Theorien und Hypothesen (1. Sitzung) Flashcards
L1, L2, L3
- Erstsprache (die eine Person von Geburt an erwirbt)
- Zweitsprache (die nach der Erstsprache gelernt wird, häufig in einem schulischen oder sozialen Kontext)
- Drittsprache (eine weitere Sprache, die nach der L1 und L2 erlernt wird)
Theorien des L1-Erwerbs
- Nature vs. Nurture
- Angeboren vs. Erlernt
- Anlage vs. Umwelt
> Spracherwerb kann genetisch bedingt oder durch Umwelteinflüsse gelernt sein
Behavioristische Theorien
- Erwerb einer Sprache = Erwerb eines Verhaltens
- Sprache wird durch Nachahmung und Verstärkung erlernt
- Sprache als Verhalten, Stimulus-Response-Verstärkung
- Sprache als Imitation
Behaviorismus
- Spracherwerb als Imitation (Kritische Haltung)
- Kinder würden nur das wiedergeben, dass sie gehört haben
- Kinder würden keine Fehler machen bzw. nur die Fehler der Eltern
(Trz gibt es Imitation: bsp: man geht in ein Geschäft und sagt “Guten Tag” > Kind imitiert
Nativismus
- Spracherwerb ist genetisch vorprogrammiert (folgt einem genetischen ‘Bauplan’)
- Menschen besitzen ein Language Acquisition Device (LAD) und eine Universalgrammatik (UG) mit angeborenen Prinzipien (Kind stellt Hypothesen auf, wie eine Sprache funktioniert)
- Input aktiviert angeborene Parameter der UG (z.B. Pro-Drop-Parameter)
Interaktionismus
- Sprache entsteht durch soziale Interaktion zwischen Kind und Bezugsperson
- Bruner postulierte das Language Acquisition Support System (LASS), unterstützt durch Baby Talk und stützende Sprache
(= es gibt jm. der mich unterstützt/weiterbringt)
Interaktionismus
- Gebrauchsbasierte Theorien
- Sprache wird im ‘Gebrauch’ erworben (learning by doing)
- Ausgangspunkt sind Gesten des Zeigens
- 3 große Funktionen von Sprache: Auffordern, informieren, teilen von Gefühlen und Einstellungen (Wir-Intentionalität)
- Sprachliches Lernen als “kulturelles Lernen” > Spracherwerb = Kulturerwerb
- Th. Grundlage: Konstruktionsgrammatik (Kinder erkennen in Sprachgebrauch Muster)
Hybride Theorien
- Nativistische und epigentische Positionen
- der Einfluss kognitiver und sozialer Fähigkeiten bleibt unbestritten
- Sensibilitäten über Grammatikstrukturen
- musterklassifikatorische Fähigkeiten für Lernprozesse grundlegend
- Kinder zeigen früh eine Sensibilität für menschliche Sprache > wenden sich der Stimme und sprachähnlichen lautlichen Strukturen zu
Hybride Theorien
- Referenzbildung
> Referenzbildung erfolgt als Koalition von drei Infoquellen:
1. perzeptuelle Achtungshinweise (das auffäligste erwerben Kinder zuerst)
2. soziale Achtungshinweise (Gestik, Blicke, gemeinsame Aufmerksamkeitsbezüge > Kinder lernen zuerst Nomen, die man anfassen kann)
3. linguistische Achtungshinweise
Hypothesen des L2-Erwerbs
- Kontrastivhypothese (L1 beeinflusst L2)
- Identitätshypothese (L2=L1 gleich zu erwerben)
- Interlanguage-Hypothese (IL1, IL2, IL3,… > L2 verschiedene Stadien des Sprachlichen können irgendwann L2 erreichen)
- Mehrsprachigkeitshypothese (L1 & L2 & L3 versch. Sprachvarietäten = greifen darauf zurück/darauf aufbauen)
Kontrastivhypothese
(Behavioristisch)
- L1 beeinflusst L2 / verläuft in Abhängigkeit
- L2-Erwerb als Lernen neuer ‘habits’
- Imitation als zentraler Erwerbsmechanismus
- kein Rückgriff auf kognitive Lernprozesse (Fehler erfolgen automatisch, anhand der L1 vorhersehbar)
- Positiver Transfer = ähnliche/identische Strukturen werden schneller gelernt
- Negativer Transfer = unähnliche (divergierende) Strukturen führen zu Erwerbsschwierigkeiten/Fehlern
- Radikale Version: Alle Fehler können auf L1-Strukturen zurückgeführt/vorhergesagt werden
- Schwache Version: Fehler können in Texten beschrieben werden und auf L1-Strukturen deuten
Identitätshypothese
(Nativistisch)
- L2 folgt gleichen Gesetzmäßigkeiten und Abfolgeregeln wie L1, Aktivierung gleicher mentaler Prozesse (radikale Version)
- L2 folgt in ‘wesentlichen Zügen’ der L1 (schwache Version)
- Kognitive und soziale Entwicklung aus dem L1-Erwerb eher marginal
- Erwerbssequenzen durch die L2-Struktur bedingt (entscheidend)
- Fehler in L2 durch L2-Struktur bedingt, nicht durch L1
Interlanguage-Hypothese
- nutzt versch. Anteile aus anderen Hypothesen und vereint diese
- L2 über verschiedene temporäre, variable Zwischenstufen
- Interlanguage (IL), enthält Züge aus der Ausgangssprache und Zielsprache , auch eigenständige Merkmale
- Lernsprache/-varietät = ein vom L1-Niveau der Zielsprache mehr oder weniger abweichendes lernspezifisches Erwerbsstadium
- die IL sind durch entsprechende Lernangebote veränderbar
Mehrsprachigkeitshypothese
- Lernende können ihre Sprach(en)Repertoire nutzen, um weitere Sprachen zu lernen
- bzw. bei sprachlichen Teilfertigkeiten als Strategie einsetzen
Inklusiver Deutschunterricht
- Wertschätzender Umgang mit Texten der Kinder
- Der erweiterte Schriftbegriff berücksichtigt auch das Wahrnehmen und Gestalten von Symbolen und Situationen
Transferprozesse
- Beim Vorlesen und Betrachten von Bilderbüchern finden Transferprozesse statt
- Kinder lernen, Konzepte von einer Sprache auf eine andere zu übertragen
(Wissensquiz)
Welche Aussagen treffen auf nativistische Positionen zu?
Es handelt sich um sogenannte “Von-innen-nach-außen”-Theorien
(Wissensquiz)
Welche Aussagen treffen auf epigenetische Positionen zu?
- Spracherwerb ist ein Produkt der sozialen Interaktion
- Sie postulieren ein Language-Acquisition Support System
(Wissensquiz)
Welche Aussagen treffen auf die Konstrativhypothese zu?
- Sie geht von Transferprozessen im L2-Erwerb aus
- Die Sprache wird hauptsächlich durch Imitieren erlernt