Störungen des gastrointestinalen Systems Flashcards

1
Q

(Volks-)Psychologie des Verdauungstraktes

A

• Beaumont (1833) findet an seinem Patienten mit geöffnetem Magen (Schussverletzung) Zusammenhänge zwischen der Konsistenz des Nahrungsbreis und der psychischen Verfassung
• Liebeskummer und ähnliche Dinge schlagen auf den
Magen
• „sich vor Angst in die Hose machen“
• Einen „nervösen“ Magen haben
• Der Magen „zieht sich zusammen“ oder „verkrampft“
• Das Magengeschwür als Folge von Stress
• Etwas (ein Ding, eine Entscheidung) macht Bauchweh

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2
Q

Diarrhoeal diseases / Störungen des gastrointestinalen Systems im DALYs

A
  1. Platz (2020) anstatt 2. Platz (1990) im rank order of leading causes of DALYs.
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3
Q

Häufigste Todesursachen in Deutschland 1999

A
  • Ischämische Herzkrankheiten
  • Schlaganfall
  • Lungenkrebs
  • !Dickdarm- und Mastdarmkrebs!
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4
Q

Ulkuskrankheiten

A

• Bisher (in der „klassischen“ Psychosomatik) wurden Ulkuserkrankungen als Modellfall einer psychische verursachten
Erkrankung gesehen
• Die Entdeckung des Helicobacter pylori hat dieses Ansicht
gründlich revidiert
• Allerdings:
- Es gibt einen geringen Prozentsatz von Patienten, bei denen trotz
erfolgreicher Helicobacter-Behandlung (Eradikation) die
Beschwerden bestehen bleiben
- Dagegen sind andere Personen trotz Helicobacter Infektion
vollständig symptomfrei (bis 60%)

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5
Q

Helicobacter pylori (bei Ulkuskrankheiten): was ist das?

A
  • Helicobacter ist eine Gattung der Bakterien aus der Familie der
    Helicobacteraceae .
  • Sie wird in gastrische und enterohepatische (bspw. H. hepaticus und H. bilis) Arten unterteilt.
  • H. pylori ist ein gramnegatives, mikroaerophiles Bakterium und gilt
    inzwischen als Hauptursache des Magen- und Zwölffinger-darmgeschwürs und als ein wesentlicher Risikofaktor für
    das Magenkarzinom.
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6
Q

Helicobacter pylori: Heute vs früher

A
  • Heute wird H. pylori für eine Reihe von Magenkrankheiten
    verantwortlich gemacht, bei denen eine verstärkte Sekretion von
    Magensäure auftritt.
  • Traditionelle Behandlungen gegen Entzündungen der Magenschleimhaut bestanden darin, entweder Mittel zu verabreichen, die die Magensäure neutralisierte, oder Medikamente, welche die Säureproduktion des Magens reduzierten.
  • Heute wird zuerst untersucht, ob eine Infektion mit H. pylori vorliegt. Im Falle einer Infektion ist eine Behandlung zur Elimination des Bakteriums wirksam.
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7
Q

Magenschwür/Ulkus: Krankheitsentstehung

A

Das Bakterium (H.p) kann mittels des Enzyms Urease, das es an seiner Oberfläche anlagert, im sauren Magensaft überleben: Das Bakterium nistet sich in den Schleim ein, der die Magenschleimhaut vor Zerstörung schützt. Durch die Urease wird die Säure neutralisiert und es bildet sich eine Ammoniakwolke um das Bakterium. Es provoziert eine Immunantwort des Körpers. Da jedoch die Verteidigungszellen des Körpers in dem Schleim und in der saueren Umgebung des Magens nicht überleben können, zerfallen sie und geben giftige Substanzen in die Umgebung ab. Somit ist die Entzündung der Magenschleimhaut ein Prozess, der durch die ungenügende Reaktion des Körpers auf den H. pylori entsteht. Diese Reaktion kann zu einem Magengeschwür (sprich Ulcus) führen. Die Infektion mit dem Bakterium bedingt im Allgemeinen eine verstärkte Sekretion von Magensäure.

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8
Q

Definition Ulcus

A
  • Beim Ulcus ventriculi handelt es sich um ein Magenwandgeschwür,
    das sich meist an der Magenstrasse oder im Bereich des Pylorus
    befindet. Zu Beginn der Behandlung ist das Geschwür rund und
    begrenzt und beschränkt sich auf die Mukosa (Schleimhaut). Bei
    längerem Bestehen dringt es tiefer vor.
  • Epigastrische Schmerzen, Sodbrennen und Erbrechen von saurem Mageninhalt, Druck und Völlegefühl nach Mahlzeiten. Gelegentlich kommt es zum Auftreten von Blutungen (Teerstuhl)
  • Das Ulcus duodeni ist ein Zwölffingerdarmgeschwür.
    Nüchternschmerz, Nabelbereich bis in den Rücken ausstrahlend
    Die Symptome können sich überlappen!
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9
Q

Definition Stressulkus

A

• Das akute Stressulkus tritt häufig nach schweren Verletzungen,
chirurgischen Interventionen bzw. während intensivmedizinischer
Versorgung auf.
• Es kommt ohne Vorgeschichte zu einem akuten Krankheitsverlauf
mit schwersten Komplikationen (Blutungen, Perforation) in die
Bauchhöhle mit anschliessender Bauchfellentzündung oder
Penetration benachbarter Organe

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10
Q

Ulkus: Epidemiologie

A
  • Prävalenz des Ulcus ventriculi: 0.2% - 0.3%. Mit dem Alter zunehmend, max. mit 60-65 Jahren.
  • Männer und Frauen gleich betroffen.
  • Prävalenz des Ulcus duodeni 1.4%, das Erkrankungsmaximum bei 75 bis 79 Jahren.
  • Männer 3.5 mal grösseres Risiko.
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11
Q

Ulkus: Ätiologie und Pathogenese

A
  • Helicobacter Besiedlung
  • Hyper- oder Hypoazidität des Magensaftes
  • Mangeldurchblutung der Magenschleimhaut (z.B. durch Rauchen)
  • Medikamente (Azetylsalizylsäure —> Aspirin®)
  • Motilitätsstörung (verzögerte oder beschleunigte Magenentleerung)
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12
Q

Psychosoziale Untersuchungsergebnisse

A

• Es gibt keinen Zusammenhang zwischen „Persönlichkeit“ und
Ulkuserkrankung
• Ulkuserkrankungen gehen mit veränderten sozialen Situationen,
besonders Isolation einher.
• Allgemein sind psychosoziale Belastungsfaktoren (Emigration,
Arbeitsverlust etc.) korreliert, allerdings nicht spezifisch für Ulcus. So
sind auch funktionelle Magen-Darm-Beschwerden oder chronisch
entzündliche Darmerkrankungen mit diesen Stressoren assoziiert.

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13
Q

Welche Rolle haben psychische Faktoren im Zusammenhang mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen?

A
  • Allgemein sind psychosoziale Belastungsfaktoren (Emigration,
    Arbeitsverlust etc.) korreliert
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14
Q

Ulkus: Diagnostik und medizinische Therapie

A

A) Diagnostik
• Gastroskopie (Magenspiegelung)
• Radiologische Untersuchung (beide vor allem zum Ausschluss von
Magenkarzinomen)

B) Medizinische Therapie
> Sehr hohe Spontanheilung beim Ulcus duodeni (4-6 Wochen)
> Unterstützung der Selbstheilung durch:
— Vermeidung aggressiver Substanzen wie Akohol, Nikotin und
Medikamenten
— Diätische Massnahmen
— Medikamente wie:
- Antazida
- Anticholinergica
- Histamin-H2-Rezeptoren-Blocker
- Wismuthpräparate in Kombination mit Antibiotika (hilft gegen
Helicobacter pylori)

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15
Q

Ulkus: Verhaltensmedizinische Therapie

A

• Indiziert bei chronisch rezidivierenden Zuständen, die trotz
Helicobacter-Eradikation nicht kontrolliert werden können
• Mangelnde Compliance des Patienten (bez. Diätempfehlungen,
Medikamenteneinnahme)
• Stressbewältigungstraining (unspezifisch)

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16
Q

Weshalb kann eine psychologische Intervention bei Ulkuserkrankungen sinnvoll sein?

A

• Indiziert bei chronisch rezidivierenden Zuständen, die trotz
Helicobacter-Eradikation nicht kontrolliert werden können
• bei Mangelnde Compliance des Patienten (bez. Diätempfehlungen,
Medikamenteneinnahme) Verhalten verändern
• Stressbewältigungstraining (unspezifisch)

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17
Q

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa —> CED): Auftrene + Verlauf

A

• Erstes Auftreten bereits in Kindheit oder Jugend
• Unheilbarere Zustand, der mit Medikamenten nur zeitweise
aufgehalten werden kann

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18
Q

Morbus Crohn: was ist das? wie tretet es auf?

A

= Chronisch entzündliche Darmerkrankung, die mit rezidivierenden
akuten Schüben einhergeht und alle Abschnitte des Gastrointestinaltrakts betreffen kann, hauptsächlich jedoch im Übergang von Dünn- zu Dickdarm.

  • Die Entzündungen treten bei Morbus Crohn in der Regel in umrissenen Abschnitten auf, betreffen alle Schichten der Darmwand
    und führen zu Bildung von Abszessen und Fisteln. Dabei kann es zu
    Verklebungen zwischen Darmschlingen kommen, in deren Folgen
    sich Stenosen (Verengungen) bilden, die zum Darmverschluss führen können.
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19
Q

Colitis Ulcerosa: was ist es? wie kommt es dazu?

A

= Chronisch entzündliche Darmerkrankung, die mit rezidivierenden
akuten Schüben einhergeht, aber nur Abschnitte des Dickdarms
betreffen.

  • Es kommt zu Entzündungen der Dickdarmschleimhaut in Form von
    flächigen Geschwüren und in der Folge zur Ausbildung von Polypen.
  • Die Geschwüre erfassen im Gegensatz zu Morbus Crohn nur die
    Schleimhaut und es kommt zu blutigen Veränderungen und einer
    erhöhten Verletzung der Darmwand.
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20
Q

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Epidemiologie, Ätiologie + Pathogenese

A
  • Die Erstdiagnose chronisch entzündliche Darmerkrankung wird in der Regel zwischen dem 15. Und 30. Lebensjahr gestellt.
  • Inzidenz: 3-5.3 und die Prävalenz 36 / 100‘000 Einwohner
    Keine oder nur geringe Geschlechtsunterschiede, Colitis ulcerosa mehr Frauen und generell leicht höhere Prävalenz (40-177 / 100‘000).
  • Ätiologie und Pathogenese:
    • Ätiologie unbekannt –> multifaktorielles Geschehen mit
      abnormen immunologischen Prozessen, Ernährungseinflüsse,
      Pharmazeutika, Nikotin.
    • Bei Rauchern erhöhtes Risiko für Morbus Crohn (1,8 - 4fach),
      aber auch Genetik
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21
Q

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED): Psychosoziale Faktoren

A
  • In Studien: Patienten wurden als ängstlich, emotional unreif, abhängig, unfähig, Ärger auszudrücken, depressiv, zwanghaft, neurotisch, gehemmt, introvertiert, leugnend oder aggressionslos
    beschrieben (…)
  • Wenig spezifisch für Morbus Crohn (ähnlich wie bei Reizdarmsyndrom)
  • Da CED weitreichende Auswirkungen auf Umgebung und Familie hat (Rückzug des Jugendlichen, Rückbindung an Eltern) sind sekundäre Auswirkungen wohl oft die Folge, nicht die Ursache psychischer Störungen oder Veränderungen!
22
Q

Stress und Kritische Lebensereignisse

A
  • Die Befunde zum Zusammenhang zwischen Stress und
    Krankheitsgenese oder Rezidiv sind uneinheitlich.
  • Wichtiger prädiktiver Faktor ist Bewältigung (Coping )_
    Problem: aktives Coping und Compliance nimmt ab bei langem chronischen Verlauf, weil letzterer mit depressivem Verarbeitungsstil gekoppelt ist
    –> chronische Erkrankung = Inkongruenz
    –> erhöht Vulnerabilität für psychische Störungen
23
Q

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Diagnostik + Differentialdiagnose

A

A) Diagnostik
- Untersuchung des Blutbildes (Leukozytose, Anämie etc)
- Endoskopische Untersuchungen
- Morbus Crohn: Stenosen, Fisteln
- Colitis ulcerosa: Vulnerabilität der Mukosa mit Ulzeration und
Kryptenabzessen

  • B) Differentialdiagnose
  • Infektiöse Ursachen (Bakterien, Pilze, Viren), Karzinome, Darmtuberkulose.
  • Bei Morbus Crohn können in der Folge Wachstumsstörungen bei Kindern auftreten, aber auch weitere Komplikationen wie Perforationen, Blutungen Obstruktionen und Melanome.
24
Q

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Medizinische Therapie

A
  • Weil Ätiologie ungeklärt, reduziert sich Intervention auf die Reduktion der Immun- und Entzündungsreaktion mittels Kortikoidsteroiden.
  • Bei Morbus Crohn langfristig nur bei 44% eine länger anhaltende Remission.
  • Ernährung auf „Astronautenkost“ (enterale Diät)
  • Chirurgische Eingriffe: allerdings hohe Rezidivrate und vielfach infolge Anlage eines Anus praeter.
25
Q

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Verhaltensmedizinische Therapie

A
  • Verhaltensmedizinische resp. kombinierte internistische und psychotherapeutischen Therapien zielen auf eine Verbesserung der Krankheitsverarbeitung zur Verbesserung des Umgangs (Coping) mit der Krankheit und deren Folgen.
- Multimodaler Ansatz:
• Support (emotionale Unterstützung)
• Entspannungsübungen und Training
• Physiotherapeutische Behandlung
• Konzentrative Bewegungstherapie
• Stützende Psychotherapie
• Musiktherapie

–> Eine Cochrane Review fand keine Hinweise auf einen (psycho-)
therapeutischen Effekt hinsichtlich CED!

26
Q

Indikation für psychologische Therapie

A

• Eine gestörte Arzt-Patientenbeziehung
• Mangelnde Compliance
• Fehlende Coping-, resp. Bewältigungsfertigkeiten
• Diskrepanz zwischen körperlichem Zustand und psychischem Befinden, ohne nachweisbares Rezidiv
• Phobische Reaktionen nach Durchfallepisoden und/oder Angststörungen
• Ein nachweisbarer Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und nachfolgender klinischer Verschlechterung
Da es sich um eine schwere, rezidivierende Krankheit handelt, wird vom Patienten eine hohe Anpassungsfähigkeit gefordert à diese kann durch psychologische Therapie unterstützt werden.

27
Q

Stress und das gastrointestinale Sytem

A
  • Oft haben funktionelle Darmerkrankungen wie das Reizdarmsyndrom (Durchfälle, Schmerzen, Schluckstörungen) eine „Stress-Komponente“.
  • Motilität
    Unter gastrointestinaler Motilität versteht man die Eigenbewegungen des Verdauungstraktes, die für die Durchmischung und den Transport des Nahrungsbreis sorgen und damit eine wesentliche Voraussetzung für die Sekretion und Absorbtion in den verschiedenen Abschnitten des gastrointestinalen Systems schaffen.
  • Stress wirkt via den Sympathikus hemmend auf die Verdauung: So kann Prüfungsstress mit starken Durchfällen einhergehen, die auf die Hemmung der Motilität durch sympathische Aktivierung zurückzuführen ist.
  • Stress wirkt auf den Magen inhibitatorisch, auf die ösophageale
    Motilität exzitatorisch
28
Q

Speicherung und Verarbeitung des Speisebreis im Magen

A

Potentialwellen im Magen und Duodenum.
Der proximale Magen ist ohne Potentialwellen tonisch kontrahiert. Von der Schrittmacherregion aus wandern „slow waves“ mit einer Frequenz von 3-4 min nach unten. Im Duodenum haben die slow waves eine Frequenz von 12/min.

29
Q

Magensaft

A

Die Magenschleimhaut produziert täglich 2-3l Magensaft.
Die oberflächlich gelegenen Epithelzellen produzieren den
Magenschleim, die tiefergelegenen z.T. Salzsäure, z.T. Pepsinogen, und Hormone (vor allem Gastrin).

30
Q

Bei welchen Erkrankungen des gastrointestinalen Traktes spielt das
Gesundheitsverhalten eine besondere Rolle?

A
31
Q

Wie ist das Reizdarmsyndrom definiert?

A

Das Reizdarmsyndrom kann viele unterschiedliche Symptome auslösen. Am häufigsten klagen die Patienten über unbestimmte Bauchschmerzen sowie ein Gefühl des Unwohlseins. Aber auch Stuhlunregelmäßigkeiten mit Verstopfung oder Durchfall sowie Blähungen und Völlegefühl sind typisch.

Gemäss den „Rom-Kriterien“ folgende Symptome mindestens drei
Monate dauerhaft oder wiederkehrend:
• Unterbauchschmerzen, die bei Stuhlgang nachlassen oder mit einer Änderung der Stuhlfrequenz oder Konsistenz verbunden sind
• Eine gestörte Defäktion in mindestens 25% der Fälle, wobei
mindestens 2 der folgenden Symptome auftreten:
• Veränderte Stuhlfrequenz
• Veränderte Stuhlkonsistenz
• Veränderte Stuhlpassage (Pressen, Gefühl der Dringlichkeit, Gefühl der unvollständigen Entlehrung)
• Schleimhautauflagerungen auf dem Stuhl, häufig begleitet von Blähungen

  • Epidemiologie: 14-18%, Frauen doppelt so oft betroffen
32
Q
A

Gemäss den „Rom-Kriterien“ folgende Symptome mindestens drei
Monate dauerhaft oder wiederkehrend:
• Unterbauchschmerzen, die bei Stuhlgang nachlassen oder mit
einer Änderung der Stuhlfrequenz oder Konsistenz verbunden sind
• Eine gestörte Defäktion in mindestens 25% der Fälle, wobei
mindestens 2 der folgenden Symptome auftreten:
• Veränderte Stuhlfrequenz
• Veränderte Stuhlkonsistenz
• Veränderte Stuhlpassage (Pressen, Gefühl der Dringlichkeit, Gefühl der
unvollständigen Entlehrung)
• Schleimhautauflagerungen auf dem Stuhl, häufig begleitet von Blähungen
Epidemiologie: 14-18%, Frauen doppelt so oft betroffen

33
Q

Was sind funktionelle Darmerkrankungen?

A

Funktionellen Darmstörungen sprechen wir, wenn Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Blähungen und/oder Entleerungsstörungen über einen längeren Zeitraum bestehen, ohne dass nach sorgfältiger und vollständiger Untersuchung eine Ursache gefunden werden konnte und wichtige Erkrankungen mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen wurden. Dabei können die Beschwerden in allen Kombinationen und wechselnder Intensität auftreten. In aller Regel kommt es zu keinen Alarmsignalen wie Blutabgang, Fieber, Gewichtsverlust oder stärksten Schmerzen mit Reizzustand des Bauchfells („harter Bauch“). Es handelt sich also um eine sog. Ausschlussdiagnose, geläufig ist hier der Begriff des Reizdarmsyndroms.

34
Q

Welche Rolle kommt dem Stress zu bei funktionellen Störungen der
Verdauung?

A

Oft haben funktionelle Darmerkrankungen wie das Reizdarmsyndrom (Durchfälle, Schmerzen, Schluckstörungen) eine „Stress-Komponente“.

Motilität
Unter gastrointestinaler Motilität versteht man die Eigenbewegungen des Verdauungstraktes, die für die Durchmischung und den Transport des Nahrungsbreis sorgen und damit eine wesentliche Voraussetzung für die Sekretion und Absorbtion in den verschiedenen Abschnitten des gastrointestinalen Systems schaffen. Stress wirkt via den Sympathikus hemmend auf die Verdauung: So kann Prüfungsstress
mit starken Durchfällen einhergehen, die auf die Hemmung der Motilität durch sympathische Aktivierung zurückzuführen ist.
Stress wirkt auf den Magen inhibitatorisch, auf die ösophageale
Motilität exzitatorisch

35
Q

Die cephalische Phase

A

• Schon die Vorstellung, der Anblick oder Geruch von
Nahrung führt zu Magensaftsekretion
• (bedingter oder konditionierter Reflex, Pavlov)
• Die Durchschneidung des Nervus vagus verhindert die cephalische Magensekretion (also den konditionierten Reflex)
• Die Impulse des N. vagus in die parasympathischen Nervenfasern
lösen Acetylcholin aus, die wiederum die HCL-Sekretion, aber auch
Gastrin und über die Mastzellen Histamin in der Magenschleimhaut
freisetzen.

36
Q

Die gastrale Phase

A

• Die Dehnung des Magens wird über Mechanosensoren registriert
und löst weitere Magensaftsekretion aus
• Der Reflexweg verläuft über den N. vagus und über das neuronale
Netzwerk in der Magenwand ab.
• Verdauungsprodukte wie Aminosäuren, aber auch Reizstoffe wie
Alkohol oder Nikotin können zur Freisetzung von Gastrin führen

37
Q

Die intestinale Phase

A

• Auch die Mechano- und Chemosensoren des oberen Dünndarms
können nerval und humoral Einfluss auf die Magensaftsekretion
ausüben
• Ein Geschwür tritt stets an den Grenzflächen zwischen verschiedenen Schleimhäuten auf, beim Zwölffingerdarmgeschwür scheint eine erhöhte Acidität zu einer Erosion und Perforation der Schleimhäute beizutragen.

38
Q

Dünndarm: Struktur

A

Aufbau und Wand des Dünndarms aus

Schleimhaut (Mucosa), Bindegewebsschicht (Submucosa), Längs-und Ringmuskulatur und den Anteilen des Darmnervensystems.

39
Q

Verdauung und Reserption der Nahrungsstoffe im Dünndarm

A

A: Verdauung von Kohlehydraten (Beginn im Mund)
B: Verdauung von Fetten
C: Verdauung von Eiweissen

40
Q

Der Magen und seine Mikroorganismen

A

Der Magen wird durch etwa 1013 bis 1014 Mikroorganismen bevölkert, das sind ca. 10 mal mehr als körpereigenen Zellen und umfassen ca. 150 mal mehr Gene als unser eigenes Genom. Insgesamt besteht der Magen eines erwachsenen Menschen aus ca. 1000 verschiedenen Arten und 7000 Unterarten.
Die Magenumgebung besteht hauptsächlich aus Bakterien (anaerobe), aber auch aus Viren, Protozoen (Urtierchen, Einzeller), Archaeen (Urbakterien) sowie Pilzen. –> unser Magen ist ein Biotop

41
Q

Interaktion Hirn-Magen

A

Psychologischer Stress kann die Durchlässigkeit der Magenwand
beeinflussen und so Bakterien und bakteriellen Antigenen ermöglichen körpereigene Regionen zu erreichen. Damit wird eine mukosale Immunreaktion angeregt, die wiederum inflammatorische Cytokine aktiviert und so möglicherweise auch die HPA weiter beeinflusst.

42
Q

Reizdarm: Psychosoziale Faktoren

A

• Untersuchungen zeigen, dass Reizdarmpatienten insgesamt mehr
psychische Störungen oder Auffälligkeiten aufweisen als die
Normalbevölkerung.
• Sie sind ängstlicher und depressiver als gesunde Probanden, es
gibt aber keine Hinweise auf eine „Reizdarmpersönlichkeit“.
• Das Reizdarmsyndrom wird hingegen mit einer Häufung kritischer
Lebensereignisse in Zusammenhang gebracht (Stermer etal., 1991:
erhöhte Inzidenz von funktionellen Beschwerden und Dyspepsie bei
Holocaust-Überlebenden)
• Körperlicher oder sexueller Missbrauch wird ebenfalls diskutiert.

43
Q

A) Normale Bedingungen vs. B) Stress bez.“Dysbiosis”

A

A)

  • normal gut physiology
  • stable intestinal microbiota
  • stable environment
  • physiological or controlled inflammation

B)

  • abnormal gut physiology
  • altered bacterial composition
  • unstable environment
  • increment in physiological inflammation without tissue damage
44
Q

Wird das Gehirn (Stressreaktion) durch Mikroorganismen im Magen beeinflusst?

A

In steriler Umgebung (Germ Free) aufgezogenen Mäusezeigen eine stärkere Stressreaktion (ACTH) als Mäuse in normaler Umgebung.

45
Q

„Funktionelle Darmerkrankung“: Diagnostisches Vorgehen

A
1. Medizinische Diagnostik
• Anamnese
• Körperliche Untersuchung
• Labor
• Sonographie
• Endoskopie
• Röntgenuntersuchung
• Gastrointestinale Funktionsuntersuchung
  1. Erweiterte Anamnese
    • Tagebuch
    • Systematisierte Befragung
  2. Psychologische Diagnostik
    • Diagnostisches Interview
    • Psychometrische Testverfahren
46
Q

„Funktionelle Darmerkrankung“: Verhaltensmedizinische Therapie

A

Die Diagnose „funktionelle Darmerkrankung“ per se ist keine
Indikation für eine Psychotherapie!
• Reduktion von Angst und depressiven Symptomen
• Verbesserung von Bewältigungsstrategien (Coping) vor allem für
Alltagskonflikte
• Stressmanagement
• Entspannung und
• Schmerzbewältigung

47
Q

Inkontinenz: Epidemiologie

A
  • Über alle Altersgruppen und Geschlechter ca. 5%
  • Mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit zu.
  • Prävalenz für anale Inkontinenz in der Gruppe der 30-64-jährigen:
    1.5%
  • Bei den 65-90-jährigen 3.7%.
  • Teilweise auch höhere Angaben bis zu 15-20%, Frauen stärker
    betroffen.
48
Q

Inkontinenz (Diagnostik)

A

Platzierung einer Ballonsonde im Anorektum. An der Ballonsonde ist
ein Manometriekatheder befestigt, das die Druckverhältnisse im
Analkanal weiterleitet. Eine Ableitung zeichnet die Druckverhältnisse auf. Beim Anspannen der Verschlussmuskulatur (M.Sphincter ani interius und M. Sphincter ani externus) zeigt sich eine deutliche Druckzunahme auf allen Kanälen

49
Q

Inkontinenz: Therapie

A

Einfache Feedback-Vorrichtung zur Kontrolle der

Verschlussmuskulatur mit einer transkutanen EMG-Sonde

50
Q

Unter welchen Bedingungen ist ein anorektales Biofeedbacktraining sinnvoll?

A