Substitutionsbehandlung & Prinzip der Schadensminderung Flashcards
Essenz Schadensminderung
“The essence of this philosophy is to reduce the harmful consequences of substance use to both the individual and to society without requiring abstinence as a goal or precondition of treatment—a requirement that exists in many traditional mainstream treatment approaches to this day. “ (Harm reduction psychotherapy encyclopedia, S. 2)
Geschichte der Schadensminderung
> Ansatz der Schadensminderung entstand 1980 in Amsterdam und verbreitete sich in Europa
Hat die Abnahme der mit einem Drogenkonsum verbundenen Risiken und Gesundheitsgefährdungen zum Ziel (keine unbedingte Substanzfreiheit)
In der Behandlung wird zwischen der Abstinenz oder der Substitutionsbehandlung unterschieden -> keine Differenzialindikatoren vorliegend
Komplexes Zusammenspiel: Begriffe total harm, total use, average harm per use
> Total Harm = Average Harm per Use × Total Use
Total use -> the number of users and the quantity each user consumes
Average harm per use ->harms to users (e.g., overdoses, addiction, AIDS) and the other involving harms to nonusers
Hintergründe der Schadensminderung
> Im Vergleich zur Normalbevölkerung weisen Drogenabhängige eine erhöhte Sterblichkeit um bis das 13-fache auf (Hepatitis, AIDS, Infektionserkrankungen)
Die Rate an Suiziden ist bei Gleichaltrigen um das 14-fache erhöht
Ziel ist eine Verbesserung des körperlichen und psychischen Zustands,
sowie der sozialen Situation
Schadensminderung beschränkt sich nicht auf die Probleme des einzelnen Konsumenten, sondern fordert auch politische Lösungen zum Wohl der Gesellschaft
Möglichkeiten der Schadensminderung I
> Zur Verfügung stellen von sauberen Nadeln und fachgerechte Entsorgung von gebrauchten Nadeln. (Hohe Evidenz, ES 0.52-0.56)
-> kostengünstig, am besten Untersucht vorliegen von Metaanalysen
> Nalaxonabgabe (Gegengift/ Abgabe durch Apotheken oder Angehörige) -> aktuell noch keine Evaluation aber theoretisch und praktisch vielversprechend
> Abgabe von Substituten oder Heroin (KODA). Experimentelle Überprüfung 1994 in Zürich bevor Intervention schweizweit Anwendung fand. Drei Bedingungen (Morphin, Methadon, Heroin), Projekt lief über drei Jahre
-> positive Resultate für Heoinabgabe in Bezug auf Beschäftigung und Kriminalitätsrate sowie Gesundheitszustand
Möglichkeiten der Schadensminderung II
> Öffentlich zugänglicher Konsumationsort (medizinisches Fachpersonal und saubere Spritzen) -> Reduktion der Anzahl an Fällen mit Überdosis
> Weniger schädlicher Gebrauch, ohne Zuhnahme der Konsumenten -> schwierig die direkten Effekte auszumachen
> Drugchecking dient dazu Informationen und Wissen zu verbreiten und bietet die Möglichkeit, die aktuellen Trends besser zu verstehen
-> Unsichere Pillen werden eher weniger konsumiert und die Sensibiliät bezüglich der Herkunft (Schwarzmarkt) wird gesteigert
> Allgemein zeigt sich bei keiner dieser Interventionen, dass die Anzahl neuer Konsumenten dadurch beeinflusst wurde
Schadensminderung in der Schweiz
> Gesetzlich verankert sind die Schadensminderung sowie die Heroinvergabe seit 2008
Anstoss Platzspitz mit der Etablierung der Zone of Tolerance führte zu Drogenepidemie -> heftige politische Diskussion in den 1990er Jahren
War eine gut gemeinte schadensmindernde Intervention, die aus unterschiedlichen Gründen scheiterte
Welche Angebote gibt es in der Schweiz?
> 29 Treffpunkt/Kontakt- & Anlaufstelle (Tagesstrukturen)
61 Übernachtungseinrichtungen (Begleitetes/Betreutes Wohnen),
davon 11 Notschlafstellen
46 Einrichtungen mit Beschäftigungs-/Arbeitsangeboten
23 Gassenarbeitsangebote Gassenarbeit/Aufsuchende Sozialarbeit
12 Lokale, in denen die Möglichkeit zum Konsum (Injektions- und/oder Inhalationsräume) besteht
23 Substitution/Heroinverschreibung
83 Angebote mit Spritzenautomaten/Möglichkeiten zum Spritzentausch
Angebote Safer Nightlife (Festivals, Streetparade)
Netz an schadensmindernden Angeboten -> umfasst 250 Einrichtungen und erreicht 10-15`000 Personen
Problem der Etablierung in der Westschweiz, besitzen nur eine K+A
Was hat die Schadensminderung erreicht?
> Rückgang der Drogentodesfälle um 50% im Vergleich zum Höchststand
HIV-Neuerkrankungen von 900 Fällen im Jahr 1990 auf 100 im Jahr 2010 gesunken
Entlastung des öffentlichen Raums -> Anliegen der Politik erreicht
Aktuelle Zahlen könnt ihr beim BAG aufrufen
Schadensminderung in Europa
> Schadensminderungs-Politik hat sich in den 1990er Jahren in Europa ausgebreitet
Besonders verbreitet in Europa sind die Drogenkonsumationsräume
In vielen Ländern Europas wurde das kontrollierte Konsumieren als niederschwelliges Angebot in die Behandlung von Drogenabhängigen integriert
In einigen Ländern wird bereits darüber diskutiert, ob ebenfalls Drogenkonsumationsräume eingeführt werden sollen
Konsumationsräume in Europa
> Der erste Drogenkonsumationsraum wurde im Juni 1986 in Bern eröffnet
Aktuell existieren 78 offizielle Drogenkosumationsräume in sieben EMCDDA Ländern
Ausserhalb von Europa gibt es zwei Institutionen in Kanada und eine in Australien
60–70 % der Einrichtungen bieten Zugriff auf primäres Gesundheitspersonal durch Krankenschwestern oder Ärzte
Die Drogenkosumationsräume in Europa werden in 3 Kategorien unterteilt:
— Integrierte
— Spezialisierte
— Mobile
Wie ist die Situation in den USA?
> In USA gilt Heroin als die «böse» Droge überhaupt
Es herrschen strenge Gesetze, um dem Drogenkonsum
entgegenzuwirken
Das Ziel ist nicht eine Schadensminderung zu erreichen, sondern eine Reduktion des Drogenkonsums
Es gibt gewisse Programme ( z. B needle exchange) und Organisationen welche schadensmindernde Interventionen anbieten, diese erhalten jedoch keine finanzielle Unterstützung vom Staat
Bis heute existieren keine Konsumationsräume sowie staatliche Heroinvergaben, die Harm Reduction Psychotherapie als Intervention wurde jedoch in den USA eingeführt
Gesetzgebung in den USA
> Äquivalent zum BtMG in der CH: US-amerikanische Controlled Substances Act (CSA)
Strafmasse reichen von Geldstrafen bis zur Todesstrafe
— Variiert in Abhängigkeit von Drogenmenge, Absicht des
Drogenbesitzes und Art der Substanz
Methadonsubstitution am weitesten verbreitete Behandlungsform, jedoch hochschwellig orientiert
Keine Möglichkeit zur Strafaussetzung zugunsten einer Therapie
— Seit Ende der 1980er Jahren: Drug Courts
USA: Drug Courts
> Haftstrafe aussetzbar
Verurteilung aufgrund eines gewaltfreien Drogendelikts
Starke richterliche Überwachung
Regelmässige Drogenkontrollen
Teilnahme an Selbsthilfegruppen, Einzel- und Gruppentherapien
Regelmässiges Berichten des Verlaufes der Behandlung vor dem Richter
Bei Verletzung der Pflichten -> Sanktionen
Wie sieht die Ausgangslage zu Schadensminderung mit Psychotherapie aus?
> Minimierung negativer Konsequenzen des Substanzmissbrauchs
— Da Substanzfreiheit auf gesellschaftlicher Ebene nicht erreichbar ist
— Somit soll zumindest der am wenigsten risikoreiche Konsum gefördert werden
> Hohe Komorbiditäten mit psychischen Störungen
> Jedoch fokussieren die meisten Therapien ausschliesslich auf den
Substanzmissbrauch
— Behandlungsintensität
— Stadien der Verhaltensänderung (Stages of Chance)
— Motivationale Interventionen
— Schadensminderung