Systemische Interventionen Flashcards
Was sind inhaltliche Argumente für die Humanistik / Systemik?
- HPTh und ST werden seit jeher als die „vierte Säule der Psychotherapie“ bezeichnet – aus ihnen wurde und wird sich in den modernen PAen und VTen fleißig bedient
- Nicht immer ist alles, mit dem sich Personen an Helfersysteme wenden, eine Störung mit Krankheitswert oder muss so betrachtet werden
- Es gibt eine Vielzahl von sogenannten „schwierigen“ Diagnosen oder auch „Multiproblemkontexten“, in denen sich z.B. system- ische Ansätze (ST) in vielen Studien als effektiver und effizienter als die traditionellen Richtlinienverfahren erwiesen haben.
Worin bestand historisch (nur z.T. noch heute) die Opposition der humanist- ischen zu den herkömmlichen Therapieverfahren? Welche Kritik gab es?
- Ineffizienz: viel zu lange Therapien!
- Drehtüreffekte: viel zu häufige Rezidive bzw. Chronifizierungen!
-Inhumanität: viel zu fragwürdiges Menschenbild! (z.B. Dampfkessel-Modell, Konditionierung etc.) -> Theoretische Pseudofundierung.
- Orthodoxie: viele inflexible „Schablonenbehandlungen“ für mitunter recht unterschiedliche Patienten und Störungsbilder: In diesen „Schablonen“ herrsche zudem ein etwas fragwürdiger Experten-Habitus!
- Gesellschaftliche Indifferenz: Psychotherapie kann viel mehr: Mehr Psychowissen für alle bzw. für die Reform der Gesellschaft!
Worin bestanden historisch die Forderung von humanistischen im Vergleich zu damals herkömmlichen Therapieverfahren? Was war neu?
- Autonomie des Subjekts: Erleben und Verhalten sind als (sinnhafte) autonome Phänomene des Individuums in seiner Lebenswelt zu verstehen.
- Selbstverwirklichung: Wachstum und Schöpferkraft sind typisch mensch- liche Ziele anstelle von „Gleichgewicht der Triebe“ oder Ähnlichem.
- Sinn- und Zielorientierung: Handeln ist sinnbasiert. Es gibt einen Sinn und eine Erfüllung über die aktuelle Situation hinaus.
- Ganzheit: Ganzheitliches Verständnis von Gefühl, Vernunft, Sozialität, Leib und Seele.
Welche Ideen brachte Moreno in die psychodramatische Thrapie ein?
- Idee 1: Stegreif-Theater: Der Klient gestaltet als handelnder Hauptdarsteller (Protagonist) im Hier und Jetzt einer Psychodrama-Bühne sein seelisches Thema (Szene).
- Idee 2: Wir alle handeln in Rollen innerhalb eines komplexen Gefüges vieler anderer Rollen – eigener (innerer) und jener anderer Personen.
- Idee 3: Dieses soziometrische Geflecht (das „Dazwischen“ der Elemente) von Personen oder Rollen ist das Entscheidende und kann szenisch in Aktion gesetzt werden: Rollenspiel und Spiegeln; Rollentausch; Rollenfeedback und Interpretation; Sharing und Amplifikation. (->„Ergründen“, „Lösen“)
Was ist das Ziel der psychodramatischen Therapie?
Ziel dieser Intervention sind vor allem das Erleben und Verstehen des persönlichen Veränderungs- und Gestaltungsspielraums durch ein befreites subjektives Erleben, d.h. den Abbau von Angst und die Freisetzung individueller Spontaneität. (~ „Katharsis“)
Was sind Unterformen der psychodramatischen Therapie?
Gruppenpsychotherapie; Stegreiftheater; Soziales Atom; Soziogramme
Wer ist quasi der Vater der Gestalttherapie?
Perls
Welche zwei Richtungen gibt es in der Gestalttherapie?
West Coast: Selbsterfahrungs-, individualistische und „Hippie“- Gestalttherapie (z.B. Esalen-Institut, Big Sur, gibt es heute noch!)
East Coast: Psychotherapeutischer Behandlungsansatz (Laura Perls, Paul Goodman, Isadora From)
Deutschland: Hilarion Petzolds „Integrative Therapie“ stellt seit den 1970er die stärkste Rezeption der GestTh dar.
Warum war Perls mit Freud zerstritten?
Wegen dem Fokus auf das Hier und Jetzt
Was sind die drei Grundideen der Gestalttherapie?
Idee 1: Wachstum, Gewahrsein, Kontakt und Begegnung (oder ihre Gegenteile) finden nur (!) im Hier und Jetzt statt.
Idee 2: Störungen manifestieren sich immer als unmittelbare Erfahrung im Hier und Jetzt in Form einer Kontaktstörung, d.h. als unstimmiges Denken, Fühlen und Handeln zwischen mir (Ich, Innenwelt) und der Umwelt (Du, Andere).
Idee 3: Therapeut hilft Klienten durch Konfrontation, verbale und non-verbale Übungen und Experimente, im Hier und Jetzt dieses Kontaktes wieder zutreffender gewahr zu werden … -> „Stimmigkeit“ zu erreichen.
Was sind die neun Kerngebiet der Gestalttherapie nach Naranjo?
Welche Unterformen der Gestalttherapie gibt es?
Gruppenpsychotherapie;
Psychotherapie (Walter); Stegreiftheater; Soziales
Analytische Intensiv- Atom; Soziogramme
behandlung (Salber)
Was ist die Grundidee der Gestalttherapie wie Menschen Krank werden?
Kontaktstörung bzw- (konfligierenden)
verlust mit dem eigenen Bezügen, die Angst
Erleben machen.
Was sind die Grundtools der Gestalttherapie?
Analyse und Aufstellen
Psychodramatisches Gewahrwerden der aktuellen Erlebensgestalt
Gesellschaftliche Utopie der Gestaltstherapie:
Gibt es hier etwas, was in der Therapie als „wichtig für alle“, d.h. für die gesamte der Gesellschaft formuliert wird?
Sei Du selbst! Individualität! der Gesellschaft (Moreno)
Welche Ideen stehen hinter Rogers Gesprächspsychotherapie (personenzentrierte Psychotherapie)?
Idee 1: Ziel ist es nicht, ein Problem zu lösen, sondern dem Klienten zu helfen, sich so zu entwickeln, dass er mit dem gegenwärtigen Problem und mit späteren Problemen auf bessere Weise fertig wird.
Idee 2: Klienten verzerren oder ignorieren die alltäglichen Erfahrungen („experience“) ihrer selbst oder der Umwelt, weil sie mit dem Selbstkonzept unstimmig werden -> Inkongruenz.
Idee 3: Therapeut hilft Klient dabei, sich wieder mehr zu einer „fully functioning personality“ (dt. etwa „vollständig gesunde Persönlichkeit“) zu entwickeln, d.h. zu jemandem, der offen gegenüber Erfahrungen ist, diese genau und differenziert symbolisieren kann, kreativ und flexibel mit sich und Situationen umgehen kann, Fehleinschätzungen leicht korrigieren kann, sich selbst bedingungslos mag, reife und befriedigende soziale Beziehungen unterhält … ueam.
Wie wird in der Gesprächspsychotherapie gearbeitet?
1.: Klient soll sich selbst explorieren und diese Exploration angemessen erfahren können („experiencing“).
2.: Dies gelingt genau dann (<-> im Sinne einer notwendigen und hinreichenden Bedingung), wenn der Therapeut die drei Therapeutenvariaben …
-> accurate empathic understanding (dt. Verbalisierung emotionaler Erlebensinhalte, VEE … ≈ Empathie),
-> positive regard, warmth (dt. Wertschätzung, emotionale Wärme, W, … ≈ Akzeptanz) und
-> self-congruence, genuineness (dt. Selbstkongruenz, Echtheit, SK… ≈ Kongruenz)
zeigt.
Welche Unterformen der Gesprächspsychotherapie gibt es?
Was ist die Grundidee der Gesprächspsychotherapie warum Menschen psychisch krank werden?
Was sind die Grundtools der Gesprächstherapie?
Gesellschaftliche Utopie der Gesprächspsychotherapie: Gibt es hier etwas, was in der Therapie als „wichtig für alle“, d.h. für die gesamte Gesellschaft formuliert wird?
Gesellschaftliche Utopie der Gesprächspsychotherapie:
Gibt es hier etwas, was in der Therapie als „wichtig für alle“, d.h. für die gesamte Gesellschaft formuliert wird?
Welche Vermächtnisse der Psychodramatischen Therapie hat die Systemische Therapie übernommen?
Beziehungssysteme aufstellen
Etwas tun („enactment“), inszenieren,
visualisieren, „spielen“
Beziehungssysteme in Forschung und Praxis als Ganzes erfassen
Welche Vermächtnisse der Gestalttherapie hat die Systemische Therapie übernommen?
Arbeit am aktuellen Erleben, im Hier und Jetzt
Übungen und Experimente („experiencing“)
Provokative und „überraschende“ bis konfrontative Elemente
Welche Vermächtnisse der Gesprächspsychotherapie hat die Systemische Therapie übernommen?
Auftrags- und Klientenorientierung
Empathie, Wertschätzung und Kongruenz
Fließender Übergang von Therapie und Beratung
Forschungsorientierung!
Was waren lange Jahre die „Probleme“ mit den HPths (und partiell auch der ST)?
Zersplitterung (Schulen [und „Gurus“!!], Verbände, Zeitschriften,
Tagungen, Zertifikate).
Abwendung vom medizinischen Krankheitsmodell: Distanzierung von der Medizin – und auch von der universitären Psychologie.
Indifferenz oder gar Ablehnung der Diagnosesysteme DSM und ICD, weil wenig hilfreich für die Therapie.
-> mangelnde Differenzierung von Atiologie-, Interventions- und Evaluationskonzepten (Ausnahme: Gesprächspsychotherapie!).
Kaum manualisierbare Therapie: „Sinn- und Entwicklungsarbeit“ immer spezifisch für eine Person (n = 1).
Schwerer spezifizierbare und operationalisierbare Forschungsfragen.
Das wäre auch der ST so ergangen, wenn sie „humanistisch“ geblieben wäre
Ferner neuere integrative Ansätze im dt.sprachigen Bereich mit hohen humanistischen Anteilen wie die Personzentrierte Systemtherapie (Jürgen Kriz) oder die Integrative Therapie (Hilarion Petzold).
Wie wissenschaftlich fundiert ist die Gesprächstherapie?
Gesprächspsychotherapie hat den größten Aufwand im Hinblick auf klinische Forschung aller HPths betrieben – und ist hinsichtlich der drei grundlegenden Therapeutenvariablen sogar maßgeblich für viele andere Therapieschulen geworden.
Es gibt hier den stärksten Versuch, differentielle Indikationen, Ätiologie- und Behandlungsmodelle sowie Wirkfaktoren des therapeutischen Gesprächs empirisch zu belegen.
„Es führt kein Weg an der Schlussfolgerung vorbei: GT ist nachweislich ein sehr wirksames Verfahren für ein weites Spektrum an Störungen.“ (Grawe et al., 1994: 135). „Nirgends sonst wurde so überzeugend nachgewiesen, dass das Gespräch tatsächlich als ein sehr wirksames therapeutisches Mittel angesehen werden kann.“ (ebd., 140)
Ist die Gestalttherapie evidenzbasiert?
Gestalttherapeutische Elemente haben (z.T. explizit, meist eher implizit) Eingang in eine Vielzahl von PTh-Verfahren gefunden.
Z.B. die Arbeit im „Hier und Jetzt“, konfrontative Techniken, Experimente und Übungen uvam
Leider hatte die GestT für lange Jahre (und z.T. auch aktuell) den Anschluss an Evidenzbasierung fast vollständig verloren:
Dabei hatte eine andere, zeitgleich erschienene Metaanalyse deutlich positivere Einschätzungen der GestT gefunden
Wo ist die psychodramatische Therapie heute auch noch zu finden und ist sie evidenzbasiert?
Psychodramatische Elemente haben (z.T. explizit, meist eher implizit) Eingang in eine Vielzahl von PTh-Verfahren gefunden.
Beispiele: Arbeit mit dem „leeren Stuhl“, andere Personen als „Stellvertreter“ aufstellen, „maximization method“, „auxiliary ego“ uvam.
Leider hatte das PD für lange Jahre (und z.T. auch noch aktuell) den Anschluss an Evidenzbasierung fast vollständig verloren
Dabei zeichnen neuere Metaanalysen ein viel ermutigenderes Bild als die klassische Studie von Grawe und Kollegen
Was ist in der Systemik mit Ganzheitlichkeit gemeint?
Das Ganz ist mehr als die Summe seiner Teile
Was ist in der Systemik mit zirkulärer Kausalität gemeint?
Folgen sind Ursachen & umgekehrt
Wie könnte die zirkuläre Kausalität illustriert werden?
Was ist in der Systemik mit Regelhaftigkeit gemeint?
im System gelten Selbstorganisierte Regeln
Was ist in der Systemik mit ZielOrientierung gemeint?
Im System gibt es bevorzugte Zustände
Was ist in der Systemik mit Rückkopplung gemeint?
Was ist in der Systemik mit Homöostase gemeint?
Was ist in der Systemik mit Wandel 1. und 2. Ordnung gemeint?
Was ist in der Systemik mit G renzen gemeint?
Systeme bilden Ordnung nur dann, wenn abgegrenzt
Was ist in der Systemik mit interne Erfahrungsmodelle gemeint?
Subjektive Bilder des Systems
Was sind der Systemik nach psychische Symptome?
Welche Funktionen können depressive Verhaltensweisen als Beziehungsinformationen in einem konkreten System besitzen?
- Aufforderung zu Engagement und Liebe: „… beachte mich!“
- Partner binden: z.B. Depression als Liebeskitt oder -test
- Konfliktfreiheits- und Harmoniedruck: „immer nur für den Partner da sein (Helfer-Synd.)“
- Hilfreiche Helfer erzeugen: Andere werden aktiviert, sich verantwortungsvoll zu verhalten
- Bindung an Vergangenes: z.B. Verbindung an verstorbene/ verlorene Personen
- Loyalitäten pflegen: z.B. Weg der Eltern gehen“
Was ist der Ausgangspunkt in einer systemischen Therapie?
Was sind Unterformen der psychodramatischen Therapie?
Was ist die Grundidee in der psychodramatischen Therapie?
Was ist das Grundtools der psychodramatischen Therapie?
Woher kommt der Begriff Kybernetik?
„Systeme“ wurde ein regelrechter Modebegriff, als sogenannte „Kyberne- tiker:innen“ begannen, erste Computer und neuartige Schaltkreise mit neuen Input-Output-Verschaltungen zu entwickeln (z.B. per Transistoren).
Kybernetik = Lehre von der Steuerung komplizierter Systeme (eig. Im Computer-technischen Sinne)
Welches war das erste Modell der systemischen Therapie?
Pablo-Alto-Modell
Was macht laut Palo-Alto-Modell eine Person psychisch krank?
Das, was da in einer hyperstabilen Form ganzheitlich, zirkulär, regelhaft, zielorientiert, rückkoppelnd, homöostatisch, sich wandelnd, grenzen-definierend und intern repräsentiert in Familien oder anderen Kontexten abläuft (und was das schwächste Mitglied - die „Indexperson“ - im ungünstigsten Fall krank macht), ist vor allem: Kommunikation!
Welche Idee vertritt das Palo-Alto-Modell woher psychische Symptome entstehen?
Was meint der Begriff Kybernetik 2. Ordnung?
1980er
Gemeint: Beobachter:innen innen nicht außerhalb einer Systeminteraktion (bsp. Familien) stehen sondern sind Teil eines umfassenden Systems, dass sie selbst mit einschließt
Was sind Techniken der Intervention bei Watzlawik (1. Kypernetik)?
Bisherige Lösungsversuche explorieren („Spiel ohne Ende“) und würdigen.
Umdeutungen, positive Konnotationen und paradoxe Intervention: „Behalten Sie Ihr Problem bitte erst einmal bei!!“
Behutsame Suche mit dem Klienten nach kleinster Veränderung: Findung und Arbeit am kleinsten Behandlungsziel.
Idee: Schmetterlingseffekt, d.h. das kleinste Aufbrechen der bisherigen „Schleifen“ kann das gesamte Muster verändern. (Wandel 2. Ordnung)
Was sind die 5 Kommunikationsaxiome nach Watzlawik in der Palo-Alto-Schule?
- Man kann nicht nicht kommunizieren
- Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzter den ersten bestimmt
- Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion von Kommunikation bestimmt
- Menschliche Kommunikation bedient sich analoger (non-verbaler) und digitaler (verbaler) Modalitäten, wobei die analogen ein reichhaltigeres Potenzial für Beziehungen besitzen, aber kaum eine komplexe logische Syntax; bei digitalen ist es genau andersherum.
- Kommunikation kann symmetrisch oder auch komplementär verlaufen - je nach Gleichheit vs. Unterschiedlichkeit der Partner; beides wirkt verstärkend.
Was meint Watzlawik mit Double-Binds?
Psychisch vulnerable Personen sehen sich häufig in „kommunikativen Schleifen“ gefangen, in denen sie sich bedrängt oder miss-/ umgedeutet fühlen (≈ „Double-Binds“).
Beschreibe die Auswirkung des Axioms der Kommunikation „man kann nicht nicht Kommunizieren“
Psychisch vulnerable Personen sehen sich häufig in „kommunikativen Schleifen“ gefangen, in denen sie sich bedrängt oder miss-/ umgedeutet fühlen (≈ „Double-Binds“).
Schizophrene versuchen dann, sich so zu verhalten, als würden sie nicht kommunizieren wollen.
Aber: „Weggehen“ oder „Stopp-Signale“ funktionieren eben nicht (Axiom 1) oder führen nur zu neuen Bedrängungen oder Umdeutungen.
-> es wird sich mit der Zeit zunehmend in Misstrauen, Widersprüchlichkeiten, Absurditäten, Nichtverstehen oder Jargon „geflüchtet“ … bis hin zum Wahn.
Welche paradoxen Mitteilungsformen gibt es?
Wie entstehen Double-Binds nach Watzlawik?
Was sind psychische Folgen von regelmäßigen Double-Binds?
Wer war der Begründer der strategischen Familientherapie?
Jay Haley
Wie sieht die strategische Familientherapie Symptome?
Wie interveniert ein strategischer Familientherapeut bei Symptomen?
Wozu zählt die strategische Familientherapie?
Kybernetik 1
Welches ist die berühmteste Schule der Kybernetik 1. Ordnung?
Mailänder Schule
Bei welchen Patienten erzählt die MAiländer Schule / das Mailänder Modell besonders hohe Erfolgsquoten?
Jugendliche Schizophrene und Essstörungen
Was ist die Grundidee der Mailänder Schule?
Was sind die Haupttechniken der Mailänder Schule?
Neutralität
Positive Konnotation des Symtoms
Zirkuläre Fragen
Hypothetischeren und Umdeuten
Paradoxe Interventionsstrategien und Invariate Verschreibungen
Was meint Neutralität in der Mailänder Schule?
NEUTRALITÄT (= Allparteilichkeit + Veränderungsneutralität): keine unüberlegten oder durchsichtige Koalitionen mit einzelnen Familienmitgliedern; keine direktive Instruktion.
Was meint positive Konnotationen des Symptoms in der Mailänder Schule?
Stabilisierung und Bedeutsamkeit für Familiensystem als Lösungsversuch
Positives Konnotieren (synonym: Reframing, Umdeuten)
schüchtern, still
-> vorsichtig, umsichtig beobachtend, abwägend
aggressiv
-> durchsetzungsfähig, kämpferisch, wehrt sich
trinkt bei Anlässen oft zu viel (betrunken)
-> sehr gesellig; genießt das Feiern mit anderen; kann ab und zu über Grenzen gehen
ausgebrannt/ depressiv
-> bemerkt Bedarf nach Auszeit; gönnt sich Ruhepause; nimmt sich Zeit für sich/ zum Auftanken
psychotisch/ wahnhaft
-> gönnt sich von Zeit zu Zeit originelle Verhaltensweisen oder Wahr- nehmungen; kreativ; pflegt ganz eigene Welten
hat ADHS, rastet aus („Externalisierungsstörung“)
-> ist verhaltensoriginell, verhält sich herausfordernd, nutzt seine Stärken recht robust
Nenne Beispiele für das positive Konnotieren von Symptomen
schüchtern, still
-> vorsichtig, umsichtig beobachtend, abwägend
aggressiv
-> durchsetzungsfähig, kämpferisch, wehrt sich
trinkt bei Anlässen oft zu viel (betrunken)
-> sehr gesellig; genießt das Feiern mit anderen; kann ab und zu über Grenzen gehen
ausgebrannt/ depressiv
-> bemerkt Bedarf nach Auszeit; gönnt sich Ruhepause; nimmt sich Zeit für sich/ zum Auftanken
psychotisch/ wahnhaft
-> gönnt sich von Zeit zu Zeit originelle Verhaltensweisen oder Wahr- nehmungen; kreativ; pflegt ganz eigene Welten
hat ADHS, rastet aus („Externalisierungsstörung“)
-> ist verhaltensoriginell, verhält sich herausfordernd, nutzt seine Stärken recht robust
Was sind Synonyme für positiven Konnotieren?
Reframing
Umdeuten
Was meint zirkuläres Fragen in der Mailänder Schule?
unterschiedliche Wahrnehmung von Lebens- und Erlebenssituationen im System (vgl. „Internes Erfahrungsmodell“).
- Was denken Sie, wie Ihre Frau die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Vater einschätzt?
- Was vermuten Sie als Mutter, über welche Entwicklungen Ihres Sohnes sich Ihr Mann am meisten freut, wenn er die letzten Berichte aus der Einrichtung/ Klinik hört?
- Wenn ich Ihre Schwiegereltern jetzt fragen könnte, was sie sich für Ihre Ehe wünschen, was würden sie wohl sagen?
Welche Technik ist prototypisch für die Systemische Therapie
Zirkuläre Fragen
Was sind die Ziele zirkulärer Fragen?
neue Informationen durch unterschiedliche Sichtweisen aller Gesprächsmitglieder;
wecken Neugier im System und erhalten Aufmerksamkeit im längeren Interviewprozess aufrecht;
schaffen die Möglichkeit, die Sicht anderer auf die eigene Person genauer kennen zu lernen;
verstärken das Gefühl, an etwas Gemeinsamen zu arbeiten
Was meint paradoxe Interventionsstrategien und Invariate Verschreibungen in der Mailänder Schule?
PARADOXE INTERVENTIONSSTRATEGIEN (a) und INVARIANTE
VERSCHREIBUNGEN (b)
(a) Auftrag: Symptom aufrechterhalten oder verstärken
(b) ein völlig anderes Verhalten „verordnen“
-> „Irritation nach Rezept“
Nenne ein Beispiel für paradoxe Intervationsstrategien
„Wir haben diskutiert und festgestellt, dass eine Familientherapie angezeigt ist und wir Ihr Problem lösen können. Für einen erfolgreichen Therapieverlauf ist es aber unbedingt notwendig, dass er/sie das Symptom auf jeden Fall bis zum nächsten Termin nicht aufgibt. Du sollst/ Sie sollen also bis zum nächsten Termin auf jeden Fall, z.B.:
- jede Nacht unbedingt mindestens einmal einnässen; (Enuresis)
- jeden Tag genauestens darauf achten, nichts Erfreuliches zu unternehmen; (Depression)
- jeden Tag einmal zu einer festen Uhrzeit – damit Sie es nicht vergessen – über eine Kleinigkeit zu streiten. (Streitverhalten)
Was ist die Theorie hinter paradoxen Interventionsstrategien?
durch Anweisung des symptomatischen Verhaltens verliert es seinen Automatismus (die unbewusste Funktion), Verhalten soll bewusst hergestellt werden.
z.T. auch: Reaktanz (Trotz) im Klienten(-system)
Der Behandlungswunsch einer Familie ist oft selbst paradox: „Ändert uns, ohne uns zu ändern!“
Die Behandler reagieren gegenparadox: „Wir können euch nur unter der Bedingung ändern, dass ihr euch nicht ändert!“
„Paradoxon und Gegenparadoxon.“
Beschreibe ein Beispiel für die invariate Verschreibung
„Das Team kam zu dem Schluss, dass eine Familientherapie angezeigt ist. Die nächste Sitzung findet dann und dann zu dieser und jener Zeit statt. Ihr (Söhne und Töchter werden dem Alter nach angesprochen) werdet zu Hause bleiben. Nur Sie beide, die Eltern, werden kommen!“
In der nächsten Sitzung erhalten die Eltern die Verschreibung:
(1) Der Inhalt dieser Sitzung bleibt geheim.
(2) Nach einer Woche gehen die Eltern an einen geheimen Ort aus. Die Kinder werden nur über einen Zettel auf dem Küchentisch informiert (bei kleineren Kindern: für externe Betreuung sorgen).
(3) Auf Nachfragen der Kinder wird geantwortet: „Das sind Dinge, die Euch nichts angehen.“
(4) Jedes Elternteil führt ein Notizbuch über die Reaktionen der Kinder.
Dieses Notizbuch wird dann in der nächsten Sitzung besprochen.
Ähnliche Verordnungen mit immer längerer Abwesenheit der Eltern werden angeschlossen.
Was ist die Theorie hinter der invariaten Verschreibung?
Erfahrung eines komplett ungewöhnlichen Verhaltens
Alle Beteiligten werden animiert, ihr bisheriges Verhalten zu verändern -> dessen alte Funktion wird in Frage gestellt.
Welche Funktionen für Subsysteme in der Familie gibt es nach Minuchin?
Was sind Beispiele für klare (adaptive) FUNKTIONEN für Subsysteme nach Minuchin?
Welche Haltung vertritt der Therapeut in der strukturellen Familientherapie nach Minuchin?
Therapeut geht dirigierend und restrukturierend vor („Regisseur“)
Was sind dabei die leitenden Ziele?
- Herausforderung des Symptoms: Symptom ist – auch hier – eine protektive Lösung zur Erhaltung der Homöostase unter Stressbedingungen -> Reframing der Sicht darauf, neue Perspektiven einführen.
- Herausforderung der Interaktionsstruktur: Durch Übungen, unter- schiedliche Koalitionen oder Anweisungen arbeitet er dirigierend an der Struktur. Er macht z.B. Nähe- und Distanzbeziehungen, Koalitionen im System, funktionale und dysfunktionale Strukturen erfahrbar.
- Ziel es ist, das Regelsystem in der Familie zu erschüttern, um einen Wandel 2. Ordnung zu erreichen.
Was sind typische Techniken in der strukturellen Familientherapie?
Joining: zugewandt, humorvoll & leicht provokativ an der kommunikativen Alltagswelt der Familie andocken. Der Therapeut „schließt sich an die Familie an“.
Umdeuten und Muster unterbrechen (z.B. Sitzordnung ändern)
Neue Aufgabenverteilung verordnen
Enactment (In-Szene-Setzen): Ausprobieren neuer Verhaltensweisen live
Strukturelle Systemiker:innen werden als recht direktiv arbeitende Familientherapeut:innen wahrgenommen, die keinen Zweifel daran lassen, wer die Leitung und die Anordnungen – auf sympathische Art und Weise – in der Runde übernimmt (Typus: „natürliche Autoritäten“)
Wie ist der standardisierte Aufbau einer Sitzung in der systemischen Familientherapie nach Mailänder Modell?
(1) Vorbereitung des Teams, Hypothesen;
(2) Gespräch mit Familie; zwei Therapeuten hören hinter der Einwegscheibe zu;
(3) Zwischensitzung: gesamtes Team entwickelt Schlussintervention;
(4) Schlussintervention: keine Rückfragen der Familie erlaubt;
(5) Nachbereitung des Teams; neue Hypothesen.
Welche Kritik wurde an Minuchins Ansatz u.a. Geäußert?
Starre Vorfestlegung der Subsysteme und ihrer Aufgaben
- Pro: Klares Strukturangebot des Therapeuten an strukturproblematische Familien (Achtung: „Familienstruktur“ [synonym: Regeln, Muster] meint etwas anderes als der psychodynamische Begriff der „psychische Struktur“!
- Contra: Passt dieses Strukturmodell immer? Ist es zu normativ? Was ist mit erfolgreichen Ein-Elter-Familien? Kinderlosen Paaren? Aktuellen Familienkrisen ohne Strukturprobleme? Regenbogenfamilien?
Dirigierende – manchmal etwas raue – Haltung des Therapeuten:
- Was ist mit blinden Flecken des Therapeuten selbst?
- Ist es gut oder nicht so gut, dass sich Familien gerne auf die
Interpretationen von Minuchin einlassen (müssen)? - Was ist mit unerwünschten Nebenwirkungen (z.B. Rückschlägen) im System?
Was meint Minuchin mit Joining?
„an die Familie anschließen“ durch Humor, alltägliche Themen (z.B. Blumen), wertschätzend-humorvolle Sprache, alle ansprechen.
Was ist mit Allprteilichkeit gemeint?
die Familie muss den Eindruck haben, dass der Therapeut ungefähr gleich „parteiisch“ für jedes Mitglied ist -> gelingt bei Minuchin so mittelgut, ist aber erkennbar.
Was ist gemeint mit Veränderungsneutralität?
die Intervention wird abgelehnt oder verpufft, sobald die Familie den Eindruck hat, der Therapeut möchte ihnen eine ganz bestimmte Veränderung aufzwingen oder vorschreiben -> Minuchin bietet eher hypothetische Möglichkeiten an.
Was mein Defocusing in der systemischen Therapie?
nicht das Symptom oder das Patientenverhalten sind das Problem, sondern stellen ja bekanntlich eine Lösung dar.
Die Gesamtbeziehungsmuster (patterns) bestimmen, ob jemand als problematisch erlebt wird oder nicht. -> Arbeite daran!
Wie wirksam ist systemische Therapie?
- Besonders wirksam bei schweren Störungen: Drogenabhängigkeit, Essstörungen, Sozialverhalten (Delinquenz), psychotische Störungen
- Leid und Problemverhalten bei Angehörigen wird signifikant gemildert
- Geringere Therapieabbruchraten, v.a. bei Kindern und Jugendlichen
- Geringere Stundenzahl notwendig, d.h. hohe Kosteneffizienz
- Hohe Erreichbarkeit von Randgruppen, die sonst keine PTh. erhalten
- Hohe Integrationskraft wider dem üblichen „schoolism“ in der PTh
Wann erfolgte der Üergang von der ersten zur zweiten Generation (Kybernetik)?
ca 1985
Welche Kritiken führten zum Wandel der 2 Generation der Systemik?
Inwiefern kann der Therapeut eigentlich wirklich als Experte/
Diagnostiker von außen auf die Familie blicken?
Nimmt er hier als externer Beobachter nicht eigentlich nur eigene (pathologisierende?) Konstruktionen über fremde Konstruktionen (der Familie) vor und bahnt die Kommunikation kraft seiner (männlichen?) Autorität so, dass jene seine Konstruktionen möglichst ähnlich übernimmt?
Was steckt hier eigentlich für eine ätiologische und praxeologische Theorie von Krankheit und Therapie hinter? Eine medizinisch- naturwissenschaftlich-positivistische?
Constructivist turn: Und wenn wir diese „Konstruktionen von außen“ oder „objektive Diagnosen“ – als gute Konstruktivisten! – eigentlich gar nicht so haben (können) …?
Linguistic/ feminist turn: In wie weit sind aus konstruktivistischer Sicht Diagnosen und die besonders kriegerische (männliche?) Interventions- Metaphorik der ersten Generation zu rechtfertigen?
- “Manöver“, „strategische Gegenangriffe“, „Ordeals“
- „Therapeutische Bomben“, „Ver-/Zerstörungen“, „Paradoxa
und Gegenparadoxa“, etc.
Wie veränderte Sich die Therapeutische Haltung von der ersten zur zweiten Generation der Systemik?
Therapeuten sollten sich nicht mehr als die Expert*innen mit über- legenem Systemwissen und ebensolcher (Definitions-)Macht gerieren!
Therapeuten setzen stattdessen mehr auf Kooperation und Gestaltung guter, kreativer Dialoge mit Klienten(-Systemen) – ohne künstliche Arrangements wie „Nachfrageverbote“ oder Einwegspiegel!
Zum Beispiel tritt das „Team im Hintergrund“ nun hinter dem Spiegel hervor! -> Anekdote zum „Reflecting Team“ (T. Anderson).
Stärkeres Augenmerk auf ausführliche Exploration der familialen Ziele und Ressourcen (z.B. zirkuläre „Auftragsklärung“).
Insgesamt sprachlich und methodisch beweglichere Interventionen mit anregenderer und „freundlich-irritierender“ Gesprächsführung