Störungen des gastrointestinalen Systems Flashcards
(Volks-)Psychologie des Verdauungstraktes
• Beaumont (1833) findet an seinem Patienten mit geöffnetem Magen (Schussverletzung) Zusammenhänge zwischen der Konsistenz des Nahrungsbreis und der psychischen Verfassung
• Liebeskummer und ähnliche Dinge schlagen auf den
Magen
• „sich vor Angst in die Hose machen“
• Einen „nervösen“ Magen haben
• Der Magen „zieht sich zusammen“ oder „verkrampft“
• Das Magengeschwür als Folge von Stress
• Etwas (ein Ding, eine Entscheidung) macht Bauchweh
Diarrhoeal diseases / Störungen des gastrointestinalen Systems im DALYs
- Platz (2020) anstatt 2. Platz (1990) im rank order of leading causes of DALYs.
Häufigste Todesursachen in Deutschland 1999
- Ischämische Herzkrankheiten
- Schlaganfall
- Lungenkrebs
- !Dickdarm- und Mastdarmkrebs!
Ulkuskrankheiten
• Bisher (in der „klassischen“ Psychosomatik) wurden Ulkuserkrankungen als Modellfall einer psychische verursachten
Erkrankung gesehen
• Die Entdeckung des Helicobacter pylori hat dieses Ansicht
gründlich revidiert
• Allerdings:
- Es gibt einen geringen Prozentsatz von Patienten, bei denen trotz
erfolgreicher Helicobacter-Behandlung (Eradikation) die
Beschwerden bestehen bleiben
- Dagegen sind andere Personen trotz Helicobacter Infektion
vollständig symptomfrei (bis 60%)
Helicobacter pylori (bei Ulkuskrankheiten): was ist das?
- Helicobacter ist eine Gattung der Bakterien aus der Familie der
Helicobacteraceae . - Sie wird in gastrische und enterohepatische (bspw. H. hepaticus und H. bilis) Arten unterteilt.
- H. pylori ist ein gramnegatives, mikroaerophiles Bakterium und gilt
inzwischen als Hauptursache des Magen- und Zwölffinger-darmgeschwürs und als ein wesentlicher Risikofaktor für
das Magenkarzinom.
Helicobacter pylori: Heute vs früher
- Heute wird H. pylori für eine Reihe von Magenkrankheiten
verantwortlich gemacht, bei denen eine verstärkte Sekretion von
Magensäure auftritt. - Traditionelle Behandlungen gegen Entzündungen der Magenschleimhaut bestanden darin, entweder Mittel zu verabreichen, die die Magensäure neutralisierte, oder Medikamente, welche die Säureproduktion des Magens reduzierten.
- Heute wird zuerst untersucht, ob eine Infektion mit H. pylori vorliegt. Im Falle einer Infektion ist eine Behandlung zur Elimination des Bakteriums wirksam.
Magenschwür/Ulkus: Krankheitsentstehung
Das Bakterium (H.p) kann mittels des Enzyms Urease, das es an seiner Oberfläche anlagert, im sauren Magensaft überleben: Das Bakterium nistet sich in den Schleim ein, der die Magenschleimhaut vor Zerstörung schützt. Durch die Urease wird die Säure neutralisiert und es bildet sich eine Ammoniakwolke um das Bakterium. Es provoziert eine Immunantwort des Körpers. Da jedoch die Verteidigungszellen des Körpers in dem Schleim und in der saueren Umgebung des Magens nicht überleben können, zerfallen sie und geben giftige Substanzen in die Umgebung ab. Somit ist die Entzündung der Magenschleimhaut ein Prozess, der durch die ungenügende Reaktion des Körpers auf den H. pylori entsteht. Diese Reaktion kann zu einem Magengeschwür (sprich Ulcus) führen. Die Infektion mit dem Bakterium bedingt im Allgemeinen eine verstärkte Sekretion von Magensäure.
Definition Ulcus
- Beim Ulcus ventriculi handelt es sich um ein Magenwandgeschwür,
das sich meist an der Magenstrasse oder im Bereich des Pylorus
befindet. Zu Beginn der Behandlung ist das Geschwür rund und
begrenzt und beschränkt sich auf die Mukosa (Schleimhaut). Bei
längerem Bestehen dringt es tiefer vor. - Epigastrische Schmerzen, Sodbrennen und Erbrechen von saurem Mageninhalt, Druck und Völlegefühl nach Mahlzeiten. Gelegentlich kommt es zum Auftreten von Blutungen (Teerstuhl)
- Das Ulcus duodeni ist ein Zwölffingerdarmgeschwür.
Nüchternschmerz, Nabelbereich bis in den Rücken ausstrahlend
Die Symptome können sich überlappen!
Definition Stressulkus
• Das akute Stressulkus tritt häufig nach schweren Verletzungen,
chirurgischen Interventionen bzw. während intensivmedizinischer
Versorgung auf.
• Es kommt ohne Vorgeschichte zu einem akuten Krankheitsverlauf
mit schwersten Komplikationen (Blutungen, Perforation) in die
Bauchhöhle mit anschliessender Bauchfellentzündung oder
Penetration benachbarter Organe
Ulkus: Epidemiologie
- Prävalenz des Ulcus ventriculi: 0.2% - 0.3%. Mit dem Alter zunehmend, max. mit 60-65 Jahren.
- Männer und Frauen gleich betroffen.
- Prävalenz des Ulcus duodeni 1.4%, das Erkrankungsmaximum bei 75 bis 79 Jahren.
- Männer 3.5 mal grösseres Risiko.
Ulkus: Ätiologie und Pathogenese
- Helicobacter Besiedlung
- Hyper- oder Hypoazidität des Magensaftes
- Mangeldurchblutung der Magenschleimhaut (z.B. durch Rauchen)
- Medikamente (Azetylsalizylsäure —> Aspirin®)
- Motilitätsstörung (verzögerte oder beschleunigte Magenentleerung)
Psychosoziale Untersuchungsergebnisse
• Es gibt keinen Zusammenhang zwischen „Persönlichkeit“ und
Ulkuserkrankung
• Ulkuserkrankungen gehen mit veränderten sozialen Situationen,
besonders Isolation einher.
• Allgemein sind psychosoziale Belastungsfaktoren (Emigration,
Arbeitsverlust etc.) korreliert, allerdings nicht spezifisch für Ulcus. So
sind auch funktionelle Magen-Darm-Beschwerden oder chronisch
entzündliche Darmerkrankungen mit diesen Stressoren assoziiert.
Welche Rolle haben psychische Faktoren im Zusammenhang mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen?
- Allgemein sind psychosoziale Belastungsfaktoren (Emigration,
Arbeitsverlust etc.) korreliert
Ulkus: Diagnostik und medizinische Therapie
A) Diagnostik
• Gastroskopie (Magenspiegelung)
• Radiologische Untersuchung (beide vor allem zum Ausschluss von
Magenkarzinomen)
B) Medizinische Therapie
> Sehr hohe Spontanheilung beim Ulcus duodeni (4-6 Wochen)
> Unterstützung der Selbstheilung durch:
— Vermeidung aggressiver Substanzen wie Akohol, Nikotin und
Medikamenten
— Diätische Massnahmen
— Medikamente wie:
- Antazida
- Anticholinergica
- Histamin-H2-Rezeptoren-Blocker
- Wismuthpräparate in Kombination mit Antibiotika (hilft gegen
Helicobacter pylori)
Ulkus: Verhaltensmedizinische Therapie
• Indiziert bei chronisch rezidivierenden Zuständen, die trotz
Helicobacter-Eradikation nicht kontrolliert werden können
• Mangelnde Compliance des Patienten (bez. Diätempfehlungen,
Medikamenteneinnahme)
• Stressbewältigungstraining (unspezifisch)
Weshalb kann eine psychologische Intervention bei Ulkuserkrankungen sinnvoll sein?
• Indiziert bei chronisch rezidivierenden Zuständen, die trotz
Helicobacter-Eradikation nicht kontrolliert werden können
• bei Mangelnde Compliance des Patienten (bez. Diätempfehlungen,
Medikamenteneinnahme) Verhalten verändern
• Stressbewältigungstraining (unspezifisch)
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa —> CED): Auftrene + Verlauf
• Erstes Auftreten bereits in Kindheit oder Jugend
• Unheilbarere Zustand, der mit Medikamenten nur zeitweise
aufgehalten werden kann
Morbus Crohn: was ist das? wie tretet es auf?
= Chronisch entzündliche Darmerkrankung, die mit rezidivierenden
akuten Schüben einhergeht und alle Abschnitte des Gastrointestinaltrakts betreffen kann, hauptsächlich jedoch im Übergang von Dünn- zu Dickdarm.
- Die Entzündungen treten bei Morbus Crohn in der Regel in umrissenen Abschnitten auf, betreffen alle Schichten der Darmwand
und führen zu Bildung von Abszessen und Fisteln. Dabei kann es zu
Verklebungen zwischen Darmschlingen kommen, in deren Folgen
sich Stenosen (Verengungen) bilden, die zum Darmverschluss führen können.
Colitis Ulcerosa: was ist es? wie kommt es dazu?
= Chronisch entzündliche Darmerkrankung, die mit rezidivierenden
akuten Schüben einhergeht, aber nur Abschnitte des Dickdarms
betreffen.
- Es kommt zu Entzündungen der Dickdarmschleimhaut in Form von
flächigen Geschwüren und in der Folge zur Ausbildung von Polypen. - Die Geschwüre erfassen im Gegensatz zu Morbus Crohn nur die
Schleimhaut und es kommt zu blutigen Veränderungen und einer
erhöhten Verletzung der Darmwand.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Epidemiologie, Ätiologie + Pathogenese
- Die Erstdiagnose chronisch entzündliche Darmerkrankung wird in der Regel zwischen dem 15. Und 30. Lebensjahr gestellt.
- Inzidenz: 3-5.3 und die Prävalenz 36 / 100‘000 Einwohner
Keine oder nur geringe Geschlechtsunterschiede, Colitis ulcerosa mehr Frauen und generell leicht höhere Prävalenz (40-177 / 100‘000). - Ätiologie und Pathogenese:
- Ätiologie unbekannt –> multifaktorielles Geschehen mit
abnormen immunologischen Prozessen, Ernährungseinflüsse,
Pharmazeutika, Nikotin. - Bei Rauchern erhöhtes Risiko für Morbus Crohn (1,8 - 4fach),
aber auch Genetik
- Ätiologie unbekannt –> multifaktorielles Geschehen mit