Borderline Flashcards

1
Q

Was ist die generelle Prävalenz bei BPS?

A

6%

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2
Q

Wie werden Patienten meist behandelt und warum?

A

Stationär; vor allem wegen SV-Gefahr, Suizidalität oder Drogenmissbrauchs

Symptomatik hoch komplex, es kommt selten zum Abklingen aller Symptome

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3
Q

Womit hängt die Entstehung von BPS oft zusammen?

A
  • Traumatische Kindheitserlebnisse, z.B. sexuellem Missbrauch, muss aber nicht
  • Allgemeiner: Bindungsstörung
  • 70% erblicher Varianzanteil
    • Erziehungseinfluss von Eltern, die selbst unter BPS leiden
  • so Wechselverhältnis zwischen Bindungsabbrüchen und/oder traumatischen Erfahrungen in der Kindheit und BPS bei Erwachsenen

In entsprechenden Studien (Regressionsanalysen) familiäres Risiko stärkerer Prädiktor als Kindheitstraumata

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4
Q

Worauf konzentrierte sich die neurobiologische Forschung bisher?

A
  • Dopamin-Dysfunktions-Hypothese, weil emotionale Regulation und Impulskontrolle deutlich beeinträchtigt sind –> nur ein kleiner Ausschnitt der klinischen Symptomatik findet Beachtung
  • bei anderen Störungen kann man aus Wirksamkeit bestimmter Substanzen (Medikamente) auf Art der neurobiologischen Funktion schließen, bei BPS bisher nicht
  • BPS-Pat. zeigen sehr geringe Compliance bei Einnahme der verfügbaren Medikamente, was neben anderen inneren Faktoren auch an geringeren Wirksamkeit liegen dürfte
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5
Q

Was ist die Grundlage der Arbeitshypothese des Belohungssystems und endogenen Opiatsystems (EOS) von Bandelow et al.?

A

Von James Olds & Peter Milner (1954) entdecktes Belohnungssystem des Gehirns

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6
Q

Wie nennt man das Paradigma zur Arbeitshypothese?

A

intra-cranielle Selbstreizung –> resultierte in entsprechender Kartografierung des Gehirns

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7
Q

Welche Strukturen sind bei der intra-kraniellen Selbstreizung beteiligt?

A

Ventrales Tegmentum und Nucleus Accumbens

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8
Q

Was zeigte sich in Humanexperimenten zur intracraniellen Selbstreizung?

A

Strukturen sind besonders aktiviert bei Geldzuwendungen, Betrachten schöner Gesichter, Anhören als positiv empfundener Musik

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9
Q

Welche Klassen von Opioiden sind im System beteiligt?

A
  • Beta-Endorphine
  • Enkephaline
  • Dynorphine
    Aktivieren drei verschiedene Rezeptortypen: My-, Delta- und Kappa-Rezeptoren
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10
Q

Was machen Beta-Endorphine?

A

Binden bevorzugt an My-Opioid-Rezeptoren und modulieren Signalwege des Dopamins, indem sie seine Wirkung erhöhen

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11
Q

Was sind bisherige Überlegungen zu Dopamin und Opiaten?

A
  • Dopamin in diesen Schaltkreisen kodiert die Auslösung von belohnungsaufsuchendem Verhalten (–> motorischer Aspekt)
  • Opiate sind für hedonische Empfindungen der Belohnung verantwortlich (–> Erlebensaspekt)
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12
Q

Wann werden Beta-Endorphine ausgeschüttet?

A
  • Bei hohem Stress, wie auch Verletzungen –> analgetische Effekte und positive Wirkung auf die Stimmung
  • Positive Erfahrungen, wie Verliebtsein oder Extremsport, bei denen Opioid-Bindung im Gehirn heruntergesetzt wird
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13
Q

Was ist die Hypothese bei BPS zum Opioidsystem?

A

Die Regulation des endogenen Opioidsystems ist bei BPS chronisch herabgesetzt.

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14
Q

Woran kann es liegen, dass das System herabgesetzt ist bei BPS?

A
  • Verringerte Empfänglichkeit (= niedrigere Signalschwelle) der Opioid-Rezeptoren oder verringerte Menge opioider Neurtransmitter (oder beides)
  • Patienten tun demnach alles, um Ausschüttungen von Opioiden im Gehirn zu stimulieren, oder diese durch Drogenmissbrauch heraufzusetzen
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15
Q

Was sind die Symptome von BPS im Lichte der Hypothese von Bandelow et al.?

A
  1. Anhedonie
  2. Furcht vor Zurückweisung und dysfunktionales Bindungsverhalten
  3. Häufige und riskante sexuelle Kontakte
  4. Aufmerksamkeitsauslösendes Verhalten
  5. Drogenmissbrauch
  6. Die Wirkung von Opioid-Antagonisten bei BPS Patienten
  7. SVV
  8. Essstörungen
  9. Geringe Frustrationstoleranz (LFT) und Aggression
  10. Selbst-Stimulation durch Sensation Seeking
  11. Dissoziation & Depersonalisation
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16
Q

Was ist Anhedonie?

A
  • Höchst aversives Gefühl der Leere (nicht zu verwechseln mit Depressivität), Abwesenheit emotionaler Empfindungen und Gefühle der Sinnlosigkeit
  • unvorhersehbare abrupte Wechsel in extreme (aber nur kurz währende) euphorische Zustände
  • Idee: mangelnde Rezeptivität des Opioid-Systems könnte eine Erklärung sein
17
Q

Was sind die Befunde zu Anhedonie?

Zentrales Merkmal

A
  • Hohe Aktivität des K-Rezeptor-Systems im Tiermodell führt zu Anhedonie
  • Suizidalität von BPS-Patienten geht oft auf Gefühle der Anhedonie und Sinnlosigkeit zurück
  • Obduktionen bei depressiv-suizidalen Personen zeigen einen bis zu neunfachen Anstieg der Zahl der My-Rezeptoren (Kompensation?)
  • Verbindung zu Symptomen geringer Frustrationstoleranz und geringer Fähigkeit zu Belohnungsaufschub?
18
Q

Was ist Furcht für Zurückweisung/dysfunktionales Bindungsverhalten bei BPS?

A
  • Problematische Partnerbeziehungen mit Nähe-Distanz-Konflikten
  • Einerseits extreme Verlustängste, andererseits werden Beziehungen leichtfertig beendet
  • Überlegung: Biologische Mechanismen der Paarbindung sind gestört
19
Q

Was sind Befunde zu Furcht vor Zurückweisung und Bindung?

A
  • Beim Bindungsverhalten von Kindern nachgewiesen ist die beta-Endorphin-Bindung (Trennungsangst) an My-Opioid-Rezeptoren (gestörtes Bindungsverhalten)
  • Mäuse ohne diese Rezeptoren entwickeln kein normales Bindungsverhalten
  • Trennungsangst dann prävalent, wenn Endorphin-Konzentration sinkt

Fazit: Störung des Signalstoffwechsels kann erklären, warum entsprechende Mechanismen des Verhaltens bei BPS-Patienten so paradox und unvorhersehbar sind

20
Q

Was ist Aufmerksamkeits-auslösendes Verhalten bei BPS?

Schwächstes Symptom

A
  • Extreme Ärger-Attacken
  • Suizid-Drohungen
  • Kleidungsstile
  • Viele Piercings und Tattoos

nicht alles belegt

21
Q

Was sind die Befunde zu sexuellen Kontakten?

A

Überlegung: Endorphine spielen große Rolle bei belohnenden Aspekten von Sexualität (Kernaufgabe mesolimbischen dopaminergen Systems)
Befunde:
* Sexuelle Süchte lassen sich am ehesten behandeln mit Endorphin-Antagonisten (Naltrexone)
* Häufige Partnerwechsel sollten Endorphin-Effekte verstärken (s.a. Coolidge-Effekt)

Fazit: Sexuelle Aktivität kann interpretiert werden als Versuch der Stimulation des endogenen Endorphin-Systems

22
Q

Wie spielt Drogenmissbrauch bei BPS eine Rolle?

A
  • Prävalenz des Substanzmissbrauchs bei BPS bei etwa 75%
  • Bsp.: 45% aller Heroin-Abhängigen werden mit BPS diagnostiziert
  • Mehrfachabhängigkeiten häufig, auch Verhaltenssüchte weit verbreitet (Spielsucht, Kleptomanie, u.A.)
  • Alle bei BPS prävalenten Drogen beeinflussen das mesolimbische Dopamin- und Endorphin-System
23
Q

Was sind die Befunde zu Drogenmissbrauch?

A
  • Heroin wirkt direkt auf My-Rezeptoren des Opioid-Systems und reduziert langfristig deren Sensitivität; ebenso wird langfristig die gehirneigene Opioid-Produktion beeinträchtigt
  • Naltrexone ist ein Rezeptorblocker, der die belohnenden Effekte der opioiden Drogen reduziert
  • Amphetamine könnten den Zustand von BPS-Patienten verbessern (bisher nur eine Studie von 1985)
  • Parkinson-Patienten, die Dopamin-Agonisten brauchen, entwickeln oft Verhaltenssüchte
24
Q

Wie wirken Opioid-Antagonisten bei BPS-Patienten?

A
  • als Rezeptorblocker
  • oral: Natrexone
  • intravenös: Naloxone
25
Q

Was sind die Befunde zu Opioid-Antagonisten?

A
  • Wirksame Anwendung bei SVV
  • 80% der Probanden zeigen signifikante Verbesserungen unter Naltrexone
  • Positive Effekte der Opioid-Antagonisten könnten in einer erhöhten Sensibilisierung des Opioid-Rezeptor-Systems bestehen
  • Wirkung dieser Antagonisten nicht geklärt –> bleibt unklar, ob es bei Einnahme nicht vermehrt zu anhedonischen Gefühlen kommt
26
Q

Was ist SVV bei BPS?

A
  • 70-80% der BPS-Patienten zeigen SVV
  • bei Frauen besonders hohe Rate
  • kaum oder wenig Schmerzempfinden, eher Erleichterung oder Wohl-Gefühle
  • Positive Effekte sehr kurzlebig –> häufige Wiederholung
  • Piercings und Tattoos evtl. in ähnlicher Verhaltenskategorie
27
Q

Was sind die Befunde zu SVV?

A
  • Geringe Konzentrationen von beta-Endorphinen im Blut
  • BPS-Patienten besonders schmerzempfindlich bei anderen Schmerzquellen als Schnittwunden
  • Schnittwunden und Gewebeschäden führen zu besonders hohen Endorphin-Ausschüttungen
28
Q

Was sind die Befunde zu Essstörungen bei BPS?

A
  • Rund 50% der BPS-Patienten zeigen EDs, v.a. Heißhungerattacken (reduzierbar mit Naloxone), aber auch Formen von AN
  • Nahrung als grundlegender Mechanismus der Belohnung/Verstärkung
  • Zugleich hat extreme Reduktion von Nahrungsaufnahme erwiesenermaßen große euphorisierende Effekte –> Marrazzi et al. (1997): entsprechende Theorie der AN
  • zu Beginn einer Fastenphase zeigt sich auch bei gesunden Probanden ein Anstieg der beta-Endorphine
29
Q

Was sind die Befunde zu LFT und Aggression?

A
  • LFT und unkontrolliertes Ausagieren von Ärger und anderen feindseligen Impulsen ist sehr verbreitet unter BPS-Patienten
  • Mäuse mit geringem Level an beta-Endorphinen zeigen mehr aggressives Verhalten
30
Q

Was sind Befunde zu Selbststimulation durch Sensation Seeking?

A
  • Gefährliche Sportarten und Aktivitäten (z.B. Bungee-Jumping) aber auch z.B. Diebstahl und Betrug sind typisch
  • Level an beta-Endorphinen beim Bungee-Jumping steigt kurzfristig um 200%
  • Generell gilt: vor allem überraschende und unvorhersehbare Ereignisse sind geeignet, solche Effekte des Opioid-Systems hervorzurufen
31
Q

Was sind Implikationen der Theorie?

A
  1. Weitere Forschung zur Beeinflussung des endogenen Opioid-Systems ist dringend nötig, insbesondere zur Entdeckung solcher Substanzen, die nicht oder in geringerem Maße Abhängigkeit auslösen
  2. Tiefen-Stimulation des Nucleus accumbens können für solche Patienten angezeigt sein, denen ansonsten überhaupt nicht geholfen werden kann und die akut durch Suizidversuche, Selbstverletzungen oder Drogenmissbrauch gefährdet sind oder die andere gefährden
  3. Therapeutische Ansätze sollten darauf abzielen, die gefährlichen und selbstschädigenden Varianten der Selbststimulation von BPS Patienten zu ersetzen durch solche Verhaltensweisen, die den Patienten und sein soziales Umfeld nicht schädigen