Chronischer Schmerz Flashcards
Was ist Schmerz?
- „Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis,
- das mit aktueller /potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist
- oder mit den Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben
wird.“
= Definition der International Association for the Study of Pain (IASP)
Die verhaltensmedizinische Perspektive von Schmerz
- Schmerz ist eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung, die mit tatsächlicher/potenzieller Gewebeschädigung
zsmhängt / in den Worten einer solchen beschrieben wird. - Schmerz ist ein multidimensionales Phänomen, das von afferenten
und efferenten Faktoren auf der Ebene des Rückenmarks moduliert
wird und neben der sensorische-diskriminativen auch eine
motivational-affektive und eine kognitiv-bewertende Komponente hat.
Schmerzstörung (auch somatoforme Schmerzstörung): Definition
A. Schmerzen, die klinisch bedeutsam beinträchtigen
B. Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und anderen wichtigen
Funktionsbereichen
C. Psychische Faktoren spielen eine wichtige Rolle für Beginn,
Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung
D. Schmerzen werden nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht
- Schmerzstörung in Verbindung mit psychischen Faktoren
- Schmerzstörung in Verbindung mit sowohl psychischen Faktoren
wie einem medizinischen Krankheitsfaktor
- Schmerzstörung in Verbindung mit medizinischen
Krankheitsfaktoren
Schmerzstörungen: Komorbiditäten
- Depressive Störungen
- Angststörungen
- Somatoforme Störungen
- Störungen durch Substanzkonsum
- Persönlichkeitsstörungen
Spannungskopfschmerz: Charakteristika + Auslöser
A) Charakteristika: • immer beidseitig • wie ein enges Band um den Kopf • dumpf - drückend • keine Übelkeit oder Sehstörungen • 30 min bis mehrere Tage
B) Auslöser (unvollständig): • Schlafmangel • Wetterwechsel • Stress, psychische Belastung • Sehschwäche • physische Belastung
Migräne: Charakteristika
- pulsierend, pochend
- häufig einseitig
- oft Übelkeit, Erbrechen
- Licht- und Lärmempfindlichkeit
- häufig verschiedene Stadien
Schmerz: Kulturhistorische Perspektive - Schmerz und deren Ursachen
A) Vorzeit:
Ursache: mechanisch, wenn äusserlich sichtbar oder Besessenheit durch Geister/ Dämonen, wenn innerliche Schmerzen
B) Antike
Ursache: Schmerz = Ausdruck von Krankheit, Dyskrasie, Entzündung
C) Mittelalter
Ursache: Christentum: Leiden ist Gott gewollt, Schmerz entsteht als
Strafe für Versündigung
D) Renaissance / Neuzeit
Ursache: Kriegsverletzungen (durch Schwerter, Äxte, Schusswaffen)
E) 18. JH
Ursache: Versteifungen, Krämpfe, energetisches Ungleichgewicht
F) 19. JH
Ursache: Physiologische Grundlagen werden erforscht
Kulturhistorische Perspektive: Antike - Dyskrasie
Dyskrasie: Ungleichgewicht der Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe
und schwarze Galle
Transkulturelle Aspekte des Schmerzerlebens: Das „Mamma Mia-Syndrom“
= Südländer empfinden Schmerzreize stärker als Nordländer
Schmerzerleben: Verhaltensantworten und Normen - Verhalten vs. Eigene Empfindungen
Das Schmerzverhalten spiegelt oft nicht die innere Wirklichkeit des
Schmerzleidenden, sondern ist an den jeweils gültigen Normen der Kultur orientiert!
- „Tränen als Ventil des leidenden Körpers, solange der Schmerz anhält.“ (Italien)
- „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ (Deutschland)
- „Between Death and Shame Death has the greater beauty.“
- (Baribas)
- „Das Zeigen von Schmerz beeinflusst ihn nicht.“ (Irland)
- „Offenes Zeigen von Emotionen ist zu vermeiden, auch wenn diese schmerzbedingt sind.“ (China)
Transkulturelle Aspekte: Unterschiedliche Determinanten des Schmerzerlebens
- Ätiologische Vorstellungen (Bedeutungsgehalt für den Schmerzleidenden)
- Ursachen (externe/interne)
- Innere Konflikte (speziell Entwurzelung)
- Sünde vs. Interdependente Schmerzgenese
Physiologie des Schmerzes: Descartes‘ Vorstellung
= Schmerz wird von der Peripherie ins Zentrum geleitet
Glockenzug-Metapher:
- Schmerzreiz (z.B. Feuer = Ziehen des Glockenzuges)
- Schmerzwahrnehmung in der Zirbeldrüse im Gehirn (= Läuten der
Glocke).
Was ist ein Nocizeptor?
= Die spezialisierten Schmerzsensoren
• Nozizeptoren sind periphere, freie Nervenendigungen sensibler Neurone
• Man unterscheidet zwei Typen freier Nervenendigungen:
- Aδ-Fasern
- C-Fasern
• Erregung der Nozizeptoren durch:
- Mechanische Reize
- Thermische Reize
- Chemische Mediatoren (Bradykinin, Serotonin, Histamin,
Prostaglandine, H+-Ionen, K+-Ionen, Leukotriene)
Welche Signale sendet eine C-Faser ins Gehirn? Wie fühlt sich die die Erregung einer Aδ-Faser an?
• Aδ-Faser: Afferenzen für Temperatur, Schmerz, tiefe
Druckempfindlichkeit, Gelenkstellung
➜ scharfer, stechender, gut lokalisierbarer Schmerz, Jucken
• C-Faser: Afferenzen für Temperatur, Schmerz, Jucken, diffuse, taktile Empfindung von Haut und Eingeweiden
➜ dumpfer, brennender Schmerz
3 Stufen der Schmerzverarbeitung
- werden zentral bearbeitet; über Rückemarkt weitergeleitet
- Reizaufnahme über Nozizeptoren in der Peripherie (innere Organe, Haut)
- Rückenmark: Aufnahme von Schmerzimpulsen Umschaltung auf
nachfolgende Nervenzellen, Weiterleitung zum Gehirn
3.Gehirn = zentrale Schaltstelle, Verarbeitung von Schmerzimpulsen
v.a. im Hirnstamm, Zwischenhirn, Hirnrinde