SS Vorlesung 6 Flashcards

1
Q

Wie werden in der Philosophie des Geistes mentale Zustände kategorisiert?

A
  • Empfindungen / Stimmungen (z. B. Schmerz): haben Qualia (phänomenales Bewusstsein, wie sich etwas anfühlt, nicht physikalisch reduzierbar).
  • Propositionale Einstellungen (ich weiß, dass…; ich habe Angst, dass…): Modus und Inhalt, Intentionalität (=“Gerichtetsein“ auf etwas)
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2
Q

Was bedeutet Intentionalität in der Philosophie des Geistes und was meinen wir mit Intentionalität im Gegensatz dazu im Alltag?

A

In der Philosophie des Geistes meint es ein Gerichtetsein auf etwas. Im Alltag meinen wir damit Zielgerichtetheit.

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3
Q

Durch welche zwei Aspekte sind propositionale Einstellungen charakterisiert?

A

Durch Modus und Inhalt (Evtl. Modus & Inhalt und Intentionalität)

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4
Q

Was sind Qualia? Geben Sie ein Beispiel?

A

Ein phänomenales Bewusstsein, wie sich etwas anfühlt, nicht physikalisch reduzierbar. Farben sind ein Beispiel. Jeder Mensch könnte andere Farben (andere Qualia) sehen. Solange die Unterschiedlichkeit der Farben gewährleistet ist, würde es nicht auffallen.

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5
Q

Inwiefern sind mentale Zustände privat und warum ist das ein Problem für die wissenschaftliche Erforschung?

A

Der Zugang zu mentalen Zuständen erfolgt ausschließlich über die 1.-Person-Perspektive. Ein Vergleich ist quasi nicht möglich, denn ein anderer Mensch empfindet die Schmerzstufe sechs des einen evtl. als eine zehn.

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6
Q

Inwieweit ist es problematisch zu behaupten, der Begriff „rot“ referiert auf einen mentalen „rot“-Eindruck?

A

Das tut er schlichtweg nicht. Jeder Mensch könnte andere Farben (andere Qualia) sehen. Solange die Unterschiedlichkeit der Farben gewährleistet ist, würde es nicht auffallen. Es wird also nicht der Inhalt (rot) referiert, sondern nur die Differenz zu anderen Begriffen (Strukturalismus).

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7
Q

Kann man die Existenz von Qualia durch ihre Funktion erklären?

A

Nein, denn beim Beispiel „Schmerz (Qualia) ist dazu da, damit ich meine Hand von der Herdplatte ziehe“ ist der gleiche Mechanismus auch ohne diese Qualia denkbar und erklärbar

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8
Q

Wie unterscheiden sich die Konzeptionen des „Ich“ bei Descartes, Kant und Hume?

A
  • Descartes: Ich als reale Substanz (res cogitans), inklusive Denken, Wollen, Wünschen…. = Modi
  • Kant: anders als bei Descartes das, was alle meine Vorstellungen begleitet. Also ohne die Vorstellungen und das Denken selbst. OHNE Modi!
  • Hume: Nichts an meinen Bewusstseinsinhalten deutet auf ein Ich hin. „Ich meines Teils kann, wenn ich mir das, was ich als „mich“ bezeichne, so unmittelbar als irgend möglich vergegenwärtige, nicht umhin, jedesmal über die eine oder die andere Perzeption zu stolpern. Niemals treffe ich mich ohne eine Perzeption an.“ ?
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9
Q

Welche Eigenschaften hat das „Ich“ in der Philosophie des Geistes?

A
  • Perspektivität (jetzt / hier)
  • Meinigkeit (ob ich oder wer anders Schmerzen hat, macht einen großen Unterschied)
  • Einheit / Identität (s. Kant)
  • Reflexivität (Selbstbewusstsein)
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10
Q

Beschreiben Sie die mögliche Wechselwirkung zwischen Physischem und Psychischem anhand eines Beispiels. Worin besteht hierbei das Problem der kausalen Geschlossenheit?

A

Physisches kann Psychisches beeinflussen (Aspirin gegen Kopfweh); Psychisches kann Physisches beeinflussen (Absichten führen zu Bewegungen). Problem der fehlenden kausalen Geschlossenheit: Eigentlich sollte nur Physisches Physisches beeinflussen können…
Gehirn ist nicht gleich Geist!

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11
Q

Skizzieren Sie fünf verschiedene philosophische Konzeptionen zum Verhältnis von Leib und Seele.

A
  • Parallelismus: Beide Bereiche sind exakt aufeinander abgestimmt, aber interagieren nicht
  • Idealismus: Reduktion auf Psychisches (Leibniz)
  • Materialismus: Reduktion auf Physikalisches (Carnap, Hempel), Behaviorismus
  • Eigenschaftsdualismus: Das gleiche Etwas hat physische und psychische Eigenschaften
  • Epiphänomenalismus: Physisches bewirkt Psychisches, aber nicht umgekehrt (Extrem-Position Libet-Exp.)
  • Identitätstheorie: Gedanke=Gehirnzustand (Spinoza)
  • Zwei-Sprachen-Theorie: Zwei inkommensurable (nicht aufeinander reduzierbare) Sprachen über dieselbe Welt
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12
Q

Geben Sie ein psychologisches Beispiel für eine Sprachvermischung, bei der den physischen Entitäten mentale Eigenschaften zugesprochen werden.

A
  • Das Gehirn entscheidet….
  • Die Neuronen erkennen….
    Sollte vermieden werden.
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13
Q

Was unterscheidet Lockes Konzeption der Außenwelt vom naiven Realismus?

A

Naiver Realismus sagt, dass unsere Außenwelt so ist, wie wir sie wahrnehmen. Locke teilt die wahrgenommene Außenwelt in zwei Bereiche ein:
- primary qualities: Festigkeit, Ausdehnung, Gestalt, Anzahl sind Eigenschaften der Außenwelt
- secondary qualities: Farbe Geruch, Geschmack, Töne sind keine Eigenschaften der Außenwelt
Die Ausdehnung des grünen Baumes ist auch real in Außenwelt vorhanden, die Farbe aber nicht! Er verursacht aber eine Idee, nämlich dass er grün ist.

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14
Q

Warum sprach Fechner in Bezug auf Lockes primary qualities von einer „Nachtsicht“ der Welt?

A

Weil sie einer Nachtansicht der Welt gleichen. Sie sind ohne Farben etc.

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15
Q

Wie grenzt sich Berkeleys Idealismus argumentativ von Lockes Realismus ab?

A
  • Berkeley: Locke unterscheidet zwischen Eigenschaften, die Gegenstände an sich als materielle Substanzen haben und Eigenschaften, die Gegenstände nur subjektbezogen haben
  • Substanzen mit rein primären Qualitäten sind gar nicht vorstellbar, also sinnlos.
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16
Q

Wie lautet Berkeleys Leitspruch zum „Sein“? Und ist für ihn ein Stuhl nicht existent, wenn man nicht hinsieht?

A

„Esse est percipi“ (Sein ist wahrgenommen werden). Es gibt keine unerkennbare materielle Außenwelt, also kann der Stuhl außerhalb meiner Wahrnehmung nicht existieren.
Die Welt ist unabhängig von unseren Willensakten!

17
Q

Wie erklärt Berkeley sich die Existenz von Gegenständen vor Anbeginn der Menschheit?

A

Sie waren dann statt im menschlichen Geist im Geist Gottes (da ja alle Dinge in irgendeinem Geist sein müssen).

18
Q

Definieren Sie Realismus, Idealismus, Konstruktivismus.

A
  • Realismus: Es gibt eine von uns unabhängige Außenwelt, sie ist mehr oder weniger erkennbar. (Descartes, Locke)
  • Idealismus: Eine von uns unabhängige Außenwelt ist unerkennbar bzw. existiert nicht. (Berkeley, Hume, Kant)
  • Konstruktivismus: betont aktive Rolle des Subjekts in der Konstruktion der Wirklichkeit.
19
Q

Geben Sie Beispiele für realistische und idealistische Positionen in der klassischen Psychologie.

A
  • Realismus: Wundt (seelische Erlebnisse in uns als, gegeben, was sie sind), Neisser (Hauptgrund, weshalb man kognitive Prozesse studieren sollte, weil es sie gibt),
  • Idealismus: Ebbinghaus (psychologisch Relevantes, wird oft nicht erlebt, sondern erraten, erschlossen, konstruiert), MacCorquodale & Meehl (psychologische Begriffe als hypothetische Konstrukte. Ausschließlich durch Beziehung zu anderen theoretischen Begriffen definiert nicht durch Erfahrung.)
20
Q

Inwieweit hat der Begriff „Konstrukt“ etwas mit Idealismus zu tun? Geben Sie psychologische Beispiele für „Konstrukte“.

A

Die Idealisten MacCorquodale & Meehl meinten: „psychologische Begriffe als hypothetische Konstrukte, sind ausschließlich durch Beziehung zu anderen theoretischen Begriffen definiert nicht durch Erfahrung.“ Eine von uns unabhängige Außenwelt ist also unerkennbar bzw. existiert nicht. Konstrukte sind z. B. Gedächtnis, Emotionen, Motivation etc.

21
Q

Gibt es kognitive Strukturen, Prozesse und Mechanismen wirklich? Was spricht dafür, was dagegen?

A

„Prozesse wie Aufnahme, Verarbeitung, Speicherung und Abruf von Information werden weder erlebt, noch können sie durch Introspektion beobachtet werden; sie sind uns auch nicht bewusst; um Verhaltensweisen handelt es sich auch nicht und neurophysiologisch sind sie ebenfalls nicht.“ Alle Begriffe der Psychologie könnten also nur eine nützliche Fiktion sein. Allerdings helfen sie uns dabei Verhaltensweisen etc. zu erklären.

22
Q

Inwiefern spielen Metaphern eine Rolle in Bezug auf theoretische Konstrukte in der Psychologie?

A

Es werden häufig theoretische, kaum falsifizierbare Postulate auf der Basis eines metaphorischen Modells gemacht. Letztlich wird die Erkenntnis über Rückschlüsse von Verhalten auf die Passung der Metapher gewonnen.

23
Q

Ist der Zugriff auf die Außenwelt in der Teilchenphysik unmittelbarer als in der kognitiven Psychologie?

A

Nein!

24
Q

Inwieweit kann man Schopenhauers philosophische Positionen von Descartes abgrenzen? Wie argumentiert Schopenhauer gegen Descartes?

A

Der Schwerpunkt liegt nicht auf der Rationalität als Kernmerkmal des Subjekts, sondern auf dem Willen.
Schopenhauers Kritik: Erkennen des Erkennens nicht möglich, da bei Erkenntnis das Subjekt immer Subjekt bleiben muss (und nicht Objekt werden kann). Daher bleibt im Zuge der Selbstreflexion übrig, die „Erkenntnis des Selbst“ als „wollendes Subjekt”.

25
Q

Was versteht man unter Willensmetaphysik? Nennen Sie zwei wichtige Vertreter.

A

Blinder, irrationaler Wille als göttliches Weltprinzip. Jakob Böhme und Schopenhauer (bei ihm atheistisch).

26
Q

Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen Schopenhauer und Kants philosophischen Positionen?

A

Gemeinsamkeit: Idealistische Grundannahme, dass die Welt meine Vorstellung, daher durch mich konstituiert ist.
Unterschied: Schopenhauer nimmt als philosophische Methode die Selbstreflexion. Der Wille soll die Rolle von Kants „Ding an sich“ einnehmen.

27
Q

Wie löst Schopenhauer das Problem, dass der Wille eine Einheit sein soll, unsere Welt aber aus vielen Dingen besteht?

A

Die Welt ist vielgestaltig, da der Wille sich in Raum und Zeit erscheinend, partikularisiert.

28
Q

Inwieweit geraten Kant und Schopenhauer an ein ähnliches Problem in Bezug auf das Postulat des Willens bzw. Dinges an sich?

A

Der Wille, so wie Schopenhauer ihn definiert ist eigentlich unerkennbar, was zu Selbstwiderspruch führt. Der Wille soll die Rolle von Kants „Ding an sich“ einnehmen, aber „auch die innere Wahrnehmung, welche wir von unserem eigenen Willen haben, liefert noch keineswegs eine adäquate Kenntnis des Dinges an sich (d eigener Wille zwar nicht räumlich, aber zeitlich ist sowie als Objekt des Erkennens innerhalb einer Subjekt-Objekt-Relation.“

29
Q

Inwiefern nimmt Schopenhauer Freuds Idee des Unbewussten vorweg?

A

Der Intellekt ist Sklave des Willens. Das Bewusstsein ist die bloße Oberfläche unseres Geistes. Was aber die Gedankenassoziationen selbst in Tätigkeit versetzt, ist in letzter Instanz oder im geheimen unseres Innern der Wille, welcher seinen Diener, den Intellekt, antreibt, nach Maßgaben seiner Kräfte, Gedanken an Gedanken zu reihen. D.h. man hat Probleme unsere Motive introspektiv selbst zu erkennen.

30
Q

Wann /was war der „linguistic turn“ in der Erkenntnistheorie?

A

Es ist eine Sprachanalyse als philosophische Kernmethode. Anfang des 20ten Jahrhunderts.

31
Q

Mit welchen Argumenten haben Sprachphilosophen die Sinnhaftigkeit philosophischer Sätze wie z. B. Descartes („Ich denke, also bin ich“) angezweifelt?

A

Alltagssprache ist oft unpräzise und führt daher zu Missverständnissen.
Dasselbe Wort drückt sehr verschiedene Verhältnisse aus.

32
Q

Wie formalisiert man in der Prädikatenlogik die logische Struktur von Sätzen? Geben Sie Beispiele und erläutern Sie, wozu diese Formalisierung sinnvoll sein kann.

A

Existenz ist eine Eigenschaft von Begriffen, nicht von Gegenständen. Existenz ist ein Begriff zweiter Stufe, Tisch sein ein Begriff zweiter Stufe. Kategorialer Unterschied, der in Alltagssprache verschleiert wird. Deshalb in der Prädikatenlogik folgendes:

  • P(a) als Symbol für „Gegenstand a fällt unter den Begriff erster Stufe P“ wie in „Gegenstand a ist ein Tisch“.
  • эxP(x) als Symbol für „es existiert etwas, das unter den Begriff P fällt“ (z. B. es gibt Tische).
  • E(a) (mit E für Existent) würde logisch keinen Sinn machen (z. B. dieser Tisch existiert nicht).
33
Q

Inwieweit kann sprachanalytische Philosophie unmittelbar hilfreich für uns Psychologen sein?

A

Man kann damit testen, ob ein Satz überhaupt etwas Sinnvolles aussagt. Übergang von Urteilen zu Sätzen als Untersuchungsobjekte. Schaffung einer idealen Sprache mit präzisen Begriffen. Identifizierung von Irreführungen in der Sprache.