Sitzung 11 Aufmerksamkeit Flashcards
Typische Alltagspsychologische Annahmen über Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit ist gleich Konzentration
Aufmerksamkeit ist anstrengend
Aufmerksamkeit verbessert die Leistung
Aufmerksamkeit untersteht dem Willen
Kategorisierung von Aufmerksamkeit
- selektive (fokussierte) Aufmerksamkeit
2. geteilte Aufmerksamkeit
- selektive Aufmerksamkeit
Auswahl bestimmter Informationen, um diese dem „Bewusstsein“ bzw. der Steuerung von Denken& Handeln zugänglich zu machen
-> früher vor allem Untersuchung der perzeptiven (wahrnehmungsbezogene) Selektion, heute zunehmend Untersuchung der handlungssteuernden Selektion
- geteilte Aufmerksamkeit
handlungsbezogene Limitationen der Aufmerksamkeit, z. B. bei gleichzeitiger Ausführung von multiplen Tätigkeiten
Vigilanz im Kontext von Aufmerksamkeit
Daueraufmerksamkeit
z.B.: Fluglotsen
Flaschenhals-Metapher
selektive Aufmerksamkeit wird oft als Flaschenhals-Metapher dargestellt
Durch den Boden der Flasche kommen alle Reize durch aber durch den Hals nur noch die “beachteten” verhaltenswirksamen Info.
Achtung: Manchmal zirkuläre Argumentation
Dichotisches Hören
Auditives Beschattungsparadigma
Vp werden ver. Info. pro Ohr über Kopfhörer abgespielt. Ein Ohr soll “beschattet” werden, also zugehört und i.d.R. nachgesprochen, das andere Ohr soll ignoriert werden
Nach der Beschaffungsaufgabe werden VP zu dem nicht beschatteten Ohr befragt
Was bleibt unbemerkt beim nichtbeschatteten Ohr?
- der Inhalt
- Wechsel von Englisch zu Deutsch
- ob Band vor- oder Zuckwärts lief
Was wurde fast immer bemerkt beim nichtbeschatteten Ohr?
- das Geschlecht des Sprechers
2. Wechsel von Stimme zu Ton (400Gz)
Beispielhafte weitere Befunde von Beschattungsaufgaben
Neville Moray (1959)
35mal gleiches Wort im unbeschatteten Ohr
Wiedererkennungsleistung: 0%
Diana Deutsch (1986)
Melodien; Beschattung durch Mitsingen
Unbeschattete Melodie wird nicht erkannt
Split-Span-Technik von Broadbent
Gleichzeitige Darbietung von unterschiedlichen Zifferfolgen auf dem linken und dem rechten Ohr.
Die VP sollen nach der Präsentation der gesamten Folge möglichst alle Ziffern in beliebiger Reihenfolge nennen/ aufschreiben
Ergebnis: Ziffern werden bevorzugt nach Ohr & nicht
nach Darbietungspaaren wiedergegeben.
-> Separierung der Ohren scheint also auch in der Erinnerungsleistung bestand zu haben
Theorie der frühen Filterung von Broadbent (1958)
Broadbents Interpretation der Befunde zum dichotischen Hören:
Informationsselektion findet auf der Basis physikalischer Reizmerkmale (Frequenz, Ort, etc.) und somit zu einem frühen Zeitpunkt der Informationsverarbeitung statt.
ein selektiver Filtermechanismus wird auf einen von mehreren parallel arbeitenden Eingangskanälen gerichtet; den höheren, kapazitätslimitierten Verarbeitungsprozessen wird nur über diesen Kanal Information zugeleitet
- > Aufmerksamkeitdbasierte Selektion, Alles-oder-Nichts-Prinzip
s. F. 17
Evidenz für frühe Wirkung (Filterung) auditiver Aufmerksamkeit
- Auditives Ereignisskorreliertes Potenzial
2. Zählen von abweichende Frequenzen
EKP-Mittlungsverfahren
Ereigniskorrelierte Potenziale
EEG mit Stimuluspräsentation, die oft wiederholt werden und dann gemittelt werden, um die Ereignisunabhänigen Anteile des EEG heraus zu mitteln & nur noch die ereignisabhänige Wellenform zu bekommen
Durchschnittliche Verlaufskurve s F. 18
Evidenz für frühe Wirkung (Filterung) auditiver Aufmerksamkeit: 1. auditives EKP
EEG mit Stimulusrepräsentation, die oft wiederholt und anschließend gemittelt werden, um die ereignissunabhängigen Anteile des EEG heraus zu mitteln und nur noch eine Ereignisabhängige Wellenform erhält (siehe F.18)
Die wesentliche Annahme bei der EKP-Messung liegt darin, dass es geordnete Aktivierungsmuster gibt, die mit psychischen Vorgängen eng zusammenhängen. Die Muster werden nach ihrer Ausrichtung, negativ oder
positiv, und ihrem zeitlichen Auftreten klassifiziert.
-> bringt Evidenz für frühe Filterung
Evidenz für frühe Wirkung (Filterung) auditiver Aufmerksamkeit: 2. Zählen von abweichenden Frequenzen
Probanden bekommen häufig Töne mit Standardfrequenz (links: 1500 Hz; rechts: 800 Hz) bzw. selten Töne mit abweichender Frequenz (links: 1560 Hz, rechts: 840 Hz) dargeboten
In jeweils der Hälfte der Versuchsblöcke sollen die
Probanden die abweichenden Töne auf dem linken bzw. dem rechten Ohr zählen.
Ergebnis: N1 Komponente für Standardtöne höher, wenn diese auf dem beachteten Ohr dargeboten wurden
Ergebnisse zeigen, dass Aufmerksamkeit prinzipiell sehr früh wirken kann, aber nicht, dass eine (vollständige) Filterung immer sehr früh stattfindet
Evidenz gegen frühe Filterung (auditive Modalität)
- Cocktailparty-Phänomen
2. “Breakthrough of the unattended”
Evidenz gegen frühe Filterung (auditive Modalität): 1. Cocktailparty-Phänomen
Moray (1959): Manipulation der Information auf dem
unbeschatteten Ohr
(a) You may stop now “ (wurde zu < 10%
(b) „John Smith (Name der Vp ), you may stop now “ (zu 33%
Evidenz gegen frühe Filterung (auditive Modalität): 2. “Breackthrough of the unattended”
Instruktion (Beispiel): Beschatte das rechte Ohr
Rechtes Ohr: „… I saw the girl song was wishing
Linkes Ohr: „… me that bird jumping in the street
Ergebnis: in ca. 30% sogenannte Intrusionsfehler
Antwort: „I saw the girl JUMPING wishing
Interpretation: Offenbar keine vollständige frühe Filterung
-> Attenuation Model (Dämpfungstheorie)
Dämpfungstheorie von Anne Treisman (1964) (auditive Modalität)
- Weiterhin ist der Ort der Selektion flexibel,
- relativ frühen Selektion auf einer perzeptiven Stufe
- Frühe Filterung nicht vollständig („alles oder nichts“), sondern nur Abschwächung der nichtbeschatteten Information („mehr oder weniger“)
Abbildung s. F. 23
Theorien der späten Selektion (auditive Modalität)
Vollständige und parallele Analyse aller Eingangsreize
Selektion erfolgt spät aufgrund der Relevanz einer
Information für die derzeitige Aufgabe
Frühe oder späte Selektion bei Aufmerksamkeit (auditive Modalität)
Theoretische Kontroverse ging „unentschieden“ aus
Ort der Selektion ist flexibel und von spezifischen
Aufgabenanforderungen abhängig, somit gibt es keine allgemeingültige Antwort auf die Frage „früh oder spät?“
Frühe oder späte Selektion bei Aufmerksamkeit (auditive Modalität): Eine mögliche Erklärung
Je später die Selektion, desto mehr Verarbeitungskapazität wird benötigt
Die Selektion erfolgt so früh wie möglich (d.h., so früh wie es die Aufgabenanforderungen erlauben), um den Kapazitätsbedarf zu minimieren
Frühe oder späte Selektion bei Aufmerksamkeit (auditive Modalität): Alternativerklärung
Je geringer die Anforderungen für die Auswahl des Zielreizes sind (d.h., je einfacher relevante von irrelevanter Information trennbar ist; niedriger „ perceptual load “), desto später erfolgt die Selektion Lavie , 1995), da dadurch mehr Kapazität übrig bleibt
Visuelle Beschattung: Selektives Lesen
Nomenklatur: Rote Reize (in diesem Beispiel): Zielreize (Targets), relevante Reize
Blaue Reize: Störreize/Ablenkreize, Distraktoren, irrelevante Reize
Visuelle Beschattung: Überlagernde Viedeos
Vp sehen zwei übereinander gelegte Videos und sollen eins beschatten
Arten Visueller Beschattung
- Selektives Lesen
2. überlagernde Videos
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit
- Chance Bildness
- Überlagerte Bilder
- negativ Priming
- Attentional Blink
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: 1. Chance Blindness
Bilder verändern sich und VP muss sagen was sich verändert
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: 2. Überlagernde Bilder
Aufgabe der VP: Ästhetische Beurteilung der roten Figuren
Ablauf: Nach zehn Paaren folgte ein überraschender Gedächtnistest. Zuvor präsentierte & zuvor nicht präsentierte Reize wurden dargeboten & mussten als „alt“ bzw. „neu“ klassifiziert werden.
Ergebnis: Nahezu perfekte Leistung bei zuvor relevanten Reizen; Leistung
auf Zufallsniveau bei irrelevanten Reizen
-> frühe Filterung der
irrelevanten Information?
Beispiel F. 34
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: 3. Negativ Priming - Aufbau & Aufgabe
Aufbau: Ein rotes Bild (z.B.: eine Gitarre) & ein Grünes Bild (z.B.: Ein Hund) werden übereinandergelegt. Dieses entstanden Bild ist der Prime
Aufgabe: Vp müssen immer den rote Reiz bennen (z.B.: Gitarre)
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: 3. Negativ Priming - Versuchsbedinungen nach der Präsentation des Primes
- Attended Repetition: Das Bild welches vorher schon einmal benannt werden sollte wird wieder mit einem anderen irrelevanten Bild präsentiert (z.B.: rote Gitarre & grüner Stuhl)
- Control: zwei neue Reize werden präsentiert (z.B.: Grüner Fuß & Roter Stuhl)
- Ignored Repetition: DAs im Prime irrelevante Element (im Beispiel der Hund) wird zum relevanten Element (z.B.: Roter Hund und grüner Fuß)
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: 3. Negativ Priming - Ergebnismuster
RT Attended Repetition < RT Control < RT Ignored Repetition
Gleiches Ergebnismuster wenn die Darbietungszeit zu kurz ist, um den Distraktor berichten zu können
z.T. Evidenz für semantisches Negative Priming (z.B. Bild eines Hundes als Prime Distraktor -> Wort „Katze“ als Probe Target)
Negativ Priming - Wichtigste Erklärungsansätze
- Inhibitionsmodell
2. Episodischer Gedächtnisabruf
Negativ Priming: 1. Inhibitionsmodell
Distraktoren werden aktiv inhibiert, persistierende Inhibition
-> erhöht RT für Ignored Repetition Probes
Negativ Priming: 2. Episodischer Gedächtnisabruf
Distraktoren werden mit „nicht reagieren“ Etikette
markiert -> Konflikt von „nicht reagieren“ und „reagieren“ Information erhöht RT für Ignored-Repetition- Probes
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: Attentional Blink (Aufmerksamkeitsblinzeln) - Aufbau & Aufgabe
Aufbau: Präsentation von sehr schnell aufeinanderfolgenden Buchstaben an derselben
Position (Rapid Serial Visual Presentation)
Aufgabe: Zielreize (T) sind farblich markiert & sollen berichtet werden
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: Attentional Blink (Aufmerksamkeitsblinzeln)
- Wichtigste Manipulationen
- Anzahl der Distraktoren
zwischen T1 und T2, wie viel Buchstaben sind dazwischen?
2.Bericht nur von T2 oder von T1 und T2
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: Attentional Blink (Aufmerksamkeitsblinzeln) - Ergebnisse
Experimentalbedingung: Berichte T1 & T2
Kontrollbedingung: Berichte nur T2
Die Rate korrekter T2 Berichte ist in der Experimentalbedingung (aber nicht in der
Kontrollbedingung) stark verringert, wenn T2 2-5
Positionen nach T1 folgt
s. F. 38
Häufig wird dieser Effekt mit begrenzter
Verarbeitungskapazität und einem Flaschenhals ”
bei der Identifikation bzw . Gedächtniskonsolidierung
erklärt
Abbildung s. F. 38
Ortsbasierte Aufmerksamkeit - Paradigmen
- Hinweisreizparadigma (Cue paradigm, Posner-Paradigma)
- Flankierreizparadimga
(Eriksen flanker task) - Beispielhaftes Paradigma zur Untersuchung
ortsbasierter Aufmerksamkeit mit EKPs
Ortsbasierte Aufmerksamkeit:
Hinweisreizparadigma - Aufbau
Im Cueing-Paradigma wird der Vp ein ortsbezogener Hinweisreiz präsentiert, der die Position des nachfolg. Zielreizes mit einer best. Wahrscheinlichkeit vorhersagt. Der Zielreiz kann an einer von zwei räumlich entgegengesetzten Positionen erscheinen. In validen (80%) Durchgängen zeigt der Hinweisreiz die Position des Zielreizes korrekt an, in invaliden (20%) hingegen nicht. In neutralen Experimentaldurchgängen liefert der Hinweisreiz keine Informationen über die Position des nachfolgenden Zielreizes.
Siehe auch F. 39 & L. 144
Ortsbasierte Aufmerksamkeit:
Hinweisreizparadigma - Aufgabe
Vp muss Fixationskreuz betrachten und dann im Angeben wo der Zielreiz ist (Rechts o. Links)
Aufgabe ist es, möglichst schnell auf das Erscheinen des Zielreizes mit einer einfachen Identifikationsreaktion (Tastendruck) zu reagieren.
Ortsbasierte Aufmerksamkeit:
Hinweisreizparadigma - Ergebnisse
Verglichen mit neutralen Experimentaldurchgängen wird in validen Durchgängen schneller reagiert, in invaliden Durchgängen wird meist langsamer reagiert.
RT verringert sich also mit zunehmender Vorhersagbarkeit der Position
Durchgänge mit Augenbewegungen werden
ausgeschlossen
Verdeckte („covert“) Auslenkung der Aufmerksamkeit ohne offene (“overt “) Augenbewegungen
Ortsbasierte Aufmerksamkeit:
Hinweisreizparadigma - Arten von Hinweisreizen
- zentrale (symbolische) Hinweisreize
2. periphere Hinweisreize
Ortsbasierte Aufmerksamkeit:
Hinweisreizparadigma - 1. zentrale (symbolische) Hinweisreize
zentrale Hinweisreize tauchen zentral auf und nutzen Symbole (wie Pfeil o. Farben) um den Zielreiz anzukündigen
Ortsbasierte Aufmerksamkeit:
Hinweisreizparadigma - 2. periphere Hinweisreize
Zielreiz wird nicht durch ein zentrales Symbol gecuet, sondern durch Aufblinken o. fett werden eines Bereiches in der Pheripherie
S. F.42 o. L. 145
Mechanismen der ortsbasierten Aufmerksamkeit: Eigenschaften zentraler Hinweisreize
- Auslenkung der Aufmerksamkeit erfolgt:
- Funktionsweise
- Latenz
- Aktivitäsdauer
- durch nicht informative Reize auslösbar?
- umkodierbar?
- Auslenkung der Aufmerksamkeit erfolgt:
a) Endogen (anlagebedingt)
b) Intentional
c) Willentlich - Funktionsweise: Kontrolliert (“Top-Down”)
- Latenz: lang (> 200 ms)
- Aktivitäsdauer: lang (> 500ms)
- Ist nicht durch nicht informative Info. auslösbar
- umkodierbar
Mechanismen der ortsbasierten Aufmerksamkeit: Eigenschaften peripherer Hinweisreize
- Auslenkung der Aufmerksamkeit
- Funktionsweise
- Latenz
- Aktivitätsdauer
- durch nicht informative Reize auslösbar?
- Umkodierbar?
- Auslenkung der Aufmerksamkeit erfolgt:
a) Exogen (umweltbedingt)
b) Reizgetriggert
c) Reflexiv - Funktionsweise: überwiegend automatisch (“bottom-up”)
- Latenz: kurz (ca. 50ms)
- Aktivitätsdauer: kurz (50-200ms)
- Ist durch nicht informative Info. auslösbar
- nicht umkodierbar
nicht informative Hinweisreize
Cue ist dann Informativ, wenn er in > 50% der Fälle valide Vorhersagen macht, wenn ein Cue jedoch in 50% oder weniger % der Fälle valide Vorhersagen macht, dann hat er keinen Informationswert
Umcodieren von Hinweisreizen
Vp lernt, wenn ein Cue mehrheitlich invalide Aussagen macht, dass er das Gegenteil ansagt
z.B.: Pfeil der nach Rechts zeigt, zeigt Mehrheitlich Zielreiz links an
Hinweisreizparadigma: Lichtkegel-Metapher
Erkenntnisse aus dem Hinweisreizparadigma führten zur Vorstellung, dass visuelle Aufmerksamkeit wie ein bewegbarer Lichtkegel ( moving spotlight ) funktioniert:
Reize, die an einem von Aufmerksamkeit „beleuchteten“ Ort erscheinen, haben einen
Verarbeitungsvorteil gegenüber Reizen an anderen Orten.
Lichtkegel-Metapher: kontroverse Annahmen
- Durchmesser des Lichtkegels ist konstant
2. Verlagerung des Lichtkegels erfolgt kontinuierlich
Mechanismen des Lichtkegels nach Posner
- Disengage-Mechanismus: Die Aufmerksamkeit wird vor der Verlagerung von einem gegebenen Ort bzw. Objekt abgelöst und die objektbezogene Verarbeitung beendet
- Move-Mechanismsus: Verlagerung der Aufmerksamkeit von einem Ort an einen anderen
- Engage-Mechanismus: bindet die Aufmerksamkeit nach der Verlagerung an einen neuen Ort
- > separate Mechanismen, die den Lichtkegel steuern
Ortsbasierte Aufmerksamkeit: 2. Flankierreizparadigma (Eriksen flanker task) -Aufgabe
Reagiere auf den zentralen Buchstaben! z.B.: H, K -> linke Taste S, C -> rechte Taste weitere Buchstaben sind keiner Reaktion zugeordnet
SSSHSSS
+
Ortsbasierte Aufmerksamkeit: 2. Flankierreizparadigma - wichtigste Manipulationen
- Reaktionskompatibilität von Zielreiz und Flankierreizen (Distraktoren): Nebenliegende Reize erfordern eine andere oder die selbe Reaktion die der Zielreiz
- räumlicher Abstand zwischen Zielreiz & Distraktoren
In nachfolgenden Studien wurden u.a.
3. Vorhersagbarkeit der Position des Zielreizes
Ein Hinweisreiz auf die Position des Zielreizes (falls nicht vorhersagbar) verminderten Effekt, abhängig vom zeitlichen Abstand zwischen Hinweis und Zielreiz
- die Anzahl an möglichen Zielreizen manipuliert:
Bei hoher kognitiver Belastung verringert sich der Effekt; der Ort der Selektion ist offenbar flexibel
Flankierreizparadigma: Gummilinsenmetapher
Erkenntnisse aus dem Flankierreizparadigma führten zur Vorstellung, dass visuelle Aufmerksamkeit wie eine Gummilinse („zoom lense “)
Aufmerksamkeit kann entweder auf einen kleinen Bereich mit hoher Auflösung fokussiert (minimal ca. 1 1°Sehwinkel) oder auf einen größeren Bereich mit
verringerter Auflösung eingestellt werden
Flankierreizparadigma:
Gradientenmodell
Rand im Lichtkegel wird schlechter verarbeitet als das Zentrum vom Lichtkegel, bei den anderen Modellen wird alles im Lichtkegel gleich gut verarbeitet
Beispielhaftes Paradigma zur Untersuchung ortsbasierter Aufmerksamkeit mit EKPs
- Ablauf
Darbietung einer Abfolge von häufigen Standardbalken
Seltene Darbietung von abweichenden Balken, auf die die VP reagieren sollen.
Beispielhaftes Paradigma zur Untersuchung ortsbasierter Aufmerksamkeit mit EKPs
- Aufgabe
In jeweils der Hälfte der Blöcke sollen Probanden ihre Aufmerksamkeit nach links bzw. rechts verschieben (dabei aber immer zentral fixieren)
Beispielhaftes Paradigma zur Untersuchung ortsbasierter Aufmerksamkeit mit EKPs
- typisches Ergebnismuster - Welche Komponenten werden durch Aufmerksamkeitsauslenkung moduliert?
P1, N1 und P2 Komponenten werden durch Aufmerksamkeitsauslenkung moduliert
s. F. 48
Studie von Gonzales et. al.
hat Studie mit anderen Reizen gemacht, bei der die C1 Komponente (wird in V1, also dem primären visuellen Kortex generiert) abgeleitet werden konnte
Hauptergebnis: Die C1 Komponente wurde nicht durch Aufmerksamkeit moduliert. Das heißt gibt Evidenz dafür, dass selektive visuelle Aufmerksamkeit noch nicht im V1 stattfindet
Selektive Aufmerksamkeit scheint frühestens auf Prozesse außerhalb von V1 (also in extrastriären Arealen) zu wirken
Zeitlicher Verlauf ortsbasierter Aufmerksamkeit:
Inhibition of Return
Peripheres Hinweisreizparadigma
Zielreiz erscheint häufig zentral (.6), selten an den durch den Hinweisreiz indizierten / nicht indizierten Positionen (je .1), und manchmal gar nicht (.2)
Effekt: die Reaktionszeit auf einen Zielreiz an einer
durch einen peripheren Cue indizierten Position (gegenüber der Reaktionszeit auf einen Zielreiz an einer nichtindizierten Position) verlangsamt, wenn die Zeitverzögerung (SOA) zwischen Hinweis- und Zielreiz länger als etwa 300 ms ist
Manipulation der „ stimulus onset asynchrony “ (SOA) = Zeit vom Präsentationsbeginn des ersten Reizes (hier: Hinweisreiz) bis zum Präsentationsbeginn des zweiten Reizes (hier: Zielreiz). „Erleichterungseffekt“ für
die indizierte Position (SOAs < 300 ms) verkehrt sich in einen späten Inhibitionseffekt (SOAs > 300 ms),
Interpretation: Das (unmittelbare) Ausbleiben des Zielreizes an der indizierten Position zunächst zu einer Verlagerung der Aufmerksamkeit von der indizierten auf eine andere Position (z. B. den Fixationsort) führt, sodass, wenn der Zielreiz schließlich an der
indizierten Position erscheint, eine Rückorientierung der Aufmerksamkeit auf diese Position erforderlich ist.
Es kommt zur einer Hemmung der Aufmerksamkeitsreorientierung an einen kurz vorher beachteten Ort
Objekt- und dimensionsbasierte Aufmerksamkeit - Aufbau
-> Aufmerksamkeit wird nicht (nur) auf abstrakte räumliche Koordinaten im visuellen Feld, sondern (auch) auf bestimmte Objekte und/oder Dimensionen gerichtet.
Kurzzeitige Darbietung zweier sich räumlich überlappender Objekte (Rechteck, Linie)
Objekte hatten jeweils zwei unabhängige Attribute (Rechteck: Größe, Lückenseite; Linie: Textur, Neigung)
Objekt- und dimensionsbasierte Aufmerksamkeit
- Aufgabe
Beurteilung von einem Attribut („einfach“) oder von zwei Attributen („dual“).
Einfache Aufgabe: z.b.: Welche Textur hat die Linie?
Duale Aufgabe: z.B: welche Textur und welche Neigung hat die Linie (in einem Objekt)
ODER
Welche Größe hat das Viereck und welche Textur hat die Linie? (in ver. Objekten)
Bei dualen Urteilen befanden sich die zwei kritischen Attribute entweder im gleichen Objekt oder in unterschiedlichen Objekten (jeweils 50% der Vpn)
Objekt- und dimensionsbasierte Aufmerksamkeit
- Ergebnisse
Bessere Leistung für zweites Urteil (duale Bedingung) wenn sich die beiden Attribute innerhalb des gleichen Objekts befanden
-> Aufmerksamkeit kann zu einem Zeitpunkt nur auf ein Objekt gerichtet werden
Visuelle Suche: Lineare Reaktionszeitgleichung
RZ = a + bn
RZ: Reaktionszeit
b: Suchrate (Zeit/Item)
n: Displaygröße
Visuelle Suche: “parallele” Suche
- Effiziente, einfache, präattentive Suche
- b kleiner/gleich 10ms/Item
- Findet tendenziell bei einfacher Merkmalssuche statt (z.B. Suche nach der Anwesenheit eines roten Apfels unter grünen Äpfeln). Der Zielreiz unterschiedet sich durch ein einfaches Merkmal in der Merkmalsdimension
(S. F. 52) -> “pop-out-Phänomen”
Visuelle Suche: “serielle Suche”
- ineffiziente, schwierige, attentive Suche b > 10ms/Item
- Tendenziell bei Konjunktionssuche. Der Zielreiz unterscheidet sich in einer gegebenen Merkmalsdimension durch eine Kombination oder Konjunktion von Merkmalen (z.B.: Suche nach kleinen roten Apfel unter großen roten und kleinen grünen Äpfeln). Bei der Konjunktionssuche müssen die einzelnen Display-Items sukzessive mit fokaler Aufmerksamkeit abgetastet werden.
- Suchfunktion steigt linear an mit einem Steigungsverhältnis von 2:1 zw. abwesend (erschöpfende Suche) und anwesend (selbst-abbrechende Suche)
s. F. 52
Visuelle Suche: Merkmalsintegrationstheorie (Treismann et. al) - Ablauf
bei Konjunktionssuche:
1. müssen die einzelnen Display-Items sukzessive mit fokaler Aufmerksamkeit abgetastet werden.
- Durch die Ausrichtung des Aufmerksamkeitsfokus an einen bestimmten Ort werden die sich an diesem Ort befindenden, separat codierten Merkmale des inspizierten Items in eine kohärente Objektrepräsentation integriert.
- In der Folge kann diese temporäre Objektrepräsentation mit einer (im Objektgedächtnis gespeicherten) Beschreibung des Zielreizes abgeglichen werden.
- Dabei wird die Zuweisung von fokaler Aufmerksamkeit an ein Objekt als ortsbezogen konzipiert: Die Aufmerksamkeit wird auf einen Ort der Hauptkarte der Orte (master map of locations) gerichtet, wodurch der Output der ver. Merkmalsdetektoren an dem entsprechenden Ort verfügbar wird
- > Präattentive Verarbeitung einzelner Merkmale, Bindung von Merkmalen erfordert Aufmerksamkeit, Bindung kann nur für ein Objekt zu einer gegebenen Zeit erfolgen
s. F. 53
Merkmalsintegrationstheorie: Grundannahme über Aufbau von Stimuli
Annahme ist, dass sich jeder Stimulus als Kombination basaler Merkmale beschreiben lässt, wobei ähnliche Merkmale Dimensionen bilden; z. B. sind rot, grün und
blau Merkmale der Dimension Farbe; andere Dimensionen sind Orientierung, Größe, Tiefe, Bewegung etc.
Merkmalsintegrationstheorie: Merkmalsdimensionen als modulare Systeme
- Merkmalsdimensionen sind modulare Systeme die aus spezialisierten, z. B. einen bestimmten Farbwert codierenden, Merkmalsdetektoren bestehen.
- ähnliche Merkmalsdetektoren sind topografisch, in
Merkmalskarten, organisiert sind. Dabei entsprechen bestimmte Orte in den Karten bestimmten Stimulusorten im visuellen Feld, sodass die Möglichkeit besteht, korrespondierende Orte in den ver. Karten einander zuzuordnen
Merkmalsintegrationstheorie: Evidenz
- aus visuellen Suchexperimenten: kann gut die typischen Suchfunktionen bei einfacher Merkmalssuche& Merkmalskonjunktionssuche erklären
- illusionäre Konjunktionen
visuelle Suche: „illusionäre Konjunktionen“
der Befund, dass die Merkmale nichtbeachteter Objekte (bei kurzzeitiger Displaydarbietung) falsche Bindungen eingehen können; ein Beispiel wäre die Bindung der Form von Objekt A mit der Farbe von Objekt B (die Halluzination nicht vorhandener Merkmale ist dagegen selten). Mit anderen Worten: Nur die Zuweisung fokaler Aufmerksamkeit garantiert korrekte Merkmalsintegration
Ansätze in der Forschung zur visueller Aufmerksamkeit
- Ortsbasiert: Hinweiseiz- und Flankierreizparadigma, Inhibition of Return
- Objekt- oder dimensionsbasiert:
Visuelle Suche: Theorien
- Merkmalsintegrationstheorie (Treismann)
2. Theorie der gesteuerten Suche (Wolf)
Visuelle Suche: Theorie der gesteuerten Suche -Grundannahmen
- Es gibt eine Hauptkarte der Aktivierung, die die Zuweisung (Alokation) der fokalen Aufmerksamkeit steurt -> Sie wird immer an den jeweiligen Ort der höchsten Hauptkartenaktivierung gerichtet
- Die fokale Aufmerksamkeit vermittelt die Bindung der am höchstaktiviertesten Ort registrierten Objektmerkmale bzw. deren Durchleitung an ein Objekterkennungssystem
- Ist eine Theorie der Berechnung der Hauptkartenaktivierung. Diese Berechnung erfolgt durch zwei getrennte Mechanismen:
a) Top-down
b) Bottom-up
-> Kann Ähnlichkeitseffekte grundsätzlich erklären
Visuelle Suche: Theorie der gesteuerten Suche - Einfache Merkmalssuche
Bottom-up-Mechanismus:
Berechnung einer Karte von Merkmalsdifferenzen bzw. -Salienzen gleichzeitig (parallel) für jede Dimension
s. F.54c
Visuelle Suche: Theorie der gesteuerten Suche- Merkmalskonjunktionssuche
Zusätzlich zur bottom-up-Mechansimus auch noch ein top-down-Mechansimus:
In die Suche werden noch wissensbasierte Aktivierungen involviert, der Prozess arbeitet wegen geringerer Aktivierungsdifferenzen zw. Target und Distraktor seriell
s. F. 54
Flankierreizparadigma: Effekt
falls die Flankierreize eine damit Reaktion erfordern, die inkompatibiel mit dem Hinweizreiz ist, dann kann es zu einer Verlängerung der Reaktionszeit kommen, die als Flankierreiz-Kompatibilitätseffekt (FKE) bezeichnet wird.