Protective Effects of Neighborhoods Flashcards
Was wissen wir über Deprived Neighborhoods?
Deprivation erhöht bei Kindern und Jugendlichen
(1) die Rate von Substanzmissbrauch
(2) die Wahrscheinlichkeit, dass bereits Teenager schwanger werden
(3) sogenannte „conduct disorders“ (externalisierendes Verhalten nach ICD)
Wir wissen, dass aber nicht warum. Genaue Prozesse? v.a. bei Kindern zwischen 5 und 10
Was wissen wir zur Entwicklung antisozialen Verhaltens in der Kindheit?
- Kindliche antisoziale Verhaltensmuster recht weit verbreitet
- Inzidenz solchen Verhaltens sinkt spätestens ab Einschulung
- Wahrscheinlich durch soziale und selbstregulative Fertigkeiten, die Kinder in dieser Altersspanne durch Eltern, Lehrer und Gleichaltrige erwerben
- Zusätzlich: Wenn dieses Zeitfenster (ab 5) ungenutzt verstreicht, dann gibt es oftmals ernsthafte lebenslange Probleme
Welche Symptome zeigen Jugendliche, bei denen als Kind keine Besserung eingetreten ist?
- Sehr große Risiken in Bezug auf psychische Erkrankungen
- physische Erkrankungen
- Drogenmissbrauch
- problematische Beziehungsmuster
- selbst-schädigendes Verhalten
- sehr schlechte Bildungsergebnisse
- sehr hohe Wahrscheinlichkeit, von sozialer Unterstützung abhängig zu werden
Was hat antisoziales Verhalten mit Nachbarschaft zu tun?
- Bei Analyse des antisozialen Verhaltens –> enorme Konzentration auf Variablen innerhalb des Kindes und innerhalb der Familien
- „Nachbarschaft“ –> altes Konstrukt innerhalb der Soziologie und Psychologie (skandinavische Tradition), wobei man untersuchte: Wie „depriviert“ ist eine Umgebung? –> bestimmt große Effekte auf Sozialisation von Kindern und Teens
- Neueres (zusätzliches) Konzept, eher dynamischer als struktureller Natur, ist das der kollektiven Wirksamkeit (CE = collective efficacy):
„[CE] … reflects the willingness of the community members to look out for each other and intervene when trouble arises, especially on behalf of the community‘s youth, … (a) including informal social control“ and (b) social cohesion.
Beispiel: Project on Human Development / Chicago
Was sind die Hypothesen?
- Deprivation (strukturelle Variable) führt zu höherem Niveau antisozialen Verhaltens bei Schuleintritt & zu langsamerer Abnahme dieses Niveaus bis zum 10. Lj.
- CE (als Prozess) verringert Niveau antisozialen Verhaltens bei Schuleintritt und führt zu schnellerem Abfall dieses Niveaus bis zum 10. Lj.
- CE hat stärkere Auswirkungen in deprivierten Umgebungen (im Vergleich zu eher anregenden Umgebungen)
In bisherigen Studien vorwiegend eher kleine Effektgrößen (zwischen .10 und .20)
Was sind generelle Merkmale der Studie?
- Environmental Risk Longitudinal Study (E-Risk)
- N = 2.232 Kinder (Zwillinge) sowie deren Familien (zu t1, i.e., 1999/2000)
- Erhebungen erfolgen im Alter von 5 und 7 und 10 Jahren
- „Stichprobe“ (genauer: Kohorte) ist repräsentativ, mit bestimmten Einschränkungen
- Es liegen öffentliche Daten für die Kinder, die Familien und die Nachbarschaften vor
- Zusätzlich weitere Daten (jeweils PLZ-spezifisch) erhoben
- Angesichts der großen Kohorte können sowohl familiär-genetische als auch familiär-umweltbezogene Variablen kontrolliert (herausgerechnet) werden
Was ist die AV und wie erhoben?
Auswahl
- Interviews mit Müttern
- Angaben durch Lehrer
- Antisocial Behavior Scale im Alter von 5, 7 und 10
Was sind die UVs und wie erhoben?
- Deprivation (ACORN)
- CE (informal social control, social cohesion, neighborhood problems)
Was sind die KVs und wie erhoben?
- Elterliche häusliche Gewalt
- Antisoziales Verhalten Eltern (YA behavior checklist)
- physische Misshandlung (Interview Mütter)
Welche statistischen Analysen wurden durchgeführt?
- Modellierung der Entwicklung antisozialen Verhaltens (‚latent growth curve modeling‘)
- Gibt es zu t1 (Schuleintritt) bereits Unterschiede zwischen Kindern aus deprivierten vs. anregenden Nachbarschaften, und/oder entwickeln sich solche Kindern zwischen 5. und 10. Lj. unterschiedlich?
- Gibt es zu t1 (Schuleintritt) bereits Unterschiede zwischen Kindern aus kollektiv-wirksamen vs. kollektiv-unbeteiligten Nachbarschaften, und/oder entwickeln sich solche Kinder zwischen dem 5. und 10. Lj. unterschiedlich?
- Strukturgleichungsmodelle (auch für je verschiedene Subgruppen) dienten Vergleich und Interaktionsanalyse zwischen strukturellen (Deprivation) und dynamischen (CE) Prädiktoren antisozialen Verhaltens
Was waren die Ergebnisse der Modellierung der Entwicklung antisozialen Verhalten (‚latent growth curve modeling‘)?
- Deutliche Varianz sowohl in Bezug auf Eingangsniveau antisozialen Verhaltens wie auch Entwicklung dieses Verhaltens über die Zeit
- Generell über die Zeit hinweg für Mädchen & Jungen signifikanter Rückgang antisozialen Verhaltens
Ermöglicht Analyse von intraindividuellen Veränderungen und individuellen Veränderungen in Unterschieden.
SGM für Längsschnitt
Gibt es zu t1 (Schuleintritt) bereits Unterschiede zwischen Kindern aus deprivierten vs. anregenden Nachbarschaften, und/oder entwickeln sich solche Kindern zwischen dem 5. und 10. Lj. unterschiedlich?
- Höheres Eingangsniveau
- Geringeres Absinken über Zeit
Gibt es zu t1 (Schuleintritt) bereits Unterschiede zwischen Kindern aus kollektiv-wirksamen vs. kollektiv-unbeteiligten Nachbarschaften, und/oder entwickeln sich solche Kinder zwischen dem 5. und 10. Lj. unterschiedlich?
- Kleine Effekte in Bezug auf Eingangsniveau in t1 (weniger antisoziales Verhalten für Nachbarschaften mit hohem CE)
- Ebenso kleine Effekte in Bezug auf Absinken antisozialen Verhaltens (ausgeprägter für Nachbarschaften mit hoher CE)
- Gilt auch, wenn alle anderen Nachbarschafts- & Familien-Variablen kontrolliert werden (elterliche Merkmale, Misshandlungen des Kindes, sozioökonomische Nachteile…)
Was sieht man beim Vergleich und der Interaktion der Struktur (Deprivation-) und Prozess (CE-) Variablen?
Hypothese: CE-Variablen wirken besonders deutlich in solchen Nachbarschaften, die durch höhere Deprivation gekennzeichnet sind
- Unterschied in ASB nimmt mit dem Alter zu
- Unterschiede in Nachbarschaften hins. SES, Nachbarschaftsprobleme und CE
Schwache Effekte
Was sind einige ausgewählte Schlussfolgerungen?
- Grad der Deprivation einer Umgebung sagt Entwicklungsverlauf von Kindern zwischen 5. und 10. Lj. vorher
- CE (kollektive Wirksamkeit) der Umgebung ist robuster Prädiktor kindlichen antisozialen Verhaltens bei Schuleintritt
- CE (kollektive Wirksamkeit) sagt weiteren Verlauf kindlichen Verhaltens nur in solchen Umgebungen vorher, die depriviert sind
- Es gibt eine Reihe von Beschränkungen im vorliegenden Datensatz
Was sind die Beschränkungen der Studie?
- nur US Studien als Vorgänger
- Zwillinge
- CE nur 1x gemessen
- Schuleffekte nicht kontrolliert
- Nur ASB als Outcome
Was für Praxisbeispiele gab der Text?
- Ähnliche Situationen und Probleme in vielen Städten weltweit, womöglich sogar in allen Bereichen, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben –> Prozess der Urbanisierung derzeit durch rasante Beschleunigung gekennzeichnet
- Neukölln (muslimische Bevölkerung Büros in Rathaus, Hausmeisterbüros in Plattenbau, Stadtteilmütter, Einbehalt Kindergeld)
- Richmond (Stipendien an Schwerverbrecher)