Modelle und Diagnostik Flashcards
Wozu dient die Problemanalyse in der VM / Gesundheitspsychologie?
• Zu Beginn einer Behandlung steht die Frage nach der Therapieindikation:
Welche Behandlung ist für ein spezifisches Problem einer bestimmten Person
durch welche Therapie (oder Therapeuten) unter welchen Bedingungen am
effektivsten?
• Eine Problemanalyse steht daher am Anfang einer verhaltensmedizinischen
Behandlung:
Die Problemanalyse beschriebt und strukturiert die Probleme einer Person mit dem
Ziel, eine diagnostische Klassifikation vorzunehmen sowie zugrunde liegende
Entstehungsbedingungen und aufrechterhaltende Bedingungen identifizieren zu können.
• Es gibt zahlreiche verschiedene Modelle zur Problemanalyse!
Problemanalyse: Schritte
Die Problemanalyse beinhaltet die folgenden Schritte:
• A) Problemstrukturierung
• B) Störungsklassifikation und
• C) Bedingungsanalyse
Störungsklassifikation
Das Erstellen einer klinischen Diagnose ist ein wichtiger Teil der
Problemstrukturierung (ICD-10, DSM-5).
Das allgemeine Ziel einer Klassifikation ist die Standardisierung
diagnostischer Kriterien und eine international einheitliche
Verwendung von Störungsbegriffen.
Die Analyse der Genese (Ursache) oder „Krankheitslehre“ ist davon
weitgehend unbeeinflusst - und sie wird auch nicht in jedem Fall der
spezifischen Störung eines Patienten gerecht!
Bedingungsanalyse: Funktion
Sie behandelt die Frage nach den Störungsursachen:
a) Entstehungsbedingungen
- Darunter versteht man die ursächlichen Bedingungen im engeren Sinn, also
Faktoren, die der Ätiologie und Pathogenese einer Störung zugrunde liegen.
Beispiele: Psychotrauma, langandauernde Stressoren, biologische Vulnerabilität
b) Aufrechterhaltende Bedingungen
- sie sind dafür verantwortlich, dass ein Problem nicht von selbst verschwindet, sondern überdauernd erhalten bleibt oder sogar mit der Zeit stärker auftritt.
Beispiele: Vermeidungsverhalten, Schonverhalten, ungünstige
Lebensbedingungen
–> Die Bedingungsanalyse ist zentraler Bestandteil einer Problemanalyse und Voraussetzung für eine spezifische Therapieplanung
Die Verhaltensgleichung SORK
Die Verhaltensgleichung S – O – R – K - C beinhaltet die Analyse von:
S = Stimuli, die einem Verhalten (R) vorausgehen
O = Organismus (vermittelt zwischen S und R)
R = Reaktion, Verhalten, welches auf einen Stimulus folgt
K = Kontingenz (Rate der Konsequenzen (C), die ein Verhalten (R) zur
Folge hat –> Belohnung, Ausbleiben einer Bestrafung etc. und
C = C(K)onsequenz = einem Verhalten nachfolgende verstärkende
oder bestrafende Konsequenz
Strukturierte Interviews: Funktion / Ziel
Strukturierte Interviews stellen für sich genommen ebenso wenig wie
Fragbögen oder Tagebuchverfahren bereits eine abgeschlossene
Diagnostik in der Verhaltensmedizin dar. Jedes Verfahren ist
eingebettet in einen grösseren Kontext mit dem Ziel, eine möglichst
individuelle und störungsspezifische Therapie zu gewährleisten.
! „Everything comes with a context“.
Strukturierte Interviews: Vor- und Nachteile
A) Vorteil:
- Haben hohe Freiheitsgrade, erlauben damit Flexibilität und dienen auch der
Therapiebeziehung.
B) Nachteil:
- rel. aufwändig, weniger flexibel als „halbstandardisierte“ Interviews
Fragebogenverfahren
Universell eingesetzte Verfahren zur Problemanalyse und
Prozessdiagnostik.
a) Allgemeine Verfahren (Symptomchecklisten wie SCL-90R;
Beschwerdelisten etc.)
b) Störungsspezifische Verfahren, Screening für bestimmte Störungen
wie Somatisierung (SOMS), Depression (BDI), Schmerzempfinden (SES) etc.
Formen von Ratingskalen
• Visuelle Analogskalen (Fieberthermometer, markieren der Position
von 0-10 (überhaupt kein Schmerz = 0, maximaler Schmerz = 10)
• Numerische Ratingskalen (gleicher Abstand, Zahlen)
• Kategorialskalen (verbale Deskriptoren wie kein Schmerz, leichter
Schmerz, erträglicher Schmerz etc.)
- Vorteil: können graphisch ausgewertet werden, geben rasch
Information - Nachteil: werden nicht immer reliabel beantwortet, Fehlertendenz
durch mangelnde Bereitschaft oder mangelndes Verständnis.
Tagebücher: Wofür braucht man sie? Wann werden sie benutzt?
- Oft ist eine situationsspezifische Diagnostik erforderlich - um dies möglichst „unverzerrt“ zu gewährleisten, bieten sich das Schreiben von Tagebüchern an.
- Strukturierte Selbstbeobachtung
- Erhöht die Kontrollwahrnehmung
- Zeigt „Realität“ auf (manchmal kommt ein ständiges Kopfweh eben nicht
ständig vor…) - Sorgfalt ist die notwendige Bedingung für das Führen eines Tagebuchs
–> Heute: auch elektronische Hilfen möglich (z.B. Beantworten von von
von Verhalten via Smartphone).
Peripherphysiologische Messmethoden
= Ableitungen der Körperoberfläche als abhängige Variable.
- Somatisches NS –> Elektromyogramm (EMG)
- Vegetatives NS –> z.B. Elektrokardiogramm.
- Auch endokrinologische Methoden werden immer häufiger eingesetzt
(Kortisolanalysen)
Elektrophysiologische Aktivität
Emotionale Ereignisse sind mit einer Erhöhung der Hautleitfähigkeit
verbunden. Zur Messung wird eine geringe Spannung angelegt, die
auf eine Veränderung des Hautleitwiderstands reagiert.
Man unterscheidet 3 Masse:
1) Hautleitniveau (Grundton, ändert sich nur langsam)
2) Hautleitwertsreaktion (zentrales Mass des „Lügendedektors“
3) Häufigkeit der Spontanfluktuation der Hautleitfähigkeit (Mass für tonische Erregung einer Person)
Lügendetektoren
nicht in Gerichte zu benutzen, d.h. noch keine sichere Quelle
Elektrische Muskelaktivität (EMG)
Auch Elektromyogramm –> Zusammenhang mit emotionaler Valenz bei
Abnahme von Gesichtsmuskeln (M. Corrugator und M. Zygomaticus)
–> EMG-Feedback geeignet für Spannungskopfschmerz etc.
Elektrische Muskelaktivität (EMG): Problem
Das Hauptproblem der Messung von EMG, EEG etc. stellt das
Rauschproblem dar. Komplexe Algorithmen stellen sicher, dass die Signale aus dem Rauschen detektiert werden können.
z.B. mittels wavelet-Transformationen
Psychoneuroendokrinologische Diagnostik: Funktion
Gegenstand der Psychoneuroendokrinologie ist die Kommunikation zwischen
Nervensystem und Hormonsystem.
Vor allem die Hyper-und Hypoaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-
Nebennierenrindenachse (HHNA) liefert nützliche Hinweise für die
Verhaltensmedizin (Stressachse, Kortisol).
Die Messung von Hormonkonzentrationen erfolgt in der Regel aus den
Körperflüssigkeiten Blut, Speichel, Urin oder Zerebrospinalflüssigkeit.
Die Interpretation dieser Werte ist a) durch die pulsative Freisetzung und b)
durch die zirkadiane Rhythmik der Freisetzung erschwert. In der Regel sind
die Werte erst interpretierbar, wenn sie durch geeignete Provokationstests
ermittelt werden.
Provokationstests
Teste wo man versucht bestimmte Hormone zu aktivieren (zb Cortisol)
In der Medezin kann man Insulin, … geben, um die Produktion von Stresshormone zu aktivieren und sie messen zu können
Zentralnervöse Messmethoden
Darunter fallen alle Methoden, welche die Aktivität von Neuronen - (verbänden) messen. Ausser Elektroenzephalographie (EEG) sind hier MEG (Magnetenzephalographie), sowie die Analyse von Veränderung der Blutversorgung („hämodynamische“ Masse) wie die Positronenemissionstomographie (PET) und die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) zu nennen.