasse, der Akt des Trinkens etc. Wir haben Objektvorstellungen von z.B. unserem Partner, Haustier etc.

Jede Objektvorstellung hat einen Erregungsvorlauf. Unbewusste Anteile überwiegen an der Objektvorstellung. Nach Freud setzt sich eine Objektvorstellung zusammen aus: Affektbetrag, Sachvorstellung und Wortvorstellung

401
Q

Was meint Freud mit Wortvorstellungen im Vorbewussten?

A

gespeicherte Erfahrungen mit Sprache. Vokabular das man benutzen kann, um Objektvorstellungen ausdrücken zu können

402
Q

Was meint Freud mit Sachvorstellunegn?

A

Sachvorstellungen (unbewusst) = unbewusste Vorlauf der Wortvorstellungen. Beinhaltet die unbewussten gespeicherten Befriedigungserfahrungen aus den Triebrepräsentationen, aus denen die Objektvorstellungen (und damit davor die Wortvorstellungen) ihre Erregung beziehen.

Sachvorstellungen ist sowas wie die impliziten Erinnerungsspuren (befriedigende Erfahrungen mit Wunschvorstellungen, die nicht artikulierbar sind).

Die Sachvorstellung an der Objektvorstellung: Feierabendbier wäre die körpernahe Erfahrung des Befriedigt seins durch das Saugen an der Mutterbrust.
Dafür gibt es keine direkten Worte (dafür sorgt die Urverdrängung). Die Wortvorstellungen die genutzt werden um die Sachvorstellungen auszudrücken sind immer Ersatzbildungen.

403
Q

Was meint FReud mit Affektbetrag?

A

Affektbetrag (unbewusst) = der Anteil der Erregung der über schnelle körperliche Reaktion abgeführt wird. Körpernahes Gedächtnis, in dem körpernahe Reaktionen konditioniert sind, die sich auf unbewusste Wünsche/ besetzte Triebstrukturen beziehen.
-> jeder Gedanke hat immer einen Anteil an Sachvorstellungen

404
Q

Aus was setzen sich Objektvorstellungen zusammen?

A

Affektbetrag, Sachvorstellung und Wortvorstellung

405
Q

Wie funktioniert Verdrängung?

A

• Es stauen sich Sachvorstellungen im Unbewussten auf, wird dann abgeschöpft durch das Vorbewusste, in dem es an Ersatzbildende Wortvorstellungen geknüpft wird.

• Wenn Wertvorstellungen aber verpönt oder heikel sind, dann dürfen sie nicht mit Aufmerksamkeit besetzt werden und somit nicht zu Objektvorstellungen im Bewusstsein werden.

• Deswegen muss Gegenbesetzung eingeschaltet werden. Die eigentliche heikle Wortvorstellung muss blockiert werden. Damit wird die originale Wortvorstellung von der Sachvorstellung getrennt.

• So staut sich Erregung bei der Sachvorstellung auf, weil diese nicht mehr über die Wortvorstellung zu Objektvorstellung werden kann (ein Teil kann in Fehlleistungen gehen oder neurotisches Verhalten, Psychosomatik etc.).

• Das Aufstauen sorgt für immer mehr Unlust im psychischen Apparat - der Wunsch aus der Sachvorstellung findet jetzt keine Sprache mehr und das passiert bei der Verdrängung. Die Sachvorstellung kann nicht mehr an die Wortvorstellungen geknüpft werden, kann nicht mehr verbalisiert werden.

406
Q

Was ist Freuds Ziel in der Therapie?

A

für die unbewussten Wünsche wieder einen sprachlichen Ausdruck zu finden.

Wenn man etwas verbalisieren kann, muss man es nicht mehr abwehren.

Erregung staut sich nicht bei bei der Sachvorstellung aufgeht nicht mehr ins Fehleistungsverhalten oder neurotisches Verhalten oder zurück in den Affektbetrag und damit in die Migräne etc. - sondern kann als Objektvorstellung in gezielte Motilität überführt werden (z.B. man akzeptiert den Wunsch sein Kind auch mal töten zu wollen und dass es deshalb um so wichtiger ist, sich mal Freiräume einzuräumen und Dinge nur für sich zu machen).

407
Q

Als was lässt sich die Psychoanalyse heute beschreiben?

A

Heute lässt sich die Psychoanalyse als ein lockerer Verbund von unterschiedlichen Theoriefragmenten beschreiben, deren letzte Gemeinsamkeit die Bezugnahme auf Freud ist

408
Q

Was sind die vier zentralen Säulen der psychodynamischen Therapie?

A

die Triebtheorie, die Ich-Psychologie, die Objektbeziehungstheorie und die Selbstpsychologie

409
Q

Wovon ging Freund anfangs aus kamen psychische Störungen seiner Patienten?

A

Zunächst ging er von der Annahme aus, dass die psychischen Störungen seiner Patienten auf schwere, meist sexuelle Traumatisierungen in der Kindheit zurückgingen, die nicht mehr erinnert werden konnten.

Diese dramatischen Erlebnisse waren zwar vergessen, deren Wirkung aber, so die ätiologische Vorstellung, dauerte in Form sehr unterschiedlicher Symptome wie etwa Ängste, Krampfanfälle und Lähmungen an.

Eine Heilung konnte entsprechend dieser Annahme nur dann erreicht werden, wenn sich die Patienten wieder an ihre traumatischen Erlebnisse erinnern können.

Hierfür übernahm Freud den bereits von Josef Breuer entwickelten therapeutischen Ansatz und nutzte die Hypnose

410
Q

Beschreibe das zu Anfang von Freud verwendetet kathartische Verfahren

A

Eine Heilung konnte entsprechend dieser Annahme nur dann erreicht werden, wenn sich die Patienten wieder an ihre traumatischen Erlebnisse erinnern können.

Hierfür übernahm Freud einen therapeutischen Ansatz und nutzte die Hypnose – eine Technik, deren therapeutischer Nutzen zu dieser Zeit (Ende des 20. Jh.) gerade erst entdeckt wurde.

Im Zustand der Hypnose war es den Patienten möglich, das vergessene traumatische Erlebnis zu erinnern.

Dies wurde von heftigen emotionalen Reaktionen begleitet, die Freud als Reinigung und Befreiung (griech.: Katharsis) von dem bis dahin unterdrückten Affekt interpretierte.

Aufgrund dieser Beobachtungen ging er zunächst davon aus, dass seine Patienten durch das Abreagieren des aus der Vergangenheit stammenden Affekts nun für immer geheilt seien.

Diese erste von Freud verwen- dete therapeutische Behandlungsform ging unter dem Begriff „Kathartisches Ver- fahren“ in die Geschichte ein.

411
Q

Was war Freuds Kerngedanke hinter einer Therapie mit Hypnose?

A

Der Kerngedanke, der diesem Behandlungsansatz zugrunde liegt, ist die An- nahme, dass die Patienten reale Traumatisierungen in ihrer Kindheit erfahren haben, die emotionale Bewältigung aber nicht erfolgen konnte, da diese Erfahrungen wegen ihrer zu hohen Intensität verdrängt werden mussten.

Der zu diesem verdrängten Erlebnis gehörende Affekt suchte sich nun über die unterschiedlichen Symptome andere Wege, um zum Ausdruck gebracht zu werden.

Der einzige Weg der Heilung bestand darin, über die Hypnose zu diesem Ereignis zurückzukehren und dann im Zustand des Erinnerns die dazugehörigen Emotionen neu und vollständig zu durchleben.

In diesem Sinne sah Freud das vorrangige therapeutische Ziel im Erinnern und Abreagieren (Freud 1914).

In weiten Teilen zeigt die kathartische Behandlungsmethode deutliche Parallelen zu der heute etablierten Traumatherapie

412
Q

Was brachte Freud dazu das Kathartische Verfahren aufzugeben?

A

häufiger die Erfahrung, dass weder die Symptome durch Anwendung der kathartischen Behandlung für immer verschwanden noch dass sich die von den Patienten berichteten frühen sexuellen Missbrauchserlebnisse alle so zugetragen haben konnten.

Vielmehr schienen in vielen Fällen weniger die realen Erfahrungen, sondern eher Erlebnisse, die stark mit eigenen Fantasien durchmischt waren, die Ursache für die Entstehung von psychischen Störungen zu sein.

So revidierte er seine erste ätiologische Vorstellung und vermutete nun, dass die Störung seltener in einem objektiv fassbaren traumatischen Ereignis begründet war, sondern vielmehr auf als zu bedrohlich erlebte konflikthafte frühkindliche Fantasien und Wünsche zurückging.

413
Q

Was war Problematisch an Freuds anfänglicher Ansicht, dass Störung en seltener in einem objektiv fassbaren traumatischen Ereignis begründet war, sondern vielmehr auf als zu bedrohlich erlebte konflikthafte frühkindliche Fantasien und Wünsche zurückgingen?

A

machte nun die Patienten, die vorher noch im Sinne der Verführungstheorie als Opfer der meist sexuellen Übergriffe verstanden wurden, zu vermeintlichen Tätern, die in ihren sexuellen Fantasien die Eltern verführen oder gar beseitigen wollten.

So wurden von nun an Erzählungen von Patienten, die von sexuellen Missbrauchserfahrungen in ihrer Kindheit handelten, als sog. hysterische Lügen verstanden.

Die Folgen dieses radikalen Wechsels waren dramatisch:
Es kam nicht nur zu einer deutlichen Unterschätzung traumabedingter Störungen, sondern vor allem das Vorhandensein sexuellen Missbrauchs insbesondere in der Kindheit wurde sys- tematisch unterschätzt bzw. verleugnet, was Freud bis heute viel Kritik eingebracht hat.

414
Q

Was ist nach Freud die zentrale konfliktfreie entwicklungspsychologische Hürde, die nach Freuds Verständnis jeder Mensch zu nehmen hat?

A

der ödipale Konflikt

415
Q

Was bedeutet Phylogenese?

A

bezeichnet sowohl die stammesgeschichtliche Entwicklung der Gesamtheit aller Lebewesen als auch bestimmter Verwandtschaftsgruppen auf allen Ebenen der biologischen Systematik. Der Begriff umfasst auch die Evolution einzelner Merkmale im Verlauf der Entwicklungsgeschichte von Lebewesen.

416
Q

Was bedeutet Ontogenese?

A

Entwicklung des Individuums von der Eizelle zum geschlechtsreifen Zustand

417
Q

Wo lag der Therapeutische Fokus Freuds im Zusammenhang mit der Triebtheorie?

A

Der Fokus war nun nicht mehr darauf ausgerichtet, die Patienten mit ihren vergessenen realen traumatischen Erlebnissen in Kontakt zu bringen, sondern vielmehr sie an ihre frühen Fantasien und Vorstellungen, die den Patienten zum Teil zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens bewusst waren, heranzuführen.

Es ging also nicht mehr, wie zuvor im kathartischen Verfahren, um ein Abreagieren eingeklemmter Affekte, sondern darum, tiefe, nicht bewusste und in der psychischen Verarbeitung überfordernde Vorstellungsinhalte zutage zu fördern.

418
Q

Welche Technik wandte Freud an nachdem er sich von der Hypnose verabschiedete?

A

Es ging also nicht mehr, wie zuvor im kathartischen Verfahren, um ein Abreagieren eingeklemmter Affekte, sondern darum, tiefe, nicht bewusste und in der psychischen Verarbeitung überfordernde Vorstellungsinhalte zutage zu fördern.

Um dieses Ziel zu erreichen, musste Freud sich von der bisher praktizierten Hypnose verabschieden, da sich nun die Patienten über die

Technik der freien Assoziation

aktiv an dem therapeutischen Geschehen beteiligen sollten.

Die Aufgabe der Patienten war es, während sie auf der Couch lagen, dem Psychoanalytiker möglichst alles zu sagen, was ihnen gerade in den Sinn kam.

So wurden die Patienten in einen Modus versetzt, der ihnen und auch dem Therapeuten einen Zugang zu den unbewussten Inhalten ermöglichte.

419
Q

Beschreibe mit drei Stichpunkten den Kern des topografischen Modells

A

Unbewusst
Vorbewusst
Bewusst

420
Q

Welchen Begriff verwendet Freud für Vorstellungen die nicht präsent sind aber jederzeit wieder auftauchen können wenn sie mit Aufmerksamkeit besetzt werden?

A

Es wäre aber jederzeit möglich, diese Vorstellung wie- der auftauchen zu lassen. Sie ist also die ganze Zeit latent vorhanden (vgl. Freud 1912). Für solche latenten Vorstellungen, die jederzeit bewusst werden können, führte Freud den Begriff „Vorbewusstsein“ ein.

421
Q

Was will Freud mit der posthypnotischen Suggestion beweisen?

A

Es ist keineswegs so, dass das Handeln ausschließlich bewusst gesteuert und geregelt wird, vielmehr können viele Motivationen oder auch Intentionen von Handlungen unbewusst sein.

Diese Annahme Freuds war damals revolutionär, da in der wissenschaftlichen Gemeinschaft die Meinung vorherrschte, dass nur Bewusstes auch psychisch sein könne.

Als Gegenbeweis erwähnt Freud die sog. posthypnotische Suggestion, die er in Frankreich bei Bernheim intensiv studiert hatte.

Dem Patienten wird unter Hypnose ein bestimmter Auftrag erteilt, den er, nachdem er aus der Hypnose aufgewacht ist, ausführen soll.

Wenn dieser Auftrag von dem Patienten nun tatsächlich ausgeführt wird, er sich aber nicht an die Hypnosesitzung, in der ihm der Hypnotiseur diesen Auftrag erteilt hatte, erinnern kann, ist ihm die eigentliche Ursache seiner Handlung nicht bewusst, sie ist also unbewusst.

Aber dieses Unbewusste ist im Handeln dieses Patienten wirksam

422
Q

Wie versteht Freud die Symptome seiner Patienten?

A

Die Ursache einer neurotischen Angst ist genau wie die posthypnotische Suggestion unbewusst, im aktuellen Handeln und Erleben ist sie aber wirksam.

So muss der Patient mit ei- nem Waschzwang aus Angst vor Infektionen regelmäßig seine Hände waschen.

Er selbst erlebt diese Handlungen zwar als übertrieben und unangemessen, also als ich-dyston, muss sie aber dennoch ausführen, da die Angst ansonsten unerträglich würde.

Der wahre Grund dieses Waschzwangs ist dem Patienten nicht bewusst.

423
Q

Wo ist der Unterschied zwischen Widerstand und Abwehr?

A

Widerstand bedeutet, dass ein Mensch konkrete Handlungen unternimmt, um die Bewusstwerdung unangenehmer Inhalte zu verhindern.

Dies kann z. B. beharrliches Schweigen in der Therapie oder systematisches Zuspätkommen zu den Therapiesitzungen sein.

Unter Abwehr wird dagegen ein nicht beobachtbarer innerpsychischer Prozess verstanden, der einen Menschen daran hindert, bewussten Zugang zu bestimmten Erinnerungen oder Gefühlen zu erhalten.

424
Q

Wann muss am meisten Energie aufgewendet werden um Inhalte unbewusst zu halten?

A

Je größer die Bedeutung unbewusster Inhalte ist, umso stärker ist ihr Bestreben, bewusst zu werden. Umso mehr Energie muss also aufgewendet werden, diese Inhalte vom Bewusstsein fernzuhalten.

Da diese Energie z. B. im Schlaf nicht bereitgehalten werden kann, können Träume unbewusste Inhalte, allerdings in verzerrter Form, zutage fördern.

Ebenso bedeutet das Liegen auf der Couch kombiniert mit der Aufforderung, frei zu assoziieren, eine Schwächung der Kontrolle bzw. des Ichs, so dass hier ein Rahmen geschaffen wird, in dem Unbewusstes nur schwer vom Bewusstsein ferngehalten werden kann.

In dieser frühen Phase der Psychoanalyse ging es also in erster Linie darum, Zugang zum Unbewussten zu erhalten.

425
Q

Welche psychische Aktivität ist bewusst?

A

Jede psychische Aktivität ist zunächst unbewusst. Je nachdem, wie stark diese abgewehrt werden muss, entscheidet sich dann, ob diese bewusst bzw. vorbewusst werden kann oder unbewusst bleiben soll.

Aus dieser Vorstellung erklärt sich, warum das topografische Modell auch als Eisbergmodell bezeichnet wird, da wie beim Eisberg, bei dem nur ein sehr kleiner Teil über die Wasseroberfläche ragt, auch nur ein sehr kleiner Teil der psychischen Aktivitäten bewusst werden kann.

Freud vergleicht diesen Vorgang mit der Fotografie.
Alle Fotos liegen zunächst als Negative vor.
Nun wird ausgewählt, welche dieser Negative zu Fotos weiterentwickelt werden sollen

426
Q

Wie viele Triebtheorien hat Freud entwickeln?

A

Freud hat insgesamt drei verschiedene Triebtheorien entwickelt

427
Q

Welches ist die letzte Version der Triebtheorie?

A

Todes- und der Lebenstrieb

428
Q

Was was sieht Freud einen Trieb?

A

Freud sieht den Trieb als eine Unterkategorie der Gruppe der Reize, die alle in der einen oder anderen Form Auswirkungen auf psychisches Erleben haben.

Er unterscheidet die sog. äußeren von den inneren Reizen. Als Beispiel für einen äußeren Reiz nennt Freud einen starken Lichtstrahl, der auf das Auge fällt und sich in der einen oder anderen Form auch im psychischen Erleben niederschlägt.

So bildet für Freud der Trieb das Bindeglied zwischen dem Somatischen und dem Psychischen (vgl. Freud 1915a). Die psychische Re- präsentanz des Triebs, die im Gegensatz zum Trieb selbst grundsätzlich bewusst werden kann, wird Triebabkömmling genannt.

429
Q

Was ist ein Triebabkömmling?

A

Die psychische Repräsentanz des Triebs, die im Gegensatz zum Trieb selbst grundsätzlich bewusst werden kann, wird Triebabkömmling genannt.

430
Q

Unterscheide Innere und Äußere Reize (Triebe)

A

Er unterscheidet die sog. äußeren von den inneren Reizen. Als Beispiel für einen äußeren Reiz nennt Freud einen starken Lichtstrahl, der auf das Auge fällt und sich in der einen oder anderen Form auch im psychischen Erleben niederschlägt.

So kann das helle Licht als sehr unangenehm erlebt werden, da man sich geblendet fühlt. Möglicherweise wird man irritiert die Augen schließen oder den Kopf vom Lichtstrahl wegbewegen.

Während ein solcher Lichtstrahl zu den physiologischen, also von außen kommenden Reizen zählt und der Körper durch entsprechende motorische Aktivitäten den Einfluss dieses Reizes regulieren kann, existiert nach Freud daneben eine völlig andere Gruppe von Reizen, nämlich die aus dem Inneren kommen und daher in ihrer psychischen Repräsentanz eine völlig andere Qualität besitzen.

Diese inneren Triebreize tauchen nicht wie ein Lichtstrahl plötzlich auf und lassen sich auch nicht so einfach über motorische Aktivitäten regulieren, sondern bilden eine konstante Kraft, die sich mal in größerer und mal in kleinerer Intensität zeigt.

Triebe sind ausschließlich biologisch begründet und verschließen sich zunächst einer bewussten Wahrnehmung.

Bewusst sind nur die Vorstellungen oder emotionalen Zustände, die diese Triebe im Menschen auslösen.

So bildet für Freud der Trieb das Bindeglied zwischen dem Somatischen und dem Psychischen

431
Q

Wie nennt Freud den Triebreiz und die Afhebung des Triebreizes?

A

Triebreiz „Bedürfnis“ und die Aufhebung dieses Triebreizes „Be- friedigung“

432
Q

Mit welchen Begriffen umschreibt Freud die Merkmale eines Triebs?

A

mit den vier Begriffen „Drang“, „Ziel“, „Objekt“ und „Quelle“

433
Q

Was beschreibt Freud mit dem Drang eines Triebes?

A

Mit „Drang“ beschreibt er das motorische, spannungsvolle Moment des Triebs

Dies könnte das Körpergefühl sein, das sich einstellt, wenn gerade die Lieblingsspeise auf den Teller gefüllt wird und man den drängenden Impuls verspürt, sich mit großer Hast und Lust dieses Essen einzuverleiben.

434
Q

Was beschreibt Freud mit dem Ziel eines Triebes?

A

Das Ziel ist immer die Befriedigung des Triebs, um den spannungsvollen Zustand zu reduzieren.

Dies kann beispielsweise die erlebte anale Lust beim Stuhlgang, die orale Befriedigung beim Rauchen einer Zigarette oder auch die genitale Lust beim Geschlechtsverkehr sein

435
Q

Was beschreibt Freud mit dem Objekt eines Triebes?

A

Nach Freud stellen die Objekte das Variabelste am Trieb da.

Sie sind keineswegs ursprünglich mit dem Trieb verknüpft, sondern werden vor allem deshalb gewählt, weil sie aktuell eine Triebbefriedigung ermöglichen.

So lässt sich bei Rauchern nicht selten beobachten, dass eine Zigarette geraucht wird, statt den Hunger durch Aufnahme von Nahrung zu reduzieren.

436
Q

Was beschreibt Freud mit der Quelle eines Triebes?

A

Die Quelle verweist auf den körperlichen Ursprung, also die jeweilige erogene Zone. „Auf dem Weg von der Quelle zum Ziel wird der Trieb psychisch wirksam“

437
Q

Was ist für Freud der Lebenstrieb?

A

Es gibt also einerseits eine zentrale Kraft, die danach strebt, etwas Neues zu schaffen, der Lebenstrieb. Und diametral entgegen steht eine Kraft, die den Tod herbeiführt. „Das Ziel alles Lebens ist der Tod“ (Freud 1920, S. 40).

Aus ganz unterschiedlichen Beobachtungen, bei denen seine bisherige Theorie als Erklärungsansatz versagte, wurde er sukzessive zu der Annahme des Todestriebs hingeführt.

438
Q

Was ist der konservative Trieb?

A

einen innewohnenden Drang an, der zum Ziel hat, einen frü- heren Zustand wiederherzustellen.

In seinen Ausführungen in „Jenseits des Lustprinzips“ spricht Freud zunächst von einem konservativen Trieb, den er dann später als Todestrieb bezeichnet.

Dieser konservative Trieb oder eben auch Todestrieb, der einen zuvor erlebten Zustand anstrebt, ist die zentrale Kraft, die den Menschen auch in den Zustand der Regression bringt.

439
Q

Was ist der Todestrieb nach Freud?

A

einen innewohnenden Drang an, der zum Ziel hat, einen frü- heren Zustand wiederherzustellen.

In seinen Ausführungen in „Jenseits des Lustprinzips“ spricht Freud zunächst von einem konservativen Trieb, den er dann später als Todestrieb bezeichnet.

Dieser konservative Trieb oder eben auch Todestrieb, der einen zuvor erlebten Zustand anstrebt, ist die zentrale Kraft, die den Menschen auch in den Zustand der Regression bringt.

440
Q

Was bezeichnet Freud als Regression?

A

Vorgang bezeichnet, wenn ein Mensch ein bereits er- reichtes psychisches Funktionsniveau verlässt und zu einem lebensgeschichtlichen früheren Niveau des Denkens, Handelns und Fühlens zurückkehrt.

441
Q

Gibt es gesunde Regression?

A

Auch wenn der Begriff eine zentrale Rolle für das pathologische Verständnis spielt, gibt es auch gesunde regressive Momente, z. B. wenn ein Liebespaar eng umschlungen die gemeinsame Nähe genießt oder man sich nach und nach von den aktiven Gedanken und Vorstellungen verabschiedet, um sich schließlich in den Schlaf zu begeben.

442
Q

Was sind die Ziele des Todes- und des Lebenstriebs?

A

Während also das Ziel des Todestriebs darin besteht, die bestehenden Zusammenhänge aufzulösen, strebt der Lebenstrieb danach, größere Einheiten herzustellen und zu erhalten. In diesem neuen energetischen Konzept lässt sich menschliches Handeln und Erleben immer aus einer Mischung oder auch Entmischung dieser beiden Triebe verstehen, d. h. in Reinform lassen sich diese Triebe nie beobachten.

So ist z. B. der Sexualakt eine Aggression mit der Absicht der innigsten Vereinigung. „Ein stärkerer Zusatz der sexuellen Aggression führt den Liebhaber zum Lustmörder, eine starke Herabsetzung des aggressiven Faktors macht ihn scheu oder impotent“

443
Q

Wie erklärt Freud Agressive Tendenzen

A

Um als Individuum leben zu können, muss der Todestrieb, der den früheren anorganischen Zustand herstellen möchte, nach außen gerichtet werden. Auf Basis dieses Vorgangs erklärt Freud die aggressiven Tendenzen, die einem jeden Men- schen innewohnen.

444
Q

Wie wirkt das Über-Ich auf den Aggressionstrieb?

A

Mit der Ausbildung des Über-Ichs werden große Teile des Aggressionstriebs im Inneren des Ichs fixiert und wirken dort selbstzerstö- rend. Dies zeigt sich z. B. im Sinne der Wendung gegen die eigene Person, wenn sich jemand im Wutanfall die Haare rauft oder mit den Fäusten gegen eine Wand schlägt.

445
Q

Wann beginnt nach Freud das Sexuelle Leben?

A

Das sexuelle Leben beginnt nach Freud bereits nach der Geburt und hat zunächst nur mit Lust und nichts mit den Genitalien zu tun. Allgemein umfasst das Sexualleben die Funktion der Lustgewinnung aus den verschiedenen Körperzonen.

Freud nimmt einen zweiseitigen Ansatz des Sexuallebens an. Die eine Seite fokussiert auf die vorpubertäre Zeit, die ihren Höhepunkt im Alter von fünf Jahren erreicht und dann in die Latenzzeit übergeht.

446
Q

Durch welche Charakteristika ist nach Freud infantile Sexualität gekennzeichnet?

A

infantile Sexualäußerung ist nach Freud durch die folgenden drei Charakteristika gekennzeichnet:

1) Sie entsteht in Anlehnung an eine wichtige Körperfunktion.

2) Sie ist autoerotisch, d. h. es existiert noch kein Sexualobjekt.

3) Das Ziel der Befriedigung steht unter der Herrschaft der für die Phase spezifischen erogenen Zone (vgl. Freud 1905).

Der Sexualtrieb zeigt sich hier in Form der jeweils für die entsprechende psychosexuelle Phase typischen Partialtriebe.

447
Q

Wann beginnt nach Freud der zweite Teil der Sexualität, genital geprägt Sexualität?

A

Der zweite Teil, die sog. genital geprägte Sexualität, nimmt seinen Anfang erst mit Eintritt in die Pubertät, also der Geschlechtsreife. Hier werden die Partialtriebe idealerweise in den einen Sexualtrieb integriert und in den Dienst der Fortpflanzung gestellt.

448
Q

Wie beschreibt Freud die Energie des Sexualtriebs?

A

Die Energie des Sexualtriebs beschreibt Freud mit dem Begriff „Libido“. Entsprechend werden Objekte, sei es der Partner, eine gewisse Speise, ein verehrtes Idol oder auch der begehrte Sportwagen als libidinös besetzte Objekte umschrieben, da diese potenziell der Triebbefriedigung dienen können.

449
Q

Beschreibe die Orale Phase

A

1.–2. Lebensjahr

erste bedeutsame erogene Zone: Mundhöhle, die Zunge und die Lippen.

Zu- nächst ist also die Befriedigung dieser erogenen Zone eng mit der Befriedigung des Nahrungsbedürfnisses verknüpft. Da diese Erfahrung als lustvoll erlebt wird, sucht der Säugling vermehrt nach Befriedigungsmöglichkeiten dieser als erogen erfahre- nen Zone. Dies zeigt sich beim Säugling am lauten und genussvoll schmatzenden Lutschen des Schnullers, des eigenen oder auch fremden Fingers oder der ganzen Hand. Durch das Erleben des Stillens entwickelt der Säugling eine lustvolle Be- ziehung zur oralen Stimulierung.

Auf dieser oralen Stufe, die Freud auch oral-kannibalistische Phase nennt, ist das zentrale Thema, sich das einzuverleiben, was man begehrt. Gleichzeitig wird aber das Begehrte, wie z. B. eine bestimmte Speise, beim Vorgang des Einverleibens vernichtet. In der Alltagssprache finden wir diese Dynamik in der Redewendung „jemanden zum Fressen gern haben“ wieder

Es handelt sich hier um die früheste und archaische Stufe von drei sog. Internalisierungsprozessen, nämlich dem der Inkorporation.

Die anderen beiden lauten Introjektion und Identifikation

450
Q

Was ist für Freud der Ausgangspunkt der oralen Phase?

A

Ausgangspunkt bildet hier der sog. „kompetente Säugling“ (vgl. Dornes 1993), der mit seiner primären Bezugsperson ein affektives Kommunikationssystem bildet. Die Triebperspektive rückt in den Hintergrund und im Fokus stehen vielmehr die frühen Bindungserfahrungen, die stimulierend, befriedigend oder frustrierend sein können.

451
Q

Welche Bedeutung hat der Begriff „Oralität“ heute?

A

Heute bezieht sich der Begriff „Oralität“ eben nicht mehr nur auf den Aspekt der oralen Triebbefriedigung, sondern wird viel weiter gefasst und bezieht sich allgemein auf das Bedürfnis nach Geborgenheit im Sinne einer sicheren Bindung

452
Q

Beschreibe die Anale Phase

A

2.–3. Lebensjahr

Afterzone als erogene Region

Mit der Ausscheidung der Exkremente wird die Schleimhaut des Afters gereizt, was nun als lustvoll erlebt wird. Entwicklungspsychologisch ist diese Phase von der Reinlichkeitserziehung geprägt.

Die Kinder sollen lernen, ihre Ausscheidung zu kontrollieren, so dass auf die Windel verzichtet werden kann. Erstmals wird den Kindern bewusst, dass der Stuhl aus ihrem eigenen Körper stammt. Freud schreibt, dass Kinder ihren Stuhl als „Geschenk“ verstehen, wobei das Ausscheiden einen Ausdruck von Anpassung und das Zurückhalten einen Ausdruck von Trotz bedeu- tet (vgl. Freud 1905).

Als übergeordnetes Thema geht es in der Phase also um Reinlichkeit, Besitz, Autonomie sowie Geben vs. Zurückhalten.

Freud sieht in dieser Phase den Ursprung sadistischer Tendenzen, da sich hier destruktive und libidinöse Bedürfnisse vermischen. Daher nannte Freud diesen Entwicklungsabschnitt auch anal-sadistische Phase. Die Verbindung zwischen Anali- tät und Destruktivität findet sich beispielsweise in den Vulgärausdrücken „Schiss“, „Beschiss“, „auf etwas scheißen“ oder auch „Anschiss“ wieder (vgl. Quint 2000).

In diesem Alter sind die Kinder motorisch und sprachlich so weit entwickelt, dass sie eigene Wünsche äußern und sich selbstständig bewegen können. Ferner sind sie nun in der Lage, von sich in der ersten Person, als „ich“, zu sprechen.

in der Alltagssprache auch Trotzphase

erfährt über dieses Trotzverhalten, wie sehr es eine eigenständige Person ist

weiterer Ausdruck des zunehmenden Autonomieerlebens ist, dass Kinder in diesem Alter liebend gern genau das Gegenteil dessen tun, wozu sie gerade von einem Elternteil aufgefordert werden

453
Q

Worum geht es für Kinder in der analen Phase?

A

Während heute die Vorstellung von Kindern, deren Triebbefriedigung in diesem Alter in erster Linie in der Analerotik wurzelt, stark angezweifelt wird, so ist man sich doch aus entwicklungspsychologischer Perspektive darin einig, dass es in diesem Entwicklungsabschnitt um die Ausbildung eines autonomen Daseins in einer Umwelt geht, die sowohl Sicherheit als auch Einschränkungen bietet

454
Q

Beschreibe die phallische Phase

A

3.–5. Lebensjahr

erreicht die frühkindliche Sexualität ihren Höhepunkt

Auf dieser dritten Organisationsstufe der Libido wird beim Jungen der Penis und beim Mädchen die Klitoris zur zentralen Quelle des Lustempfindens.

Ein bedeutsames Merkmal dieser Phase ist der Schau- und Zeigetrieb (Voyeurismus und Exhibitionismus). Entwicklungspsychologisch werden sich Kinder in dieser Phase ihrer eigenen Geschlechtszugehörigkeit bewusst, was, so Freuds Annahme, beim Jungen die Kastrationsangst und beim Mädchen den Penisneid zur Folge hat.

Für Freud steht in der phallischen Phase sowohl für den Jungen als auch für das Mädchen der Phallus im Mittelpunkt.

Der Junge wird sich bewusst, dass er einen Phallus hat und dieser auch Quelle der Lustempfindung sein kann.

Das Mädchen muss feststellen, dass es nicht über einen solchen Phallus verfügt

455
Q

In welcher Phase entwickelt sich der Ödipuskomplex?

A

Phallische Phase

456
Q

Was ist der Ödipuskomplex?

A

In der Freud’schen Theorie stellt der sog. ödipale Konflikt den Kulminationspunkt der psychosexuellen kindlichen Entwicklung dar.

Grundsätzlich wird im Ödipuskomplex die Gesamtheit der kindlichen Liebes-, Hass- und Schuldgefühle gegenüber den Eltern beschrieben.

Aus familiendynamischer Perspektive geht es um das Aushandeln der Generationengrenze sowie um die Anerkennung der kindlichen Psychosexualität, indem die aggressiv-rivalisierenden und narzisstisch-ödipalen Ansprüche durchgearbeitet werden

457
Q

Worin besteht der Konflikt im Ödipuskomplex nach Freud?

A

Der zentrale Konflikt besteht in der Rivalität zwischen dem Jungen und dem Vater um die Liebe der Mutter bzw. in der Rivalität zwischen dem Mädchen und der Mutter um die Liebe des Vaters.

Der rivalisierende Sohn sieht sich in dieser die Mutter begehrende Konstellation einem übermächtigen Vater gegenüber, der sich, so die ängstigende Fantasie des Sohnes, durch die Kastration seines Sohnes rächen könnte.

Die libidinöse Objektbesetzung des Elternteils wird aufgegeben und durch Identifikation ersetzt.

Dieser ins Ich introjizierte Elternteil bildet den Kern des späteren Über-Ichs. Diese so auch introjizierten Moralvorstellungen verhindern, so Freud, eine Wiederkehr des ödipalen Konflikts.

Beim Mädchen verläuft die Überwindung des Ödipuskomplexes weniger dramatisch, da es keine Kastration zu befürchten hat. Im ödipalen Begehren des Vaters wünscht sie sich ein Kind von ihm. Da dieser Wunsch aber nie erfüllt wird, wird langsam der Ödipuskomplex verlassen.

Freud vermutet, dass sowohl der Wunsch des Mädchens nach einem Penis als auch der Wunsch nach einem Kind vom Vater im Unterbewussten erhalten bleiben und letztlich eine Vorbereitung auf die spätere geschlechtliche Rolle bedeuten

458
Q

Wie wird der Ödipuskomplex heute verstanden?

A

Im Laufe der Entwicklung erfährt sich das Kind zunehmend als eine eigenständige Person mit eigenen Wünschen und entsprechenden Autonomiebestrebungen.

Mit diesen Selbststrukturen ausgestattet erfährt es nicht nur seine eigene Unabhängigkeit, sondern auch die Unabhängigkeit seiner Eltern.

Es macht die zunächst verstörende Erfahrung, dass auch die Eltern eine Beziehung miteinander pflegen, in der das Kind nicht vorkommt.

In diesem Entwicklungsabschnitt, der auch Triangulierung genannt wird, muss das Kind lernen, dass es eigenständige Beziehungen zu seiner Mutter und seinem Vater unterhält und diese wiederum eine eigenständige Beziehung untereinander pflegen.

Hier geht es nicht nur darum, diese realen Beziehungen entsprechend zu erleben, sondern vor allem darum, dass das Kind in der Lage ist, innere Repräsentanzen dieses Beziehungsdreiecks aufzubauen.

Nach heutigem Verständnis findet der Prozess der Triangulierung allerdings nicht erst in der Phase des ödipalen Konflikts statt, sondern vielmehr bildet die zuvor erworbene innere Repräsentation dieser drei ambivalenten Beziehungen die Voraussetzung, den ödipalen Konflikt gut zu bewältigen

459
Q

Beschreibe die Latenzphase

A

ab 5. Lebensjahr – Eintritt in die Pubertät

Die Verdrängung und damit die Überwindung des Ödipuskomplexes leitet letztlich die Latenzzeit ein

Für das kleine Mädchen bleibt der Vater unerreichbar und der kleine Junge macht die Erfahrung, die Mutter nicht allein besitzen zu können.

Als Analogie erwähnt Freud die Milchzähne, die dann ausfallen, wenn die bleibenden Zähne nachrücken.

460
Q

Beschreibe die genitale Phase

A

ab Erreichen der Geschlechtsreife

Mit Eintritt in die Pubertät erfolgt die Zusammenfassung der Partialtriebe in einen Sexualtrieb, der sich nun in den Dienst der Fortpflanzung stellt

Während in den bisher beschriebenen Phasen das Interesse eher selbstbezogen oder auf Familienmitglieder gerichtet war, orientiert sich der Mensch ab der Vorpubertät hinsichtlich der Suche nach sexueller Befriedigung nach außen. Sexualität tritt nun in den Dienst der zwischenmenschlichen Partnerschaft.

461
Q

Beschreibe das Strukturmodell

A

Drei-Instanzen-Modell

bereitete er den Boden für die sich anschließende nachfolgende psychoanalytische Strömung, die Ich-Psychologie

Das älteste der psychischen Instanzen ist das System des Unbewussten, das Freud mit dem Begriff „Es“ umschreibt. Es beinhaltet vor allem die aus der Körperorganisation stammenden Triebe. Die beiden anderen in der Topgrafie umschrie- benen Bereiche des Bewussten und Vorbewussten werden als Vorläufer des Ichs betrachtet.

rückt nun das Ich immer stärker in den Mittelpunkt

Das Ich ist die Instanz, die zwischen der umgebenden realen Außenwelt und dem Es vermittelt. Die Beziehung zwischen Ich und Es lässt sich mit der zwischen Reiter und Pferd vergleichen. Der Reiter bedient sich der Kraft und Schnelligkeit des Pferdes und versucht diese in seinem Sinne zu lenken

Indem das Ich die Herrschaft über die Triebansprüche gewinnt, entscheidet es darüber, ob diese zur Befriedigung zugelassen werden oder nicht. So ist auch denkbar, die Befriedigung auf günstigere Zeiten zu verschieben oder gar zu unterdrücken. Das Ich strebt nach Lust und will Unlust vermeiden. Eine erwartete Unluststeigerung wird mit einem Angstsignal beantwortet.

Durch Verinnerlichung der Beziehungen mit den Eltern, die mit der Übernahme von deren Werten und Idealen einhergeht, bildet sich das Über-Ich als dritte Instanz heraus, dem das Ich ebenso Rechnung tragen muss

462
Q

Beschreibe die Beziehung zwischen Ich und Es

A

Das Ich ist die Instanz, die zwischen der umgebenden realen Außenwelt und dem Es vermittelt. Die Beziehung zwischen Ich und Es lässt sich mit der zwischen Reiter und Pferd vergleichen. Der Reiter bedient sich der Kraft und Schnelligkeit des Pferdes und versucht diese in seinem Sinne zu lenken

463
Q

Wovon ist die Bildung des Über Ichs abhängig?

A

abhängig von sozialem Milieu, Erziehern, Vorbildern und Idealen der Gesellschaft

464
Q

Wann ist nach dem Struktur-Modell eine Handlung korrekt?

A

Eine Handlung ist dann korrekt, wenn sie gleichzeitig den Anforderungen des Es, des Über-Ich sowie der Realität gerecht werden kann.

465
Q

Was geschieht wenn die Impulse des Es zu stark werden?

A

Werden die triebhaften Impulse aus dem Es zu stark, gerät das Indivi- duum in den Zustand der Angst, welcher wiederum als unlustvoll wahrgenommen wird und daher abgewehrt werden muss. Es ist also nicht das triebhafte Andrängen, sondern die damit ausgelöste Angst, die die Abwehrmechanismen hervorruft. Misslingt die vollständige Abwehr dieser Angst, kommt es zur Symptombildung, die als Kompromiss zwischen Wunsch und Abwehr verstanden werden muss.

466
Q

Wie entscheidet sich welcher Abwehrmechanismus genutzt wird?

A

Je nach psychischem Entwicklungsniveau können Abwehrmechanismen unterschiedlicher Reifegrade genutzt werden

467
Q

Wie lassen sich Abwehrmechanismen unterteilen?

A

In einer sehr groben Unterteilung wird heute zwischen sog. reifen und unreifen Abwehrmechanismen differenziert.

Bei den reifen Abwehrmechanismen handelt es sich um eine intrapsychische Regulierung eines psychischen Konflikts, der sich nur sekundär belastend auf die sozialen Beziehungen auswirkt.

Bei den unreifen Abwehrmechanismen dagegen werden im Versuch der Stabilisierung des eigenen psychischen Gleichgewichts andere Menschen einbezogen, was in der Folge zu enormen Belastungen dieser Beziehungen führen kann.

Während die reifen Abwehrmechanismen vorwiegend bei Menschen mit Konfliktpathologien anzutreffen sind, zeigen Menschen mit strukturellen Defiziten eher unreife Abwehrmechanismen

468
Q

Welche Abwehrmechanismen zählen zu den reifen?

A

Verdrängung

Regression

Rationalisierung

Intellektualisieren

Reaktionsbildung

Sublimierung

Progression

Altruistische Wunschabtretung

Ungeschehen machen

469
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Verdrängung

A

Reif

470
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Regression

A

Reif

471
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Rationalisierung

A

Reif

472
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Intellektualisierung

A

Reif

473
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Reaktionsbildung

A

Reif

474
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Sublimierung

A

Reif

475
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Progression

A

Reif

476
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Altruistische Wunschabtretung

A

Reif

477
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus ungeschehen machen

A

Reif

478
Q

Bei welchen Pathologien treten meist reife Abwehrmechanismen auf?

A

die reifen Abwehrmechanismen vorwiegend bei Menschen mit Konfliktpathologien anzutreffen sind

479
Q

Bei welchen Pathologien treten meist unreife Abwehrmechanismen auf?

A

zeigen Menschen mit strukturellen Defiziten eher unreife Abwehrmechanismen

480
Q

Welche Abwehrmechanismen sind unreif?

A

Affektisolierung

Projektion

Projektive Identifikation

Introjektion

Verleugnung

Spaltung

481
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Affektisolierung

A

Unreif

482
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Projektion

A

Unreif

483
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Projektive Identifikation

A

Unreif

484
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Introjektion

A

Unreif

485
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Verleugnung

A

Unreif

486
Q

Beschreibe den Abwehrmechanismus Spaltung

A

Unreif

487
Q

Wie definiert Hartmann das Ich in seiner ich-Psychologie?

A

Laut Hartmann lässt sich das Ich nicht verkürzt zum unglücklichen Vermittler zwischen Es, Über-Ich und Realität reduzieren.

Vielmehr ist das Ich als autonome Instanz zu betrachten, die der intelligenten Anpassung des Individuums an seine Umwelt dient.

Der Mensch wurde also nicht mehr aus einer rein konflikthaften Perspektive betrachtet, sondern als ein Lebewesen verstanden, das mit angeborenen Fähigkeiten ausgestattet ist, um sich grundsätzlich konfliktfrei über die Ausbildung entsprechender Ich-Funktionen im Einklang mit seiner Umwelt zu entwickeln.

488
Q

Was sind Ich-Funktionen?

A

Mit Ich-Funktionen werden u. a. die Wahrnehmung, das Denken und das Sprechen sowie die Fähigkeit zur Realitätsprüfung, der Affektregulierung und der Beziehungsgestaltung zusammengefasst.

Noch heute spielt z. B. in der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik die diagnostische Einordnung der Qualität der vorhandenen Ich-Funktionen auf der Struktur-Achse eine wichtige Rolle, um das Vorhandensein bzw. Ausmaß einer strukturellen Störung festzustellen

489
Q

Wie sieht die Ich-Psychologie Freuds Behandlungen?

A

Von Seiten der Ich-Psychologie wurde die Position vertreten, dass nur Patienten mit intakten Ich-Funktionen für eine psychoanalytische Behandlung im Sinne Freuds geeignet seien.

In der Ich- psychologischen Behandlung geht es daher nicht um die Bewusstmachung unbewusster Inhalte, sondern um die Beeinflussung intrapsychischer Aushandlungsprozesse und Kompromissbildungen zwischen Wünschen, Abwehrvorgängen, Über-Ich-Forderungen und Anforderungen der Realität.

490
Q

Wie verändert sich der Fokus in der Objektbeziehungstheorie?

A

grundlegender Paradigmen- wechsel eingeleitet.

Während der bisherige Fokus im Sinne der Ein-Personen- Psychologie auf das Individuum mit seiner innerpsychischen Dynamik gelegt wurde, rücken nun die zwischenmenschlichen Erfahrungen, also das Beziehungserleben und sein Einfluss auf die Entwicklung des Menschen, in den Vordergrund.

Folgerichtig spricht man in Zusammenhang mit der Objektbeziehungstheorie nun auch von der Zwei-Personen-Psychologie

491
Q

Was ist der Objektbeziehungstheoretische Ansatz?

A

Beim objektbeziehungstheoretischen Ansatz handelt sich um keine in sich geschlossene Theorie.

Grob zusammenfassend lassen sich zwei Gruppen voneinander unterscheiden.

Die eine wird als „harte Objektbeziehungstheorie“ oder auch „väterliche Psychoanalyse“ bezeichnet.
Hier wird an einem modifizierten Triebverständnis festgehalten und in der Therapie auch konfrontierend und deutend gearbeitet.

Die andere als eine „weiche Objektbeziehungstheorie“ oder auch „mütterliche Psychoanalyse“ und sehen die frühen Beziehungen weniger aus der triebtheoretischen Perspektive, sondern rücken ein Grundbedürf- nis nach Bindung in den Vordergrund. Dementsprechend steht hier im Mittelpunkt der therapeutischen Arbeit das unmittelbare Beziehungserleben des Patienten mit seinem Therapeuten sowie die Möglichkeit, im Laufe des therapeutischen Prozesses korrigierende Beziehungserfahrungen machen zu können.

492
Q

Welche neurotischen Störungen lassen sich mit Freuds triebtheoretischem Ansatz gut verstehen?

A

Der von Freud entwickelte triebtheoretische Ansatz bildet eine gute Grundlage, um die Ätiologie neurotischer Störungen, deren zentrales Merkmal die Verdrän- gung bzw. Abwehr unbewusster und als bedrohlich empfundener Wünsche und Fantasien ist, im Sinne der Konfliktpathologie zu verstehen.

Diese Störungen zeigen ein relativ stabiles neurotisches Muster und die pathologischen Erscheinungen, wie Ängste, Zwänge etc., werden von den Patienten als ich-dyston, also als nicht zur eigenen Person gehörig, wahrgenommen.

Im Mittelpunkt dieses frühen psychoanalytischen Störungsverständnisses stand das Scheitern an der Bewältigung des ödipalen Konflikts.

493
Q

Welche neurotischen Störungen sind gut mit der Objektbeziehungstheorie zu verstehen?

A

In der Objektbeziehungstheorie stehen die sog. frühen Störungen im Mittelpunkt, also jene, deren Ursprung in den Erfahrungen während der sehr frühen Kindheit, also präödipal, zu verorten ist.

Hier ist die Psychopathologie vor allem durch als ich-synton erlebte Symptome geprägt.

Dieser neue Fokus ermöglicht einen Zugang zu psychischen Störungen, die durch Probleme vor allem in der Beziehungsgestaltung, dem Identitätserleben sowie der Regulierung der eigenen Bedürfnisse und Emotionen entstehen.

Es handelt sich um jene Bereiche, bei deren Bewältigung in den ersten Lebensjahren, in denen die Selbstentwicklung des Kindes noch äußerst schwach ausgeprägt ist, die Mutter oder andere primäre Bezugspersonen entscheidende Unterstützung zu leisten haben

So nimmt beispielsweise die Mutter den schreienden Säugling auf den Arm, unterstützt ihn in der Regulie- rung der eigenen Affekte, zeigt über die markierte Spiegelung, welche Affekte der Säugling gerade erlebt, und stellt zudem einen Bezug zur Realität her.

494
Q

Was wird mit dem Begriff Objekt beschrieben?

A

Mit dem Begriff „Objekt“ werden die inneren Repräsentanzen der äußeren Realität umschrieben.

So entwickelt jeder Mensch Beziehungen zu anderen Menschen, die dann für ihn zu verinnerlichten Objekten werden.

Diese umfassen nicht nur die äußeren Erscheinungen, sondern auch das eigene psychische Erleben mit den dazugehörigen Wünschen und Fantasien

495
Q

Was beschreibt der Begriff Objektbeziehung?

A

Der Begriff „Objektbeziehung“ um- schreibt also im Unterschied zur realen Interaktion die vorgestellte Beziehung zu einer Person.

Die Qualität der Objektrepräsentanz hat maßgeblichen Einfluss auf die Qualität der Wahrnehmung anderer Personen und auch auf die Interaktion mit ihnen.

496
Q

Was stellen Objekte aus Triebtheoretischer Sicht dar und was in der Objektbeziehungstheorie?

A

Objekte aus der triebtheoretischen Perspektive in erster Linie Quellen der Befriedigung oder Versagung libidinöser bzw. aggressiver Triebe dar.

In der Objektbeziehungstheorie verschiebt sich nun diese innerseelische Perspektive auf die Beziehungen, also auf das in- terpsychische Geschehen.

Der Mensch ist auf ein reales und imaginiertes Gegenüber angewiesen, das auf die eigenen Verhaltensweisen reagiert und Resonanz anbietet und an dem sich das eigene Selbsterleben ausrichtet.

497
Q

Wie verändert sich die Therapie zwischen Freuds Psychoanalyse und Objektbeziehungstheoretischen Ansätzen?

A

Während in der Psychoanalyse im Sinne Freuds dem Analytiker die Aufgabe zukam, Unbewusstes zutage zu fördern und gemeinsam mit dem Patienten durchzuarbeiten, geht es in den objektbeziehungstheoretisch ausgerichteten Therapien darum, das aktuelle pathologische Beziehungserleben des Alltags, auch das in der Therapie, unter Berücksichtigung der frühkindlichen Erfahrungen zu bearbeiten.

Anders als in der klassischen Psychoanalyse, in der der Therapeut möglichst abstinent bleibt, um den Prozess der Übertragung nicht zu stören, zeigt sich der Therapeut hier viel eher als ein reales Gegenüber.

498
Q

Was ist ein Übergangsobjekt?

A

Die Bedeutung des Übergangsobjekts wurde von Winnicott erkannt und beschrieben. Kinder ab dem vierten Monat wählen häufig ein äußeres Objekt, wie ein Kuscheltier oder eine Schmusedecke, das den Raum zwischen Mutter und Kleinkind einnimmt und somit eine wichtige Stütze des Kindes darstellt, um Zeiten der Abwesenheit der Mutter überbrücken zu können (Winnicott 2012).

Dieses Übergangsobjekt kann man auch als eine Vorstufe auf dem Weg der Ausbildung von Objektrepräsentanzen beschreiben.

499
Q

Warum schwanken Borderline-Patienten zwischen extremer Idealisierung und Abwertung hin und her?

A

Aus entwicklungspsychologischer Perspektive wurde ein präödipaler Entwicklungsprozess beschrieben, in dem zunehmend Innen und Außen voneinander differenziert werden können und parallel die Fähigkeit entwickelt wird, gute und schlechte Anteile eines Objekts integrieren zu können (Mahler et al. 2008).

Genau diese Fähigkeiten sind z. B. bei Menschen mit einer Borderline- Persönlichkeitsstörung deutlich eingeschränkt, was extrem chaotische Beziehungsgestaltungen und – erfahrungen zur Folge hat. So schwanken diese Patienten in ihren Beziehungen zwischen extremer Idealisierung und Abwertung hin und her, da sie zur Integration guter und schlechter Anteile eines Menschen nicht fähig sind.

500
Q

Wo liegt der Fokus bei Kernberg in der Übertragungsfokusiertes Psychotherapie?

A

speziell für Störungsgruppe Borderline

Im Fokus steht hier die Arbeit an den intensiven negati- ven Übertragungen, die sich im Hier und Jetzt zwischen Patient und Therapeut einstellen.

Über die konsequente Deutung soll der Patient ein Verständnis dafür entwickeln, dass seine unmittelbaren chaotischen und archaischen Beziehungserfahrungen – auch mit seinem Therapeuten – aus den frühen Objektrepräsentan- zen herrühren, in denen Selbst- und Objektaspekte sowie Elemente der inneren und äußeren Realität miteinander konfundiert sind.

Somit erfährt der Patient nach und nach sein scheinbar sinnloses und destruktives Handeln und Erleben als eine zumindest nachvollziehbare Reaktion aufgrund chaotischer und undifferenzierter innerer Zustände.

501
Q

Wer entwickelte die Selbstpsychologie?

A

Kohut 70er

502
Q

Was ist zentral in der Selbstpsychologie?

A

rückte er das Selbst des Menschen, sein subjektives Selbsterleben sowie sein Bedürfnis nach Selbstanerkennung und anerkennender Spiegelung in den Vordergrund und erweiterte die bisher bestehenden psychodynamischen Perspektiven der Triebdynamik, der Ich-Funktionen sowie der verinnerlichten Objektbeziehungen.

Im Zentrum stehen nun die Vorstellungen, die ein Mensch über sich selbst entwickelt und welche so wesentlicher Bestandteil seiner Selbstdefinition und seiner psychosozialen Identität werden.

Das zentrale Motiv des Menschen sieht Kohut demnach nicht in der Triebbefriedigung, sondern in der Organisation und Verwirklichung des Selbst.

Die Ursache für das Scheitern in der Bewältigung des ödipalen Konflikts sieht Kohut in den frühen Beziehungserfahrungen und versteht es als eine Folge zuvor nicht ausreichend ausgebildeter Selbststrukturen.

So sei jede psychische Störung letztlich auf Defekte in der Selbststruktur oder auf Verzerrungen und Schwächen des Selbst zurückzuführen

503
Q

Welchen Entwicklungsprinzipien unterliegt das Selbst nach Kohut?

A

Für die Ausbildung eines gesunden und kritikfähigen Selbstgefühls sowie eines gesun- den Selbstwertes ist vor allem die Qualität der frühen interaktionellen Prozesse bedeutsam.

504
Q

Was ist ein Selbstobjekt?

A

Kohut Selbstpsychologie

Selbstobjekte sind all jene Objekte, die in ir- gendeiner Form für das Selbst bedeutsam und somit selbststrukturgebend bzw. -stabilisierend sind.

So kann die Tochter für den Vater zum Selbstobjekt werden, weil ihm über seine Tochter wichtige Anteile seiner inneren Repräsentanz als guter Vater gespiegelt werden. Der Vater wiederum kann Selbstobjekt für die Tochter werden, da er ihr ein Bild von einem liebenswerten und begabten Mädchen widerspiegelt.

Neben wichtigen anderen Personen können beispielsweise auch Urkunden, Fanclubs oder Autos Selbstobjektfunktionen übernehmen.

Ein integriertes und gesundes Selbst ist nicht frei von seinen Selbstobjekten, sondern kann sich hier in reife Abhängigkeit begeben und diese bewusst als selbststabilisierend erfahren.

505
Q

Was ist die Vorraussetzung des Gelingens einer Psychotherapie in der Selbstpsychologie?

A

Voraussetzung des Gelingens einer Psychotherapie im Sinne der Selbstpsychologie ist die Fähigkeit des Patienten, sich im Kontakt zu seinem Therapeuten auf Selbstobjektübertragungen einzulassen, d. h. seinen Therapeuten als Selbstobjekt nutzen zu können.

So wird ein Rahmen geschaffen, in dem über die befriedigenden, aber auch frustrierenden Beziehungserfahrungen mit dem Therapeuten die Selbststrukturen des Patienten nachreifen können.

506
Q

Welch drei Formen von Selbstobjektübertragungen unterscheidet Kohut in der Selbstpsychologie?

A

Spiegelübertragung

Zwillingsübertragung/Alter-Ego-Übertragung

Idealisierende Selbstobjektübertragung

507
Q

Was ist nach Kohut die Spiegelübertragung?

A

Ein Kind hat sich gestoßen und weint.

Die Mutter nimmt das Kind auf den Arm und tröstet es und spiegelt dem Kind somit empathisch wider, was es gerade erleiden muss.

Das Kind kann sich so über die Mutter in einem emotionalen Spiegel betrachten und fühlt sich dadurch aufgehoben und verstanden.

Im psychotherapeutischen Kontext bedeutet dies, das Selbsterleben des Patienten zu fördern, indem der Therapeut ihn spüren lässt, dass er emotional mit ihm mitgehen kann.

508
Q

Was ist nach Kohut die Zwillingsübertragung/Alter-Ego-Übertragung in der Selbstpsychologie?

A

Enkelin und Großmutter stehen nebeneinander in der Küche und backen gemeinsam Weihnachtsplätzchen.

In dieser Szene erlebt die Enkelin, dass sie wie ihre Großmutter ist und Plätzchen backt.

Dieses Erleben von Ähnlichkeit wird zu einer selbststützenden Erfahrung.

So kann ein Patient im gemeinsamen Schweigen, was eben nicht automatisch Stillstand oder gar Widerstand im therapeutischen Prozess bedeuten muss, eine tiefe Verbindung und Gemeinsamkeit zu seinem Therapeuten spüren, was wiederum als selbststabilisierend erlebt wird.

509
Q

Was ist die Idealisierende Selbstobjektübertragung nach Kohut in der Selbstpsychologie?

A

Oft nutzen kleine Kinder ihre Eltern als idealisierende Selbstobjekte. Die Überzeugung, dass Mama und Papa die Besten sind, stellt für die Kinder, die in einer Welt leben, in der sie so vieles noch nicht können und nicht verstehen, einen wichtigen Schutz, aber auch eine wichtige Selbstwerterhöhung dar.

Denn so schlecht kann ein Kind nicht sein, wenn es so großartige Eltern hat. Im Laufe der Entwicklung baut das Kind eigene Selbststrukturen immer weiter aus und kann es sich somit zunehmend leisten, die archaischen Selbstobjektübertragungen durch realistischere zu ersetzen.

Mit diesen Überlegun- gen wird deutlich, dass der Vorgang der Idealisierung, der bisher aus der Perspektive der Abwehr verstanden wurde, eine völlig neue Bedeutung erhält, was sich auch im therapeutischen Verständnis niederschlägt.

510
Q

Wie sollte in der Selbstpsychologie der Therapeut die Idealisierung durch den Patienten sehen?

A

So sollte man als Therapeut die Idealisierung durch die Patienten nicht automatisch als eine Form der Abwehr deuten, sondern kann diese auch als einen ersten Schritt in Richtung Aufbau und Stabilisierung von Selbststrukturen verstehen.

511
Q

Was ist in der Selbstpsychologie zentral für die therapeutische Arbeit?

A

Zentral für die therapeutische Arbeit ist das empathische Begleiten des Patienten in seinem unmittelbaren Erleben.

Diese Erfahrung fördert eine Reorganisation des Selbst hin zu mehr Kohäsion und Lebendigkeit.

Es ist völlig ausgeschlossen, dass ein Therapeut den Selbstobjektbedürfnissen der Patienten in vollem Umfang nachkommen kann.

Eine gut dosierte Frustration dieser Wünsche bedeutet für den Patienten allerdings eine Mobilisierung des Aufbaus von Selbststrukturen.

So entwickelt auch das zunächst noch abhängige Kind über solche Frustrationserfahrungen, sofern die Dosis angemessen ist, zunehmend Autonomiebestrebungen.

512
Q

Was ist in der Selbstpsychologie das Therapieziel?

A

Patienten so weit zu bringen, dass diese ihr Selbst annehmen, abgespaltene Selbstanteile integrieren und die für den therapeutischen Prozess notwendigen Projektionen und Übertragungen schrittweise lockern können.

513
Q

Wie verlagert sich der Therapieschwerpunkt von der Psychoanalyse zur Selbstpsychologie?

A

weg von der Sexualität und Aggression hin zur Sexualisierung und Aggressivisierung im Dienste der Aufrechterhaltung der Selbstkohäsion.

Es geht also nicht mehr um archaische, aus dem Unbewussten hervorbrechende und nicht zu kontrollierende Triebe, sondern um ein aktives Regulieren bzw. Verteidigen von Selbststrukturen.

514
Q

Beschreibe die Relationalen Psychoanalyse

A

Die psychische Realität wird als eine relationale Matrix gesehen, die sich so- wohl aus dem intrapsychischen als auch aus einem interpersonalen Bereich zusammensetzt.

bilden verinnerlichte und konflikthafte Beziehungskonfigurationen die Basis der Psyche.

Interpersonale Erfahrungen werden internalisiert und so in persönliche Erfahrungen umgewandelt, welche wieder Einfluss auf die weiteren interpersonalen Erfahrungen ausüben.

Psychische Gesundheit bedeutet in der relationalen Theorie die Fähigkeit, sich flexibel auf unterschiedliche Beziehungen einlassen zu können.

Demnach entstehen psychische Störungen aus einer Starrheit, mit der an bestimmten Beziehungskonfigurationen festgehalten wird. Menschen klammern sich an pathologische Beziehungsmuster, da sie andere nicht erfahren konnten.

Es sind also die ersten Beziehungserfahrungen, die eine Schablone bilden und somit die nachfolgenden Begegnungen konturieren und prägen.

Hieraus leitet sich die therapeutische Haltung ab, die darin besteht, sich empathisch in die subjektive Welt des Patienten hineinzubegeben und ein Teil der relationalen Welt des Patienten zu werden.

515
Q

Was ist das Ziel der Relationalen Psychoanalyse?

A

Ziel ist es, dem Patienten über die Beziehungserfahrung mit dem Therapeuten die aus der Kindheit stam- menden Beziehungsmuster zu erweitern.

In der relationalen Therapie soll sich der Therapeut authentisch in die Beziehung mit dem Patienten einlassen und ihm so neue beziehungskorrigierende Erfahrungen ermöglichen.

Die therapeutische Arbeit lässt sich allerdings nicht auf den Aspekt einer existenziellen Begegnung reduzieren, da sich der Therapeut parallel in ständiger Selbstreflexion befindet, um die Besonderheiten der gemeinsamen Begegnung zu ergründen.

Ein völliges Novum innerhalb der Psychoanalyse ist die Möglichkeit des Therapeuten zur Selbstenthüllung.

516
Q

Wie lassen sich Intersubjektivistischen Theorie und relational Psychoanalyse voneinander abgrenzen?

A

Eine Abgrenzung dieser beiden Strömungen lässt sich am ehesten über deren Verhältnis zur Bedeutung der äußeren Realität bzw. Fantasie herstellen.

Während die Intersubjektivisten klar zwischen Realität und Fantasie trennen, gehen die Ver- treter des relationalen Ansatzes davon aus, dass sich beide gegenseitig durchdrin- gen und potenziell bereichern

517
Q

Für welche Patienten wurde die Mentalisierungsbasierte Psychotherapie entwickelt?

A

Ursprünglich wurde dieser Ansatz zur Behandlung von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen entwickelt, die gerade hinsichtlich ihrer Mentalisierungsfähigkeiten enorme Defizite aufweisen.

So zeichnen sich diese Patienten u. a. durch ihre Einschränkungen aus, eigenes affektives Erleben im Kontext eines sicheren internalisierten Bindungssystems wahrzunehmen und zu regulieren.

Dieser Behandlungsansatz liegt in manualisierter Form vor und konnte durch mehrere Studien in seiner Wirksamkeit bestätigt werden

Heute wird die mentalisierungsbasierte Psychotherapie von Therapeutinnen und Therapeuten unterschiedlicher Richtungen für eine sehr breite Gruppe von Patienten, deren psychische Störungen vor allem auf frühe Entwicklungsstörungen zurückzuführen sind, angewendet.

518
Q

Was ist der Ausgangspunkt der Metalisierungsbasierten Psychotherapie?

A

die Erkenntnisse über die frühe menschliche Entwicklung vor allem im Hinblick auf die Qualität der psychischen Re präsentanzen der Umwelt, des sozialen Umfeldes sowie der eigenen Person.

Vor allem in den ersten Lebensjahren ist der Aufbau einer inneren Welt von der Feinfühligkeit und den adäquaten Spiegelungsprozessen der primären Bezugspersonen geprägt.

Zunächst verfügt der Säugling nur über primäre Repräsentanzen von Erfahrungen und Emotionen in Form von körpernahen affektiven Zuständen, die weder bewusst sind noch reflektiert werden können.

So wird der Säugling, der vor Hunger schreit, nicht parallel erstaunt sein, welche Wut gerade in ihm hochsteigt, da er noch nicht gefüttert wurde.

Über die Fähigkeit der Eltern, das emotionale Erleben des Säuglings adäquat zu erfassen und ausreichend markiert zu spiegeln, wird die Voraussetzung für den Säugling geschaffen, selbst nach und nach eine eigene innere sekundäre Repräsentanz seiner Emotionen aufzubauen.

Letztlich verinnerlicht er also die von außen gespiegelten Emotionen.

Analog verhält es sich mit der Entwicklung des Selbst, welches eine Integration aus eigenen erfahrenen Erlebensmustern sowie die von bedeutsamen Anderen gespiegelten Vorstellungen über die Eigenschaften der eigenen Person darstellt.

Entsprechend dieser durch entwicklungspsychologische Forschung bestätigten Annahmen lässt sich der Satz von Decartes „Ich denke, also bin ich“ umformulieren in „Mutter denkt, dass ich bin, also bin ich“

519
Q

Was sind Als-Ob-Spiele?

A

dem Alter von drei Jahren beginnen die Kinder, sich auf das Vorhandensein unterschiedlicher parallel bestehender Realitäten vorzubereiten.

In dem sog. Als- Ob-Spiel kreieren Kinder soziale Situationen, in denen sie sich in unterschiedlichen Rollenspielen engagieren. Interessanterweise verwenden die Kinder sehr viel Zeit und Akribie darauf, diese Als-Ob-Welt klar von der realen Welt abzugrenzen.

Eine Verschmelzung dieser beiden Welten würde auf diesem Entwicklungsniveau für sie viel zu bedrohlich werden.

Diese Als-Ob-Spiele stellen eine wichtige Grundlage für die spätere Ausbildung von Mentalisierungsfähigkeiten dar.

Hier versetzen sich die Kinder in die Situationen anderer Menschen und versuchen, deren Erleben und Verhalten im Rollenspiel darzustellen.

Die im Als-Ob-Spiel erworbenen Fähigkeiten werden später in die reale innere Repräsentation der Welt integriert und ermöglichen dem Kind zu verstehen, dass es eine bestimmte Wahrnehmung und Sicht der äußeren Welt hat, die sich von denen der anderen unterscheiden kann. Dies ist die Grundlage der Fähigkeit zu mentalisieren.

520
Q

Was ist das Ziel der metalisierungsbasierten Psychotherapie?

A

Patienten mit frühen Entwicklungsstörungen werden nicht in der Lage sein, eine völlig neue Perspektive auf ihr Erleben als alternative Realität akzeptieren zu können

Man könnte also sagen, dass sich diese Patienten viel zu sehr in einem Äquivalenzmodus befinden, der eine Als-Ob-Perspektive verstellt.

Entsprechend ist das Ziel der mentalisierungsbasierten Psychotherapie, für die Patienten einen Raum zu schaffen, in dem sie das Nachdenken über Gefühle und Gedanken als gefahrlos erleben können.

Die Aufgabe des Therapeuten besteht darin, in Verbindung mit dem mentalen Zustand des Patienten zu treten, die inneren Zustände des Patienten in Worte zu fassen und so archaisches überwältigendes Erleben in handhabbare Einheiten zu zerlegen und somit zu differenzieren.

Nach und nach erwirbt der Patient so die Fähigkeit, Gedanken nicht mehr als Realität, sondern als Vorstellung zu begreifen und gleichzeitig den Kontakt zur inneren Welt zu bewahren

Im Verlauf wird dies den selbstexplorativen Prozess im Patienten stimulieren, so dass Interesse und Neugier für Zusammenhänge zwischen mentalen Zuständen und Verhalten geweckt werden.

gibt der Therapeut die Art der Unterstützung, die Kinder von ihren primären Bezugspersonen erhalten, wenn sie zunehmend sich, die Anderen und die Welt verstehen wollen

521
Q

Wie unterschieden sich die Ansichten über psychische Störungen zwischen Freud und Jung?

A

Während Freud also annahm, dass jede psychische Störung auf eine sexuelle Ursache zurückzuführen sei, sah Jung neben der Sexualität auch andere Faktoren, wie beispielsweise Probleme aufgrund sozialer Unterdrückung oder tragischer Lebensereignisse.

522
Q

Beschreibe den Traum nach Freud

A
523
Q

Was ist die Sprache des Traums?

A
524
Q

Beschreibe die Methode der freien Assoziation

A
525
Q

Was versteht Jung als Komplex?

A

eine bestimmte unbewusste Konstellation von zusammenhängenden Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen, welche aus einer konflikthaften Konstellation, die nicht bewältigt werden konnte, herrühren.

In den Assoziationsexperimenten, so die Erklärung Jungs, können bestimmte einzelne Worte solche Komplexe anstoßen, was in der Folge eine längere Reaktionszeit nach sich zieht.

526
Q

Wie sah Jung die Libido?

A

Jung sah in der Libido sehr viel grundlegender den Willen zum Dasein und verwies hier auf den Willensbegriff bei Schopenhauer.

Ein solch anderes Verständnis von Libido stellte allerdings die Hauptpfeiler der Psychoanalyse nach Freud, nämlich den Ödipuskomplex sowie die gesamte psychosexuelle Entwicklung infrage.

527
Q

Wie unterschied sich das Verständnis des Unbewussten zwischen Freud und Jung?

A

Freud verstand das Unbewusste als den Teil der Psyche, in dem sich verdrängte Erlebnisse, Gefühle und Wünsche im Laufe der individuellen Lebensgeschichte ansammeln und dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich sind.

Jung, der Freuds Konzept des Unbewussten als das persönliche Unbewusste, welches sich ausschließlich ontogenetisch formt, anerkannte, ergänzte dieses um das sog. kollektive Unbewusste.

Im kollektiven Unbewussten befindet sich – im Sinne eines phylogenetischen Prozesses – die gesamte Essenz menschlicher Erfahrungen der Evolution.

528
Q

Beschreibe Jungs kollektives unbewusstes

A

Im kollektiven Unbewussten befindet sich – im Sinne eines phylogenetischen Prozesses – die gesamte Essenz menschlicher Erfahrungen der Evolution.

So wie man also auf biologischer Ebene die menschliche Evolution über die Betrachtung einzelner Zellen oder der embryonalen Entwicklung in Ansätzen nachvollziehen kann, gibt es nach Jung mit dem kollektiven Unbewussten auch auf psychischer Ebene einen Ort, in dem sich die Gesamtheit der menschlichen Erfahrungen widerspiegelt.

Dieses kollektive Unbe- wusste ist kulturübergreifend identisch und kann sich z. B. in Form von Symbolen im Traum oder auch durch die Inhalte einer Psychose zeigen.

529
Q

Wie beschreibt Jung den Unterschied der Symptomatik zwischen Psychotiker und Neurotiker?

A

Die Symptomatik des Neurotikers, die zum Teil körperlichen Erkrankungen sehr ähneln kann, erklärt Jung über die zentrifugalen Kräfte der Libido, während die Abkehr des Psychotikers von der Wirklichkeit und seine Hinwendung zu den archaischen Symbolen des kollektiven Unbewussten Ausdruck von zentripedalen Kräften darstellen

530
Q

Von welchem Denken ging Jung aus?

A

Jung ging von zwei Arten des Denkens aus: Die eine Art ist das an Sprache gebundene Denken im Wachbewusstsein und dient der Anpassung an die Realität, die andere ist das Träumen und Fantasieren, welches über die Bilder- und Symbolwelt Inhalte des kollektiven Unbewussten wiedergibt

531
Q

Was ist die Basis von Jungs kollektivem Unbewussten?

A

Die Basis des kollektiven Unbewussten wird von sog. Archetypen gebildet, die die Grundstruktur darstellen und auf die individuelle Psyche einwirken.

Die zwei wichtigsten Archetypen sind Animus und Anima, die im kollektiven Unbewussten das Männliche bzw. Weibliche repräsentieren.

Da sich nach Jung das Unbewusste komplementär zum Bewussten verhält, werden die unbewussten männlichen An teile der Frau mit Animus und die unbewussten weiblichen des Mannes mit Anima umschrieben. Animus entspricht also den männlichen Erscheinungen in der Seele der Frau und repräsentiert die Summe der Erfahrungen der weiblichen Ahnen mit dem Mann, mit Vätern und Autoritäten.

Animus kann sich z. B. als Heldengestalt, aber auch als Todesdämon zeigen.

Anima entspricht dagegen den gesammelten Erfahrungen der männlichen Ahnen mit der Frau und können z. B. als gütige Fee, als Heilige oder auch als Hexe und Hure erscheinen.

Nach Jung bilden Animus und Anima für den Einzelnen einen Zugang zum eigenen Unbewussten.

Fatal kann es werden, wenn der Mann Anima in einer realen Beziehung auf die Frau projiziert und umgekehrt.

532
Q

Wie benennt Jung den bewussten und den unbewussten Teil des Menschen?

A

Den bewussten Teil des Menschen, der sich an die äußeren Erwartungen anpasst und sich um ein in der Gesellschaft integriertes Leben bemüht, also die Beziehung zwischen Ich und Umwelt widerspiegelt und reguliert, nennt Jung „Persona“.

Diesem stellt er den unbewussten Teil, den er als „Schatten“ bezeichnet, gegenüber.

Der Schatten ist beim Mann Anima und bei der Frau Animus und prägt jeweils die Beziehung zwischen Ich und Unbewusstem.

533
Q

Wie sah Adler den von Freud postulierten Sexualtrieb?

A

Wie Jung hatte auch Adler Schwierigkeiten, Freuds Vorstellungen hinsichtlich des Sexualtriebs zu folgen.

Vielmehr postulierte er als Hauptmerkmal der psychischen Dynamik einen Minderwertigkeitskomplex, der, im Bemühen um Kompensation, ein Streben nach Macht, Geltung und Sicherheit zufolge hat.

534
Q

Was sagt Adler mit seinem Minderwertigkeitskomplex aus?

A

körperliche Erkrankungen hinsichtlich ihres Ursprungs auf bestehende Organminderwertigkeiten zurückzuführen sind. Organ- minderwertigkeiten können, müssen aber nicht, eine Krankheit zur Folge haben.

Diese Mängel können durch Wachstum des minderwertigen Organs oder durch ersatzweise Stützung der beeinträchtigten Funktion durch ein anderes Organ kompensiert werden.

Die Folge eines solchen Ausgleichs kann wiederum zur Überkompensation führen, was in die Ausbildung herausragender Fähigkeiten münden kann (vgl. Benedtka 2017).

Adler berichtet von Malern, die eine Sehschwäche haben, oder Musikern, die auffallend schlecht hören. Gelingt diese Kompensation allerdings nicht, kommt es zu einem Zustand hoher psychischer Spannung, die die Ausbildung einer entsprechenden Vulnerabilität für körperliche und psychische Störungen bedeutet.

535
Q

Wie verstand Adler psychische Störungen?

A

Es gilt nicht eine Ätiologie herzuleiten, sondern ein Verständnis für die Intention zu entwickeln.

Es geht also nicht darum, zu ergründen, wo ein bestimmtes und womöglich pathologisches Verhalten herrührt, sondern welches Ziel mit diesem jeweiligen Verhalten verfolgt wird.

Psychische Störungen verstand Adler als irrtümliche Antworten auf die Anforderungen des Lebens.

536
Q

Wie konzipierte Adler seinen Aggressionstrieb?

A

Diesen Trieb begriff Adler allerdings anders als Freud als eine Folge der Tendenz zur Lustgewinnung, welche der aggressiven Erkämpfung einer Befriedigung dient. Kindliche Prügeleien und Grausamkeiten zeigen diesen Trieb in seiner reinen Form. In verfeinerter Form zeigt sich der Aggressionstrieb dagegen z. B. im Sport oder in religiösen und sozialen Auseinan- dersetzungen

537
Q

Wozu führt laut Adler eine Unterdrückung des Aggressionstriebs?

A

Eine Unterdrückung des Aggressionstriebs kann nach Adler in den Zustand der Angst führen, gleichzeitig kann die kulturelle Transformation des Aggressionstriebs zu Hilfsbereitschaft oder altruistischem Verhalten führen.

538
Q

Wodurch war Adlers therapeutischer Ansatz geprägt?

A

Adlers therapeutischer Ansatz war stark vom Gedanken der Prävention und Rehabilitation geprägt und beinhaltete pädagogische Elemente.

In seinem ganzheitlichen psychotherapeutischen Modell fokussierte Adler nicht nur auf psychische Störungen, sondern auch auf psychische Gesundheit.

Von Anfang an war es Adlers Bemühen, auf die gesellschaftlichen Faktoren aufmerksam zu machen, die zur Ausbildung psychischer Störungen beitragen können.

Der Mensch wird also nicht in erster Linie von der Sexualität, sondern von der Sicherung des Selbstwerts geleitet.

539
Q

Welche psychodynamische Therapie prägte Jung?

A

Analytische Psychitherapie

540
Q

Welche psychodynamische Therapie prägte Adler

A

Individualpsychologie

541
Q

Welche psychodynamische Therapie prägte Reich?

A

Charakteranalyse

542
Q

Wo lag Reichs Fokus in seiner Therorie und Therapie (Charakteranalyse)

A

Stimuliert durch Freud interessierte sich Reich für die Beziehung zwischen der biologischen Energie, also der Libido, und den ausgelösten körperlichen Reaktionen.

Reich legte den besonderen Fokus auf die Fähigkeit des Menschen, den Energieaufbau und -abbau im Körper in seinem natürlichen Fluss zuzulassen.

Diese Fähigkeit umschrieb Reich mit dem oft missverstandenen Begriff der „orgastischen Potenz“, der nur sekundär in Zusammenhang mit dem Orgasmus steht.

543
Q

Was ist für Reich die orgastischere Impotenz?

A

Für Reich ist sowohl die Ätiologie als auch der Aufrechterhaltungsmechanismus der Neurose in einer chronischen Sexualstauung, welche er „orgastische Impotenz“ nannte, zu sehen. Die chronische Abwehr der sexuellen Energie macht die Menschen laut Reich immer rigider und unflexibler.

544
Q

Was meint Reich mit Charakterpanzer?

A

Die chronische Abwehr der sexuellen Energie macht die Menschen laut Reich immer rigider und unflexibler. Reich umschrieb diese Grundhaltung mit dem Begriff „Charakterpanzer“. Der Mensch schützt sich vor seinen eigenen Affekten, Wünschen und Fantasien, indem er diese panzert. Diese Panzerung zeigt sich auch auf körperlicher Ebene im Sinne von muskulären Verspannungen

545
Q

Was war die Vegetotherapie?

A

Reich

Charakterpanzerung zeigt sich auf muskulärer Ebene

Das therapeutische Ziel der Vegetotherapie besteht darin, diese Panzerung wieder aufzulösen.

Ein wesentlicher Bestandteil bildet hierbei die Behandlung der Muskelverspannungen durch Massagen.

Einen weiteren Fokus bildet die Arbeit mit der Atmung, die auch in engem Zusammenhang mit der Fähigkeit, Gefühle zuzulassen, zu sehen ist.

Über diese Körperarbeit erhalten die Patienten nicht nur einen besseren Kontakt zu ihrem Körper, sondern auch zu ihrem emotionalen Erleben.

Nicht selten kommen über diese therapeutische Arbeit frühkindliche Erfahrungen wieder ins Bewusstsein.

546
Q

Was ist das Ziel der Anamnese?

A

auf sehr unterschiedlichen Ebenen Informationen über den Patienten zu erhalten

wichtige Quellen der Information die konkreten Fakten und Ereignisse, also die objektiven Daten, die vom Patienten direkt zu erfragen sind
gesicherte Diagnose nach dem gängigen Klassifikationssystem stellen zu können

Zum anderen: im Rahmen der psychodynamischen Diagnostik auch einen Eindruck von möglichen unbewussten oder vorbewussten Prozessen und deren Entwicklung verschaffen

Art, wie Patient über bestimmte Ereignisse berichtet oder mit Therapeuten in Beziehung tritt, sowie das Übertragungs-Gegenübertragungsgeschehen bilden die Basis der Hypothesenbildung

Erscheint der Patient übermäßig devot und angepasst oder 	versucht er im Sinne der Flucht nach vorn ein perfektes Bild von 	sich zu erzeugen, nimmt er Blickkontakt auf, kann er den Raum 	nutzen, um inne zu halten und sich selbst zu explorieren?
547
Q

Was ist wichtig damit sich die Dynamik im Erstgespräch entfalten kann?

A

der Patient einerseits Vertrauen zum Therapeuten aufbauen kann und dass der Therapeut andererseits den Prozess der Anamnese so gestaltet, dass der Patient viel Raum zur freien Rede hat.
Je mehr Freiheitsgrade der Patient in der Gestaltung eines vertrauensvollen Kontakts mit dem Therapeuten hat, umso mehr wird er von sich zeigen können.

548
Q

Welcher Lebensabschnitt in in der psychodynamischen Anamnese von besonderer Bedeutung?

A

ersten drei bis fünf Lebensjahre, da hier die ersten bedeutsamen Bindungserfahrungen gemacht werden und die zentralen Objekt- und Selbstrepräsentanzen sowie die sekundären Repräsentanzen des eigenen affektiven Erlebens ausgebildet werden.

Da die Patienten nicht selten nur einige wenige Fakten erinnern und das eigene Erleben aus dieser frühen Zeit nur wenig präsent ist, wird der Therapeut sie immer wieder auffordern, zu spekulieren, wie es ihnen da wohl ergangen sein mag, was sie sich wohl gewünscht haben mögen, etc.

549
Q

Auf welchen 5 Achsen wird im Rahmen der Operationalisierte psychodynamische Diagnostik beurteilt?

A

Die spezifischen psychodynamischen Achsen werden von den Achsen II, III und IV gebildet, während die Achsen I und V therapieverfahrenübergreifend sind.

550
Q

Was wird auf der Achse I der operationalisierten psychodynamischen Diagnostik beurteilt?

A

Achse I: Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen

therapieverfahrenübergreifend

Bei Achse I werden die gegenwärtige Schwere der Störung, die Dauer sowie die Erstmanifestation erhoben.

Ferner werden das Krankheitserleben des Patienten, seine subjektiven Vorstellungen über die Entstehung der Störung sowie seine Vorstellungen hinsichtlich einer adäquaten Behandlung exploriert.

Zum Schluss wird eingeschätzt, über welche Veränderungsressourcen der Patient verfügt und inwieweit es mögliche Veränderungshemmnisse gibt.

Auf Basis dieser Information können mit der Achse I die Diagnose, die Indikation zur Psychotherapie sowie eine erste prognostische Einschätzung zum Behandlungserfolg vorgenommen werden.

551
Q

Was wird auf der Achse II der operationalisierten psychodynamischen Diagnostik beurteilt?

A

Achse II: Beziehung

spezifischen psychodynamische Achse

Hier wird das Beziehungserleben des Patienten aus insgesamt vier Perspektiven betrachtet.

Zum einen geht es darum, einzuschätzen, wie der Patient sich selbst und wie er die Anderen erlebt, zum anderen, wie die Anderen wohl den Patienten und sich selbst im Kontakt mit diesem Patienten erleben.

Das typische Beziehungsverhalten ist geprägt von bewussten und unbewussten Beziehungswünsche.

Diese können Ängste und Befürchtungen hinsichtlich möglicher Reaktionen des Gegenübers auslösen.

Dies wiederum kann eine Kompromissbildung zwischen den Wünschen und Befürchtungen zur Folge haben, welche sich dann in der Beziehungsgestaltung und dem Beziehungserleben maßgeblich niederschlagen.

Diese Dynamik gilt es auf Achse II abzubilden.

552
Q

Was wird auf den Achsen III + IV der operationalisierten psychodynamischen Diagnostik beurteilt?

A

Achse III: Konflikt
Achse IV: Struktur

spezifische psychodynamische Achsen

Achse III und Achse IV sind für die psychodynamische Diagnostik die beiden bedeutsamsten Achsen. Daher hat es sich in der Praxis mittlerweile durchgesetzt, lediglich diese zu nutzen. Aus diesem Grund sollen im Folgenden Konflikt- und Strukturpathologie ausführlich beschrieben werden.

553
Q

Was wird auf der Achse V der operationalisierten psychodynamischen Diagnostik beurteilt?

A

Achse V: Psychische und psychosomatische Störungen

therapieverfahrenübergreifend

Auf der letzten Achse V werden die Diagnosen zu psychischen Störungen, Persönlichkeitsstörungen und körperlichen Erkrankungen vorgenommen. Ferner soll eingeschätzt werden, welche der Störungen derzeit im Vordergrund stehen.

554
Q

Auf welchen Ebenen werden Patienten in der psychodynamischen Behandlung diagnostiziert?

A

auf der Ebene der Konflikt- und Strukturpathologie eingehend zu diagnostizieren.

Es ist keineswegs so, dass sich diese beiden Ebenen gegenseitig ausschließen.

Gleichzeitig kann aber davon ausgegangen werden, dass sich eine konfliktpathologische Symptomatik nur auf der Basis eines höheren oder mittleren Strukturniveaus entwickeln kann.

555
Q

Warum kann in der Psychodynamik davon ausgegangen werden, dass sich eine konfliktpathologische Symptomatik nur auf der Basis eines höheren oder mittleren Strukturniveaus entwickeln kann?

A

Es liegen hier ungelöste Konflikte vor, die erst nach Abschluss der frühen Individuations- und Autonomieentwicklung aufgetreten sind.

Es wurde also ein Entwicklungsniveau erreicht, das einen ausreichenden psychischen Binnenraum vorhält, um die Konflikte rein innerpsychisch und ggf. auch suboptimal zu verarbeiten.

Entsprechend ist es ein Merkmal der Konfliktstörung, dass sich diese, wie z. B. die Angst- oder Zwangsstörung, vor allem innerpsychisch und erst sekundär in den sozialen Beziehungen auswirkt.

Bei sog. Konflikten handelt es sich um Motivations-, Erlebnis- oder Handlungsblockaden.

Bestimmte Vorstellungen, Affekte oder Impulse sind im Prinzip repräsentiert, verwickeln aber die Betroffenen in unlösbare Konflikte, so dass sie ins Unbewusste verdrängt werden müssen.

Zunächst ist es etwas ganz Natürliches, dass Menschen motivationale bewusste und unbewusste Auseinandersetzungen haben, die zu sog. Konfliktspannungen führen.

Entwicklungspsychologisch betrachtet gibt es für die unterschiedlichen Entwicklungsabschnitte ganz typische Konfliktthemen, die es zu bewältigen gilt.

556
Q

Welche Konflikte werden in der Operationalisierte psychodynamische Diagnostik genannt?

A

Neben dem ödipalen Konflikt existieren in der OPD als weitere Konflikte
Individuation vs. Abhängigkeit,
Unterwerfung vs. Kontrolle,
Versorgung vs. Autarkie,
Selbstwertkonflikt,
Schuldkonflikt und
Identitätskonflikt

557
Q

Worauf beruhen nach Operationalisierter psychodynamischer Diagnostik Strukturstörungen?

A

Im Gegensatz zu den Konfliktstörungen beruhen die Strukturstörungen auf einem Mangel.

Bei diesen sog. frühen Störungen konnten die basalen regulierenden psychischen Strukturen nur unzureichend entwickelt werden.

Entsprechend steht hier nicht, wie in der Konfliktpathologie, ein Kräftespiel entgegengesetzter psychischer Zustände, sondern deren Desintegration im Vordergrund.

558
Q

Was sind hinweise auf das Strukturniveau eines Patienten?

A

Hinweise auf das Strukturniveau sind u. a. die Fragen, wie stabil das Selbst ist, wie differenziert die Person in der Lage ist, andere Menschen wahrzunehmen, und wie gut die eigenen Bedürfnisse wahrgenommen und befriedigt werden können.

Um das Strukturniveau nach OPD einzuschätzen, werden verschiedene Dimensionen beurteilt, die dann zu einer Gesamteinschätzung führen.

559
Q

Wann ist von einem gut integrierten Strukturniveau eines Patienten?

A

Von einem gut integrierten Strukturniveau wird gesprochen, wenn ein autonomes Selbst erkennbar ist, das über die wesentlichen regulierenden Funktionen verfügt und bei dem auch Konflikte möglich sind.

560
Q

Wann ist von einem mäßig integrierten Strukturniveau eines Patienten?

A

Eine mäßig integrierte Struktur ist von einer unsicheren Identität gekennzeichnet, bei der es zu Impulsdurchbrüchen kommen kann

561
Q

Wann ist von einem gering integrierten Strukturniveau eines Patienten?

A

Von einer gering integrierten Struktur wird bei Identitätsdif- fusion mit erheblich eingeschränkten regulierenden Funktionen gesprochen. Auf der niedrigsten Ebene wird die desintegrierte Struktur angesiedelt. Hier sind die Selbst-Objekt-Grenzen so diffus, dass nicht selten psychotisches Erleben im Vordergrund steht.

562
Q

Wo liegt der Unterschied zwischen Psychoanalyse und Analytischer Psychotherapie?

A

Im Unterschied zur Psychoanalyse muss sich die Analytische Psychotherapie als kassenärztliche Leistung auf die Behandlung einer psychischen Störung mit Krankheitswert beschränken, d. h. dass Therapieziele, wie z. B. die Entwicklung hin zu mehr Autonomie, in der Analytischen Psychotherapie undenkbar wären.

563
Q

Wo liegt der Unterschied zwischen Tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Psychoanalyse?

A

Während unter der Bezeichnung „Psychoanalyse“ verschiedene psychoana- lytische Verfahren (z. B. Freud, Jung, Adler) subsumiert werden, die sich seit langem schon in der psychotherapeutischen Praxis etabliert haben, entstand die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) erst als Produkt der Auseinandersetzung um die Einführung von Psychotherapie als Regelleistung zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und den gesetzlichen Krankenkassen.

Neben den langen und hochfrequenten klassischen Psychoanalysen wurde so ein psychoanalytischer Abkömmling geschaffen, der den Erfordernissen einer durchschnittlichen Praxis mit begrenzter Behandlungsdauer, niedriger Behandlungsfrequenz und eingeschränkten Behandlungszielen entsprach und im Rahmen der Behandlung nach den neugeschaffenen Psychotherapie-Richtlinien abrechnungsfähig war.

Faber (1997) bezeichnet in diesem Zusammenhang die Psychoanalyse als Vater und die gesetzlichen Krankenkassen als Mutter der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.

564
Q

Wie unterscheidet sich der Therapieaufbau einer psychoanalytischen Psychotherapie von der tiefenpsychologisch fundierten?

A

Die Analytische Psychotherapie (AP) unterscheidet sich von tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie (TP) sowohl hinsichtlich des Behandlungssettings als auch hinsichtlich der Behandlungsdauer.

AP zunächst 160 Sitzungen beantragt werden, die dann auf 300 erweitert werden können,
werden in der TP als Langzeittherapie zunächst 50 Sitzungen beantragt, die auf 80 und maximal auf insgesamt 100 Sitzungen aufgestockt werden können.

dass das Stundenkontingent der AP das Dreifache der TP umfasst, lässt sich über die Stundenfrequenz erklären.

In der Regel TP in wöchentlichen Sitzungen, während AP die Frequenz bis zu drei Sitzungen die Woche betragen kann.

Von daher dürfte die Gesamtdauer einer AP (300 Sitzungen) und TP (100 Sitzungen) nicht stark voneinander abweichen.

565
Q

Wie unterscheidet sich das Therapiesetting einer psychoanalytischen Psychotherapie von der tiefenpsychologisch fundierten?

A

AP liegt der Patient klassischerweise auf der Couch, TP im Sitzen

Sowohl das Setting als auch die Frequenz haben ganz unterschiedliche Behandlungsdynamiken und Behandlungsfoki zur Folge.

In der AP, Therapeut für den Patienten nicht sichtbar und in der Regel mit einer gewissen Abstinenz den Therapieprozess begleitet, entsteht im Vergleich zur TP ein sehr viel größerer Raum für regressive und Übertragungsprozesse, in der sich dann alte Beziehungsmuster in der Beziehung zwischen Therapeut und Patient wiederholen können.

TP dagegen Realbeziehung zwischen Therapeut und Patient sehr viel klarer im Vordergrund, so dass das aktuelle Geschehen und die aktuellen psychosozialen Konflikte den Hauptfokus der Therapie bilden.

Von daher bezieht sich die TP sehr viel stärker auf die gegenwärtigen Kompromissbildungen, die sich in den aktuellen Beziehungskonflikten zeigen.

Dieser Bereich wird auch mit „Gegenwarts-Unbewusstes“ umschrieben.

In AP Aufmerksamkeit dagegen stärker auf dem „Vergangenheits-Unbewussten“

Hier werden verdrängte frühkindliche Konflikte und Wünsche angesprochen, die sich zwar in der Gegenwart reaktivieren, aber in ihrer Ausgestaltung sehr viel archaischer auf die frühkindliche Situation beziehen.

566
Q

Sind psychodynamische VErfahren wirksam?

A

psychodynamische Behandlung nicht nur wirksam, sondern setzt Prozesse im Patienten in Gang, die sich auch nach Behandlungsende in bedeutsamer Weise symptommindernd auswirken

psychodynamische Therapie für eine große Gruppe von Störungen wie Depressionen, Angst, somatoforme Störungen, Essstörungen, Substanzabhängigkeitsstörungen und Persönlichkeitsstörungen wirksam

psychodynamischen Langzeittherapie an Patienten mit komplexen psychischen Störungen über mindestens ein Jahr oder über mindestens 50 Sitzungen konnte nicht nur die Wirksamkeit nachgewiesen werden, sondern auch ihre Überlegenheit gegenüber kürzeren Therapien

weder über- noch unterlegen

567
Q

Was ist der Kerngedanke des Kartathischen Verfahrens?

A
568
Q

Welche Kritik gibt es am Kathartischen Verfahren?

A
569
Q

Was wird in der Psychoanalyse als Introjektion beschrieben?

A

Aufnahme und Verinnerlichung unverarbeiteter,
meist äußerer Realitäten, fremder
Anschauungen etc. in das eigene, die im Unterschied zur einen unangepassten und tiefer in der Ich-Struktur verwurzelten Mechanismus darstellt und meist in der stattfindet.

Das betreffende bzw. die betreffenden Objektqualitäten werden auch als Introjekt bezeichnet.

570
Q

Definiere die Kastrationsangst

A

bezeichnet die Angst des Jungen vor dem mächtigen Vater, daß dieser ihm sein Geschlechtsorgan (Penis) abschneiden könne, weil der Knabe die Mutter begehrt (s. Ödipus-Komplex). Die K. des Jungen entsteht häufig auch als Reaktion auf elterliche Drohungen. Beispiel: Eltern verbieten die Selbstbefriedigung bzw. das Spielen des Jungen mit seinen Geschlechtsteilen. Bei Wiederholung drohen sie damit, den Penis abzuschneiden

Die Beobachtung des Jungen, daß Mädchen keinen Penis besitzen, führt bei ihm zur Vermutung, daß Mädchen kastriert worden sind. Nach Freuds (umstrittener) Theorie empfinden Mädchen die Penislosigkeit als Nachteil, den sie zu kompensieren versuchen (s. Penisneid, Kompensation).

571
Q

Wie gestaltet sich die Therapie in der Ich-Psychologie?

A

In Ich-psychologischen Behandlung geht nicht um Bewusstmachung unbewusster Inhalte, sondern um die Beeinflussung intrapsychischer Aushandlungsprozesse und Kompromissbildung zwischen Wünschen, Abwehrvorgängen, Über-Ich-Forderungen und Anforderungen der Realität

572
Q

Was wird an der Ich-Psychologie kritisiert?

A

Kritik an Ich-Psychologie durch Vertreter der klassischen Psychoanalyse -> als Anpassungspsychologie die therapeutisch bestenfalls Anpassung, aber keine Veränderung herbeiführen könnte -> jedoch heute wichtige Basis für modifizierte Behandlung von Patienten vor allem mit schweren Persönlichkeitsstörungen

573
Q

Was steht im Mittelpunkt des Störungsverständnisses bei der Objektbeziehungstheorie?

A

Im Mittelpunkt des frühen psychoanalytischen Störungsverständnisses -> Scheitern an Bewältigung des ödipalen Komplexes

in Objektbeziehungstheorie -> sog. Frühe Sorgen im Mittelpunkt

jene deren Ursprung in den Erfahrungen während der sehr frühen Kindheit (präödipal) zu verorten ist
hier Psychopathologie vor allem geprägt durch als ich-synton erlebte Symptome

neuer Fokus ermöglicht Zugang zu psychischen Störungen, die durch Probleme vor allem in der Beziehungsgestaltung, dem Identitätserleben sowie der Regulierung der eigenen Bedürfnisse und Emotionen entstehen

handelt sich dabei um jene Bereiche, bei deren Bewältigung in den ersten Lebensjahren, in denen die Selbstentwicklung des Kindes noch äußerst schwach ausgeprägt ist, die Mutter oder andere primäre Bezugspersonen entscheidende Unterstützung zu leisten haben

574
Q

Wie unterscheiden sich die therapeutischen Ansätze von Freuds Psychoanalyse und der Objektbeziehungstheorie?

A

In Objektbeziehungstheorie verschiebt sich innerseelische Perspektive auf die Beziehungen, also auf das interpsychische Geschehen

Mensch ist auf reales und imaginiertes Gegenüber angewiesen, das auf eigene Verhaltensweisen reagiert und Resonanz anbietet und an dem sich das eigene Selbsterleben ausrichtet

In Psychoanalyse nach Freud -> Analytiker kommt Aufgabe zu, Unbewusstes zu Tage zu fördern + gemeinsam mit Pat. durchzuarbeiten

In objektbeziehungstheoretisch orientierten Therapien -> aktuelle pathologische Beziehungserleben des Alltags, auch das in der Therapie, unter Berücksichtigung der frühkindlichen Erfahrungen zu bearbeiten

Anders als in klassischer Psychoanalyse -> Therapeut bleibt 	möglichst abstinent, um Prozess der Übertragung nicht zu stören

Therapeut zeigt ist in objektbeziehungstheoretisch orientierten 	Therapien -> eher als reales Gegenüber
575
Q

Was ist das Therapieziel Kohuts Selbstpsychologie?

A

Pat. soweit bringen Selbst anzunehmen, abgespaltene Selbstanteile
integrieren u. für therapeutischen Prozess notwendige Projektionen
u. Übertragungen schrittweise lockern können

Zentral für therapeutische Arbeit -> empathisches Begleiten des Pat. in unmittelbaren Erleben

Fördert Reorganisation des Selbst hin zu Kohäsion und
Lebendigkeit

Therapeut kann Selbstobjektbedürfnissen des Pat. nicht völlig nachkommen

Gut dosierte Frustration dieser Wünsche bedeutet für Pat. Mobilisierung des Aufbaus von Selbststrukturen

Durch Frustrationserfahrungen (bei angemessener Dosis) zunehmende Autonomiebestrebungen

In Selbstpsychologie -> Schwerpunkt verlagert sich bei Behandlung weg von Sexualität und Aggressivität hin zu Sexualisierung und Aggressivisierung im Dienst der Aufrechterhaltung der Selbstkohäsion

Geht nicht mehr um archaische, aus Unbewussten hervorbrechende u. nicht zu kontrollierende Triebe, sondern um aktives Regulieren bzw. Verteidigen von Selbststrukturen

576
Q

Wie unterscheidet sich das Störungsverständnis von Freud und Jung?

A
577
Q

Was ist die Persona?

A

Bewusster Teil des Menschen, der sich an äußere Erwartungen anpasst und sich um ein in der Gesellschaft integriertes Leben bemüht -> spiegelt Beziehung zwischen Ich und Umwelt wider und reguliert diese
- Dem gegenüber -> der unbewusste Teil -> sog. Schatten

Der Schatten ist beim Mann Anima und bei der Frau Animus und prägt jeweils die Beziehung zwischen Ich und Unbewusstem.

578
Q

Wie unterscheidet sich der Aggresionstrieb Adlers von dem Freuds?

A

als eine Folge der Tendenz zur Lustgewinnung, welche der aggressiven Erkämpfung einer Befriedigung dient. Kindliche Prügeleien und Grausamkeiten zeigen diesen Trieb in seiner reinen Form.

In verfeinerter Form zeigt sich der Aggressionstrieb dagegen z. B. im Sport oder in religiösen und sozialen Auseinandersetzungen

Eine Unterdrückung des Aggressionstriebs kann nach Adler in den Zustand der Angst führen, gleichzeitig kann die kulturelle Transformation des Aggressionstriebs zu Hilfsbereitschaft oder altruistischem Verhalten führen.

579
Q

Was prägte Adlers therapeutischer Ansatz?

A

vom Gedanken der Prävention und Rehabilitation geprägt und beinhaltete pädagogische Elemente.

580
Q

Was ist besonders an Adlers psychotherapeutischem Modell?

A

In seinem ganzheitlichen psychotherapeutischen Modell fokussierte Adler nicht nur auf psychische Störungen, sondern auch auf psychische Gesundheit.

Von Anfang an war es Adlers Bemühen, auf die gesellschaftlichen Faktoren aufmerk- sam zu machen, die zur Ausbildung psychischer Störungen beitragen können.

Der Mensch wird also nicht in erster Linie von der Sexualität, sondern von der Sicherung des Selbstwerts geleitet.

581
Q

Was beschrieb Reich als orgiastische Potenz?

A

Fähigkeit des Menschen, den Energieaufbau und -abbau im Körper in seinem natürlichen Fluss zuzulassen

582
Q

Was geschieht laut Reich bei chronischer Abwehr von sexueller Energie?

A

Für Reich ist sowohl die Ätiologie als auch der Aufrechterhaltungsmechanismus der Neurose in einer chronischen Sexualstauung, welche er „orgastische Impotenz“ nannte, zu sehen.

Die chronische Abwehr der sexuellen Energie macht die Menschen laut Reich immer rigider und unflexibler.

Reich umschrieb diese Grundhaltung mit dem Begriff „Charakterpanzer“.

Der Mensch schützt sich vor seinen eigenen Affekten, Wünschen und Fantasien, indem er diese panzert.

583
Q

Was beschreibt Reich als Charakterpanzer?

A

Die chronische Abwehr der sexuellen Energie macht die Menschen laut Reich immer rigider und unflexibler. Reich umschrieb diese Grundhaltung mit dem Begriff „Charakterpanzer“.

Der Mensch schützt sich vor seinen eigenen Affekten, Wünschen und Fantasien, indem er diese panzert.

Diese Panzerung zeigt sich auch auf körperlicher Ebene im Sinne von muskulären Verspannungen

584
Q

Was ist die Vegotherapie?

A

Die chronische Abwehr der sexuellen Energie macht die Menschen laut Reich immer rigider und unflexibler.

Reich umschrieb diese Grundhaltung mit dem Begriff „Charakterpanzer“.

Der Mensch schützt sich vor seinen eigenen Affekten, Wünschen und Fantasien, indem er diese panzert.

Diese Panzerung zeigt sich auch auf körperlicher Ebene im Sinne von muskulären Verspannungen.

Das therapeutische Ziel der Vegetotherapie besteht darin, diese Panzerung wieder aufzulösen.

Ein wesentlicher Bestandteil bildet hierbei die Behandlung der Muskelverspannungen durch Massagen.

Einen weiteren Fokus bildet die Arbeit mit der Atmung, die auch in engem Zusammenhang mit der Fähigkeit, Gefühle zuzulassen, zu sehen ist.

Über diese Körperarbeit erhalten die Patienten nicht nur einen besseren Kontakt zu ihrem Körper, sondern auch zu ihrem emotionalen Erleben.

Nicht selten kommen über diese therapeutische Arbeit frühkindliche Erfahrungen wieder ins Bewusstsein.

585
Q

Warum wird heute das Wort Störung anstatt Erkrankung verwendet?

A
586
Q

Wie werden psychische Störungen heute definiert?

A

Deskriptiv

Durch Vorhandensein bestimmter Symptome

587
Q

Was sind aus Sicht der heutigen Psychiartrie Symptome?

A

Abgrenzbare und charakteristische körperliche oder psychischen, von der Norm quantitativ oder qualitativ abweichende Erscheinungen, die meistens auch einen Leidenszustand implizieren

588
Q

Was ist an den Klassifikationssystemen zu kritisieren?

A

Diagnosen zwar für eine erste Verständigung unter Experten und für bessere Reliabilität nützlich

Über Ursachen der Störung und aktuelle Dynamik jedoch keine Aussage

Auch Beschreibung der Störung lässt meist Fragen offen

Klassifikation beruht auf einem nicht immer nachzuvollziehenden Konsens von Experten

Nachteile durch bloße Deskription -> Vernachlässigung der Beschreibung und Analyse des hinter der Oberfläche stehenden Kräftespiels von bewussten und unbewussten Motivationen, Emotionen und kognitiven Prozessen, überhaupt der Dynamik des Psychischen Geschehens

589
Q

Wie ist das Symptom Bestandteil des dynamischen Gebildes?

A
590
Q

Als was wird da Symptom in der Psychoanalyse gesehen?

A

Entweder
A) als Kompromiss zwischen Triebimpuls und hemmender Abwehr
B) als direkte Triebentladung (z.B.bei einer impulsiven Handlung)
Oder
C) als eine Abwehr (z.B. Händewaschen des Zwangsneurotikers)

591
Q

Differenziere Emotionen, Affekte und Gefühle

A

Emotionen = psychische Zustände, die uns aus dem direkten Erleben sehr gut bekannt sind, aber nicht genauer begrifflich erfasst werden können

Emotionen (Affekte und Gefühle) nicht Kognitionen oder auf jeden Fall nichts bloße Kognitionen

Affekte sind mehr akute mehr körperbezogenene wenigstens am Anfang nicht differenziert bewusste Emotionen

Gefühle = weniger körperanhängig (entsomatisiert), differenzierte konditioniertere und dekonditionierbare Emotionen

592
Q

Was sind die Funktionen von Affekten und Gefühlen?

A
593
Q

Was war an Freuds psychoanalytischer Krankheitslehre revolutionär?

A
594
Q

Wo zu dient Aggression?

A

Schutzmechanismus vor Gefährdung des Selbst

595
Q

Was sind die primär Affekte?

A

Freude, Verzweiflung, Wut, Furcht, Ekel, Überraschung, Interesse

596
Q

Was sind die sekundär Affekte?

A

Schuld, Scham, Verachtung

597
Q

Was ist das Problem mit der Bezeichnung Affektstörung?

A

affektive Störungen meistens als Störung der Funktion der Affekte = inadäquat angesehen

impliziert, dass es sich um Störung der Funktion des Affekts per se handelt→also um Störung, die entsprechende Behandlung/ Korrektur bräuchte

Meistens handelt es sich um auffallend abweichend intensive oder schwache Affekte, die in ihrer Funktion normal und natürlich sind (z.B. Angst, Wut)

➢ Gestört, problematisch etc. ist lediglich das, was durch den erlebten und z.T. beobachteten Affekt ausgedrückt/ signalisiert wird

Bei solchen affektiven Störungen geht es aber um dahinterstehende Trennungen, Verluste, Kränkungen, Konflikte, die durch entsprechende Affekte und Gefühle in adäquater Weise ausgedrückt werden

598
Q

Warum wird dem Konfliktbegriff eine zentrale Position in der Psychodynamik zugewiesen?

A
599
Q

Warum hat der Mensch ein hohes Risiko in der Entwicklung des einzelnen Probleme zu entwickeln?

A
600
Q

Was ist mit der Bipolarität des Menschen gemeint?

A
601
Q

Welche Variationen des Grundkonflikts in der Bipolarität des Menschen und seiner Entwicklung sind häufig?

A
602
Q

Welche Angst steigt beim Konflikt autistischer Rückzug vs Fusion mit dem Objekt im Vordergrund?

A
603
Q

Welche Angst steigt beim Konflikt absolute autonome Selbstwertigkeit vs vom Objekt absolut abhängige Selbstwertigkeit im Vordergrund?

A
604
Q

Welche Angst steigt beim Konflikt Separation - Individuation vs Bindung - Abhängigkeit im Vordergrund?

A
605
Q

Welche Angst steigt beim Konflikt Autarkie vs Unterwerfung und Unselbstständigkeit im Vordergrund?

A
606
Q

Welche Angst steigt beim Konflikt Identifikation mit dem Männlichen vs mit dem Weiblichen im Vordergrund?

A
607
Q

Welche Angst steigt bei Loyalitätskonflikten im Vordergrund?

A
608
Q

Welche Angst steigt bei triardisch ödipalen Konflikten im Vordergrund?

A
609
Q

Was lässt sich bei diesen Konfliktarten erkennen?

A

Man kann immer leicht erkennen, dass es sich um eine jeweils neue Version - auf einer höheren Ebene- desselben Grundkonflikts handelt (zwischen selbstbezogenen und objektbezogenen Tendenzen)

➢ Die drei letzten in der Tabelle aufgeführten Konflikte lassen sich zwar nicht so leicht in Schema des Selbstbezogenen vs. Objektbezogenen unterbringen, da es sich um Gegensätzlichkeiten innerhalb eines dieser Pole handelt

→Innerhalb des Selbstpols: Sehe ich mich mehr als Mann oder Frau an?
→Innerhalb des Objektpols: Liebe ich mehr männliche oder mehr weibliche Objekte? Liebe ich meine Familie mehr oder meine Nation? Liebe ich meine Familie mehr oder arme leidende fremde Menschen? Stehe ich mehr zu meinem Chef oder zu meinen Kollegen? (alles Beispiele für Loyalitätskonflikte innerhalb Objektpol)

➢ Loyalitätskonflikte ebenfalls als Variationen des Grundkonflikts & dies dem Bipolaritätskonzept zuordnen, wenn man den einen Pol des Loyalitätskonflikts mehr dem Selbst & den anderen Pol mehr dem Objekt näherstehend betrachtet

➢ Beispiel: wenn man Loyalitätskonflikt zwischen Familie und beruflichen Verpflichtungen hat, kann man berufliche Verpflichtungen mehr selbstbezogen (eigener beruflicher Erfolg) und familiäre mehr objektbezogen (aus emotionaler Verbindung hervorgehend) erleben

610
Q

Wort ist Angst wichtig?

A

➢ Angst = primär vorgegebener & für Überleben wichtiger Affekt

➢ Angstreaktion bei äußeren und inneren Gefahren & erfüllt Funktion eines Signals, welches
das Ich zu entsprechenden Maßnahmen zwecks Begegnung der Gefahr veranlasst (Flucht/Kampf)

➢ Diese Auffassung war innerhalb Psychoanalyse anfangs nicht so selbstverständlich
→ursprünglich Angst als Umwandlungsprodukt aufgestauter Triebe

unter normalen Bedingungen sinnvolle Reaktion, hört aber auf sinnvoll zu sein, wenn zu große und unkontrollierte Intensität das Ich überflute & dadurch das Ich paralysiere statt mobilisiere

➢ Angst signalisiere zudem nicht die eigentliche, sondern verschobene quasi künstlich vorgeschobene Gefahr

➢ Alle vorher beschriebenen Konflikte sind meistens in ihrer Psychodynamik sehr eng mit antizipierten Gefahren & somit mit Angst und daraus entstehender Reaktion verbunden

611
Q

Worin besteht die intrapsychische Spannung bei Konflikten?

A

Intrapsychische Spannung bei Konflikt besteht darin, dass Verwirklichung jeder der im Konflikt implizierten entgegengesetzten Tendenz mit Gefahr und mit einer durch sie mobilisierten Angst verbunden ist

➢ Angst lässt jede der beiden im Konflikt enthaltenden Alternativen subjektiv inakzeptabel erscheinen→in beiden Fällen muss man mit jeweils anderer, entgegengesetzter Gefahr & mit einer damit zusammenhängenden Angst rechnen

612
Q

Wie sind Schamgefühle in der Psychodynamik bedeutsam?

A

signalisieren herabgesetztes/ bedrohtes Selbstwertgefühl & entstehen z.B. in Situation, wo etwas bekannt wird, was wir vor Welt verbergen möchten, weil es uns subjektiv gesehen bloßstellt/ lächerlich macht

➢ Unangenehmes, unlustvolles Gefühl→es soll uns veranlassen, Umstand, der unsere Wertigkeit/ Selbstachtung gefährdet zu vermeiden/ rückgängig zu machen (Signalschamgefühl)→normale, ungestörte Funktion des Schamgefühls→motiviert zu Korrektur der Umstände/ des eigenen Verhaltens (Wertigkeit bewahren)

➢ Störung der Funktion = Scham wird unangemessen erzeugt/ persistiert/ wächst→nun muss Scham verborgen/ abgewehrt werden

➢ Soziale Phobie: große Angst vor Blick der Anderen, weil man dann von Scham überschwemmt wird→Phobie sorgt dafür, dass es zu solchen Situationen nicht kommt→intrapsychischer Konflikt: das natürliche Bedürfnis, Sozialkontakte und Bindungen aufzubauen gerät in Gegensatz zu Bedürfnis nach Selbstschutz durch Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls & Selbstsicherheit

➢ Konflikt wird pseudogelöst→Selbstschutz wird auf Kosten der Bindungs-/ Kontaktbedürfnisse gesichert

613
Q

Wie sind Schuldgefühle in der Psychodynamik bedeutsam?

A

➢ Schuldgefühle: signalisiert stattgefundene/ bevorstehende Verletzung der Rechte und Bedürfnisse der Anderen

➢ Schuldgefühl als Signalschuldgefühl führt zu von reifem Gewissen veranlasster Korrektur und Wiedergutmachung

➢ Oft fehlt angemessenes Signal (strenges Über-Ich) = subjektiv unerträgliche Last→muss abgewehrt/ verdrängt werden oder durch Gegenreaktion (Selbstschädigung) ausgeglichen werden

➢ Subjektiv entstandener Konflikt (zwischen egoistischem Interesse und Rechten & Bedürfnissen der Anderen) nicht realistisch geprüft/ korrigiert, sondern mithilfe masochistischer Strategie quasi aufgewogen worden→quälende Schuldgefühle werden dadurch eliminiert/ gemindert (meistens nur vorübergehend)

614
Q

Wie sind Neidgefühle in der Psychodynamik bedeutsam?

A

Indikatoren & Reaktionen auf als Minderung des eigenen Selbstwerts empfundener Vorteil/ Vorzug/ Erfolg des Anderen→Ansporn zur Verstärkung eigener Bemühungen

➢ Neid verliert Signalfunktion und wird zu feindseligem Gefühl mit eventuell schädigenden Folgen für Andere

➢ Diese selbstbezogene Einstellung & Handlungsbereitschaft stehen in krassem Gegensatz zu eigenen prosozialen Tendenzen und sozialen Normen
→peinliches Neidgefühl muss verdrängt/ versteckt/ verleugnet werden→produktive Lösung des Konflikts wird unmöglich gemacht zugunsten krankhafter Einengung und Einschränkung eigener Entwicklung

615
Q

Wie verursacht Stress psychische Dysfunktionalität?

A

➢ Man könnte anführen, dass seelische und körperliche Überanstrengung (Stress) am häufigsten Anpassungsmöglichkeiten des psychophysischen Organismus übersteigen & dadurch Dysfunktionalitäten hervorrufen

➢ Klinische Beobachtung zeigt aber, dass die durch Konflikt hervorgerufene intrapsychische Spannung eine der schwersten & häufigsten Stressformen darstellt, während Mensch bis zu gewissem Maße in der Lage ist, auch große Überlastungen relativ gut zu überstehen, sofern sie nicht Konflikte implizieren

➢ Konflikt erzeugt immer Stress, Stress für sich ist aber (sofern nicht konfliktbedingt) relativ leicht zu bewältigen

➢ Meistens auch objektiv nicht mehr kompensierbare Überforderungen/ Erschöpfungszustände das Resultat von chronischen Erlebens- und Verhaltensmustern (neurotische Konfliktverarbeitung), welche zu viel Energie verbrauchen
→ständige Unterdrückung von Bindungswünschen & Sehnsüchten aus Angst vor zu großer Abhängigkeit

616
Q

Wie führen Traumata zu psychischen Störungen?

A

➢ Traumatisierung während früher Kindheit hauptsächlicher Grund für psychische Störungen

➢ Überforderung und Überwältigung des Reizschutzes bei seelischen Traumata als Ursache für spätere Störung

➢ Man muss aber berücksichtigen, dass nicht Trauma selbst & nicht dadurch erzeugter traumatische Affekt für sich allein primär pathogen wirkender Moment sind, sondern Verhinderung der Abreaktion und/ oder das Ausbleiben adäquater, empathischer Begleitung bei Verarbeitung des Traumas

➢ Oft sind sexuell missbrauchte kleine Mädchen nicht nur durch ängstigendes schockierendes Erlebnis geschädigt, sondern häufiger durch indifferente/ ablehnende, nicht empathisch begleitende Mutter nachhaltig geschädigt

➢ Psychisches Trauma wirkt nicht vorwiegend direkt, sondern durch Reaktion, die es hervorruft & insbesondere dadurch, dass es defensive und kompensatorische Mechanismen mobilisiert & auf Dauer installiert

➢ Diese haben Vermeidung erneuter Traumatisierung zum Ziel, aber führen auch zu Vermeidung neuer, positiver Erfahrungen & zu Blockierung des dialektischen Entwicklungsprozesses

➢ Massiv traumatisiertes Kind wird kaum jemals dazu in der Lage sein, ohne zusätzliche Begleitung/ Hilfe, die in früher Entwicklung gestellte Aufgaben zu erfüllen (adäquate Balance zwischen selbstbezogenen & objektbezogenen/ narzisstischen & objektalen Tendenzen herzustellen)

→es wird entweder narzisstischen Rückzug antreten oder sich dem Objekt masochistisch unterwerfen→beides denkbar ungünstig & hinderlich bei Versuch, Balance zwischen Selbst und Objekt herzustellen

➢ Trauma wirkt sich vorwiegend darüber aus, dass es optimale Überwindung der Grundkonflikte verunmöglicht

617
Q

Sind psychische Störungen nicht einfach erlernte Denk-, Erlebens- und Verhaltensmuster (wie Verhaltenstherapie und kognitive Therapie behaupten)?

A

Auch in Psychoanalyse geht es um Lernen und Umlernen

➢ Einsicht, durch Aufhebung der Verdrängung oder neue Beziehungserfahrungen innerhalb therapeutischer Beziehung stellt Umlernprozess dar→was bei Entstehung „gelernt“ wurde, sowie das was in Therapie umgelernt/ verlernt werden soll steht in engem Zusammenhang mit Konflikt und seiner Abwehr

➢ Damit verbundene Lernprozesse beruhen nicht nur auf bloßer Konditionierung & sind keine zufällig gelernten Denk- und Verhaltensmuster→dafür sind sie zu systematisch & weisen oft typische und charakteristische Besonderheiten auf

➢ Verhaltenstherapeutischer Ansatz kann wirksam sein bei Depressionen→dann ist ursprünglich dahinter gestandene konfliktuöse Dynamik inzwischen schwächer/ irrelevant geworden→das, was zurückgeblieben ist lediglich Automatismus/ Gewohnheit (dagegen ist VT sehr wirksam)

➢ Darüber hinaus bei Anwendung der VT kann therapeutische Beziehung therapeutisch wirksam sein→sofern Therapeut in der Lage ist, sachliche Techniken anzuwenden & gleichzeitig Patient emotional positiv zu begegnen und ihn zu bestärken, macht Patient neue Beziehungserfahrung, bei der respektvolle Distanz & sachliche Übungsarbeit sowie empathische Begleitung kombiniert werden

➢ Analog psychoanalytisches Verfahren: Kombination von Abstinenz und Empathie →bewirkt Lockerung der festgefahrenen pathologischen rigiden Haltung dem Grundkonflikt gegenüber

➢ VT und ihre Erfolge bedeuten keine Relativierung oder Infragestellung des Konfliktmodells→man könnte an partielle Integration der beiden Modelle denken

618
Q

Wie wäre das leiden eines Depressiven Patienten zu erklären?

A

Tendenz, sich und seine Leistungen systematisch negativ zu beurteilen, beruht nicht auf zufällig entstandenem „basic concept“/ von Anderen vorgelebtem Pessimismus, sondern Tendenz hat defensive Funktion→dient pathologischer Pseudolösung des Konflikts, dem Ausgleich von Schuld, Versöhnung & Beschwichtigung des Über-Ichs→wird deswegen nicht so leicht vom Patienten aufgegeben

619
Q

Wie entsteht Aggression=

A

➢ Aggression ist KEIN Trieb, eher mit Angstreaktion vergleichbar

➢ Evolutionstheoretisch entstand Reaktionsmuster als notwendiges Mittel zur Durchsetzung von Interessen/ Bedürfnissen, sofern sie auf Widerstand stoßen/ frustriert werden (äußerer Konflikt)

➢ Intrapsychische Konflikte machen scheinbar grundlose Aggression verständlich

➢ Bei primären Konflikten entsteht grundsätzlich Frustration, weil meistens eine der zwei Pole vernachlässigt wird (so wird entweder Liebesbedürfnis oder Autonomiebedürfnis frustriert/ Bindungs- oder Freiheitsbedürfnis zurückgestellt)
→Dadurch entstehen Unlust, Gereiztheit, Aggression
→dies macht Hauptquelle der scheinbar spontan & grundlos entstehenden Aggression aus

➢ Biologisch lediglich Aggressions-Reaktions-Muster
→Mobilisierung durch äußere & innere Frustration
→auf diese Weise produzierte Aggression = reaktiv/ sekundär, aber trotzdem große Verbreitung & Bedeutung
→trägt erheblich zu Entstehung von sekundären intrapsychischen & äußeren Konflikten bei

➢ Geschieht dadurch, dass Aggression oft zurückgestellt/ zurückgedrängt werden muss (aufgrund Über-Ich-Verbote oder weil sie zu Beschädigung/ Vernichtung des Objekts führen könnte)

➢ Alltäglich wird Befriedigung von Wünschen/ Bedürfnissen von außen verhindert = von außen veranlasste Frustaggression→muss ebenfalls zurückgestellt werden aus Angst vor Gegner/ Unterdrücker (äußere Konflikte→alltägliche Konkurrenzkonflikte/ Sozialkonflikt)

620
Q

Lassen sich Konflikte ins innen und Außen unterteilen?

A

Unterteilung in äußere und intrapsychische Konflikte nützlich, aber in Realität Zusammenhänge viel komplizierter, weil vielfach intrapsychische Konflikte unbewusst auf äußere, reale Konflikte aufgepfropft und in dieser verschobenen, externalisierten Form ausgefochten werden

➢ Solche externalisierten Konflikte sind recht häufig (praktische Bedeutung für Verständnis von Eheproblemen/ intergruppalen & ethnischen Konflikten)

➢ Innere Konflikte spielen oft große Rolle, weil sie indirekt und unerkannt äußere Auseinandersetzungen mitbedingen (bis hin zu Krieg)

621
Q

Was sind innere und externalisierte Konflikte?

A

➢ Solche externalisierten Konflikte sind recht häufig (praktische Bedeutung für Verständnis von Eheproblemen/ intergruppalen & ethnischen Konflikten)

➢ Innere Konflikte spielen oft große Rolle, weil sie indirekt und unerkannt äußere Auseinandersetzungen mitbedingen (bis hin zu Krieg)

622
Q

Was sind externalisierte innere Konflikte?

A

➢ Sehr viele sich wiederholende Streitigkeiten in Familie/ Gesellschaft etc. sind externalisierte innere Konflikte (hohe praktische Relevanz für Therapeut & Personen in Umgebung des Patienten)

➢ Manchmal wundert sich Patient selbst über Unverhältnismäßigkeit von in alltäglicher Kommunikation ad hoc entstandenen heftigen Meinungsverschiedenheit aus geringem Anlass

➢ Erkennen der dahinterstehenden Dynamik meist schwierig, weil Missverständnisse & daraus entstehender starker Affekt übertrieben, aber in momentaner Form verständlich sind

➢ Handelt sich oft um Gegensätzlichkeiten & affektiv hoch beladene Kämpfe zwischen inneren und aus früher Kindheit stammende Repräsentanzen von wichtigen Bezugspersonen/ primären Objekten

➢ Stellvertreter werden zu anderen inneren Gegnern/ feindseligbesetzten Eltern, ohne dass das dem Betroffenen bewusst ist

➢ Es besteht aufgrund intrapsychischer Spannung innerhalb der Beziehung mit inneren Objekten eine erhebliche Tendenz der Reinszenierung des damaligen, längst verdrängten Konflikts→bei Rollenverteilung der Reinszenierung werden bevorzugt Personen gewählt, die den Betreffenden aktuell nahestehen

➢ Wenn Therapeut Zusammenhänge und Reinszenierung erkennt und deutet, oft keine Aussicht auf Erfolg, da Betroffene der festen Überzeugung sind, dass es sich um jetzige reale Differenzen handelt→trotzdem nützlich für Therapeuten bezüglich Gegenübertragung→ besser auf Wendungen in Therapie eingehen und mit Patienten reflektieren

623
Q

Welche Perversionen nennt Freud?

A

Pädophilie, Sodomie, Voyeurismus, Exhibitionismus, Fetischismus

624
Q

Was ist das Spezifische an Freuds begriff der infantilen Sexualität?

A

Das Spezifische des Freudschen Begriffs der infantilen Sexualität und das gänzlich Neue liegt ja nicht in einer biologisch-phänomenologischen Feststellung kindlicher Sexualäußerungen, sondern in der Erkenntnis, daß die infantile Sexualität mit dem Schicksal der Verdrängung verknüpft ist und daß gerade die verdrängte infantile Sexualität als Ursache neurotischer oder perverser Symptome anzuerkennen sei.

625
Q

Was sind die drei Merkmale kindlicher Sexualität?

A

Autoerotismus, erogene Zone und Anlehnung an eine wichtige Körperfunktion.

626
Q

Was ist ein häufiger Zeitpunkt, in dem sich neurotische Störungen oder Perversionen klarer zeigen?

A

Die biologisch-hormonellen Veränderungen, die die Pubertät bestimmen und den Menschen zu einem geschlechtsreifen Wesen machen, stellen im Leben jedes Individuums eine entscheidende Anforderung an seine bisherige psychosexuelle Organisation, die neu geordnet werden muß, um »funktionsfähig« zu sein.

Häufig ist dies, oder in der nachfolgenden Adoleszenz, der Moment, wo neurotische Störungen oder Perversionen klarer hervortreten

627
Q

Welche drei Kulturstufen der Sexualität differenziert Freud?

A

Dem Autoerotismus entspricht eine erste Stufe, auf der die Befriedigung des Sexualtriebs von Fortpflanzungszielen frei ist;

auf einer zweiten Stufe wird die infantile polymorph-perverse Sexualität dem Primat des Genitalen und damit den Fortpflanzungszwecken geopfert (Sprung vom Autoerotismus zur Objektliebe).

Und schließlich reduziert sich auf der dritten Stufe die Sexualtätigkeit auf die Fortpflanzung in der Ehe.

Nach Freud sind die Folgen dieser Sexualmoral verheerend: Er macht sie verantwortlich für die Vielzahl von Perversionen und Neurosen sowie für die Homosexualität und zeigt sich überzeugt, »daß die Zunahme der nervösen Erkrankungen in unserer Gesellschaft von der Steigerung der sexuellen Einschränkungen herrührt«

628
Q

Welche 4 Liebesbedingungen beschreibt Freud für manche Männer?

A
  1. Das Liebesobjekt muß gebunden sein. Im Extremfall wird das Begehren des Mannes erst geweckt, wenn die Frau nicht mehr alleinstehend ist, sondern in einer Beziehung lebt. Es muß einen »geschädigten Dritten« geben (67).
  2. Das Liebesobjekt muß sexuell anrüchig sein, und sei es auch nur einem Flirt gegenüber nicht abgeneigt. Freud nennt diese Bedingung auch »Dirnenliebe« (68). Der Mann kann nur lieben, wenn er eifersüchtig ist. Merkwürdigerweise gilt diese Eifersucht aber nicht dem legitimen Ehepartner.

Am Verhalten des Liebenden gegenüber seinem Liebes- objekt hebt Freud hervor: 3. Trotz seiner Dirnenhaftigkeit hat das Liebesobjekt für den Liebenden höchsten Wert. Die Treue zum Objekt verhindert jedoch nicht, daß sich solche Konstellationen im Liebesleben dieses Typus wiederholen; es kommt zur »Bildung einer langen Reihe« (70).

  1. Der Liebende wird von der Überzeugung heimgesucht, die Geliebte retten zu müssen.
629
Q

Wie begründet Freud die Eigentümlichkeiten der viel Liebesbedingungen im Liebesleben einiger Männer?

A

die generelle Erklärung richtig ist, wonach eine Mutterfixierung für diese Konstellation verantwortlich zu machen ist, dann kann der geschä- digte Dritte nur der Vater sein (Bedingung 1).

Die Überschätzung des Liebesobjekts entspringt der Unersetzbarkeit der Mutter; gerade deshalb kann aber der Liebende durch kein Liebesobjekt je die ersehnte Befriedigung erreichen, es kommt zur Reihenbildung (Bedingung 3).

Die Dirnenhaftigkeit des Liebesobjekts erklärt Freud durch die Entdeckung der sexuellen Beziehung der Eltern. Wenn die Mutter sexuell mit dem Vater verkehrt und dem Sohn dadurch untreu wird, dann ist der Unterschied zwischen ihr und einer Hure doch nicht so groß (Bedingung 2).

Nach- dem sich die Entdeckung des Ödipuskomplexes seit Freuds Selbstanalyse angekündigt hatte (F, 293), taucht der Begriff selbst zum ersten Mal in diesem Zusammenhang auf: Der Sohn begehrt die Mutter und haßt den Vater als Nebenbuhler, er gerät »unter die Herrschaft des Ödipuskomplexes« (GW VIII, 73).

Für die Erklärung der Rettungsphantasie des Liebenden verweist Freud auf Ranks »Mythus von der Geburt des Helden«.

Er entziffert sie als den unbewußten Wunsch des Sohnes, der eigenen Mutter ein Kind zu zeugen und damit »sein eigener Vater zu sein« (75, Bedingung 4).

630
Q

Was macht Freud für das Zustandekommen einer Impotenz verantwortlich?

A

die Un- vereinbarkeit »der zärtlichen und der sinnlichen Strömung im Liebesleben« (ebd., 83 f.) solcher Personen verantwortlich.

Die zärtliche Strömung, so Freud, steht im Dienst der Selbsterhaltung und richtet sich auf die Personen, die das Kind versorgen.

Die sinnliche Strömung gilt Freud als eigentliche Äußerung des Sexualtriebs.

Sie tritt während der Pubertät in den Vordergrund und lehnt sich an die Objekte der zärtlichen Strömung an.

Aufgrund der Inzestschranke ist sie freilich gezwungen, fremde Objekte zu suchen, an die mit der Zeit auch die zärtliche Strömung gebunden wird:
»Der Mann wird Vater und Mutter verlassen […] und seinem Weibe nachgehen, Zärtlichkeit und Sinnlichkeit sind dann beisammen« (81).

Für das Mißlingen dieser Entwicklung erscheinen Freud zwei Momente maßgeblich:
zum einen übermäßige Versagungen der Außenwelt, zum anderen eine allzu starke Anziehung durch die inzestuö- sen Objekte.

Je stärker eine solche inzestuöse Bindung im Unbewußten bei gleichzeitig versagender Außenwelt existiert, umso nachhaltiger erscheint Freud die psychische Impotenz.

Dem Liebenden ist es dann nicht mehr möglich, ein Objekt sinnlich zu besetzen, zärtliche Regungen beherrschen sein Liebesverhalten.

Weitaus häufiger kommt es vor, daß die sinnliche hinter der zärtlichen Strömung zurücksteht, ohne vollständig im Unbewußten fixiert zu sein.

In diesen Fällen gelingt es nicht, dasselbe Objekt wertzuschätzen und zugleich zu begehren.

Freud schreibt über das Liebesleben dieser Menschen: »Wo sie lieben, begehren sie nicht, und wo sie begehren, können sie nicht lieben« (82). Als Ausweg bleibt nur die titelgebende »psychische Erniedrigung des Sexual- objektes« (83). Unter dieser Bedingung löst sich die psychische Impotenz tendenziell auf, lustvolle und befriedigende Sexualität wird möglich.

631
Q

Was meint Freud mit der allgemeinsten Erniedrigung des Liebeslebens?

A

Jeder Mann unter einem gewissen Maß an psychischer Impotenz leidet, weil die dafür verantwortlichen Mo- mente der starken Kindheitsfixierung, der Inzestschranke und der Versagungen während der Pubertätszeit bei jedem Kulturmenschen vorhanden sind. Hinzukommt die Unmöglichkeit, die verdrängten perversen Triebregungen »am geachteten Weibe zu befriedigen«

632
Q

Was versteht der Nervenarzt Näcke unter Narzissmuß?

A

Näcke be- nutzte den Begriff, um eine pathologische sexuelle Perversion zu bezeichnen, bei der der eigene Körper verbunden mit orgastischen Gefühlen zum Objekt genommen wird.

633
Q

Was versteht Freud unter Narzissmus?

A

Narzißmus‹ bei Freud die Bedeutung eines normalen Phänomens der psychischen Entwicklung. Zu- gleich wurde er aber auch zur Erklärung pathologischer Zustände benutzt, bei denen die Libido vom Objekt abgezogen wird.

»Dieser [der Narzißmus] sei keine vereinzelte Erscheinung, sondern eine notwendige Entwicklungsstufe des Übergangs vom Autoerotismus zur Objektliebe. Die Verliebtheit in die eigene Person (= in die eigenen Genitalien) sei ein notwendiges Entwicklungsstadium.

634
Q

Wie differenziert Freud primären und sekundären Narzissmus?

A

unterscheidet dabei erst- mals in seinem Werk Objektlibido von Ichlibido.

Er postuliert, daß dem Autoerotismus, dem uranfänglichen, objektlosen Triebzustand, in dem Ichtriebe und Sexualtriebe noch nicht geschieden sind, eine Stufe der psychischen Entwicklung folge, in der sich die Sexualtriebe auf das Ich, gleichsam ein erstes Lie- besobjekt, richten.

Diese libidinöse Besetzung des Ich während der Phase des primären Narzißmus sei mit einem großartigen Hochgefühl verbunden.

Beim späteren sekundären Narzißmus werde dann die Libido wieder von den Objekten abgezogen und dem Ich zugewandt.

Dies sei erneut mit Größenwahn verbunden, wie man ihn bei Kindern, primitiven Völkern und Schizophrenen beobachten könne.

635
Q

Wie erklärt Freud Schizophrenie im Rahmen der Libidotheorie?

A

Die Hypothese einer entwicklungsgeschichtlich normalen libidinösen Ichbesetzung und der späteren regressiven Neubesetzung mit Abzug der Libido vom Objekt auf das Ich ermöglicht Freud, die Schizophrenie im Rahmen der Libidotheorie zu erklären und einzuordnen. Im Unterschied zum Hysteriker und Zwangsneurotiker, der seine Libido zwar vom realen Objekt abzieht, in der Phantasie aber daran festhält, ziehe der Schizophrene seine Libido von den Objekten ganz ab und führe sie seinem Ich zu. Dies erkläre dann dessen Größenwahn.

636
Q

Was geschieht laut Freud mit der Libido bei organischen Krankheiten?

A

Bei der organischen Erkrankung werde die Libido von den Objekten abgezogen und ganz dem Ich zugewendet, nach der Genesung fließe sie wieder den Objekten zu. Gleiches gelte für den Schlaf und das Träumen.

Veränderungen von Ichzuständen seien daher mit einer Verschiebung der Libido vom Objekt zum Ich bzw. umgekehrt verbunden.

In der Hypochondrie besetze das Ich ein Körperorgan durch Abzug von Objektlibido narzißtisch.

637
Q

Was geschieht laut Freud mit der Libido bei Hypochrondie?

A

In der Hypochondrie besetze das Ich ein Körperorgan durch Abzug von Objektlibido narzißtisch.

Der psychische Apparat, dessen Aufgabe darin besteht, als unlustvoll empfundene Spannungen infolge Libidostauung zu bewältigen, drängte ursprünglich das Ich, die Grenzen des primären Narzißmus zu überschreiten und seine Libido auf Objekte zu richten.

Werde der Libido die Befriedigung an den realen oder phantasierten Objekten versagt und komme es infolge dessen zu einer Rückflutung der Libido auf das Ich, entwickele sich zunächst der Größenwahn.

Wenn durch ihn die Ich- libido nicht genügend abgeführt werde, komme es zu einer Stauung der Ichlibido, entwickele sich die Hypochondrie, die der neurotischen Angst entspreche.

Der Bewältigung der neurotischen Angst durch verschiedene Symptombildungen (z. B. Konversion, Phobie) entspreche dann der Restitutionsversuch bei der Schizophrenie mit seinen massiven Krankheitssymptomen, durch den Objekte wieder libidinös besetzt würden – was Freud bereits in seiner Schreber- Arbeit (GW VIII, 239–320) beschrieben hatte.

638
Q

Was ist nach Freud Idealbildung und Sublimierung?

A

Während letztere ein Prozeß ist, der sich an der Objektlibido abspielt und der Trieb auf ein anderes, nicht direkt sexuelles Ziel verschoben wird, ist die Idealbildung ein Vorgang am Objekt, das hierdurch vergrößert und erhöht wird.

Die Umwandlung des Narzißmus in Idealbildung muß nicht mit Sublimierung einhergehen.

Auch wenn diese gefordert werde, kann das Idealich sie nicht erzwingen.

Während die Sublimierung einen Ausweg weise, wie die Anforderungen der Triebe eingelöst werden können, ohne daß eine Verdrängung zur Erreichung des Triebziels herbeigeführt werden muß, steigere die Idealbildung die Anforderungen an das Ich und begünstige die Verdrängung.

639
Q

Was bezeichnet Freud als Wiederholungszwang?

A

Da sich der Kranke in der psychoanalytischen Kur nicht an alles von ihm Verdrängte erinnern kann, ist er genötigt, das Verdrängte in der Übertragung neu zu beleben und als gegenwärtiges Erleben zu wiederholen.

Dieser Zwang treibt ihn dazu, quälende Erlebnisse aus der Kindheit zu wiederholen, die aufgrund der Unverträglichkeit der infantilen Sexualwünsche mit der Realität und der Unzulänglichkeit der kindlichen Entwicklungsstufe einst aufgegeben werden mußten

640
Q

Wie unterscheidet Freud die Über-Ich Entwicklung zwischen Mädchen und Jungen?

A

Die Über-Ich-Entwicklung des Mädchens erfolgt nicht im gleichen Maße als innerer Prozeß, wie Freud ihn für den Jungen konzeptualisiert, da das Motiv der Kastrationsangst fehlt, sondern gründet sich stärker auf Erziehungsmaßnahmen, die mit Liebesentzug drohen, ist also in höherem Maße sozialinduziert, d.h. außen- geleitet und objektabhängig.

641
Q

Was sind laut Freud die Folgen des „Penisneids“?

A

Zentral für Freuds Theorie der Weiblichkeit sind in diesem Text die Folgen, die er dem unvermeidlichen Minderwertigkeitsgefühl und dem damit verbundenen Penisneid der Frau für ihre psychische Entwicklung zuschreibt:

  1. Der »Männlichkeitskomplex« als Reaktionsbildung, mit der aufrechterhaltenen Hoffnung, noch einen Penis zu bekommen bzw. ein Mann zu werden.

Dies stellt die radikalste Abwendung bzw. Verhinderung von Weiblichkeit dar und geht häufig mit manifester Homosexualität einher.

  1. Freud sieht die größere Eifersucht der Frau zusätzlich und spezi fisch genährt durch den Penisneid, da dieser sich ins Feld der Eifersucht verschiebt.
  2. Der Penisneid dient dem Mädchen zur Abwendung von der Mutter, da sie für den »Penismangel« verantwortlich gemacht wird.
  3. Der enttäuschte Rückzug von der klitoralen/phalli- schen/männlichen Onanie, da sie an die »narzißtische Wunde« erinnert und dadurch von einem unlustvollen Gefühl begleitet wird.

Diesem Aspekt mißt Freud die größte Bedeutung bei, da er schon auf den in der Pubertät zu meisternden Wechsel von der phallisch-männlich dominierten Sexualität hin zur Weiblichkeit vorbereitet und die ›normale‹ Entwicklung einleitet.

Mit diesen »Folgen des Penisneides« hat Freud nun die innere Logik der Kastrationserfahrung des Mädchens beschrieben: Sie ist eine Enttäuschung am eigenen Genitale und das Motiv für das Mädchen, sich der Weiblichkeit/Passivität zuzuwenden.

642
Q

In welche Bereiche Teilt Freud die Psychoanalyse?

A

Definition der Psychoanalyse nach Freud - 3 bzw. 4 Bereiche:

  1. ist eine fundamentale Theorie der Motivation - heute:
    Theorie der menschlichen Persönlichkeit
  2. Eine Methode zur Erforschung unbewusster Prozesse: worin zeigt sich das Unbewusste? Wie beeinflusst uns das Unbewusste in der Liebe, Kunst, Sexualität etc.?
    (Freud hat eine Methode entwickelt wie man das Unbewusste aufdecken kann)
  3. Mithilfe der Methode unbewusste Prozesse aufdecken zu können, ist die Psychoanalyse auch eine Methode um Menschen von ihren psychischen Erkrankungen zu befreien

Heute kommt ein 4 Punkt dazu: Psychoanalyse ist auch ein gesellschaftskritischer/ kapitalistisch kritischer Ansatz

643
Q

Aus welchen Prozessen bildet sich die Persönlichkeit?

A
  1. Genetische Erbe
  2. Prägung und Determinierung durch frühkindliches Umfeld
  3. Etablierung einer „inneren Welt“ (und deren hierarchische Differenzierung)
  4. Strukturelle Dynamik
  5. Dominanz des Unbewussten
644
Q

Wie beeinflusst das genetische Erbe die Persönlichkeit?

A

jeder Mensch kommt mit einem genetischen Erbe auf die Welt (=Temperament) Bsp. Basisemotionen. Damit sich das angeborene Potenzial entfalten kann, braucht es soziales, stimulierendes Input (z.B. Beziehungsumfeld, sinnliches Umfeld etc.)

645
Q

Wie beeinflussen die Prägung und Determinierung durch frühkindliches Umfeld, die Etablierung einer „inneren Welt“ (und deren hierarchische Differenzierung) und die Strukturelle Dynamik die Persönlichkeit?

A

Psychoanalyse sagt dass Persönlichkeit in erster Linie eine unbewusste Struktur ist (und nicht das was andere an Persönlichkeit wahrnehmen - Big 5).

Wir selber bekommen nur die Spitze des Eisbergs unserer Persönlichkeit mit.

Im Hintergrund laufen Strukturen die festgelegt wurden durch: wie in unserer frühen Kindheit das Erbe auf das soziale Input trifft und wie sich dort in einer Zeit wo sich erst Gehirnstrukturen herausbilden - Repräsentationssysteme ergeben die dann ein Leben lang unveränderter sind und bestimmen wie wir uns verhalten, denken und fühlen.

In der frühen Kindheit ist das ganze erst sehr primitiv: Aufteilung in gut und böse - sinnlicher Input (die Zuneigung durch spiegelnde, emphatische Erwachsene) wird gebraucht damit sich diese innere Welt ausdifferenzieren kann.

Es entstehen immer mehr reifere Strukturen z.B. Affektregulation Die Strukturen die wir als Kind lernen, bleiben - der psychische Innenraum entsteht in der Kindheit -> in der Psychoanalyse geht man von einer Dominanz der frühen Kindheit aus - jede psychische Krankheit wird ausgelöst/beeinflusst durch bestimmte Prozesse in der frühen Kindheit.

Auch wenn ein Traumata im Erwachsenenalter passiert, geht die Verarbeitung des Traumas wieder zurück auf unsere Fähigkeiten der Regulierung zurück, die wiederum in der Kindheit determiniert wurden.

Die Strukturen der Kindheit verhärten sich dann in der Adoleszent und dann verändert sich nicht mehr viel -> erklärt warum wir welchen Film mögen, warum wir immer wieder Streit über ein Thema mit einem Freund haben, unser Beziehungsverhalten - warum wir was mögen, machen etc. (Grund ist NICHT Konditionierung).

Um verstehen zu können warum wir was machen, was mögen etc. muss man verstehen wie das in unserer inneren Welt zusammensetzt ist.

Unsere Kindheit bestimmt im Hintergrund wie wir uns verhalten, fühlen etc.

646
Q

Wie beeinflusst die Dominanz des Unbewussten unsere Persönlichkeit?

A

In dem ganzen komplexen Zusammenspiel dominieren unbewusste Prozesse (demnach haben wir keinen wirklich freien Willen, da unser Unterbewusstsein im Hintergrund uns immer beeinflusst)

647
Q

Warum würde der Mensch eine paradiesische Welt nicht aushalten?

A

Wir brauchen Frustration um zu denken und zu handeln. Und Frustration ist schmerzhaft. Wir brauchen Schmerz damit Bewusstsein entsteht (siehe Erkältung/eine Nase die zu ist)

Wenn wir frustriert sind, sind wir darauf angewiesen zu phantasieren - nach einer schöneren Welt. Wir brauchen das illusionäre - die Aussicht auf Glück - um uns selbst zu stabilisieren.

Sobald wir das haben was wir uns gewünscht haben, werden wir dadurch nicht glücklicher.

Wir können niemals vollends zufrieden sein - wir brauchen das phantasieren nach einer besseren Welt.

Unbewusste Wünsche sind unsere Triebkraft für unsere Phantasie (um Erregung aus dem Unbewussten abzubauen).

648
Q

Was ist die emotionale Resonanz?

A

Das Unbewusste ist allgegenwärtig (beim Denken, Fühlen, Handeln). Die Unbewussten Strukturen sind es, die unsere emotionale Resonanz auf die Welt erzeugen.

Ein Gefühl entsteht nicht einfach so sondern entsteht aus einer Struktur unserer Persönlichkeit heraus -> Psychoanalyse ist die beste Methode um zu verstehen warum wir was fühlen

+die emotionale Resonanz entsteht immer dann wenn es zu einer bestimmten Parallelisierung kommt und diese nennen wir Symbolisierung.

Wir können die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen, die innere Welt, mit Hilfe von psychoanalytischer Kategorien beschreiben - mit Hilfe von Filmen, Roman, eine Begebung etc.
Es kommt immer dann zu einer emotionalen Resonanz, wenn der Film, der Roman etc. Mit irgendetwas aus der unbewussten Struktur der Persönlichkeit korrespondiert.

Dieser Abgleich ist die Symbolisierung.

Wir können nur verstehen warum wir etwas fühlen wenn wir erkennen auf welche innere unbewusste Struktur das äußere Objekt trifft.

649
Q

Welche Bedeutung hat das Erbe der Kindheit für die psychodynamischen Therapien?

A

wir laufen als Erwachsene durch die äußere Welt und wie wir diese
Welt wahrnehmen, fühlen, denken und wie wir uns verhalten wird bestimmt durch die innere Welt unserer Psyche (Schablone, Skripte die uns prägen).

In dieser innere Welt sind überwiegend die Prozesse, die uns prägen, unbewusst und sie ist geprägt durch unsere Kindheit.

Die innere Welt entsteht in der frühen Kindheit.

Wir müssen die innere Welt verstehen um unser Verhalten etc. Im Erwachsenenalter zu verstehen.

Innere Welt setzt sich zusammen aus Bausteine, die wir gruppieren können.

650
Q

Welche Bedeutung hat die Innere Welt für die dynamischen Therapien?

A

Wunschrepräsentationen (Wünsche - Ich):
Psychische Repräsentationen, die unsere Bedürfnisse bestimmen: wir haben Erfahrungen gespeichert, wie es ist bestimmte Dinge zu brauchen und im besten Falle befriedigt zu werden. Das bestimmt wie wir damit umgehen bestimmte Dinge haben zu wollen und uns zutrauen das zu bekommen.

Unheilrepräsentationen (Ängste - Es):
Das betrifft Erfahrungen dass wir schon in der frühen Kindheit gelernt haben, bestimmte Wünsche ausklammern zu müssen, da sie uns in einen Konflikt mit uns selbst oder mit unserem Umfeld (Beziehungen, von denen wir abhängig sind) bringen. Wir müssen uns dadurch anpassen, verleugnen etc. Um diese Beziehung aufrecht erhalten zu können. Dadurch entstehen Abwehrrepräsentationen

Abwehrpräsentationen (Verleugnung - ÜberIch):
Erfahrungen, Schablonen die sich darauf beziehen wie wir zu sein haben, damit wir sicher und stabil in den wichtigen Beziehungen sind.

651
Q

Was sind Wunschrepräsentationen?

A

(Wünsche - Ich): Psychische Repräsentationen, die unsere
Bedürfnisse bestimmen: wir haben Erfahrungen gespeichert, wie es ist bestimmte Dinge zu brauchen und im besten Falle befriedigt zu werden. Das bestimmt wie wir damit umgehen bestimmte Dinge haben zu wollen und uns zutrauen das zu bekommen.

652
Q

Was sind Unheilrepräsentationen?

A

(Ängste - Es): Das betrifft Erfahrungen dass wir schon in der frühen Kindheit gelernt haben, bestimmte Wünsche ausklammern zu müssen, da sie uns in einen Konflikt mit uns selbst oder mit unserem Umfeld (Beziehungen, von denen wir abhängig sind) bringen. Wir müssen uns dadurch anpassen, verleugnen etc. Um diese Beziehung aufrecht erhalten zu können. Dadurch entstehen Abwehrrepräsentationen

653
Q

Was sind Abwehrrepräsentationen?

A

(Verleugnung - ÜberIch): Erfahrungen, Schablonen die sich darauf beziehen wie wir zu sein haben, damit wir sicher und stabil in den wichtigen Beziehungen sind.

654
Q

Welche Bedeutung hat das Leben in Illusion für die dynamischen Therapien?

A

Große Anzahl an Wünsche verleugnen/verteufeln wir - gehen wir aus dem Weg, weil sie uns in Konflikt bringen würden.

Um das nicht spüren müssen entwicklen wir Abwehrstrukturen.

Konzept „falsche Selbst“: wir übernehmen Wünsche aus dem Umfeld, die gar nicht unsere sind.

Wir laufen diesen Dingen hinterher, weil wir Denken dadurch glücklich zu werden, sie sind aber nur eine Illusion (Ergebnis der Psychodynamik).

655
Q

Wie wirken Symptome als Ventil aus Sicht der dynamischen Therapien?

A

Durch das leugnen, staut sich Erregung auf. Wir brauchen dafür Ventile. In der Störungstheorie der Psychoanalyse wird die Erregung abgebaut durch Symptome einer psychischen Krankheit. Je mehr wir uns selbst hassen/verleugnen/ nicht im reinen sind mit unseren tatsächlichen Bedürfnissen, desto mehr Symptome sind nötig. Problem dabei: wir kennen unsere tatsächlichen Bedürfnisse nicht bewusst.

656
Q

Welche Bedeutung hat der Wiederholungszwang in den dynamischen Therapien?

A

die Beziehungen die wir als Erwachsene führen, können wir nur führen auf Basis der Schablonen die wir in der frühen Kindheit erworben haben.

Die Schablonen passieren größtenteils auf Selbstverleugnung, das führt dazu dass die Beziehungen auch später Konfliktreich werden = neurotische Wiederholungszwang.

Übertragung= wir nutzen die frühkindlichen Beziehungsschablonen für spätere Beziehungen, sind dadurch verdammt die Beziehungen so zu führen, dass wir frustriert sind, wie früher mit unseren Eltern.

657
Q

Wie wirken die dynamischen Therapien als „Sprachfindung“?

A

Ziel der psychoanalytischen Therapie ist es, uns mit dem Erbe unsere Kindheit zu versöhnen.

Wir müssen verstehen, dass wir unsere innere Welt nur sehr schwer verändern können.

Wir müssen diese akzeptieren und trotzdem ein authentisches Glück im Leben versuchen zu finden.

Dafür müssen wir konfrontieren, mit dem was uns Angst macht, was wir an uns selbst verachten und vor dem wir weglaufen.

Eigene Wünsche sollen freigelegt werden.

Schmerzhafter Prozess - da wir uns von den Illusionen befreien müssen und erkennen müssen, dass was wir anstreben uns nicht glücklich machen wird.

Wir müssen dabei auch aushalten dass wir viele Wünsche aus der Kindheit mitbringen, die wir nicht befriedigt bekommen.

Ein glückliches Leben ist nur möglich, wenn wir den Schmerz akzeptieren und aushalten können -> so entsteht ein Leben mit mehr Lebendigkeit, Echtheit, Leidenschaft.

Dafür muss innere Repräsentationenwelt aufgedeckt werden und eine Sprache für diese innere Welt zu finden mit Hilfe des TherapeutIn.

658
Q

Was ist der Beziehungs- (und Übertragungs-) Fokus in den dynamischen Therapien?

A

Damit der/die TherapeutIn die innere Welt/ das unbewusste erspüren kann, nutzt er/sie den neurotischen Wiederholungszwang. Man schaut wie geht der Patient mit mir um, was macht der Patient mit mir.

Es kommt zu Übertragungsneurose. Daraus können frühkindliche Beziehungen abgeleitet werden und so gelingt ein Einblick in die innere Repräsentationenwelt der Patienten = Übertragungsfokus.

659
Q

Was sagte der Neurowissenschaftler Erik Kandel über die Psychoanalyse?

A

„Die Psychoanalyse ist die meist kohärente und
intellektuell befriedigende Vorstellung über die Funktionsweise der Psyche ist“.

Er hatte wichtige Erkenntnisse über die Funktionsweise des Gedächtnisses.

Diese konnte er entschlüsseln weil er ein wichtiges Grundlagenmodell von Freud adaptierte und als Voraussetzung nahm für seine empirische Forschung -> die Psychoanalyse kann also ein Modell bieten, wo man bestimmte Hypothesen über die Funktionsweise der Psyche ableiten kann

660
Q

Wie sehen einige Neurowissenschaftler die Psychoanalyse?

A

die Stärke der Psychoanalyse darin liegt, auf repräsentationaler Ebene ein Funktionsmodell darüber zu liefern wie die einzelnen Mechanismen und Funktionen in der Psyche zusammen hängen - aus denen heraus bestimmte Hypothesen ableitbar sind, die dann mit den Methoden der Neurowissenschaften überprüfbar sind. Und nur so kann ein vollständiges kohärentes Bild über die Funktionsweise der Psyche abgeliefert werden und Theorie der Psychoanalyse auch bestätigt werden.

661
Q

Beschreibe die Gemeinsamkeit der Psychoanalyse und der Neurowissenschaften

A

Der Mensch kommt mit angeborenen Aspekten zu Welt und die frühkindliche Entwicklung sorgt dafür, dass sich dieses angeborene Potenzial mehr oder weniger entfalten kann.

Und die Art und Weise wie sich dieses angeborene Potenzial entfaltet, bestimmt dann sowas wie die frühkindlich erworbenen Strukturen der Persönlichkeit, die ein Leben lang aktiv bleiben.

Die weitere Entwicklung besteht darin, dass sich biologische und psychologische angeborene Grundfunktionen mit den Erfahrungen aus den frühkindlichen Beziehungs- Umfeld verschalten und aus dieser Verschaltung heraus eine hierarchische immer komplexer werdende Differenzierung der psychischen Funktionen, der repräsentationalen Strukturen, generell der Funktionsweise der Psyche entsteht.

Es gibt also auch einen genetisch determinierten Teil der bestimmt wer wir sind und wie wir funktionieren.

662
Q

Was repräsentiert das ES?

A

ES wird fälschlicher Weise mit dem dunklen, perversen Leidenschaften etc. In Verbindung gebracht.

• Das ES repräsentiert unsere Bedürfnislage mit der wir auf die Welt kommen. Zu Beginn bezeichnet Freud es auch noch nicht als das ES, sondern er spricht von den angeborenen Bedürfnissen.

Diese angeborenen Bedürfnisse sorgen in unserem Organismus für einen Anstieg von Erregung, wenn es Mangelzustände gibt.

Das evolutionäre Erbe versetzt den Organismus des Säuglings in die Lage auf diesen Mangelzustand zu reagieren.

Der Mangelzustand muss
1. kognitive erfasst werden - darüber hinaus ist es dann nötig zu erfassen um was für einen Art Mangel es sich handelt.
2. Die evolutionäre Antwort darauf wären die Basisemotionen um die Mangelzustände voneinander unterscheiden zu können und
3. muss der Säugling darauf dann reagieren können, das sind die Verhaltensmöglichkeiten, die Instinkte.

• Das ES repräsentiert was wir wirklich brauchen (wir lernen dann als Kind dass wir das verleugnen müssen - das dafür in der Kultur kein Platz ist: bedeutet aber nicht dass die Bedürfnisse „böse“ sind)

• ES ist was Überlebensnotwendiges - das ES repräsentiert unsere innere Welt

• Die Theorie des ES ist auch in andere Bereiche der Psychologie übergegangen:
Basisemotionen, Maslowsche Bedürfnishierarchie etc.

663
Q

HAT AUCH EIN SÄUGLING BEREITS EINE INNERE WELT?

A

Freud und die Neurowissenschaften gehen davon aus, dass auch schon der Säugling
eine innere Welt/bestimmte Strukturen hat, in der unbewusst bzw. Vor der Entwicklung des Bewusstseins bestimmte Prozesse ablaufen.

Diese Struktur ist orientiert an der Wahrnehmung der Bedürfnisse, die entweder befriedigt werden oder nicht und dementsprechend gibt es nur zwei grundsätzliche Färbungen bei dem Säugling:
(1) Wohlige Färbung: eine befriedigte Welt
(2) Eine Welt in der der Säugling nicht befriedig und frustriert ist.

Diese Spaltung wurde schon von Freud in „Triebe und Triebschicksale“ beschrieben.

664
Q

Was sind die Instinkte?

A

• Die Instinkte sind das angeborene Verhaltenspotenzial. Das wurde von Freud auch schon so definiert, dass der psychische Apparat zur Erregungsverarbeitung zu Beginn des Lebens die Instinkte zu verfügung hat = nennt das den Reflexbogen.

• Ganz streng davon getrennt definiert Freud die Triebe. Freud sagt dass Triebe nicht angeboren sind, sie entwickelt sich dann als Versuch den psychischen Innenraum zu strukturieren und um elaborierte Wege zu Erregungsverarbeitung zu entwickeln. ->
diese Trennung wurde auch in den Neurowissenschaften übernommen

• Pribram unterscheidet zwischen 4 Grundinstinkten (4 Fs of Instincts): Fight, Flight; Fead and Sex.

• Jaak Panksepp unterscheidet 7 Instinkte (gebräuchlich und Grundlage der Neurowissenschaft)

665
Q

Wie entstand das Narzismus-Konzeptß

A
  • Keine allgemein akzeptierte Definition von Narzissmus
  • Freud: Konzentrierung der Libido / der sexuellen Energie auf sich selbst als Zustand des primären Narzissmus
  • Ursprünglich: Narzissmus als Abwehr und Isolierung des Objekts und Egoismus
  • Balint (1969): Nicht mehr primärer Narzissmus, sondern primäre Liebe (von Anfang an bestehende Beziehung zwischen Säugling und Mutter)
  • Realisation, dass Selbstbezogenheit / Rückzug in sich selbst mehr Bedeutung und Funktion als nur die Selbstliebe hat (z.B. Erholungsfunktion im Rückzug im Schlag, Abwehrmechanismus)
  • Positive Funktionen eines gesunden Narzissmus (gesunde Selbstbildung)
  • Narzissmus (gesund und pathologisch) ist auch vom Objekt im positiven / negativen Sinne abhängig
  • Monologischer Narzissmus wurde durch dialogischen Narzissmus ersetzt
  • In der Selbstpsychologie wird Begriff Narzissmus vermieden, stattdessen selbstbezogene Tendenz
  • Narzisstische Homöostase = Selbstwertgefühlregulation
666
Q

Was ist die Narzistische Homöostase?

A

Selbstwertgefühlregulation

667
Q

Beschreibe das Drei-Säulen Modell

A

Soll alle Aspekte, Funktionen und Entwicklungslinien innerhalb eines überschaubaren, aber genügend differenzierten Über-Ich-Konzepts darstellen

Plattform = (sofern sie horizontal und stabil bleibt) adäquate Selbstwertgefühlregulation

3 Säulen

Rechte Säule:
-Größen-Selbst
- Größenfantasien
- Reifes Ideal-Selbst
- Bewunderung und positive Spiegelung

Mittlere Säule
- Symbiotische Bindung
- Identifikation mit anderen Leitbildern ersetzt und ergänzt Symbiotische Bindung mit Eltern
- Reife Ideal-Objekt

Linke Säule:
- Archaisches, unreifes, auf Zweierbeziehung basierendes Über-Ich
-Ödipales Über-Ich
- Reifes Gewissen
- Anerkennung durch Erbrachte Leistung
-> Die Reifung innerhalb dieser Säule stellen jenseits des Individualpsychologischen einen der erfolgreichsten Regulator sozialen Zusammenlebens dar

Dynamik der drei Säulen ist nützlich für Verständnis des normalen und pathologischen Narzissmus

  • Modell erklärt auch Bedürfnis nach Zugehörigkeit; diese Motivationen werden sowohl zum Guten als auch zum Schlechten ausgenutzt
  • Modell erfasst präziser und einfacher als sonst viele Formen der Depression
  • Innerhalb der Säulen lassen sich defensive Überkompensierungen darstellen
  • Manche Menschen bleiben über Jahrzehnte erfolgreich und überkompensieren nicht. Gelingt durch strenge Selbstdisziplin und Anerkennung bringende soziale Leistung (Hypertrophie der linken Säule)
  • Überkompensierung funktioniert nur für bestimmte Zeit, danach kommt es zu einer depressiven Dekompensation (z.B. Midlife-Crisis)
668
Q

Beschreibe die Rechte Säule des Drei-Säulen-Modells

A
  • Größen-Selbst (Basis), also die beim Kind noch normale, vorübergehende grandiose Vorstellung vom eigenen Selbst und pathologische Vorstellung des Erwachsenen in der Manie
  • Größenfantasien: bei allen Menschen mehr oder weniger lebenslang vorhanden, halbbewusst
  • Reife Ideal-Selbst: realistisch korrigierte positive Vorstellung von sich selbst, dass uns trotzt Fehler, Mängel und Kritik Selbstvertrauen garantiert; Voraussetzung hierfür ist körperliches und seelisches Grundkapital (Gesundheit, Vollständigkeit, narzisstische Zufuhr durch Primärobjekte)
  • Bewunderung und positive Spiegelung (gratis) als Garantie für Entstehung eines gesunden und widerstandsfähigen Ideal-Selbst
669
Q

Beschreibe die Mittlere Säule des Drei-Säulen-Modells

A

o Symbiotische Bindung (Basis) und identifikatorische Partizipation an den idealisierten Eltern

o Identifikation mit anderen Leitbildern ersetzt und ergänzt Symbiotische Bindung mit Eltern

o Reife Ideal-Objekt (assimiliert und nicht nur introjiziert): man orientiert sich danach, bewundert das Ideal-Objekt (erst Eltern, dann andere Leitbilder)

670
Q

Beschreibe die linke Säule des Drei-Säulen-Modells

A

o Archaisches, unreifes, auf Zweierbeziehung basierendes Über-Ich (Basis):

o Ödipales Über-Ich: die während der ödipalen, triadischen Konflikte übernommenen Verbote und Gebote

Reifes Gewissen: umfasst nur zum Teil die übernommenen Verbote / Gebote, diese sind jetzt jedoch bewusst akzeptiert. Zudem neue entstandene Maßstäbe und Werte

Stabilität dieser Säule beruht auf der Anerkennung durch erbrachte Leistung

Funktion: Handlungs- und leistungsorientiert, Garantie der Erfüllung von Pflichten und Einhaltung von Geboten

Die Reifung innerhalb dieser Säule stellen jenseits des Individualpsychologischen einen der erfolgreichsten Regulator sozialen Zusammenlebens dar

671
Q

Wie Erfasst das Drei- Säulen-Modell viele Formen der Depression?

A

Verminderung der körperlichen und psychischen Vitalität der Funktion der rechten Säule womöglich der Kern einer Depression in der Involution oder im Alter, nach körperlichen Erkrankungen, etc.

Modell erfasst zusätzlich Erschütterung der narzisstischen Homöostase, die anderer Genese sind als die von der Psychoanalyse berücksichtigten, konfliktbedingten neurotischen Depressionen

Beschreibung derjenigen Formen von Depression, bei denen es zu vikariierenden / künstlichen Hypertrophien der einzelnen Säule bei Brüchigkeit der anderen Säulen kommt, um notdürftig die narzisstische Homöostase zu retten.

Beispiel: Kinder die keine Spiegelung erfahren (rechte Säule) vermissen später auch geeignete Identifikationsfiguren (mittlere Säule)

672
Q

Wie lässt sich innerhalb der Säulen des Drei-Säulen-Modells eine defensive Überkompensierungen darstellen?

A

In der rechten Säule künstliche Aufblähung des Selbstwertgefühls, die klinisch als manische Phase erkennbar wird -> regressive Mobilisierung des Größen-Selbst

Mittlere Säule geeignet zur Beschreibung der Abhängigkeitsdepression -> durch Objektverlust kommt es zur Schwächung und überkompensierende Reaktion in Form einer pseudounabhängigen Haltung; kann ins Gegenteil koppen: Regression zur Basis der Säule mit klinischen Bild einer extremen Hilflosigkeit und Abhängigkeit (Depression)

Schwächung der linken Säule durch Herabsetzung der Leistungsfähigkeit aufgrund konfliktbedingter Blockierung kann zunächst zu überkompensatorischer Leistungswut führen, die in Regression und Unterwerfung gegenüber dem strengen Über-Ich kippen kann (Schulddepression)

673
Q

Wie wird das Freud‘sche Konzept des Ich-Ideals durch das Drei-Säulen-Modell erweitert?

A
  • Ambiguität des Begriffs des Ich-ideals kann durch Dreiteilung (wie im Drei-Säulen-Modell) in urprünglich enthaltene Funktionen behoben werden

Dort, wo es sich um die von den Eltern übernommenen Verbote / kritische Funktion des (alten) Ich-Ideals handelt, kann man normativen Anteil des Ich-Ideals in der Dynamik der linken Säule unterbringen

Das (alte) Ich-ideal enthält auch Idealisierung, Identifikation, die Partizipation am inneren und äußeren idealisierten Objekt. Dies ist der objektbezogene Anteil und wird der mittleren Säule zugeordnet.

Den selbstbezogenen Teil des Ich-Ideals gehört zur Dynamik der rechten Säule