Sitzung 11 Aufmerksamkeit Flashcards
Typische Alltagspsychologische Annahmen über Aufmerksamkeit
Aufmerksamkeit ist gleich Konzentration
Aufmerksamkeit ist anstrengend
Aufmerksamkeit verbessert die Leistung
Aufmerksamkeit untersteht dem Willen
Kategorisierung von Aufmerksamkeit
- selektive (fokussierte) Aufmerksamkeit
2. geteilte Aufmerksamkeit
- selektive Aufmerksamkeit
Auswahl bestimmter Informationen, um diese dem „Bewusstsein“ bzw. der Steuerung von Denken& Handeln zugänglich zu machen
-> früher vor allem Untersuchung der perzeptiven (wahrnehmungsbezogene) Selektion, heute zunehmend Untersuchung der handlungssteuernden Selektion
- geteilte Aufmerksamkeit
handlungsbezogene Limitationen der Aufmerksamkeit, z. B. bei gleichzeitiger Ausführung von multiplen Tätigkeiten
Vigilanz im Kontext von Aufmerksamkeit
Daueraufmerksamkeit
z.B.: Fluglotsen
Flaschenhals-Metapher
selektive Aufmerksamkeit wird oft als Flaschenhals-Metapher dargestellt
Durch den Boden der Flasche kommen alle Reize durch aber durch den Hals nur noch die “beachteten” verhaltenswirksamen Info.
Achtung: Manchmal zirkuläre Argumentation
Dichotisches Hören
Auditives Beschattungsparadigma
Vp werden ver. Info. pro Ohr über Kopfhörer abgespielt. Ein Ohr soll “beschattet” werden, also zugehört und i.d.R. nachgesprochen, das andere Ohr soll ignoriert werden
Nach der Beschaffungsaufgabe werden VP zu dem nicht beschatteten Ohr befragt
Was bleibt unbemerkt beim nichtbeschatteten Ohr?
- der Inhalt
- Wechsel von Englisch zu Deutsch
- ob Band vor- oder Zuckwärts lief
Was wurde fast immer bemerkt beim nichtbeschatteten Ohr?
- das Geschlecht des Sprechers
2. Wechsel von Stimme zu Ton (400Gz)
Beispielhafte weitere Befunde von Beschattungsaufgaben
Neville Moray (1959)
35mal gleiches Wort im unbeschatteten Ohr
Wiedererkennungsleistung: 0%
Diana Deutsch (1986)
Melodien; Beschattung durch Mitsingen
Unbeschattete Melodie wird nicht erkannt
Split-Span-Technik von Broadbent
Gleichzeitige Darbietung von unterschiedlichen Zifferfolgen auf dem linken und dem rechten Ohr.
Die VP sollen nach der Präsentation der gesamten Folge möglichst alle Ziffern in beliebiger Reihenfolge nennen/ aufschreiben
Ergebnis: Ziffern werden bevorzugt nach Ohr & nicht
nach Darbietungspaaren wiedergegeben.
-> Separierung der Ohren scheint also auch in der Erinnerungsleistung bestand zu haben
Theorie der frühen Filterung von Broadbent (1958)
Broadbents Interpretation der Befunde zum dichotischen Hören:
Informationsselektion findet auf der Basis physikalischer Reizmerkmale (Frequenz, Ort, etc.) und somit zu einem frühen Zeitpunkt der Informationsverarbeitung statt.
ein selektiver Filtermechanismus wird auf einen von mehreren parallel arbeitenden Eingangskanälen gerichtet; den höheren, kapazitätslimitierten Verarbeitungsprozessen wird nur über diesen Kanal Information zugeleitet
- > Aufmerksamkeitdbasierte Selektion, Alles-oder-Nichts-Prinzip
s. F. 17
Evidenz für frühe Wirkung (Filterung) auditiver Aufmerksamkeit
- Auditives Ereignisskorreliertes Potenzial
2. Zählen von abweichende Frequenzen
EKP-Mittlungsverfahren
Ereigniskorrelierte Potenziale
EEG mit Stimuluspräsentation, die oft wiederholt werden und dann gemittelt werden, um die Ereignisunabhänigen Anteile des EEG heraus zu mitteln & nur noch die ereignisabhänige Wellenform zu bekommen
Durchschnittliche Verlaufskurve s F. 18
Evidenz für frühe Wirkung (Filterung) auditiver Aufmerksamkeit: 1. auditives EKP
EEG mit Stimulusrepräsentation, die oft wiederholt und anschließend gemittelt werden, um die ereignissunabhängigen Anteile des EEG heraus zu mitteln und nur noch eine Ereignisabhängige Wellenform erhält (siehe F.18)
Die wesentliche Annahme bei der EKP-Messung liegt darin, dass es geordnete Aktivierungsmuster gibt, die mit psychischen Vorgängen eng zusammenhängen. Die Muster werden nach ihrer Ausrichtung, negativ oder
positiv, und ihrem zeitlichen Auftreten klassifiziert.
-> bringt Evidenz für frühe Filterung
Evidenz für frühe Wirkung (Filterung) auditiver Aufmerksamkeit: 2. Zählen von abweichenden Frequenzen
Probanden bekommen häufig Töne mit Standardfrequenz (links: 1500 Hz; rechts: 800 Hz) bzw. selten Töne mit abweichender Frequenz (links: 1560 Hz, rechts: 840 Hz) dargeboten
In jeweils der Hälfte der Versuchsblöcke sollen die
Probanden die abweichenden Töne auf dem linken bzw. dem rechten Ohr zählen.
Ergebnis: N1 Komponente für Standardtöne höher, wenn diese auf dem beachteten Ohr dargeboten wurden
Ergebnisse zeigen, dass Aufmerksamkeit prinzipiell sehr früh wirken kann, aber nicht, dass eine (vollständige) Filterung immer sehr früh stattfindet
Evidenz gegen frühe Filterung (auditive Modalität)
- Cocktailparty-Phänomen
2. “Breakthrough of the unattended”
Evidenz gegen frühe Filterung (auditive Modalität): 1. Cocktailparty-Phänomen
Moray (1959): Manipulation der Information auf dem
unbeschatteten Ohr
(a) You may stop now “ (wurde zu < 10%
(b) „John Smith (Name der Vp ), you may stop now “ (zu 33%
Evidenz gegen frühe Filterung (auditive Modalität): 2. “Breackthrough of the unattended”
Instruktion (Beispiel): Beschatte das rechte Ohr
Rechtes Ohr: „… I saw the girl song was wishing
Linkes Ohr: „… me that bird jumping in the street
Ergebnis: in ca. 30% sogenannte Intrusionsfehler
Antwort: „I saw the girl JUMPING wishing
Interpretation: Offenbar keine vollständige frühe Filterung
-> Attenuation Model (Dämpfungstheorie)
Dämpfungstheorie von Anne Treisman (1964) (auditive Modalität)
- Weiterhin ist der Ort der Selektion flexibel,
- relativ frühen Selektion auf einer perzeptiven Stufe
- Frühe Filterung nicht vollständig („alles oder nichts“), sondern nur Abschwächung der nichtbeschatteten Information („mehr oder weniger“)
Abbildung s. F. 23
Theorien der späten Selektion (auditive Modalität)
Vollständige und parallele Analyse aller Eingangsreize
Selektion erfolgt spät aufgrund der Relevanz einer
Information für die derzeitige Aufgabe
Frühe oder späte Selektion bei Aufmerksamkeit (auditive Modalität)
Theoretische Kontroverse ging „unentschieden“ aus
Ort der Selektion ist flexibel und von spezifischen
Aufgabenanforderungen abhängig, somit gibt es keine allgemeingültige Antwort auf die Frage „früh oder spät?“
Frühe oder späte Selektion bei Aufmerksamkeit (auditive Modalität): Eine mögliche Erklärung
Je später die Selektion, desto mehr Verarbeitungskapazität wird benötigt
Die Selektion erfolgt so früh wie möglich (d.h., so früh wie es die Aufgabenanforderungen erlauben), um den Kapazitätsbedarf zu minimieren
Frühe oder späte Selektion bei Aufmerksamkeit (auditive Modalität): Alternativerklärung
Je geringer die Anforderungen für die Auswahl des Zielreizes sind (d.h., je einfacher relevante von irrelevanter Information trennbar ist; niedriger „ perceptual load “), desto später erfolgt die Selektion Lavie , 1995), da dadurch mehr Kapazität übrig bleibt
Visuelle Beschattung: Selektives Lesen
Nomenklatur: Rote Reize (in diesem Beispiel): Zielreize (Targets), relevante Reize
Blaue Reize: Störreize/Ablenkreize, Distraktoren, irrelevante Reize
Visuelle Beschattung: Überlagernde Viedeos
Vp sehen zwei übereinander gelegte Videos und sollen eins beschatten
Arten Visueller Beschattung
- Selektives Lesen
2. überlagernde Videos
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit
- Chance Bildness
- Überlagerte Bilder
- negativ Priming
- Attentional Blink
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: 1. Chance Blindness
Bilder verändern sich und VP muss sagen was sich verändert
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: 2. Überlagernde Bilder
Aufgabe der VP: Ästhetische Beurteilung der roten Figuren
Ablauf: Nach zehn Paaren folgte ein überraschender Gedächtnistest. Zuvor präsentierte & zuvor nicht präsentierte Reize wurden dargeboten & mussten als „alt“ bzw. „neu“ klassifiziert werden.
Ergebnis: Nahezu perfekte Leistung bei zuvor relevanten Reizen; Leistung
auf Zufallsniveau bei irrelevanten Reizen
-> frühe Filterung der
irrelevanten Information?
Beispiel F. 34
Andere Methoden zum testen visueller Aufmerksamkeit: 3. Negativ Priming - Aufbau & Aufgabe
Aufbau: Ein rotes Bild (z.B.: eine Gitarre) & ein Grünes Bild (z.B.: Ein Hund) werden übereinandergelegt. Dieses entstanden Bild ist der Prime
Aufgabe: Vp müssen immer den rote Reiz bennen (z.B.: Gitarre)