HeGeBe im Vergleich zur Methadonsubstitution Flashcards

1
Q

Klinisch-pharmakologische Grundlagen der Methadonsubstitution I

A

> Methadon: vollsynthetisches Opioid mit starker schmerzstillender Wirksamkeit
Im ZNS hat es morphinähnliche Wirkungen bei vergleichsweise längerer Wirkungsdauer und bindet an die μ-Rezeptoren
ABER: keine euphorisierende Wirkung wie das Heroin, vor allem wenn es oral zugeführt wird
Durch Besetzung der Opioidrezeptoren werden Entzugssymptome vermindert und die Wahrscheinlichkeit des Heroingebrauchs sinkt
Dosis: 1x/d
Die Wirkung setzt 1-2h nach der oralen Gabe ein
Wirkungsdauer: 24-36h
Verabreichung: in flüssiger Form oder Tabletten

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2
Q

Klinisch-pharmakologische Grundlagen der Methadonsubstitution II

A
>  Interaktionen mit Methadon
Beispiel Alkohol:
–  Bedeutung: klinisch bedeutsam
–  Effekt: Sedation, Atemdepression
–  Mechanismus: Additive Wirkung im ZNS
--> kann lebensbedrohlich sein 

> Kontraindikationen für Methadon
— Absolute Kontraindikation: allergische Reaktionen auf die Wirksubstanz oder die im Präparat enthaltenen Zusatzstoffe
— Cave: Leberinsuffizienz, Lungenerkrankungen, kardialen Erkrankungen –> Vorsicht geboten

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3
Q

Durchführung der Substitutionsbehandlung mit Methadon I

> Diagnostik, Indikationsstellung und Behandlungsplanung:

A

— Diagnose „Heroinabhängigkeit“ muss gesichert und
dokumentiert sein
— Anamneseerhebung
— Indikation:
> Wunsch nach Opiat-Abstinenz über ambulanten Entzug
> Überbrückungssituationen (z.B. beim Warten auf die Entzugsbehandlung)
> Rückfälle nach erfolglosen Entwöhnungsbehandlungen
> Bei schweren anderen Erkrankungen
— alternative Behandlungswege aufzeigen; Lebensbedingungen mitberücksichtigen

> Behandlungssetting: ambulant

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4
Q

Durchführung der Substitutionsbehandlung mit Methadon II

> Induktionsphase und Erhaltungstherapie:

A

— Entzugssymptome und Heroinverlangen 24h lang sicher
unterdrücken
— Startdosis: 20-30mg –> mit geringen Dosierungen beginnen!
— Wöchentliche Anpassung der Dosis nach Angaben des Patienten (abgestuft)
— Wann ist die richtige Methadondosis erreicht?
–> Wenn kein Verlangen nach Heroin mehr auftritt
–> Wenn keine Zeichen einer Methadonüberdosierung auftreten
–> Im Falle eines Heroinbeikonsums praktisch keine Heroinwirkung mehr vorhanden ist
— Flexible take-home-Regelungen –> Vorteil Methadon zu Heroin

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5
Q

Durchführung der Substitutionsbehandlung mit Methadon III

> Beendigung der Substitution:

A

— Gemeinsam und vorbereitet
— Jahrelang oder lebenslang in Behandlung, da Erfolg sonst unwahrscheinlich
— Beendigung zu früh oder aufgrund Beikonsum: Rückfallgefahr
— Behandlungsalternativen geben
— Frühester Abbruch: nach mehrmonatiger Periode psychosozialer Stabilität
— Dosis pro Woche um 5-10% reduzieren

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6
Q

Methadonsubstitution in der Schweiz

A

> Methadonsubstitution ist seit Beginn der 90er Jahre die am meisten angewandte Behandlung bei Opioidabhängigkeit
Die wichtigsten Ergebnisse zeigen (Rehm et al., 2005):
— dass die Methadonbehandlung für Therapieverbleiber
erfolgreich ist, dass sich
— die Dosierung in der CH vielfach noch zu niedrig ist (Risiko Rückfall!), und dass
— Methadon auch in Kombination mit anderen Therapiebausteinen erfolgreich eingesetzt werden kann

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7
Q

Drogenpolitik: Vier-Säulen-Politik

A
  • Prävention
  • Therapie
  • Schadensminderung –> Substitutionsbehandlung hier
  • Repression
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8
Q

Methadonsubstitution: Wirksamkeit

A

> Effektives und effizientes Behandlungsmodell zur Verbesserung der körperlichen und psychosozialen Situation Opioidabhängiger
2005 von der WHO in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgenommen

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9
Q

Hintergrund und Ziele Studie Marchand et al. (2011): Behandlungszufriedenheit

A

> Substitution mit Opioid-Agonisten hat sich als wirksam erwiesen in der langfristigen Behandlung von Opioidabhängigkeit

> Behandlungszufriedenheit hat bessere Therapieergebnisse zur Folge

> Ziele:
— Behandlungszufriedenheit wurde nach drei und zwölf Monaten
erhoben
— Behandlungszufriedenheit wurde im Zusammenhang mit Patientenmerkmalen untersucht

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10
Q

Studie Marchand et al. (2011): Methode

A

> Daten der NAOMI-Studie
— RCT
— Zeitraum: 2005-2008
— Vergleich der Effektivität von oralem Methadon vs. i.v.
Diacetylmorphin über 12 Monate
— Eine kleine Subgruppe der Patienten erhielt i.v. Hydromorphon auf einer Doppelblindbasis mit Diacetylmorphin –> „Injektionsgruppe“
— Zufriedenheitsfragebogen (CSQ-8); acht Items & Kommentare

— Versuchspersonen:
– 251 Vpn (Methadon: n=111, DM: n=115, HM: n=25)
– Alter: 25 Jahre oder älter
– Mind. fünf Jahre opioidabhängig
– Mind. zwei vergangene Opioidbehandlungen

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11
Q

Studie Marchand et al. (2011): Resultate

A

> Die Injektionsgruppe hatte höhere Zufriedenheitswerte zu t3 und t12 im Vergleich zur Methadongruppe (Methadongruppe aber schon auch zufrieden!)
— Item 3 (Bedürfnisse/Erwartungen erfüllt), 6 (Behandlungsangebot hat geholfen, mit Problemen umzugehen) und 8 (erneute Teilnahme denkbar) signifikant

> Verglichen mit Patienten, deren Bedürfnisse nicht befriedigt wurden, haben diejenigen, bei denen dies bei t3 der Fall war, eine grössere Wahrscheinlichkeit, die Behandlung bis t12 fortzusetzen

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12
Q

Studie Marchand et al. (2011): Resultate

Die Behandlungszufriedenheit war grösser bei…

A
—  ...älteren Vpn
—  ...Frauen
—  ...der Injektionsgruppe
—  ...besserer psychologischer Gesundheit 
—  ...weniger Drogenkonsum
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13
Q

Studie Marchand et al. (2011): Resultate

Kommentare

A

> Generelle Kommentare über das Behandlungsteam und das Programm:
— Methadon: 32.6%
— Heroin: 57.5%

> Heroin:
— Mehr und positivere Kommentare; hätten weiterhin
teilgenommen
— Unzufrieden, dass die Studie beendet wurde (12. Monat)

> Methadon:
— Nur diese Gruppe beklagte sich über die Randomisierung (3. Monat) –> im 12. Monat dann nicht mehr

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14
Q

Studie Marchand et al. (2011): Probleme und Mögliche Erklärungen

A

> Zum Zeitpunkt t3 und t12 waren die Versuchspersonen jeweils zufrieden mit der Behandlung; dies galt stärker für die Injektionsgruppe

  • Publication Bias?
  • Soziale Erwünschtheit?

> Ältere Vpn waren zufriedener mit der Behandlung

  • Anpassungsfähiger?
  • Respektvoller?
  • kleinere Erwartungen, da bereits mehr Behandlungserfahrung?

> Diejenigen Vpn, die bei t3 angaben, dass das Programm ihre Bedürfnisse befriedige, blieben eher bis zu t12 im Programm
- t3-Messung: gute Möglichkeit, um potenzielle Drop-outs/ Rückfälle erkennen zu können

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15
Q

Studie Oviedo-Joekes et al. (2009): Hintergrund

A

> Ergebnisse entstammen ebenfalls der bereits 
 beschriebenen NAOMI-Studie
Untersuchte Dimensionen (9 insgesamt):
- Konsum illegaler Substanzen und illegale Aktivitäten
- Medizinischer und psychiatrischer Status
- Ökonomischer Status, Arbeitszufriedenheit
- Familiäre und soziale Beziehungen
- Alkoholkonsum 


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16
Q

Studie Oviedo-Joekes et al. (2009): Resultate

A

> Hinsichtlich der Dimensionen ‚Konsum illegaler Substanzen‘ und ‘Illegale Aktivitäten‘ Verbesserung in beiden Gruppen

> Für die Gruppe mit i.v. Diacetylmorphin ergaben sich ausserdem signifikante Verbesserungen in 6 der 7 übrigen Subskalen (Alkoholkonsum das einzige, was sich nicht sig. verändert hat)

> Problem in den beiden i.v. Gruppen: ernste medizinische Komplikationen

  • Infektionen (auch bei Methadon)
  • Überdosierung (v. a. Diacetylmorphin)
  • Krampfanfälle (v. a. Diacetylmorphin)
  • -> Beikonsum führte meistens zu den Komplikationen!
17
Q

Studie Oviedo-Joekes et al. (2009): Schlussfolgerung

A

> Injizierbares Diacetylmorphin hat sich hier als effektiver als die orale Verabreichung von Methadon gezeigt

> Wegen der Gefahr einer Überdosierung und der Möglichkeit potentiell tödlicher Krampfanfälle sollte Diacetylmorphin jedoch nur unter medizinischer Aufsicht verabreicht werden

18
Q

Dijkgraaf et al. (2005): Kosten-Nutzen-Analyse Hintergrund und Ziel

A

> Kosten-Nutzen-Analyse anhand zweier niederländischer Studien, in denen Langzeitabhängige entweder nur mit Methadon oder mit Methadon und Heroin behandelt wurden

> Gesellschaftliche Perspektive

> Können die höheren Kosten für eine heroingestützte Behandlung durch Einsparungen in anderen Bereichen gerechtfertigt oder gar kompensiert werden?

19
Q

Dijkgraaf et al. (2005): Methode

A

> Daten von insgesamt 430 Patienten, während 12 Monaten entweder nur mit Methadon (Kontrollgruppe) oder Methadon + Heroin behandelt (Experimentalgruppe)

> Erhebung mittels Fragebogen zu Beginn und nach jeweils 6, 10 und 12 Monaten Behandlungsdauer mittels

  • -> EQ-5D (Ermittlung der Lebensqualität)
  • -> EuropASI (European Addiction Severity Index; Schweregrad der Abhängigkeit)
  • -> (Medizinische) Patientenunterlagen
20
Q

Dijkgraaf et al. (2005): Resultate

A

> Sehr viel höhere Kosten bei Diacetylmorphin!
danger to victims bei Methadon höher

> Trotz deutlich höherer Programmkosten deutliche Kosteneinsparung bei der Experimentalgruppe (Heroin günstiger als Methadon insgesamt!)

> Grösste Unterschiede ergaben sich in den Sparten
- Art des Substitionsprogramms (Heroin teurer)
- Strafverfolgung (Heroin weniger Kosten)
- Opferschaden (Heroin weniger Kosten)
- Reisekosten (Heroin höher)

21
Q

Dijkgraaf et al. (2005): Schlussfolgerung

A

Die finanziellen Einsparungen und die stärkere Verbesserung der Lebensqualität in der Experimentalgruppe sprechen für eine Überlegenheit der HeGeBe

22
Q

Users’ Experiences of Heroin and Methadone Treatment

(Gourlay, Ricciardelli & Ridge, 2005): Hintergrund

A

> Qualitative Arbeit anhand ausführlicher Interviews mit 10 Versuchspersonen

> Wahrnehmung und Erleben von Methadonpatienten

> Erarbeitung von 3 Arten des Selbstkonzepts hinsichtlich der
Methadoneinnahme :

> Nicht abhängig (non-addict)
Funktional (functional)
Widersprüchlich (concurrent)

23
Q

Users’ Experiences of Heroin and Methadone Treatment

(Gourlay, Ricciardelli & Ridge, 2005): Ergebnisse

A

> Mehr Ressourcen und bessere soziale Beziehungen beim nicht- abhängigen und funktionalen Typ; diese wiederum helfen bei der Überwindung des Stigmas der Methadonbehandlung; ausserdem realistischere Erwartungen und Profitieren von der Methadonbehandlung.

> Der widersprüchliche Typ hingegen ist durch beschränkte Ressourcen, soziale Isolation und ein negatives Selbstkonzept charakterisiert. Die Methadoneinnahme wird ebenso als Abhängigkeit wahrgenommen und die Behandlung als stigmatisierend und entmächtigend empfunden. Für diese Patienten übersteigt der Schaden eher den Nutzen einer Methadonbehandlung.