Sitzung 13 Flashcards
1
Q
Politikverdrossenheit
A
Schlagwort, was v.a. folgende Indikatoren umfasst:
- Unzufriedenheit mit den aktuellen Leistungen der Politik
- fehlendes Vertrauen in politischen Institutionen (political trust / cynicism)
- fehlender Glauben an die eigenen Fähigkeiten, Politik zu verstehen und fehlender Glauben an die Responsivität der Politik (internal & external efficacy)
- fehlende Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie
- grundsätzliche Ablehnung der Demokratie als Staatsform
2
Q
Erklärung für Anstieg der Politikverdrossenheit
A
- schlechtere Leistungen der Politik
- sozialer Wandel
- erhöhte Ansprüche an die Politik
- Einfluss der immer negativer werdenden Medienberichterstattung über Politik
3
Q
Hypothesen zum Einfluss der Massenmedien auf Politikverdrossenheit
A
- Mediengattungshypothese
- Medieninhaltshypothese
- Politikdarstellungshypothese
4
Q
Mediengattungshypothese
A
- bestimmte Mediengattungen, v.a. das Fernsehen, verursachen Politikverdrossenheit
- > Begründung:
1) Fernsehen hat große Reichweite und erreicht deshalb auch viele, die sich wenig mit Politik befassen
2) Fernsehen wird als besonders glaubwürdig wahrgenommen
3) Politikdarstellung im Fernsehen interpretativer und negativer - Befunde (USA): Menschen, die sich v.a. aus dem Fernsehen informieren, sind tendenziell politikverdrossener als Menschen, die sich v.a. aus Tageszeitungen informieren
- Befunde (Deutschland): Kein ähnlicher Zusammenhang erkennbar (z.B. weil das Fernsehen auch nicht negativer berichtet als Tageszeitungen)
5
Q
Medieninhaltshypothese
A
- unterhaltende Medieninhalte verursachen Politikverdrossenheit, während politische Inhalte Politikverdrossenheit minimieren
- Befunde: Menschen, die viel politische Informationen nutzen, sind weniger politikverdrossen als Menschen, die viel Unterhaltung nutzen (Mobilisierung durch politische Inhalte)
6
Q
Politikdarstellunghypothese
A
- negative und strategische Politikdarstellung verursacht Politikverdrossenheit
- Untersuchungsdesigns:
- > experimentelle Studien
- > Kombi aus Inhaltsanalyse und Befragung als Zeitreihenanalyse
- > Methodenkombi aus Befragung und Inhaltsanalyse zu den Einflüssen der individuell genutzten Medieninhalte auf die individuellen Einstellungsänderungen
7
Q
Politikdarstellunghypothese
- Ergebnisse -
A
Methodenkombi aus Inhaltsanalyse und Panelbefragung auf Individualebene
- Rezipienten, die zwischen zwei Befragungswellen viele negative Informationen über Politik erhalten haben, ändern ihre Urteile zum Negativen
- diejenigen, die zum selben Zeitpunkt viele positive Informationen erhalten haben, verändern ihre Urteile nicht
Experimente
- Menschen fällen negativere Urteile über Politik, wenn ihnen Politik als Strategiespiel präsentiert wird
8
Q
Skandal
A
- während negative Politikberichterstattung der alltägliche Regelfall ist, sind politische Skandale besondere, klar abgrenzbare Ereignisse
- Basis eines Skandals ist i. d. R. ein Missstand (moralisches Fehlverhalten eines Politikers)
- von Bevölkerung werden Missstände v.a. als Skandal wahrgenommen, wenn sie sie für bedeutend, vermeidbar und durch schuldhaftes Verhalten verursacht hält
- Voraussetzung: Missstand muss von den Medien berichtet und angeprangert werden
- dies geschieht zunächst durch einzelne Journalisten
- > entscheidend, ob nach und nach alle Medien folgen (Skandal) oder einige den Skandalierten verteidigen (publizistischer Konflikt)
9
Q
Konsequenzen von Skandal
A
- enden i.d.R. mit Rücktritt des Skandalierten
- erfolgt spätestens, wenn sich nach den eigenen Medien auch die eigene Partei abwendet, weil sie Schaden von sich abwenden will
- es ist den Skandalierten zu raten, schnell zurückzutreten, wenn sie die Vorwürfe nicht eindeutig und überzeugend widerlegen können
10
Q
Wirkung von Skandalberichterstattung
A
- Skandalberichterstattung kann negative Folgen haben, weil die Kritik am Skandalierten auf die gesamte Politik zurückfällt
- aber auch positive, weil sie den Eindruck vermittelt, dass Missstände aufgedeckt und Schuldigen bestraft werden
11
Q
Negative Politikberichterstattung / Politische Skandale
- Fazit -
A
- überwiegend negative Politikberichterstattung nahezu aller Medien verursacht bei den Rezipienten Politikverdrossenheit
- das ist z.T. problematisch für die Demokratie, kann teilweise aber auch positiv betrachtet werden (im Sinne von kritischer Distanz zu Politikern)
- Berichterstattung über politische Skandale führt ebenfalls eher zu Politikverdrossenheit als dazu, dass die Rezipienten Skandale als funktional für die Demokratie empfinden
- in beiden Fällen kommt den Massenmedien eine Schlüsselrolle zu, weil sie weitgehend darüber entscheiden, wie Politik dargestellt und wer skandalisiert wird