SS Vorlesung 7 Flashcards

1
Q

Was sind Explanandum und Explanans? Geben Sie ein psychologisches Beispiel.

A
  • Explanandum: das Zu-Erklärende wie z. B. Trennungsbewältigung ist für Frauen leidvoll
  • Explanans: die Erklärung wie z. B. Zwei-Phasen-Modell der Trennung
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2
Q

Erläutern Sie das H-O-Schema für wissenschaftliche Erklärungen an einem Beispiel. Warum ist dies ein „deduktiv-nomologisches“ Erklärungsschema? (Nach Hempel & Oppenheim)

A
  1. Wenn A dann B (Gesetz): wenn Trennung, dann zwei-Phasen-Traurigkeit
  2. A gegeben (Antecendensbedingung): Trennung
  3. Dann folgt (logisch notwendig) B (Deduktion): Zwei Phasen Traurigkeit

Eins und Zwei gelten gemeinsam als Erklärung (Explanans). Das Dritte ist das zu Erklärende (Explanandum). Schritt drei ist die Deduktion und der Erste stellt ein Gesetz dar. Deshalb ein deduktiv-nomologisches Erklärungsschema.

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3
Q

Was ist eine Subsumptionserklärung?

A

Ein beobachtetes Phänomen wird unter ein allgemeines Gesetz subsummiert. (= ähnliches haben wir schon öfter gesehen…)

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4
Q

Was sind Grenzen des H-O-Schemas?

A

Oft sind Erklärungen Verallgemeinerungen oder genauere / erweiterte Beschreibungen. „Warum gilt das Gesetz“ ist eine Meta-Frage und kann mittels H-O-Schema nicht gut beantwortet werden. Gesetze gelten immer nur unter CP-Vorbehalt (ceteris paribus: gleiche Randbedingung, Psychologie z.B. Laborbedingungen), diese sind aber oft unbekannt bzw. potentiell unendlich.

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5
Q

Erläutern Sie den Unterschied zwischen Beschreibung und Erklärung. Erläutern Sie an einem Beispiel auch, warum diese Unterscheidung oft nicht klar zu treffen ist.

A
  • Beschreibung: Antwort auf Was-Fragen
  • Erklärung: Antwort auf Warum Fragen

„Warum fallen Dinge herunter: Wegen der Schwerkraft“ Schwerkraft ist aber selbst nur eine Beschreibung des Phänomens, dass bisher alle möglichen Dinge heruntergefallen sind. Also Beschreibung oder Erklärung? Oft sind Erklärungen Verallgemeinerungen oder genauere / erweiterte Beschreibungen.

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6
Q

Was sind Probleme der Vermögens- und Triebpsychologie vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Erklärungsmodelle?

A

Der Mensch isst auf Grund seines Esstriebs.
Der Mensch kann denken, weil er ein Denkvermögen besitzt.
Leere Erklärungen: Es werden theoretische (nicht beobachtbare) Begriffe als Ursache angegeben, die nicht unabhängig von ihrer Wirkung definiert sind. Sie funktionieren also wie leerdrehende Räder, die nichts erklären.

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7
Q

Was sind dispositionelle Erklärungen?

A

Disposition als zeitlich überdauernde Eigenschaften von Personen; auch zu schreibbar, wenn gerade nicht beobachtbar. Bspw. Prüfungsangst als Grund für durchgefallene Prüfung.

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8
Q

Welche Ursachen unterscheidet Aristoteles? Geben Sie je ein Beispiel.

A
  • Causa materialis: Gehirn-Erklärungen mentaler Prozesse
  • Causa formalis: Man isst, wegen des Hungertriebes, der wiederrum zum Begriff des Menschen gehört
  • Causa efficiens: Nennung einer zeitlich vorgelagerten UV, die die Wirkung in der AV erzeugt. Z.B. der Löwe hat Ohren, weil er gezeugt wurde.
  • Causa finalis: Introspektive Gründe für Handeln (Ich habe das getan, damit…)
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9
Q

Was ist der Unterschied zwischen Gründen und Ursachen (für) eine(r) Handlung?

A

Grund ist psychisch, Ursache ist physikalisch.

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10
Q

Was sind teleologische Ursachen?

A

Intentionale Ursache oder Grund: In die Zukunft gerichtet. Wir tun etwas, weil wir ein Ziel erreichen wollen und glauben, es mit bestimmten Mitteln erreichen zu können

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11
Q

Was sind funktionale Erklärungen und welches wissenschaftstheoretische Problem besteht dabei?

A

Handlung wird durch biologisches (nicht notwendigerweise bewusstes) Ziel erklärt. Das Problem sind Post-hoc-Rationalisierungen und fehlende Falsifizierbarkeit.

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12
Q

Inwiefern besteht eine subjektive Komponente in der Bestimmung was die entscheidende Ursache für ein Ereignis ist?

A

Die Menge der notwendigen und hinreichenden Bedingungen scheint gegen unendlich zu streben. Was ist das Kriterium, das uns annehmen lässt, dass etwas die wahre / wichtige Ursache ist? Hier besteht eine starke subjektive Komponente in der Bestimmung, was die entscheidende Ursache ist. ?

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13
Q

Was ist der Unterschied zwischen notwendigen und hinreichenden Bedingungen und was haben diese mit Ursachen zu tun?

A
  • Aussagenlogisch betrachtet ist eine notwendige Bedingung B für eine Aussage K eine Aussage, die zwingend wahr (erfüllt) sein muss, wenn K wahr ist. Es kommt also nicht vor, dass K erfüllt ist, ohne dass B erfüllt ist.
  • Eine hinreichende Bedingung sorgt zwangsläufig (oder zumindest ceteris paribus) für das Eintreten des bedingten Ereignisses. Wenn die Bedingung nicht zugleich notwendig ist, dann gibt es andere mögliche Bedingungen, die ebenfalls zum Eintreten des Ereignisses hätten führen können; die hinreichende, nicht notwendige Bedingung ist also ersetzbar bzw. umgehbar (multiple Erfüllbarkeit).

Die Menge der notwendigen und hinreichenden Bedingungen eines Ereignisses scheint gegen unendlich zu streben. Die Festlegung einer Ursache für das Ereignis ist also schier unmöglich. ?

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14
Q

Erläutern Sie Mackies Konzeption von Ursachen anhand eines Beispiels

A

Ursache als INUS (insufficient, but necessary part of an unnecessary, but sufficient condition). Der Hausbrand ist bspw. durch einen elektrischen Kurzschluss verursacht, durch Zusammenspiel von Kurzschluss und brennbarem Material bedingt. Kurzschluss ist alleine also nicht ausreichend, aber notwendig. „Kurzschluss + brennbares Material“ ist keine notwendige, aber hinreichende Bedingung zur Bestimmung von INUS-conditions.

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15
Q

Erläutern Sie Mills Canon of Induction und seine verschiedenen Methoden anhand eines Beispiels.

A

Methode zur Isolation von Ursachen auf Basis von Induktion (keine experimentelle Methode).

  • Method of Agreement: Alle Fälle, in denen ein Effekt auftritt (Übelkeit), haben nur einen gemeinsamen Umstand (Austern gegessen).
  • Method of Difference: Situation, die krank von gesund unterscheidet, haben nur eine einzige entsprechende Differenz (Austern ja / nein).
  • Joined Method (Agreement + Difference): Bei gesunden ist die Abwesenheit von Austern gemeinsam, bei Kranken die Anwesenheit von Austern. Der Unterschied zwischen gesund und krank geht einher mit an-/ Abwesenheit von Austern.
  • Method of Concomitant Variation: monotoner Zusammenhang, umso mehr Austern, umso schlechter ist demjenigen.
  • Method of Residues: Austern und Wein führen zu Kopf- und Bauchweh. Ich weiß, dass Austern Bauchweh machen. Also macht der Wein Kopfweh.
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16
Q

Inwiefern ist Mills Canon of Induction heute noch relevant und was sind Probleme / Grenzen seines Verfahrens?

A

Menge der potentiell relevanten Bedingungen muss begrenzt und bekannt sein (dem ist in der Realität aber selten so). Es wird keine Interaktion berücksichtigt (Uni-Kausalität). Zum Teil gibt es keine klare Abgrenzung von Korrelation und Kausalität. Dennoch sind einige Prinzipien in moderner experimenteller Methodologie wiederzufinden (z. B. isolierte Bedingungsvariation).

17
Q

Worin besteht für Dilthey der Unterschied zwischen Erklären und Verstehen? Was bedeutet diese Unterscheidung für die Psychologie?

A

Naturwissenschaften erklären und Geisteswissenschaften verstehen, denn die Natur erklären wir und das Seelenleben verstehen wir. Die Psychologie wäre also eine Mischform.

18
Q

Was ist der hermeneutische Zirkel?

A

Danach liegt der Anfang des hermeneutischen Zirkels in einer ursprünglichen Grundevidenz der Wahrheit. Nur weil der Mensch „immer schon“ in der Wahrheit seines Seins stehe, könne er die Wahrheitsfrage über den Sinn seines Menschseins stellen und diese weiter ausbauen.
Demzufolge ist jede Aussage, die von einem Individuum getroffen wird, für das selbige ein hermeneutischer Zirkel, da dieses sowohl die Wahrheit als auch die „Erkenntnis“ der Wahrheit schon innehat, oder anders formuliert, sich die Frage nach der Wahrheit nicht stellen kann, da es diese ja schon ist. Einzeldaten sind nur vor dem Hintergrund des ganzen Kontextes zu verstehen, aber wie kommt man zum Kontext ohne Einzeldaten?

19
Q

Welche Kritik kann man an Diltheys Unterscheidung zwischen Erklären und verstehen übern?

A

Trennung zwischen Erklären und Verstehen ist letztlich unklar und ggf. auch unnötig.

20
Q

Was unterscheidet die nomothetische von der idiographischen Forschung?

A
  • Nomothetische Wissenschaft hat als Ziel das Finden allgemeiner Gesetze in der Naturwissenschaft.
  • Die idiographische Wissenschaft hat als Ziel die Analyse konkreter, raumzeitlich einzigartiger Gegenstände in der Geisteswissenschaft.
21
Q

Inwiefern gibt es in der Psychologie zwei Erklärungsebenen?

A
  • Erste Ebene: Warum ist ein Ereignis B eingetreten? (Gesetz)
  • Zweite Ebene: Warum gilt das Gesetz „immer wenn A, dann B?“ (Theorie / Metapher)
22
Q

Welche Aspekte kennzeichnen gute Erklärungen?

A
  1. Kohärenz (= Stimmigkeit)
  2. Vollständigkeit
  3. Eindeutigkeit
  4. Qualität der Gründe (Sind alle denkbaren Alternativerklärungen ausgeschlossen?)
  5. Abwesenheit eines Korrelation-Kausalitäts-Fehlschlusses
  6. Vollständigkeit der Argumente
  7. Abwesenheit von Alternativerklärungen
  8. Sparsamkeit (wir nehmen die sparsamere Theorie)
23
Q

Was ist Ockhams razor?

A

Ockhams Rasiermesser: von zwei möglichen Erklärungen / Theorien ist die sparsamere / einfachere (also die mit weniger zugrundeliegender Annahmen) vorzuziehen.