SS Vorlesung 5 Flashcards

1
Q

Welche Position vertrat Hume in Bezug auf Kausalität und Willensfreiheit?

A

Wesentlicher Erkenntniswert von Naturgesetzen liegt nicht in Beschreibung vergangener Regelmäßigkeiten, sondern in der Projektion auf die Zukunft (induktiver Schluss). Menschliches Handeln unterscheidet sich prinzipiell nicht vom übrigen Naturablauf. Menschliches Handeln ist daher nicht frei. Freiheit des Menschen für Hume nur verständlich als „Gegensatz von Zwang“.

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2
Q

Was meint man typischerweise, wenn man von Willensfreiheit redet und inwiefern hat dieses Verständnis ein kontrafaktisches Moment?

A

Frei sein bedeutet ich hätte auch anders handeln können/ich hätte mich auch anders entscheiden können. Das ist aber empirisch nicht begründbar, da man die Zeit nicht zurückdrehen kann.

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3
Q

Differenzieren Sie Willensfreiheit und Handlungsfreiheit anhand eines Beispiels.

A

Handlungsfreiheit: ich kann mein Kleid bei H&M und bei C&A kaufen.
•Willensfreiheit: ich lege fest, was ich kaufen will.

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4
Q

Was besagt die Denkfigur des LaPlace`schen Dämons?

A

Unter Kenntnis sämtlicher Naturgesetze sowie der Lage / Position / Geschwindigkeit aller Teilchen im Kosmos wäre jeder (vergangene und künftige) Weltzustand berechenbar. Hängt mit der Idee des Determinismus, dass alles, auch zukünftiges vorherbestimmt ist, zusammen.

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5
Q

Welche Spuren des Determinismus findet man auch in der Theologie?

A

Die Prädestination, Gnadenwahl, Prädamnation: Gott legt von vornherein fest, welches Schicksal ein Mensch hat

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6
Q

Angenommen Sie wären ein Determinist. Wie erklären Sie sich dann ihre scheinbar freie Wahl für ein bestimmtes Eis im Eisladen?

A

Aufgrund meiner Gene schmeckt mir ein bestimmtes Eis besser als andere. In meiner Lerngeschichte habe ich entdeckt, welches das für mich Beste ist. Und genau das wähle ich. (Ich fühle mich nur frei, bin es aber nicht, da ich meine Handlungsdetermininanten nicht durchschaue).

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7
Q

Welche psychologischen Konstrukte sind von einer Positionierung im Rahmen des Willenfreiheitsproblems betroffen?

A

Verantwortung, Würde, Zurechnungsfähigkeit, Motivation, Kontrolle, Sucht, Autonomie, Strafe, Bewusstsein, Leib-Seele-Verhältnis usw.. Also eigentlich fast alle Grundlagen der Psychologie.

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8
Q

Erläutern Sie, inwieweit der Determinismus psychologische Konzepte wie „Motivation“ oder „Exekutive Kontrolle“ betrifft

A

Die Konstrukte werden infrage gestellt bzw. als nicht existent erklärt. Es ist alles vorbestimmt, wieso also jemanden für etwas motivieren. Er wird so viel erledigen, damit das Vorbestimmte eintritt.
Exekutive Kontrolle kann demnach auch nicht existieren, da die Kontrolle schon durch die Vorbestimmung da ist.

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9
Q

Warum vergleicht Hume den menschlichen Geist mit einem Theater?

A

Der Geist ist eine Art Theater, auf welchem verschiedene Perzeptionen nacheinander auftreten“. Wir sind nur passive Besucher unseres Theaters alà „unser Bewusstsein“.

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10
Q

Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Determinismus und der Gesetzgebung und welche Rolle spielen dabei psychologische Gutachter?

A

Implikationen für Jurisprudenz: Strafen bloß zum Schutz anderer Menschen vs. Bestrafung für moralisches Vergehen? Es betrifft also auch die Schuldfähigkeit, die mit psychologischen Gutachtern geklärt wird. Man könnte jemanden also eigentlich nicht bestrafen, da es ihm vorbestimmt war, so zu handeln

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11
Q

Begründen Sie den Inkompatibilismus im Sinne von Van Inwagen (1983).

A

Wenn er stimmt, sind unsere Aktionen von Gesetzen / Gegebenheiten aus Vergangenheit und Zukunft bestimmt worden. Ist vor unserer Geburt noch nicht alles vorbestimmt, kann man auch nichts Zukünftiges durch Vergangenes erklären und ich kann immer anders handeln.

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12
Q

Welche zwei Positionen kann ein Inkompatibilist einnehmen? Und ein Kompatibilist?

A
  • Freier Wille und Determinismus sind inkompatibel. Entweder unser Wille ist nicht frei, dann gilt der Determinismus nicht (Libertarianismus) oder der Determinismus gilt, dann ist unser Wille nicht frei (harter Determinismus).
  • Psychologie: Wenn Mensch vollständig durch Gene und Sozialisation geprägt (Determinismus), dann kann er nicht anders handeln/wollen als er handelt/will (nature/nurture).
  • Kant als Kompatibilist: Menschliche Handlungen können beschrieben werden in einem naturwissenschaftlichen Diskurs, wo Begriffe wie Freiheit, Grund (statt Ursache) etc. Sinn machen. Mensch als Bürger zweier Welten, dem Reich der Natur und dem der Freiheit.
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13
Q

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Determinismus und der nature / nuture Debatte?

A

Wenn Mensch vollständig durch Gene und Sozialisation geprägt (Determinismus), dann kann er nicht anders handeln / wollen als er handelt / will. All is nature.

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14
Q

Welche Argumente könnten für den Libertarianismus sprechen?

A

Die Quantenmechanik spricht dafür, dass unsere Welt nicht determiniert ist. Außerdem könnten Regeln so kompliziert sein, dass sie von Regellosigkeit nicht zu unterscheiden sind.
Oder wie Kant es sagt: Freiheit als Vermögen, Kausalketten anzufangen, ohne dass dieser Anfang selbst Wirkung ist. Aus der Tatsache, dass es Regeln gibt, folgt nicht, dass alles Naturgeschehen (a priori) regelhaft sein muss. Somit könnte es Regeln alla Determinismus geben, aber auch den freien Willen.

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15
Q

Wie sinnvoll ist es Freiheit als „Vermögen Kausalketten anzufangen“ zu definieren?

A

Nicht sinnvoll, denn ein undeterminierter Anfang wäre ja definitionsgemäß ein willkürlicher Anfang, also gerade nicht planmäßig gewollt (freier Wille als Tourette-Syndrom).

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16
Q

Wie steht Kant zum Problem der Willensfreiheit? Inwiefern steht seine Position in Bezug zur These inkommensurabler Sprachsysteme?

A

„So sind alle Handlungen des Menschen in der Erscheinung aus seinem empirischen Charakter und den mitwirkenden anderen Ursachen nach der Ordnung der Natur bestimmt“. Er sagt, menschliche Handlungen können beschrieben werden in einem naturwissenschaftlichen Diskurs, wo Begriffe wie Freiheit, Grund (statt Ursache) etc. Sinn machen. Man muss das Thema Willensfreiheit wohl getrennt betrachten.

17
Q

Was hätte Freud gegen Kants Position zu Willensfreiheit einzuwenden?

A

Das Gewissen ist kein Ausdruck menschlicher Freiheit, sondern es ist anerzogen und zeigt sich in Form des Über-Ich.

18
Q

Wie funktioniert das klassische Libet-Experiment?

A

Als Libet-Experiment wurde die Messung des zeitlichen Abstands bekannt, der zwischen Nervenaktivität im Gehirn, die einer bestimmten Handbewegung einleitend vorausgeht, und dem erst danach erfolgenden Bewusstwerden der dazu gehörenden Handlungsentscheidung liegt. Libets Ausgangspunkt war ein EEG-Experiment. Es zeigte, dass bei einer einfachen Handbewegung zwischen einer bestimmten einleitenden Nervenaktivität im Motorkortex und ihrer tatsächlichen Ausführung etwa eine Sekunde verstreicht.
Idee: feststellen, wann die Entscheidung getroffen wird, wann der Motorkortex aktiv ist und wann die Muskulatur aktiviert wird.

19
Q

Auf welche Weise kann man die Libet Experimente interpretieren und welche Kritik kann man daran üben?

A
  • Extrem: Unser Wille verursacht nicht unsere Handlungen.
  • Libet: Wir haben ein sehr schmales Zeitfenster, um unsere von Gehirn geplanten Handlungen zu stoppen (freier Wille als Veto-Recht).
  • Problem: Wird in dem Experiment wirklich das abgebildet, was wir unter freiem Willen verstehen? Vielleicht bahnt sich der Wille langsam an, und ab einem bestimmten Zeitpunkt entscheidet der Proband („Jetzt bin ich mir sicher genug, dass ich die Taste nun drücken werde, und fühle mich jetzt willens“). Hinweis ist die große Validität zwischen den Probanden bezüglich der zeitlichen Angaben.