Schizophrenie - Pharmakotherapie und Psychotherapie Flashcards
Psychotherapie und /oder Pharmakotherapie?
Beides:
- S3-Leitlinien (DGPPN 2019): Studien regelhaft in Kombination mit einer Medikation (nur PT
als ethisch fragwürdig gewertet)
- bis dato keine belastbare Evidenz für psychotherapeutische Monotherapie
Worauf war Psychotherapie lange beschränkt?
Psychoedukation und übende Verfahren zur Kompensation funktioneller Defizite
Was ist das Problem bei Pharmakotherapie?
- Akzeptanz oft gering wegen Nebenwirkungen
- 20 % der Patient*innen leiden trotz Medikation unter persistierenden Positivsymptomen und hohem Rezidiv-Risiko
Hinweise für Wirksamkeit von Mono-Psychotherapie:
- Patienten die Psychopharmaka verweigern: Symptomatik durch KVT erfolgreich reduziert
- Risiko eines Übergangs aus prodromal Phase in psychotische Episode durch KVT halbiert
Übersicht psychotherapeutischer Behandlungsansätze bei Psychosen (nicht alle auswendig, Beispiele)
- psychoedukative Ansätze
- Familieninterventionen
- psychodynamische und
- Kognitiv-behaviorale sowie
- neuere Ansätze wie z.B. eine für Psychosen spezifizierte Akzeptanz-und Committment Therapie
(ACT)
Evidenz psychotherapeutischer Behandlungsansätze bei Psychosen: welche am besten?
- KVT - Rückfallprophylaxe, Symptomreduktion etc
- ACT - Reduktion von Negativsymptomatik und Stimmenhören
- Evidenz psychodynamischer & humanistischer Therapieverfahren nicht ausreichend
Was waren die erste und zweite Generation der Pharmakotherapie?
FGA 1. Generation Dopamin-D2-Antagonisten
SGA 2. Generation: Erweiterung der Dopamnhypothese: Dirty Drugs mit ganz unterschiedlichen Rezeptorprofilen
Was war die wichtigste Zeit in der Entwicklung der Pharmakotherapie?
1950-60: innerhalb von 10 Jahren die komplette Psychiatrie-Palette entwickelt
Lithium (anti-manisch) –> Chlorpromazin (antipsychotisch) –> Imipramin (anti-depressiv) –> Chlordiazepoxid (Benzo)
Was war die erste Generation von Antipsychotika?
Dopamin-D2-Agonisten: (hemmen Dopamin D-2 im Hirn)
- macht positiv Symptome weg, aber auch
Nebenwirkungen
- macht Negativ-Symptome stärker und Bewegungsstörungen
Was war die zweite Generation von Antipsychotika? Was für Probleme gab es damit?
Erweiterung der Dopamnhypothese: Dirty Drugs mit ganz unterschiedlichen Rezeptorprofilen
- weniger Anti-psychotisch wirksam: deswegen häufig hoch-dosiert
- Wenn man sie jedoch sehr hoch dosiert: plötzlich gleiche NW wie 1. Generation und somit
kein so großer Unterschied mehr
- Ärzte –> Überdosierung durch Polypharmazie
Was sind die neuen Antipsychotika? Wie funktionieren sie (oder sollten sie funktionieren)?
Lurasidon (2015)
- soll sowohl Positiv- als auch Negativ-Symptome reduzieren, der Dopamin D3-Rezeptor als versprochene Heilung für Negativ-S. → es gibt sie immer noch
- erstes Antipsychotikum als Inhalat –> Akut-Aufnahme/Wirkung, Benzos nicht mehr notwendig
Cariprazin (2018/19)
- D2 (pos) und D3 (neg) Rezeptoren –> Symptomreduktion + SSRI Funktion
Rezeptorpharmakologie wichtiger Antipsychotika 2. Generation: das Problem
Alle unterschiedl. Rezeptorprofile (desw. „Dirty drugs“ gennant), die behauptet haben, sie behandeln erfolgreich „negativ-Symptome“ –> wildes Durcheinander
- Ziprasidone am einheitlichsten, ist aber eher anti-Depressivum
Wie wurde die Rezedivprophylaxe zuvor eingeschätzt? X Episoden –> X Jahre Prophylaxe
1 Episode = 1 Jahr
2. Episode = 2-5 Jahre
ab 3. Episode lebenslange Therapie
Anhand welchen Parametern wird die Rezedivprophylaxe heutzutage festgelegt?
- Wie schwierig war es, den Patienten auf Medikamente einzustellen, wie schnell hat er respondiert, wie gut verträgt er das Medikament
- Start low, go slow → bloss nicht Hoch-dosis Therapie von Anfang an
- Monotherapie: nur EIN Medikament nehmen und wenn dies nicht hinreichend wirkt,
ausdosieren und Überlappend ein neues dosieren
Behandlungsresistenz: wie viel Prozent der Patienten sprechen nicht in gewünschtem Maß auf 2 oder mehr ausreichend dosierte antipsychotische Behandlungsversuche an?
30%
(Unter Berücksichtigung von Negativ- oder kognitiven Symptomen (im Sinne des Funktionsniveaus) ist diese Zahl sicher höher)
Langzeiteffekte der Pharmakotherapie: wie wirkt ein Medikament am besten? Warum?
Wenn es gering dosiert ist - Höhere Dosierungen führen zu keinen weiteren Effekten, aber mehr Nebenwirkungen
Was ist die ideale D2/3-Rezeptorblockade durch Medikamente?
50-70%
Wie lange dauert die Rückbilidung Symptomen normalerweise?
mehr als 4 Wochen, manche Residualsymptome lassen sich nicht effektiv behandeln
Pharmakotherapie: Fragwürdiges Ziel der schnellen Symptomfreiheit durch: (3)
- schnelles Aufdosieren
- Polipharmazie (Zusatz statt Alternative)
- Überdosierungen bis 3x empfohlene max. Dosis (Overshooting)
Wie viel Prozent der Patienten haben klinische relevanten Effekt mit Pharmakotherapie?
32%
Wie ist die Wirksamkeit von Pharmakotherapie im Zeitverlauf? Warum?
- Nimmt im Verlauf ab
- Grund: Rezeptorveränderung (Adaptation)
–> Up-Regulation von D2-Rezeptoren
–> Dopaminrezeptor-Supersensitivität (Steigerung um das 3-fache), führt zu Vulnerabilität
Neurophysiologische und klinisch-psychologische Folgen der Rezeptorveränderungen:
- Wirksamkeitsverlust der Medikamente
- Dosissteigerung im Verlauf
- Reboundeffekte bei Dosisreduktion oder Absetzen
- Supersensitivitätspsychosen bei Reduktion
- Vermehrte Positivsymptome bei Rückfällen
- Kürzer werdende Abstände von Exazerbationen
- Supersensitivitätspsychosen trotz Medikation, sog „Durchbruchspsychosen“ - Zunahmen von Drogenkonsum zur Affektregulation
- Starke Nebenwirkungen
Schnell’s Fazit zur Pharmakotherapie
- Überhöhte Akutdosierungen u zu schnelle Dosissteigerungen
- Unnötige Dosiserhöhung trotz fehlender Effektivität
- Keine Anerkennung der Unvermeidbarkeit von Restsymptomen - Überbehandlung bei Non-Respondern
- Polipharmazie als fälschliche Notlösung
- Zu wenig Psychotherapie
Psychotherapie: Therapiephasen - Therapieziele - Interventionen
- In der Akuten Phase wird schon mit der VT begonnen, Familienintervention+ Symptomreduktion
- Stabilisierende Phase: halbes Jahr, wo Medikamente eindosiert werden - verschiedenste Ansätze für PsT: Akzeptanz, Kommitment, MKT usw.
- Stabile Phase: ganz wichtig! Denn langzeitig —> Patienten wieder in gutes Leben führen, dass sie morgens aufwachen und wissen, was ihre Ziele und Sinn für Leben ist
Lebensqualität als zentrales Thema in der Psychotherapie