Sitzung 7 Bewegungswahrnehmung Flashcards
Auslöser von Bewegungswahrnehmung
- Reale Objektbewegung
- Scheinbewegung
- Induzierte Bewegung
- Bewegungsnacheffekte
Auslöser von Bewegungswahrnehmung: 2. Scheinbewegung (Animation)
Sigmund Exner hat Scheinbewegung erstmals beschrieben (1875), anhand der Präsentation von
elektrischen Funken. Dabei konnte er zeigen, dass man zwei Funken, die rasch nacheinander gezeigt werden, als bewegt wahrnimmt.
Scheinbewegung ist die Grundlage für die Bewegung, die in Filmen, im Fernsehen und bei elektronischen Laufschriften wahrgenommen wird.
Auslöser von Bewegungswahrnehmung: 3. Induzierte Bewegung (Animation)
die scheinbare Bewegung eines stationären Objekts, die durch die Bewegung seiner Umgebung entsteht.
Charakteristisch für die induzierte Bewegung ist, dass in Szenen mit einem kleinen und einem großen Objekt, meist das größere Objekt als ruhend und das kleinere als bewegt wahrgenommen wird, selbst wenn in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall ist.
Auslöser von Bewegungswahrnehmung: 4. Bewegungsnacheffekt
- Betrachtet man längere Zeit eine kontinuierliche Bewegung und blickt anschließend woanders hin, dann scheint sich der Inhalt des Blickfeldes teilweise in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen.
- Die Illusion tritt nur auf, wenn sich bei Betrachtung des bewegten Objekts auch das Objektbild auf der Netzhaut bewegt hat, man also dem Objekt nicht mit den Augen folgt.
- Bewegungsdetektoren fallen nach Beendigung einer länger andauernden Reizung in ihrer Signalaktivität für einen bestimmten Zeitraum unter ihre normale Rate. während dieses Zeitraums sind die Bewegungsdetektoren der Gegenrichtung im Verhältnis aktiver, da sie ja ihre normale Signalrate besitzen. Dadurch bekommt man den Eindruck, die neue Szene würde sich in die Gegenrichtung bewegen.
Funktionen der Bewegungswahrnehmung
- Überlebensfunktion
- Aufmerksamkeit
- Objektwahrnehmung
Funktionen der Bewegungswahrnehmung: 1. Überlebensfunktion
Bewegung beinhaltet Information. Bewegte Objekte können Gefahren darstellen. Um sich selbst zu navigieren und auf bewegte Objekte in der Umwelt (z.B. Feinde/Beute/Sozialpartner) reagieren zu können, ist Bewegungswahrnehmung sehr wichtig.
Siehe auch Bewegunsagnosie
Funktion der Bewegungswahrnehmung: 2. Aufmerksamkeit
Bewegung in der Peripherie führt zu
Aufmerksamkeitsausrichtung zum bewegten Objekt hin
• Weitgehend automatisch
Funktion der Bewegungswahrnehmung: 3. Objektwahrnehmung
- Figur-Grund-Trennung:
Bewegung gruppiert Teile als zusammengehörig und hilft so bei der Objektwahrnehmung.
(siehe auch Gestaltgesetzte) - Kinetischer Tiefeneffekt
Bewegung hilft auch bei der 3DWahrnehmung. Ein zweidimensionaler Schatten eines dreidimensionalen Objekts wird bei Bewegung als dreidimensionales
Objekt wahrgenommen.
Mechanismus der Bewegungswahrnehmung: Problem
Sowohl die Bewegung eines Objekts in der Umwelt, als auch Bewegung des Betrachters bzw. seiner Augen können zu einer Veränderung der
Position des Retinaabbilds führen
Wie viele und welche Situationen gibt es, die das Wahrnehmungssystem im Kontext von Bewegung unterscheiden muss?
- Ein Objekt bewegt sich und die Augen (der
Betrachter) bewegen sich nicht - Ein Objekt bewegt sich und die Augen folgen dem Objekt
- Die Augen suchen den Raum (von links nach
rechts) ab
- Ein Objekt bewegt sich und die Augen bewegen sich nicht
Retinaabbild des Objekts bewegt sich
Bewegungswahrnehmung findet statt
- Ein Objekt bewegt sich und die Augen folgen dem Objekt
Retinaabbild des Objekts bleibt stationär
Bewegungswahrnehmung findet statt
- Die Augen suchen den Raum ab
Retinaabbilder der Objekte bewegen sich
Bewegungswahrnehmung findet nicht statt
Ökologischer Erklärungsansatz
„Ökologische Perspektive“ von J. J. Gibson (1904-1974):
Betrachtung der Infos. in der Umwelt als optisches Feld.
Hat Wahrnehmung als in Verbindung mit Handlung stehend betrachtet. Wahrnehmen um zu Handeln, Handeln um Wahrzunehmen
Bewegung eines Objekts in der Umwelt und Bewegung eines Betrachters erzeugen unterschiedliche Änderungen im optischen Feld:
1. Wenn sich nur einzelne Objekte im optischen Feld
ändern: Objektbewegung
- Wenn sich das gesamte optische Feld ändert:
Eigenbewegung
Physiologischer Ansatz: Reafferenzprinzip
Info von der Netzhaut mit der Info aus der Motorik werden kombiniert
- Motorisches Areal sendet motorisches Signal (M) an die Augenmuskeln und eine Efferenzkopie (E) (eine Kopie von M) an den Komparator
- Die Augenmuskeln senden ein afferentes Signal (S) bei Bewegung des Retinabildes an den Komparator
- Der Komparator vergleicht E und S und gibt die Info an den visuellen Kortex weiter:
Bewegungswahrnehmung, wenn S ≠ E
Keine Bewegungswahrnehmung, wenn S = E
S. F.21, 22
Reafferenzprinzip: Zweck
Herausrechnen der Augenbewegung, um tatsächliche Bewegung in der Umwelt zu erkennen
Reafferenprinzip: Versuchsaufbau: Sie beobachten ein Nachbild in einem dunklen Raum während sie „umherblicken“.
S: Nein, das Nachbild verändert seine retinale Position nicht
E: Ja, weil man Augen bewegt
Bewegungswahrnehmung: JA
“echte Bewegung”: Nein
Reafferenzprizip: Versuchsaufbau: Sie drücken seitlich oben leicht auf ihr Augenlid/ ihren Augapfel, während Sie starr einen Punkt fixieren
S: NEIN, das Netzhautbild
verändert sich nicht, da
auf einen Punkt fixiert
wird.
E: JA, um Fixation zu halten
werden motorische Befehle
benötigt
Bewegungswahrnehmung: JA
“echte” Bewegung: NEIN
Reafferenzprizip: Versuchsaufbau: Sie verfolgen ein bewegtes Objekt (z.B. Vogel) mit den
Augen
S: NEIN, retinales Abbild
des Reizes bleibt foveal
E: JA, Augenbewegung nötig, um Objekt zu folgen.
Bewegungswahrnehung: JA
“echte” Bewegung: JA