SS Vorlesung 3 Flashcards
Definitionen, einteilen und ordnen
Geben Sie ein anschauliches Beispiel für die Idee, dass zum Verstehen eines Sachverhaltes / Begriffs dessen Abgrenzung zu anderen Sachverhalten / Begriffen nützlich ist. Kennen Sie einen Wissenschaftstheoretiker, der auf diese Idee der Abgrenzung besonderen Wert gelegt hat?
„Was etwas ist, verstehe ich, wenn ich weiß was es nicht ist“. Wenn ich beispielsweise jemandem, der ein Smartphone kennt, aber kein Tablet eben dieses erklären möchte, kann ich dies mit Hilfe einer Abgrenzung tun. So kann ich sagen, dass ein Tablet alles kann, was ein Smartphone kann, ausgeschlossen der Telefonfunktionen. Es könnte Strawson sein…?
Wo wird in der Psychologie etwas eingeteilt und geordnet? Inwiefern ist das eine Vorbedingung von Erkenntnis überhaupt?
Bei der Auswahl der Variablen, denn nur was einen Begriff hat, kann untersucht werden. Das Treffen von Unterscheidung, die Analyse und Strukturierung sind also generell Vorbedingungen für Erkenntnis.
Welchen Umbruch gab es bei den alten Griechen in Bezug auf die Art, sich die Welt zu erklären? Inwiefern ist dieser Umbruch ein Vorteil (oder ist es gar keiner)?
Die alten Griechen haben sich die Welt mit Hilfe des Mythos „Götter“ erklärt. Die griechische Philosophie schafft den Übergang vom Mythos zur Wissenschaft. Anstelle von Kriegs- und Feuergöttern treten Begriffe wie Kraft und Energie. Die Existenz dieser Sachverhalte lässt sich untersuchen. Aber gibt es die überhaupt? (Realismus/Idealismus-Problem!)
Aufgrund von welchem Kriterium werden typischerweise Dinge unter einem Begriff subsummiert? Inwieweit ist dieses Kriterium objektiv? Geben Sie ein psychologisches Beispiel.
Ordnung auf der Basis von Ähnlichkeiten. Es ist kaum objektiv, denn Ähnlichkeit lässt sich nur schwer objektivieren. Ähneln sich die Symptome einer schizoiden Persönlichkeitsstörung und einer paranoiden Schizophrenie so sehr, dass man in beiden Fällen von einer Psychose sprechen kann?
Welche Kritik haben Heraklit und Nietzsche an Prinzipien der Begriffsbildung geäußert?
Heraklit sagt, dass die Welt nicht statisch ist, sondern prozesshaft und es grundsätzlich schwierig ist, die Welt zu strukturieren und damit einzuteilen.
Nietzsche führt an, dass Begriffsbildung auf bloßem subjektiven Gleichsetzen des Nichtgleichen beruht (nur eine fixe Idee).
Warum würde Nietzsche sagen, dass die Erkenntnis, dass der Wal ein Säugetier ist, nur von begrenztem Wert ist?
Zum einen, weil die Begriffsbildung und somit auch das Wissen bzw. die Erkenntnis des Wals als Säugetier ein bloßes Gleichsetzen des Nichtgleichen ist. Zum anderen ist diese Aussage rein anthropomorphisch und hat keinen Wahrheitsgehalt bzw. ist nicht allgemeingültig.
Was ist eine Realdefinition (inkl. Bsp.) und was hat sie mit porphyrischen Bäumen zu tun?
Eine Realdefinition oder Sacherklärung ist eine Definition, die Aussagen über Eigenschaften eines Gegenstandes oder Sachverhalts enthält, die im Hinblick auf diesen Gegenstand oder Sachverhalt für wesentlich gehalten werden (genus proximum & differentia specifica)
Beispielsweise kann der Mensch als vernunftbegabtes Wesen definiert werden.
Porphyrische Bäume dienen dazu, Begriffe zu bestimmen bzw. sie voneinander abzugrenzen. Somit kann herauskristallisiert werden, welche Eigenschaften wesentlich für den Begriff sind.
Bsp.: Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten.
Was hat das DSM-V mit einem porphyrischen Baum zu tun?
Es werden die wesentlichen Punkte einer psychischen Erkrankung aufgezeigt. Zudem ist ersichtlich, wie sich die einzelnen Erkrankungen voneinander in welchen Kategorien unterscheiden.
Wovon hängt eine konkrete Realdefinition ab?
Vom Vergleich mit anderen Dingen und von der Unterscheidung zu anderen Dingen. Oder aber, vom genus proximum (Lebewesen) und dem differentia specifica (vernunftbegabt).
Beweisen Sie, dass Wirklichkeitsbereiche nicht nur auf eine Weise hierarchisch strukturierbar sind.
Man kann eine Katze und einen Delphin als Säugetiere bezeichnen. Die Unterscheidung von Landbewohner und Meeresbewohner wäre aber ebenso denkbar. Sehr beliebig.
Beschreiben Sie einige Unterschiede zwischen antiken und modernen psychologischen Theorien. Was kann man aus diesen Unterschieden für eine Schlussfolgerung zu psychologischen Theorien allgemein ziehen?
Platon unterteilte die Seele in einen mutartigen, begehrenden und denkenden Teil, was die heutige Allgemeinpsychologie als Motivation, Emotion und Kognition bezeichnet. Hippokrates versuchte die Seele durch physiologische Prozesse zu erklären (vier-Säfte-Lehre). Wie man die Psychologie definiert und strukturiert bestimmt darüber, welche Erkenntnis man überhaupt gewinnen kann.
Worin unterscheidet sich Aristoteles` Persönlichkeitspsychologie von den Big Five?
Die Bezeichnungen sind anders. Sonst gleichen sich die beiden Theorien in vielen Punkten, insbesondere in den möglichen Dimensionen (pos.-neg. Pol von den persönlichen Dimensionen).
Wie ist die Motivationspsychologie bei Aristoteles beschaffen?
Sie besteht aus Lust (=Genussleben), Ehre (=politisches Leben) und Erkenntnis (=theoretisches Leben). Das höchste Ziel ist Glückseligkeit (eudaimonia). Dieses ist vor allem durch das theoretische Leben erreichbar.
Welches Prinzip der vier-Säfte Lehre ist noch heute aktuell?
Das Prinzip, dass seelische und körperliche Probleme durch das Ungleichgewicht von Säften (heute Hormone) erklärbar ist.
Geben Sie ein Beispiel für eine Nominaldefinition.
In einem Vertrag: Frau Sandra Mayer (im folgenden Praktikant genannt). Es ist eine reine Umbenennung.