SS Vorlesung 3 Flashcards

1
Q

Definitionen, einteilen und ordnen
Geben Sie ein anschauliches Beispiel für die Idee, dass zum Verstehen eines Sachverhaltes / Begriffs dessen Abgrenzung zu anderen Sachverhalten / Begriffen nützlich ist. Kennen Sie einen Wissenschaftstheoretiker, der auf diese Idee der Abgrenzung besonderen Wert gelegt hat?

A

„Was etwas ist, verstehe ich, wenn ich weiß was es nicht ist“. Wenn ich beispielsweise jemandem, der ein Smartphone kennt, aber kein Tablet eben dieses erklären möchte, kann ich dies mit Hilfe einer Abgrenzung tun. So kann ich sagen, dass ein Tablet alles kann, was ein Smartphone kann, ausgeschlossen der Telefonfunktionen. Es könnte Strawson sein…?

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2
Q

Wo wird in der Psychologie etwas eingeteilt und geordnet? Inwiefern ist das eine Vorbedingung von Erkenntnis überhaupt?

A

Bei der Auswahl der Variablen, denn nur was einen Begriff hat, kann untersucht werden. Das Treffen von Unterscheidung, die Analyse und Strukturierung sind also generell Vorbedingungen für Erkenntnis.

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3
Q

Welchen Umbruch gab es bei den alten Griechen in Bezug auf die Art, sich die Welt zu erklären? Inwiefern ist dieser Umbruch ein Vorteil (oder ist es gar keiner)?

A

Die alten Griechen haben sich die Welt mit Hilfe des Mythos „Götter“ erklärt. Die griechische Philosophie schafft den Übergang vom Mythos zur Wissenschaft. Anstelle von Kriegs- und Feuergöttern treten Begriffe wie Kraft und Energie. Die Existenz dieser Sachverhalte lässt sich untersuchen. Aber gibt es die überhaupt? (Realismus/Idealismus-Problem!)

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4
Q

Aufgrund von welchem Kriterium werden typischerweise Dinge unter einem Begriff subsummiert? Inwieweit ist dieses Kriterium objektiv? Geben Sie ein psychologisches Beispiel.

A

Ordnung auf der Basis von Ähnlichkeiten. Es ist kaum objektiv, denn Ähnlichkeit lässt sich nur schwer objektivieren. Ähneln sich die Symptome einer schizoiden Persönlichkeitsstörung und einer paranoiden Schizophrenie so sehr, dass man in beiden Fällen von einer Psychose sprechen kann?

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5
Q

Welche Kritik haben Heraklit und Nietzsche an Prinzipien der Begriffsbildung geäußert?

A

Heraklit sagt, dass die Welt nicht statisch ist, sondern prozesshaft und es grundsätzlich schwierig ist, die Welt zu strukturieren und damit einzuteilen.
Nietzsche führt an, dass Begriffsbildung auf bloßem subjektiven Gleichsetzen des Nichtgleichen beruht (nur eine fixe Idee).

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6
Q

Warum würde Nietzsche sagen, dass die Erkenntnis, dass der Wal ein Säugetier ist, nur von begrenztem Wert ist?

A

Zum einen, weil die Begriffsbildung und somit auch das Wissen bzw. die Erkenntnis des Wals als Säugetier ein bloßes Gleichsetzen des Nichtgleichen ist. Zum anderen ist diese Aussage rein anthropomorphisch und hat keinen Wahrheitsgehalt bzw. ist nicht allgemeingültig.

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7
Q

Was ist eine Realdefinition (inkl. Bsp.) und was hat sie mit porphyrischen Bäumen zu tun?

A

Eine Realdefinition oder Sacherklärung ist eine Definition, die Aussagen über Eigenschaften eines Gegenstandes oder Sachverhalts enthält, die im Hinblick auf diesen Gegenstand oder Sachverhalt für wesentlich gehalten werden (genus proximum & differentia specifica)
Beispielsweise kann der Mensch als vernunftbegabtes Wesen definiert werden.
Porphyrische Bäume dienen dazu, Begriffe zu bestimmen bzw. sie voneinander abzugrenzen. Somit kann herauskristallisiert werden, welche Eigenschaften wesentlich für den Begriff sind.
Bsp.: Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten.

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8
Q

Was hat das DSM-V mit einem porphyrischen Baum zu tun?

A

Es werden die wesentlichen Punkte einer psychischen Erkrankung aufgezeigt. Zudem ist ersichtlich, wie sich die einzelnen Erkrankungen voneinander in welchen Kategorien unterscheiden.

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9
Q

Wovon hängt eine konkrete Realdefinition ab?

A

Vom Vergleich mit anderen Dingen und von der Unterscheidung zu anderen Dingen. Oder aber, vom genus proximum (Lebewesen) und dem differentia specifica (vernunftbegabt).

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10
Q

Beweisen Sie, dass Wirklichkeitsbereiche nicht nur auf eine Weise hierarchisch strukturierbar sind.

A

Man kann eine Katze und einen Delphin als Säugetiere bezeichnen. Die Unterscheidung von Landbewohner und Meeresbewohner wäre aber ebenso denkbar. Sehr beliebig.

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11
Q

Beschreiben Sie einige Unterschiede zwischen antiken und modernen psychologischen Theorien. Was kann man aus diesen Unterschieden für eine Schlussfolgerung zu psychologischen Theorien allgemein ziehen?

A

Platon unterteilte die Seele in einen mutartigen, begehrenden und denkenden Teil, was die heutige Allgemeinpsychologie als Motivation, Emotion und Kognition bezeichnet. Hippokrates versuchte die Seele durch physiologische Prozesse zu erklären (vier-Säfte-Lehre). Wie man die Psychologie definiert und strukturiert bestimmt darüber, welche Erkenntnis man überhaupt gewinnen kann.

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12
Q

Worin unterscheidet sich Aristoteles` Persönlichkeitspsychologie von den Big Five?

A

Die Bezeichnungen sind anders. Sonst gleichen sich die beiden Theorien in vielen Punkten, insbesondere in den möglichen Dimensionen (pos.-neg. Pol von den persönlichen Dimensionen).

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13
Q

Wie ist die Motivationspsychologie bei Aristoteles beschaffen?

A

Sie besteht aus Lust (=Genussleben), Ehre (=politisches Leben) und Erkenntnis (=theoretisches Leben). Das höchste Ziel ist Glückseligkeit (eudaimonia). Dieses ist vor allem durch das theoretische Leben erreichbar.

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14
Q

Welches Prinzip der vier-Säfte Lehre ist noch heute aktuell?

A

Das Prinzip, dass seelische und körperliche Probleme durch das Ungleichgewicht von Säften (heute Hormone) erklärbar ist.

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15
Q

Geben Sie ein Beispiel für eine Nominaldefinition.

A

In einem Vertrag: Frau Sandra Mayer (im folgenden Praktikant genannt). Es ist eine reine Umbenennung.

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16
Q

Was unterscheidet eine Begriffsintension von einer Begriffsextension?

A

Die Begriffsintension umfasst alle charakteristischen Merkmale des Begriffs (Wie schaut es aus und was kann man damit tun?), während die Begriffsextension alle unter den Begriff fallende Objekte bezeichnet

17
Q

Was unterscheidet eine deiktische von einer operationalen Definition?

A

Deiktische Definition wäre z. B. das ist eine Katze, also eine unvollständige extensionale Definition. Eine Operationale Definition gibt die Messmethode der Annahme an, bspw. ist die Intelligenz das, was der IQ-Test misst. Vergleiche Übung zu Definitionen!

18
Q

Von welchem griechischen Wort stammt unser Begriff Wissen ab, und von welchem anderen griechischen Wort wurde er abgegrenzt?

A

issenschaft „schafft wissen“ (gr. episteme) und nicht nur bloße Meinungen (gr. doxa).

19
Q

Wie wird typischerweise Wissen von Philosophen definiert? Erläutern Sie, wozu jedes der einzelnen Attribute der Definition notwendig ist.

A

Wissen ist der, durch gute Gründe gerechtfertigte, wahre Glaube. „Glaube“ ist der genus proximum / „wahr“, „gerechtfertigt“, „gut begründet“ sind differentia specifica.

20
Q

Was haben wissenschaftliche Methoden mit der Definition von Wissen zu tun?

A

Sie sichern die guten Gründe durch methodisch kontrollierte kritische Überprüfung von Sätzen.

21
Q

Was sind Grundfragen der Erkenntnistheorie, und wie kann man diese Lehre noch bezeichnen?

A

Man kann sie Wissenschaftstheorie oder Epistemologie bezeichnen.
Die Grundfragen sind:
Was können wir wissen? Was ist gewiss? Worin können wir uns täuschen? Wie erlangt man Gewissheit? Was sind gute Gründe, etwas zu glauben?

22
Q

Ist unser Wissen allein durch einen empirisch-naturwissenschaftlichen Zugang zur Natur zu leisten? Begründen Sie.

A

Nein, denn allein die Behauptung, dass alle empirischen Erkenntnisse sinnvoll sind, lässt sich empirisch nicht begründen. Zudem gibt es auch Erkenntnisse durch Dichtung und Kunst.

23
Q

Wie lautet der Standpunkt von Sokrates zur Frage, was wir mit Sicherheit wissen können? Was bedeutet das für die Wissenschaft heute?

A

Ich weiß mit Sicherheit, dass ich nichts weiß. Es gibt Grenzen des eigenen Wissens und denen müssen wir uns heute bewusst sein, Selbstkritik als Kennzeichen echter Wissenschaft. Z.B. dass die Existenz eines Arbeitsgedächtnisses auch nur eine Idee

24
Q

Nennen Sie sechs erkenntnistheoretische Positionen und sortieren Sie diese auf der Basis von Fragen, auf die Sie jeweils Antworten liefern

A

Rationalismus, Empirismus: Was ist Quelle menschlicher Erkenntnis bzw. welchen Beitrag liefern die Quellen? (Geist vs. Sinnesempfindungen)
Realismus, Idealismus: Gibt es eine Außenwelt, unabhängig vom Subjekt? (Ja vs. Hirngespinst)
Monismus, Dualismus: Wie ist die Struktur von allem, was existiert? (nur eine vs. Zwei, wie Psychologie, die Lehre vom Erleben und Verhalten) 0

25
Q

Wie wurde historisch auf das Problem geantwortet, dass für viele Hypothesen Fakten dafür wie dagegen zu sprechen scheinen?

A

= epistemologische Unsicherheit, je genauer man etwas studiert, desto unsicher wird oft der Forschungsgegenstand => Wie soll man damit umgehen?

  • Stoiker: Man sollte sich des Urteils enthalten, wenn keine Gewissheit vorliegt. Evidenz als Weg zur Gewissheit, manche Erkenntnisse sind evident (also absolut gewiss, z.B. dass das da eine Hand ist, laut Wittgenstein).
  • Dogmatische, akademische Skepsis: Täuschung der Erkenntnis ist niemals ausgeschlossen. Aber auch wenn nichts gewiss ist, muss man zumindest nach den glaubhaftesten Erkenntnissen suchen, um so gut wie möglich zu leben. Also nach beiden Seiten hin argumentieren. Diese Theorie hat aber in sich auch einen sogenannten „performativen Widerspruch“, nichts ist gewiss trägt auch einen Wahrheits- oder Gewissheitsanspruch
  • Pyrrhonische Skepsis: Für jede Erkenntnis spricht gleich viel dafür und dagegen. Also ist absolute Urteilsenthaltung angebracht. Diese führt zur Seelenruhe = ataraxia. Handeln nur möglich auf Grund von Sitten und Gebräuchen, nicht durch Nachweis der Rationalität des Handelns.
26
Q

Was bedeutet epoche bei den Stoikern?

A

Urteilsenthaltung

27
Q

Was war Ciceros Argument für die Aussage, dass nichts gewiss ist? Was ist das Problem an diesem Argument?

A

Der Nachweis, dass nur eine falsche Vorstellung einmal glaubhaft war, genügt, um alles zweifelhaft zu machen. Das Problem ist, dass wenn nichts gewiss ist, wiederum das absolute Nichtgewisse nicht gewiss ist (performativer Widerspruch).

28
Q

Wozu sollte die Methode des „nach beiden Seiten hin Argumentierens“ in der akademischen Skepsis dienen?

A

Weil das Glaubhafte nicht hervorleuchten könne, wenn man in Streitfragen nicht beide Standpunkte verteidigt.

29
Q

Was sind die Argumente der pyrrhonischen Skepsis, und zu welchem Schluss gelangt diese Richtung? Schließen Sie sich dieser Schlussfolgerung an?

A

Manchmal scheint X plausibel zu sein, manchmal das Gegenteil, alles scheint glich glaubhaft, daher weiß ich auch nicht weiter, erfahre aber diese Urteilslosigkeit als der Seelenruhe zukömmlich. Letztlich ist keine Entscheidungsfähigkeit gegeben und der pyrrhonische Skeptiker vegetiert Handlungsunfähig vor sich hin. Meiner Meinung sollte man sich für X entscheiden, wenn es zum Zeitpunkt Y am plausibelsten erscheint. Bereue ich X zum Zeitpunkt Z ist das nicht schlimm, denn zum Zeitpunkt Y ist sie nach wie vor die plausibelste.