Sozialer Schmerz Flashcards
Was ist sozialer Schmerz?
- emotionale Reaktion im weitesten Sinn
- verursacht durch Wahrnehmung von Zurückweisung oder Abwertung
- verbunden mit Verletzt-Sein, Peinlichkeit, Scham, Schuld oder Eifersucht
Woher kommt der Ursprung der Idee?
Jaak Panksepp (Begründer der “affective neuro-science”)
* “Schaltkreise” im Gehirn, die anhand eines Endorphin-basierten Schmerz-Netzwerks Trennungsschmerz signalisieren
* Erste Arbeitshypothese: Deshalb tut sozialer Schmerz ähnlich “weh” wie körperlicher
Warum gibt es sozialen Schmerz?
- Soziale Ausgrenzung für viele Säugetiere tödlich
- Geeignete Reaktionen oder Gegenmaßnahmen nötig
- Auch (emotionale) “Belohnungen” für starke Bindung zu wichtigen Bezugspersonen
- Führt zu effektiver Regulation von Annäherung und Vermeidung
Bsp. der Autoren an der Stelle: Blickkontakt und andere non-verbale Zeichen der Zurückweisung im Gespräch werden mit großer Leichtigkeit erkannt und verarbeitet
Was sind nach Analysen von Vangelisti & Crumley (1998) drei Formen der Reaktionen/Regulation von Annäherung und Vermeidung?
Analysen zu Erinnerungen an soziale Ausgrenzung
- Geduld und Nachgiebigkeit (acquiescence): sich entschuldigen, nachgeben, auf Forderungen eingehen
- Unverletzlichkeit, Selbstbehauptung (invulnerability): Konfrontation nicht beachten, nicht auf Forderungen eingehen, sich zurückziehen
- Aktivität, Gegenangriff (oftmals mit weniger kontrollierten Handlungen verbunden)
Welche Funktion hat Schmerz?
Klassisches/operantes Konditionieren:
* Schmerzzunahme: Bestrafung Typ 1 sensu Skinner
* Schmerzabnahme: negative Verstärkung
* auch Stimuli, die sozialen Schmerz ankündigen, werden vermieden (Klassisch)
–> Schmerz ermöglicht Regulation des Annäherungs-Vermeidungs-Verhaltens, bspw. bei Bedrohungen oder Herausforderungen
Was waren die Befunde sprachlicher Analysen zur Evidenz?
- Darstellung von Schmerz und Schmerzgefühlen in veschiedenen Sprachen weist hohe Schnittmengen auf für körperlichen und sozialen Schmerz
- In allen untersuchten Sprachen
Was sind die Befunde zu Extraversion?
- geringe Furcht vor Zurückweisung
- höhere Schmerzschwellen für physischen Schmerz
- neigen eher dazu, physische Schmerzen offen anzusprechen
Introvertierte Personen scheuen sich möglicherweise mehr, Schmerzen einzugestehen, während sie diesen aber andererseits in höherem Maße empfinden.
Insgesamt sollten Introvertierte also in sozialen Situationen sensibler reagieren, Extravertierte dagegen weniger sensibel (in Bezug auf mögliche Zurückweisungen).
Was sind die Befunde zu sozialer Unterstützung?
- viele Befunde zur positiven Wirkung von soz. Unterstützung bei jeglicher Art von physischem Schmerz und chronischen Erkrankungen
- bes. bei langfristigem Coping bzgl. Schmerz
Fazit: Es gibt einen langfristigen (stabilen) und deutlich negativen Zusammenhang zwischen physischen Schmerzen und sozialer Zuwendung.
Was sind die Befunde zu Angst und Furcht?
- chronische Schmerzpatienten leiden eher unter Angst- und Panikstörungen
- Personen mit hoher dispositioneller Ängstlichkeit und hohem Neurotizismus haben geringer Schwellen für physischen Schmerz
Fazit: „… both social exclusion and physical pain are related to the activation of emotional states related to cautious approach (anxiety) and avoidance (fear)”
Was sind die Befunde zu Aggression?
- physischer Schmerz führt oft zu aggressivem Verhalten
- v.a. bei unmittelbarer Bedrohung –> schnelles und hoch reaktives aggressives Verhalten
- Analoge Befunde für sozialen Ausschluss
- resultierende Aggressionen oft nicht allein auf Verursacher des sozialen Ausschlusses beschränkt
Fazit: „… both physical and social pain appear to induce a general defensive stance that can lead to defensive aggression“
Was sind Befunde zur Depression?
- physischer und sozialer Schmerz führen zu höheren Werten bei Traurigkeit und Depression
- bes. bei Trennung von einem Partner, die man selbst nicht herbeigeführt hat - Zurückweisung
- Depressive haben niedrigere Schwelle für physischen wie sozialen Schmerz
Mit welchen neuronalen Mechanismen steht sozialer Schmerz in Verbindung?
- Anteriorer Cortex
- Peri-aquaeductales Grau (PAG)
- Gehirneigene Opiate (neuroendokrines System)
- Oxytocin
Woran ist der anteriore Cortex beteiligt?
Humandaten
Verarbeitung von Schmerzsignalen (v.a. Schmerzgefühlen), bei sozialer Ausgrenzung aktiviert
Was besagt die Studie von Rainville et al. (1997) zum anterioren Cortex?
- PET-Studien zur hypnotischen Suggestion zur Unannehmlichkeit eines Schmerzreizes: Anteriorer Cortex aktiv, wenn Schmerzreiz als besonders aversiv bewertet wird
- Gegensatz dazu: Andere Regionen (z.B. somatosensorischer Cortex) variieren in Aktivität in Abhängigkeit von objektiver Intensität des Schmerzes
Was besagt die Studie von Eisenberger et al. (2003) zum anterioren Cortex?
- Anwendung des Cyberball-Paradigmas
- Befund: Anteriorer Cortex sowohl bei explizitem wie bei implizitem sozialem Ausschluss aktiv